mehrere Täter

[Aufatmende]

Wenn es nicht mir selber passieren würde, würde ich es faszinierend finden, wie der Körper wenige Tage nach der letzten Sitzung die Symptome zeigt, die der Indianer abgespalten hat. Ich habe am Donnerstagabend gekotzt, habe auch heute noch erhöhte Temperatur und huste bellend.
Wenn ich nur wüsste, was ich tun kann außer auf dem Sofa rumliegen, damit es mit wieder besser geht...?

[A.Rhiannon]

Liebe Aufatmende,

erstmal eine gute Besserung.

Wenn du nach Innen hörst, kann da jemand sagen oder zeigen, was hilfreich sein könnte?

Wenn du dem Körper sagst, dass du weißt warum er das schicken muss und du dich kümmerst und den Körper fragst, was noch fehlt, damit es wieder gehen kann. Kommt dann eine Besserung oder eine Art Idee?

Kenne so etwas auf jeden Fall auch...

Und manchmal ist es vielleicht auch die Ruhe, die es damals nicht gab, die es aber so dringend braucht. Dann gönn dir und euch und auch dem Körper diese Ruhe - sollte es das sein.

Alles Gute,
A.Rhiannon

[Aufatmende]

Es war einmal ein kleiner Indianer. Der lebte mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in einem Zelt. Die Eltern versorgten ihn zwar mit allem, was nötig war, aber sie waren beide böse.
Der Indianer war schrecklich traurig. Er hatte manchmal große Schmerzen und große Angst. Er wäre gerne wie Ulu aus dem Bilderbuch gewesen, so mutig und stark und er wäre gerne so weit weg wie Ulu von seinen Eltern gegangen. Aber wenigstens waren der Bär und die Eule bei ihm und ein Engel. Der kleine Indianer wurde kalt wie Eis und er verstummte. Um ihn herum wuchsen die Fichten immer höher. Die einstige Lichtung wurde zu einem finsteren Ort. Das spürte er nicht mehr. Er war versteinert.
Nach vielen, vielen Jahrzehnten wurde er aufgeweckt: da war wieder dieser Schmerz. Er musste sich beugen und durfte sich nicht wehren. Aber ein winziger Lichtstrahl fiel auf sein Zelt. Es wurde etwas wärmer und er traute sich, sich umzusehen. Er konnte sehen, da gab es einen anderen Raum, er konnte Stimmen hören, er konnte etwas trinken, das nicht eklig schmeckte, er konnte seinen Körper fühlen. Er merkte, um ihn herum war die Zeit weitergegangen. Nur er war ein kleiner Indianer geblieben. Jetzt saß er geborgen und warm auf dem Schoß von x. Die erzählte ihm seine Geschichte. Die weinte um ihn. Alles würde jetzt besser werden! Er darf jetzt lebendig sein und Unsinn machen und seine Wünsche äußern und wenn es nicht anders geht, noch mehr von dem zeigen, was er erlebt hat. Die Hüterin passt auf, dass es nicht zu viel wird. Frau S. passt auf x auf. Der kleine Indianer darf groß und stark werden und muss nicht mehr aufpassen. Er muss sich nicht mehr verstecken. Und weil er nicht gestorben ist, lebt er noch heute in x.

[Aufatmende]

@A. Rhiannon
Ich glaube, es ist die Ruhe, die fehlt. Daran kann ich im Alltag gerade nichts ändern.
Ich werde morgen entscheiden, ob ich mich die ganze Woche krank schreiben lasse.

[Eli]

Hallo aufatmende

Der Text über den kleinen Indianer ist sehr berührend.
Es ist so schön dass er heute spüren kann dass vieles anders und besser ist.
Und ich hoffe er kann die schlimmsten Erinnerungen an das früher bald loswerden oder ist ja auch schon ein bisschen dabei.

Ganz liebe Grüße
Eli

[Aufatmende]

Danke Eli
Er kann es leider noch nicht wirklich spüren, aber er spürt wenigstens meine Berührung, wenn ich ihn auf den Schoß nehme und jetzt kann ich ihn und mich auch sanft hin und her wiegen.
Leider docken an die banalen Gliederschmerzen der Erkältung, die noch nicht weg sind, obwohl ich kein Fieber mehr habe, alte Schmerzen an. Da kann ich ihm schlecht vermitteln, dass es andere Schmerzen als früher sind. "Das ist Medizin ", ist im Übrigen auch ein ganz furchtbar falscher Satz.

[Evenstar]

Ohja, bei dem Satz bin ich ganz bei dir/bei euch.


Gute Besserung!

[Aufatmende]

Danke!
Habs gerade gelesen und mir in Gedanken ein Mennrholbonbon in den Mund gesteckt....
Jägermeister
Wer gibt einer Dreijährigen bzw. auf den Indiander schauend einem Dreijährigen Kräuterschnaps?!?!

[Aufatmende]

Der Indianer ist jetzt mit allen Sinnen in meiner Gegenwart angekommen und hat verstanden, dass wir uns einen Körper teilen. Er traut sich, seine Wünsche mitzuteilen und ich erfülle sie real oder imaginativ so gut es geht. Er spielt mit den anderen Kleinen.
Was für ein Kraftakt, obwohl ich nur auf dem Sofa rumliege!

[(b)Engelchen]

Dir und dem kleinen Indianer viel Kraft und einen Manitu zum Schutz.

[Evenstar]

Mal zum Holzlöffel.

kann er geheilt werden? Aber die Bruchstelle erkennbar bleiben? das der Schmerz nicht versteckt wird? oder auch die Stelle verbinden? Ein Narbengeflecht aufmalen?

Aus dem Löffel eine Puppe gestalten? ihn mit Kleidung und Haare versorgen?

[Aufatmende]

Ich habe heute etwas getan, auf das meine Mutter extrem stolz gewesen wäre. Sie hat neben mir gegessen auf dem Stuhl aus dem Thera Zimmer. Sie hat mir zugehört. Sie war ergriffen. Als ich fertig war, hat sie mich mit Tränen in den Augen angesehen und gesagt: "ich wollte das nicht. Ich konnte nicht anders. Es tut mir leid." Ich wollte ihr mit einer Handbewegung ihren nächsten Satz abschneiden: "Bitte vergib mir." Ich habe NEIN gesagt. Ich wollte sie da gar nicht mehr haben. Ihre Kritik, ihre Kontrolle. Die war weg. Auch, dass sie mir viel zu nah war, drohend neben mir stehend. Jetzt hat sie entspannt, wohlwollend da gesessen. Das alles ist parallel zu meiner eigentlichen Tätigkeit abgelaufen, die ich nicht unterbrechen wollte.
Der Holzlöffel wird bleiben, wie er ist. Als Mahnmal. Er wird sich erst wieder bewegen, wenn ich Schokolade kaufe, die in die Metalldose, in der er liegt, gehört. Das habe ich dieses Jahr noch nicht getan. Noch nichts Süßes gekauft.

[Aufatmende]

TRIGGERT








Mondindianer
Mondkind
Tänzerin
Mondmädchen
Vier Teile einer Person. Einer dressierten, abgerichteten wie ein Hund. Unbedingter Gehorsam. Schweigen. Alles ertragen.
Beschissen, dass ich diese Woche keine Therapie habe, weil das Ausmaß nicht absehbar war. Weil hier wegen Karneval tagelang frei war.

Danke, dass du mich gemalt hast. Wie ich mich gefühlt oder vielmehr nicht gefühlt habe. Mit den Kindern, die zusehen mussten. Mit den Männern.

Horror.
Es fällt mir schwer, mich zu bewegen. Ich fühle mich steinalt.
Ich danke euch, dass ihr für mich überlebt habt.
Ich bin so froh, dass ich meinen Glauben nicht verloren habe. An Gott. An das Gute im Menschen. An meine Lebenskraft.
Ich bin zu erfroren, um traurig zu sein.
Es fühlt sich an wie lebenslanger Winter. Wie absolut vermessen, euch zusammenzubringen. Die Qual, das Gefühl, alles und alle verloren zu haben, zu vervielfältigen, indem ich euch alle im Blick habe.
Es fühlt sich an wie zu weit gegangen zu sein. Wie etwas zu mir zu nehmen, das tödlich und toxisch ist.
Wie Ende.
Lebens -ende
Denk -ende
Fühl -Ende
Wie hier sitzen zu bleiben und auf den Tod zu warten.
Den ich schon gestorben bin.
Vor mehr als vierzig Jahren.

[Eli]

Liebe Aufatmende,

ich setze mich mal still zu dir, zu euch.
Es tut mir so leid wie ihr leiden musstet und leiden musst.

Ich mag nicht schreiben dass wir da Parallelen zu unseren Gefühlen sehen weil das das immer klein macht und jeder Mensch fühlt ja anders. Aber vielleicht: ihr seid mit euren Erfahrungen nicht allein und gut dass ihr sie aussprechen könnt.
Wir wünschen euch dass ein Stück des Winters sich ein bisschen erwärmen und verändern kann, ein Teil Kälte wird sicher bleiben.

Es ist aber wie ein wunder dass ihr eure Lebenskraft und euren glauben bewahren konntet. Das zeigt für mich dass es das doch etwas gibt was stärker ist als die Gewalt.

Ich wünsche euch viel Kraft, Pausen in den nächsten Tagen und vor allem etwas Trost im realen Leben.
Passt gut auf euch auf.
Eli

[Aufatmende]

Eli, danke. Ich habe gerade keine Kraft für alles, was sonst noch im "normalen" Alltag passiert znd wenn du hier antwortest, merke ich erst, wie viel Kraft mich das gestern Abend gekostet hat.
Kannst du bitte die Anrede noch in Aufatmende ändern? Sonst fühlen sich welche im Innen nicht gesehen, die nicht übersetzen können, dass du dich einfach vertan hast.