Gedankenraum - zu mir selbst finden

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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hallo liebe a rhiannon

Ich möchte dir auch da lassen dass ich dich und eure Not lese und mir vorstelle dass es auch gerade für dich als Erwachsene sehr anstrengend und viel ist.

Und ich sehe in dir auch immer eine einzelkämpferin ohne viel Hilfe im aussen. Passt das so für dich?

Du und ihr macht das wirklich toll. Ich lerne immer so viel von dir
Manchmal darf es aber auch einfach sch und anstrengend sein und nicht funktionieren OK? Dann kannst du dich krankschreiben lassen und zur Ruhe kommen, auch mal den Anteilen sagen: Stopp. Es reicht jetzt mal. Ich brauche auch mal eine Pause.
Ich kann mir vorstellen dass da auch Angst ist dass manche nicht zum Zuge kommen wenn jetzt die Therapie weniger wird. Aber das ist nur meine Idee.

Ich sende dir Akzeptanz und Mitgefühl mit dir und euch und vielleicht auch nochmal eine helfende Hand von aussen oder zumindest eine schöne Ablenkung durch Freunde etc.

Alles liebe
Eli
herzkrank
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von herzkrank »

A.Rhiannon hat geschrieben: Fr Feb 24, 2023 7:32 pm
ich bin beeindruckt, wie gut du dich dem inneren kind nähern kannst. und wie hingebungsvoll du das tust.
ich empfinde da leider so viel widerwillen, dass ich sofort wieder aufhöre. aber meine therapeutin hat gesagt, dass ich es mal demnächst mit ihrer unterstützung versuchen soll.
Danke, das ist lieb. Ich wünsche dir für deine eigene Annäherung alles Gute und eine gute Begleitung durch deine Therapeutin.


das ist leider bisher aus zeitgründen oder so nicht passiert. ich finde sie leider nicht strukturiert oder organisiert.
aber ich habe es gestern mal wieder allein versucht. und einerseits guten kontakt bekommen. andererseits wollte sich das kind erschießen. weil es sich schuldig fühlte. ich war am zweifeln, ob das gut ist und fand es beunruhigend. aber hab mal gehört, dass anteile auch sterben können sollen und hab es mir daher mal vorgestellt. fühlte sich im ganzen nach einem guten kontakt an
A.Rhiannon hat geschrieben: Fr Feb 24, 2023 7:32 pm
meine erinnerungen hatte ich übrigens auch während einer meditation. ich finde das sehr hilfreich um an vergessenes ranzukommen.
Ja, also während der Meditation selbst wäre es mir eigentlich lieber keine solchen Erinnerungen und Körperflashbacks zu haben. Da ist es mir lieber, diese Erinnerungen kommen zurück, wenn ich mir die Zeit nehme und nach Innen höre und fühle. Jedoch kann ich das nicht unbedingt so beeinflussen.


für mich wär meditation (wenn ich es allein mache) genau der ort, wo ich mir zeit nehme dafür. aber ich kann es auch nicht direkt beeinflussen
A.Rhiannon hat geschrieben: Fr Feb 24, 2023 7:32 pm
und dass du gerade so viele schmerzen hast, würde ich als gutes zeichen sehen. dass dein unbewusstes dich stabil genug findet um damit umgehen zu können. ich habe gelernt, dass alle unverarbeiteten sachen in uns gespeichert sind und ihr unwesen treiben. um zu heilen, müssen sie hochkommen, da sein dürfen und dann gehen sie auch. aber dazu braucht es kapazitäten um das aushalten zu können. verdrängung ist ja ein sinnvoller (aber nur wenn es kurzfristig ist) notfallmechanismus um zu überleben. für mich klingt es danach, dass du da auf einem guten weg bist.
Danke. Wahrscheinlich hast du damit schon irgendwie recht. Im Grunde sehe ich es ähnlich. Nur fühlt es sich nicht immer nach Fortschritt und nach einem guten Weg an. Danke fürs ins Erinnerung rufen.
ja, ich finde, fortschritte sehen oft wie rückschritte aus. und sind schwer aushaltbar. ich sag immer, aus gutem grund sind wir diesen schritt bisher nicht gegangen. sehe viele veränderungen erst über jahre aus der rückschau heraus. gut, sich das immer mal bewusst zu machen
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Anni, liebe lara64, liebe Eli, liebe herzkrank,

Auch wenn es schon so lange her ist, erst einmal vielen Dank für eure lieben Antworten. Ich hatte sie damals schon gelesen. Aber ich konnte mich zu dieser Zeit dem Antworten sowie meinem Inneren und Gefühlen nicht zuwenden. Es tut mir leid, dass ich erst so spät antworte. Dennoch freue ich mich sehr über eure Nachrichten und weiß sie sehr zu schätzen.

In den letzten Monaten habe ich aufgrund äußerer Umstände entschieden, mich ausschließlich dem Alltag zu widmen und zu funktionieren. Dafür brauchte ich all meine Kraft. Und ich hatte gleichzeitig keine Kraft mich dem Innen zu widmen. Ich habe also nur noch funktioniert und nicht mehr gefühlt und am Ende dachte ich, ich breche zusammen, ich halte das nicht mehr aus. Das hat mir dann leider auch mein Körper gezeigt. Wirklich fit bin ich immer noch nicht.
Ich hoffe dass ich in Zukunft eine bessere Balance zwischen Funktionieren und Fühlen und Pausen finde. Denn dauerhaft würde ich mich so kaputt machen und Funktionieren ist dann natürlich auch nicht mehr möglich.

Ich versuche nun ganz langsam wieder mich meinen Gefühlen und auch der Vergangenheit zuzuwenden.
Gerade wenn innerlich alle wild durcheinander reden oder schreien, hilft mir manchmal, zu akzeptieren, dass es diese große Not eben immer noch gibt. Dass es im Innern immer noch große Panik und heftige Reaktionen gibt, auch wenn die Situation heute anders ist.
Das zu verstehen und anzuerkennen führt ja vielleicht auch dazu, dass nicht mehr so geschrien werden muss im Innern. Weil jemand hinhört. Und die Panik immer noch sehr ernst nimmt. Obwohl es heute anders ist.

Neben all dem "heute ist es aber anders" erleichtert es aber vielleicht auch, zu akzeptieren und anzuerkennen, dass es die alten Gefühle wie Not und Panik innerlich immer noch gibt. Und manchmal eben auch in immensem Ausmaß. Auch wenn es sich verständlicherweise fürchterlich anfühlt und man die alte Not ja gerne endlich weghaben möchte. Aber gerade deshalb wird im Innern ja vielleicht noch lauter geschrien.

Liebe Anni, das macht für mich ganz viel Sinn und erklärt das eigene innere Empfinden sehr gut. Leider habe ich die so große innere Panik in der letzten Zeit nicht ernst genommen, sondern weggehört und weggesehen und weggefühlt. Ich habe zwar immer mal versucht nach Innen zu erklären, dass irgendwann die Zeit dafür sein wird. Aber gleichzeitig habe ich die Kleine immer wieder alleine gelassen mit ihrer Not und das hat zu sehr an früher erinnert. Und das war einfach für eine zu lange Zeit. Ja und innerlich hatte es so sehr geschrien und ich habe äußerlich so sehr weggehört, dass der Körper mir jetzt eine neue langwierige Krankheit geschickt hat.

Dazu passt direkt das hier von lara64:
ja diese innere Not der Kleinen Kinder/Mädchen, diese Hilflosigkeit, Einsamkeit und dieser kaum aushaltbare Schmerz, der sich dann leider im hier und jetzt in unfassbaren Körperschmerzen äußert ist oft so schwierig auszuhalten.
Zugleich haben wir gelernt, dass es aktuell mal wieder die einzige Möglichkeit ist aus dem Innen auf manches Aufmerksam zu machen.
Auch wenn es schwer fällt Akzetanz dass es gerade kaum auszuhalten ist, und die Kleine auch die guten Worte und alles gutgemeinte von der Erwachsenen so noch nicht an sich ran lassen kann.
Vielleicht gelingt ein Nachfragen, was sie denn braucht damit die Situation für sie erträglich wird...

Und wenn alle im Innen gleichzeitig nur noch am toben, weinen, klagen und schreien sind - ähnlich wie Aufatmende mit denen Kontakt aufnehmen mit denen es geht oder im Innen schauen ob jemand da ist, der für etwas Ruhe und Absprache sorgen kann. Dann versuchen mit verschiedenen Hilfsmitteln dafür zu sorgen, dass alle zu Wort kommen - eine/einer nach dem anderen.
Danke, lara64, das sind wirklich sehr gute und hilfreiche Tipps, welche ich mit der Zeit hoffentlich noch mehr berücksichtigen kann.
Wenn ich das alles so noch mal lese, ist es schon erschreckend, wie groß die Not schon vor ein paar Monaten war und dass ich dann doch so lange weggehört habe. Denn danach habe ich zwischenzeitlich gar nichts mehr gefühlt. Ich habe funktioniert und hatte keinen Zugang mehr zu meinen Gefühlen und konnte mich nur noch ganz wage daran erinnern. Aber oberflächlich ging es mir irgendwie gut. Rational betrachtet wusste ich aber, dass ich mich irgendetwas noch mal zuwenden müsste.
Und ich sehe in dir auch immer eine einzelkämpferin ohne viel Hilfe im aussen. Passt das so für dich?

Liebe Eli, ich weiß nicht so richtig. Irgendwie schon. Aber irgendwie denke ich schon auch, dass ich in bestimmten Bereichen auch irgendwie Unterstützung habe. Dann ist es nochmal eine andere Frage, was ich davon annehmen kann...
Vielleicht ist das ein Thema, dem ich mich mit der Zeit nochmal zuwenden sollte. Denn irgendetwas blockiert da glaube ich im Innen noch. Ich weiß nicht genau. Die Selbstfürsorge könnte in diesem Bereich glaube ich noch besser sein.
Manchmal darf es aber auch einfach sch und anstrengend sein und nicht funktionieren OK? Dann kannst du dich krankschreiben lassen und zur Ruhe kommen, auch mal den Anteilen sagen: Stopp. Es reicht jetzt mal. Ich brauche auch mal eine Pause.

Also das ist etwas was mir tatsächlich seeehr schwerfällt. Das sehe ich noch als großes Übungsfeld.
Rational und auf andere bezogen finde ich das auch sehr wichtig. Auf mich selbst gezogen fällt mir die Umsetzung unglaublich schwer.
Ich denke, das passt dann auch wieder in den Bereich Selbstfürsorge.

@herzkrank: Und solche Phasen gibt es bei mir eben auch, wo die Innenkommunikation quasi (fast) brach liegt. Wo es nicht oder nur viel zu wenig aufgefangen wird. Schwierig wird es, wenn das über einen zu langen Zeitraum so geht. Wie man sieht...




Nun konnte ich mich aber seit Monaten zum ersten mal wieder sehr schwierigen Erinnerungen in der Therapie zuwenden. Ich glaube das war sehr wichtig auch wenn es mir körperlich immer noch nicht wieder gut geht. Aber Körper und Seele gehören ja auch zusammen. Für mich war das jetzt auf jeden Fall an der Reihe, egal was noch ist. Die Kleine musste Monate darauf warten. Und im Endeffekt nicht nur die letzten Monate, sondern irgendwie ihr Leben lang.

Es kamen noch mal sehr schlimme Details zu den letzten Erinnerungen zurück. Auch wenn das vorher alles schon so schlimm und schrecklich war und ich mich immer wieder gefragt habe, wieso ich mir das noch ansehen muss, war es im Nachhinein auf jeden Fall besser, weil es so viele meiner Gefühle erklärt.


Trigger





Es erklärt wieso die Kleine sich so alleine und verloren gefühlt hat und im Endeffekt war sie das ja auch. Aber das, was noch gesagt und getan wurde, hat dieses Gefühl noch so viel mehr verstärkt. Auch das Gefühl nie geliebt werden zu können und ein Monster zu sein. Die haben dafür gesorgt sich so fühlen zu müssen.
Und diese T*desangst erklärt sich nun noch umso mehr. Auch, wenn sie rational vorher schon komplett nachvollziehbar war...
Und das Aufgeben, die Wehrlosigkeit, dieses Marionetten-Sein... Es gab ja gar keine Wahl...

Und das Schlimme war, das, was die zu ihren Taten zu mir und über mich gesagt haben, das war irgendwie ja auch gelebte Realität. Es war meine Realität.
Da war niemand, der mir Sicherheit, Liebe oder richtige Fürsorge gezeigt hätte.
Wie sollte ich ahnen, dass es nicht meine Schuld war.
Wie hätten Eltern oder irgendjemand ein Kind lieben können, welches von sich selbst glaubte... welches solche Dinge erleben, machen, ansehen und was auch immer tun musste.
Ich habe es für mich verinnerlicht.
Und wenn die sagten die müssten nur ... und dann passiere ... Und außerdem würde ich denen ... und das für immer. :cry:
Wie hätte ich als Kind erkennen können, ob es stimmt oder nicht, vor allem nachdem die ihre Macht immer wieder sehr eindrücklich demonstrierten und mir immer und immer und immer wieder neu zeigten, wie machtlos ich selbst war...
Und das, was mit den anderen noch passierte...



Trigger Ende


Ich hoffe, mir gelingt es in nächster Zeit etwas besser für die Kleine da zu sein und ihre Gefühle aufzufangen.
Heute Abend soll es auf jeden Fall einen Kakao geben und vielleicht wird noch mit ein paar Spielfiguren gespielt.

Was die Kleine nun aber besser erkennen und annehmen kann, ist dass im Innen noch andere für sie da sind. Auch andere, die ja Ähnliches erlebt haben. Irgendwie ist das eine Art Trost.

Meine Therapeutin meinte noch, dass mich das mein Leben lang begleiten wird. Dass es gute und schlechte Phasen geben wird. Und wenn etwas Schwieriges in meinem Leben passiere, dann sei ich damit (mit der Vergangenheit) mehr in Kontakt.
Gleichzeitig sei es wichtig, neben meiner Geschichte, die zu mir gehört, heute auch Positives zuzulassen. Ziel sei nicht, die Vergangenheit weg zu machen oder loszuwerden, sondern trotz allem Positives zu erlauben und zu erleben und zu genießen.
Beides darf nebeneinander bestehen.

Das konnte ich bestätigen und fand ich auch sehr schön. Auch wenn es wohl auch eine Lebens(lange)kunst ist.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hallo liebe a rhiannon

Schön dich mal wieder zu lesen.
Und es tut mir leid dass du krank geworden bist ..
Ich hoffe du findest nun wieder mehr Zeit für dich und die kleine.

Uns steht auch so eine Monatelange Zeit bevor wo wir nur funktionieren müssen und wir haben da auch sorge wie das gehen soll. Aber irgendwie geht es ja immer weiter.

Was müsste denn passieren dass mehr selbst Fürsorge möglich wäre. Wir merken jetzt im Urlaub dass es Zeit ist. Uns fehlt Zeit. Weil Zeit haben heißt auch Kraft sammeln können um sich dem leid zu wenden zu können. Ohne Zeit keine Kraft für das innen...

Und zu dem Absatz mit dem triggern...
Wir erahnen sehr was ihr evtl meint...mit der Schuld...mit dem drohen...mit dem zu denen gehören... wir haben da mittlerweile auch sehr viele Erinnerungen zu. Und am Ende ist es ja immer eine ähnliche kacke :roll: . Schreibt gerne eine PN falls ihr davon noch etwas sagen wollt. Wir hören gerne zu und fühlen uns dadurch auch weniger allein.

Nun erstmal gute Besserung und viel Kraft dafür wieder Zugang zu eurem innen zu finden.

Eli und co.
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

vielen Dank für deine Antwort!
Uns steht auch so eine Monatelange Zeit bevor wo wir nur funktionieren müssen und wir haben da auch sorge wie das gehen soll. Aber irgendwie geht es ja immer weiter.
Ich wünsche euch für diese Zeit ganz viel Kraft und dass es euch gelingt zumindest ein wenig Balance zu finden und Pausen zu gönnen.
Was müsste denn passieren dass mehr selbst Fürsorge möglich wäre. Wir merken jetzt im Urlaub dass es Zeit ist. Uns fehlt Zeit. Weil Zeit haben heißt auch Kraft sammeln können um sich dem leid zu wenden zu können. Ohne Zeit keine Kraft für das innen...
Ich hätte es jetzt so ausgedrückt, dass vor allem Ruhe und Pausen fehlen. Aber das ist ja schon eine Art der Selbstfürsorge darauf zu achten. Dann fühlt es sich natürlich immer wieder so an als könnte man aufgrund äußerer Alltagsumstände nicht darauf achten.
Vielleicht ist das ein Punkt, der äußere Alltag mit seinen Verpflichtungen.
Aber mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, ist meiner Meinung nach das innere Thema.
Wenn ich mir so viel Wert wäre und ich gleichzeitig das Selbstbewusstsein und den entsprechenden Selbstwert hätte, dann würde es mir doch auch entsprechend gelingen meine Bedürfnisse entsprechend wahrzunehmen und ernst zu nehmen sowie mich dafür einzusetzen und Grenzen zu setzen.
Natürlich erschweren es äußere alltägliche Faktoren. Und dennoch kommt es meiner Meinung nach auch auf das Innere an, wie ich damit umgehe. Das heißt ja nicht, dass ich mich von allen alltäglichen Pflichten etc. los spreche. Es bedeutet für mich aber, dass ich an gewissen Stellen frühzeitiger oder überhaupt Grenzen setze. Und zwar mir zuliebe.

Und gleichzeitig bedeutet für mich Selbstfürsorge auch, dass ich Positives erlaube und zulassen kann. Sei es nun z.B., dass ich meinen Körper mit ausreichend Nahrung, Flüssigkeit und Schlaf versorge.
Oder dass ich mir selbst positive Erlebnisse gönne.
Oder dass ich Positives von meinen Mitmenschen annehmen kann, ohne mich dabei schlecht zu fühlen oder abzuwerten.
Das hat meiner Meinung nach auch ganz viel mit dem Innen zu tun und mit Glaubenssätzen, die da anscheinend doch noch negativ über uns verankert sind.

Wenn ich so darüber schreibe und nachdenke, ist einer der aktuellen inneren Glaubenssätze, dass wir keine Liebe, Fürsorge, Schutz Wert seien.
Weil es früher so verinnerlicht wurde...
Ja, da passt es dann ja doch wieder hin. Und auch besonders nochmal zu den letzten Erinnerungen.
Es ist nur eine Sache das theoretisch zu erfassen und eine andere es auch anders zu fühlen.

Vielleicht geht das mit der Zeit es auch anders zu fühlen. Vielleicht ist es wichtig in der Gegenwart zu üben, immer wieder. Und dann den Unterschied nach Innen zu zeigen, damit es sich nach und nach auch anders anfühlen darf.
Es ist nur sehr schwer sich selbst so fürsorglich zu behandeln, wenn es sich eigentlich (noch) so anfühlt, als wäre man das nicht Wert, als wäre es vielleicht sogar verboten.

Ist auf jeden Fall ein interessantes Thema, was recht tief geht und wo Übungsbedarf besteht.
Und zu dem Absatz mit dem triggern...
Wir erahnen sehr was ihr evtl meint...mit der Schuld...mit dem drohen...mit dem zu denen gehören... wir haben da mittlerweile auch sehr viele Erinnerungen zu. Und am Ende ist es ja immer eine ähnliche kacke  . Schreibt gerne eine PN falls ihr davon noch etwas sagen wollt. Wir hören gerne zu und fühlen uns dadurch auch weniger allein.
Das ist ein sehr liebes Angebot. Danke dafür. Im Moment fühlen wir uns nicht danach im Detail darüber zu sprechen bzw. zu schreiben. Aber vielleicht ändert sich das und dann kommen wir gerne darauf zurück.
Es tut uns auf jeden Fall unglaublich leid, dass ihr Ähnliches durchleben musstet. Gut aber auch, dass es heute gesehen werden darf.
Alles Liebe und ganz viel Kraft für euch!


Heute überfällt mich eine unglaubliche Schwere und Müdigkeit. Ich glaube die Erinnerungen und die Beschäftigung damit kosten eine enorme Energie. Gleichzeitig finde ich es sehr wichtig.
Ich habe das Gefühl, dass nun auch der Körper langsam wieder von seiner geschickten Krankheit heilen kann. Gleichzeitig fühlt sich alles so müde und geschwächt an, auch innerlich.
Es fühlt sich an als könnte ich Tage oder Wochen durchschlafen. Was natürlich nicht geht. Gleichzeitig hoffe ich, dass mein Körper nicht schon wieder etwas anderes ausbrütet...

A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

In der letzten EMDR-Sitzung kamen nochmal neue Details zurück. Ich glaube die passen zu einem schlechten Selbstwert und damit zu einer ungenügenden Selbstfürsorge.


Trigger




Es kamen nochmal viele schlimme Details. Am eindrücklichsten zu diesem Gefühl war jedoch ein Satz unter ganz vielen anderen gemeinen grausamen Sätzen, die ich alle für mich verinnerlicht hatte. Und die grausamen menschenunwürdigen und bedrohenden Umstände, unter denen diese Sätze von den Männern eingetrichtert wurden, seien mal dahin gestellt...
Einer der Sätze war, dass ich nur zum f*cken oder zum st*rben auf dieser Welt wäre.
Und das saß und das glaubte ich. Zusammen damit, dass meine Eltern mich sowieso nicht wollten. Und dass man mir alles ansehen würde.
Und dass je weniger ich mich wehre, desto wertvoller könne ich von denen gemacht werden. Und Wehren sei ja sowieso t*dlich.
Und so viele andere Glaubenssätze...


Trigger Ende


Meine Therapeutin meinte, dass mein Selbstwert (zumindest heute) ja nicht mehr von meinen Eltern bestimmt wird.
Ja, stimmt schon irgendwie. Also auch ohne irgendwie. Es stimmt. Es sollte so sein. Aber innerlich ist das noch nicht bei allen so angekommen glaube ich.

Und was den Mangel angeht, die erlebte fehlende Fürsorge, Liebe und Schutz. Da seien wohl positive Imaginationen quasi genauso viel Wert wie erlebte Erinnerungen. Und die negativen erlebten Erinnerungen sollten umgeschrieben werden in neue positive Vorstellungen.
Und gleichzeitig soll dabei nicht das Gefühl entstehen, dass es das Negative nicht gab, sondern das soll schon auch gewürdigt werden.

Ich versuche es. Leicht ist es aber nicht...
Und dann kommen trotzdem die Phasen, in denen es mich tief nach unten zieht und es mir einfach schlecht geht. Wo es mir teilweise den Boden unter den Füßen wegzureißen scheint und ich keinen Sinn mehr sehe.
Wo der verinnerlichte Satz zu greifen scheint.

Ja, aber ganz einzelne Momente gibt es auch, die anders sind. In denen ich mich manchmal besser fühle. Nur kurz. Aber es gibt sie.
Dafür lohnt es sich doch dann schon zu kämpfen, dass es mehr solcher Momente gibt. Denke ich. Wünsche ich mir.

Schatten und Licht.
Die letzte positive Imagination war das Licht trotz so viel Dunkelheit. Das innere Licht, das es auch in der Kleinen noch irgendwo gibt. Das Licht, das heilen und beschützen kann und an andere Orte bringt. Und Schutzwesen, die dabei helfen.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hi

Ähm sorry...aber positive Imaginationen werden niemals echt Liebe und Fürsorge ersetzen können.
Wenn die Thera das behauptet ist sie voll in der Abwehr des Leids und der banalisierung eures Leids und eurer Einsamkeit im heute.

Ihr seid ein Mensch mit würde. Und sie haben gelogen um euch klein zu halten.
Wir verstehen sehr gut dass und wie schlecht es euch geht. Das ist ganz normal und total traurig.


Alles Liebe
Eli
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

vielen Dank für deine Antwort.
Ihr seid ein Mensch mit würde. Und sie haben gelogen um euch klein zu halten.
Wir verstehen sehr gut dass und wie schlecht es euch geht. Das ist ganz normal und total traurig.
Und zuerst einmal einen ganz herzlichen Dank für deine lieben und mitfühlenden Worte. Das berührt mich und auch die Kleinen.

Ähm sorry...aber positive Imaginationen werden niemals echt Liebe und Fürsorge ersetzen können.
Wenn die Thera das behauptet ist sie voll in der Abwehr des Leids und der banalisierung eures Leids und eurer Einsamkeit im heute.
Da habe ich mich vielleicht etwas zu ungenau ausgedrückt.
Meine Therapeutin meinte nicht, dass das Leid damals nicht bestand. Ich empfinde sie als mitfühlend und zugewandt. Sie spricht uns unseren Schmerz aus der Vergangenheit nicht ab und meint ja auch, dass dieser heute endlich wahrgenommen, gesehen, getröstet und gewürdigt werden darf.
Gleichzeitig versucht sie natürlich mit mir gemeinsam Unterschiede zur Vergangenheit zu erarbeiten, diese bewusst wahrzunehmen. Und gleichzeitig sieht sie auch, dass heute für die Erwachsene keine Eltern oder so da sind. Und sie benennt es schon auch, dass das auch für die Erwachsene traurig und schmerzhaft ist.

Gleichzeitig ist es ja eine ganz andere Traurigkeit, die der Kleinen und die der Erwachsenen.
Die Kleinen sind oft absolut verzweifelt, verloren, haben massive Ängste und Zweifel und was weiß ich nicht alles. Sie wurden in ihren Gefühlen nie wahrgenommen, nie ernst genommen. Sie durften gar nicht fühlen, keine Bedürfnisse haben. Sie mussten funktionieren, sonst nichts. Und am besten so, dass niemand aufmerksam wurde.

Das war damals Realität und das war total schlimm. Und diese Realität, dieser reale Mangel, der Schmerz, das alles wird auch nicht abgesprochen.
Gleichzeitig versucht meine Therapeutin mir einen Weg aufzuzeigen heute mit diesem Schmerz der Kleinen und Jugendlichen, mit dem Schmerz, der in der Vergangenheit entstanden ist, im Heute besser umzugehen.
Dabei geht es nicht darum, diesen Schmerz zu ignorieren, zu verleugnen oder weg zu machen. Es geht um einen möglichen Umgang in der Gegenwart damit, es erträglicher zu machen. So, dass ich in der Gegenwart nicht mehr permanent damit in Kontakt sein muss.

Meine Therapeutin meinte ja auch, dass mich meine Geschichte, meine Erlebnisse und natürlich irgendwie auch der dazugehörige Schmerz ein Leben lang begleiten werden. Es wird bessere und schwierigere Phasen geben. Ich werde mal mehr und mal weniger damit in Kontakt sein. Aber es wird mich immer begleiten und zu mir gehören. Aber es muss mich nicht permanent gleich stark belasten.

Am Ende der letzten EMDR-Sitzung kamen quasi hilfreiche Imaginationen aus mir selbst heraus. Schon auf die Nachfrage meiner Therapeutin hin, wie man das Erlebte heute umschreiben könnte, aber doch meine eigene für mich passende und hilfreiche Vorstellung.
Mir hat es in dem Moment geholfen mir vorzustellen wie das Licht aus der Kleinen heraus scheint und schützt, dass es dieses Licht gibt. Und wie dann Helferwesen die Männer vertreiben, zusammen mit der Kleinen. Und wie die Kleine und all die anderen Kinder an sichere Orte gebracht werden.

Natürlich ist mir klar, dass es damals nicht so war...
Aber die veränderte Vorstellung hat für den Moment trotzdem geholfen. Es hat dem Innen geholfen. Es hat der Kleinen geholfen. Es war ein hilfreicher Kontrast zur erlebten Realität damals.
Und da meinte meine Therapeutin, dass es helfen könne mir so etwas oder anderes regelmäßig vorzustellen. Dass positive Imaginationen eine starke Kraft hätten und zum Teil auf den Körper und Geist so wirken können wie reale Erinnerungen.

Ich habe es nicht so aufgefasst, dass sie mir meine Vergangenheit und den zugehörigen Schmerz absprechen wollte.
Und ja, ich bin mir auch sicher, dass es nicht so gemeint war, dass ich mich z.B. jetzt in eine Phantasiewelt zurückziehen und die Realität verdrängen soll, da Phantasie genauso wichtig sei. (Mal ganz übertrieben ausgedrückt.)

Es war vielmehr als zusätzliche Unterstützung gedacht einen Umgang mit all dem Schrecken, der nunmal meine Realität war, umzugehen.
Es sollte mich zum Beispiel dabei unterstützen eventuell nicht mehr ganz so viel allzu grausame Alpträume zu haben, in denen ich immer wieder davon träume erm***et zu werden. Es ist eine Möglichkeit, eine Art Übung, den T*tern aus der Vergangenheit in der Gegenwart diese Allm*cht zu nehmen und das Innen zu beruhigen.

Es geht meiner Auffassung nach auch nicht darum, den Mangel in der Gegenwart durch Imaginationen klein zu denken. Es geht darum, mit der Vergangenheit in der Gegenwart besser umgehen zu können.
Und es geht wahrscheinlich auch darum, trotz all der schlimmen Erfahrungen aus der Vergangenheit die Gegenwart anders gestalten zu können, Momente bzw. Personen zulassen zu können, die vielleicht trösten, in/mit denen man sich für kurze Zeit vielleicht unbeschwert fühlt. Sich selbst vielleicht einen kleinen Moment des Genusses oder des Friedens zu gönnen. So verstehe ich es zumindest.

Aber den Verlust, die Eltern, die verpasste elterliche Fürsorge, die erlebte Gewalt, den Vertrauensbruch... das alles macht es natürlich nicht weg. Das ist mir klar.
Kann es gar nicht. Den Anspruch habe ich auch nicht (mehr)...
Aber ich möchte es schaffen meinen Schmerz zu tragen, ohne daran zu zerbrechen. Ich möchte neben all der Dunkelheit in mir wenigstens ein paar Lichtmomente in der Gegenwart und diese dann auch für die Kleinen nach Innen geben. Und auch mit der Hoffnung darauf, dass diese Lichtmomente mit der Zeit vielleicht mehr werden. Ohne den Anspruch zu haben, dass die Dunkelheit verschwindet.
Ich möchte lernen mit den Schmerzen umzugehen und dennoch auch einzelne Momente genießen können. Ich möchte meine Geschichte nicht weg machen. Aber ich möchte trotz allem leben können. Und mir ist bewusst, dass es immer wieder Phasen sind, in denen es ein Überleben ist.
Und wenn Imaginationen dazu beitragen können, dass es mir etwas besser gelingt, dann möchte ich es versuchen.
Ich weiß nur, dass positive Imaginationen mich durch meine komplette Kindheit und Jugend getragen haben, ohne dass es mir jemand gesagt hätte. Ich habe es einfach gemacht.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu lang. Ich hoffe, es war überhaupt ein wenig verständlich.
Manchmal mag ich den Spruch: Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.
Und so ist es hier auch.
Ich spreche in meinem Fall nicht mehr von Heilung, sondern um einen möglichen Umgang. Vielleicht nennt man das Linderung.
Betonung liegt auf möglich. Denn ich glaube, dass es sich jederzeit ändern kann, dass Hoffnung und Verzweiflung ganz schnell wechseln können.
Und davon abgesehen glaube ich auch, dass es nicht den einen Weg gibt, sondern dass sich für jeden etwas anderes als passend oder unpassend anfühlt.

A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ich habe nach der letzten EMDR-Sitzung nochmal gemerkt wie sehr ich mit meinem Selbstwertgefühl hadere.
Es gab ein paar Situationen im Außen, in denen ich mich dann so sehr von der Meinung und Wertung anderer abhängig gemacht habe, dass es erschreckend war.
Dabei konnte ich das rational zwar einordnen, aber emotional hat es nicht wirklich geholfen. Gleichzeitig war es extrem kräftezehrend und auch irgendwie erschreckend.

Ich weiß, dass es sich zum Glück in meinem Leben nicht mehr immer so anfühlt und ich mich nicht mehr komplett von Meinungen anderer abhängig mache.
Aber es gibt Momente und Phasen, in denen ich da immer noch und immer wieder ganz tief rein gerate.

Gerade durch die letzte EMDR-Sitzung kann ich mir ja noch besser erklären und es einordnen wieso das so ist.
Aber gleichzeitig ist das positive Gefühl eines Selbstwertgefühls auch dennoch noch nicht komplett erreicht worden.

Es gibt da glaube ich einen Unterschied zwischen den Kleinen und der Erwachsenen.

Die Kleinen haben im Außen bei den Eltern immer nach Annahme, Liebe, Bestätigung, Fürsorge, Aufmerksamkeit, Zugewandtheit gesucht. Ohne dies wirklich zu finden. Sie haben sich komplett von der Meinung, Stimmung und Wechselhaftigkeit der Eltern abhängig gemacht. Aber ihre Bedürfnisse wurden nie erfüllt. Und wenn dann nur scheinbar und für ganz kurze Momente, bevor alles plötzlich wieder schmerzhaft entrissen wurde. Es war eine ständige Abhängigkeit von Stimmungen und Gefühlen.
Noch deutlicher wurde es dann in den wiederkehrenden Erinnerungen seit den letzten EMDR-Sitzungen. Das war ja dann nochmal eine ganz andere Ebene, ein ganz anderes Ausmaß...

Und so wurde das dann auch später auf andere Beziehungen zu anderen Menschen übertragen.
Es wurde sich klein gemacht, angepasst, unterwürfig verhalten, um es ja allen anderen irgendwie recht zu machen.
Und es kam oft zur Selbstbestr*fung und Selbsth*ss, weil immer das Gefühl da war für andere nie gut genug sein zu können.

Gleichzeitig sehe ich es natürlich als Fortschritt das heute erstens so reflektieren zu können und zweitens nicht mehr dauerhaft in diesen Extremen zu empfinden.

Es gibt heute Situationen, in denen ich mich als Erwachsene durchaus auch abgrenzen und für mich einstehen kann. Teilweise ist das dann jedoch im Nachhinein mit schlechten Gefühlen verbunden.
Oder es kommt eben auch noch vor, dass mir eine angemessene Abgrenzung noch nicht gelingt. Sogar wenn andere dies oder das gar nicht von mir erwarten, dass ich dann wieder in so eine Unterwürfigkeit hinein rutsche und mich tausend mal bedanke bzw. entschuldige.
Oder es gibt Situationen, in denen ich denke, dass andere mich nun nicht mehr mögen, weil ich xy gemacht habe oder weil ich xy nicht gemacht habe oder weil ich xy gesagt oder eben nicht gesagt habe.
Und dann steigere ich mich in eine irrationale Angst hinein, dass andere mich nicht (mehr) mögen und es fühlt sich lebensbedrohlich an.

Ja, immerhin fällt mir das inzwischen auf. Und ja, ich kann es inzwischen immerhin einordnen und erkennen woran es liegt und wo es herkommt.

Aber was fehlt noch, dass es sich im heute auch anders anfühlt?

Wie schaffe ich es, dass ich in diese extremen Gefühlszustände und in dieses selbstabwertende Verhalten nicht mehr so stark reinkomme?


Ich glaube, dass es Innenkinder gibt, die da noch daran festhalten. Die noch genau dieser Überzeugung von damals sind und vielleicht auch noch die dazu erlebte T*desgef*hr spüren. Bzw. die noch nicht richtig in der Gegenwart angekommen sind und noch nicht erkannt haben bzw. fühlen können, dass es vorbei ist.

Also das EMDR hat auf jeden Fall geholfen diese Gefühle zu erkennen und einzuordnen. Es hat auch geholfen zu verstehen. Und es hat sogar dabei geholfen es als nicht wirklich zu mir gehörend zu erkennen. Es konnte differenziert wahrgenommen und zu den Absendern teils zurück gegeben werden.
Aber gleichzeitig war damals die erlebte T*desgef*hr echt. Aber heute ist es ja vorbei.

Ja, aber warum konnte ich es nur teils an die Absender zurück geben? Weil das Verhalten der Eltern dennoch zu den Aussagen der Männer gepasst hat?

Und warum kann es noch nicht für alle als "vorbei" erkannt werden?

Oder fehlen noch weitere Details?

Oder braucht es jetzt erstmal Zeit, um wirklich in der Gegenwart anzukommen? Um wirklich den Unterschied zur Vergangenheit zu spüren?
Und vielleicht braucht es dazu in der Gegenwart genügend Situationen, in denen es auch anders erlebt und gelebt wird.
Also vielleicht braucht es positive Situationen aus der Gegenwart, die den Kleinen nach Innen gegeben werden und auch nochmal positiv verankert werden können.
Vielleicht ist es das?

Falls jemand dazu noch Ideen, Gedanken oder eigene Erfahrungen hat dürfen diese hier gerne geteilt werden.

A.Rhiannon
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Wildi
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Wildi »

A.Rhiannon hat geschrieben: Mi Sep 06, 2023 8:47 am Aber was fehlt noch, dass es sich im heute auch anders anfühlt?

Wie schaffe ich es, dass ich in diese extremen Gefühlszustände und in dieses selbstabwertende Verhalten nicht mehr so stark reinkomme?


Ich glaube, dass es Innenkinder gibt, die da noch daran festhalten. Die noch genau dieser Überzeugung von damals sind und vielleicht auch noch die dazu erlebte T*desgef*hr spüren. Bzw. die noch nicht richtig in der Gegenwart angekommen sind und noch nicht erkannt haben bzw. fühlen können, dass es vorbei ist.

(...)
Oder braucht es jetzt erstmal Zeit, um wirklich in der Gegenwart anzukommen? Um wirklich den Unterschied zur Vergangenheit zu spüren?
Und vielleicht braucht es dazu in der Gegenwart genügend Situationen, in denen es auch anders erlebt und gelebt wird.
Also vielleicht braucht es positive Situationen aus der Gegenwart, die den Kleinen nach Innen gegeben werden und auch nochmal positiv verankert werden können.
Vielleicht ist es das?
Ja, das ist es.
Zeit, die tiefen Verletzungen zu würdigen. Sie zu erkennen, war ein Riesenschritt.
Zeit zum Trauern, dass es so schlimm war.
Zeit, die Angst anzuerkennen, da sein zu lassen. Ja, es war so, so schlimm. Ich spüre es jetzt. Ich kann es jetzt aushalten.
Zeit, neue Erfahrungen zu machen.

Das reicht erstmal, sage ich aus meiner Erfahrung.

Alles Liebe
Wildi
Atmen.
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Wildi,

hab ganz lieben Dank für deine Antwort.

Das, was du schreibst, gibt Hoffnung und Mut.
Hoffnung, dass es mit der Zeit besser werden kann.
Mut, die Kraft dafür weiterhin aufzubringen.

Und auch die Hoffnung, trotz Rückschlägen bereits auf einem guten Weg zu sein. Danke dafür.

Alles Liebe,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Es braucht Zeit. Nicht Monate, sondern Jahre.
Es braucht, hunderte Male das Gleiche zu sagen:
Du bist unschuldig
Du bist liebenswert
Du darfst ein glückliches Leben führen.
Oder so ähnlich.
Sätze dieser Art in Ich oder Du Form habe ich lange, lange, lange irgendwo hin geklebt oder in meiner Geldbörse getragen.

Du kannst dir ein inneres Stoppschild setzen, wenn du dich selbst abwertest, evtl. auch basteln.
Ich habe oft gedacht, ich habe in der Arbeit einen Fehler gemacht, wenn es eigentlich jemand anders war. Ich habe mir die vertrauten Schuldschuhe angezogen. Wenn ich das mal wieder durchschaut hatte, bin ich buchstäblich einen Schritt zur Seite getreten, habe in Gedanken die Schuhe wieder ausgezogen.
Vielleicht findest du eine Bewegung, die für dich passt.
Ich merke für mich immer mehr, dass Gedanken nichts nützen, nur Gefühle und dass die im Körper ankommen müssen.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,
hab ganz lieben Dank. Du hast oft sehr gute bildliche Tipps. Oder Tipps, die den Körper einbeziehen.
Auch die Idee mit den Zetteln und dem Stopp-Schild finde ich gut.
Danke dafür!

Auf der einen Seite hätte ich mir natürlich gewünscht, dass es nicht (noch) Jahre dauert...
Auf der anderen Seite habe ich es mir ja selbst als lebenslangen Prozess vorgestellt... Und da tut es gut zu wissen, damit wenigstens nicht allein zu sein.

Ansonsten stecke ich teilweise in der Funktionalität. Aber nicht so sehr wie vor einigen Monaten.
Gleichzeitig spüre ich eine unglaubliche innere Wut.

Die Wut ist schwierig.
Ich habe in einer der Therapiesitzungen erkannt, dass es mir einerseits schwer fällt mit der Wut anderer umzugehen. Andererseits fällt es mir auch schwer mit meiner eigenen Wut umzugehen.
Ich richte sie immer gegen mich selbst. Auf unterschiedliche Art und Weise.

Ich verbiete mir meine Wut.
Ja, ist schon klar wo das herkommt. Wut und sich wehren war ja verboten. Mit dem Leben bestr*ft.
Und gleichzeitig hilft Wut doch dabei sich abzugrenzen.

Ja, rational weiß ich das.
Ich versuche nun, seitdem es ins Bewusstsein gerutscht ist, auch der Wut zumindest einen winzigen Raum zu geben. Fällt mir aber trotzdem schwer.
Versuche es zum Beispiel in ein wenig Bewegung umzusetzen. Gleichzeitig ist dann die Sorge da, ob der Körper das mitmacht oder (wieder mal) mit irgendwelchen Anfälligkeiten, Schmerzen etc. reagiert...
Schwer zu trennen, was davon in die Gegenwart und was in die Vergangenheit gehört.

Gleichzeitig ist da irgendwie auch die Sorge da, wenn die Wut nicht verboten wird, dass ich dann völlig ausraste oder so... Ja, keine Ahnung... Ich glaube selbst das wäre alles relativ...
Wenn man aber sein Leben lang so überangepasst, unsichtbar und ängstlich war...
Dennoch die Sorge, dass Wut nicht kleiner wird, wenn man sie rauslässt. Auf der anderen Seite äußert sie sich sonst auch bloß wieder psychosomatisch, wenn sie dauerhaft unterdrückt wird.
Vor allem wozu, um anderen zu gefallen, um nicht anzuecken, aus Angst?

Schwieriges Thema für uns...

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Du könntest ja mal probehalber ausrasten, wenn du allein bist, oder mit einer Freundin?
Vielleicht hilft ein Raum für die Wut? Wie sähe deiner aus?
Oder ein Ventil zum Regulieren?
Was könnte schlimmstenfalls passieren?

Kannst du dir im Nachhinein vorstellen, was du hättest machen können, wenn du mal wieder die Wut gegen dich selbst statt gegen die, wo sie hingehört hätte, gerichtet hast?
Viel Erfolg!
Rückfälle sind Vorfälle!
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

vielen Dank für deine Antwort und für die konstruktiven Fragen bzw. Ideen.
Du könntest ja mal probehalber ausrasten, wenn du allein bist, oder mit einer Freundin?
Vielleicht hilft ein Raum für die Wut? Wie sähe deiner aus?
Oder ein Ventil zum Regulieren?
Was könnte schlimmstenfalls passieren?
Probehalber auszurasten finde ich eigentlich ganz gut. Dann aber auf jeden Fall alleine. Ist mir dann so schon unangenehm, wenn ich mir vorstelle, ob das die Nachbarn mitbekommen könnten. Und das hemmt dann auch schon wieder.
Aber im Wald oder so will ich das erst recht nicht. Abgesehen davon, was für einen Schrecken die armen Tiere bekommen würden, gibt es bestimmt auch da irgendwelche Spaziergänger, Jogger etc. Ich liebe den Wald, aber nicht zum Ausrasten.
Dann doch zu Hause...

Mein Wutraum sähe irgendwie kaputt aus. Kaputtes Zeug, was ruhig weiter kaputt gehen darf. Aber auch Boxsack, sichere Wände zum dagegen treten und springen. Er wäre irgendwo so, dass ich aus voller Kraft schreien könnte, ohne Angst jemanden zu erschrecken. Irgendwie so...

Ventil könnte ich auch mal versuchen. Zumindest für Situationen bzw. Phasen, in denen es unpassend erscheint.

Schlimmstenfalls? ... Ja... Keine Ahnung. Erstmal, dass ich verbal total ausfallend werde. Aber für mich alleine geht das ja. Da darf es ja raus.
Dass ich in der Wut jemand anderen körperlich verletze glaube ich eher nicht. Angst davor ist trotzdem da. Wahrscheinlich ist eher, dass Sachen zu Bruch gehen. Aber auch das war früher auch eher aus Versehen. Meist konnte ich das doch noch irgendwie steuern. Nur manchmal nicht so...
Am ehesten dann vielleicht doch wieder, dass es so ausartet, dass ich mich aus Versehen selbst zerstöre... Ja, keine Ahnung... Das ist noch das Wahrscheinlichste, weil ich es eben gegen mich selbst richte.
Aber vielleicht hilft es da vorher klare Absprachen und eine Zeitvorgabe festzulegen. Ich weiß nicht.
Früher konnte ich das mal besser.
Kannst du dir im Nachhinein vorstellen, was du hättest machen können, wenn du mal wieder die Wut gegen dich selbst statt gegen die, wo sie hingehört hätte, gerichtet hast?
Gute Frage...
Nicht so richtig... Am ehesten vielleicht, dass mich ein Helferwesen dabei unterstützt und für mich die Wut an die richtige Stelle adressiert. Irgendwie so vielleicht...
Oder ganz ganz manchmal vielleicht auf ein Kissen oder so einschlagen und werfen und die Wut (mithilfe des Helferwesens) richtig adressieren.

Danke, das waren gute Fragen.


Und diese Tage momentan sind sooo schwer...
Und ich weiß es geht noch Wochen...
Die nächsten paar Monate...
Das ist für uns immer irgendwie die schlimmste Zeit im Jahr...
Ich weiß ja wieso aber....
Und wieso jedes Jahr wieder? Immer noch?

Es geht an die Substanz...
Innen schreit es...
Ich versuche Sicherheit zu geben.
Gleichzeitig dennoch weiterhin zu funktionieren, weil es auch gleichzeitig Halt gibt.
Aber ich versuche auch etwas Pausen zu machen.
Der Körper ist unendlich müde und erschöpft... Auch der Körper schreit...
So unendlich anstrengend.

Und trotzdem gibt es kleine schöne Momente. Aber manchmal trotzdem noch die Angst in diesen Monaten es nicht zu schaffen. Dass diese kleinen Lichtmomente nicht im tiefschwarz Dunklen Innen ankommen...
Aber hoffen... Immer wieder...

A.Rhiannon
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