Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Hey an alle, die mich noch kennen und an alle, die mich noch nicht kennen oder sich nicht mehr an mich erinnern.

Ich war jetzt ungefähr ein Jahr lang nicht mehr hier. Die letzten 1 1/2 Jahre waren extrem heftig, was die Aufarbeitung der Vergangenheit betrifft. Ich habe ganz viel Zeit gebraucht, um mich auf mich selbst zu konzentrieren.
Auch momentan bin ich in einer schwierigen Phase.

Ich überlege, mir hier (wieder) einen Raum zu schaffen, um meine Gedanken zu sortieren. Ich weiß noch nicht genau wie regelmäßig ich es nutzen werde, aber das muss ich eigentlich auch nicht. Ich lass es auf einen Versuch ankommen.

Gedankenausch mit anderen ist durchaus gewünscht, aber natürlich kein Muss. Zumal ich auch noch nicht weiß inwieweit ich in anderen Threads aktiv sein werde. Wenn ihr etwas in meinem Thread dalassen möchtet, gerne :)

Einen lieben Gruß und einen schönen Abend,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Was mich momentan (unter anderem) beschäftigt, ist das Mutter-Thema - wiedermal.


Vorsichtig *Trigger*

Der Schmerz darüber nie wirklich gesehen worden zu sein. Immer für ihre Bedürfnisse da gewesen zu sein. Ich wäre für sie verdammt nochmal gest**ben, wäre ich auch fast. 1000 mal ... Aber sie hat es nie interessiert. Egal wer was mit mir gemacht hat. Und ich dachte, ich hätte es sogar verdient ...

Trigger Ende


Da ist momentan einfach so viel Schmerz und Traurigkeit da. Einsamkeit. Schmerz ...

So viel für heute
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~SteinHart~
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von ~SteinHart~ »

Schön dass du wieder da bist
Die Zeit bewegt sich in eine Richtung, die Erinnerung in eine andere.
(William Gibson)
Titanium
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Titanium »

Hallo Rhiannon.
Ich hoffe du findest hier was du suchst.
Ein offenes Ohr, Austausch, einen Ort zu einfach sein...
Liebe Grüße,
Titanium
SophiawirdErwachsen
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von SophiawirdErwachsen »

Hallo Rhiannon,

ich erinnere mich :), schön dass du da bist
Gastacht

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Gastacht »

hi a.rhiannon,
ich hab oft an dich gedacht und freu mich sehr dass du wieder da bist!

das mit deiner Mutter die keine wo... ist eine riesige Wunde... ich glaube dass diese Sehnsucht was ganz tiefes ist was viel viel Zeit braucht...
gastacht
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Habt ganz lieben Dank für die lieben Worte und Begrüßung hier :)

Mich beschäftigt noch etwas anderes, vielleicht irgendwie im Zusammenhang mit meiner Mutter oder auch nicht.

Ich hänge gefühlsmäßig noch an einer Freundschaft, von der ich weiß, dass sie gar keine echte Freundschaft ist bzw. mir auch nicht gut tut.

Anfangs hat diese Person mir ein total gutes Gefühl gegeben. Ich konnte mich fallen lassen, habe ihr vertraut. Sie hat immer wieder gesagt, dass sie immer für mich da sein wird und mich immer versteht. Es hat sich auch wirklich so angefühlt.
Ich glaube da wurde der sehnlichste Wunsch nach Urvertrauen geweckt. Das Gefühl wie ich es mir bei einer echten Familie vorstelle. Komme was wolle, wir lieben dich um deiner selbst Willen.

Dann von einem Tag auf den anderen hat die Person den Kontakt immer mehr verringert. Am Anfang habe ich versucht es irgendwie zu klären und wollte genau so für sie da sein wie sie es für mich war, da ich dachte, dasses ihr vielleicht nicht gut gehen würde. Ich habe versucht Gespräche zu führen, dabei hat sie immer wieder beteuert, dass alles in Ordnung ist. Bis sie mich schließlich komplett gemieden hat.
Hat sich angefühlt wie früher, Liebesentzug meiner Mutter.
Ich habe dermaßen gelitten und alle Schuld nur bei mir selbst gesucht, mich selbst verachtet. Es konnte ja nur an mir liegen, dass so ein netter immer freundlicher Mensch mich plötzlich so behandelt.
Ich schrieb eine Nachricht, in der ich mich entschuldigte und schrieb sie gehen zu lassen. Das wurde auch komplett ignoriert, war für mich selbst jedoch notwendig zu schreiben.
Es hat viel Zeit und viele Tränen gekostet, doch dann habe ich mich nach etwa einem halben Jahr schließlich damit abgefunden und mich auch wieder besser gefühlt.
Genau dann nimmt die Person wieder Kontakt auf, entschuldigt sich ohne aber ihr Verhalten zu erklären. Sie sagte, sie wisse selbst nicht wieso sie sich so verhalten habe, es würde ihr leid tun, sie hätte auch darunter gelitten und würde sich selbst hassen.
Was mache ich? Ich (wahrscheinlich wieder getriggert von früher als ich mich auch immer nur um die Bedürfnisse anderer gekümmert habe) verzeihe ihr und sage, dass sie sich nicht hassen soll. Immerhin sage ich auch, dass ich Zeit brauche und sie mich wirklich mit ihrem Verhalten verletzt hat.
Wir haben nur sehr sporadisch Kontakt. Dennoch merke ich erstens, dass sie (wieder) nette Sachen sagt, ihr Verhalten aber anders ist. Zweitens merke ich, dass ich das Gefühl von Verstandensein und Aufmerksamkeit von genau dieser Person wünsche. Mein Verstand wünscht sich jedoch loslassen zu können.

So weit so gut. Wenn ich das hier aufschreibe und lese, würde ich mir selbst den Tipp geben den Kontakt zu dieser Person radikal abzubrechen, weil mir ihr Verhalten einfach nicht gut tut.
So weit mein Verstand.

Aber mein Gefühl hängt ... Mein Gefühl vermisst das Gefühl, dass sie mir mal gegeben hat, das Urvertrauen.
Meinem Verstand ist komplett klar, dass das nie echt war. Ein Teil von mir jedoch gibt sich selbst immer noch die Schuld daran.
Da ist der Gedanke, von dieser Person abhängig zu sein, ihre Aufmerksamkeit zu brauchen. Und wenn ich das nicht bekomme, selbst schuld zu sein, schlimmer, es dann verdient zu haben zu leiden.
Völlig irre ...

Es geht sogar noch weiter. Meinem Verstand ist durchaus klar, dass ich mir dieses Urvertrauen, Liebe, Annahme, Aufmerksamkeit selbst geben muss. Ich gehe auch immer wieder in Kontakt mit meinen inneren Kindern und versuche zu trösten etc. Auch habe ich einige Hobbies, die mir gut tun.
Weiterhin gibt es einzelne Menschen, die mir durch ihr Verhalten tatsächlich gezeigt haben, dass ich ihnen vertrauen kann und sie wirklich versuchen für mich da zu sein. Auf eine gesunde Art und Weise.
Das alles ist meinem Verstand klar, aber nicht meinem Gefühl. Ich verstehe nicht, dass ich es nicht schaffe meine Ressourcen zu nutzen.

Diese andere Person hat es geschafft, dass ich mich gefühlsmäßig so sehr auf sie fokussiert hatte, dass ich alles andere als unwichtig empfunden hatte. Das ist zum Glück nicht mehr so. Immerhin.
Mein Verstand weiß, dass das krankhaft ist. Aber mein Gefühl sagt mir, dass das allein meine Schuld ist.
Mein Verstand sagt, dass ich dazu beitrage, dass es möglich war/ ist in solche Abhängigkeit zu geraten.

Das Verrückte ist, dass ich theoretisch weiß, dass ich den Kontakt komplett abbrechen sollte.
Aber ich möchte erstmal versuchen einen Weg/ Lösung/ Alternative finden, in der ich den Kontakt auf ein Minimum reduziere, ohne mich dabei von der Aufmerksamkeit dieser Person abhängig zu fühlen. Ich möchte auch so damit umgehen können, ohne mich selbst wieder abhängig zu machen. Wahrscheinlich aus einem Rest Schuldgefühl heraus oder/und um mir zu beweisen, dass ich kein schlechter Mensch bin, dass ich meine Versprechen halte (immer für jemanden versuchen da zu sein). Mein Verstand weiß, dass ich mich an sowas nicht binden muss. Mein Verstand weiß, dass es gut ist sich um sich selbst zu kümmern und Grenzen zu setzen und das aus mir keinen schlechten Menschen macht. Aber mein Gefühl hängt.

Klingt alles wahrscheinlich total ... naja, aber mein Gefühl hängt dem Verstand um einiges nach und braucht einfach viiieel mehr Zeit. Es war für mich schon eine Herausforderung das hier überhaupt aufzuschreiben. Mich zu trauen es zu teilen ...



Ich möchte mich gefühlsmäßig aus dieser (selbstgeschaffenen) emotionalen Abhängigkeit lösen, ohne den Kontakt komplett abzubrechen.




Danke fürs Lesen dieses ewig langen Texts.
Alles Liebe,
A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Vielleicht noch kurz als Erklärung bzw. Ergänzung, als ich die Person vor etwa einem Jahr kennengelernt habe, habe ich mich in einer extrem schlechten psychischen Verfassung befunden. Durch die Aufarbeitung extremer Erinnerungen und Gefühle aus der Vergangenheit waren sogar Phasen, in denen ich dachte, ich hätte es nicht verdient weiterzuleben.
Die Person hat mir geholfen, hat es geschafft mein Vertrauen zu gewinnen und mir das Gefühl gegeben für mich da zu sein.



Achtung starker *Trigger*




Im letzten Jahr habe ich mich damit auseinandergesetzt, dass ich seitdem ich ein kleines Kind war verkauft wurde. Als junger Teenanger war ich da so fest im System drin. Ein Mann dort hat mir das Gefühl gegeben immer für mich da zu sein, mich für immer zu lieben, ich wäre immer die wichtigste Person in seinem Leben. Er hat mich bedroht, gef*ltert, verge***tigt, mich durch andere Männer f*ltern und verge***tigen lassen, emotional niedergemacht, mich und andere Kinder/Jugendliche zu Handlungen aneinander gezwungen. Ich habe mich manchmal gewehrt, wurde bestraft und habe mehrere M*rddrohungen bekommen sowie die Drohung, dass mir wichtigen Menschen etwas angetan wird.







Trigger Ende



Ich dachte, ich hätte das soweit erstmal verarbeitet. Aber seit einiger Zeit kommen neue Erinnerungen hoch. Da war ich noch jünger und es fühlt sich so an als wäre da Ähnliches passiert.
Irgendwie ist dabei vor allem das Gefühl eines unendlichen Heimwehs nach einem sicheren Zuhause und nach einer Mama, die wirklich für mich da ist und mich liebt, mich beschützt, mich vetsteht.



A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Habe nochmal versucht in mich hineinzufühlen. Das Gefühl und die Angst wahrzunehmen ohne zu werten.
Da ist die Angst allein zu sein, allein gelassen zu werden, hilflos zu sein und zu st*rben. Da ist so viel Angst, Panik, Weinen, Kreischen, Festhalten, pure Verzweiflung. Eine tiefe innere Überzeugung ...

Kommt aus der Vergangenheit ...
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Es ist so schwer das hier alles stehen zu lassen und nicht in Selbstzweifel zu verfallen. Ein Teil von mir möchte alles wieder löschen. Ein anderer Teil sagt, dass es gut ist, dass es endlich irgendwo stehen darf, Raum bekommt und gesehen werden darf.
Ist ja auch der Raum für meine Gedanken und Selbstzweifel und alles wieder löschen zu wollen gehört wohl einfach dazu. Ich schätze mal die Bearbeitungsfunktion zum Löschen der Beiträge von gestern verfällt eh bald.

Irgendwie fühlt es sich nur so an völlig verrückt zu sein und nun kann es auch noch jeder hier lesen ...
Vielleicht ist ja auch nur meine Wahrnehmung ver-rückt. Ich habe keine Ahnung :(
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ich habe meine Briefe an mein inneres Kind/Jugendliche vom letzten Jahr gerade nochmal gelesen. Ich möchte beide nochmal hier in diesen Thread kopieren, da doch vieles noch ähnlich erscheint bzw. mir vielleicht hilft meine Gefühlswelt besser zu verstehen und einordnen zu können. Nur, dass mein inneres Kind mit aktuell wiederkehrenden Erinnerungen nun um einiges jünger ist.

Eventuell Triggergefahr

Brief 1

Ich weiß du möchtest nicht "liebe xxx" genannt werden. Daher beginne ich meinen Brief an dich einfach ohne Anrede.
Du bist ein starkes Mädchen. Ich bin froh, dass du das alles ausgehalten hast. Du hast dich so gut wie möglich selbst vor all den schlimmen Gefühlen geschützt. Du hast dir selbst die Schuld gegeben, um es auszuhalten. Das brauchst du nun nicht mehr. Du warst nicht schuld, warst es nie. Ich weiß, dass du all das nicht mal ansatzweise wolltest. Ich weiß, dass du dich immer um jeden sorgst und dich um jeden kümmern möchtest. Du hast nie jemandem mit Absicht so weh getan. Es waren die Männer, nicht du. Du wolltest dich vor allem aber sogar die anderen schützen. Du bist ein starkes und liebenswertes Mädchen, egal was passiert ist. Ich habe dich gern, egal was dir passiert ist, egal was dir angetan wurde.
Ich weiß, dass du es noch nicht so fühlen kannst, aber es ist vorbei. Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit. Ich wünsche dir, dass du es irgendwann auch fühlen kannst. 
Ich weiß, dass du keine Freude empfinden kannst, sondern nur Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Angst, Traurigkeit und Hilflosigkeit empfindest. Ich weiß, dass du nicht mehr leben möchtest. Die Gedanken und Gefühle sind in Ordnung. Ich kann verstehen wieso du so empfindest. Aber es ist vorbei. Du warst so stark und tapfer, ich bewundere dich dafür. Du hast es überlebt. Du hast es geschafft. Es ist vorbei. Ich bin bei dir. Ich halte so viel Abstand zu dir wie du brauchst. Aber du bist nicht mehr allein. Ich bin bei dir und werde es immer sein. Egal was sein wird. Ich bin für dich da und werde es immer sein. Du musst diese schlimmen Gefühle nicht mehr allein tragen. Ich bin da. Und ich wünsche dir, dass diese schlimmen Gefühle mit der Zeit ihre Macht verlieren. 
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Eventuell Triggergefahr

Brief 2

Ich weiß, dass du früher komplett allein und verloren warst. Du warst komplett ausgeliefert und hilflos. Es wurde dir unglaublich weh getan immer und immer und immer wieder... Du würdest auf unmenschliche Art gequält und verletzt. So etwas tut man keinem Lebewesen an... Du hast das nie verdient. Nichts davon war deine Schuld. Du hättest auch nichts anders machen können.. 
Ich weiß, dass es sich für dich so anfühlt als wäre das alles noch nicht vorbei. Es fühlt sich für dich so an als wäre das alles jetzt. Es fühlt sich für dich so an als würde es immer und immer wieder passieren und nie aufhören, weil es damals so war...
Ich kann verstehen, dass du dich hoffnungslos und einsam fühlst und nur Schmerzen empfinden kannst.

Ich kann verstehen, dass du keine Freude empfinden kannst, dass du Berührung nur mit Schmerz verbindest und dass du Angst hast wieder verletzt zu werden, wenn du jemandem vertraust. Ich weiß, dass du ... vertrauen musstest, obwohl er dir immer und immer wieder so viel Schlimmes angetan hat, dein ganzes Leben lang. Und obwohl er dich immer und immer wieder an so viele andere verkauft hat. Ich weiß, dass du dein Leben lang durch die Hölle gegangen bist. Ich weiß, dass du nichts anderes kanntest. 
Ich weiß, dass niemand für dich da war. Deine Mutter und alle haben dich im Stich gelassen und dich sogar dafür bestraft und dir die Schuld gegeben. Aber es war nicht deine Schuld. Es war nie deine Schuld. Du warst ein Kind, du warst ... Jahre alt als es anfing und später eine Jugendliche.

Du warst von deinen Eltern abhängig. Du warst unschuldig, auch wenn sie etwas anderes sagen. Du wolltest nur von irgendjemandem geliebt werden. Aber du hast nie wahre Liebe erfahren, du kennst nur Schmerz und Abhängigkeit und Hilflosigkeit und Verrat. 
Du hättest nichts anders machen können. Du hattest keine Wahl. ... und all die anderen Männer waren so viel stärker und so viel mehr... So oft haben dich so viele fast getötet. Auch wenn du schon so oft fast gestorben bist, am Ende warst, dein Körper und deine Seele nur noch aus Schmerz bestand, so warst du doch stärker. 
Ein heller Kern in dir ist unzerbrechbar. Dieser Kern leuchtet hell und zeigt dir den Weg aus jeder Dunkelheit. Ich bin stolz auf dich durch was du alles gehen musstest.

Heute bist du nicht mehr allein. Heute bin ich bei dir. Und du hast Freunde. Sie sind jetzt deine Familie. Du bist nicht mehr allein. Du kannst vertrauen lernen, Liebe und Berührungen müssen nicht schmerzhaft sein. Sie können auch trösten. Ich weiß, dass du Angst davor hast verletzt zu werden. Aber ich bin bei dir. Ich passe auf dich auf. Ich werde dich nie alleine lassen. 
Damals hast du dich schützen können, indem du alle Gefühle abgeschalteten hast. Das ist ok. Das war damals überlebenswichtig. Heute haben wir zusammen die Kraft gemeinsam alle schlimmen Gefühle zuzulassen. Auch das Gefühl sterben zu wollen. Ich kann verstehen, dass du das wolltest. Es war sehr angemessen zu all den Qualen, die dir immer wieder angetan wurden. Und für die Einsamkeit, die du dein komplettes Leben lang empfunden hast. 

Aber es ist vorbei. Du hast es überlebt. All das hast du überlebt. Du bist jetzt in Sicherheit. Du bist nicht mehr allein. Und nach und nach wird es dir möglich sein wieder positive Gefühle zuzulassen. Ich werde dir dabei helfen. Weißt du jedes Gefühl, ob positiv oder negativ ist in Ordnung. Du darfst alle Gefühle, die gerade da sind, zulassen. Mit dir ist alles in Ordnung. Und du bist in Sicherheit. Du bist nicht mehr allein. Du wirst geliebt und geschätzt.
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Bambus 1
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Bambus 1 »

Hallo liebe A.Rhiannon,

oh wie schön dass du wieder da bist! Ich habe auch oft an dich gedacht und immer gehofft dass es dich noch gibt... willkommen zurück.

Schlimm was du erlebt hast... einiges kommt mir bekannt vor... ich bewundere dich wie du damit umgehst, wie mutig du dich allem stellst, das ist sehr beeindruckend.

Die "Freundin"... irgendwie ähnlich wie bei Gastacht wenn ich das hier so schreiben darf... hört sich nicht an wie Freundschaft, eher wie ausnutzen. Ich kann dich aber verstehen, dass es da ambivalente Gefühle gibt. Ich würde abwarten und den Kontakt sehr in Grenzen halten. Wenn sie es ernst meint wirst du das merken.

Ich schicke dir ganz liebe Grüße!
Bambus
Imagica

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Imagica »

Liebe A. Rhiannon,

freut mich daß Du wieder da bist!

Das mit der Freundin kann ich gerade sooo gut nachvollziehen, weil es mir da ganz ähnlich geht. Eine richtige Lösung habe ich aber leider auch noch nicht gefunden. Ich schreibe ihr gerade einen Brief, aber ob das hilft oder wenigstens etwas für mich verändert, weiß ich noch nicht.
Aber zumindest kann ich Dir sagen, daß ich Deine Gefühle und Gedanken dazu sehr gut verstehe, weil es mir da echt ganz genauso geht.

Liebe Grüße,
Imagica
A.Rhiannon
Beiträge: 1373
Registriert: Sa Nov 12, 2016 10:53 am

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Habt ganz lieben Dank ihr zwei für eure liebe Begrüßung und Rückmeldung hier. Ich freue mich sehr darüber :)

Eigentlich tut es mir gut zu lesen, dass es keine "echte" Freundschaft ist. Ich zweifle immer wieder so sehr an mir und meiner Wahrnehmung. Es ist alles sehr verzwickt und allein dadurch ist mir theoretisch klar, dass es ungesund ist.

Irgendwie ist es auch (wieder) so, dass sie den Abstand/ Kontakt bestimmt. Keine Ahnung ...
Ein aktuelles Beispiel:
Mir ging es in der letzten Zeit gesundheitlich wirklich schlecht. Sie schrieb mir, dass sie sich Sorgen mache und ich mich melden solle, sobald ich was Neues weiß. Nachdem ich mich gemeldet hatte, meldet sie sich tage- oder wochenlang nicht mit der Begründung sie wäre sehr beschäftigt gewesen.
Solche Situationen gab es ganz ganz viele.

In mir löst das Verschiedenes aus. Durch Worte, dass sie sich z.B. ernsthaft um mich sorge, dass ich ihr wichtig sei, dass sie immer für mich da sei, dass ich ihr vertrauen könne etc. wird der Wunsch nach Geborgenheit geweckt. So sehr.
Es fällt mir schwer die Worte und die Handlung voneinander zu trennen. Ich gebe den Worten viel zu viel Bedeutung. Ich wecke in mir selbst die Erwartung, dass die Worte stimmen. Und ich fühle es so sehr. Die Handlung allerdings lässt mich anders fühlen. Dennoch halte ich weiterhin so sehr an den Worten fest, versuche Ausreden/ Erklärungen für ihr Verhalten zu finden. Das geht so weit, dass ich mir selbst die Schuld daran gebe.
Ich mache mich dann komplett von der Wertung/ Aufmerksamkeit dieser Person abhängig, nehme sie in Schutz und verurteile mich selbst z.B. sie mit meinen Problemen zu sehr zu belasten oder mich über andere Dinge/ Personen zu sehr zu freuen oder ihr nicht genügend Aufmerksamkeit zu geben oder zu viel Aufmerksamkeit.

Ist mir komplett klar, dass das nicht normal ist. Aber auch hier gibt es zwei Sichtweisen von mir.

Eine Sichtweise (mein Verstand) sagt, dass ich das Recht dazu habe unabhängig zu sein, mir selbst genug zu sein, egal was andere über mich denken, insbesondere Menschen, die mich behandeln als wäre ich ihnen eigentlich egal oder nur ihr Spielzeug für nebenher.
Dann gibt es aber noch die zweite Sichtweise (meine Gefühle). Die sagen, dass diese Person die netteste und tollste Person überhaupt ist und es doch nur an mir selbst liegt wie ich mich durch ihr Verhalten fühle, dass es doch nicht ihre Schuld ist, wenn ich mit ihrem Verhalten nicht klarkomme.
Eigentlich hängt da noch der Gedanke dran, dass ich mich verdammt nochmal ändern muss, damit sie mich endlich wieder mehr mag und mehr Kontakt haben möchte. Dass ich sonst nicht überleben kann oder eh alles sinnlos ist.

Das ist irre ... Ist mir klar. :cry:

Ich möchte, dass ich diese Gefühle zulassen, annehmen und einordnen kann.
Ich möchte, dass dieser Gegensatz Worte - Verhalten nicht mehr triggert.
Ich möchte, dass ich die Person realisitisch wahrnehmen kann, eine Kombination aus Worten und Verhalten.
Ich möchte mich unabhängig fühlen.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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