Re: Kann es nicht mehr aushalten
Verfasst: Mi Mär 15, 2023 9:24 am
Guten Morgen, Coralina,
ich finde, dass du selbst viel Wichtiges schreibst. Vielleicht kannst du daraus für dich Kraft schöpfen?
Ich versuche mal, meinen Eindruck zu schildern – ich selbst kenne die Dynamik übrigens sehr gut, du wirst also keinen Vorwurf in meinen Worten finden. Meine Erkenntnisse aus vielen Jahren Leben:
1. Man bekommt jede Beziehung kaputt. Wenn man nur genügend Destruktivität reingibt, wird jede Beziehung irgendwann zerstört werden. Da helfen auch keine gut gemeinten Versprechen des Gegenübers.
2. Viele Therapeuten, die nicht explizit eine lange psychotherapeutische Ausbildung haben, neigen zur Selbstüberschätzung. Das ist mir auf meinem Weg so oft begegnet. Sie wollen nur das Allerbeste, verausgaben sich, gehen über ihre Grenzen und können dann plötzlich nicht mehr. Sie unterschätzen die Dynamik, die entsteht, und müssen abbrechen.
3. Die Verantwortung für Selbstdestruktivität muss man selbst übernehmen und die Last auf mehrere Schultern verteilen. Meine Therapeutin bespricht regelmäßig mit mir, wie ich mir selbst helfen kann, wenn sie nicht da ist. Dazu gehören dann Psychiaterin oder andere Stellen. Es ist aber klar, dass nicht alles bei einer Person landen kann.
Fazit: Ich denke, deine Therapeutin hat dich sehr gemocht und wirklich versucht, dir zu helfen. Einem Anteil von dir war das (verständlicherweise!) zu wenig. Der hat versucht, sein Leid zu verdeutlichen, immer noch mehr zu bekommen, gerettet zu werden. Und genau diese Dynamik ist aus dem Ruder gelaufen, weil die Th. es nicht gelernt hat, mit solch massiven Tendenzen umzugehen.
Insofern ist m. E. niemand schuldig. Zu hoffen ist, dass ihr beide es schafft – möglicherweise unabhängig voneinander –, tief daraus zu lernen. Insgesamt geht es, denke ich, um eigene Grenzen und die anderer sowie Selbstfürsorge.
Darüber hinaus denke ich nicht, dass du "wieder eine Therapie an die Wand gefahren" hast. Ihr habt eine gute Strecke miteinander gemeistert. Ich vermute, das Tempo war ein bisschen schnell, aber das Bild eines Totalcrashs vermittelt sich mir nicht.
Ich glaube, die schmerzhafteste Lektion ist jetzt anzuerkennen, dass einem niemand die verlorene Kindheit wiedergibt. Dieses Hadern erleben wir alle unter großem Leiden immer wieder. Damit bist du nicht allein, ich selbst gehe gerade wieder durch so eine Phase.
Du hast mein Mitgefühl in dieser schweren Phase. Aber bitte denke daran: Du selbst kannst sehr viel verändern, bist also nicht ohnmächtig. Es gibt so viele Menschen auf dieser Erde – mit Sicherheit findest du eine weitere gute Therapeutin, mit der du wieder eine Strecke meisterst.
Ich wünsche dir Ruhe und Zuversicht
Wildi
ich finde, dass du selbst viel Wichtiges schreibst. Vielleicht kannst du daraus für dich Kraft schöpfen?
Ich versuche mal, meinen Eindruck zu schildern – ich selbst kenne die Dynamik übrigens sehr gut, du wirst also keinen Vorwurf in meinen Worten finden. Meine Erkenntnisse aus vielen Jahren Leben:
1. Man bekommt jede Beziehung kaputt. Wenn man nur genügend Destruktivität reingibt, wird jede Beziehung irgendwann zerstört werden. Da helfen auch keine gut gemeinten Versprechen des Gegenübers.
2. Viele Therapeuten, die nicht explizit eine lange psychotherapeutische Ausbildung haben, neigen zur Selbstüberschätzung. Das ist mir auf meinem Weg so oft begegnet. Sie wollen nur das Allerbeste, verausgaben sich, gehen über ihre Grenzen und können dann plötzlich nicht mehr. Sie unterschätzen die Dynamik, die entsteht, und müssen abbrechen.
3. Die Verantwortung für Selbstdestruktivität muss man selbst übernehmen und die Last auf mehrere Schultern verteilen. Meine Therapeutin bespricht regelmäßig mit mir, wie ich mir selbst helfen kann, wenn sie nicht da ist. Dazu gehören dann Psychiaterin oder andere Stellen. Es ist aber klar, dass nicht alles bei einer Person landen kann.
Fazit: Ich denke, deine Therapeutin hat dich sehr gemocht und wirklich versucht, dir zu helfen. Einem Anteil von dir war das (verständlicherweise!) zu wenig. Der hat versucht, sein Leid zu verdeutlichen, immer noch mehr zu bekommen, gerettet zu werden. Und genau diese Dynamik ist aus dem Ruder gelaufen, weil die Th. es nicht gelernt hat, mit solch massiven Tendenzen umzugehen.
Insofern ist m. E. niemand schuldig. Zu hoffen ist, dass ihr beide es schafft – möglicherweise unabhängig voneinander –, tief daraus zu lernen. Insgesamt geht es, denke ich, um eigene Grenzen und die anderer sowie Selbstfürsorge.
Darüber hinaus denke ich nicht, dass du "wieder eine Therapie an die Wand gefahren" hast. Ihr habt eine gute Strecke miteinander gemeistert. Ich vermute, das Tempo war ein bisschen schnell, aber das Bild eines Totalcrashs vermittelt sich mir nicht.
Ich glaube, die schmerzhafteste Lektion ist jetzt anzuerkennen, dass einem niemand die verlorene Kindheit wiedergibt. Dieses Hadern erleben wir alle unter großem Leiden immer wieder. Damit bist du nicht allein, ich selbst gehe gerade wieder durch so eine Phase.
Du hast mein Mitgefühl in dieser schweren Phase. Aber bitte denke daran: Du selbst kannst sehr viel verändern, bist also nicht ohnmächtig. Es gibt so viele Menschen auf dieser Erde – mit Sicherheit findest du eine weitere gute Therapeutin, mit der du wieder eine Strecke meisterst.
Ich wünsche dir Ruhe und Zuversicht
Wildi