EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
dw

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von dw »

hm. irgendwie stolper ich emotional immer über deine darstellung der thera als henker.
ich erlebe das als befremdlich, also klar treibt die thera mich beim emdr durch sachen durch und sagt: kommen sie, gehen sie weiter, sie schaffen das....! und ich kenne es sehr gut, wenn in kurzen abständen mehrere sitzungen notwendig sind.
und klar- manchmal will ich ihr dafür ins gesicht springen, dass sie mich durch die hölle jagt, aber andererseits habe ich immer das bild, dass meine kleine sich auf die qualen erneut einlässt, weil sie vertrauen hat zu mir, der erwachsenen und meiner thera, so dass sie sich mit unserer begleitung nocheinmal traut es auszuhalten.
für einen guten zweck, ein gutes ziel sozusagen. für meine kleine wäre das gift, ich würde so reden von meiner thera als henker. henker handeln nicht aus dem herzen und sensen fügen schwere verletzungen zu.
es geht hier aber ums heilen und begleiten. nicht um quälen.
mag sein, dass es für dich genau der richtige umgang damit ist, dass du den galgenhumor darin brauchst oder was auch immer du davon hast.
wollt nur mal den gedankenanstoß hierlassen und rückmelden, dass ich das jedes mal komisch finde, wenn du es wieder so sagst, als hätte deine thera spaß dadran dich zu quälen.

liebe grüße
die wölfin
Peanuts

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Peanuts »

Hallo zusammen :),

ich habe mal eine Frage an euch (vielleicht auch mehrere :wink: ).
Hatte diese Woche eine EMDR-Sitzung und fand das Ganze etwas befremdlich. Konnte mich nach Anfangsschwierigkeiten aber doch darauf einlassen.

Nach der Sitzung war ich super müde, obwohl ich den Termin morgens hatte und fit aufgewacht war. Bin dann auch nach Hause und habe den halben Tag verpennt. Wie können so ein paar Augenbewegungen so anstrengend sein? Ich weiß, es passiert ja eine Menge im Hirn, aber so ganz verstehen kann ich das einfach nicht. Also ich bin sonst nie müde tagsüber, nicht so.

Und den ganzen (verpennten) Vormittag hab ich von der bearbeiteten Erinnerung geträumt, was aber überhaupt nicht mehr so bedrohlich war, wie davor. Das finde ich erstaunlich. Es waren immer nur kleine Blitze der Erinnerung, die aufflackerten und gleich wieder verschwanden. Kennt das jemand?
Ich hatte das Gefühl, mein Gehirn wäre total durcheinander. Irgendwann nachmittags war's dann gut. Ich bin joggen gegangen und war fit danach. Total merkwürdig alles.

Aber gut, die Erleichterung zu fühlen. Ich denke, ich werde wieder mit EMDR arbeiten, auch wenn ich finde, dass es irgendwas von "HokusPokus" hat. Es wirkt. Und wenn es nur ein PLacebo ist, so doch ein wirkungsvoller und damit hat er seine Berechtigung :wink: .

LG
Peanuts
Ahkira8
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Registriert: Mo Jul 02, 2012 6:45 pm
Wohnort: Norddeutschland

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ahkira8 »

Hallo Wölfin,
Vielleicht brauche ich den gewissen Gagenhumor, um bei mir einiges erträglicher zu machen. Wenn ich die letzten 2 1/2 Wochen so sehe, was sich gerade in meinem Kopf abspielt, ist es noch milde ausgedrückt.
Ich möchte auch hier niemanden in Panik versetzten und damit erreichen, dass ich gegen EMDR bin, im Gegenteil. Was ich hier aufschreibe oder was ich in meinem Körper fühle, dass sind zwei total unterschiedliche Gegensätze.
Ich würde meinen Innies nie verinnerlichen, dass meine Thera eine Henkerin ist, das wäre ja fatal für meine Kleinen, denn ich bin für meine Kleinen da, um sie zu beschützen und nicht sie zusätzlich in Panik zu versetzten
Wölfin, das ist absolut nicht der Fall, ich habe eine ganz tolle Thera, sie ist 100% , vor, während und nach dem EMDR sehr fürsorglich. Ich habe hier in diesem Thread zuvor schon meine Erfahrungen von EMDR beschrieben und dazu stehe ich auch noch. Ich habe auch in dieser Zeit sehr positive Fortschritte gemacht. Bloß dieses Traumata ist etwas schwerer zu verarbeiten, wenn ich bedenke, dass ich in Folge drei EMDR Sitzungen dafür benötige, ich hoffe nicht noch eine vierte, ist es schon recht krass für mich, nun es ist halt dieses mal sehr umfangreich und viel. Aber mit der Kombination eine Woche noch mein Skript jeden Tag für eine halbe Stunde zu lesen, hatte ich auch noch nicht und es ist nur ein kleiner Teil von meinem Skript, das haut mich dieses mal doch ganz schön aus der Bahn.
Mir ist ganz bewusst dass meine Thera mich / uns heilen und begleiten möchte, was sie natürlich auch macht. Wir hatten auch schon tolle Erfolge, aber trotzdem fühle ich mich z. Z. auch gequält.

Liebe Grüße

Ahkira
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

Hallo Wölfin .......auf der Erwachsenenebene habe ich auch ziemlich miese Ausdrücke für Markus auf Lager ......aber die Kleinen wissen, dass sie ihm absolut vertrauen können ......und dass die Große eben ihren Sarkasmus braucht ......

Peanuts - EMDR ist echt kein HOkuspokus, auch kein Placebo. Da werden Hirnstrukturen, die über Jahre eingekerbt waren, freigelegt .....klar macht das müde! Wenn deine Erinnerungen danach nicht mehr so bedrohlich waren, hat es ja auch genau so funktioniert, wie es soll! Frag mich bitte nicht, was genau im Hirn passiert .....aber es ist auf alle Fälle hoch effektiv!
sandkorn unlog.

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von sandkorn unlog. »

habe ebenso von den recht strengen Vorgaben bei EMDR gehört,
bisher aber selber noch keine Erfahrung damit gemacht.
Nur zuletzt in Trauma-Klinik mir berichtet, dass für EMDR genug gefestigt sein muss
und dass wegen der strengen Vorgaben ambulante Thera´s das eigentlich nicht machen dürfen.
Meine ambulante Thera sich bisher darum gedruckst, gesagt, wäre nicht gut, wenn sie vor meinen Augen....
wäre besser, wenn Klopftechnik anwende.
Na ja, vielleicht irgendwann habe selbst die Erfahrung darüber, dann könnte Euch genauer berichten.
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

Es empfiehlt sich auch wirklich EMDR nur mit einem erfahrenen Thera zu machen. Meiner macht das auch nur, wenn er den Klienten mindestens ein viertel Jahr kennt.
Lilli81

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Lilli81 »

Hallo,

ich habe mal eine Frage bzgl. EMDR. Ich warte zur Zeit auf einen Therapieplatz. Ich habe keine BIlder von einem sex. Missbrauch im Kopf. NUr in bestimmten Situation reagiert mein Körper so, als würde gerade so etwas passieren. Außerdem habe ich noch einige andere Probleme (bzw. mein Verhalten als Kind) die darauf hindeuten könnten (Hab schon mal eine Gesprächstherapie gemacht, hat aber nichts gebracht, hab die Probleme immer noch). Die Therapeuten ist Traumatherapeuten und macht auch EMDR. Können durch EMDR Erinnerungen wieder kommen? Außerdem habe ich gelesen, dass man sich dafür ein BIld von solch einer Situation vorstellen muss, aber das hab ich ja nicht. Also wird die Therapeuten EMDR bei mir nicht machen oder wird EMDR gerade dafür verwendet?
lg Lilli
Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast »

ja und ja.

du kannst für eine emdr sitzung auch ein gefühl (ohne bild) verwenden. es werden mittels emdr ja insbesondere die gefühle be-/verarbeitet, selbst wenn bilder dazu da sind. also kannst du auch das gefühl ohne das bild bearbeiten.

und ja, es kann sein, dass dir bilder zu den gefühlen (wieder)kommen. das muss aber nicht sein.


gruß
dw
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

Der Wölfin zustimme ......außerdem könntet ihr auch mit deinem Verhalten als Kind arbeiten, wenn du da eine problematische Situation erinnerst.
LIL

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von LIL »

Danke für diesen Thread. Ich habe ihn noch nicht durchgelesen, werde es aber noch tun. Habe nach Information über EMDR gesucht und bin echt froh, das hier gefunden zu haben. :)
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

ja, so Thementhreads sind oft hilfreich ...
Illu

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Illu »

Gast hat geschrieben:
wenn es um die vorbereitung geht, habe ich für mich rausgefunden, dass keine planung am besten ist. ich suche mir nicht konkret einen termin aus, an dem ich emdr machen will.
ich stelle immerwieder fest, dass meine thera recht "strenge" vorgaben macht bezüglich der emdr sitzungen, im vergleich zu anderen theras.
zum beispiel muss ich immer abgeholt werden von der sitzung und darf nicht alleine nach hause fahren und soll den rest des tages und die nacht nicht alleine sein.
manchmal kotzt mich der ganze aufwand an, weil jede emdr sitzung mit 3 leuten geplant werden muss. thera, ich und meine "betreuung" müssen zeit haben.
spontan entscheiden nicht in stimmung zu sein wäre toll....aber bei mir dadurch irgendwie schwierig....

ich frage mich, wie macht ihr das?
also seid ihr wirklich in der lage anschließend einfach so wund und offen in öffentliche verkehrsmittel (oder gar ins auto? :shock: ) zu steigen?

gruß
dw
da musste ich schmunzeln :) bei mir war das so, dass ich immer ganz schnell in mein Auto wollte. Seltsamerweise konnte ich nie in der Therapiestunde meinen sicheren Ort finden, ging erst im Auto, wenn die Türen zu waren und ich erstmal meine Musik anstellte und durchatmete. Heute wunder ich mich selber, dass ich ohne größere Blechschäden immer heim gekommen bin. Aber ja, so gesehen war es schon immer auch nicht ganz ungefährlich, aber trotzdem, mein Auto ist einfach der sicherste Ort der Welt :)
Carlotta15

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Carlotta15 »

Und wie ist es NACH der Emdr Therapie? Ist es wirklich einfacher? Hat man wirklich sein Leben besser im Girff. Manch einer erzählt ja regelrechte Wunder durch EMDR? Ich kann das nicht so recht glauben, das danach alles besser wird? Wie ist es bei euch, die eine Traumtherapie mit EMDR gemacht haben? Davon würde ich gerne was hören
Auf dem Weg

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Auf dem Weg »

Ich empfinde die Sitzungen als unglaublich hilfreich. An der Problematik die durch die vergangenheit entstanden ist habe ich ja schon ohne Ende gearbeitet .....jetzt ist diese Methode, die "einfach" nur die Macht der Erinnerungen auslöscht, genau richtig.
Meist ist es so, wenn ich einen Flash hatte, dass dieser mein ganzes Denken und Fühlen besetzt, oft auch den Körper sehr empfindlich macht. Ich hab inzwsichen genug Übung, ihn dann irgendwie erstmal in den tResor zu kriegen.
Wenn ich dann mit EMDR dran gearbeitet habe kann ich diese neue Erinnerung mit Ruhe betrachten, bin vielleicht noch traurig über das, was geschah, aber es beherrscht mich nicht mehr. Es ist dann wieder klar, dass es vorbei ist und ich im heute nichts mehr befürchten muss.
Gast-Gast-Gast

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast-Gast-Gast »

Carlotta15 hat geschrieben:Und wie ist es NACH der Emdr Therapie? Ist es wirklich einfacher? Hat man wirklich sein Leben besser im Girff. Manch einer erzählt ja regelrechte Wunder durch EMDR? Ich kann das nicht so recht glauben, das danach alles besser wird? Wie ist es bei euch, die eine Traumtherapie mit EMDR gemacht haben? Davon würde ich gerne was hören
Also ich kann Dir nicht mit einer abgeschlossenen Traumatherapie und deren Resultat dienen. Das wird noch ein Weilchen dauern, bis es soweit ist.. :(

Eins möchte ich mal vorneweg sagen: Über EMDR liest man sehr viel und nicht alles ist für jeden gültig.

EMDR ist nicht die absolute Wunderwaffe. Es kann nicht alles beheben, was an Schwierigkeiten da ist. Je schwerer jemand traumatisiert ist, desto länger wird er für die Vorbereitung brauchen, bis EMDR überhaupt mal gemacht werden kann. Das Jahre in Anspruch nehmen, bevor die erste EMDR auch nur angetestet werden kann. Je labiler er ist, desto länger wird er sich mit anderen therapeutischen Interventionen und Arbeit an sich selbst abplagen dürfen.... Wenn EMDR zu früh gemacht wird, nützt sie nix, sondern kann schaden. Es ist ein direkter Eingriff ins Gehirn, das muss man wissen. Es ist erforscht und nachgewiesen. Bei den meisten Menschen geht EMDR grundsätzlich. Aber es gibt auch Ausnahmen; bei manchen PTBS-Patienten geht es nicht, geht gar keine Traumaaufarbeitung. Ich kannte in der Klinik eine Frau, die zur EMDR zur Klinik kam und alles war geplant und dann hat der Chefarzt während dem Aufenthalt die EMDR abgesagt und auch weitere Traumaaufarbeitung, weil es zu gefährlich gewesen wäre. Er hat gemeint, wenn man das machen würde, würde bei dem Trauma, das da vorlag, die Patientin am Ende für Monate auf der Intensivstation des Klinikums landen. EMDR kann durchaus in eine körperliche Verfassung bringen, die nicht zu unterschätzen ist.

Aber nicht jede EMDR wird schrecklich und unaushaltbar. Ich hab' mehrere EMDRs gemacht, unter stationären Bedingungen. Es kann sein, dass durch die vergangene Zeit zwischen Traumaereignis und EMDR das Gehirn schon gut gelernt hat, mit den Flashbacks umzugehen. Die EMDR wird auf alle Fälle nie mehr genau so stark ausfallen, wie es das reale Erleben zum Zeitpunkt des Traumas war.

Da das Gehirn nicht einfach so frei gibt, was es weiß, laufen EMDRs z.T. wirklich sehr "lau" ab. Man bereitet sich auf's Schlimmste vor und es passiert kaum was bei einem. Das Gehirn redet also ein Wörtchen mit und schützt sich. Oft ist es anfangs nur ein Kratzen an der Oberfläche des Traumathemas und es werden mehrere EMDRs nötig sein, um ein Thema ganz aufzuarbeiten.

Es kann auch passieren, dass eine EMDR abgebrochen werden muss, weil der Anteil, den es betrifft, noch nicht so weit ist. Ein guter Thera wird's merken, wenn ein Anteil sich vorm Thema zurück nimmt und mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Wenn eine traumatisierter Anteil vorm Thema "rumtänzelt", dann ist es zu früh und das ist ok, danach sollte man sich richten.

Es wird pro EMDR möglichst ein Gedankenstrang abgearbeitet. Das kann dauern, der Therapeut hört an einer geeigneten Stelle auf und macht noch eine Nachbesprechung, schaut, dass man gut rauskommt und den Abend danach strukturiert.

Ich bin nach den EMDRs selbst immer super gut drauf gewesen und es ging erst ein paar Tage später los. Nach der EMDR selbst war ich erleichtert, die Anteile waren froh, dass sie endlich dem Thera zeigen/sagen konnten, was ihnen passiert ist, dass das ganze Ausmaß endlich auf's Tablett kam und keiner mehr dran zweifelte.

Man kann mit Bildern, Erinnerungen EMDR machen. Es geht aber auch, dass man einfach bei einem auftauchenden Anteil anfängt und mit dem EMDR macht. Man kann die EMDR also auch in gegenläufiger Richtung aufbauen, erst den Anteil nehmen und Sets machen und dann schauen, ob er beantworten kann, wo und wie er entstanden ist, was seine Aufgabe war.

Nach der EMDR ging's mir direkt besser, weil endlich alles auf dem Tisch lag und mein Thera mir endlich glaubte. So lange hieß es immer: "Viele haben was Schlimmes erlebt!", er hat's nicht wirklich so richtig ernst genommen. Nach der stationären Therapie und den EMDRs insbesondere hat er nie wieder sowas gesagt. Das Setting wurde erweitert und mir wurde zugesagt, dass ich auf alle Fälle in der Klinik und bei ihm als Traumapatientin bleiben darf, so lange, wie ich es brauche. Ich wurde von der VIP-Patientin zur Super-VIP-Patientin gemacht. In der EMDR geht's auf alle Fälle ans Eingemachte, so oder so kommt raus, was wirklich war. Und man verrät auch viel, ohne dass man das weiß. Für einen guten, erfahrenen Traumatherapeuten ist eine EMDR sehr aufschlußreich und nicht nur für den. Erzählen muss man das, was passiert ist, nicht, aber wir haben das so gemacht, weil die Anteile das wollten. Es hätte gereicht, es sich nur vorzustellen und dann zu bearbeiten. Aber wir fanden, dass es der Thera richtig wissen muss, damit wir damit selber und auch mit ihm besser klarkommen. Seitdem ist die Beziehung zu ihm nochmal richtig gewachsen und alles noch besser geworden, man versteht sich insgesamt noch besser und er ist noch motivierter, weil er jetzt genau weiß, was Phase bei uns ist. Das hat seinen Sinn gehabt und war wichtig und richtig.

Was nach der EMDR war?

Es kamen Bruchstücke rauf, die viel erklärten. Auf einmal konnte man mehr sehen, das Gesamtbild, nicht wie vorher die Jahre, wo man so eingeschränkt nur auf alles schauen konnte. Man war danach freier, kompetenter, stabiler, mutiger. Ich fand es eine extreme Stärkung und sehr stabilisierend. Der erwachsene Anteil war auf einmal so spürbar und präsent, die Kommunikation zwischen dem erwachsenen stabilen Anteil und den traumatisierten behandelten Anteilen hat sich in der kurzen Zeit extrem verbessert. Es war extrem besser, das war das direkte Empfinden nach der EMDR, dass man mir endlich geglaubt hat, dass ich wieder stärker und zuversichtlicher war und dass ich eine viel größere Perspektive hatte als vorher. Vorher konnte ich nur Trauma sehen, nur Elend und Schmerz und dann hatte mich das Leben wieder. Auf einmal hatte ich das erste Mal seit Ewigkeiten, Lust zu leben und einfach was draus zu machen. Das war so lange nie da und dann war's plötzlich da, einfach so. Ich hatte weniger Angst, war selbstbewusst und hatte wieder Energie. Ich hab' mich auch nicht mehr so sehr vom Leben und den Menschen betrogen gefühlt wie davor. Es ändert einiges, weil es halt weiterverarbeitet wird.

Ärgerlich während der EMDR fand ich, wenn ein Gedanke hochkam und gleich weg war. Das waren wichtige Dinge und ich hab' sie schneller vergessen als sie auftaucht waren. Ich wollte das klar und bewusst haben und es war aber weg! Mein Thera hat dann gemeint: "Das ist ok und das passiert, wenn etwas schnell weiterverarbeitet wurde. Stören Sie sich nicht dran, das ist alles so in Ordnung.".

Angefangen wurde mit dem ältesten abgespaltenen Anteil, damit die jüngeren abgespaltenen Anteilen sehen können, was in der EMDR passiert und wie es geht. Die jüngsten Anteile kommen ganz zum Ende der Traumaaufarbeitung dran. Beim jüngsten traumatisierten Anteil können wir keine EMDR machen, das ist der einzige, wo es nicht gehen wird. Der wird bleiben und wir versuchen auf andere Weise, ihn zu "deaktivieren". Klingt doof, aber so ähnlich ist das wirklich. Integrieren geht jedenfalls nicht.

Mein Thera hat mir auch vor den EMDRs nochmal gesagt, dass er mich ganz sicher nicht schlagen oder er mir irgendwas antun wird und ich bei ihm absolut sicher bin. Das fand ich schon rührend. Na ja, bevor man sich da so ausliefert...Schaden tut's nicht, sowas nochmal zu sagen, find' ich.

Bei der EMDR muss man nach der Sitzung nix weiter tun, man muss an den Themen nicht mehr selber weiterarbeiten. Das Gehirn macht im Hintergrund mit der Arbeit einfach weiter. Das hat mir viel Hoffnung gegeben, dass endlich mal im Gehirn was von allein verheilt, also zumindest nicht von mir abhing. 6 Monate soll es dauern, bis eine EMDR endgültig im Gehirn ihre Wirkung entfaltet. Ich bin gespannt, was rauskommt, wenn mal alles aufgearbeitet ist und wie die weiteren sein werden.

Vieles von dem, was ich im Internet und Büchern über EMDR gelesen habe, hat sich nicht so bei mir besätigt, und vieles, was ich nie gelesen habe, habe ich in der Traumaklinik von anderen mitbekommen oder selber erlebt.

EMDR sollte man nicht zuviel auf einmal machen, das könnte sonst schnell nach hinten losgehen.

Was ich als Nächstes in der EMDR machen werde, ist Ressourcenstärkung/-verankerung. Aber bevor die geht, wird wieder viel therapeutische Vorbereitung nötig sein, viel Arbeit an sich selbst, zunächst muss der stabile erwachsene Anteil noch mehr aufgebaut und gestärkt werden, erst danach kann man eine Ressourcenverankerung mit EMDR machen.

Ich finde es jedenfalls toll, was damit möglich ist und es zeigt auch sehr genau, dass Trauma viel mit dem Gehirn und dem Körper zu tun hat und es eben gar nicht rein psychisch ist. Es ist nicht nur die Psyche krank, sondern der ganze Mensch. Und ich find's schön, dass man mit EMDR heute eine recht gute Therapiemethode hat, die wirklich viel bewirken kann und das relativ schnell kann.

Ich habe jedenfalls keine Horrorgeschichten zur EMDR beizusteuern. Es kann durchaus anders ablaufen als ein zweites Mal durch die Hölle zu gehen. Ich fand's auch nicht so spektakulär, sondern es war relativ entspannt eingebettet in die sonstige Therapiegesprächssituation. Schwierig fand ich, den Augensets zu folgen und sich gleichzeitig auf's Thema zu konzentrieren. Aber der Thera kennt ja so seine Tricks und hilft nach, damit man die Augensets komplett durchhält. Man kann ja die Augensets auch dann anders machen. Es gibt auch Lang- und Kurz-EMDR, wobei ich mich frage, was man mit nur 1-4 Sets mit der Kurz-EMDR erreichen kann? Ich kann's mir nicht vorstellen, aber die Profis wissen das sicher, sonst gäbe es das nicht. Ich habe nur Lang-EMDR gemacht und damit war schon oft schwer an was ranzukommen. Oft braucht man mehrere lange Sets, damit irgendwas weitergeht. Oft fragt der Therapeut:"Was kommt jetzt?" und es hat sich gar nix getan, es ist nix an Veränderung aufgetaucht. Also ging's weiter, noch mehr Augenbewegungen, damit was angetickt wird...

Ich glaube, spezielle EMDR-Geräte mit Lichtpunkten sind nicht nötig, es ging mit Fingerbewegungen ganz gut. Schade ist, dass man dauernd auf die Finger kuckt und man dann den Thera so gar nicht mehr so sieht. Die Stunden sausen an einem vorbei und wenn ich rausgegangen bin, hatte ich oft das Gefühl, allein zu sein. Es ist halt kein übliches Zwei-Personen-Gespräch mehr, sondern EMDR. Das hat mich ein bisschen enttäuscht, dass man dann eigentlich relativ allein in der Aufarbeitung ist, weil EMDR so technisch ist.

Vielleicht werden meine EMDRs auch irgendwann brutal? Bisher waren sie es für mich nicht. Mein Thera saß da und hatte schon Tränen in den Augen und ich musste aufpassen, dass ich deswegen nicht noch einen Lachanfall kriege. Er heult beim Zuhören und ich sitze da und verziehe keine Miene. Das war der Hammer. Der ist doch sonst nicht so zartbesaitet...So ähnlich lief's bei mir ab. Das Gehirn gibt alles nur dosiert raus oder eben gar nicht.

Wenn die ganze Traumatherapie abgeschlossen ist, alle EMDRs gemacht wurden, dann soll ich wieder ganz gesund und voll arbeitsfähig, mit einem ganz normalen Leben und Alltag, wie alle anderen halt auch. Das ist die Prognose und ich denke, er irrt sich da nicht, er kennt ja viele Verläufe und hat viel Erfahrung mit EMDR und Traumatherapie. Ich denke, es wird so wahr werden und ich freu' mich - nach dem Vorgeschmack der ersten EMDRs - darauf mein Leben mal als gesunder Mensch zu verbringen und warte geduldig, aber sehnsüchtig auf das Ende der Angst.

Das war jetzt sehr ausführlich, aber ich hätte gerne ausführliche Berichte über EMDR gelesen, bevor ich es gemacht hätte und fand eigentlich kaum welche, die mir weitergeholfen hätten.

Ich fand keine einzige der bisherigen EMDRs wirklich schlimm, eigentlich sogar fast gar nicht. Ich denke, es werden schlimmere kommen, aber die am Anfang jetzt waren es für mich nicht.
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