Kann mir jemand helfen folgende Situatiob zu verstehen...

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Gast

Kann mir jemand helfen folgende Situatiob zu verstehen...

Beitrag von Gast »

Hallo,

kann mir vll. jemand helfen die folgende Situation zu verstehen...
Ich war bei einer Zahnärztin zur Vorsorge. Mittlerweile schaffe ich dieses auch fast jährlich. Die war auch super nett und man hat gemerkt, dass sie sich super mit Angstpatienten auskennt. Weil ich mich echt wohl und gut aufgehoben gefühlt habe und sie gefragt hatte, dachte ich mir wir können mal einen Schritt weiter gehen und ein bisschen Zahnstein entfernen. Es war allerdings nur ein Versuch, den ich nach 20 sek. abgebrochen habe, durch Hand heben was wir vorher ausgemacht hatten und sie hatte auch sofort aufgehört. Es war iwie auf einmal so viel
Wasser im Mund das ich keine Ahnung hatte, wie ich das schlucken soll. Und es hat im Nachhinein auch einen Flashback ausgelöst.Ich dachte allerdings ich hätte mich auch vor dem Hand heben "gewehrt" indem ich die Beine angezogen hatte und mich aufsetzen wollte. Jetzt kommt das verwirrende was ich nicht verstehe... Meine Freundin die dabei war zum Händchen halte, meinte ich hätte nichts dergleichen gemacht. Das "wehren" hat also anscheinend nur in meinem Kopf stattgefunden. Wie kann sowas sein?
Ich habe auch gemerkt, durch dass das sie so nett war und es mir nicht direkt geholfen hat, dass ich wohl gar nicht der klassische Angstpatient bin, sondern es eher mit dem smb in der Kindheit zusammenhängt.
Ich frage mich jetzt, werde ich dann überhaupt jemals einen Schritt weiterkommen? An sich habe ich wohl Zähne in einem guten pflegerischen Zustand. Aber iwie weiß man ja nie ob doch mal was gemacht werden muss.
Ich frage mich auch ob es gut wäre, es vll nochmal mit ein paar Wochen Abstand zu probieren (das Angebot habe ich von der Zahnärztin)?
Die Zahnärztin weiß nichts vom smb in der Kindheit sondern nur das ich ein Arztangsthase bin. Ich denke mir immer, wie sollen Ärzte sowas verstehen und die Zusammenhänge.Sollte ich es aber vll wenigstens versuchen zu erklären?

Viele Grüße
Heute Gast

Re: Kann mir jemand helfen folgende Situatiob zu verstehen...

Beitrag von Heute Gast »

Hallo Gast,

Die Frage ist, was würde es dir bringen, wenn die Ärztin vom smb wüsste? Was würde es ändern? So wie du schreibst scheint die Ärztin super zu sein und sehr rücksichtsvoll! Ist das nicht ausreichend? Manchmal braucht es einige Versuche, bis etwas klappt, ihr hattet ja eine gute Vereinbarung, daß sie aufhört wenn es nicht geht. Ich würde es mit etwas zeitlichem Abstand nochmal versuchen, falls du in Therapie bist könntest du dort vielleicht zusammen mit der Therapeutin an dem Thema arbeiten.

Alles braucht seine Zeit, es ist ein langer Weg und man muss leider immer wieder geduldig sein... mit sich selbst. Aber das ist doch ein gutes Lernfeld, du kannst versuchen es entspannt anzugehen, ohne dich unter Druck zu setzen. Und deine Zähne scheinen ja gut zu sein, so dass du nicht unter Zeitdruck bist. Lass dir Zeit.

Hast du Techniken gelernt mit Flashbacks umzugehen? Imagination, innerlich beruhigen, distanzieren, Realitätscheck, also sich bewusst werden, dass es heute keine Bedrohung gibt

Alles Gute
Gast

Re: Kann mir jemand helfen folgende Situatiob zu verstehen...

Beitrag von Gast »

Hallo,

vielen Dank Heute Gast.
Deine Fragen sind sehr gut und helfen manches klarer zu sehen. Zum einen habe ich gedacht ob es sich auch als Nachteil herausstellen könnte, wenn sie vom smb wüsste. Mit Angstpatienten weiß sie umzugehen, weil sie jahrelang an einem Uniklinikum mit ihnen gearbeitet hat. Bei einem Trauma ist es zumindest für mich sehr diffus. Manchmal kann es schon ein Wort sein (das ich selbst nicht unbedingt kenne) und ich bin getriggert und alles läuft auf die "Traumabahn". Also könnte ich ihr nicht direkt sagen was mir hilft oder sie vermeiden sollte. Und es gibt mittlerweile wohl auch Dinge mit denen ich umgehen kann z.B. hatte ich jahrelang Probleme, wenn die mit ihren behandschuhten Fingern in meinem Mund waren. Dieses Jahr dachte ich einfach: tief durchatmen, ich schaffe das. Aber es heißt iwie nicht das ich es immer könnte, nur weil ich es einmal gut hinbekommen habe. Ich finde ein Trauma und seine Reaktionen oft schon sehr unverständlich und deshalb wird es wohl auch schwer es jemandem anderen zu erklären.

Auf der anderen Seite denke ich, wenn ich da nochmal hingehe um es zu probieren und es nach 20 sek. wieder nicht mehr klappt, ist es eben auch nicht verständlich. Vll. bin ich auch jemand der immer ne Erklärung braucht und die auch gerne abgeben will. Ich glaube es ist ja auch nicht für die Ärztin toll, wenn es nicht funktioniert, vor allem wenn sie sich so viel Mühe gibt. Wahrscheinlich habe ich auch ein ziemlich schlechtes Gewissen ihr ggü., wenn es nicht funktioniert.
Das Hauptproblem war ja das nicht wissen wie ich Schlucken soll. Das Problem wird sich ja aber so nicht lösen. Keine Ahnung ob es mehr helfen würde es im Sitzen, statt liegen zu machen oder sie alle 20 sek. ne Pause machen sollte um mich Schlucken zu lassen. Und das ist iwie mit reiner Angst nicht mehr erklärbar. Deshalb die Überlegung ihr vom mb zu erzählen. Und keine Ahnung ob das alles in einem normalen Praxisbetrieb bei unserem Gesundheitssystem überhaupt möglich ist. Sie nehmen sich in der Praxis schon immer mehr Zeit für Angstpatienten und planen die Termine anders.
Iwie steht mir vll. echt mein schlechtes Gewissen mit im Weg, wo ich mir denke ich sollte es einfach sein lassen und in nem Jahr zur normalen Vorsorge wieder gehen.

Ich war jahrelang in Therapie und Traumatherapie und hatte alles was bis dahin da war gut aufgearbeitet und konnte ein halbwegs normales Leben führen. Ärzte war allerdings schon immer ein Triggerpunkt und zumindest den Frauenarzttermin hatte ich auch ausführlich mit der Therapeutin vorbereitet damals. Deshalb weiß ich was ich brauchen könnte und das hatte die Ärztin automatisch gemacht ohne das ich was gesagt habe.
Ich kenne also auch Techniken, die ich dann zumindest angewendet habe um arbeiten gehen zu können.
Sonst finde ich neue Erinnerungen eher gut,weil sie wieder ein Puzzleteil meiner Geschichte sind. Und es nicht mehr so vernebelt in mir rumwabert, sondern einfach da ist. Natürlich sind sie nicht angenehm, total emotional und oft schockierend und mir geht's auch erstmal mies. Zum Teil glaube ich aber auch dem Satz, das die Erinnerungen erst dann hochkommen, wenn man es schafft sie zu verarbeiten.

Das mit der Geduld sich selbst ggü. ist gut, dass du es ansprichst. Die habe ich glaube selten.

Viele Grüße
Antworten