Liebe Anni, liebe lara64, liebe Eli, liebe herzkrank,
Auch wenn es schon so lange her ist, erst einmal vielen Dank für eure lieben Antworten. Ich hatte sie damals schon gelesen. Aber ich konnte mich zu dieser Zeit dem Antworten sowie meinem Inneren und Gefühlen nicht zuwenden. Es tut mir leid, dass ich erst so spät antworte. Dennoch freue ich mich sehr über eure Nachrichten und weiß sie sehr zu schätzen.
In den letzten Monaten habe ich aufgrund äußerer Umstände entschieden, mich ausschließlich dem Alltag zu widmen und zu funktionieren. Dafür brauchte ich all meine Kraft. Und ich hatte gleichzeitig keine Kraft mich dem Innen zu widmen. Ich habe also nur noch funktioniert und nicht mehr gefühlt und am Ende dachte ich, ich breche zusammen, ich halte das nicht mehr aus. Das hat mir dann leider auch mein Körper gezeigt. Wirklich fit bin ich immer noch nicht.
Ich hoffe dass ich in Zukunft eine bessere Balance zwischen Funktionieren und Fühlen und Pausen finde. Denn dauerhaft würde ich mich so kaputt machen und Funktionieren ist dann natürlich auch nicht mehr möglich.
Ich versuche nun ganz langsam wieder mich meinen Gefühlen und auch der Vergangenheit zuzuwenden.
Gerade wenn innerlich alle wild durcheinander reden oder schreien, hilft mir manchmal, zu akzeptieren, dass es diese große Not eben immer noch gibt. Dass es im Innern immer noch große Panik und heftige Reaktionen gibt, auch wenn die Situation heute anders ist.
Das zu verstehen und anzuerkennen führt ja vielleicht auch dazu, dass nicht mehr so geschrien werden muss im Innern. Weil jemand hinhört. Und die Panik immer noch sehr ernst nimmt. Obwohl es heute anders ist.
Neben all dem "heute ist es aber anders" erleichtert es aber vielleicht auch, zu akzeptieren und anzuerkennen, dass es die alten Gefühle wie Not und Panik innerlich immer noch gibt. Und manchmal eben auch in immensem Ausmaß. Auch wenn es sich verständlicherweise fürchterlich anfühlt und man die alte Not ja gerne endlich weghaben möchte. Aber gerade deshalb wird im Innern ja vielleicht noch lauter geschrien.
Liebe Anni, das macht für mich ganz viel Sinn und erklärt das eigene innere Empfinden sehr gut. Leider habe ich die so große innere Panik in der letzten Zeit nicht ernst genommen, sondern weggehört und weggesehen und weggefühlt. Ich habe zwar immer mal versucht nach Innen zu erklären, dass irgendwann die Zeit dafür sein wird. Aber gleichzeitig habe ich die Kleine immer wieder alleine gelassen mit ihrer Not und das hat zu sehr an früher erinnert. Und das war einfach für eine zu lange Zeit. Ja und innerlich hatte es so sehr geschrien und ich habe äußerlich so sehr weggehört, dass der Körper mir jetzt eine neue langwierige Krankheit geschickt hat.
Dazu passt direkt das hier von lara64:
ja diese innere Not der Kleinen Kinder/Mädchen, diese Hilflosigkeit, Einsamkeit und dieser kaum aushaltbare Schmerz, der sich dann leider im hier und jetzt in unfassbaren Körperschmerzen äußert ist oft so schwierig auszuhalten.
Zugleich haben wir gelernt, dass es aktuell mal wieder die einzige Möglichkeit ist aus dem Innen auf manches Aufmerksam zu machen.
Auch wenn es schwer fällt Akzetanz dass es gerade kaum auszuhalten ist, und die Kleine auch die guten Worte und alles gutgemeinte von der Erwachsenen so noch nicht an sich ran lassen kann.
Vielleicht gelingt ein Nachfragen, was sie denn braucht damit die Situation für sie erträglich wird...
Und wenn alle im Innen gleichzeitig nur noch am toben, weinen, klagen und schreien sind - ähnlich wie Aufatmende mit denen Kontakt aufnehmen mit denen es geht oder im Innen schauen ob jemand da ist, der für etwas Ruhe und Absprache sorgen kann. Dann versuchen mit verschiedenen Hilfsmitteln dafür zu sorgen, dass alle zu Wort kommen - eine/einer nach dem anderen.
Danke, lara64, das sind wirklich sehr gute und hilfreiche Tipps, welche ich mit der Zeit hoffentlich noch mehr berücksichtigen kann.
Wenn ich das alles so noch mal lese, ist es schon erschreckend, wie groß die Not schon vor ein paar Monaten war und dass ich dann doch so lange weggehört habe. Denn danach habe ich zwischenzeitlich gar nichts mehr gefühlt. Ich habe funktioniert und hatte keinen Zugang mehr zu meinen Gefühlen und konnte mich nur noch ganz wage daran erinnern. Aber oberflächlich ging es mir irgendwie gut. Rational betrachtet wusste ich aber, dass ich mich irgendetwas noch mal zuwenden müsste.
Und ich sehe in dir auch immer eine einzelkämpferin ohne viel Hilfe im aussen. Passt das so für dich?
Liebe Eli, ich weiß nicht so richtig. Irgendwie schon. Aber irgendwie denke ich schon auch, dass ich in bestimmten Bereichen auch irgendwie Unterstützung habe. Dann ist es nochmal eine andere Frage, was ich davon annehmen kann...
Vielleicht ist das ein Thema, dem ich mich mit der Zeit nochmal zuwenden sollte. Denn irgendetwas blockiert da glaube ich im Innen noch. Ich weiß nicht genau. Die Selbstfürsorge könnte in diesem Bereich glaube ich noch besser sein.
Manchmal darf es aber auch einfach sch und anstrengend sein und nicht funktionieren OK? Dann kannst du dich krankschreiben lassen und zur Ruhe kommen, auch mal den Anteilen sagen: Stopp. Es reicht jetzt mal. Ich brauche auch mal eine Pause.
Also das ist etwas was mir tatsächlich seeehr schwerfällt. Das sehe ich noch als großes Übungsfeld.
Rational und auf andere bezogen finde ich das auch sehr wichtig. Auf mich selbst gezogen fällt mir die Umsetzung unglaublich schwer.
Ich denke, das passt dann auch wieder in den Bereich Selbstfürsorge.
@herzkrank: Und solche Phasen gibt es bei mir eben auch, wo die Innenkommunikation quasi (fast) brach liegt. Wo es nicht oder nur viel zu wenig aufgefangen wird. Schwierig wird es, wenn das über einen zu langen Zeitraum so geht. Wie man sieht...
Nun konnte ich mich aber seit Monaten zum ersten mal wieder sehr schwierigen Erinnerungen in der Therapie zuwenden. Ich glaube das war sehr wichtig auch wenn es mir körperlich immer noch nicht wieder gut geht. Aber Körper und Seele gehören ja auch zusammen. Für mich war das jetzt auf jeden Fall an der Reihe, egal was noch ist. Die Kleine musste Monate darauf warten. Und im Endeffekt nicht nur die letzten Monate, sondern irgendwie ihr Leben lang.
Es kamen noch mal sehr schlimme Details zu den letzten Erinnerungen zurück. Auch wenn das vorher alles schon so schlimm und schrecklich war und ich mich immer wieder gefragt habe, wieso ich mir das noch ansehen muss, war es im Nachhinein auf jeden Fall besser, weil es so viele meiner Gefühle erklärt.
Trigger
Es erklärt wieso die Kleine sich so alleine und verloren gefühlt hat und im Endeffekt war sie das ja auch. Aber das, was noch gesagt und getan wurde, hat dieses Gefühl noch so viel mehr verstärkt. Auch das Gefühl nie geliebt werden zu können und ein Monster zu sein. Die haben dafür gesorgt sich so fühlen zu müssen.
Und diese T*desangst erklärt sich nun noch umso mehr. Auch, wenn sie rational vorher schon komplett nachvollziehbar war...
Und das Aufgeben, die Wehrlosigkeit, dieses Marionetten-Sein... Es gab ja gar keine Wahl...
Und das Schlimme war, das, was die zu ihren Taten zu mir und über mich gesagt haben, das war irgendwie ja auch gelebte Realität. Es war meine Realität.
Da war niemand, der mir Sicherheit, Liebe oder richtige Fürsorge gezeigt hätte.
Wie sollte ich ahnen, dass es nicht meine Schuld war.
Wie hätten Eltern oder irgendjemand ein Kind lieben können, welches von sich selbst glaubte... welches solche Dinge erleben, machen, ansehen und was auch immer tun musste.
Ich habe es für mich verinnerlicht.
Und wenn die sagten die müssten nur ... und dann passiere ... Und außerdem würde ich denen ... und das für immer.
Wie hätte ich als Kind erkennen können, ob es stimmt oder nicht, vor allem nachdem die ihre Macht immer wieder sehr eindrücklich demonstrierten und mir immer und immer und immer wieder neu zeigten, wie machtlos ich selbst war...
Und das, was mit den anderen noch passierte...
Trigger Ende
Ich hoffe, mir gelingt es in nächster Zeit etwas besser für die Kleine da zu sein und ihre Gefühle aufzufangen.
Heute Abend soll es auf jeden Fall einen Kakao geben und vielleicht wird noch mit ein paar Spielfiguren gespielt.
Was die Kleine nun aber besser erkennen und annehmen kann, ist dass im Innen noch andere für sie da sind. Auch andere, die ja Ähnliches erlebt haben. Irgendwie ist das eine Art Trost.
Meine Therapeutin meinte noch, dass mich das mein Leben lang begleiten wird. Dass es gute und schlechte Phasen geben wird. Und wenn etwas Schwieriges in meinem Leben passiere, dann sei ich damit (mit der Vergangenheit) mehr in Kontakt.
Gleichzeitig sei es wichtig, neben meiner Geschichte, die zu mir gehört, heute auch Positives zuzulassen. Ziel sei nicht, die Vergangenheit weg zu machen oder loszuwerden, sondern trotz allem Positives zu erlauben und zu erleben und zu genießen.
Beides darf nebeneinander bestehen.
Das konnte ich bestätigen und fand ich auch sehr schön. Auch wenn es wohl auch eine Lebens(lange)kunst ist.
A.Rhiannon