Gedankenraum - zu mir selbst finden

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
herzkrank
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von herzkrank »

ich fand es berührend zu lesen, dass du dich zb mit sticker kleben beschäftigst. generell so gut um das innere kind kümmerst. ich denke, langfristig ist das der weg. ich finde den noch schwer. soll aber in der therapie jetzt mal ein paar übungen bekommen in richtung ressourcen, erwachsen handeln.

in zeiten, wo ich dissoziativ den erinnerungen näher komme, helfen mir ansonsten gegenprogramme im hier und jetzt. draußen spazieren, luft, licht. jemand treffen, irgendwas unternehmen. nicht im sinn von ablenken, eher im hier und jetzt bleiben als gegengewicht.

ansonsten fand ich auch einen klinikaufenthalt sehr hilfreich als auszeit und hätte mir vorher das nie vorstellen können. (ich hab lange übrigens auch vorher davon geträumt, es aber ignoriert, bis meine therapeutin dann meinte, sie könne die selbstmordgedanken nicht mehr verantworten und würde mich einweisen) ich dachte auch, es geht nicht wegen arbeit und wohnung und dies und jenem. und dann ging es doch. daher mein angebot, falls du deine gründe aufzählen möchtest, darüber zu reden. ich will dich nicht überreden oder lösungen finden, nur sozusagen zuhören. manchmal ändert sich dadurch ja schon was
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe herzkrank,
vielen Dank für deine liebe Antwort.
Ja, mit der Zeit gelingt mir das tatsächlich immer etwas besser mich um die Innenkinder zu kümmern.

Gleichzeitig benötige ich auch immer wieder neue Tipps und Unterstützung dabei mich als Erwachsene zu orientieren und zu fühlen und zu handeln. Gerade jetzt in der Zeit ist das oft besonders schwierig.

Meine Therapeutin hat mir nochmal den Tipp gegeben mich auch vor dem Schlafen gehen als Erwachsene zu orientieren. Also zum Beispiel die Innenkinder quasi ins Bett bringen, ihnen zeigen, dass sie in Sicherheit sind und mich als Erwachsene in der Gegenwart orientieren. Und wenn ich im Halbschlaf getriggert bin, dann versuchen ganz wach zu werden und die Innenkinder zu versorgen und erst dann wieder weiter schlafen.
So oder so ähnlich hatte es Aufatmende glaube ich auch mal geschrieben und geraten. Aber das fällt mir sehr schwer. Ich fühle mich dann so sehr als Kind und in der Vergangenheit und wimmere z.B. und bin so sehr der Überzeugung, dass die alten "Regeln" noch gelten, dass ich da gar nicht so rauskomme und mir z.B. bewusst sagen könnte, dass ich erstmal wach werden muss, um erwachsen zu sein.
Vielleicht hilft es so etwas sonst auch schon vor dem Einschlafen nach Innen zu erklären. Dass es zu solchen Situationen kommen könnte und dass es dann gut wäre ganz wach zu werden. Ich weiß es nicht.
in zeiten, wo ich dissoziativ den erinnerungen näher komme, helfen mir ansonsten gegenprogramme im hier und jetzt. draußen spazieren, luft, licht. jemand treffen, irgendwas unternehmen. nicht im sinn von ablenken, eher im hier und jetzt bleiben als gegengewicht.
Ja, das klingt wirklich gut. Das versuche ich heute auch. Nur mal schauen wie es dem Körper danach geht. Der hat nämlich gestern vor Erschöpfung mehr oder weniger komplett gestreikt... Das ist wirklich anstrengend...

Danke auch für deine Gedanken zur Klinik. Ich kann mir gut vorstellen, dass es wirklich hilfreich sein kann. Dennoch bleibe ich dabei, dass ich es mir aus verschiedenen Gründen für mich derzeit nicht vorstellen kann. Das kann in den nächsten Jahren vielleicht schon ganz anders aussehen. Die Gründe dafür möchte ich wegen eventueller Wiedererkennung nicht nennen. Auch wenn es vielleicht unbegründet ist und es vielleicht mehreren so geht.




Trigger





Habe heute nochmal nach vermissten Kindern aus der damaligen Zeit gesucht. Ich weiß, dass es mir nicht gut tut. Aber ich konnte es auch nicht lassen. Ich habe nach dem einen Kind gesucht. Und ich habe Vermissten-Bilder gefunden, die dem Kind sehr ähnlich sehen. Jahreszeit, Jahr würden passen. Der Fall wurde bis heute nicht gelöst. Und es steht dabei, dass Ermittlungen dahin gehen, dass das Kind Opfer eines P*d*ph*l*nr*ngs geworden sein und verschleppt worden sein könnte.

Ja, aber es bringt mir ja auch nichts da rum zu suchen. Anzeigen möchte ich es eh nicht. Kontakt zu Familie aufnehmen auch nicht. Wer weiß, ob es wirklich das Kind ist oder nur durch Zufall sehr ähnlich alles.

Ich habe das Kind ja schon betrauert und Abschied genommen.
Und da tut es mir und uns ja auch nicht gut nach Bildern von Orten und Kindern zu suchen.



Trigger Ende


Es geht inzwischen eigentlich eher darum mich selbst als Kind mit all diesen Erlebnissen auch zu betrauern.
Und es hilft wahrscheinlich eben eher in der Gegenwart zu leben und Unterschiede zu damals wahrzunehmen, wertzuschätzen. Mich an Ressourcen zu orientieren.

Schwierig einen Umgang zu finden.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Suchen bringt in der Tat absolut gar nichts. Weder nach "Fakten" noch nach Innenkindern. Es kommt nicht darauf an, was passiert ist, sondern auf deine Gefühle. Wenn die Täter dir Alkohol gegeben haben und Ketchup auf eine Puppe gekippt haben und dir suggeriert, es sei ein Kind gestorben, macht es für dein Gefühl dein panischen Angst keinen Unterschied! Und es führt zu Totalrückzug der Innenkinder, wenn du anzweifelst, was sie erlebt haben.
Dein Körper erzählt doch genug, oder?
Ich glaube mir, was das Innen erzählt und ich glaube dir!

Zum Schlafen: wenn du nicht denken kannst, kannst du aber andere Sinne nutzen?
Dir einen Zettel ans Bett legen und ihn dir (laut) Vorlesen.
Musik/ Hörspiel auf deinem Handy anmachen. Etwas zum Anfassen auf den Nachttisch legen. Etwas zum Riechen und/ oder Trinken.
Mit dem, was funktioniert, ist die Gegenwart zurück kommen. Etwas, wohin dein Blick sich richten kann. Ausprobieren, welchen Körperteil du noch bewegen kannst und wenn es nur dein Lidschlag. Deine Nasenspitze, dein kleiner Finger ist. Die Atembewegungen spüren. Irgend etwas.
Zurück in die Erwachsene kommen und von dort aus sehen, was das wimmernde Kind braucht. Kannst du das Kind symbolisieren? Wie würdest du ein echtes Kind in dieser Lage versorgen?
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

ganz lieben Dank fürs Antworten. Das fühlt sich bei dem Thema irgendwie ganz wichtig an, dass es da nicht so allein stehen bleibt.

Danke fürs glauben.

Ich kann gar nicht genau sagen wieso ich nochmal danach gesucht habe.
Es ist nicht so, dass ich uns nicht glauben würde. Ich glaube uns. Und dennoch war es trotzdem irgendwie so etwas, um es noch realer zu machen.
Es ist auch eine Art von noch nicht ganz loslassen können. Irgendetwas davon ist glaube ich auch noch nicht ganz verarbeitet. Es fehlt noch etwas. Etwas muss noch immer gesehen werden.

Es sind auch noch nicht alle Gefühle verarbeitet. Die Wut. Und die "Erlaubnis" zur Selbstfürsorge. Und beides hängt irgendwie zusammen.
Da muss nochmal irgendwann hingesehen werden.
Aber ja, auf diese Weise danach zu suchen hilft uns nicht wirklich, sondern destabilisiert uns wahrscheinlich eher... Es kommt vielleicht eher sv gleich. Es ist aber sehr schwer es zu unterlassen. Wobei ich wirklich lange nicht mehr danach gesucht habe.
Ich glaube es kommt aus dem Wunsch heraus endlich alles verarbeitet zu haben und es dann loslassen zu können.

Ich weiß es gehört in die Therapie.
Und mit der Therapeutin ist auch schon besprochen, dass eventuell nochmal EMDR stattfindet. Auch wenn die Zeitabstände zwischen den Sitzungen sehr groß sind. Das traue ich mir inzwischen trotzdem zu.

Danke auch für die Tipps beim Schlafen.
Für mich die größte Herausforderung wird sein überhaupt ins bewusste Handeln oder Denken zu kommen.
Also überhaupt soweit zu kommen z.B. das Licht anzumachen oder etwas zu trinken oder den Körper wahrzunehmen etc.
Eine Ausnahme bildet, wenn ich nachts auf die Toilette muss, dann schaffe ich es aufzustehen und mich zu bewegen. Diese Situation könnte ich auf jeden Fall zu meinem Vorteil nutzen, um bewusster zu handeln oder zu denken und entsprechend nach Innen zu versorgen.
Wie würdest du ein echtes Kind in dieser Lage versorgen?
Ich würde zu ihm gehen, behutsam und beruhigend auf es einsprechen. Licht anmachen, mich zu ihm setzen und trösten. Sagen, dass alles vorbei ist, dass es heute in Sicherheit ist. Ihm sichere Dinge im Raum zeigen. Fragen, was gerade noch gut tun würde. Ob es etwas zu trinken braucht. Ob Bewegung gut tun würde, um den Körper einmal richtig zu spüren. Ob ein Kuscheltier oder ein Wärmetier hilft. Und dann wieder in den Schlaf begleiten und auch ein Hörspiel oder beruhigende Musik oder eine Entspannungsübung anbieten.

Ja, das sind eigentlich viele Sachen von denen, die du auch genannt hast fällt mir auf. Wenn ich erwachsen darauf zugreifen kann...

Mal schauen, vielleicht kann das auf die Toilette gehen eine Art Anker werden.

Für die nächsten Wochen heißt es wohl immer wieder Erinnerungen zwar auch wahrnehmen, dass sie so nah sind, aber vor allem auch immer wieder gut verpacken und die Innenkinder in Sicherheit bringen.

Den sicheren Ort immer wieder ganz fest vorstellen und die Innenkinder auch in der Gegenwart gut versorgen.

Und Selbstfürsorge zumindest versuchen. Pausen gönnen.

Aber auch den Alltag bewältigen. Und dafür Kraft haben...

Und da fängt es schon wieder an sich übermenschlich anzufühlen...
Wie ist das schaffbar?
Und was passiert, wenn es nicht schaffbar ist?
Es bedeutet nicht (mehr), dass das Leben dann automatisch beendet ist.
(Zumindest theoretisch, emotional fühlt es sich tatsächlich noch anders an.)

A.Rhiannon
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Die.Wolfsfrauen.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Liebe A.Rhiannon...
wir hoffen, es ist o.k., wenn wir hier schreiben- wenn nicht, bitte sagen, dann lassen wir es löschen.
Wir haben auch ein Thema, das im Schlaf geschieht, und uns eine Zeit sehr in Not gebracht hat. Vor lauter Verzweiflung darüber, dass wir "selbst" nicht wach genug werden, um das bewusst zu steuern, haben wir eines Abends angefangen, alle anderen innen, die können und wollen, darum zu bitten mitzuhelfen, wach zu werden, wenn das Thema auftritt. Wir merken gerade, dass wir nicht mehr dazu schreiben können, weil es uns doch viel Überwindung kostet.
Wir dachten nur, dass es Dir vielleicht helfen könnte, weil es bei uns tatsächlich irgendwie oft funktioniert... :oops:
Liebe Grüsse von uns....
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Wolfsfrauen,

ihr dürft auf jeden Fall hier schreiben und wir freuen uns darüber. Danke für eure Antwort und den Tipp.

Es hilft auch schon allein mit diesem nicht aufwachen können und nicht zu uns selbst werden können nicht allein zu sein.

Ja, das klingt für mich irgendwie logisch und nachvollziehbar was zu beschreibst, vorher alle zu bitten möglichst dabei zu helfen. Das versuche ich mal. So etwas ähnliches hat mir auch schon mal bei einem anderen Schlafproblem geholfen. Da ging es nicht ums Wachwerden. Aber vielleicht klappt es für uns ja auch.
Gut, dass es bei euch geholfen hat.

Alles Gute für euch,
A.Rhiannon
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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hallo liebe a.rhiannon

Schön dass ihr das Buch bestellt habt. Hoffentlich hilft es
Und das mit dem Gefühl wir sterben wenn wir es nicht schaffen ist hier gerade auch so massiv Thema.
Senden mal Kraft und ganz liebe Grüße.
Vielleicht geht es ein bisschen leichter wenn man nicht allein damit ist.
Alles liebe
Eli
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

Danke, das ist lieb.
Ja, es fühlt sich zumindest nicht so allein damit an.
Wir wünschen euch auch alles Gute.



Die Nacht war wieder nicht leicht. Aber es war bereits besser.
Ich hatte vorgestern nach Innen um Unterstützung gebeten. Diese Nacht habe ich dann wie so einen inneren Kampf oder Diskussion mitbekommen.
Es war die Kleine, die den alten Regeln glaubte und die immer wieder ausrasten "wollte" und sich eben vor lauter Verzweiflung nicht anders zu helfen wusste.
Und da waren beruhigende Worte und Zugewandtheit, Trost und Erklärungen.
Danke, es hat es zumindest erträglicher gemacht.

Und dennoch ist der Körper jetzt schon wieder so unendlich müde und schmerzend.
Dabei dachte ich erst noch, dass wir heute vielleicht wieder etwas mehr Kraft hätten. Hatten wir vielleicht auch. Aber direkt wieder so große Erschöpfung und Schmerzen da...

Weiter durchhalten. Weiter kämpfen.
Und vielleicht auch zwischendurch ein bisschen ausruhen...

A.Rhiannon
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Wow! Veränderung!
Du kannst etwas bewirken!
Du hast wahrgenommen, was ist und konntest es beeinflussen. Liebevoll beeinflussen.
Das kannst du mit in die nächste Nacht nehmen. Vielleicht auch vor dem Einschlafen Kontakt mit der Kleinen aufnehmen und ihr mitteilen, dass heute alles anders ist und sie sich etwas wünschen darf.
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

vielen Dank für die lieben Worte.
Ja, ich hoffe, dass das geht. Das wäre sehr schön.

Alles Liebe auch für dich,
A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ich nutze gerade mal einen Teil meiner Antwort an Elefantenkind zu kopieren, um hier auch nochmal zu schreiben und die letzten Tage und Wochen kurz zusammenzufassen.

Mir hat es in den letzten Tagen und Wochen geholfen, dass ich mir morgens und abends (und manchmal auch zwischendurch) kurz Zeit nehme und versuche das Innenkind, welches momentan besonders diese Panik fühlt, an einen sicheren Ort zu imaginieren und auch einen inneren Helfer vorzustellen und ganz viele schöne Sachen, die gut tun würden. Ich sage immer wieder, dass sie heute in Sicherheit ist.
Dann versuche ich nochmal ganz kurz möglichst viele im Innen zu erreichen und auch nochmal zu sagen, dass wir heute in Sicherheit sind.

Für mich kommt manchmal auch noch dazu, dass ich erkläre, dass ich noch etwas weg packen muss, z.B. in den Tresor, dass wir es aber noch ansehen werden, es also nicht für immer weg gepackt oder ignoriert werden soll.

Das hilft in dem Sinne, dass die Kleine weiß es wird noch angesehen und sich insgesamt gesehen fühlt und dadurch dann nicht permanent die ganz schlimmen Gefühle und Bilder schicken muss.
Manchmal werden sie trotzdem geschickt und dann wird versucht wieder zu beruhigen und darauf einzugehen und zu erklären.

Das hilft mir derzeit, um irgendwie durch die einzelnen Tage und Nächte zu kommen. Manchmal klappt es besser, manchmal nicht ganz so gut.
Aber insgesamt doch deutlich besser als während der letzten vier oder fünf Jahre. Da war in dieser Zeit die S**z*d*lität sehr groß. Das ist jetzt erstmal besser geworden.

Dieses regelmäßige und sehr achtsame und liebevolle nach Innen spüren hilft da glaube ich ganz gut. Gleichzeitig ist die Gewissheit wichtig, dass nicht wie früher verdrängt und weggesehen und weggefühlt wird, sondern auch weiterhin hingesehen wird, wenn die Zeit dafür ist. Aber gleichzeitig auch, dass nicht permanent damit in Kontakt sein muss, sondern dass es für gewisse Zeit auch weg gepackt werden kann und darf.

Mal schauen wie es in den nächsten Tagen und Wochen so geht. Da stehen viele Dinge an. Viele Alltagsdinge, viele Erwachsenendinge. Und auch eventuell noch das "nochmal hinsehen".
Da brauchen wir wahrscheinlich besonders viel Kraft in der nächsten Zeit nochmal.

Insgesamt ist mir aufgefallen, dass ein möglichst selbstfürsorglicher Umgang bei allem unterstützt. Das gelingt mir mal mehr und mal weniger.

A.Rhiannon
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herzkrank
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von herzkrank »

hach, ich bin etwas neidisch, wenn ich lese, wie gut und fürsorglich du mit dem inneren kind im kontakt bist. dass du dir zeit dafür nimmst. eine wirklich schöne botschaft an dich.

ich fand es auch wieder berührend zu lesen, was du mit einem echten kind in solch einer situation machen würdest. das wissen ums kümmern ist ja voll da.

ich hatte früher auch meine nächtlichen dramen und hab es nicht geschafft, die destruktiven gedanken zu stoppen. seit ein paar monaten hab ich jetzt einen mp3 player im bett mit hörbüchern und wenn ich so gegen 3-5 aufwache, mache ich es mir jetzt immer ganz leise an und schlafe damit dann sogar wieder ein. mein hirn ist zum glück mit zuhören beschäftigt und ich hab gar keine dramen und manchmal sogar richtig schöne träume
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe herzkrank,

erstmal ganz herzlichen Dank für deine Rückmeldung hier. Ich habe es in der letzten Zeit nicht geschafft mich bewusst mit mir so auseinander zu setzen und hier zu schreiben. Obwohl es mir eigentlich meist gut tut. Es hat quasi an so vielen Ecken und Enden "gebrannt", dass dafür nicht die Kraft da war.

Aber meinem Innenkind habe ich mich weiterhin versucht mithilfe positiver Imaginationen zuzuwenden. Das habe ich weiterhin als hilfreich empfunden.

Und auch für die Nächte habe ich weiterhin versucht vorzusorgen, indem ich vor dem Schlafengehen versucht habe möglichst viele in mir zu erreichen.
Hörspiele haben mir früher auch schon oft geholfen. Daher habe ich mir tatsächlich jetzt so eine Art Schlaf-Stirnband bestellt, mit welchem man Musik oder eben Hörspiele anhören kann. Ich habe es bisher noch nicht ausprobiert, aber ich kann mir das auch als sehr hilfreich vorstellen, wenn die Geschichte oder Musik direkt an den Ohren ist und eventuell noch andere Geräusche besser ausblendet.



Das hier habe ich Anfang Oktober geschrieben:
Es sind auch noch nicht alle Gefühle verarbeitet. Die Wut. Und die "Erlaubnis" zur Selbstfürsorge. Und beides hängt irgendwie zusammen.
Ich habe mich damit dann tatsächlich auch nochmal in der Therapie mithilfe EMDR auseinander gesetzt.
Da kamen auf der einen Seite nochmal schlimme, aber sehr wichtige Details. Auf der anderen Seite konnte glaube ich ein ganz guter "Abschluss" (?) der Situationen von damals gefunden werden. Zumindest durfte die Wut dann erlaubt werden.



Trigger






Ich konnte den Sätzen der Männer ihre Macht nehmen. Nämlich, dass ich nicht das bin, was sie mir eingeredet haben und erst recht nicht für immer und keine Best*mm*ng und so.
Ich konnte die Taten an sie zurück geben. Sie sind die Verantwortlichen. Kein Kind der Welt trägt für so etwas auch nur annähernd Verantwortung oder Schuld oder was auch immer.
Nur die Erwachsenen, die gemacht oder unter Extremsituationen gezwungen, manipuliert, was auch immer haben.

Und dann war kurz die Wut auf die Männer da.
Diese Wut wurde immer verboten. Sie durfte nicht sein. Wenn ich Wut zeigen würde, wäre ich die nächste, die st***** müsste. Und damit war nur noch Erstarren und Angst möglich. Die Wut musste innen bleiben und richtete sich gegen mich selbst.

Wut löste Angst aus. Wut war gefährlich und t*dlich. Wut war verboten.

Aber in der letzten EMDR-Sitzung war sie ganz kurz da und durfte sich gegen die Männer richten. Jedoch nur ganz kurz, dann kam der Zweifel und die Angst und der Gedanke, dass wir doch so viel kleiner und schwächer seien und nicht wütend sein dürften.
Aber dann kam auch der Gedanke, dass all die anderen Kinder es sehr wohl sein dürfen. Und da war plötzlich diese Verbundenheit und Kraft es gemeinsam zu schaffen, gemeinsam sehr wohl wütend sein zu dürfen und das auch zeigen zu dürfen.
Das hat irgendwie geholfen.



Trigger Ende



Nun hatte ich zwar eine bessere Verbindung zu meiner Wut. Aber gleichzeitig sind direkt danach so viele Dinge im Außen geschehen, dass ich mich damit irgendwie nicht mehr bewusst auseinandersetzen konnte.

Ich glaube, der neue Zugang zu meiner Wut hat mir geholfen mich besser abzugrenzen. Nur bin ich anscheinend an Menschen geraten, denen das so gar nicht passt.
Und nun muss ich schauen wie man weiter damit umgeht und dass ich mich aber auch nicht wieder einfach in mich selbst zurückziehe, um es anderen Recht zu machen.
Es benötigt wohl noch Gespräche und Klärung und zur Not vielleicht ein Auseinandergehen oder keine Ahnung.

Für mich ist das neue Gefühl auch nicht leicht.
Ich denke schon, dass es insgesamt positiv und wichtig ist. Gleichzeitig ist es so neu und anders und ungewohnt. Es löst auch Unangenehmes aus. Es macht auch trotzdem noch unsicher.
Aber ich denke es ist wichtig das wahrzunehmen und zu reflektieren, ohne direkt wieder zurückzuziehen.
Es ist unglaublich anstrengend und auch unangenehm. Aber das heißt ja nicht, dass es verkehrt ist. Vielleicht lohnt es sich ja sogar.
Aber erstmal muss ich wohl weiterhin durchs Unangenehme und Anstrengende durch bevor es sich überhaupt lohnen kann.

Und ja, hat mir doch jetzt auch schon wieder etwas mehr Klarheit gebracht und geholfen meine Gedanken hier zu sortieren und aufzuschreiben.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Bao
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Bao »

Liebe A.Rhiannon,

was für eine kraftvolle Erfahrung du dir da in der EMDR-Sitzung ermöglichen konntest! Die Verantwortung denen zurückzugeben, denen sie gehört ist ein so großer und wichtiger Schritt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass obwohl so viel im Außen passiert und du dich nicht mehr bewusst auseinandersetzen konntest damit, diese Erfahrung dennoch stark in dir wirkt und sich auch auswirken wirkt in deinem Leben. Gerade auch unbewusst.

Ich glaube, es geht niemals von heute auf morgen sich selbst mehr abzugrenzen, sondern ist ein Prozess. Einmal in dir selbst aber natürlich auch im Umfeld. Menschen gewöhnen sich daran, wie jemand sich verhält und sind dann irritiert, wenn es plötzlich anders ist. Manche werden wir auf dem Weg loslassen müssen, weil sie nicht akzeptieren wollen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Andere brauchen Zeit sich an die Umstellung zu gewöhnen und zu verstehen, dass die neue Abgrenzung kein Bruch in der Beziehung sein muss, sondern eine gesunde Veränderung für dich und die Beziehung selbst. Es ist auch eine Chance herauszufinden, wer tatsächlich bereit ist mit dir zu wachsen.

Danke fürs Aufschreiben und hier Teilen, ich persönlich habe für mich gerade auch etwas dadurch erkannt. Danke dafür!

Ein frohes neues Jahr, mit gesunder Abgrenzung wünsch ich dir!
Bao.
Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Unsere Grenzen wurden mit Füßen getreten. Zu lernen, dass ich Grenzen setzen darf, nein sagen darf, hat Jahre gedauert. Es hat haufenweise kleine Momente in Therapie gebraucht, es zu lernen: den Raum kurz zu verlassen, darum zu bitten, einen Duft zu entfernen, einen Vorschlag der Therapeutin abzulehnen.....
Inzwischen kann ich Nein sagen, ohne dass es sich gefährlich anfühlt. Meine Beziehungen sind dadurch nicht weniger geworden, nur ausgewogener.
Viel Erfolg auf dem Weg!
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