Pada und paea, wie immer. Vielleicht geht euch beim Lesen ein Licht auf, was ihr eigentlich von einigen eurer Mitmenschen unbewusst erwartet.Reparenting (Anfänger-Mittelstufe) *t?*
Reparenting (englisch parents – Eltern; re- – wieder-) bzw. Neubeelterung ist ein Begriff aus der Psychotherapie und wesentlicher Bestandteil der therapeutischen Beziehung. Es beschreibt eine therapeutische Haltung, die dem Patienten gezielt nachträgliche, elterliche Fürsorge zukommen lässt, welche innerhalb des Rahmens einer therapeutischen Beziehung angemessen ist.[1]
Die Bezeichnung Reparenting ist eingedeutscht und als Bezeichnung für diese therapeutische Intervention am geläufigsten, seltener wird sie als Neu- oder Wiederbeelterung oder als Nachnährung bezeichnet. Sie entspricht dem „korrigierenden emotionalen Erleben“, welches 1946 von Alexander & French konzipiert wurde.
Reparenting wird eingesetzt bei der Behandlung von Traumata sowie bei psychischen Störungen und psychischen Konflikten, die in mangelnder Einfühlung/Empathie und unangemessener Zuwendung der Eltern und wichtiger Bezugspersonen ihren Ursprung finden. Es ist wesentlicher Anteil jeder therapeutischen Beziehung und wird beispielsweise in der Schematherapie, Hypnotherapie, Integrativen Therapie oder Transaktionsanalyse stark gewichtet.
In den frühen und späteren Phasen menschlicher Entwicklung bilden sich innere Haltungen heraus, die bei ungünstigem Verlauf zur Entstehung neurotischer Konflikte und neurotischer Störungen führen. Mentzos nennt dies 1982 übereinander liegende Schichten von Abwehrsystemen, die den sogenannten „Zentralen Konflikt“ verdecken, wobei diese Abwehrsysteme häufig zu einem Problem werden. Die grundlegenden Konflikte, welche zur notwendigen Entwicklung dieser problematischen Abwehrmechanismen führten, sollen in einer Psychotherapie wiederbelebt werden, um verarbeitet werden zu können. Die schädigende Wirkung der verinnerlichten elterlichen Bilder/Repräsentanzen kann mittels einer korrektiven Atmosphäre zwischenmenschlichen Kontaktes verändert werden, wobei das Reparenting eine mögliche Herangehensweise darstellt.
Bei der Behandlung von Defiziten stellt das Reparenting jene Beziehungsqualitäten zur Verfügung, die zur Ausbildung einer starken Persönlichkeitsstruktur notwendig gewesen wären. Der Therapeut hat die Aufgabe, das zu verkörpern, was vorher gefehlt hat. Die verantwortungsvolle Einschätzung der Grenzen des Reparenting ist Aufgabe des Therapeuten. Alle Formen der Zuwendung in Worten, Blicken oder Berührungen müssen innerhalb des therapeutischen Rahmens liegen und dürfen keinerlei missbräuchlichen Charakter annehmen. Es sind immer therapeutische, elterlich gefärbte Zuwendungen, die nicht egoistische Wünsche des Therapeuten befriedigen dürfen und ebenso eventuelle missbräuchliche Wünsche des Patienten ausgrenzen müssen. Dies ist speziell beim Reparenting in körper- und berührungsorientierten Psychotherapien, die ein großes Maß an Nähe voraussetzen, von wesentlicher berufsethischer Bedeutung.
Reparenting bei speziellen Problemlagen/(Frühe maladaptive Schemata) am Beispiel der Schematherapie nach Jeffrey E. Young: Damit das Reparenting wirksam werden kann, muss es genau an die Problematik des Patienten angepasst werden. Wichtig ist dabei die Berücksichtigung des jeweiligen Modus, in dem sich der Patient gerade befindet, wann er den Modus wechselt und ob mehrere Schemata parallel wirksam sind.
Verlassenheit/Instabilität
Der Therapeut bietet Stabilität und Struktur und unterstützt den Patienten dabei, stabile Beziehungen im Alltagsleben zu finden. Den Befürchtungen des Patienten, mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen zu werden, setzt er eine realistische Einschätzung entgegen. Der Patient soll lernen, vorübergehende Trennungen zu akzeptieren, ohne sich zu verschließen oder sich selbstzerstörerisch zu verhalten.
Misstrauen / Missbrauch
Der Therapeut verhält sich vertrauenswürdig und aufrichtig und spricht den Patienten auf eventuelle negative Gefühle oder Erwartungen dem Therapeuten gegenüber an.
Emotionale Entbehrung
Der Therapeut schafft eine Atmosphäre emotionaler Wärme, Empathie und bemühten Helfens. Er verdeutlicht die Rechte des Patienten auf emotionale Bedürfnisse und deren Befriedigung, und ermutigt den Patienten, um die jeweils gebrauchte emotionale Zuwendung zu bitten. Er unterstützt den Patienten dabei, Gefühle der Entbehrung auszudrücken, ohne aggressiv zu werden oder sich in Schweigen zurückzuziehen. Der Patient soll lernen, Entbehrungen zu ertragen und die eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren.
Unzulänglichkeit / Scham
Der Therapeut demonstriert Akzeptanz und nicht-urteilendes Verhalten gegenüber dem Patienten. Er unterstreicht, wie wichtig das Wohl des Patienten unabhängig von seinen Mängeln ist, und macht dem Patienten aufrichtige Komplimente, die der Realität entsprechen. Der Therapeut steht selbst zur eigenen Unvollkommenheit und kann persönliche Schwächen zugeben.
Soziale Isolierung/Entfremdung
Der Therapeut führt vor, inwieweit sich die Persönlichkeiten von Patient und Therapeut ähneln und in welchen Punkten sie sich unterscheiden, und verdeutlicht, dass trotzdem eine fruchtbare Kommunikation möglich ist.
Abhängigkeit / Inkompetenz
Der Therapeut wehrt die Versuche des Patienten ab, sich vom Therapeuten abhängig zu machen. Er fordert selbstständige Entscheidungen, lobt aber auch explizit Fortschritte und gute Einschätzungen des Patienten.
Anfälligkeit für Schädigungen oder Krankheiten
Der Patient soll lernen, sich von allgemeinen Ängsten und Gefahrenvorstellungen zu lösen. Der Therapeut bringt sein Vertrauen zum Ausdruck, dass der Patient in der Lage sein wird, angsterzeugende Situationen sowie gefürchtete Erkrankungen zu bewältigen.
Verstrickung / Unterentwickeltes Selbst
Der Therapeut setzt eindeutige Grenzen, die ein angemessenes Verhältnis von Nähe und Distanz ermöglichen. Er unterstützt den Patienten darin, ein Empfinden für die eigene Unabhängigkeit zu entwickeln.
Unterwerfung
Der Therapeut bezieht den Patienten in viele Entscheidungen bei der Gestaltung des Therapieplans mit ein, wobei das Verhalten des Therapeuten möglichst wenig direktiv ist. Der Therapeut weist den Patienten auf eventuelles ehrerbietiges oder rebellisches Verhalten hin und fördert ihn dabei, den eigenen Ärger angemessen auszudrücken. Der Patient soll lernen, eigene, unabhängige Entscheidungen zu treffen.
Selbstaufopferung
Der Therapeut unterstützt den Patienten dabei, sich selbst angemessene Grenzen zu setzen und sich für eigene Rechte und die Erfüllung eigener Bedürfnisse einzusetzen.
Negativität / Pessimismus
In konkreten Fragen vermeidet es der Therapeut, der negativen Einschätzung des Patienten eine eigene positive Einschätzung entgegenzusetzen. Vielmehr fordert der den Patienten auf, sich nacheinander selbst in beide Rollen hinein zu versetzen. Ansonsten demonstriert der Therapeut einen gesunden Optimismus.
Emotionale Gehemmtheit
Der Therapeut ermutigt den Patienten zum spontanen Ausdruck von Gefühlen in der Sitzung und zeigt den angemessenen Ausdruck eigener Affekte.
Streben nach Zustimmung und Anerkennung
Der Therapeut hebt das Kern-Selbst des Patienten hervor und unterstützt den Patienten durch Wohlwollen und Wertschätzung. Der Patient soll lernen, sich von oberflächlichen Kriterien wie Status, äußerer Erscheinung oder Reichtum zu lösen.
Das Konzept der „Nachnährung“ als Alternative zu Freuds eher versagender Nacherziehung stellte Sándor Ferenczi 1931 zu Freuds 75. Geburtstag in Wien vor. Nach seiner Theorie sei es nicht die Übertragung, sondern das „Gegenmilieu“, das die Heilung bringe. Anstatt der nötigen Zuwendung und Geborgenheit erlebten viele Neurotiker eine Mischung aus Strenge und Sexualisierung in der Kindheit. Ferenczi: „Solche Neurotiker müßte man förmlich adoptieren und erstmalig der Segnungen einer normalen Kinderstube teilhaftig werden lassen."
Die „Nachbeelterung“ als therapeutische Strategie ist eine schwierige Gratwanderung, weil ein wirklicher Ersatz für die frühen und unbefriedigenden Eltern- und Beziehungserfahrungen nicht möglich ist. Die vergangene reale Lebens- und Entwicklungsgeschichte des einzelnen Menschen ist nicht veränderbar, jedoch die Auswirkungen, die sie auf seine heute möglichen Beziehungen hat.
Quelle: wikipedia.de
Für wen Therapie mit Reparenting-Inhalten angezeigt ist, den wird das beim Lesen automatisch ansprechen. Einige Therapeuten mit Schematherapie wenden dieses Verfahren an. Hier ist ein verantwortungsvoller Umgang mit persönlichen Grenzen in der Therapie für beide Personen sehr wichtig. Der Schluss der Therapie sollte in einer Stärkung der autonomen, erwachsenen Anteile der Persönlichkeit bestehen, die ein eigenständiges Leben möglich werden lässt.
Gruß,
Lo