Gedankenraum - zu mir selbst finden

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lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Liebe A.Rhiannon,wir haben dich gelesen.. kennen das gut…schreiben heute Abend nach dem Dienst..,
Aufatmende hat ja schon einiges geschrieben

Shalom-lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende, liebe lara64,

vielen Dank erstmal fürs Sehen. Fühlt sich schon mal irgendwie tröstlich an mit so etwas nicht allein zu sein.
Mir hilft Essen, vor allem Schokolade, ist natürlich dysfunktional.
Das erinnert mich an Harry Potter und die Dementoren. :) Die saugen ja auch jegliche positive Erinnerung aus einem heraus und lassen nur die schlimmsten Erinnerungen durchleben. Da hilft auch Schokolade.

In den Momenten selbst hätte ich mir nicht vorstellen können etwas zu essen. Aus der Angst heraus mich zu üb*rge*en. Jedoch ist mir schon bewusst, dass die Übelkeit psychosomatisch bzw. dissoziativ oder so ist. Vielleicht ist das dann tatsächlich nochmal anders und Schokolade doch irgendwie möglich. Die Verbindung zu Harry Potter finde ich auf jeden Fall irgendwie schön.
Generell ein intensiver Geruch oder Geschmack.
Da fällt mir Pfefferminzöl ein. Das hat mir zumindest schon manchmal dabei geholfen mich in der Gegenwart zu orientieren.
Sehr kurzfristig helfen ist besser als gar nicht. Auch da muss wieder bei der Kleinen ankommen, dass es heute anders ist.
Ja, das stimmt. Ist bei einem so starken Reiz, der einen so sehr in die Vergangenheit katapultiert, nur wirklich schwer sich in der Gegenwart zu orientieren. Aber stimmt, kurzfristig ist schon mal ganz gut. Und es immer wieder kurzfristig schaffen hilft schon mal etwas und ist besser als das Gefühl zu haben überhaupt gar nichts tun zu können und komplett ausgeliefert zu sein.
Ich habe auch versucht, deinen Tipp anzuwenden mich auf ein Körperteil zu konzentrieren, welches sich neutral anfühlt, z.B. Haare. Aber ich habe es nicht so gut geschafft. Immerhin ist es mir eingefallen.
Ich finde, du bist auf einem sehr guten Weg!
Wenn ich beim Beten in eine Dissoziation segele, höre ich sofort auf, öffne vor allem die Augen und bewege mich. Dann war es das für diesen Tag. Sicherheit geht vor.
Danke dafür und für all die wertvollen Tipps.
Ja, das habe ich gestern beim Meditieren auch gemacht. Erstmal die Augen geöffnet. Bewegen ist noch eine Idee. Es hat sich zwar in dem Moment so angefühlt als würde jede Bewegung es schlimmer machen. Aber vielleicht hilft es, es das nächste Mal im Kopf zu haben und es vielleicht auch vorsichtig auszuprobieren.
Dann komme ich wenigstens auch an die Schokolade ran. 8)


Zum Glück ging es nach einiger Zeit, nachdem es erst immer wieder kam, auch irgendwann weg. Ich glaube als ich mich wieder mehr erwachsen gefühlt habe.

Es ist in den letzten Wochen nur irgendwie besonders anstrengend so viele heftige Körpersymptome zu haben. Diese extreme Übelkeit, Bewegungslosigkeit, Panikattacken, Atemnot, empfundener(!) Herzstillstand, Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen im ganzen Körper, teilweise Schmerzen in Armen und Beinen, sodass manche alltägliche Dinge schwer fallen.
Ich bin solche Sachen über die Jahre verteilt irgendwie gewohnt, aber nicht in dieser Intensität und quasi jede Woche etwas anderes.

Ja, aber die Übelkeit war auf jeden Fall direkt an diese schlimmen Erinnerungen gebunden. Ich hatte dabei immer wieder diese Bilder im Kopf.
Und dann frage ich mich, weshalb die Kleine das so schickt. Sie ist ja scheinbar extrem belastet.
Ich komme nicht so richtig ran, was sie möchte. Möchte sie noch etwas zeigen? Oder mehr Mitgefühl? Mehr wahrgenommen werden? Mehr Sicherheit? Die Gewissheit, dass es vorbei ist... Das auf jeden Fall. Nur ist das für sie immer noch so unglaubwürdig.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Meine Hausärztin sagt, dem Schmerz ist es egal, ob er psychosomatisch oder somatisch ist. Es kann auch mal sonn oll sei , eine Schmerztablette zu nehmen, um das Stresslevel zu senken.

Wenn bewegen schwierig ist, versuch die Bewegung (winzig) klein zu machen oder die Bewegung in Zeitlupe zu machen.

Wie nimmst du denn Kontakt zu der Kleinen auf? Würdest du so mit einem realen ebenso alten Kind umgehen? Hast du vielleicht ein Modell im Realen, kannst Kinder auf dem Spielplatz oder so beobachten?
Ich war da oft zu ungeduldig oder habe mit ihr wie mit einem viel älteren Kind geredet. Inzwischen finde ich mich zwar nach wie vor verrückt, lese mir selber aber Bilderbücher vor oder spiele ein Puzzle mit 9 Teilen :roll:

Vor den Dementoren habe ich mich schon beim Lesen gefürchtet und erst recht im Kino. Meine Kinder haben sich darüber totgelacht.
Rückfälle sind Vorfälle!
lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Liebe A.Rhiannon,

Das mit Übelkeit und Kopfschmerzen, vielleicht auch noch Schwindel - Supergau!

Uns helfen bei Übelkeit so Lutschtabletten die man an der Kasse im Supermarkt oder im Drogeriemarkt kennt - buh der Name weg..
Und so Minzöl, oder auch Tigerbalsam für die Kopfschmerzen - auf Schläfen, Nacken und so..
beim Schwindel hilft uns entgegen der Schwindelbewegung uns ganz ganz ganz langsam zu drehen, oft auch erst mal NUR im Sitzten mit festhalten..

Das mit der Meditation gibt es hier auch immer mal - oder beim Beten..
Sofort Beenden, Aufstehen wenn irgendmöglich..mit den Füßen aufstampfen..den Boden spüren..wieder Boden unter die Füße bekommen und nach Innen kommunizieren, wir haben die Kontrolle! Ich kann das heute beenden, und ich (die Erwachsene) nehme eure Symptome wahr und ernst. Zugleich ist es heute anders.

Essen in welcher Form auch immer, kann eine kurzfristige Option sein - Schoki ist für die Stresshormone dann ein "Segen"..gut ist, wenn du dir dann eine Ressource entwickelts, die bei dir ebenfalls die postiven Hormone ausschüttet. Bei uns ist das der Kontakt mit dem Hund, oder ein warmes Wannenbad, Singen und sich zur Musik bewegen..und natürlich die Natur..

Und die Verknüpfung von Bewegung und Schoki kann dann ja damit verbunden werden - erster Riegel beim Aufstehen und Bewegen, zweiter Riegel wenn die Bewegung intensiviert war, und wieder im hier und jetzt..

ich finde auch, dass ihr da für euch einen guten Weg sucht und findet...

Shalom - lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende, liebe lara64,

habt ganz lieben Dank für eure Rückmeldungen.
Meine Hausärztin sagt, dem Schmerz ist es egal, ob er psychosomatisch oder somatisch ist. Es kann auch mal sonn oll sei , eine Schmerztablette zu nehmen, um das Stresslevel zu senken.
Meine Erfahrung war, dass dann die Tabletten teilweise nicht so helfen. Aber ich habe es länger nicht mehr ausprobiert. Vielleicht wäre das nochmal eine gute Idee und Erleichterung für den Körper.
Wenn bewegen schwierig ist, versuch die Bewegung (winzig) klein zu machen oder die Bewegung in Zeitlupe zu machen.
Ja, ich glaube das ist für mich wirklich hilfreich. Danke dafür.
Uns helfen bei Übelkeit so Lutschtabletten die man an der Kasse im Supermarkt oder im Drogeriemarkt kennt - buh der Name weg..
Und so Minzöl, oder auch Tigerbalsam für die Kopfschmerzen - auf Schläfen, Nacken und so..
beim Schwindel hilft uns entgegen der Schwindelbewegung uns ganz ganz ganz langsam zu drehen, oft auch erst mal NUR im Sitzten mit festhalten..
Gut zu wissen, dass bei euch anscheinend auch sowas wie Tabletten/ Lutschtabletten helfen. Dann sollte ich das tatsächlich nochmal versuchen. Pfefferminzöl finde ich auch sehr hilfreich. Habe sogar welches in einer Art Stift für unterwegs. Das ist eine gute Erinnerung diesen auch mal wieder mitzunehmen...
Das mit der Meditation gibt es hier auch immer mal - oder beim Beten..
Sofort Beenden, Aufstehen wenn irgendmöglich..mit den Füßen aufstampfen..den Boden spüren..wieder Boden unter die Füße bekommen und nach Innen kommunizieren, wir haben die Kontrolle! Ich kann das heute beenden, und ich (die Erwachsene) nehme eure Symptome wahr und ernst. Zugleich ist es heute anders.
Das Beenden der Meditation hatte mir zumindest auch geholfen. Nur in die Bewegung bin ich nicht gekommen. Bewegen schien alles schlimmer zu machen. Ich versuche es das nächste Mal glaube ich wirklich erstmal mit ganz kleinen Bewegungen, die dann ja vielleicht größer werden können. Und dann ist das Stampfen vielleicht am Schluss möglich. Ich weiß es nicht. Muss mich da glaube ich langsam rantasten, damit es nicht überfordert.
Essen in welcher Form auch immer, kann eine kurzfristige Option sein - Schoki ist für die Stresshormone dann ein "Segen"..gut ist, wenn du dir dann eine Ressource entwickelts, die bei dir ebenfalls die postiven Hormone ausschüttet. Bei uns ist das der Kontakt mit dem Hund, oder ein warmes Wannenbad, Singen und sich zur Musik bewegen..und natürlich die Natur..
Da haben wir sie wieder, die Schokolade gegen die Dementoren. :) Vielleicht sollte ich mir davon auch noch welche für unterwegs einpacken. Zumindest dann, wenn ich denke, dass etwas schwierig werden könnte. Oder zu Hause könnte ich mir den ersten Riegel in Reichweite legen, damit es zuerst bei den kleinen Bewegungen bleiben kann.
Tiere helfen mir auch immer sehr gut. Danke fürs Erinnern. :D

Vielen Dank euch beiden für all diese Tipps und Erfahrungen.


Wie nimmst du denn Kontakt zu der Kleinen auf? Würdest du so mit einem realen ebenso alten Kind umgehen? Hast du vielleicht ein Modell im Realen, kannst Kinder auf dem Spielplatz oder so beobachten?
Ich war da oft zu ungeduldig oder habe mit ihr wie mit einem viel älteren Kind geredet. Inzwischen finde ich mich zwar nach wie vor verrückt, lese mir selber aber Bilderbücher vor oder spiele ein Puzzle mit 9 Teilen
Ja, ich würde so auch mit realen (traumatisierten) Kindern umgehen. Für mich selbst ist es normal geworden, dass ich mir abends immer eine Gute-Nacht-Geschichte vorlese. Ich habe einige Kinderspielsachen, mit denen ich manchmal spiele oder sie ansehe und mir das Spielen vorstelle oder die in der Tasche sind, damit sie wenigstens kurz berührt werden können. Auch Kinderpuzzle und Hörspiele kommen gut an.
Ansonsten (besonders zum Kennenlernen - aber auch so immer wieder) setze ich mich in Gedanken mit Abstand zu dem Innenkind und bin erstmal einfach nur da und strahle Ruhe aus. Dann versuche ich es ruhig anzusprechen. Aber lange Zeit einfach mit Abstand da zu sein und es ist als würde ich erstmal nur ruhig mit mir selbst sprechen und das Innenkind hört mit Abstand zu. Am Anfang tut es meist sogar so als würde es nicht zuhören. Aber mit der Zeit merke ich, wie es doch etwas interessiert ist.
Manchmal kreischt und schreit oder weint es ganz laut oder tritt und schlägt um sich oder hält sich zusätzlich die Ohren zu. Manchmal ist es auch wie erstarrt, kann nicht reden, sich nicht bewegen.
Das Innenkind darf die Nähe oder Abstand selbst bestimmen. Bis eine Umarmung oder tröstende Berührung überhaupt möglich sind vergeht meist sehr sehr sehr viel Zeit. Teilweise Jahre. Und es wechselt auch immer wieder je nachdem wie das Innenkind sich fühlt.
Soweit grob zu meiner Kontaktaufnahme mit der Kleinen. Hoffe, man kann es sich in etwa vorstellen.

Momentan empfinde ich es oft trotzdem als irgendwie schwierig. Auf der einen Seite spüre ich die enorme Belastung der Kleinen. Diese Belastung wird ja auch permanent an den Körper geschickt, damit ich es auch wirklich sehe und ernst nehme und nicht vergesse. Und andererseits zieht die Kleine sich in letzter Zeit wieder mehr zurück und blockt die Gefühle und Erinnerungen ab.

Ich glaube, ich könnte versuchen nach Innen zu geben, dass ich die Belastung spüre, darum weiß, es nicht vergesse. Dass aber diese Sachen jetzt noch nicht dran sind, dass sich jetzt erstmal auf andere Dinge konzentriert werden muss. Dass das aber nicht heißt, dass es nicht da sein darf. Dass es heißt, dass es wann anders angesehen wird. Dass es heißt, dass ich trotzdem für die Kleine da bin und eben 'normale' Kinderdinge gemacht werden dürfen. Dass wenn es gebraucht wird, Trost aber auch möglich ist. Dass ich da bin. Dass die Kleine da sein darf. Und dass wir aber eben später nochmal genauer auf die Details, Erinnerungen, Gefühle etc. - was auch immer noch gesehen werden möchte - schauen.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Pianolullaby
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Pianolullaby »

In der Regel ist es so, dass bei intrusiven Schmerzen, Schmerzmittel absolut keine Wirkung zeigen. Kann es auch nicht, weil es "einfach nur Erinnerungsschmerzen" sind.
Schmerzmittel können nur wirken, wenn auch ein "realer" Schmerz da ist.
herzkrank
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von herzkrank »

das mit der schokolade und harry potter finde ich auch lustig. ich esse gar nicht so oft welche, aber merke schon auch, dass der bedarf steigt, wenn ich mich labil fühle.

ich bin beeindruckt, wie gut du dich dem inneren kind nähern kannst. und wie hingebungsvoll du das tust.
ich empfinde da leider so viel widerwillen, dass ich sofort wieder aufhöre. aber meine therapeutin hat gesagt, dass ich es mal demnächst mit ihrer unterstützung versuchen soll.

meine erinnerungen hatte ich übrigens auch während einer meditation. ich finde das sehr hilfreich um an vergessenes ranzukommen.

und dass du gerade so viele schmerzen hast, würde ich als gutes zeichen sehen. dass dein unbewusstes dich stabil genug findet um damit umgehen zu können. ich habe gelernt, dass alle unverarbeiteten sachen in uns gespeichert sind und ihr unwesen treiben. um zu heilen, müssen sie hochkommen, da sein dürfen und dann gehen sie auch. aber dazu braucht es kapazitäten um das aushalten zu können. verdrängung ist ja ein sinnvoller (aber nur wenn es kurzfristig ist) notfallmechanismus um zu überleben. für mich klingt es danach, dass du da auf einem guten weg bist.
ich wünsch dir da weiter alles gute
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Danke Pianolullaby für deine Rückmeldung und Bestätigung meiner Wahrnehmung.

Vielen Dank herzkrank für deine Antwort.
Vielleicht hilft mir heute Abend ja auch nochmal Schokolade oder ein Kakao.
ich bin beeindruckt, wie gut du dich dem inneren kind nähern kannst. und wie hingebungsvoll du das tust.
ich empfinde da leider so viel widerwillen, dass ich sofort wieder aufhöre. aber meine therapeutin hat gesagt, dass ich es mal demnächst mit ihrer unterstützung versuchen soll.
Danke, das ist lieb. Ich wünsche dir für deine eigene Annäherung alles Gute und eine gute Begleitung durch deine Therapeutin.
meine erinnerungen hatte ich übrigens auch während einer meditation. ich finde das sehr hilfreich um an vergessenes ranzukommen.
Ja, also während der Meditation selbst wäre es mir eigentlich lieber keine solchen Erinnerungen und Körperflashbacks zu haben. Da ist es mir lieber, diese Erinnerungen kommen zurück, wenn ich mir die Zeit nehme und nach Innen höre und fühle. Jedoch kann ich das nicht unbedingt so beeinflussen.
und dass du gerade so viele schmerzen hast, würde ich als gutes zeichen sehen. dass dein unbewusstes dich stabil genug findet um damit umgehen zu können. ich habe gelernt, dass alle unverarbeiteten sachen in uns gespeichert sind und ihr unwesen treiben. um zu heilen, müssen sie hochkommen, da sein dürfen und dann gehen sie auch. aber dazu braucht es kapazitäten um das aushalten zu können. verdrängung ist ja ein sinnvoller (aber nur wenn es kurzfristig ist) notfallmechanismus um zu überleben. für mich klingt es danach, dass du da auf einem guten weg bist.
Danke. Wahrscheinlich hast du damit schon irgendwie recht. Im Grunde sehe ich es ähnlich. Nur fühlt es sich nicht immer nach Fortschritt und nach einem guten Weg an. Danke fürs ins Erinnerung rufen.


In den letzten Wochen hatte ich jedoch weniger Zugang zu meinem Innen, zu den Erinnerungen und vor allem zu den Gefühlen. Es standen andere Dinge im Vordergrund. Das war und ist jedoch auch wichtig und darf denke ich auch so sein.
Gleichzeitig merke ich, dass es nicht dauerhaft so gehen kann. Ich kann das Innen, die Erinnerungen und Gefühle nicht dauerhaft wegsperren.
Ich habe der Kleinen ja auch versprochen es nicht zu vergessen, nicht wegzusehen. Ich habe ihr gesagt, dass ihre Gefühle da sein dürfen und ihre Berechtigung haben und dass ich für sie da sein möchte.

Es wegzusperren fühlt sich vorübergehend leichter an. Nicht permanent mit diesem riesigen Schmerz in Kontakt sein zu müssen fühlt sich erleichternd an und da kommt schnell der Wunsch auf es doch zu vergessen und es passiert auch einfach. Solange bis dieses innere Leid mich wieder nach unten zieht und ich wieder hinsehen muss, um nicht "ohne Grund" zugrunde zu gehen.
Dieser Moment ist jetzt.

Ich habe die letzten Wochen weggesehen. Aber das ist jetzt nicht mehr möglich. Und um ehrlich zu sein bin ich es der Kleinen auch schuldig zumindest wieder srückchenweise hinzusehen, wahrzunehmen und zu fühlen.
Sie soll damit nicht mehr allein sein müssen. Ich sage ihr, dass sie ein tapferes kleines Mädchen ist.

Welche Gefühle sind da?
Schmerz, Einsamkeit, Verlust, Angst... T*desangst.
Ganz ganz schlimm.
So viele Tränen, die nicht geweint werden können.
Aus Angst vor den Schmerz. Aus Angst davor zu versinken und nicht mehr da raus zu kommen.

Aber ich weiß, dass es gut tun würde zumindest einen Bruchteil davon zu beweinen.
Und ich weiß, dass wir da auch wieder rauskommen.

Die schlimme Angst ist, damals mit allem so alleine gewesen zu sein. Dass niemand da war, der getröstet oder beschützt hat. Es gab nur Menschen, engste Bezugspersonen, die das Leid sogar noch schlimmer gemacht haben.
Dieser Verrat, dieser Vertrauensbruch ist so riesig und so riesig schmerzhaft.
Wie können sie in Kauf genommen haben, dass ich vielleicht auch get*tet werde?
Wie können Menschen ihrem Kind so etwas antun?
All dieses Leid, all dieser Schmerz, all diese F*lter, all diese Angst... Ich verstehe das nicht... Auch nicht als Erwachsene.

Als Erwachsene kann ich irgendwie erklären, dass die Eltern eine psychische Krankheit hätten. Und dass Eltern, die zu so etwas fähig sind, wahrscheinlich selbst in irgendeiner Art und Weise abspalten.
Und dennoch bleibt es auf Kinderebene unbegreiflich, ein immer währender tiefer Schmerz. Zu groß, zu tief, zu starker Vertrauensbruch.
Wie soll man damit umgehen können?

Ich würde so gerne dieses kleine Mädchen in mir halten, ganz ganz fest und ihr sagen, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Dass sie nicht mehr allein ist. Dass ich sie wirklich lieb habe und dass sie nichts, überhaupt gar nichts für all die schlimmen Dinge kann.
Vielleicht kann ich sie in eine wärmende schützende Decke wickeln und mir ein tröstendes heilendes Licht für uns vorstellen.

Und da ist aber auch so viel sv Drang. Das Gefühl nichts Gutes verdient zu haben. Und auch die Angst vor immer erneuten Schmerz, wenn doch Positives zugelassen wird.

Aber ich als Erwachsene weiß, dass es heute anders sein kann, dass es anders ist. Es fällt schwer, verdammt schwer. Aber es gibt Bereiche, in denen es sich zumindest ein kleines bisschen manchmal für Momente irgendwie ok anfühlt Unterstützung anzunehmen oder zu vertrauen.

Es fühlt sich nicht für alle in mir ok an, aber doch irgendwie für einen Teil - manchmal.

Phuu keine Ahnung. Ist gerade irgendwie nicht so einfach...

Für die Innenkommunikation war es jedenfalls hilfreich hier mal wieder zu schreiben. Irgendwie.

Ich versuche es jetzt mal so stehen zu lassen. Auch wenn nicht alle in mir der Ansicht sind hier Platz zu haben. Aber schließlich heißt der Thread ja Gedankenraum. Also passt das schon.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A.Rhiannon,

haben schon zweimal Anlauf genommen zu antworten, auch heute ist es irgendwie zu spät (also von der Uhrzeit) dafür. Wollten dalassen, dass wir dich gelesen haben, und dir hoffentlich zum Wochenende unsere Gedanken schreiben können.

Bis dahin für dich und das kleine Mädchen viel Licht, Wärme und Liebe und den Schutz den ihr beide gerade so braucht.

Shalom - lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe lara64,

vielen Dank fürs Sehen und für dein Mitgefühl.

Diese Woche war teilweise heftig... Es sind so viele Gefühle und Gedanken in mir und gleichzeitig ist im Außen so viel zu tun...

Dann hat die Therapeutin am Ende der Sitzung etwas gesagt, das extrem getriggert hat. Sie hat noch dazu gesagt, dass ich das sicher nicht hören möchte. Sie meinte, dadurch, dass sich bestimmte äußere Umstände geändert hätten, müsste ich nun etwas Bestimmtes tun. Wahrscheinlich hat sie nicht damit gerechnet, dass es so extreme Ängste auslöst.
Ich sagte ihr, dass damit aber die Angst verbunden sei dass dann vielleicht auch heute noch die ****** geschickt werden würden, um mich zu *****.
Sie meinte dann, dass das jetzt nicht geklärt werden könne, weil die Sitzung zu Ende sei.

Trigger


Ja, das hat dann nach der Sitzung einen kleinen Zusammenbruch und starke Su*z*dgedanken ausgelöst. Das Gefühl so verd*mmt egal zu sein. Auch, dass mein Kampf und alles der letzten Jahre komplett egal sei, Hauptsache ich tue was man mir sagt. Und wenn ich das tue und dann get*tet werde, dann kann ich mich dann besser gleich selbst t*ten. Und noch besser ich t*te mich bevor ich es überhaupt tue. R*dev*rb*t.


Trigger Ende

Auf jeden Fall habe ich das Chaos im Innen erstmal soweit beruhigt, dass ich zu uns gesagt habe, dass wir gar nichts tun müssen, nur weil jemand anderes das so sieht.
Ja, keine Ahnung. Es muss auf jeden Fall irgendwann noch mit der Therapeutin nachbesprochen werden. Eigentlich wollte ich erstmal über anderes sprechen, was mich auch sehr beschäftigt und so hatte ich es ihr eigentlich auch gesagt. Aber sie stellte am Ende der Sitzung trotzdem eine Frage dazu. Nun, sie kam ja dann selbst zu der Erkenntnis, dass dieses Thema nicht einfach schnell am Ende mal so nebenbei geklärt werden kann...
Keine Ahnung, ich möchte erstmal auch noch etwas anderes auch besprechen. Ich weiß nicht. Und dann ist dann auch erstmal wieder mehrere Wochen Pause, weil sie nicht da ist. Und Telefonieren und Mail schreiben zwischendurch ist nicht, gab es noch nie.

Ach so, was mir aber etwas beim Sortieren und Wahrnehmen geholfen hat, ist ein Buch, welches ich schon lange haben wollte und mir zufällig diese Woche endlich gekauft habe. Vielleicht hilft es dem ein oder anderem, der hier liest, ja auch. Das Buch heißt "Traumabedingte Dissoziation bewältigen". Es ist zwar teuer, aber ich habe mich in den Kapiteln, die ich bisher gelesen habe, doch sehr verstanden gefühlt.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

hallo liebe a.rhiannon,

schön dich zu lesen.

das buch kenne ich und hatte ich hier auch schon mehrfach empfohlen und auch der thera. die findet es auch toll. freut mich dass es dir hilft.

zum rest: das klingt nach enttäuschung und sich allein gelassen fühlen und auch ärger auf die thera... das tut mir echt leid, ich finde man kann es sehr gut fühlen. ihr macht für mich immer sau viel allein und dann ist es schlimm wenn ihr die unterstützung als zu wenig erachtet. eine therapiepause von vier wochen (denke ihr meint die anstehenden ferien) ist hart, noch dazu, weil die tage ja vermutlich auch nicht einfach für euch sind.
gibt es eine beraterin etc. die in der not da sein kann?
und ich fine im übrigen auch ihr könnt ihr rückmelden dass ihr euch da mehr unterstützung wünscht... dass andere theras das in ähnlichen fällen leisten. ist vielleicht nicht nett aber sagen könnt ihr es, wenn es hilft. ob ihr es dann kriegt ist eine andere frage aber vielleicht bringt sie das nochmla ins denken. einfach zu sagen ist nicht weil es eben nie so war, damit macht sie es sich einfach (falls das ununüberlegt von ihr ist.)

und ich finde es auch unklug dass sie so sachen am ende der stunde sagt und dann eure reaktion so abblockt. ich find das könnt ihr ihr auf jeden fall rückmelden. therapeutInnen sind ja auch nur menschen.
aber vermutlich kommt da gerade ganz viel zusammen. der ungute umgang in der therapie mit euch, stress im aussen, einige drängende themen.
das tut uns echt leid. wenn ihr davon noch was hier lassen wollt gerne. wir lesen euch.

eli
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

vielen Dank für deine Antwort.
das buch kenne ich und hatte ich hier auch schon mehrfach empfohlen und auch der thera. die findet es auch toll. freut mich dass es dir hilft.
Es kann sogar sein, dass das Buch daher mal auf meine Wunschliste gelandet ist, weil ich es hier gelesen hatte.
gibt es eine beraterin etc. die in der not da sein kann?
und ich fine im übrigen auch ihr könnt ihr rückmelden dass ihr euch da mehr unterstützung wünscht... dass andere theras das in ähnlichen fällen leisten. ist vielleicht nicht nett aber sagen könnt ihr es, wenn es hilft. ob ihr es dann kriegt ist eine andere frage aber vielleicht bringt sie das nochmla ins denken. einfach zu sagen ist nicht weil es eben nie so war, damit macht sie es sich einfach (falls das ununüberlegt von ihr ist.)
Eine Beraterin gibt es nicht. Und der Therapeutin rückmelden, dass ich mehr Unterstützung möchte, möchte ich eigentlich auch nicht. In den nächsten Monaten oder je nachdem wie lange ich den Zeitraum ziehe vielleicht auch 1 bis 2 Jahren, steht sowieso im Raum irgendwann die Sitzungen mit mehr Abstand stattfinden zu lassen und irgendwann ganz auslaufen zu lassen. Natürlich nicht abrupt, sondern mit genauen Absprachen etc. Insgesamt ist jedoch das Ziel mir selbst zu helfen bzw. selbst mit einigen Situationen zurecht zu kommen.
Bevor es soweit ist, möchte ich jedoch noch diese erwähnten Themen in der Therapie besprechen. Denn das traue ich mir alleine (noch) nicht zu. Also das wird auf jeden Fall noch besprochen und geklärt und einige andere Themen auch. Das ist mir wichtig. Und das wird wohl auch noch eine Weile dauern.

Insgesamt heißt das auch nicht, dass danach nie wieder Therapie angedacht ist. Nur, dass es dann wohl nicht mehr bei dieser Therapeutin sein wird. (Auf die Gründe möchte ich aus persönlichen Dingen nicht eingehen.) Und wenn, dann wird es wahrscheinlich eine längere Pause geben. Aber mal schauen, wenn es soweit ist. Das ist eigentlich auch nicht mein Thema. Ich schreibe es nur, um zu erklären, weshalb ich (derzeit) nicht nach einer intensiveren Unterstützung fragen möchte.
und ich finde es auch unklug dass sie so sachen am ende der stunde sagt und dann eure reaktion so abblockt. ich find das könnt ihr ihr auf jeden fall rückmelden. therapeutInnen sind ja auch nur menschen.
Das werde ich auf jeden Fall noch mit ihr besprechen. Ich muss wie gesagt nur für mich schauen, mit welchem Thema ich anfange, um nicht wieder den Rahmen der Stunde zu sprengen.
aber vermutlich kommt da gerade ganz viel zusammen. der ungute umgang in der therapie mit euch, stress im aussen, einige drängende themen.
Ja genau. Sonst empfinde ich meine Therapeutin da auch achtsamer. Insgesamt erschien sie mir bei der letzten Sitzung nicht ganz so bei mir zu sein und sich an einiges nicht so erinnern zu können. Sonst habe ich das anders wahrgenommen. Aber richtig, Therapeuten sind auch nur Menschen. Ich gehe davon aus, dass es angesprochen und geklärt werden kann.
Schwierig ist nur, dass so viele Themen in mir sind und eine längere Pause ansteht.

Mir hilft es derzeit innerlich etwas Abstand zu dem einen Thema zu nehmen. Ich sehe es erstmal so, dass ich erwachsen bin, dass ich jahrelang um Abstand und mein Überleben gekämpft habe. Da kann niemand von mir erwarten daran etwas Grundlegendes zu ändern und meine Wahrnehmung, meine Grenzen, meine Ängste dabei Außen vor zu lassen. Also ich entscheide, ob ich daran etwas ändern möchte und lasse mich nicht von außen überreden.
Innen sieht das Chaos dazu nochmal ganz anders aus. Aber das versuche ich momentan gut in Schach zu halten. Mal schauen wie lange das gut geht.
Fest steht für mich jedoch, ich handle nicht, bevor ich nicht davon überzeugt bin. Bevor nicht alle in mir mehr oder weniger dabei mitgehen könnten bzw. beruhigt werden könnten und es ihnen so erklärt werden könnte, dass es einigermaßen ok ist. Und davon sind wir aber weit entfernt. Solange also keine Kurzschlussreaktion von Innen kommt, ist es soweit ok denke ich.

Es ist so eine Mischung aus Wegdrängen und Funktionen im Alltag und einer kurzen inneren Kommunikation, dass da jetzt auf keinen Fall etwas unternommen oder geändert wird.

Hinzu kommen ja die ganzen Gefühle der Kleinen, die ich in meinem Post davor schon beschrieben habe. Das wurde zusätzlich ja auch nochmal angetriggert...
Welche Gefühle sind da?
Schmerz, Einsamkeit, Verlust, Angst... T*desangst.
Ganz ganz schlimm.
So viele Tränen, die nicht geweint werden können.
Aus Angst vor den Schmerz. Aus Angst davor zu versinken und nicht mehr da raus zu kommen.
Die schlimme Angst ist, damals mit allem so alleine gewesen zu sein. Dass niemand da war, der getröstet oder beschützt hat. Es gab nur Menschen, engste Bezugspersonen, die das Leid sogar noch schlimmer gemacht haben.
Dieser Verrat, dieser Vertrauensbruch ist so riesig und so riesig schmerzhaft.
Wie können sie in Kauf genommen haben, dass ich vielleicht auch get*tet werde?
Wie können Menschen ihrem Kind so etwas antun?
All dieses Leid, all dieser Schmerz, all diese F*lter, all diese Angst... Ich verstehe das nicht... Auch nicht als Erwachsene.
Als Erwachsene kann ich irgendwie erklären, dass die Eltern eine psychische Krankheit hätten. Und dass Eltern, die zu so etwas fähig sind, wahrscheinlich selbst in irgendeiner Art und Weise abspalten.
Und dennoch bleibt es auf Kinderebene unbegreiflich, ein immer währender tiefer Schmerz. Zu groß, zu tief, zu starker Vertrauensbruch.
Wie soll man damit umgehen können?
Und da ist aber auch so viel sv Drang. Das Gefühl nichts Gutes verdient zu haben. Und auch die Angst vor immer erneuten Schmerz, wenn doch Positives zugelassen wird.
Das ist ja auch noch alles da... Und wurde jetzt nochmal zusätzlich getriggert.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
A.Rhiannon
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Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

In der letzten Therapiesitzung hatte meine Therapeutin sich bei mir entschuldigt. Ganz von sich aus. Sie hatte sich für die für mich sehr triggernde Bemerkung bzw. Aufforderung entschuldigt. Sie hätte die Verstrickungen nicht mehr im Kopf gehabt.
Das hatte ich gar nicht erwartet, also die Entschuldigung. Ich habe mich aber sehr darüber gefreut. Mir war schon aufgefallen, dass sie vieles nicht mehr präsent zu haben schien irgendwie. Ich sagte mir aber auch selbst, dass das bei so vielen Patienten und bei so langer Zeit auch schwierig ist. Und dass sie natürlich auch nur ein Mensch ist. Jeder darf mal etwas vergessen oder Fehler machen. Das passiert.

Ich fand es auf jeden Fall sehr nett, dass sie sich entschuldigt hat und ich hätte es nicht erwartet.
Sie war auch erschrocken als ich dann erzählte, dass es beim letzten Mal das Schwe*gegeb*t und so schlimme Su*z*dgedanken ausgelöste. Sie meinte auch, dass das doch bestimmt keine erwachsenen Gedanken und Gefühle waren. Ich bestätigte, dass das kindliche Gedanken und Gefühle sind.
Und sie meinte noch, dass immer ich selbst heute über mein Leben entscheide, egal was sie oder jemand anderes sagt. Das tat auch nochmal gut zu hören i.S. der Selbstwirksamkeit. Und ich bin auch wirklich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe dies auch selbst so zu erkennen und zu entscheiden und das hatte ich nämlich auch nach Innen gegeben in der Zeit. Dass wir erstmal gar nichts machen und erst recht nicht so etwas lebensveränderndes (für uns lebensbedr*hliches).
Dieser Gedanke hat am meisten geholfen, dass ich/ wir es sind, die über unser Leben entscheiden und niemand sonst. Nicht mehr. Nicht mehr so... Auch wenn es sich oft noch anders anfühlt... Aber in diesem einen Punkt habe ich es geschafft.

Dennoch ist in mir auch noch viel Unsicherheit und Angst. Jetzt nicht von der Therapeutin ausgelöst, sondern grundsätzlich. Sie konnte es ja auch nur auslösen, weil es grundsätzlich in mir ist... Davon mal abgesehen.

Trigger




Vor ein paar Tagen habe ich es (glaube ich zum ersten Mal) geschafft für einen kurzen Moment auf den Schmerz der Kleinen zu schauen. Nicht der Schmerz um den Jungen, sondern der eigene Schmerz. Der Schmerz darüber, was ihr angetan wurde.
Dass sie das aushalten musste, diese T*desangst, die M*rde, die F*lter, all das Grauen, die Schmerzen, der Ekel. Die Angst, die Angst, die Angst, die Angst, die Angst, die Angst ...

Und der Vertrauensbruch. Von den vertrautesten Menschen überhaupt dahin ausgeliefert worden zu sein. Immer wieder.
Es gab keine Sicherheit. Nie. Sie hätte jederzeit aus ihrem "sicheren Zuhause" geholt werden - von den vertrautesten Menschen gebracht werden - und get*tet werden können. Es war immer präsent. Es war ihre Realität. Es war real.
Ja, es war abgespalten, um im Alltag zu funktionieren. Aber es war dennoch immer da. Unter der Oberfläche immer präsent.
Nie in Sicherheit. Nie Pause. Nie entspannen.
Immer T*desangst. Immer bereit und aufs Schlimmste gefasst. Immer.
Es war ihre Realität. Immer. Es war real. Immer.

Es war so schlimm.


Trigger Ende


Gestern hatte ich dann noch einen heftigen Flashback. Durch eine Kleinigkeit ausgelöst, bin ich wieder in das Erleben der Kleinen gerutscht. Habe plötzlich ganz andere Bilder vor mir gesehen. Und habe plötzlich schrill und laut geschrien.

Das macht mir die Erlebniswelt der Kleinen nochmal deutlicher...

Mal sehen wie ich da mehr Ruhe reinbekommen kann. Pausen sind auch in der Gegenwart schwierig. Aber in einem kleinen Rahmen ist es bestimmt möglich.
Auch der Körper schreit so sehr nach Pause. Aber es fällt mir so schwer das zuzugestehen und von dem Funktionieren wegzukommen. Selbst mit Krankheitssymptomen. Wie gesagt, im kleinen Rahmen ist es vielleicht möglich.
Für das Innen wäre es schon wichtig. Das ist mir klar. Aber für das Außen... ist schwierig... immer wieder.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

Oh, wie gut, dass die Therapeutin sich entschuldigen kann und es auch getan hat!
Und dennoch, was so Sätze alles so auslösen kann. Wie gut, dass das noch einmal geklärt werden konnte.

Und danke fürs Berichten. Ich hänge ja derzeit sehr an der Wirkung meines Seins im Außen und fand es wohltuend zu lesen, dass niemand über unser Leben entscheidet, nur noch wir selbst. Danke dafür!

Und einfach nur schlimm, was dieses Mädchen da für eine Aufgabe in sich aufgenommen hat. All diese Anteile. So stark, so kraftvoll und das in diesem Alter, wo sie eigentlich nur Kind sein hätten sein dürfen... Und ich wünsche so sehr, dass sie die Last abgeben dürfen.
Ich hoffe, das kommt nicht falsch an.


LIebe Grüße
Even
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



Ich geh meinen Weg ans Ende
Sehnsucht nach der Zukunft
Heimweh nach der Fremde

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Even,
hab ganz lieben Dank für deine Worte.
Ja, ich bin auch wirklich froh darüber, dass es geklärt werden konnte. Das hat nochmal sehr erleichtert. Und gleichzeitig war es gut im Innen spüren zu können, dass selbst dann, wenn es anders gekommen wäre, ich diejenige bin, die dennoch darüber entscheidet. Nur ich kann das Chaos im Innen wahrnehmen und dann damit entsprechend umgehen und beruhigen, egal was im Außen gesagt und versucht wird einzuwirken. Das macht es natürlich nicht leicht. Aber diese Handlungskompetenz bzw. Entscheidungskompetenz über das eigene Leben, eben diese Selbstwirksamkeit, zu spüren, war sehr wichtig und hilfreich.
Es freut mich, dass dir das Lesen darüber auch hilft. Ich wünsche dir alles Gute und einen guten Umgang zu finden.
Und einfach nur schlimm, was dieses Mädchen da für eine Aufgabe in sich aufgenommen hat. All diese Anteile. So stark, so kraftvoll und das in diesem Alter, wo sie eigentlich nur Kind sein hätten sein dürfen... Und ich wünsche so sehr, dass sie die Last abgeben dürfen.
Ich hoffe, das kommt nicht falsch an.
Nein, es kommt gar nicht falsch an. Danke für deine lieben mitfühlenden Worte.



Gestern habe ich es mit Mühe und Not geschafft ein bisschen Pause in den Tag einzubauen. Und ansonsten habe ich versucht auch das Innen gut auf den Tag vorzubereiten. Also im Innen erzählt wie so der Tag in etwa aussehen wird und wieso sich so und so entschieden wurde. Für einzelne Sachen wurden auch nochmal Wünsche der Kleinen gehört und ein bisschen mit einbezogen. Ich habe das Gefühl, dass das insgesamt ein guter Umgang war.

Zweimal musste ich gestern zwar noch schrill aufschreien, weil ein Geräusch getriggert hatte. Aber das war unter diesen Umständen irgendwie in Ordnung.

Mal schauen wie es die nächste Woche noch wird. Die ist vollgepackt und wird wahrscheinlich anstrengend. Mal sehen...

So insgesamt merke ich, dass so unendlich viele schlimme Erinnerungen in uns sind, dass es nicht möglich ist, diese alle anzusehen. Rein theoretisch ist mir das auch klar. Nur fange ich langsam an es auch so zu fühlen.
Wichtig ist wahrscheinlich dann auch dennoch irgendwie damit umgehen zu können. Die Kleinen dann entsprechend zu trösten und da sein zu können, auch wenn nicht genau an jede Situation, an jedes Detail erinnert wird. Wenn einfach trotzdem noch neue Flashbackbilder hochkommen. Es sind zu viele Sachen, um alles genau anzusehen... viel zu viel. Aber trotzdem da sein und versorgen ist dennoch wichtig. Und viel an Grauen wurde ja auch schon angesehen...

A.Rhiannon
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