Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

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Wildi
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Wildi »

Hallo Laura,

mir ist an deine Schilderungen etwas Erschreckendes aufgefallen. Möchtest du es lesen? Es ist nichts Bösartiges, auch keine Kritik, lediglich eine Beobachtung, die ich mit dir teilen will, wenn du das möchtest.
Atmen.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Hey wildi,
du machst es aber spannend! Was ist dir denn Erschreckendes aufgefallen?
Wildi
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Wildi »

Mir ist die Parallele zwischen damals und heute aufgefallen.
Du hast einmal eindrücklich die Überforderung des kleinen Mädchens geschildert, das Unerträgliches aushalten musste.
Und nun scheint es, als würdest du diese Überforderung unbewusst gezielt weiterführen.

Das ist mir plötzlich so ins Auge gesprungen und mir hat die Kleine so leid getan.
Atmen.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Ja du hast vollkommen Recht! Das ist mitunter auch einer der Gründe, weshalb ich vermute, dass mir das "Aussen" aktuell auch so an die Substanz geht. Und innerlich so viel Chaos verursacht.

Danke. Ja die Kleine hat es echt nicht leicht... Sie tut mir auch Leid!

Hmmm eine gute Frage - führe ich die Überforderung unbewusst weiter? Keine Ahnung. Das Chaos auf der Arbeit ist gerade nicht nur eine Einbildung sondern von allen Seiten des Konzerns klar kommuniziert. Bis zur Konzernspitze schauen alle auf meine Linien und erhöhen den Druck massiv. Es stehen größere Restrukturierungen an, die kürzlich so nicht absehbar waren und wohl international auch richtig Arbeitsplätze kosten werden. Jetzt wollen alle in 8 Wochen 15% Effizienzsteigerung haben. Toller neuer Job.

Ich könnte vielleicht anders damit umgehen und es als "egal" sehen. Das fällt mir nur sehr sehr schwer, weil das nicht meine Art ist. Ich möchte meine Arbeit gut machen. Der massive Druck von aussen führt auf jeden Fall dazu, dass es mir innerlich echt schlecht geht. Und mit Sicherheit wird "ausgeliefert sein" angetriggert. Und da schließt sich der Kreis.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Was für ein Tag gestern!!!! Puuuuhhhh ich fühle mich einfach nur komplett erschöpft. Heute Home-Office. Nachher das Gespräch mit meiner Chefin. Ich möchte morgen nicht arbeiten gehen. Hab zwar nächste Woche ab Donnerstag Karneval frei.... Aber mir graut es davor, morgen ins Werk zu gehen..... Geht nur wohl kein Weg dran vorbei. Außer Halsschmerzen.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Vollkommen erschöpft.
Das Tief zieht sich.
Wie viel davon ist aus dem Hier und Jetzt und wie viel sind Altlasten? Ich fühle, wie es in mir drinnen brodelt.
Und irgendwie hab ich auch das Gefühl, dass ich ne Erkältung bekomme...
Meine Rettung. Mit der Chefin gesprochen, morgen bleibe ich im HO. Das ist gut! Ich kann mir nicht vorstellen, morgen arbeiten zu gehen.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Der Sturm da draussen zeigt sehr gut, wie es in mir aussieht.
Bis um 13:00 gearbeitet. Wo die letzten 3.5 Std sind, weiss ich nicht. Morgen indonesisch Kurs. Nix gelernt und ich kann mich dazu heute auch nicht mehr aufraffen.
Eigentlich ist der Tag gelaufen.
Rückzugsbedürfnis. Ich will mich verkriechen.

Es geht immerhin ein klein wenig besser, als vorhin. Das sehe ich jetzt Mal als Erfolg. Da hatte ich das Gefühl, es würde mich innerlich zerreißen. Das was sich da die letzte Zeit aufgestaut hatte. Hab mich aufs Sofa gelegt und versucht das wahrzunehmen, was in mir drinnen ist. Abreaktionen und Weinen. Ein Schmerz, als würde ich zerrissen werden. Das ist damals vielleicht auch passiert... In mir drinnen wurde ich in viele Teile zerrissen.
Es ist wohl besser, diese Gefühle raus zu lassen. Ich fühle mich jetzt einfach nur erschöpft. Aber der Druck ist deutlich weniger.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Erschöpft. Rückzugsbedürfnis.
Innerlich war da wieder mega der Druck. Ablenkung macht es in der letzten Zeit nur schlimmer. Also habe versucht, da hineinzuspüren. Konsequenz: Weinen und Abreaktionen. Interessant. Es hat sich wieder angefühlt, als würde es mich innerlich zerreißen. Unsäglicher Schmerz. Der Druck ist jetzt weniger.
Eben auch endlich Mittag gegessen.

Es verwundert mich, dass aktuell wieder so viele alte Emotionen hoch kommen und sich so entladen. Bilder sind da (fast) keine mit dabei. Nur die Emotionen. Das reicht aber auch schon.
Ich wüsste gerne, weshalb das so ist. Ob das jetzt ein Weg nach vorne, oder ein Rückschritt ist. Vom Gefühl her, würde ich eher sagen, dass der Weg nach vorne geht. Und trotzdem fühlt es sich plötzlich an, wie ein Blick zurück... Denn es ging ja noch 50 Tage ziemlich gut. Mal von kleinen emotionalen Ausbrüchen abgesehen.

Ich finde es so schwierig, dass es keine "Anleitung" gibt und niemand weiss, wie viel Trauma und Schaden da ist. Ob das jemals "alles gut" sein wird. Ein wenig fühlt es sich so an, als hätte ich in den letzten Monaten (und mittlerweile eigentlich schon Jahren) die Scherben wieder zusammen gesetzt. Das Bild wieder vollständig gemacht. Es wird immer Bruchstellen geben und vielleicht finden nicht alle Scherben wieder zusammen. Aber es ist wieder mehr Ganzheit vorhanden.

Was mich total belastet ist, dass ich in den Momenten, in denen sich der innerliche Druck so aufstaut, immer Suizidgedanken bekomme. Das ist immer ein Abgrund, der auf geht. Ich wünschte das wäre anders. Der Therapeut sagt, dass es ein Zeichen sei, dass ich verdränge und dass das eben nicht mehr funktioniert.... Unrecht hat er bestimmt nicht. Nur es ist trotzdem hart, wenn man zu Boden fällt.
Wildi
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Wildi »

Ich könnte mir vorstellen, dass die kleine Laura damals so überfordert war, dass sie so nicht leben wollte. Möglicherweise gibt es da einen Zusammenhang zur heutigen Überforderung.

Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich dieser übergroßen Verzweiflung, die mich manchmal überkommt, am besten dadurch begegnen kann, dass ich mich ins Bett packe und ruhe. Das weiß ich aber erst seit letztem Jahr. :)
Atmen.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Ja Wildi... Dieser Zusammenhang existiert mit Sicherheit. Überforderung = ausgeliefert sein = altes Muster der SG. Und depressive Episode. Das ist ein sich wiederholender Ablauf.
Dazu kommt aktuell eine ziemlich große Unzufriedenheit, dass ich einfach so gerne einen Partner an meiner Seite hätte. Alle Kinder bekommen etc. und ich einfach immer noch alleine bin. Weil meine Vergangenheit mich wohl unbewusst mit geprägt hat.

Übergroße Verzweiflung ist mir gerade nicht ganz unbekannt.
Hab meiner Freundin jetzt abgesagt. Will meine Ruhe. Um 8 lieg ich heute auch im Bett. Vielleicht durchbreche ich den Kreislauf heute auch mit Medis. Vielleicht hilft es ja. Hab irgendwie keine Lust, dass das jetzt noch so weiter geht. Will wieder am Leben teilhaben. Genügend Antrieb, um morgen vielleicht Laufen zu gehen. Das könnte pushen....
Die Medis sind aber für den Notfall und das hier ist kein Notfall.
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Stumpf. Entspannt. Müde. Besser. Ich glaube das war die richtige Entscheidung. Ein bisschen durchatmen.
Fände mein Thera bestimmt nicht gut. Ich soll lernen das auszuhalten und meine Stimmung zu beeinflussen. Aber was soll's. Schlafen!
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Hmmm also die Medis haben dafür gesorgt, dass ich tatsächlich besser in den Tag gestartet bin. Wohnung aufgeräumt, geputzt, gewaschen, meine vernachlässigten Pflanzen umsorgt. Sogar Müll raus gebracht und gesundes Essen gekocht.
Ich habe mich auch tatsächlich durchgerungen Laufen zu gehen. Das war das erste Mal seit Monaten.

Bis dahin war alles okay. Innerlich ziemlich ausgeglichen. Ist ja auch kein Wunder, denn das Dia hat ne lange Halbwertszeit. Und beim Laufen sind mir dann die Tränen gekommen. Ich weiss auch nicht, was aktuell mit mir los ist.... Habs noch bis nach Hause geschafft und Rotz und Wasser geheult....
Ich würde gerne verstehen, was aktuell passiert. Wieso ich ständig weinen muss. Was denn da jetzt noch hoch kommt. Was das alles soll...
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Hab mich durchgerungen, und meinem Therapeuten geschrieben. Vielleicht doch noch nen Termin. 🙄 Ich hab lange mit mir gerungen...
Er will dass ich auf eigenen Beinen stehe. Ich will das auch. Aber ich bekomme es einfach nicht so hin, wie es gut wäre. Das Tief geht jetzt schon wieder 23 Tage...

Warum bin ich so, wie ich bin?
lara64
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von lara64 »

Hallo Laura,
Warum bin ich so, wie ich bin?
Du bist so wie du bist, weil du durch deine Sozialisation zu geworden bist. Zumindest für heute und derzeit. Das bedeutet nicht, dass du es nicht verändern kannst, du dich nicht verändern kannst. Aber das braucht eben seine Zeit.

Bei mir kommt so oft, viel Überforderung an. Du schreibst von einem überfordernden Job, weil die Rahmenbedingungen so schwierig, für dich überforderen sind. Dass muss doch die kleine Laura antriggern, wenn Frau da 8 Stunden Tage die Woche hin muss, und gerade wohl auch mehr als 8 Stunden.
Was würde denn helfen, damit der Job nicht so belastenden und überfordern ist? Welche Möglichkeiten gibt es in der Realität diese umzusetzen?

Was kann zu Hause helfen, mit der Überforderung gut umzugehen. Regemäßig entlastende Termine bei Menschen die dir gut tun, und ggf. bei Methoden die dir gut tun.
Zur Haltung des Thera sag ich mal lieber nix. Wenn du noch so an der Grenze entlang läufst, geht eben noch nicht ganz "auf eigenen Beinen stehen" . Was wäre so schlimm daran, sich einzugestehen dass HIlfe noch benötigt wird?

Keinen Partner zu haben, muss doch nicht gleichbedeuten sein alleine zu sein. Also ich kann den Wunsch nach Partnerschaft gut verstehen, aber vielleicht wäre es gut sich eine Netzwerk von Freundschaften zu gestalten, wo die Wochenenden auch so verbrachten können mit dem wie du gerade bist..erschöpft, müde, genervt...
Ich soll lernen das auszuhalten und meine Stimmung zu beeinflussen.
Habt ihr denn in der Therapie Strategien und Methoden eingeübt, wie du die Stimmungen beeinflussen kannst? Was dir da wie hilft??
Nur aushalten ist doch völlig kontraproduktiv..in dem Tief zu bleiben, das auszuhalten ohne einen Weg raus?

So ein paar Gedanken von mir. Vielleicht ist ja was hilfreiches dabei. Ansonsten überlies es einfach.

Shalom - lara64
Laura
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Re: Das Leben gestalten. Freiheit finden. Leben.

Beitrag von Laura »

Mega schlecht geschlafen und durch Sturmböen mit Regen an meinem Fenster auch schon seit 5:00 wach. Hab ein bisschen Halsschmerzen. Freitag hatte ich das schon als Begründung für HO. Und ich werde diese Karte jetzt auch wieder spielen. Ich kann mir beim besten Willen gerade nicht vorstellen, auf die Arbeit zu gehen. Und bei dem Sturm Auto zu fahren muss auch echt nicht sein. Davor hab ich auch ein wenig Sorge!
Innerlich geht es nicht wirklich gut. Fühlt sich schon wieder so an, als würde es mir den Hals zuschnüren. Aus psychosomatischer Sicht, ist es nun nicht verwunderlich, dass ich Hallschmerzen bekomme.

@lara danke für deine Antwort!

Ja ich bin, wie ich bin, weil ich so sozialisiert worden bin. Und durch meine Vergangenheit etc. Ich finde diese "dunklen Phasen" ziemlich hart. Die gab es in meinem Leben oft. Depression scheint schon sehr lange ein Teil meines Lebens zu sein. Wobei ich nicht weiss, ob ich das hier als Depression bezeichnen würde. Denn da ist ganz klar ein Packen an Emotionen, die nicht ins Hier und jetzt Gehören. Wenn die raus dürfen, dann wird der Druck weniger und die Stimmung besser. In depressiven Phasen der Vergangenheit war ich oft einfach nur taub.

Ja.... Der Job ist ein zentrales Problem. Gut möglich, dass die Überforderung die Kleine in mir massiv antriggert. Im Rahmen der Möglichkeiten versuche ich es ja zu beeinflussen. Also Freitag nicht hin und heute auch nicht. Ab Donnerstag habe ich frei bis einschließlich Dienstag. Ich bin an 2 Tagen verabredet und plane ansonsten viel Ruhe für mich. Ein wenig Abstand bekommen. Immerhin sind das 6 Tage.

Ich denke, dass ich an meiner Einstellung arbeiten muss. Es ist nun Mal jetzt so, dass immer "mehr mehr mehr" gefordert wird und die Messlatte utopisch hoch ist. Dann ist das halt so. Mehr als arbeiten geht nicht. Und wenn ich dafür keine Wertschätzung bekomme, dann ist das halt einfach so. Weniger alles zu Herzen nehmen. Das widerspricht meinem Charakter, aber wird mittelfristig erstmal der Weg sein. Sonst halte ich das nicht aus.

Ja ich habe ein ganzes Portfolio an Dingen, die helfen sollen.
Am Angenehmsten ist ein Selbsthypnose Anker, der mir hilft Mal tief geistig und körperlich zu entspannen und ein wenig runter zu kommen. Im Prinzip wie ne tiefe Meditation nur schneller. Wichtig ist es, mir Gutes zu tun. Ein heißes Bad. Ein Stück Schokolade. Mich um meine Pflanzen zu kümmern. Hier sieht es aus, wie in einem botanischen Garten. Hab mich letzte Woche auch mit einer neuen Zitruspflanze belohnt. Einfach als Belohnung dafür, dass ich momentan durchhalte.
Ich bin mir meiner inneren Dialoge mittlerweile sehr bewusst und habe sehr sehr viel an meinen Glaubenssätzen gearbeitet. Beschimpfungen meiner Selbst gibt es da nicht mehr. Der Umgang mit mir selbst ist positiver, freundlicher, nachsichtiger.
Waldspaziergänge sind mir vom Thera Mal "verordnet" worden. Das hilft. Würde mir aktuell auch helfen, wenn es da nicht diesen Sturm gäbe. Sport hilft und tut mir gut. Aber mit der Arbeit finde ich es gerade schwer zu vereinbaren.... Und 40 Leute ohne Test in ner Sporthalle fördert leider meine Corona sozial Phobie.
Dann gibt es da noch Affirmationen. Ein paar hilfreiche Sätze, die gar nicht so doof sind.
Ja und dann auch noch Eft Klopftechniken. Lange nicht gemacht. Vielleicht sollte ich die Ressource nochmal reaktivieren.
Freunde treffen ist durchaus hilfreich. Deswegen auch die soziale Verpflichtung an Karneval. Glaub das tut mir gut. Wenn es mir aber so geht, wie aktuell, dann will ich mich komplett aus der Welt rausziehen und niemanden sehen und sprechen.
Also Lara, der Kasten ist voll. Nur wird die Stimmung nicht besser. 🙄

Alles Liebe
Laura
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