Sayeda hat geschrieben: ↑Sa Nov 27, 2021 1:37 pm
Du gehst in deiner einzigartig wundervollen und beeindruckenden Art mit dem, was sich dir zeigt, um.
Ich versuche, all meine kreativen Ressourcen zu nutzen. Das ist immer Sprache: früher Gedichte, heute Dialoge und wenn mir die Sprache ausgeht, gemalte Bilder. Das Imaginieren habe ich von und mit meinen Therapeutinnen gelernt, aber offenbar bin ich da besonders phantasievoll.
Es kommt mir vor, als hätte ich nur immer mehr Handwerkszeuge, um wie der Frosch die Milch zu Butter zu schlagen und ab und zu wird es so heiß, dass die Butter wieder schmilzt und ich fange von vorne an zu rudern.
Du hast so viele Ressourcen, dass dich auch diese Erinnerung und das sich Zeigen der Zerstörerin am Ende noch heiler werden lässt. Mir ist bewusst: es fühlt sich derzeit so gar nicht danach an. Nur: Ist das nicht immer so, wenn eine schwere Verletzung versorgt wird?
Das Problem ist, glaube ich, dass mir nicht bewusst war, wie schwer die Verletzung nach wie vor oder schon wieder ist und dass es gleich mehrere sind.
Nimm wahr, wie viel Kraft du hast und brauchst, um mit dem allen umgehen zu können.
Momentan fühlt es sich so an, als hätte ich gerade genug Kraft, um Staub zu wischen und meine Adventsdeko aufzustellen.
Andere schaffen das nur in der Klinik, du machst das inmitten deines Alltags.
Ich glaube, in der Klinik wäre ich auch von vielen meiner Ressourcen abgeschnitten. Das würde mich nicht weiter bringen.
Nimm dich so oft wie möglich raus. Nimm so viele AUs, wie du benötigst.
Das fällt mir schwer, weil es Menschen betrifft und weil es gerade in Corona-Zeiten auf dem Rücken der Kolleginnen lastet.
Mach möglichst viel Pausen.
Momentan scheint alles nur aus Pausen und Schlafen und Essen (viel zu viel) zu bestehen.
Heute haben wir Pizza aus der Pizzeria gegessen. Mein Gefrierschrank ist gut bestückt. Wahrscheinlich habe ich gar nicht im Blick, was ich doch noch alles tue. Es fällt nur alles schwer und es passieren ständig dusselige Fehler: das Staubtuch ist weg. Ich stehe im Keller und weiß nicht, was ich holen wollte. Ich gehe mit dem Tablet hoch, habe aber vergessen, das W-Lan anzumachen. Dann bin ich oben und habe die Tastatur vergessen. Sprich: mein Gehirn ist so ausgelastet, dass meine Merkfähigkeit noch schlechter ist als sonst, was extrem dem widerspricht, was meine Therapeutin immer wieder sagt: dass ich mir alles merke, was sie in Therapie sagt (was aber noch lange nicht heißt, dass es auch bei allen Innenpersonen ankommt).
Apropos Innenpersonen: ich habe sie früher Anteile genannt, sie haben sich auch in einzelnen konkreten Erinnerungen entsprechend zersplittert dargestellt. Seit knapp 18 Monaten sind einige Innenpersonen aufgetaucht, die chronologisch mit gealtert sind, aber eine sehr eingeschränkte Sicht auf die Gegenwart haben und die sich auch mit Kumquat-Anziehpuppen absolut gar nicht mehr darstellen lassen, was die Therapie auch total verändert hat. Die Zerstörerin ist als letzte aufgetaucht.
Die Innenpersonen hätten auch gerne einen eigenen Thread, wo das nochmal herausgestellt wird, aber das gibt dermaßen viel innere Diskussionen, weil ich dann vieles doch nicht so öffentlich schreiben darf, das fängt schon bei den Namen an, dass ich es lieber lasse.
Also hier für alle, die in mir sind: es gibt W., V., T., S., W., Sch., Die sind miteinander in Kontakt, haben ihre Funktion im Innen und/ oder Außen udn es kommt äußerst selten vor, dass eine ganz nach vorne kommt und meine Alltagspersönlichkeit komplett übernimmt. Falls ich es überhaupt
wahrnehme. Gelegentlich bin ich ganz sicher absolut widersprüchlich.
Ich denke an dich!
Danke, Sayeda, ich weiß es zu schätzen und weiß auch, dass es nicht nur eine Redewendung ist.