Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Pianolullaby,
Kannst Du eine Mami für diese Kleine sein?
Das ist zumindest das langfristige Ziel, auf das es hinausläuft. Auf das, es hinauslaufen muss, um langfristig damit klarzukommen.

In Ansätzen schaffe ich das auch schon. Also es gibt zumeist einzelne Momente, in denen mir das gelingt.
Momente, in denen ich für die Kleine da bin, zuhöre und tröste, sogar in den Arm nehmen und sie halten kann und darf.
Da ist inzwischen zumindest schon mehr Vertrauen da, als noch vor ein paar Jahren als sie Erwachsenen generell überhaupt nicht vertraut hat, auch mir nicht.

Ich schaffe es ab und zu ihr etwas aus der Gegenwart zu zeigen oder ihr auch ab und zu in der Gegenwart bewusst Zeit für Kinderdinge einzuräumen. Ich lese jeden Abend eine Geschichte vor. Ab und zu spielen wir etwas zusammen oder so.

Ich glaube, dass das schon mal ein guter Anfang und insgesamt auch wirklich wichtig ist.

Gleichzeitig spüre ich aber auch, dass es zusätzlich dazu auch darum geht, Gefühle zuzulassen, anzunehmen, zu würdigen.
Also für die Kleine fühlt sich vieles aus der Vergangenheit noch richtig schlimm an.


Eventuell Trigger




Zuerst war es möglich die anderen Kinder und deren Schmerz bzw. Verlust zu betrauern. Und dann war / ist es nun anschließend in Ansätzen möglich den eigenen Schmerz der Kleinen zu beginnen zu betrauern.
Das ist nochmal auf einer anderen Ebene und auf eine andere Art sehr schmerzhaft, weil da die Erkenntnis mit rein kommt, nicht an dem Leid der anderen Kinder schuld gewesen zu sein.
Das wiederum löst jedoch so eine komplette Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein und komplette Überforderung aus. Das ist nur schwer auszuhalten.

Hinzu kommt der Wunsch nach Schutz, nach Sicherheit und Geborgenheit in einer Familie.
Der Wunsch und die Sehnsucht nach der Mama. Und dann gleichzeitig die so sehr schmerzhafte Erkenntnis, dass diese aber nicht hilft, es nie getan hat. Sogar noch schlimmer, dass diese viel zusätzliches Leid verursacht hat und für dieses ganz schlimme Leid, für die lebensbedrohlichen Situationen sogar mit verantwortlich war, zumindest nichts annähernd dagegen unternommen hat, sondern der Kleinen dafür noch die Schuld gegeben hat, sie als undankbar beschimpft und sie deswegen verprügelt hat.
Zusätzlich hat sie ihr das Gefühl gegeben unerwünscht, unnormal und eklig zu sein. Denn kuscheln oder eine liebevolle Umarmung oder Trost, das was die Kleine von ihr wollte und dachte so dringend von einer Mama zu brauchen, da hat diese aber erklärt, dass Kinder so etwas nicht mehr brauchen, dass dieser Wunsch, dieses Bedürfnis der Kleinen nicht angemessen ist.

Ja, und gleichzeitig gab es auch kurze schöne Momente. Diese konnten nur jederzeit plötzlich umschlagen. Deswegen musste die Kleine immer sehr achtsam und immer darauf gefasst sein, dass aus einem schönen Moment, in dem herzhaft gelacht wurde, ganz plötzlich ein schlimmer Moment mit Tränen werden konnte.

Und gleichzeitig wünschte die Kleine sich an den schlimmsten Orten, wo ihr Leben auf dem Spiel stand, wo so viele Qu*len und F*lter immer wieder erlebt wurden, wo das Allerschlimmste immer wieder geschah... dort wünschte die Kleine sich ihre Mama zum Schutz. Eine so so so große Sehnsucht. Und gleichzeitig immer wieder die Enttäuschung, dass die Mama nicht schützt.
Dass man der Mama noch nicht einmal vertrauen kann. Denn sollte die Kleine Trost suchen, wird stattdessen von der Mama bestraft. Schlimmer noch, wurde die Kleine doch jederzeit von Zuhause aus an die schlimmen Orte ausgeliefert. Nicht als Kind, nicht als Mensch, sondern als Ding, ohne Bedürfnisse, ohne eigene Gefühle, gemacht, um Wünsche und Bedürfnisse anderer zu erfüllen, gemacht um zu funktionieren, bedingungslos.



Trigger Ende


Nun kommt also die Ebene der Gefühle dazu. Und das sehe ich als riesigen Fortschritt. Nach so langer Zeit traut die Kleine sich diese Gefühle zu zeigen, indem sie traurig und verzweifelt über die Situation mit der Mama ist.
Und ich glaube, da ist es wichtig dieses Gefühl nicht "einfach nur" wegmachen zu wollen. Sich darum kümmern, damit es weg ist und nicht mehr gefühlt werden muss. Denn das wäre in gewisser Weise zu ähnlich zu damals, als diese Gefühle nicht da sein durften.

Ich glaube es geht auch darum, diese Gefühle zu fühlen, zu erlauben, als durchaus angemessenen Schmerz anzuerkennen. Und gleichzeitig geht es schon auch darum, der Kleinen das Gefühl zu geben, das tragen zu können, ohne sich darin zu verlieren.

Aber genau das fällt mir teilweise noch schwer. Ich möchte für die Kleine da sein und es tragen.
Gleichzeitig passiert es, dass mich die Gefühle auf mehreren Ebenen überrennen und ich dann eben doch zu der Kleinen werde. Und wenn das passiert, kann ich sie natürlich nicht gleichzeitig als Erwachsene halten und trösten und als Mutterfigur für sie da sein. Dann fühlt sie sich ja wieder allein gelassen, was wiederum die Gefühle und Erfahrungen von damals bestärkt.

Es gibt wie gesagt auch Momente, in denen es mir bereits gelingt.
Jedoch ist es auch so, dass ich mich teilweise darin verliere, mich dann selbst hilflos und ausgeliefert fühle. Weil ich oft genug zu dem kleinen Mädchen von damals werde. Und dann kann ich wie gesagt nicht gleichzeitig helfen und für sie/ mich da sein.
Manchmal versuche ich es zumindest im Nachhinein mit ihr nachzubesprechen, zu erklären, mein Mitgefühl im Nachhinein zu zeigen.
Oft ist es aber auch für mich als Erwachsene extrem kräftezehrend und wirkt sich oft genug auch auf Körperebene aus. Dann versuche ich neben Alltag und Funktionen im Alltag (was ich für mich auf gewisser Ebene auch extrem wichtig finde) mir oder uns auch etwas Gutes zu tun (wenn möglich in der Freizeit in der Natur zu sein).
Ja, aber es passiert trotzdem, dass ich in das Kindliche reinrutsche und mir dann eben nicht immer selbst einer Mutterfigur sein kann.

Vielleicht hat hier ja noch jemand (oder gerne auch mehrere) Ideen, Gedanken, Tipps dazu? Oder zu anderen oder ähnlichen Dingen?
Oder ihr habt eigene Erfahrungen damit oder Anderem oder Ähnlichem gemacht?

A.Rhiannon


Nachtrag:

Und ich finde es tatsächlich auch schwer mich diesen Gefühlen zuzuwenden und diese nicht weiterhin wegzudrängen. Wobei sich das Wegdrängen auch oder umso mehr auf der Körperebene äußert.
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a rhiannon

Das klingt nach so viel Arbeit und Anstrengung
Ich bewundere dich mit wieviel mut Kraft und Willen du das machst.
Ich kann kaum erahnen wie anstrengend das ist das auszuhalten neben dem normalen Alltag der ja auch bewältigt sein will.

Ich kann verstehe dass der eigene Schmerz nochmal anders ist aber auch besonders wichtig. Ich hoffe die thera ist noch ein bisschen da und hilft...
Und ja die gefühle müssen gefühlt werden...dann wird es besser. Daran glaube ich fest.gibt es Helfer falls du switchst oder überfordert bist? Das kann ich verstehen. Deine Kraft ist auch begrenzt ..und ich denke es ist ganz wichtig vorher einen Rahmen für die Gefühle auszumachen. Sonst wird es uferlos und das hilft niemanden. Rahmen heißt evtl: dauer und Gefühl "festlegen". Wenn das nicht zu schwierig oder schlimm ist ..

Ich würde dir gern was gutes sagen oder raten aber du weißt dass ich leider da noch an einem anderen Punkt bin und gerade erst beginne zu realisieren was da alles passiert ist

Ich setze Mal aber gerne zu dir. Du bist nicht allein und ich verstehe deine und eure Sehnsucht nach der Mama und die Anstrengungen und den tiefen Schmerz.
Es ist nicht wie früher. Ihr seid nicht mehr allein. Auch wenn es nur virtuell ist leider.
Pass gut auf dich auf und gonne dir als erwachsene auch Pause so gut es geht. Und du kannst stolz sein wie du bist und was du alles geschafft hast, auch in der Therapie etc

Deine eli
A.Rhiannon
Beiträge: 1373
Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

vielen Dank für deine mitfühlende Antwort und ganz lieben Worte. Das hat mich wirklich sehr berührt. Vor allem, weil ich ja weiß wie sehr du selbst kämpfen musst. Danke!
Ich hoffe die thera ist noch ein bisschen da und hilft...
Ja, ein bisschen. Wir haben jetzt angefangen die Stunden zu reduzieren, damit diese über einen längeren Zeitraum reichen und es ist geplant die Stunden irgendwann dann noch mehr zu reduzieren, damit der Abbruch dann nicht so plötzlich ist. Und ich habe mir diesen sanften Verlauf gewünscht. Also ich kann darüber gut mit ihr reden und mitbestimmen wie es sich für mich am besten anfühlt.
Und sie meinte (wenn ich mich richtig erinnere), dass wenn alle Stunden dann aufgebraucht sind, dass ich dann glaube ich, wenn es ganz dringend ist, einzelne weitere Notfallstunden oder so etwas in der Art vereinbaren könnte. Aber das muss ich dann nochmal nachfragen und abklären. Da bin ich mir gerade nicht mehr sicher, ob ich mich richtig erinnere.
Also ja, es ist noch Unterstützung da. Aber es läuft so langsam auf das Ende zu. Das fühlt sich nicht mehr so panisch an wie es das vor einem Jahr getan hätte. Aber ich bin froh, dass mich die Therapeutin noch ein wenig begleitet. Wenn es auch nicht mehr wöchentlich ist.
gibt es Helfer falls du switchst oder überfordert bist?
Nein, es gibt keine weiteren Helfer außer der Therapeutin.
Eines meiner Haustiere hilft manchmal noch, da es sehr sensibel ist und es oft merkt und dann zu mir kommt. Das hilft schon auch.
und ich denke es ist ganz wichtig vorher einen Rahmen für die Gefühle auszumachen. Sonst wird es uferlos und das hilft niemanden. Rahmen heißt evtl: dauer und Gefühl "festlegen". Wenn das nicht zu schwierig oder schlimm ist ..
Ja, das ist eine gute Idee. Das habe ich auch schon versucht. Insgesamt ist das hilfreich.
Oft ist es in letzter Zeit aber auch so gewesen, dass ich innerlich gefühlt habe, dass da ein sehr schlimmes belastendes Gefühl in mir ist. Und mir war klar, dass ich mich dem dringend zuwenden muss. Denn es fühlt sich im Alltag unterschwellig ganz schlimm und belastend an und es wirkt sich eben auch auf den Alltag aus. Jedoch ist dann, wenn es so unterschwellig und dennoch sehr stark zu spüren ist, nicht der passende Moment, um sich darum kümmern zu können.
Und wenn ich dann mal ein paar Minuten dafür Zeit habe und bewusst da hinfühlen möchte, dann komme ich da oft nicht ran. Da ist dann wie eine Blockade.
Das war früher irgendwie leichter. Da konnte ich in einem von mir festgelegten Rahmen besser ran kommen.
Ich versuche es dennoch regelmäßig diesen Zeitrahmen anzubieten. Egal, ob ich etwas fühle oder nicht. Ich denke das ist dennoch wichtig.

Vielleicht kommt es insgesamt darauf an eine Art Balance für sich zu finden.
Eine Balance aus Alltag schaffen, sich dennoch regelmäßig ein bisschen Zeit für Innenkommunikation, Kinderdinge, Gefühle zu nehmen. Und dann zu versuchen sich als Erwachsener auch etwas Gutes bzw. Pausen zu gönnen.
Dabei ist es glaube ich wichtig sich nicht selbst zu sehr zu überfordern. Also einen Umgang zu finden, nicht in den Gefühlen von früher stecken zu bleiben. Denn dann besteht die Möglichkeit sich darin zu verlieren. Das ist ja dann auch nicht heilsam, sondern vielleicht sogar eher retraumatisierend.

Vielleicht ist die Blockade in dem Sinne dann auch wieder eine Schutzfunktion, um nicht ständig komplett darin zu versinken.
Gleichzeitig müssen die Gefühle gefühlt werden, damit es besser werden kann. Jedoch dosiert und so, dass sie nicht zu sehr überfordern. Damit es nicht ein neues Erleben der damaligen Hilflosigkeit ist, sondern dass ja der Unterschied zu heute spürbar wird, dass man eben nicht mehr komplett ausgeliefert ist, sondern stückchenweise damit umgehen kann, handlungsfähig bleibt.

Ja, toll... klingt total leicht...
Naja, zumindest gibt es einen theoretischen Ansatz... wobei die Praxis oft schwieriger ist...
Schon alleine das Abrutschen in das kindliche Erleben und vielleicht darin stecken bleiben.
Damit das weniger passiert, könnte ich vielleicht darauf achten die Innenkommunikation wirklich regelmäßig zu versuchen. Dann eben mit Timer, das machen wir meist auch. Versuchen ohne Zwang. Wenn Blockaden da sind, diese versuchen zu akzeptieren. Skills, um besser zurückzukommen. Trost, Beschäftigung für Innenkinder. Einen Ausgleich für die Erwachsene.

Ähm ja... und Tage mit 48 h.
Nein, im Ernst... Vielleicht auch hier nicht zu viel Druck...
Keine Ahnung.

Ich glaube, es ist und bleibt ein lebenslanger Prozess. Und es wird wahrscheinlich bessere Phasen geben, in denen es sich vielleicht nicht ganz so dauerhaft belastend anfühlt. Und es wird schwierige Phasen geben, in denen ich froh bin irgendwie die Kraft zum Atmen zu finden.
Ich weiß es nicht...
Ich setze Mal aber gerne zu dir. Du bist nicht allein und ich verstehe deine und eure Sehnsucht nach der Mama und die Anstrengungen und den tiefen Schmerz.
Es ist nicht wie früher. Ihr seid nicht mehr allein. Auch wenn es nur virtuell ist leider.
Pass gut auf dich auf und gonne dir als erwachsene auch Pause so gut es geht. Und du kannst stolz sein wie du bist und was du alles geschafft hast, auch in der Therapie etc
Ganz ganz lieben Dank dafür.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a. Rhiannon

Puuh das klingt hart mit dem auslaufen der Therapie.
Fühlst du dich bereit? Also hart ist es aber ist es irgendwie auch okay?
Oder hast du das Gefühl es ist noch vieles unverarbeitet?
Oder noch wichtige Themen offen?

Mmh aber ist der Plan in zwei Jahren weiter zu machen? Oder erstmal zu sehen wie es läuft?
Wie lange habt ihr jetzt zusammen gearbeitet, falls du das sagen magst?
Ja ich glaube auch dass eine Stunde pro Quartal gibt die die Kasse zahlt. Kannst ja nochmal nachhören.

Finde toll dass es sich einigermaßen anfühlt. Vielleicht ist es auch wichtig für das innen fest alle zwei Monate oder drei Monate eine Stunde zu planen. Könntest du ja dann ggf auch selbst zahlen.
Aber vielleicht gibt das Sicherheit gerade weil du sonst keine Unterstützung hast.

Du bist wirklich so stark und hast so viele Ressourcen. Wie du das geschafft hast ohne weitere Hilfe und sich ja jetzt es soweit verändert hat dass ein Ende der Therapie irgendwie machbar zu sein scheint...Was ja eben auch toll sein kann. Ein Gefühl der Freiheit. Von wir schaffen es allein.

Ich kann mir vorstellen dass das innen gerade auch ein wenig blockiert weil klar ist da fällt Hilfe weg. Vielleicht ist es in Urlaubszeiten Mal anders möglich.

Ja Tage mit 48h nehme ich auch. :wink: wenn man arbeitet bleibt einfach viel zu wenig Zeit für einen selbst und das innen finde ich.
Ja das glaube ich auch. Gefühle begrenzen ist wichtig. Daran arbeite ich gerade auch und es ändert wirklich was das zu begrenzen..sonst geht es einem schlechter als vorher.

Ja ich glaube auch dass diese Phasen immer abwechseln werden..aber...mmh wie soll ich sagen...ist es ok was du bzw ihr geschafft habt? Oder haderst du sehr mit bestimmten Themen und bestimmten Zielen der Therapie die vielleicht noch nicht geschafft sind?

Am Ende muss man damit leben und ich hätte sorge dass ohne die thera das Gefühl mit allem allein zu sein wieder hoch kommt. Kannst du da mit Menschen reden?

Ich wünsche dir so dass sich auch Wünsche erfüllen die nicht in der Therapie erfüllt werden können...

Alles liebe
Eli
Aufatmende
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Wohnort: hinter den Bergen bei den sieben Zwergen

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Die Helfer müssen nicht real sein, sie können auch imaginativ sein. Du kannst auch ein ideales Elternpaar imaginieren.
Meine Gefühle kann ich mit einem extra Raum regulieren. Ich kann rein und wieder raus gehen und die Tür schließen. Immens wichtig ist nur, keinen Anteil einzusperren. Es geht auch ein Ventil wie bei einer Heizung.
In der Therapie pendeln wir oft zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit und versuchen, nur einen winzigen Teil Vergangenheit zu erwischen, z. B. nur Schmerz im Knie, damit es nicht so belastend ist.

Da alles, was ich hier nenne, Prozesse über Monate oder Jahre sind und es in der Tat viel Zeit und Kraft kostet, ist ein Zwischenschritt, wenn keine Kapazität da ist, der Kleinen zu sagen, was du gerne tätest und dass du es im Moment nicht schaffst. Hauptsache, in Verbindung sein.

Die Therapiesitzungen heißen nicht genehmigungspflichtige Leistungen außerhalb des Regelfalles und es ist eine pro Quartal möglich.

Es liest sich sehr kraftvoll und zielgerichtet, was du schreibst. Sei stolz auf dich!
Rückfälle sind Vorfälle!
lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A.Rhiannon,

was mir zur Therapie noch einfällt, besteht die Möglichkeit weitere Stunden über den Fond abzurechnen? Oder hattest du darüber schon Stunden??

Shalom - lara64
A.Rhiannon
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Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ganz lieben Dank für all eure Antworten. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich werde mir noch die Zeit nehmen und genauer darauf eingehen. Momentan schaffe ich es nicht. Aber ich habe alle eure Worte gelesen und weiß sie sehr zu schätzen. Das möchte ich schon mal hier lassen.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
A.Rhiannon
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Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Jetzt komme ich langsam dazu mich den Fragen und Gedanken zuzuwenden und darauf einzugehen.
Ich habe zuerst die Fragen zur Therapie zusammengefasst.
Puuh das klingt hart mit dem auslaufen der Therapie.
Fühlst du dich bereit? Also hart ist es aber ist es irgendwie auch okay?
Also wie schon geschrieben, fühlt sich der Gedanke an Therapieende nicht mehr so panisch an wie es noch vor einem Jahr der Fall war, als das durch ein Missverständnis schon mal im Raum stand. Gleichzeitig bin ich wie gesagt froh darüber noch eine Weile etwas Begleitung zu haben und auch darüber, dass es nicht abrupt endet, sondern langsam ausläuft. Also so gesehen ist es irgendwie auch ok. Nicht leicht, aber ok.
Oder hast du das Gefühl es ist noch vieles unverarbeitet?
Oder noch wichtige Themen offen?
Ich denke, dass ich nie alles ganz genau verarbeiten werde. Zumindest nicht in dem Sinne, dass ich mir alles ansehen und mich an alles erinnern werde. Dafür war es einfach viel zu viel. Aber ich denke, dass ich viele schlimme Sachen, die mit bestimmten Gefühlen und Gedanken verknüpft sind, angesehen habe und besser damit umgehen kann.
So hoffe ich einfach, dass ich mit anderen Erinnerungen, welche vielleicht ähnliche Gefühle und Gedanken auslösen, dann in Zukunft auch besser umgehen kann.
Die bereits erinnerten Erinnerungen und Gefühle und Gedanken sind ja auch nicht einfach weg. Der Umgang, die Innenkommunikation hat sich geändert. Ich denke das ist es, was grundsätzlich hilfreich sein kann bzw. was ich mir beibehalten möchte.
Und offene Themen in der Gegenwart gibt es schon auch noch. Da weiß ich nicht wie das so sein wird. Ich habe Literatur, mit der ich mich zumindest theoretisch beschäftigen könnte. Ich habe hier im Forum die Möglichkeit zu einem Austausch. Und vielleicht bleibt irgendwann ein Ausprobieren und Verwerfen und Schauen, was passt und was eben (leider) doch nicht und dann einen Umgang damit finden.
Mmh aber ist der Plan in zwei Jahren weiter zu machen? Oder erstmal zu sehen wie es läuft?
Wie lange habt ihr jetzt zusammen gearbeitet, falls du das sagen magst?
Ich bin jetzt seit 8 Jahren in Therapie.
Der Plan ist die Therapie bei meiner Therapeutin nun langsam auslaufen zu lassen und dann ganz zu beenden.
Wenn ich nach unbestimmter Zeit merken sollte, dass ich ohne therapeutische Unterstützung überhaupt nicht zurecht kommen sollte, dann beantrage ich sicherlich eine neue Therapie und begebe mich voraussichtlich erneut auf Therapeutensuche.
Diese Option gibt es auf jeden Fall. Nur kann ich jetzt noch überhaupt nicht einschätzen, wie es mir in ein paar Monaten oder gar Jahren geht. Es ist also kein festgeschriebener Weg, sondern ich schaue dann, was ich dann brauche. Und ich behalte mir vor mich umentscheiden zu dürfen und immer wieder neu abzuwägen und neu zu entscheiden und zu gestalten.
was mir zur Therapie noch einfällt, besteht die Möglichkeit weitere Stunden über den Fond abzurechnen? Oder hattest du darüber schon Stunden??
Die Stunden über den Fond sind alle mit eingeplant. Also habe ich dann nach Beendigung der Therapie darüber keine Stunden mehr.
Ja ich glaube auch dass eine Stunde pro Quartal gibt die die Kasse zahlt. Kannst ja nochmal nachhören.
Die Therapiesitzungen heißen nicht genehmigungspflichtige Leistungen außerhalb des Regelfalles und es ist eine pro Quartal möglich.
Genau, davon habe ich auch schon gehört. Ich behalte mir diese Option auf jeden Fall im Hinterkopf. Dann kann ich in ein paar Monaten einschätzen und entscheiden, ob ich diese Stunde im Quartal bei meiner Therapeutin wahrnehmen möchte. Bzw. kann ich längerfristig in ein paar Jahren schauen, ob so etwas bei einem anderen Therapeuten möglich bzw. sinnvoll wäre oder eben nicht.
Finde toll dass es sich einigermaßen anfühlt. Vielleicht ist es auch wichtig für das innen fest alle zwei Monate oder drei Monate eine Stunde zu planen. Könntest du ja dann ggf auch selbst zahlen.
Aber vielleicht gibt das Sicherheit gerade weil du sonst keine Unterstützung hast.
Darüber hatte ich auch zunächst nachgedacht. Dann haben meine Therapeutin und ich für jetzt entschieden erstmal nur mit den noch zur Verfügung stehenden Stunden zu rechnen. Wahrscheinlich auch, damit es transparent und klar ist.
Gleichzeitig ist es mit Absprache sicher möglich es noch länger zu ziehen und in größeren Abständen einzelne Stunden zu vereinbaren. Das sehen wir dann schrittweise und wenn es soweit ist.
und sich ja jetzt es soweit verändert hat dass ein Ende der Therapie irgendwie machbar zu sein scheint...Was ja eben auch toll sein kann. Ein Gefühl der Freiheit. Von wir schaffen es allein.
Ich kann mir vorstellen dass das innen gerade auch ein wenig blockiert weil klar ist da fällt Hilfe weg. Vielleicht ist es in Urlaubszeiten Mal anders möglich.
Ja, ich empfinde es ein bisschen von beidem. Ich denke Unsicherheit gehört dabei auch einfach dazu und ist da ganz normal. Dennoch hoffe und wünsche ich mir, dass mit der Zeit ersteres überwiegt und es sich im Großen und Ganzen gut und stabil anfühlt.
Das kann ich wie gesagt jetzt noch gar nicht richtig einschätzen. Und es kann immer wieder Momente geben, in denen es sich anders anfühlt. Und es kann immer wieder Situationen im Leben geben, die überhaupt nicht vorauszusehen sind und in denen ich wieder mehr Unterstützung brauche. Und das ist dann auch völlig in Ordnung.
Ich denke es bringt mir nichts mich darüber jetzt schon zu sehr in Gedanken und möglichen Vorstellungen zu verlieren. Es ist glaube ich wichtig Möglichkeiten im Hinterkopf zu haben, die dann im Falle unterstützen können.
Die Blockaden versuche ich mir dann bewusst zu machen und einzuordnen und nach Innen zu kommunizieren und zu erklären.
Ja ich glaube auch dass diese Phasen immer abwechseln werden..aber...mmh wie soll ich sagen...ist es ok was du bzw ihr geschafft habt? Oder haderst du sehr mit bestimmten Themen und bestimmten Zielen der Therapie die vielleicht noch nicht geschafft sind?
Das fühlt sich tatsächlich unterschiedlich an. Insgesamt bin ich auf jeden Fall stolz auf uns, was wir in den letzten Jahren alles geschafft haben. Gleichzeitig gibt es Themen (auch welche, die immer wieder kommen oder welche, an denen noch gar nicht wirklich gearbeitet wurde), bei denen ich mir auch noch einen anderen Umgang wünschen würde.
Jedoch denke ich auch, dass es nichts bringt es zu sehr erzwingen zu wollen. Ich wünsche mir für mich und uns insgesamt von mir und uns einen achtsamen Umgang, eine Art Verständnis, Geduld und Fürsorge. Absprachen und Kommunikation im Innen. Ein Schauen und ein Umgang mit Grenzen. Das lässt sich dann glaube ich auf viele Themen in der Gegenwart mit anwenden. Das ist es, was ich mir für mich und uns noch mehr wünsche und dass das nicht vergessen und untergeht.
Am Ende muss man damit leben und ich hätte sorge dass ohne die thera das Gefühl mit allem allein zu sein wieder hoch kommt. Kannst du da mit Menschen reden?
Ich weiß, dass die Therapeutin in ihrem therapeutischen Rahmen ihr Bestes gegeben hat, um mich zu unterstützen und zur Selbstfürsorge sowie Selbstwirksamkeit zu führen. Es gab auf dem Weg natürlich auch Konflikte, Missverständnisse und Ängste. Es gab Phasen, in denen ich mich kaum bis gar nicht auf die Beziehung zu ihr einlassen konnte. Weil da zu viel Schmerz war und zu viel Angst davor diesen Schmerz zu spüren. Da war zu große Angst vor den Erinnerungen, Gefühlen, Gedanken und die Angst nicht damit umgehen zu können. Da war Überforderung, Wut, Blockaden und Su*zidalität.
Aber es konnte sich auch in kleinen Schritten immer wieder ganz langsam lösen. Ich konnte sehen, dass ich es nach und nach tragen kann. Mit der Unterstützung der Therapeutin habe ich es ausgehalten. Und ich habe erkannt, dass viel an heilsamer Vorstellungskraft auch schon in mir ist, schon immer in mir war.
Dass mir also imaginäre Helfer(wesen) helfen es zu tragen.
Und ja, ich kann auch mit ganz wenigen ausgewählten Menschen reden. Jedoch nur sehr begrenzt. Also nur sehr selten und auch inhaltlich begrenzt. Meiner Erfahrung nach tut es zwar gut zu wissen, dass nicht jeder sich direkt abwendet. Aber ich spüre auch, dass sich andere nicht so in diesem Maße damit auseinandersetzen (können). Und wahrscheinlich wäre das auch zu viel.
So tut es mir wie gesagt gut, um einzelne Menschen in meinem Leben zu wissen, die ein wenig Bescheid wissen. Jedoch zum Auffangen, Trösten, Versorgen sind die inneren Helfer für uns sehr sehr wertvoll.
Die Helfer müssen nicht real sein, sie können auch imaginativ sein. Du kannst auch ein ideales Elternpaar imaginieren.
Genau. Danke fürs Erinnern an die imaginären Eltern. Die gibt es tatsächlich auch und die Erinnerung daran hatte in den letzten Tagen nochmal gut geholfen.
Meine Gefühle kann ich mit einem extra Raum regulieren. Ich kann rein und wieder raus gehen und die Tür schließen. Immens wichtig ist nur, keinen Anteil einzusperren. Es geht auch ein Ventil wie bei einer Heizung.
In der Therapie pendeln wir oft zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit und versuchen, nur einen winzigen Teil Vergangenheit zu erwischen, z. B. nur Schmerz im Knie, damit es nicht so belastend ist.
Danke für die Imaginationen von dem Raum. Wir haben für die Traurigkeit einen Ort, der offen ist, der aus einer bestimmten Farbe besteht und an dem ein Helferwesen ist. Das hilft manchmal, um die Traurigkeit überhaupt gezielt zulassen zu können. Ich kann mal schauen, ob das quasi auch ein "Raum" zur Begrenzung sein kann.
Da alles, was ich hier nenne, Prozesse über Monate oder Jahre sind und es in der Tat viel Zeit und Kraft kostet, ist ein Zwischenschritt, wenn keine Kapazität da ist, der Kleinen zu sagen, was du gerne tätest und dass du es im Moment nicht schaffst. Hauptsache, in Verbindung sein.
Danke auch hierfür nochmal. Es ist gut immer wieder daran erinnert zu werden. Leider rutscht das doch noch oft genug wieder ins Vergessen. Und dann fühlt es sich oberflächlich betrachtet so besser und einfacher an. Das ist es aber nicht wirklich. Denn je weniger ich nach Innen fühle, umso wahrscheinlicher wird es, dass es plötzlich unkontrolliert heraus platzt.
Manchmal hilft es mir auch die Kleine zu inneren Helfern zu schicken, wenn sich sonst gerade niemand kümmern kann.




Momentan komme ich nicht mehr so gut an die Gefühle der Kleinen ran. Ich spüre sie dennoch immer wieder.
Wenn ich mir dann jedoch bewusst die Zeit nehmen kann, habe ich keinen richtigen Zugang.
Vielleicht kann ich hier dann nochmal die Imaginationen versuchen was ich mit der Kleinen gerne machen würde, wie ich trösten und da sein kann.
Ich möchte sie nur auch nicht bedrängen, wenn da eine Blockade ist.
Ich versuche dennoch immer wieder Momente anzubieten, in denen ich kurz da sein kann.

Vielleicht ist es ansonsten noch eine Idee auch mal zur Blockade zu fühlen.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hallo liebe a rhiannon

Das klingt nach viel getaner Arbeit und auch viel zuversicht. Einem realistischen Plan. Versteh auch dass du es erstmal ohne Therapie versuchen willst.
Und eben vieles kann man nicht einschätzen...was passiert an gutem oder auch schlechten und das beeinflusst ja auch...

Aber hinter allem liest sich irgendwie auch... Viel Traurigkeit?
Vielleicht ist das auch meins. Weil ich ja immer den Wunsch habe alles so schnell und bald und komplett zu lösen.
Aber ich spüre das immer wieder wenn ich deinen Text von oben lese.

Ja du kannst hier im Forum Austausch haben...aber vielleicht gibt es auch nochmal Austausch im aussen der etwas mehr ist. Also wenn du das willst. Wie gesagt glaube ich eu machst sehr viel mit dir allein aus und das funktioniert auch. Die Frage ist ob es OK ist Menschen zu haben, wo du etwas teilen kannst.
Aber ja das ist sehr schwierig. Ich kenne das ja selbst. Man geht mit unseren Themen nicht zu einer Freundin. Da kann es 100 Leute aus Instagram geben die was über Dis erzählen.
Begreifen was das bedeutet, können glaub ich echt nur wenige die weder thera oder betroffen sind. Also das an sich Ran lassen

Ich wünsche dir so sehr dass es ganz gut wird ohne thera, dass da auch noch einiges ohne thera passiert usw.
Aber ist ja auch noch was Zeit.

Du machst das sehr achtsam und gut finde ich.

Eli
A.Rhiannon
Beiträge: 1373
Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

vielen Dank für deine Antwort.

In den letzten Tagen war bei mir einiges an Su*zidalität da, viel Innenchaos und wenig Kraft. Daher antworte ich erst jetzt.
Aber hinter allem liest sich irgendwie auch... Viel Traurigkeit?
Vielleicht ist das auch meins. Weil ich ja immer den Wunsch habe alles so schnell und bald und komplett zu lösen.
Aber ich spüre das immer wieder wenn ich deinen Text von oben lese.
Es kann schon gut sein, dass du auch meine eigene Traurigkeit mit liest. Denn die Traurigkeit ist ja das, womit ich mich seit einiger Zeit beschäftige bzw. das, wo ich immer wieder so schlecht ran komme, was aber ganz stark in uns ist und noch nicht annähernd ausreichend versorgt ist.
Ja du kannst hier im Forum Austausch haben...aber vielleicht gibt es auch nochmal Austausch im aussen der etwas mehr ist. Also wenn du das willst. Wie gesagt glaube ich eu machst sehr viel mit dir allein aus und das funktioniert auch. Die Frage ist ob es OK ist Menschen zu haben, wo du etwas teilen kannst.
Aber ja das ist sehr schwierig. Ich kenne das ja selbst. Man geht mit unseren Themen nicht zu einer Freundin. Da kann es 100 Leute aus Instagram geben die was über Dis erzählen.
Begreifen was das bedeutet, können glaub ich echt nur wenige die weder thera oder betroffen sind. Also das an sich Ran lassen
Der Austausch außerhalb des Forums ist da schon schwieriger. Wie erwähnt habe ich einzelne wenige Menschen in meinem Leben, die ein wenig Bescheid wissen. Aber ich kann und möchte mich mit ihnen auch nicht ständig darüber austauschen.
Einmal, weil ich denke und spüre, dass andere das nicht aushalten können und weil ich diese Beziehungen nicht zu sehr belasten möchte.
Andererseits ist dabei (und das ist neu) irgendwie eine Art Selbstschutz. Ich merke zunehmend, dass ich auch noch andere Momente haben möchte, Momente des Lichts, des Alltags, der "Normalität". Ich möchte auch so etwas mitnehmen können und nicht ständig mit meinem eigenen Leid in Kontakt sein. Und die anderen sollen auch nicht ständig damit konfrontiert werden, wenn sie mich sehen.
Es soll sich für beide Seiten nicht so anfühlen als würde der Kontakt hauptsächlich aus Trauma bestehen. Dennoch soll es auch nicht komplett ausgeklammert werden (also nur bei diesen einzelnen wenigen Personen).
Es hilft ja schon zu wissen, dass sie ein bisschen Bescheid wissen und trotzdem noch da sind.
Es ist meiner Meinung nach auch nicht die Aufgabe, Verantwortung was auch immer von anderen (Therapeuten und professionelles Helfersystem mal ausgeschlossen) mir da durch zu helfen. Das können solche Beziehungen glaube ich nur bis zu einem gewissen Grad aushalten. Und das ist in Ordnung. Es geht in beide Richtungen. Denn ich möchte wie gesagt auch selbst nicht dauerhaft mit meinem eigenen Leid konfrontiert werden, sondern nur in einem von mir mit bestimmten Rahmen.
Ich wünsche dir so sehr dass es ganz gut wird ohne thera, dass da auch noch einiges ohne thera passiert usw.
Aber ist ja auch noch was Zeit.
Danke, das ist lieb.
Ja, ich hoffe, dass ich zumindest (einen Teil) der Traurigkeit in der Therapie verarbeiten kann. Das ist auch schon angesprochen und wir schauen mal, ob und wie es geht... Zusätzlich gibt es eben auch noch einige Alltagsthemen...
Vielleicht wäre nach der Therapie irgendwann mal eine Selbsthilfegruppe etwas. Keine Ahnung. Die Therapeutin hat es zumindest mal vorgeschlagen. Ob es was für mich wäre, weiß ich nicht. Das müsste ich dann gegebenenfalls ausprobieren. Oder mich eben dagegen entscheiden. Das werde ich dann mit der Zeit sehen.



In den letzten Tagen oder sogar Wochen ist mir die Innenfürsorge sehr schwer gefallen und ging immer wieder unter.
Das war für die Kleine natürlich zusätzlich triggernd. Dazu kamen glaube ich auch triggernde Tage. Das zumindest wird jetzt hoffentlich erstmal besser. Und doch hat die Kleine sich wieder so allein mit allem gefühlt. Auch gibt es derzeit einige triggernde Situationen in der Gegenwart. Das bleibt mir wahrscheinlich auch noch etwas erhalten. Ich versuche jedoch Unterschiede zur Vergangenheit bewusst zu machen.

Trigger






Von Innen wurden immer wieder Bilder geschickt.
Die Kleine saß und lag in dieser riesigen ...
Sie schrie und weinte wie am Spieß.
Ließ sich nicht beruhigen.
Diese Abartigkeit...
Nein, das ist einfach nicht in Worte zu fassen...
Und wieso wurde gerade sie ausgewählt, da noch ...
Weil sie sich besonders stark gewehrt hatte? Ist danach so nicht mehr vorgekommen, dieses Wehren auf diese Art... da auch in ihr selbst etwas gest*rben ist. Mit den anderen mit ...

Zurück blieb diese abartige nicht auszuhaltende Verzweiflung.
Da ist gar kein Rankommen.
Diese Erkenntnis so von Vertrauenspersonen ausgeliefert worden zu sein, direkt in die H*lle ...
Trotz so vielen anderen so allein dort zu sein. Kontaktaufnahme komplett unterbunden und aus T*desängsten unmöglich gemacht worden.
Gefühlt wie ein M*nster, in sich selbst abgeschottet.

Es sei denn der Kontakt zu anderen wurde durch Gewalt erzwungen. Aber dann auf ganz andere Art und Weise...

Es war einfach nicht mehr zu ertragen. Nichts hatte geholfen, sondern alles nur noch schlimmer gemacht. Vor allem für andere ...
Und was war mit der Kleinen selbst?
Wie kann man das ertragen? Es geht nicht ...

Wenn der Körper sich innerlich vor Weinkrämpfen schüttelt und vor Schluchzern keine Luft bekommt und der Kopf nichts mehr denken kann, nur noch das Grauen sieht, es gleichzeitig gar nicht fassen kann ...
Es ist einfach zu viel.
Und das Schlimmste ist, damit als Kind so komplett allein gelassen worden zu sein.


Trigger Ende


A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ganz wichtig mir nochmal vor Augen zu halten, dass diese Not irgendwann nochmal genauer angesehen wird.

Auch ganz wichtig mir nochmal zu sagen, dass diese Not, diese Hilflosigkeit, diese abartige Einsamkeit und jegliche Überforderung in die Vergangenheit gehört, zu den Innenkindern.

Und ja, es triggern gegenwärtige Situationen extrem in diese Schiene.

Und ja, in der Vergangenheit hatten wir keine Hilfe, null.
Und heute in der Gegenwart fühlt es sich in vielen Situationen auch oft so an.
Aber! (und das hat mir meine Therapeutin bewusst gemacht) ich bin heute als Erwachsene auch nicht mehr darauf angewiesen. Ich kann mir selbst helfen. Ich bin erwachsen.

Ja.
Fühlt sich natürlich nicht immer so an...
In den letzten Wochen habe ich mich fast komplett in Gedankenkreisen, Ängsten und Selbstzweifeln sowie Selbstabwertung verloren.
Ich habe jede Schwingung meiner Mitmenschen aufgenommen, mich extrem verunsichern lassen und mich dadurch wieder mal selbst verloren.

Ich konnte nicht auf die erwachsene Stimme in mir hören bzw. nur kurz. Dann kam wieder die Panik durch, Gedankenkreisen, Spirale abwärts. Ganz schlimm.

Also ich darf mich abgrenzen. Ich darf zu mir stehen. Ich muss nicht jeden Wunsch, jede Forderung anderer (sofort) erfüllen. Egal, wer diese stellt.
Ich darf sogar eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen trauen, wenn sie sich von denen anderer unterscheiden. Ich darf sogar eine andere Meinung als andere haben. Ich darf zu mir selbst stehen. Ich darf Grenzen haben.
Ich bin niemandes Marionette mehr. Nicht mehr.

Mh... ja... einige sind damit überhaupt nicht einverstanden.

Also das ist wirklich schwierig, wenn ich es zwar kurz so fühlen kann, dann aber andere im Innen komplett anderer Meinung sind und alles versuchen t*tzudiskutieren bzw. zu schreien.
Ich verstehe gar nicht worum es genau geht. Nur ein lautes protestierendes Durcheinander...

Irgendwie muss ich mich dem wohl auch zuwenden...

A.Rhiannon
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Um Ruhe bitten. Einen Gegenstand, den du evtl. real in der Hand hast oder an dem richtigen Platz im Raum ablegst, von einer zur anderen reichen und darum bitten, dass immer nur die redet, die den Gegenstand hat und die anderen bitten, zuzuhören.
Die Absicht möglichst verstehen und erklären, was heute anders ist.
Mitgefühl zeigen.
Evtl. könntest du für die Selbstabwertung noch positive Gegen-Sätze aufschreiben, auch wenn die sich falsch anfühlen.
Sind nur Vorschläge, muss nicht passen!
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

ganz lieben Dank für deine Antwort sowie die hilfreichen Tipps.

Ich habe dadurch nochmal versucht nach Innen zu hören. Alles konnte noch nicht gehört werden.
Aber es ist zumindest deutlich geworden, dass eine der Kleinen in ganz großem Stress ist. Der Körper ist dadurch total angespannt und hat wieder verschiedene Schmerzen entwickelt. Das Mädchen ist so in sich selbst verschanzt, dass es von außen kaum etwas an sich ran lassen kann. Es dreht sich in eigenen Spiralen von Gedankenkreisen, Ängsten, Anforderungen, Erwartungen.

Ich habe versucht ihr die Botschaft zu geben, dass die Gegenwart anders ist. Dass da zwar derzeit sehr viele Erwartungen, sehr viel Unbekanntes und Ansprüche sind, dass aber die Erwachsenen sich kümmern und das übernehmen. Und dass auch kleine Pausenzeiten möglich und wichtig sind.

Das kommt aber nur ganz schwer an. Vielleicht auch nochmal versuchen Entspannungsübungen für den Körper zu machen und dann zeigen, dass der Körper heute in Sicherheit ist und sich nicht permanent so verkrampfen und schmerzen muss...

Vielleicht auch nochmal anerkennen, dass der Stress des Mädchens auf dieser anderen Ebene damals real war, dass die erlernten Überlebensmechanismen, das Funktionieren sowie Verdrängen um jeden Preis überlensnotwendig waren. Dass ich ihr dankbar dafür bin, weil wir es sonst nicht überlebt hätten.
Aber heute in den Situationen ist es so nicht mehr notwendig. Es ist gut, dass sie es wahrnimmt und erkennt und somit vorwarnt. Aber es dürfen andere übernehmen mit den Situationen heute umzugehen.

Ist echt nicht so leicht momentan. Aber vielleicht kann so ein Anfang aussehen...
Und dann schrittweise weiter schauen.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
AnniPet45
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von AnniPet45 »

Hi A.Rhiannon,

Erst einmal möchte ich dir da lassen, dass ich das, was du über die innere Not geschrieben hast, für mich selbst total hilfreich fand:
A.Rhiannon hat geschrieben: Do Mai 25, 2023 6:23 pm
Auch ganz wichtig mir nochmal zu sagen, dass diese Not, diese Hilflosigkeit, diese abartige Einsamkeit und jegliche Überforderung in die Vergangenheit gehört, zu den Innenkindern.

Und ja, es triggern gegenwärtige Situationen extrem in diese Schiene.

Und ja, in der Vergangenheit hatten wir keine Hilfe, null.
Und heute in der Gegenwart fühlt es sich in vielen Situationen auch oft so an.
Aber! (und das hat mir meine Therapeutin bewusst gemacht) ich bin heute als Erwachsene auch nicht mehr darauf angewiesen. Ich kann mir selbst helfen. Ich bin erwachsen.

Ja.
Fühlt sich natürlich nicht immer so an...
Danke dafür!
Auch wenn es mir unendlich leid tut, dass du ebenfalls so eine Not gerade wieder empfindest.

Gerade wenn innerlich alle wild durcheinander reden oder schreien, hilft mir manchmal, zu akzeptieren, dass es diese große Not eben immer noch gibt. Dass es im Innern immer noch große Panik und heftige Reaktionen gibt, auch wenn die Situation heute anders ist.
Das zu verstehen und anzuerkennen führt ja vielleicht auch dazu, dass nicht mehr so geschrien werden muss im Innern. Weil jemand hinhört. Und die Panik immer noch sehr ernst nimmt. Obwohl es heute anders ist.

Neben all dem "heute ist es aber anders" erleichtert es aber vielleicht auch, zu akzeptieren und anzuerkennen, dass es die alten Gefühle wie Not und Panik innerlich immer noch gibt. Und manchmal eben auch in immensem Ausmaß. Auch wenn es sich verständlicherweise fürchterlich anfühlt und man die alte Not ja gerne endlich weghaben möchte. Aber gerade deshalb wird im Innern ja vielleicht noch lauter geschrien.

Ich weiß jetzt nicht, ob das Sinn gemacht hat. Aber das war das, was mir dazu durch den Kopf geht.

Viele Grüße
Anni
lara64
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Registriert: Sa Mai 12, 2012 2:36 pm

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo a. Rhiannon,

ja diese innere Not der Kleinen Kinder/Mädchen, diese Hilflosigkeit, Einsamkeit und dieser kaum aushaltbare Schmerz, der sich dann leider im hier und jetzt in unfassbaren Körperschmerzen äußert ist oft so schwierig auszuhalten.
Zugleich haben wir gelernt, dass es aktuell mal wieder die einzige Möglichkeit ist aus dem Innen auf manches Aufmerksam zu machen.
Auch wenn es schwer fällt Akzetanz dass es gerade kaum auszuhalten ist, und die Kleine auch die guten Worte und alles gutgemeinte von der Erwachsenen so noch nicht an sich ran lassen kann.
Vielleicht gelingt ein Nachfragen, was sie denn braucht damit die Situation für sie erträglich wird...

Und wenn alle im Innen gleichzeitig nur noch am toben, weinen, klagen und schreien sind - ähnlich wie Aufatmende mit denen Kontakt aufnehmen mit denen es geht oder im Innen schauen ob jemand da ist, der für etwas Ruhe und Absprache sorgen kann. Dann versuchen mit verschiedenen Hilfsmitteln dafür zu sorgen, dass alle zu Wort kommen - eine/einer nach dem anderen.

Wünsche dir, dass du die sonnige Zeit nutzen konntest und LIcht, Wärme und Helligkeit zu tanken, das dringt dann hoffentlich auch ins Innen durch.

Shalom - lara64
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