Hallo liebe Alle.
Ich wurde vor inzwischen über 10 Jahren vergewaltigt. Ich war damals 12 Jahre alt. Es war meine erste sexuelle Erfahrung.
Es war ein mir fremder Mann, der behauptete mich zu kennen. Zu einer Anzeige ist es nie gekommen, da ich solche Angst hatte. Auch meine Familie weiß bis heute nicht Bescheid.. 2 Jahre später wurde ich erneut vergewaltigt..
Bis heute erinnere ich mich an den Schmerz. Ich leide heute noch an Alpträume in dem das Geschehen immer wieder passiert. Ich bekomme die Bilder meiner blutigen Beine nicht aus meinem Kopf. Der Schmerz als Jungfrau, die Hilflosigkeit. Doch einer der schlimmsten Gedanken ist für mich, dass mein Körper entgegengesetzt meines Willen reagierte. Der Täter betonte immer wieder, dass es mich doch so geil macht und immer feuchter werde, während ich mit Tränen in den Augen und Schmerzen am ganzen Köper auf den kalten Asphaltboden lag..
Ich war von zuhause abgehaun, da wir in der Familie immer scheiß Bedingungen hatten und Streit, was ich nicht mehr aushielt. Ich war zu dieser Zeit eine kleine Rebellin, bin zu Freunden die um einiges älter waren als ich (17-20). Sie feierten mit Alkohol und Drogen und ich machte mit. Nach einiger Zeit wollte ich nach Hause, weil es mir nicht mehr so gut ging. Also machte ich mich alleine auf den Weg zum Bahnhof. Bemerkte eine Zeit lang dass ich verfolgt werde und redete mir ein, dass ich das Gefühl habe weil ich betrunken war.... und ja was soll ich sagen. Ich wurde verfolgt und brutal vergewaltigt..
Danach lief ich zum Bahnhof und versteckte mich die ganze Nacht auf einer Toilette und fuhr am nachsten Morgen nach Hause und versuchte mir nicht anmerken zulassen.
Lange lief ich jeden Tag in die Schule und wieder zurück und traute mich nicht mehr raus.
Jedes Jahr wenn die Zeit näher rückt in der es passiert ist, merke ich, dass ich mich mehr zurückziehe und viel darüber nachdenke. Das Thema wird in vielen Lebenssituationen präsenter. Ich habe einen wunderbaren Partner, der von dem bescheid weiß. Ich habe immer wieder ein Problen darüber zu reden. Weil ich es ihm nicht zumuten möchte sich mit solchen Themen auseinander zu setzen, da die Gespräche immer schwer für ihn sind, weil er es nicht hören will bzw. kann was mir widerfahren ist, was ich verstehe..
Mein Problem ist, dass ich Stress mit Sex verarbeiten möchte oder mich zwanghaft selbst befriedige. (Mein Psychologe meinte, dass es eine sexuelle Störung aufgrund des Traumas sei).
Ich habe Gedanken und Phantasien, die meinen Partner abschrecken, aufgrund dem was mir passiert ist. Ich fühle mich als wäre ich Sexsüchtig bzw. Süchtig nach einen Orgasmus. Das ist das einzige was mich etwas beruhigt in solche Momente, daher befriedige ich mich sehr oft selbst. Dabei bin ich oft selber nicht wirklich in Stimmung für sowas, es ist wie erwähnt mehr ein Zwang.
Ich liebe meinen Partner über alles und ich stelle mir vor, wie wir unsere Familie gründen, doch in Sachen Sex will ich mehr. Ich möchte Abenteuer erleben mit verschiedenen Menschen. Mir kommt wirklich vor ich brauche das... aber nicht um eine liebevolle Bindung zu anderen Menschen aufzubauen, sondern nur wegen dem Sex. Ich habe mal angefangen über das Thema offene Beziehung zu sprechen und meinem Drang nach Sex. Jedoch wollte er über das Thema nicht sprechen.
Ich weiß, dass wenn man selbst nicht in dieser Situation ist, es unvorstellbar ist, wenn man in einer glücklichen Beziehung ist Sex mit anderen will. Ich weiß nicht wie ich dieses Thema besprechen kann mit ihm.
Ich werde inzwischen sehr schnell Erregt, wenn ich leicht angeflirtet werde. Und ich habe extreme Angst davor, dass ich mich dem irgendwann hingebe und meinen Partner betrügen könnte nur wegen Sex.
Gibt es andere Frauen die so ein zwanghaftes Verhalten nach einer Vergewaltigung haben?
Oder Männer, die vielleicht solch eine Situation mit ihren Partnern hatten?
Ich weiß nicht mehr wie ich das kontrollieren soll ohne ihn zu verletzten.
Sexuelle Störung
-
Eli
Re: Sexuelle Störung
Hallo Julia
Willkommen hier.
Danke für dein Vertrauen. Es tut mir leid dass du zweimal so schreckliches erlebt hast.
Also mir kam der Gedanke: vielleicht hat der Wunsch nach Sex gar nichts mit den VG zu tun? Oder fühlt es sich so an? Es wäre bzw ist ja auch legitim einfach Sex mit mehreren haben zu wollen...finde ich jetzt erstmal nichts krankhaftes. Aber ich vermute du spürst dass es der Wunsch ist sich wieder so verletzen zu lassen. Oder? Ja das kenne ich sehr gut.
Ich denke das kennen viele hier. Das ist kein Grund sich zu schämen. Es gibt glaube ich unterschiedliche Gründe wieso man das will.. selbstverletzung, der Versuch das Trauma so aufzulösen auch wenn es nicht funktioniert, das gewohnte wieder suchen etc.. das fällt mir so dazu ein.
Wie hast du es bis heute geschafft es zu kontrollieren? Das soll nicht blöd klingen ich glaube aber du hast die Lösung schon in dir.
Und machst du arbeit mit inneren Anteilen in der Therapie? Das könnte aus meiner Sicht evtl helfen damit umzugehen und es zu verändern.
Alles liebe
Eli
PS vielleicht hilft es dir mal "reinszenierung Trauma" zu googeln. Ich finde es könnte der Wunsch das Trauma zu reinszenieren sein. Und das ist mit Verlaub etwas ganz normales, wenn man das Trauma noch nicht verarbeitet hat.
Ich stelle mir das so vor...also nur meine Idee und du schaust ob es so ungefähr ist: du hast Stress. Das löst blöde Gefühle aus. Wut Traurigkeit etc. Diese Gefühle sind verbunden mit der VG damals. Da hattest du diese Gefühle auch sehr stark... die Seele denkt vielleicht unbewusst: wenn ich traurig bin hat das immer was mit Sex zu tun...deshalb musst du es dann wieder herstellen. Ich würde mal versuchen in so Stress Situationen sher bewusst Hinzuspuren welche Gefühle aufkommen und an was dich das erinnert.
Und auch bewusst zu sagen du machst in so Situationen xyz. Also zb eine Freundin anrifen. Du legst das quasi fest gemeinsam mit deinem Inneren was eigentlich lieber was anderes will. Wenn du magst. Sich selbst befriedigen ist natürlich total okay aber wenn du es eigentlich selbst nicht willst stelle ich mir das echt blöd vor...
PS 2 dass du erregt wurdest ist ebenfalls eine ganz normale Reaktion. Auch wenn es schwer ist auszuhalten...
Ps3 sagt er dass er die Gespräche nicht möchte oder aushält oder denkst du das? Das wäre ja ein Unterschied.
Vielleicht geht es nicht darum details zu schildern sondern zu sagen wie es dir ganz konkret im hier und jetzt damit geht, mit ihm etc. Und darüber zu sprechen und sich dadurch näher kennenlernen und es ein bisschen einfacher machen. Sicher ist die Beziehung für dich manchmal auch schwierig wegen der Traumata..
Willkommen hier.
Danke für dein Vertrauen. Es tut mir leid dass du zweimal so schreckliches erlebt hast.
Also mir kam der Gedanke: vielleicht hat der Wunsch nach Sex gar nichts mit den VG zu tun? Oder fühlt es sich so an? Es wäre bzw ist ja auch legitim einfach Sex mit mehreren haben zu wollen...finde ich jetzt erstmal nichts krankhaftes. Aber ich vermute du spürst dass es der Wunsch ist sich wieder so verletzen zu lassen. Oder? Ja das kenne ich sehr gut.
Ich denke das kennen viele hier. Das ist kein Grund sich zu schämen. Es gibt glaube ich unterschiedliche Gründe wieso man das will.. selbstverletzung, der Versuch das Trauma so aufzulösen auch wenn es nicht funktioniert, das gewohnte wieder suchen etc.. das fällt mir so dazu ein.
Wie hast du es bis heute geschafft es zu kontrollieren? Das soll nicht blöd klingen ich glaube aber du hast die Lösung schon in dir.
Und machst du arbeit mit inneren Anteilen in der Therapie? Das könnte aus meiner Sicht evtl helfen damit umzugehen und es zu verändern.
Alles liebe
Eli
PS vielleicht hilft es dir mal "reinszenierung Trauma" zu googeln. Ich finde es könnte der Wunsch das Trauma zu reinszenieren sein. Und das ist mit Verlaub etwas ganz normales, wenn man das Trauma noch nicht verarbeitet hat.
Ich stelle mir das so vor...also nur meine Idee und du schaust ob es so ungefähr ist: du hast Stress. Das löst blöde Gefühle aus. Wut Traurigkeit etc. Diese Gefühle sind verbunden mit der VG damals. Da hattest du diese Gefühle auch sehr stark... die Seele denkt vielleicht unbewusst: wenn ich traurig bin hat das immer was mit Sex zu tun...deshalb musst du es dann wieder herstellen. Ich würde mal versuchen in so Stress Situationen sher bewusst Hinzuspuren welche Gefühle aufkommen und an was dich das erinnert.
Und auch bewusst zu sagen du machst in so Situationen xyz. Also zb eine Freundin anrifen. Du legst das quasi fest gemeinsam mit deinem Inneren was eigentlich lieber was anderes will. Wenn du magst. Sich selbst befriedigen ist natürlich total okay aber wenn du es eigentlich selbst nicht willst stelle ich mir das echt blöd vor...
PS 2 dass du erregt wurdest ist ebenfalls eine ganz normale Reaktion. Auch wenn es schwer ist auszuhalten...
Ps3 sagt er dass er die Gespräche nicht möchte oder aushält oder denkst du das? Das wäre ja ein Unterschied.
Vielleicht geht es nicht darum details zu schildern sondern zu sagen wie es dir ganz konkret im hier und jetzt damit geht, mit ihm etc. Und darüber zu sprechen und sich dadurch näher kennenlernen und es ein bisschen einfacher machen. Sicher ist die Beziehung für dich manchmal auch schwierig wegen der Traumata..
Re: Sexuelle Störung
Hallo Julia,
über Reinszenierung hat Eli ja schon geschrieben. Das wäre ein möglicher Ansatz, der bei vielen zutrifft.
Ich habe gerade in einem Artikel gelesen, da ging es genau um dieses Verhalten. Und darin gab es noch einen zweiten Ansatz. Und zwar genau das Gegenteil. Dass viele Opfer sexueller Gewalt später ganz bewusst immer wieder viele sexuelle Kontakte suchen, um sich zu ermächtigen und die Erfahrung zu machen "ich entscheide das". Da geht es dann eben eigentlich nicht um den Sex, sondern er ist nur das Werkzeug um sich seine Selbstbestimmung im Gefühl zurück zu holen. Ich fand das sehr hilfreich und wichtig, weil bei mir selbst die Reinszenierung der Ohnmacht hier nie gepasst hat.
Vielleicht hilft dir, wenn du dir mal ansiehst, wie du dich verhältst und fühlst in den Momenten wo es zum Flirten kommt. Hast du das Gefühl dich unterwerfen zu wollen oder bist du eher die Führende? Dann hast du eine erste Idee, was dahinter für ein Bedürfnis liegen könnte.
Die Situation mit deinem Freund ist natürlich echt schwierig, weil das schnell zu schlimmen Verletzungen führen kann. Er wird schwer nachvollziehen können, was deine Gründe sind und hat ja auch noch seine eigenen Gefühle. Ich würde es tatsächlich erst mit professioneller Begleitung ansehen, ehe du mit deinem Freund darüber sprichst. Damit du für dich erstmal klären kannst, was du brauchst und nicht etwas kaputt geht zwischen euch, das sich später nicht mehr kitten lässt.
Wichtig ist aber, dass du dir selbst nachsichtig begegnest. Du bist nicht unnormal, sondern dir ist etwas furchtbares angetan worden und deine Psyche versuchst es irgendwie zu lösen in dir durch dein Verhalten. Und die Methoden dazu sind sehr individuell.
Viel Kraft!
Bao.
über Reinszenierung hat Eli ja schon geschrieben. Das wäre ein möglicher Ansatz, der bei vielen zutrifft.
Ich habe gerade in einem Artikel gelesen, da ging es genau um dieses Verhalten. Und darin gab es noch einen zweiten Ansatz. Und zwar genau das Gegenteil. Dass viele Opfer sexueller Gewalt später ganz bewusst immer wieder viele sexuelle Kontakte suchen, um sich zu ermächtigen und die Erfahrung zu machen "ich entscheide das". Da geht es dann eben eigentlich nicht um den Sex, sondern er ist nur das Werkzeug um sich seine Selbstbestimmung im Gefühl zurück zu holen. Ich fand das sehr hilfreich und wichtig, weil bei mir selbst die Reinszenierung der Ohnmacht hier nie gepasst hat.
Vielleicht hilft dir, wenn du dir mal ansiehst, wie du dich verhältst und fühlst in den Momenten wo es zum Flirten kommt. Hast du das Gefühl dich unterwerfen zu wollen oder bist du eher die Führende? Dann hast du eine erste Idee, was dahinter für ein Bedürfnis liegen könnte.
Die Situation mit deinem Freund ist natürlich echt schwierig, weil das schnell zu schlimmen Verletzungen führen kann. Er wird schwer nachvollziehen können, was deine Gründe sind und hat ja auch noch seine eigenen Gefühle. Ich würde es tatsächlich erst mit professioneller Begleitung ansehen, ehe du mit deinem Freund darüber sprichst. Damit du für dich erstmal klären kannst, was du brauchst und nicht etwas kaputt geht zwischen euch, das sich später nicht mehr kitten lässt.
Wichtig ist aber, dass du dir selbst nachsichtig begegnest. Du bist nicht unnormal, sondern dir ist etwas furchtbares angetan worden und deine Psyche versuchst es irgendwie zu lösen in dir durch dein Verhalten. Und die Methoden dazu sind sehr individuell.
Viel Kraft!
Bao.
Re: Sexuelle Störung
P.S.: ich würde mir unbedingt einen Sexualtherapeuten suchen, der sich auch mit Trauma auskennt. Nur Sexualtherapeuten oder nur Traumatherapeuten haben da oft keine umfassende Ausbildung für beides. Kannst auch mal googeln Sexualtherapie bei Trauma.
-
Anton536363636
Re: Sexuelle Störung
Ich finde es scheiße, was dir passiert ist und ich finde, dass du es verdient hast ein normales Leben zu führen. Ich weiß, dass du deinen Weg finden wirst. Irgendwie. Auch wenn das jetzt ein Ratschlag ist, du sollst wissen dass ich dir nur das Beste wünsche.