Mein Leben

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NeuesLeben
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Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Hallo zusammen,

Ich bin im Moment sehr unsicher, bin verwirrt und weiss nicht genau was ich sagen soll. Ich spüre einen großen Druck in mir, habe den Drang zu reden aber habe niemanden mit dem ich das kann. Auch in Therapie ist echt schwer und ich halte viel für mich. Viel zu sehr schäme ich dafür, für das was passiert ist, für das wie es mir im Moment geht. Ich weiss es ist falsch aber es kommt nicht an.

Gerade ist alles soo schwer dabei es war doch schon wieder gut, warum geht vergessen einfach nicht mehr? Es hat so lange gut funktioniert.
Ich wurde missbraucht als Kind, ich war 8, also glaub ich zumindest, ich weiss es nicht genau, viel zu groß sind die Erinnerungslücken. Es ging bis ich 14 war, dann hatte ich den Mut darüber zu reden. Keine Ahnung ob das gut war, es war der Beginn einer anders schweren Zeit. Vorher fühlte ich mich einfach nicht wohl, fand es doof was passiert ist. Aber nachdem ich drüber gesprochen habe war ich auf einmal die schuldige, schuld daran die Familie zerstört zu haben, völlig übertrieben soll ich haben, wurde bestraft einfach allein gelassen und er, er war in dieser Geschichte das Opfer, wurde von allen bedauert das ihm sowas vorgeworfen wird. Und ich, ich war egal, niemand interessiert sich dafür wie es mir geht.

Niemand bis auf einer, wenn ich gewusst hätte wie das endet, ich wäre lieber allein geblieben. Warum gibt es solche Menschen? Ich verstehe es einfach nicht.
Es fühlt sich alles so falsch an, und doch ist es irgendwie real.

Meine Therapeutin sagte sie könne mir helfen dass die Erinnerung sich für mich nicht schlimm anfühlen. Aber das tun sie ja garnicht, nein ich fühle nichts, garnichts. Es ist als wäre es mir nicht passiert, als würde ich einen Film schauen. Aber ich sehe mich, ich weiss das ich das bin. Die Erinnerungen fühlen sich nicht schlimm an aber ich will sie einfach nicht. Ich will nicht sehen wie grausam hinterhältig und berechnend Menschen sein können. Ich will nicht sehen wie ich da bin und einfach mitmache, längst aufgegeben habe mich zu wehren und versuche alles dafür zu tun damit es ihm gut geht, damit es einfach möglichst schnell vorbei ist und nicht so weh tut. Vielleicht ein Fehler? Vielleicht dachte er wirklich ich will das auch, vielleicht dachte er er tut mir einen Gefallen, vielleicht dachte er ich liebe ihn wirklich? Aber kann ein 50jähriger ernsthaft denken eine 14jährige liebt ihn? Ich kann es einfach nicht verstehen.

Und Jetzt? Jetzt bin ich 28 und bin kaputt. Ich funktioniere einfach nicht. Hätte so viel zu tun aber liege auf dem Sofa, gelähmt von dem inneren Druck. Hoffentlich hilft das hier etwas freier zu werden.
Ich wünschte es gäbe Ersatzteile und man könnte mich einfach reparieren, aber nein so leicht ist es natürlich nicht.
Ich habe einen Mann gefunden, den besten den es gibt, er ist wirklich toll, liebt mich wie ich bin, drängt mich zu nichts und hat Verständnis für alle meine schlechten Phasen. Hab 2 wundervolle Töchter. Alles könnte so schön sein, es könnte perfekt sein, aber nein wenn ich anfange das schöne zu genießen kommen die Bilder in meinen Kopf. Darf ich denn wirklich nicht glücklich sein?

Es tut mir leid für den ganzen Wirrwarr hier im Text, ordnen fällt mir schwer im Moment. Weiss auch nicht was ich mit dem Text erreichen will, hoffe einfach es hilft, irgendwie....
Eli

Re: Mein Leben

Beitrag von Eli »

Hallo neues Leben

Willkommen hier.
Es tut mir leid was dir passiert ist.
Ich kann verstehen dass es dir gerade sehr schlecht geht bzw dass du nichts fühlst. Das nennt man numbing, das haben ganz viele Menschen nach Traumatisierungen. Das ist ein Schutz.
Aber auch das kann sich durch Traumatherapie verändern. Erst kommen die Gefühle wie Trauer Wut und Verzweiflung wieder (aber eben auch die schönen) und dann werden die sch Gefühle auch weniger.
Auch Scham ist häufig. Aber du hast keine Schuld und du musst dich auch nicht schämen. Schämen muss sich nur der Täter.

Vielleicht kannst du darüber sprechen in der Therapie dass es schwer ist zu reden. Und darüber dann erstmal schauen was es leichter machen kann zu reden. Mir hilft auch Zettel oder E-Mails schreiben wenn da deine Therapeutin offen für ist.

Lass dir Zeit. Es wird besser und leichter werden mit der Scham etc.
Es ist gut dass vergessen nicht mehr geht. Das heißt dass du nun stark genug bist und genug halt im aussen ist um es rauszulassen und dann eben es zu verarbeiten.
Es ist ja auch kein vergessen sondern belastet trotzdem weiter.
Nun kann es wirklich raus kommen und verarbeitet werden.

Es ist total klar dass du die Erinnerungen nicht willst. Aber wenn
Du sie mit emdr etc anschaust wird das echt besser und leichter werden.

Ich verstehe dein Gefühl dass du dich kaputt fühlst aber das bist du nicht. Sonst wärst du nie so weit gekommen.
Du bist jung und du kannst das in einer guten Traumatherapie echt verarbeiten.

Du hast eine traumatherapeutin, du hast einen Mann und Kinder die dich lieben. Das ist viel und daraus darfst du Kraft schöpfen. Du darfst auf dem Sofa liegen und nicht funktionieren. Das ist total ok und normal wenn der ganze Mist hoch kommt. Dein Job ist gerade nur dich um dich zu kümmern und Therapie zu machen. Mach das nur für dich und deine Kinder.

Es war sicher kein Fehler zu reden. Sondern sehr mutig von dir.
Versuch nicht viel an den Täter zu denken. Nach dem warum zu fragen etc. Das kostet Kraft die du für dich brauchst und eine Antwort gibt es leider nicht. So was ist Pech. Nicht mehr und nicht weniger. Du hast nichts falsch gemacht und nichts hätte es verhindert. Das bildet man sich immer nur ein weil man dann glaubt man hätte Kontrolle gehabt. Weil man keine Ohnmacht fühlen will. Aber man war ausgeliefert und ohnmächtig. Auch wenn das schlimm ist zu fühlen.

Und du darfst glücklich sein und du wirst auch glücklich sein. Dafür gibt es die Traumatherapie und gute Methoden wie emdr wo nachgewiesen wurde tausendfach, dass Menschen mit langen schweren Trauma dadurch sehr gut geholfen wird. Wieso sollte es nicht auch dir helfen?

Und wenn die Therapie sinnlos wäre würde die Therapeutin sicher nicht mit dir arbeiten. Also vertrau da ein bisschen, hab ein bisschen Geduld. In ein, zwei Jahren sieht sicher vieles ganz anders aus.

Medikamente wären evtl auch eine Idee. Du klingst ziemlich depressiv.
Magst du Bücher zu Selbsthilfe, Trauma etc? Wenn ja kann ich dir welche empfehlen.

Alles Gute
Eli
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Hallo,

Danke für deine Antwort und deine Mühe den langen Text zu lesen.

Für EMDR ist es jetzt leider zu spät, bin seit 3 Jahren in Therapie, hatte mich entschlossen das Trauma nicht direkt anzugehen, es war so gut weggeschlossen und ich einfach nicht bereit. Hab beschlossen Anzeige zu erstatten, war bei der Polizei, war bei einer Gutachterin, hat alles gut geklappt. Aber der letzte Termin bei der Polizei war schlimm, die Vernehmung lief gut aber dann hatte ich ne Panikattacke und seit dem schaff ich es irgendwie nicht mehr ganz mich zu sortieren. Und von der Therapie sind leider nicht mehr genug Stunden übrig um jetzt noch mit EMDR anzufangen.

Depressionen habe ich nicht, also nicht mehr akut jetzt. Bin gerade einfach nur so durcheinander, schwer in Worte zu fassen. Habe eine gute Psychiaterin an meiner Seite die immer ein Auge darauf hat.

Bücher lesen ist leider nicht so meins, da fehlt mir einfach die Konzentration für.

Liebe Grüße
Eli

Re: Mein Leben

Beitrag von Eli »

Hallo

Erstmal finde ich das mit der Anzeige super.

Aber wieso sagt die Therapeutin dass sie helfe dass es weniger weh tut wenn ihr jetzt keine Stunden mehr habt das anzugehen...?

Du kannst 10.000 Euro ueber den Fonds gegen Missbrauch beantragen um die Therapie in der zwei Jahres Pause zu zahlen. Deine Therapeutin muss dafür einen Wunsch unterschreiben. Kannst du ja Mal googeln.
Das hieße aber, das klar sein müsste was Therapie Ziele sind finde ich. Und ob sie das leisten kann. Zb gut und regelmäßig emdr machen etc.

Hoffe sie hat dann in der jetzigen Situation gute Tipps für dich. Denn ich finde im übrigen, sie hätte wissen müssen dass es nicht sinnvoll ist am Ende der Therapie und mit zwei (vermutlich noch Recht kleinen)Kindern eine Anzeige zu machen. Kein Vorwurf an dich, aber an sie. Das kann ja über Jahre sehr belasten. Das macht man nicht Mal eben so und absehbar ohne therapeutische Begleitung. Habt ihr besprochen was das bedeutet? Oder hattest du sie in die Entscheidung nicht einbezogen?

Ansonsten kannst du auch das Verfahren wechseln und dir eine andere traumatherapeutin suchen (also von Verhaltens Therapie zu tiefenpsychologisch wechseln oder umgekehrt) dann zahlt die Kasse das wieder. Findest du auf der Seite der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie.

Ich finde meistens dass es sinnvoll ist Traumatherapie zu machen und dann auch wirklich zu verarbeiten.
Ob das sinnvoll ist während einer Anzeige (dann sagen Richter bzw Anwalt der Gegenseite gerne man sei ja durch Therapie beeinflusst worden) müsste man mit einer Anwältin klären.
Ob du genug Kraft hast emdr zu machen mit Anzeige und zwei Kindern die dich ja vermutlich auch triggern (wenn sie acht und älter werden besonders) müsste man auch gut überlegen.

Emdr, Anzeige und die Kids gut versorgen geht vermutlich nicht.
Wenn es ein Familienmitglied war kannst du die anzeige ja auch jederzeit zurück ziehen.
Also würde nichts überstürzen, sondern in Ruhe schauen und in mich rein spüren, was ich möchte. Und dann eben mit Anwältin und neuer oder alter Therapeutin klären was sie sinnvoll finden und anbieten können.
Wenn jetzt kein emdr würde ich das für nach der Anzeige anpeilen. Das verschwindet nicht mehr außer durch verarbeitung. das kann ich dir wirklich sagen. Und die Kids spüren unbewusst was los ist..ja das tut weh und macht Angst. Trotzdem ist es möglich das zu schaffen und du wirst merken dass es sehr erleichtert und wirklich was löst. Das davor "weglaufen" ist ja auch nicht umsonst, sondern kostet viel Kraft...Man muss auch nicht jede Situation ansehen sondern nur ausgewählte...

Alles Gute
Eli
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Hallo,

Ich glaub dir fehlt da noch ein bißchen was um die Situation zu verstehen.
Meine Therapeutin hat mir das alles erklärt was wir tun könnten auch mit EMDR, vor 3 Jahren schon als ich die Therapie angefangen habe, und jetzt wieder dass sie mir das dringend empfehlen würde nach den 2 Jahren Pause und sie mich dann auch wieder nehmen würde, bzw ich die ganze Zeit bei ihr bleiben könnte weil ein paar einzelne Stunden in den 2 Jahren wohl schon gehen würden.
Damals war ich einfach nicht bereit dazu, die kleine hat mir viel abverlangt und die Erinnerungen waren zu der Zeit auch nicht so schlimm, jetzt macht es wegen der laufenden Anzeige und des nahenden Therapieendes keinen Sinn.

Die Anzeige habe ich mit meiner Therapeutin schon abgesprochen, hab diese aber schon vor 1,5Jahren gestellt als noch genug Stunden übrig waren. Das sich das so lange zieht da hat keiner mit gerechnet. Und jetzt zurück ziehen ist auch keine Option mehr für mich, nicht jetzt wo ich schon soweit gekommen bin. Warte da nur noch auf einen Gerichtstermin.

Andere Therapueten mit tiefenpsychologie gibt es hier kaum und die wenigen haben lange keinen Platz frei.

Das mit dem Fond wäre vielleicht noch eine Idee, Danke für den Tipp da werde ich dann noch mit meiner Therapeutin drüber sprechen.

Mir geht es im Moment auch besser als man nach der ersten Nachricht vielleicht denkt, wenn ich mir die jetzt nochmal so durchlesen. Hatte einen kleinen Tiefpunkt als ich die geschrieben habe.
Meine beiden Mäuse sind tatsächlich noch sehr jung, beides Kleinkinder. Sie haben mich und meinen Alltag sehr gut im Griff, aber das ist auch gut so, die Ablenkung mit den beiden hilft mir sehr.

Tatsächlich triggern sie mich hin und wieder, die Geburt der 'großen' war auch der Auslöser dazu das es mir schlecht ging. Bis dahin konnte ich ganz normal Leben und hab alles beiseite geschoben. Heute hält sich das ganze in Grenzen, ich habe in der ganzen Zeit Therapie viel gelernt wie ich mit alldem umgehen kann.

Ich merke oft dass ich Probleme habe wegen meiner Vergangenheit, aber ich bin auch sehr froh darüber dass ich zumindest die meiste Zeit ein recht normales Leben führen kann.
Momentan ist für mich einfach das schlimmste dass ich mit niemandem darüber reden kann. Außer meinem Mann habe ich niemanden und ihn kann ich damit einfach nicht belasten, das wäre das Ende unserer Ehe. Also ich meine er weiss natürlich das da mal was war und was das mit mir gemacht hat, aber so in Einzelheiten das wäre zu viel für ihn.
Und da vertrauen mir einfach sehr schwer fällt ist reden mit anderen auch immer so ne Sache, auch meiner Therapeutin kann ich nicht so richtig vertrauen, was aber nicht an ihr liegt, sie gibt sich wirklich sehr viel mühe und hat mir schon weit geholfen.
Die Anonymität hier hilft mir da schon sehr.
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Ich habe Post bekommen, ein Brief vom Gericht. Ein Termin steht fest, es dauert noch aber nun ist es endlich fest.
Es bringt mich wieder völlig durcheinander, hatte mich gerade wieder gefangen.

Ich werde Menschen wieder sehen, wieder sehen müssen, von denen ich mich mit gutem Grund getrennt habe. Ich habe Angst, bin unsicher weil ich nicht genau weiss wie alles ablaufen wird. Weil ich nicht weiss wie ich reagiere. Bekomme Herzrasen wenn ich mir die Menschen nur vorstelle, wie soll das nur werden wenn sie dann wirklich da sind.

Es sind viele Variablen die ich nicht einschätzen kann, das beunruhigt mich.
Und trotzdem bin ich froh, froh das es diesen Termin überhaupt geben wird. Das man mir glaubt. Das ich es geschafft hab mich zu wehren, klarzustellen dass ich nichts falsch gemacht habe sondern er. (Das tatsächlich zu glauben fällt mir oft immernoch schwer)

Es hilft mir so sehr und trotzdem habe ich einfach Angst und mir wird schlecht wenn ich an den Termin denke.

Kennt das jemand von euch?
Kann mir jemand sagen wie so ne Gerichtsverhandlung abläuft? Muss ich die anderen Zeugen/den Täter sehen ?
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Ich schreib einfach mal ein bißchen weiter,
Es tut gut meine Gedanken zu sortieren und zu teilen, so fühle ich mich nicht so allein.
In der 'richtigen' Welt kann ich ja doch mit niemanden reden...

Bald endet meine Elternzeit und damit wohl auch meine Therapie..., ich mache kombinationstherapie aus Gruppe und Einzel. Mit Arbeit kann ich leider nicht garantieren zu jedem Termin da zu sein, was bei meiner Therapeutin aber Voraussetzung ist für den Therapieplatz. Es stresst mich unglaublich zu wissen dass die Therapie endet, dass sie endet bevor der Gerichtstermin ist.
Ich hab so viel Angst vor dem Termin, vor der Zeit danach, davor wie es mir gehen könnte. Und dann auch noch ohne Therapie... Ich fühle mich soo allein, im Stich gelassen, es fühlt sich einfach nicht richtig an.

Und dann dieses Gedankenkarussel, diese Fragen in meinem Kopf.
Ist das gerade wirklich notwendig?
Ist eine Anzeige überhaupt fair?
Tue ich Ihnen vielleicht Unrecht?
Übertreib ich?
War das alles garnicht so schlimm?
Bin ich vielleicht doch selbst schuld an allem?
Darf es mir überhaupt schlecht gehen deswegen?

Und wenn es doch so ist dass sie die schuldigen sind, dass ich gerade alles richtig mache, warum ist es denn dann so verdammt schwer?

Ich weiss das sind alles Fragen die kann mir keiner beantworten, aber sie machen mir das Leben gerade nicht einfacher.....
Simone
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Re: Mein Leben

Beitrag von Simone »

Hallo NeuesLeben,
Ich finde es total mutig, dass Du das mit der Anzeige machst, ich habe das nie geschafft.
Dementsprechend kann ich zu Deinen Fragen leider nichts sinnvolles beitragen, wollte Dir aber einen Ratgeber empfehlen, den ich mal dazu gelesen habe.
Er heißt "Ich weiss Bescheid: Sexuelle Gewalt: Rechtsratgeber für Mädchen und Jungen", herausgegeben von Wildwasser Berlin.
Da wird alles genau erklärt, wie alles abläuft und was man beachten sollte.
Den gibt es zum Beispiel bei am**on für etwa 1€.
Vielleicht hilft er dir weiter.
Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir viel Kraft!
Simone
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
(Goethe)
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Danke, ich werde mir das mal ansehen.
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Aktuell geht es mir eigentlich ganz gut, ich kann wieder arbeiten gehen, was mir auch wirklich viel Spaß macht und ich hab jetzt auch endlich wieder das Gefühl gebraucht zu werden und etwas wirklich gut zu machen. Das tut im Moment wirklich sehr gut auch wenn es deutlich mehr Stress bedeutet als vorher.
Auch mit der Therapie konnte es Gott sei Dank erstmal weiter gehen, zumindest bis dann bald die Stunden aufgebraucht sind.

Also eigentlich alles super, bis ich dann alleine im Bett liege und Zeit habe zum denken. Dann ist die Angst wieder da, es lässt mich einfach nicht los.
Musste nochmal zur Polizei eine Aussage machen, es war einfach so viel, hab ne Panikattacke bekommen und bin einfach nicht mehr klar gekommen. Ich hab wirklich lange gebraucht um aus diesem tief wieder raus zu kommen.
Jetzt bald der Gerichtstermin..... was wenn es mir da genauso geht? Was wenn ich kein Wort raus bekomme? Wenn ich den Druck nicht aushalten kann? Ich werde quasi allein sein, mein Mann muss sich um die Kinder kümmern, der Rest meiner Familie wird da sein um FÜR IHN auszusagen....

Ouh man so viele Dinge die in meinem Kopf rum wandern, schwer das überhaupt sortiert wiederzugeben.
Die letzte Aussage bei der Polizei war ganz schlimm für mich, die Polizistin war super lieb und echt bemüht aber musste natürlich irgendwie ihre Arbeit machen. Es war die selbe wie bei der ersten Aussage, das hat vieles leichter gemacht. Aber trotzdem, alles so genau zu erzählen ist einfach nur anstrengend. Und dann diese Nachfragen, wie haben sie sich gefühlt? Hat es weh getan? Was genau hatten sie an? Was haben sie gehört? Was haben sie getan? Was haben sie gedacht? Und Warum?
Hab mich vorher nie damit auseinandergesetzt und alles sehr gut verdrängt, sich dann alles so vor Augen zu führen hat mich sehr mitgenommen in dem Moment.
Und dann erzählte ich ihr von einer Situation... Ich weiss noch wie er versuchte mich anzufassen und bereits nackt neben mir im Bett lag, dann erinnere ich mich einfach nicht mehr daran wie es weitergeht.
Sagte das auch so der Polizistin und sie fragte, können sie sich nicht erinnern oder wollen sie sich nicht erinnern? Oder erinnern sie sich und können es einfach nicht aussprechen?
Das tat so weh. Ich erinnere mich an viele schlimme Dinge in meiner Kindheit aber am aller schlimmsten für mich ist das woran ich mich nicht erinnere.
Ich versteh es einfach nicht, ich kann mich so sehr bemühen aber ich finde einfach keine Erinnerung daran wie es weiter geht. Und ich versteh nicht warum, es macht einfach keinen Sinn, diese Gedanken was alles hätte passiert sein können machen mich fertig. Die Realität kann unmöglich schlimmer gewesen sein, also Schutzmechanismus würde für mich anders aussehen, wenn ich doch wenigstens mich einfach an ganz garnichts erinnern würde....

Tut mir leid für das durcheinander aber irgendwie muss ich meine Gedanken sammeln.
Eli

Re: Mein Leben

Beitrag von Eli »

Hallo neues Leben

Du hast das Recht einen Gerichts Beistand mitzunehmen wenn keine Freundin etc kann. Erkundige dich da Mal. Klar ist das eine fremde aber meist nette Person die an deiner Seite ist.

Und ja es ist ganz oft so, dass man sich an das schlimmste nicht erinnert...das ist nicht unlogisch sondern ein gesunder Schutz des Gehirns. Es schaltet ab bzw. Speichert keine Bilder...durch die Stresshormone wird diese Speicherung quasi blockiert...wieso sollte das komisch sein?

Man speichert Dinge aber irgendwann wird es zuviel, es ist zuviel Cortisol etc da und dann geht man eben in diesen Modus ohne visuelle Erinnerungen. Das haben wirklich fast alle Trauma betroffenen. Selbst bei einem Unfall ist das meistens so.
Akzeptier es und sag es so vor Gericht. Das Gehirn ist in diesen Strukturen Jahrtausende alt und sehr klug wir sollten Respekt davor haben statt uns zu beschweren darüber.

Du kannst auch sagen das ist eine ganz normale Reaktion bei schweren Traumata. Können die Juristen alles nachlesen in Fachbüchern. Tun sie halt leider so gut wie nie und sagen dann meist das stimme nicht, man müsse sich erinnern.. Trotzdem haben da die Trauma Fachmenschen Recht. Da können sich die Juristen auf den Kopf stellen.ujd die können das noch zehn Mal wiederholen. Davon wird es nicht wahrer. Die kennen sich ja null mit dem Gehirn bzw dem traumatisiertej Gehirn aus...lernen das gar nicht oder falsch in ihrer Ausbildung...

Es freut mich sehr für dich mit der Arbeit.

Alles gute dir
Eli
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Vielen Dank für deine Antwort

Hab mich direkt mal umgesehen und tatsächlich jemanden gefunden der mich begleiten würde, weiss noch nicht so wirklich wie das ganze ablaufen wird aber am Telefon klang die Dame schonmal ganz nett.

Du hast ja recht und eigentlich weiss ich das auch das so Erinnerungslücken normal sein können. Hab damit auch bei der Polizei und der Gutachterin keine Probleme gehabt, die verstehen das.
Nur ich selbst kann damit nicht umgehen, ich komme immer wieder ins grübeln, was könnte gewesen sein. Ich weiss das es sinnlos ist aber ich kann es einfach nicht abstellen. Diese Ungewissheit ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Ich hoffe du verstehst was ich meine....

Liebe Grüße
Eli

Re: Mein Leben

Beitrag von Eli »

Hallo

Ja ich verstehe dich sehr gut. Ich war fast zehn Jahre im Forum mit einer komplett amnesie abgesehen von ein paar Körper flashbacks. Ich bin fast durchgedreht nichts zu wissen
24/7 kreisten meine gedanken, darum, was war und wie ich an Erinnerungen kommen könnte.

Nunja ich kann nur sagen: Erinnerungen sind halt auch nicht besser. Eher im Gegenteil. Sei froh dass du die amnesie hast. :roll:
Kenn echt beide Seiten und man will es vorher nicht hören und nicht verstehen aber es ist so. Das Gehirn schützt sich nicht ohne Grund...

Alles Gute und freut mich mit der Frau
Eli
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Hallo Eli,
Du hast Recht wahrscheinlich versteht man es erst hinterher so richtig....
NeuesLeben
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Re: Mein Leben

Beitrag von NeuesLeben »

Im Moment hab ich Angst, ziemlich dolle sogar.
Ich funktioniere gut, niemand merkt mir etwas an.

Ich freue mich eigentlich dass diese Verhandlung stattfindet, hab jetzt schon soviel dafür mitgemacht.
Aber jetzt hab ich einfach nur noch Angst, Angst vor mir, vor der Situation, vor allen anderen.
Ich weiß es ist total irrational und macht auch garkeinen Sinn, mir kann nichts passieren, ich bin in Sicherheit, er kann mir nichts mehr antun.
Aber dieses Gefühl es ist einfach da und lässt sich nicht von mir überzeugen, ich werde es einfach nicht los.
Ich hoffe es ist bald endgültig vorbei.....
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