EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Weil oben jemand Klopftechnik (EFT)erwähnt hat, kurzes OT:

Hier geht's um EMDR und EFT bei PTBS-Behandlung.

http://www.angriff-auf-die-seele.de/ptb ... erung.html

(Die Seite richtet sich zwar an Soldaten mit PTBS, aber was für die akute PTBS oder für Montrauma gut ist, ist oft auch übertragbar für die komplexeren Traumafolgestörungen. Die Infos dort sind oft sehr gut aufbereitet.)
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Carlotta15 hat geschrieben:Und wie ist es NACH der Emdr Therapie? Ist es wirklich einfacher? Hat man wirklich sein Leben besser im Girff.
.....
Davon würde ich gerne was hören
Das wollte ich noch beantworten.

Bei der EMDR wird ein Trauma hochgeholt/reaktiviert. Durch die EMDR wird das dann aufgearbeitet, es wird hochgeholt und wird im Gehirn neu verknüpft. Dadurch ändert sich im Gehirn die neuronale Vernetzung. Vorher ist es so, dass bei einem Getriggertsein im Flash nur noch kleine Teile des Gehirns aktiv sind. In diesem Zustand fühlt man sich ganz schlecht und kann auch gar nicht richtig denken. Das Gehirn fällt also teilweise aus, eben, weil die Areale des Gehirns eines traumatisierten Menschen nicht so miteinander verbunden sind wie bei Gesunden. Die Kommunikation im Gehirn ist dadurch unter den einzelnen Arealen gestört. Und durch die EMDR wird dann die Vernetzung verbessert und die Areale des Gehirns können wieder miteinander kommunizieren und miteinander arbeiten, damit hat der betroffene Mensch wieder alle Areale zur Verfügung. Das ist das Ziel einer Traumatherapie.

Wenn diese neue Vernetzung dann steht, dann hat der betroffene Patienten wieder sein gesamtes Gehirn zur Nutzung und damit wird das Leben tatsächlich leichter und man bekommt grundsätzlich sein Leben in den Griff. Wenn nur kleine Anteile des Gehirns noch aktiviert sind, kann man sein Leben nicht bewältigen, da geht der Alltag nicht, da geht volle Berufstätigkeit nicht. Wenn man nach erfolgreicher Traumatherapie wieder auf sein gesamtes Gehirn zur Problemlösung und zur Beherrschung seiner Verfassung zur Verfügung hat, ist das Leben mit all seinen Herausforderungen viel einfacher zu bewältigen. Man funktioniert wieder und hat diese Einschränkungen nicht mehr. Heute, wo ich ein großes Stück bei der Traumatherapie weiter gekommen bin und die Effekte von EMDR kennengelernt habe und auch von vielem anderen kann ich nur sagen, dass man als schwer geschädigter Traumapatient ein bescheidenes Leben hat. Was für jemanden mit einer schweren Traumafolgestörung fast nicht zu schaffen ist, das erledigen Gesunde mit links aus'm Handgelenk raus. Ich dachte immer, das Leben wäre so schwer und so anstrengend. In Wirklichkeit sind gesunde Menschen in der Lage, das gut zu bewältigen und den meisten Menschen geht es auch gut. Dass man immer nur mit Hängen und Würgen durch den Tag kommt bzw. mit Suizidalität nur noch dahinhechelt, bis es halt knallt, war für mich normal. Ich dachte, das geht jedem so, der nicht so tolle Lebensumstände hat. Aber das ist eben nicht so. Gesunde Menschen leiden nicht unter dem Leben und dem Alltag bzw. wenn sie es tun, ändern sie was, damit es besser wird. Für jemanden, der richtig krank ist, geht das in der Regel nicht, die sind oft richtig handlungsunfähig geworden. Für viele sind 20 Stunden oder noch viel weniger Arbeiten pro Woche nicht annähernd machbar und 40 Stunden Vollzeit erst recht nicht. Manche kriegen keinen einzigen Tag geregelt hin. Und gesunde Menschen schaffen so unglaublich viel, wenn sie motiviert sind. Für viele Gesunde ist eine 80-90 Stundenwoche kein Problem. Die sind halt belastbarer.

Die PTBS hat bei den meisten Betroffenen massive Auswirkungen auf deren Leistungsfähigkeit. Ist nicht bei allen so, aber bei vielen und bei vielen ist das sehr stark ausgeprägt. Und genau da kann man mit Traumatherapie und EMDR gewaltig Boden gut machen, weil tatsächlich im Gehirn Veränderungen erreicht werden können. Und wenn das passiert ist, hat dieser Mensch andere Möglichkeiten, andere Fähigkeiten/Fähigkeiten und Kompetenzen an der Hand als davor.

Gelungene Traumatherapie macht robust und resistent. Dadurch wird auch eine gewisse Prophylaxe erreicht. Es wird einen in Zukunft vieles nicht mehr so hart treffen, wie es Menschen treffen wird, die mit psychischen Problemen unerfahren sind.

Es ist letztlich nicht allein die EMDR, die das bewirkt, sondern sie ist ein Baustein in der Traumatherapie. Aber sie ist ein sehr, sehr wichtiger. Die Vorarbeit ist ebenso wichtig, aber ohne gelungene Traumaaufarbeitung kann man nie das erreichen, was eigentlich drin ist.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Je weiter ich in der Traumatherapie weiter komme, desto mehr wird mir das Ausmaß von Traumatisierung klar. Ich denke, dass man erst wenn man gesund wird oder gesund geworden ist, wirklich erkennen kann, was wirklich Krankheit/Verletzung war und was von einem selbst die Persönlichkeit/der Charakter war. Traumapatienten rennen mit einem Gehirn durch die Gegend, das mal funktioniert wie bei den anderen auch und das aber jederzeit nach einem Trigger einfach ausfällt und abstürzt. Manche haben ein Umfeld, wo sie zweimal die Woche getriggert werden, manche werden am Tag 2 mal getriggert und es gibt Leute, die werden alle 5 Minuten neu angetriggert durch ihre eigene Innenwelt. Und so oft, wie man getriggert wird, stürzt das Gehirn wie ein PC ab.

Man ist an diese Störung eigentlich wirklich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und wie sehr man das ist und war, erkennt man erst im Rückblick, wenn es besser wird und man mehr kann als davor.

EMDR ist keine Wunderwaffe gegen alles und für alles. Aber EMDR kann direkt ins Gehirn eingreifen und ist superschnell, man muss selber nicht so viel tun. Wenn man mal in der EMDR-Arbeit angekommen ist, ist man weit gekommen. EMDR war für mich geil, aber es geht auch z.T. dann doch los mit Trauern, weil man sieht, was einem wirklich angetan wurde und genommen wurde, wie man sich so sinnlos gegen was abgeplagt hat, was man nicht beherrschen konnte. Man denkt immer, man muss sich nur mehr anstrengen und dann kriegt man sein Leben in den Griff. Die guten Vorsätze funktionieren genau so lange, bis der nächste Trigger kommt und dann ist Ende. Und nach der EMDR stellt man fest, dass das halt falsch gedacht war. Man kann nicht, wenn nur kleine Teile des Gehirns in Betrieb sind, das leisten, wofür andere ihr ganzes Gehirn einsetzen und arbeiten lassen. Das klappt im Job nicht und es klappt auch in allen anderen Bereichen nicht, auch Beziehungen funktionieren so nicht. Es funktioniert in dem Modus gar nichts. Man meint es selber und das Umfeld auch, auch nicht nicht weitergebildete Therapeuten meinen das, aber man kommt dagegen nicht an. Das ist zu mächtig. EMDR ist - auch wenn es nicht alles stemmen kann - hocheffektiv und sehr schnell, wenn es richtig eingesetzt wird. Es ändert sich auch die Sicht auf viele Dinge, einfach nur durch die EMDR selbst. Heute kann ich eben manches verstehen, was andere mir angetan haben, weiß, warum sie es gemacht haben. Heute weiß ich, dass die selber nur traumatisiert waren und dass jeder Appell, den man an sie gerichtet hat, die nie erreicht hat. Die hätten sich nie anders verhalten können. Den sie wissen nicht, was sie tun. So ist das und so läuft das. Die bemerken ihre Opfer nicht mal. Man ist für die im Grunde nur ein Gegenstand, den sie benutzen. Die nehmen einen nicht wahr und alle Bemühungen, die man vielleicht mal gemacht hat, um z.B. die Mutter zu erreichen, damit sie einem hilft, waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das sieht man später, sieht, wie die Rollen wirklich verteilt waren und wie die wirklich sind. Es fällt einem manches wie Schuppen von den Augen, was vor der EMDR einfach nicht zu kapieren und zu begreifen war. Man knabbert da Jahre und Jahrzehnte an was und dann kapiert man nach einer Stunde EMDR, was man nie kapiert hat, mit einem Schlag und weiß, wo man lang muss. Das Chaos lässt zumindest in Bezug auf dieses Thema dann nach. Es wird alles klarer und vieles kommt genauer in der Erinnerung wieder. Im Laufe der EMDR-Vorbereitung haben wir in der Therapie immer noch mehr Anteile gefunden. Irgendwann fragt man sich, was eigentlich noch kommt, wieviele Abspaltungen gibt's wirklich, wen wird man noch finden, welche werden sich noch melden, werden es noch mehr innere Kinder sein oder mehr abgespaltene traumatisierte Erwachsenenanteile? Man gewinnt viele Erkenntnisse und viele machen auch traurig. Man sieht das erste Mal Anteile, die man solange übersehen hat oder falsch zugeordnet hat.

Was ganz deutlich nochmal kam, war die Ausweglosigkeit, die man damals erlebt hat und woher das Gefühl kommt, das man später immer wieder hatte, dass es keinen Ausweg gibt, nur der Suizid die einzige Chance war, weiterem Terror und Leiden zu entgehen. Man kuckt nach der EMDR anders auf Suizid, zumindest ich.

Wenn ich in Anzeigen sowas lese wie "14-Tage-EMDR-Urlaub im Allgäu" oder sowas, was man öfter auch in der Heilpraktikerszene findet, dann wird mir schlecht. SO darf man damit nicht umgehen, das ist sicher nicht nur in meinen Augen absolut unseriös. Nix gegen HP, aber gegen solche Angebote auf alle Fälle!

Aber wenn die Leute verzweifelt sind, dann nehmen sie sowas leider an und zahlen noch viel Geld dafür. Für EMDR braucht ein Thera wirklich viel Erfahrung und es braucht sehr viel Vertrauen, da muss viel aufgebaut sein und der muss einen gut kennen. Die inneren Anteile müssen gut miteinander können und brauchen viel Vertrauen zu ihrer inneren Führungskraft und zum Thera. Wenn das nicht gegeben ist, wird die EMDR nicht funktionieren. Ich hab' mich geärgert, dass mein Thera nicht mehr EMDR gemacht hat, ich wollte weiterkommen und "es durchziehen", ich wollte endlich mal fertig werden, komplett gesund sein, mich hinstellen können und sagen können, dass ich generalüberholt bin. Da hat er mich dann gebremst und hat mir mal gesagt, wie das mit der EMDR nach hinten losgehen kann, wenn man es damit übertreibt, und dass das Gehirn vorgibt, wie schnell es vorwärts geht. "Durchziehen" ist jedenfalls nicht. Die EMDR kann einen gravierend verändern, man kann ein neuer Mensch dadurch werden. Ich hatte es mir so nicht vorgestellt und es gibt durchaus auch negative Begleiterscheinungen. Manches ist so neu, was auftaucht, dass man auch erst mal damit fertig werden muss. Man versteht seine eigenen Motive zum Teil auch wieder besser, weil die alte Situation wieder viel näher gekommen ist.

So, viel geschrieben, aber es ist einfach eine einschneidende Erfahrung und meine Erfahrungen mit EMDR war völlig anders als das, was ich von anderen gelesen habe. Bei mir war's halt so.
+sophie

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von +sophie »

hallo gast-gast-gast,

ich finde deinen beitrag recht grenzwertig... es mag ja sein, dass du hier sehr viel ahnung hast, aber pauschalaussagen wie:
Heute weiß ich, dass die selber nur traumatisiert waren und dass jeder Appell, den man an sie gerichtet hat, die nie erreicht hat. Die hätten sich nie anders verhalten können. Den sie wissen nicht, was sie tun. So ist das und so läuft das
lassen mir hier die haare zu berge stehen. du nimmst die schuld vom täter - sehr viele wissen sehr wohl, was sie tun und getan haben.
es auf ein "sie waren nur opfer ihrer neuronalen verschaltungen" runterzubrechen find ich schon arg bedenklich.

ein mensch ist mehr als die summe seiner erlebnisse, sonst wäre ich heute gewiss täterin - würde über grenzen latschen, vergewaltigen, missbrauchen, foltern - weil mein neuronales netz es so entscheidet. joa, ich hab dir eine geknallt, weil mein hirn das nicht anders kann....
aber das stimmt so nicht: man selbst hat als mensch die entscheidung, das erlebte weiterzugeben oder eben zu reflektieren und an sich zu arbeiten. mir machen deine postings bauchschmerzen.

lg
sophie



ps:
Wenn ich in Anzeigen sowas lese wie "14-Tage-EMDR-Urlaub im Allgäu" oder sowas, was man öfter auch in der Heilpraktikerszene findet, dann wird mir schlecht. SO darf man damit nicht umgehen, das ist sicher nicht nur in meinen Augen absolut unseriös. Nix gegen HP, aber gegen solche Angebote auf alle Fälle!
ganz nebenbei wenn man ganz einfach mal googelt, findet man die entsprechende heilpraktikerin mit namen und anschrift im allgäu, über die du schimpfst - und die sich über dein posting hier gewiss nicht freuen wird.
vlt kann ein mod das nachprüfen?
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

+sophie hat geschrieben:hallo gast-gast-gast,

ich finde deinen beitrag recht grenzwertig... es mag ja sein, dass du hier sehr viel ahnung hast, aber pauschalaussagen wie:
Heute weiß ich, dass die selber nur traumatisiert waren und dass jeder Appell, den man an sie gerichtet hat, die nie erreicht hat. Die hätten sich nie anders verhalten können. Den sie wissen nicht, was sie tun. So ist das und so läuft das
lassen mir hier die haare zu berge stehen. du nimmst die schuld vom täter - sehr viele wissen sehr wohl, was sie tun und getan haben.
es auf ein "sie waren nur opfer ihrer neuronalen verschaltungen" runterzubrechen find ich schon arg bedenklich.

ein mensch ist mehr als die summe seiner erlebnisse, sonst wäre ich heute gewiss täterin - würde über grenzen latschen, vergewaltigen, missbrauchen, foltern - weil mein neuronales netz es so entscheidet. joa, ich hab dir eine geknallt, weil mein hirn das nicht anders kann....
aber das stimmt so nicht: man selbst hat als mensch die entscheidung, das erlebte weiterzugeben oder eben zu reflektieren und an sich zu arbeiten. mir machen deine postings bauchschmerzen.
Sag' mal, +sophie, darf ich Dich mal fragen, woher Du meine Täter kennst und was deren Vorgeschichte und Motive waren? Es war keine Pauschalaussage, es war eine Aussage über meine EMDR, über meine Täter und über die und nicht über alle Traumatisierten dieser Welt. Du machst da so beim Lesen so einen Haufen Verknüpfungen rein.... Das hab' ich doch gar nicht geschrieben, dass jeder, der traumatisiert blindlings alles wiederholt. Aber die, von denen ich geschrieben habe, haben es eben gemacht. Du kennst die doch gar nicht. Du weißt doch gar nicht, von wem ich spreche? Oder kennst Du meine Täter? Meine Mutter? Andere, die das gemacht haben?
+sophie hat geschrieben:
Wenn ich in Anzeigen sowas lese wie "14-Tage-EMDR-Urlaub im Allgäu" oder sowas, was man öfter auch in der Heilpraktikerszene findet, dann wird mir schlecht. SO darf man damit nicht umgehen, das ist sicher nicht nur in meinen Augen absolut unseriös. Nix gegen HP, aber gegen solche Angebote auf alle Fälle!
ganz nebenbei wenn man ganz einfach mal googelt, findet man die entsprechende heilpraktikerin mit namen und anschrift im allgäu, über die du schimpfst - und die sich über dein posting hier gewiss nicht freuen wird.
vlt kann ein mod das nachprüfen?
Ja, gibt's das tatsächlich für's Allgäu? Ich hab' das als fiktives Beispiel gebracht, vielleicht hab' ich das mal gelesen und hatte es noch im Hinterkopf, ohne zu wissen, woher es kommt. Es gibt solche Angebote auch für andere Regionen/Länder, ich hab' nie den Markt dafür sondiert. Auf'm PC wird ständig an der Seite irgendeine Werbung eingeblendet, die man nicht mal richtig wahrnimmt, aber eben doch irgendwie in den Kopf bekommen hat.

Ich kann's nicht rausnehmen, dann soll's bitte einfach die Mod rausnehmen, dann ist es fürsorglich halt raus. Ich kann's ja technisch nicht.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Eins hab' ich noch vergessen:

Das Spektrum ist weit, wie sich Traumatisierungen auswirken, und es gibt genug Fälle, wo Traumatisierte einfach weitergeben, was sie selbst erlebt haben. Das ist nicht bei allen gleich und ich weiß auch nicht, wie das im Spektrum verteilt ist. Aber ich denke, die Aussage, jeder könnte da alles voll steuern und es wäre ja nur seine Entscheidung, stimmt in dieser Pauschalität auch nicht. Es gibt reichlich Opfer, die später in die Täterposition wechseln und denen da die Steuerungsfähigkeit fehlt, um das zu verhindern, oft fehlt sogar schon die Einsichtsfähigkeit.
+sophie

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von +sophie »

ist doch schön, dass du klarstellst wie es letztlich gemeint war.
wenn du seitenweise neutral und allgemein über PTBS, EMDR und kaputte neuronale verschaltungen und traumatisierte gehirne und patienten aufklärst (auch in anderen beiträgen), liegt es sehr nahe, das dann ebenso allgemein zu lesen. man bekommt den eindruck, dass du mehr wissen vermitteln möchtest als eigenes anzubringen.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Na ja, ich würde halt sagen, es ist mein Wissen :) Ich glaube, ich könnte das beim Schreiben gar nicht so genau trennen, weil alles ineinander fließt.

Und es ist mal so und es ist mal so beim einzelnen Betroffenen. An mancher Entwicklung ist der eigene Charakter schuld und an anderen ist nun halt eben mal die neuronale Vernetzung nach den Traumata. Ich denke und bin mir da sicher, dass in meinem Leben viele Dinge anders gelaufen wären, wenn ich nicht traumatisiert gewesen wäre und für die kann ich nix und hätte mich da auch nicht anders verhalten können. Und bei anderen Dingen lag's sicher an mir und nicht an bestehenden oder nicht bestehenden Traumatisierungen.

Wie und was da Henne und Ei war/ist, kann man immer nur für jeden Einzelfall so nährungsweise bestimmen. Dafür muss man es aber auch genau aufrollen und genau anschauen.
Carlotta15

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Carlotta15 »

Mir haben die Beiträge auf jeden Fall noch mal genauer aufgezeigt, was EMDR machen kann und wie es hinterher sein kann. Und das läßt mich doch hoffen, das ich irgendwann mal, nach EMDR, mein Leben endlich mal in den Griff bekommen kann. Das es nicht einfach sein wird, das kann ich mir gut vorstellen, aber einfach war es in meinem Leben noch nie. EMDR ist für mich eine riesige Chance und ich hoffe das es bald los geht. Vielen Dank für eure Beiträge
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Wenn die Traumaaufarbeitung erfolgreich war, dann ist man wieder gesund. Dh, das Gehirn arbeitet so wie bei gesunden Menschen und damit ist der Alltag und das Leben mit seinen Anforderungen viel leichter. Es ist - auch wenn's einem als Traumapatient so vorkommt - normalerweise nicht so, dass man ständig kaputt ist. Normalerweise kommen die Menschen mit dem Leben zurecht und bei vielem, wo unsereins zittert und die Ängste hochjagen, nehmen die das relativ gelassen und in Ruhe hin. Die können ganz anders innerlich mit allem umgehen, haben nicht diesen inneren Stress, den Traumapatienten haben. Da die verletzten inneren Anteile, insbesondere die Kinder integriert werden, wird auch im Kontakt zu anderen und in Beziehungen was möglich, was vorher kaum geht. Man kommt raus aus den Abhängigkeiten, weil man selber stabil ist und andere Menschen nicht mehr als "Krücken und Stützen" missbrauchen muss, sondern für sich allein stehen und sorgen kann. Man wird eine andere Beziehung zu sich haben und zu anderen.

Wenn es sehr kleine innere Kinder gibt, bei denen man nichts mehr sehr Konkretes hat, woran man die EMDR ausrichten könnte, kann man da keine EMDR anwenden. Das wäre sinnlos und vergebliche Mühe. Mit solchen Anteilen muss man dann einfach gut umgehen. Dadurch kann's sein, dass sie deaktiviert werden und so ins Unterbewusstsein abtauchen und sich eines Tages dann auch auflösen, weil ihr neuronales Netzwerk infolge Nichtgebrauchs im Gehirn abgebaut wurde. Einen anderen Weg gibt's da nicht. EMDR geht jedenfalls da nicht. Mein Thera hat EMDR erforscht und kennt sich da sehr gut aus und der hat mir das gesagt. Ich habe so einen Anteil und mit dem geht EMDR nicht, weil alles zu vage ist. Vermutungen, wieso es den gibt, reichen nicht.

In den bekannteren Traumakliniken hat man früher immer rund 2 Jahre veranschlagt, zur Stabi, ehe man mit Traumaaufarbeitung gestartet ist. Bei mir ist es jetzt bei dem aktuellen Therapeuten so, dass wir fast 4 Jahre nach Therapiebeginn das erste Mal versucht haben, EMDR zu machen. Es ging zwar, aber bei manchem Thema hat das Gehirn dicht gehalten und die EMDR ging nicht. Es war dafür also dann bei dem Thema noch zu früh. Dass ich EMDR machen sollte, war schon seit 2001 klar und letztlich gedauert hat es jetzt bis Ende 2012, bis ich das erste Mal dann EMDR machen konnte. Ich kannte Patienten, bei denen viel zu früh EMDR gemacht wurde und denen ging's später richtig fies, die sind retraumatisiert worden durch die EMDR.

Ich hab' meinen Thera mal so nach 1 1/2 Jahren gefragt, ob wir nicht ins EMDR einsteigen könnten und er hat nur gemeint: "Das geht auf keinen Fall, Ihr Gehirn würde ja gar nicht verstehen, was ich da mit der EMDR mache!". Der wusste nicht, ob er heulen oder schreien soll, als ich ihn das gefragt habe.

Ich bin mal gespannt, was in diesem Thread andere noch über ihre EMDRs berichten werden.
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

Ich denke, es ist individuell sehr verschieden, wann mit eMDR begonnen werden kann und hängt sicher auch von Dauer und tiefe der Traumatisierung ab.
Der jüngste Anteil bei dem ich mit EMDR gearbeitet habe war übrigens etwa 1,5 Jahre - das war aber auch eine meiner schwersten Sitzungen. Bei den noch jüngeren funktioniert das klar nicht, da hast du recht.

Und ich hoffe, dass du, Carlotta, ein bisschen berichten magst, wenn es bei dir losgeht.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Ja, das ist wirklich sehr unterschiedlich, wie lange man Vorbereitung auf EMDR braucht. Manche mit einer einfachen PTBS kommen ja relativ schnell aufgrund ihres Akuttraumas in eine Klinik und dort wird auch z.T. innerhalb weniger Wochen EMDR gemacht. Aber das geht so sicherlich nicht bei jedem. Die Spezialisten in den Kliniken können halt auch die Diagnostik sehr schnell machen und das gut einschätzen. Die haben die Erfahrung und die Symptomatik verrät ja schon vorab sehr viel und die sehen die Patienten, kriegen die Rückmeldung vom Pflegeteam usw.

Für die Abspaltung von inneren Kindern wird generell die Zeitspanne 2. Lebensjahr bis 15./16. Lebensjahr angegeben. Wenn konkrete Hinweise dafür vorliegen, dass es Traumatisierung schon vor dem 2. Lebensjahr gab, hat man ein Problem. Mit EMDR wird das da sehr schwierig. Ich weiß dazu nicht sehr viel, bei mir geht es bei diesem Anteil nicht, weil zu wenig konkretes Material da ist, das man überhaupt bearbeiten könnte. Ich glaube auch , dass bei 1,5 Jahren wirklich die Grenze des Machbaren erreicht ist. Kinder entwickeln sich ja unterschiedlich schnell. Ich denke, dass die 1,5 Jahre, die Du genannt hast, adW, wirklich stimmig ist und die absolute Untergrenze darstellt. Leider gibt's aber eine Grenze. Ich kenn' die Flashs von so kleinen Kindern leider sehr gut und kann mir das vorstellen, wie die EMDR ausgesehen haben muss. :( Ich hoffe, es hat dann wenigstens die erhoffte Linderung erbracht!
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Wir haben uns damals auch sehr eingehend drüber unterhalten, ob wir den Anteil irgendwie mit EMDR behandeln können. Aber es ging nicht. Wir wissen nicht, weshalb und wann genau sie entstanden ist. Wir wissen ihr konkretes Alter nicht. Ich wollte da EMDR machen, weil die Flashs von diesem Kleinkindanteil übelst sind. Mir war das sehr wichtig, das wollte ich unbedingt, damit das aufhört. Mein Thera hat gemeint:"Das werden Sie nicht mehr rausfinden können, was da war. Die bewusste Erinnerung setzt erst ab 3. Jahren ein. Sie ist zu klein, um es wissen zu können, sie kann sich nicht dran erinnern können. Und wenn's keine objektiven Erkenntnisse und Hinweise gibt, was da war, haben wir nichts in der Hand, womit wir arbeiten könnten. Das, was Sie mir darüber berichten können, ist zu wenig für EMDR..... Gehen Sie einfach gut mit ihr um!!". Wenn man es einfach so bearbeiten könnte, hätten wir's getan. Kleinkinder-Flashs sind furchtbar.
suomi89

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von suomi89 »

Ich habe nicht alles gelesen, was hier vorher geschrieben wurde...

Ich habe EMDR mit meiner Therapeutin gemacht und mir hat es, ehrlich gesagt, nicht geholfen. Es ist das allerschlimmste, wenn ich darüber reden muss und mir noch den schlimmsten Moment "raussuchen" muss um dann damit zu arbeiten. Ich kann das "Schlimmste" nicht positiv verändern, so sehr ich es auch versucht habe. Bin danach nur noch heulend durch die Gegend gelaufen und konnte nicht mehr.
Es gibt sicher viele Beispiele, wo es klappt... leider gehöre ich wohl nicht dazu.
Carlotta15

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Carlotta15 »

ich mache erstmal ab Februar bei einer Stabiliesierungsgruppe mit. Denke das ist schon mal eine gute Vorbereitung. Ich hoffe das ich dann ab März einen Platz bei der Traumatherapeutin bekomme. Werde dann auf jeden Fall berichten. Erst mal Danke für eure Erfahrungsberichte. Ich setzte ganz viel Hoffung in EMDR. Habe schon alles mögliche an anderen Therapien gemacht, mit mässigem Erfolg. Das beste war noch die Verhaltenstherapie. Hatte dann Jahre einigermaßen Ruhe, aber seit zwei Jahren ist alles wieder sehr an der Oberfläche und hindert mich stark daran ein relativ "normales" Leben zu führen. Traumatherapie ist also auf jeden Fall angesagt.
Antworten