Zeit zurück drehen

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
Verlorene Seele

Zeit zurück drehen

Beitrag von Verlorene Seele »

Hallo zusammen,

Mir geht’s grad garnicht gut. Ich fühle mich so alleine! Ich bin von sovielen Menschen umgeben, die mich lieben, die mich wieder glücklich sehen wollen. Und ich will das wirklich auch, aber es ist ein auf und ab der Gefühle.

Ich wünsche mir mein altes Leben zurück, als noch alles gut war. Als meine kleine Welt noch heim war! Als ich eine Familie hatte, die mir die Welt bedeutet haben. Ich konnte immer auf sie zählen! Und heute sind sie ein Ort, andem ich mich verstellen muss. Ein Ort an dem ich nicht mehr Zuhause bin! Alles ist so vergänglich, nichts ist für die Ewigkeit, alle Menschen die man einst so geliebt hat werden irgendwann gehen. Es klingt so düster, aber genau das hat mir meine Vergangenheit bisher gezeigt.
Ich will die Uhr zurückstellen, dahin, wo ich wirklich glücklich war. Ich war voller Lebensfreude und Energie und Liebe!
Und jetzt? Jetzt lebe ich von einer Phase in die nächste. Fühle mich so einsam wie nie zuvor, obwohl ich keine Sekunde alleine bin. Niemand versteht mich, versteht die Komplexität meiner Vergangenheit und wieso sie mich jetzt nach sovielen Jahren so beeinträchtigt.

Die Welt dreht sich weiter, nur ich bleibe stehen.
Verlorene Seele

Re: Zeit zurück drehen

Beitrag von Verlorene Seele »

Ich schreibe einfach mal weiter, weil es mir gut tut.

Ich muss lernen meinen Gefühlen Raum zu schaffen. Ich kann manche Gefühle wie Freude und Trauer zulassen und ausdrücken und habe keine Angst vor ihnen.
Aber die Wut ist mir völlig neu. Das Gefühl der Wut kenne ich, habe sie aber immer unterdrückt und nun bin ich erwachsen und weiß nicht wie ich dieses Gefühl „richtig“ zulasse!? Meistens kommt sie völlig unkontrolliert und an falscher Stelle raus. Danach bin ich immer total fertig und fühle mich wie ein Versager.

Vielleicht hat jemand ein paar Tipps wie ich damit umgehen kann!? Es wäre wirklich schön, wenn jemand antwortet.
Wie geht man mit all dem um? Man muss alles neu lernen wie ein Kind. Lernen seine Gefühle zu kontrollieren und diese richtig rauslassen, lernen auf dich und deine Bedürfnisse zu hören und sie zu formulieren. Es ist so ein langer Weg und ich bin mittlerweile so müde. Ich will den Weg nicht gehen, ich will da raus und kann es nicht. Ich will einfach nur normal sein.
Verlorene Seele

Re: Zeit zurück drehen

Beitrag von Verlorene Seele »

Mir geht es heute garnicht gut, ich hatte heute nach zweimotoriger Pause zum ersten Mal wieder Therapie. Es war eigentlich ok und wir haben die großen Themen die mich beschäftigen nur mal kurz angesprochen. Ich weiß nicht was passiert ist, aber ich bin mit weichen Knien da raus, mein Kopf total leer und ich bin den ganzen Tag über einfach nur traurig, antriebs- und kraftlos. Ich dachte es würde mir danach besser gehen.

Ich brauche soooooo dringend jemanden zum reden. Jemand der mich versteht. Bei dem ich mich nicht verstellen muss, aus Angst er könnte meine Vergangenheit nicht ertragen.

Ich Sehen mich so nach jemanden, der mich in den Arm nimmt, der mir ansieht was ich brauche ohne dass ich es immer einfordern muss. Ich wünsche mir so sehr Verständnis von meiner Familie. Vorallem die Beziehung zu meiner Mama ist gerade so schwierig. Ich vermisse sie so sehr, aber ich kann mich ihr nicht öffnen. Ich habe Angst sie geht daran zugrunde. Sie würde es nicht ertragen zu sehen wie es wirklich in mir aussieht. Und ich müsste ihr vorwürfe machen, das sie nichts gemerkt hat, dass sie mich nicht gerettet hat, dass sie es heute immer noch nicht versucht und alles klein redet und ganz schnell wieder zur Normalität zurückkehren möchte. Die wird es so nie wieder geben und das wird mir grad so bewusst. Ich habe meine Familie verloren. Meine heile Familie.

Alles ist so zerbrechlich geworden.
Gast

Re: Zeit zurück drehen

Beitrag von Gast »

Hallo zerbrechliche Seele,

Es tut mir leid dass es dir so schlecht geht.
Ja alle zwei Monate Therapie ist viel zu wenig. Hast du bald öfter?
Vielleicht hat es dich traurig gemacht dass es nicht mehr Zeit oder liebe Worte gab?

Ja ich denke das haben wir hier alle gemeinsam dass wir uns jemanden zum Reden und lieb haben wünschen.
Ich sage dazu jetzt nichts mehr weil ich diesbezüglich sehr verbittert bin und der Auffassung ich werde eh nie jemanden finden. Viel zu enttäuscht.

Mmh also wegen deiner Mutter: da würde ich vorschlagen dass du mal mit ihr in Ruhe redest, evtl auch mit der Therapeutin oder du ihr einen Brief schreibst wie du dich fühlst und dass du den Eindruck hast sie bagatellisiert alles evtl weil sie es selbst nicht aushält oder sich schuldig fühlt.
Das kannst du ja benennen. Aber am Ende ist sie erwachsen und deine Mutter und muss im Zweifel lernen damit umzugehen.
Dich hat ja auch niemand gefragt ob und wie du mit dem Mist umgehst und du warst ein Kind und total allein.

Hast du mal an Instagram oder eine Selbsthilfe Gruppe gedacht um mehr Kontakt zu finden wo Leute evtl auch eine komplexe PTBS haben oder sexualisierte Gewalt erlebt.

Deine Mutter wird daran nicht zugrunde gehen. Das ist nur deine Angst von früher. Oder ist sie schwer depressiv etc?

Und wenn du es nicht versuchst wird sich auch nichts ändern oder? Du musst es ja nicht als Vorwurf formulieren sondern sagen: ich hätte mir damals sehr gewünscht dass du merkst wie schlecht es mir geht.
Oder hat sie den MB gesehen, hat mit gemacht oder klar von gewusst? Das wäre nochmal was ganz anderes...

Mmh du hast deine Familie aber schon lange verloren. Es wird dir nur jetzt klar.

Viele Menschen können keine wut spüren. Das kannst du nicht auf rationalen weg lernen...du kannst sagen Wut ist okay aber lernen wird man es erst mit der Zeit ..es gibt da nicht den einen richtigen Weg. Mir half mir Kinder anzusehen und mich dann zu erinnern was die Täter getan haben.
Bin da auch nicht ganz die richtige Adresse denn ich bin immer wütend, viel zu viel. Darunter liegt Verzweiflung und Traurigkeit die Ertrage ich nicht gut. So ist jeder anders.

Ist doch OK und normal dass sie erstmal unkontrolliert kommt bewerte dich und dein Verhalten bitte nicht ständig negativ. Das führt auch nicht zu einer Änderung und macht nur dass es dir noch schlechter geht.

Mmh naja man kann in einer Therapie lernen die Gefühle zu spüren und zuzulassen und auch dass sie nicht zu stark werden...
Mir hilft Sport Kunst Tagebuch etc

Ich glaube konkrete Fragen zu stellen wären besser als zu fragen wie lernt man den Umgang mit all dem. Damit weiss ich ehrlich gesagt nicht was du meinst.

Ja der weg ist lang. Ich mache seit über zwanzig Jahren immer wieder sehr viel Therapie und ich bin gerade seit drei Jahren mal am richtigen Punkt. Und klar ist man müde. Aber so ist es nunmal. Andere haben auch krasse Schicksale. Das hilft mir manchmal.

Und du hast Menschen die dich lieben und auch gute Zeiten gehabt. Das ist eine wichtige Ressource. Versuch dir das bewusst zu machen wenn es alles zu düster wird.
Vielleicht magst du erklären wieso es jetzt so anders ist oder was es schwer macht mit den anderen Menschen zu reden.

Was genau neu lernen etc?
Und am Ende: was ist denn normal? Das gibt es doch gar nicht. Die anderen denken ja auch du seist normal... jeder hat eine Fassade und darunter Probleme und mehr oder weniger schlimme Biografien.
Vielleicht hilft dir der Gedanke.

Was ich dir noch empfehlen kann

Bücher...
Zb reddemann Michaela Huber Peter levine Kristin Neff: selbstmitgefühl oder Susanne weik: das innere Kind (heißt so ähnlich).

Instagram (dort Menschen mit PTBS etc) oder Selbsthilfe Gruppe oder eine andere Gruppe um sich weniger einsam zu fühlen
Und vor allem auch mit den Menschen reden die dich lieben und nicht gleich denken die verstehen mich nicht oder denken du darfst nicht reden...viele viele haben Traumata erlebt. Vielleicht sagen da manche dass sie auch traumatisiert sind

Die Seite dis-sos. Mit vielen Übungen bei starken Gefühlen und Symptomen etc

Sport reisen schreiben malen fotografieren singen...sich irgendwie ausdrücken

Genug Schlaf und essen

Alles liebe
Eli
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