Lange ist es her, dass ich hier war

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Grüblerin
Beiträge: 2
Registriert: Di Apr 16, 2024 5:12 pm

Lange ist es her, dass ich hier war

Beitrag von Grüblerin »

Es ist sicher 10 Jahre her, dass ich hier online war. Meinen Namen gab es nicht mehr und ich habe mich neu registriert. Ich glaube nicht, dass mich noch jemand hier kennt.
Ich schaue mal wieder her, vielleicht um mir Mut zu holen.
Jetzt bin ich über 40 Jahre. Habe viel erlebt und viel geschafft, aber den MB habe ich nicht überwunden.
Der viele Stress, die Arbeit und das bald-teenager Kind Zuhause haben es nicht geschafft, mich vom Trauma abzulenken.
Vor einem Jahr habe ich den Schritt gewagt und eine Psychotherapie begonnen. Es ist mir unheimlich schwer gefallen und ich habe nach 4-5 Sitzungen bemerkt, dass ich die Thera immer wieder anlüge und das wichtige verschweige. Habe wieder abgebrochen....
Ein Jahr später kocht wieder alles hoch. Ich habe mir eine neue Thera ausgesucht.
Übermorgen ist der erste Termin und je näher er kommt, desto mehr verlässt mich der Mut.
Ich bin so so so bereit, den alten Schmutz loszuwerden und aufzuarbeiten. Aber der erste Schritt ist unmenschlich schwer.
Mein Leben leidet unter Problemen, die 25 Jahre alt sind. Das kann's ja nicht sein?!

Ich weiß nicht so recht, was ich mir von diesem Thread erwarte, vielleicht einfach nur um darüber zu reden, dass ich Angst habe...
Eli

Re: Lange ist es her, dass ich hier war

Beitrag von Eli »

Hallo grüblerin,

Willkommen zurück. Schön dass du da bist.

Ich finde du kannst stolz sein was du alles schaffst und leistet oder geleistet hast. Kannst du manchmal etwas stolz sein auf dich?
Unterstützt dich dein Mann? Weiß er davon?

Ich wünsche dir alles Gute für die Stunde. Dass du dich wohl fühlst und du deinem Bauch gefühl vertraust wenn es nicht passt.

Hast du Angst es passt wieder nicht oder was ist deine Angst?

Noch eine Anmerkung zur therapie: Ich war jahrelang erfolglos in "normaöen" Gesprächs therapien. Wo die Therapeuten keine Ahnung von trauma und Traumatherapie hatten.
Wenn es dir um eine Verarbeitung des mb bzw deiner (ptbs) Symptome geht rate ich dringend eine Traumatherapie zu suchen. Und ja das bedeutet meist noch mehr Wartezeit, lohnt sich aber sehr aus meiner Sicjt.
Das zahlr die Kasse wenn die Person AUCH "normale" verhaltenstherapeutin oder systemische oder tiefenpsychologische Therapeutin ist.
Du findest solche Therapeutinnen nach Postleitzahlen sortiert auf der seite der deutschsprachigen Gesellschaft für psychotraumatologie.
Emdr kann beispielsweise gut helfen um ptbs Symptome zu verringern besonders wenn der mb einmalig war. Aber auch wenn es länger war kann es gut helfen.

Und ja es ist schwer. Aber es wird leichter Insbesondere wenn du dich bei der Person wohl und sicher fühlst.

Liebe Grüße
Eli
Grüblerin
Beiträge: 2
Registriert: Di Apr 16, 2024 5:12 pm

Re: Lange ist es her, dass ich hier war

Beitrag von Grüblerin »

Danke für deine Antwort!
Die Thera meiner Wahl ist auf Trauma spezialisiert und se*uellen MB, sie arbeitet auch mit Tätern und das finde ich irgendwie interessant. Deswegen habe ich sie ausgesucht.
Ich habe Angst davor dass es nicht passt und gleichzeitig dass es passt... Ich habe Angst, das aufzudecken was ich Jahrzehnte lang zugedeckt habe. Ich weiß nicht wie mich das verändern wird. Ich bin bereit es anzugehen! Aber ich hab Angst vor der Zukunft. Ich kenne mich eigentlich nur als starke Frau, die alles versteckt und nichts zugibt. Wohin wird mich die Aufarbeitung führen?

Mein Mann unterstützt mich wenig. Er weiß nur ganz wenig von meinen Problemen und eigentlich interessiert ihn nur, ob die Thera dabei helfen wird, dass wir ein "normaleres" Liebesleben bekommen. Da die letzte Thera in der Hinsicht nichts gebracht hat, ist er relativ uninteressiert. Ist halt mein Ding... Solange es ihn nicht weiter betrifft.
Eli

Re: Lange ist es her, dass ich hier war

Beitrag von Eli »

Hallo grüblerin,

Naja also ich denke es wird erstmal schlimmer bevor es besser wird. Wie meist in therapien.
Und finde es schon gut trauma aufzuarbeiten denn anscheinend ging es dir ja über Jahrzehnte schlecht und das ist ja kein gutes leben.
Bei mir ist es so dass ich versuche realistisch zu sein. Emdr zb verändert dinge, jedenfalls sagen das Therapeuten und ich hab es auch in der klinik in Göttingen an frauen schon gesehen, die viel freier und froher wirkten, aber klar ist auch dass die Erfahrungen einen geprägt haben und auch weiter prägen. Das löscht ja nichts.

Wenn es nicht gut passt suchst du jemand anderes. Auch keine Katastrophe.
Ich brauche zb jemanden der empathisch und nahbar ist, von dem ich auch persönlich etwas weiss (zb ein Hobby, natürlich nichts wichtiges), der aber auch Grenzen aufzeigt, Humor hat und vor allem sehr viel Leid aushalten kann.
Du wirst merken ob es passt und kannst ja auch Wünsche äußern. Auch wenn sie nicht ihre ganze Persönlichkeit umstellen kann und wird.

Naja du wirst stark bleiben. Eine Therapie macht einen nicht schwach sondern stärkt einen weiter.
Was sein kann ist natürlich dass du mehr deine verletzlichkeit spürst, schneller getriggert wirst und deine Fassade weniger halten kannst. Wobei bei mir auch das immer geht. Das ist auch nicht hilfreich für eine Therapie das alles kaputt zu machen. Das ist wichtig und jede Therapie sollte auch dran arbeiten zb Arbeitsfähigkeit halten zu können. Ansonsten ist es für mich keine gute Therapie.

Du bleibst in vielem die Herrin deiner selbst und kannst nach wie vor sagen was du willst und was nicht.
Aber vielleicht kann es für dich auch gut und eine tolle Erfahrung sein offener zu werden, verletzlich auch wenn das erstmal Angst macht.
Ich denke du willst auch Therapie weil du auch darunter leidest einsam mit allem zu sein oder?

Das klingt schlimm mit deinem Mann. Vielleicht steckt hinter seiner "fassade" aber auch hiel angst und Unsicherheit, überforderung damit mit deiner Geschichte umzugehen. Ich als Mann ohne Ahnung vielleicht aus der generation 50 oder 60 plus käme ehrlicherweise auch nicht gut damit klar. Vielleicht hat er nie gelernt seine Gefühle zu spüren und auszudrücken erst recht nicht so vermeintlich nicht männliche Gefühle wie Unsicherheit oder überforferung.

Vielleicht könnt ihr da irgendwann mal ein Gespräch zu dritt mit der Therapeutin führen oder er kann selbst eine Therapie beginnen...glücklich wirkt das irgendwie nicjt auf mich.
Hat er gesagt ihm ist nur wichtig dass wieder Sexualität funktioniert? Oder woraus schließt du das. Ich kenne es von mir Männer auch so zu lesen, daß es ihnnen immer nur um Sexualität geht, weil wir es so kennen...das waren aber Täter. Viele Männer sind aber ja anders. Unsicher und blöd vielleicht aber am Ende vielleicht schon einfach darunter besorgt. Vielleicht könnte ihr in ruhe und mit einer dritten Person über eure Gefühle sprechen

Alles gute
Eli
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