selbstbefriedigung als bestrafung

[user234]

Hallo,
Das was ich jetzt schreibe, ist mir wirklich unangenehm...
Also ich wurde mit 10 oder 11 sexuell missbraucht. Ich kann mich erst seit knapp 2 Jahren erinnern. Im ersten Jahr hab ich das so gut es ging verdrängt und im zweiten Jahr habe ich mir der Therapie angefangen und ich bin da auch immer noch.
Mit der Traumatherapie sind sehr viele Erinnerungen hochgekommen und ich hatte häufig flashbacks gehabt. Ich hatte das Gefühl, wieder in der Situation hineinversetzt worden zu sein und habe jedes einzelne Detail, woran ich mich noch erinnere, gespürt. Das hat nach einer Zeit zu körperlichen Reaktioen geführt und ich wurde, fast immer als ich ein flashback hatte, erregt. Und alleine das zu schreiben, löst bei mir Ekel aus.
Ich habe angefangen mich anzufassen, also genau das zu tun, was der Täter gemacht hat, weil ich nicht mehr seine hände spüren wollte...
Mittlerweile hasse ich mich dafür so sehr, weil ich mir denke, dass ich nicht besser bin als der Täter, weil ich ja genau das mache, was er gemacht hat und deswegen kann es ja auch nicht so schlimm gewesen sein.. logisch ist das nicht, das weiß ich auch, aber es fühlt sich halt dementsprechend so an...
Ich habe das gefühl, dass ich die
selbstbefriedigung mittlerweile als selbstschädigung nutze. Immer wenn ich zum Höhepunkt komme, tut das fast sogar schon weh und ich empfinde so ein starken Ekel mir gegenüber. Ich höre dann erst auf und kann auch dann nicht mehr weitermachen, weil dieses gefühl nach 2 sekunden orgasmus so unangenehm für mich ist und dann habe ich das selbe Gefühl wie bei der selbstverletzung, wenn ich mich schneide, es wird mir so unangenehm und ich fühle mich so fremd in meinem Körper und hasse meinen Körper.
Ich schaue beim mastrubieren auch pornos und ich Ekel mich eigentlich so sehr davon, aber ich schau sie trotzdem, weil ich mich irgendwie bestrafen will glaub ich. Menschen beim Sex zuzuschauen und vorallem wenn die Frauen stöhnen, empfinde ich es irgendwie so, als würden die Frauen dazu gezwungen werden, weil ich nicht verstehen kann, wie man dabei Spaß haben kann. Meine erste und auch einzige sexuelle Erfahrung war ein missbrauch und vielleicht kann ich mir deswegen nicht vorstellen, wie es positive Gefühle bei Menschen auslösen kann.
Ich wollte also fragen, ob das normal ist oder ob das jemand kennt, weil ich das gefühl habe, verrückt zu werden und ich traue mich nicht mit meinem Therapeuten darüber zu sprechen..

[Gast]

Hallo User 234,

es tut mir leid, dass es dir gerade so geht. Und es ist schlimm, dass es deine erste und einzige Erfahrung bisher war.
Wenn man sich selbst verletzt möchte man irgendwie seinen Körper wieder spüren. So ist es bei den Fantasien und der Selbstbefriedigung bei dir vielleicht auch. Es ist die einzige Art die du kennst. Du schaust die Pornos um zu sehen, was bei anderen passiert, wie die Frauen das ertragen. Das ist deine Neugier die einfach sehen möchte, wie es bei anderen ist.
Ich würde es auf jeden Fall mit deiner Therapeutin besprechen. Denn das ist eine ganz normale Folge vom Missbrauch. Es beeinflusst unser Leben in allen Bereichen! Also definitiv auch unser Sexleben, die Art wie wir uns berühren, welche Fantasien wir haben. Und bei dir ist nochmal wichtig, es ist die EINZIGE Erfahrung die du jemals gemacht hast. Also sprich darüber. Es geht vielen Menschen so wie dir! Du kannst es nur ändern, wenn du es ansprichst und lernst so, einen gesunden Weg zu finden damit umzugehen und vorallem dich zu verstehen.

Alles Gute

[Coralina]

Hallo user234,

vieles von dem, was du schreibst, erlebe ich ähnlich. Das wollte ich dir auf jedenfall hier lassen. Mehr kann ich gerade nicht dazu schreiben. Ich befinde mich bei diesem Thema gerade mitten im Chaos.

Aber...habe Mut mir deinem Therapeuten darüber zu sprechen. Wenn eure Beziehung vertrauensvoll ist, wirst du das schaffen. Anfangs vielleicht durch aufschreiben.
Hast du bestimmte Befürchtungen, was eintreten könnte, wenn du offen darüber sprichst?

Meine Thera weiß das mittlerweile alles und mir ist nichts.

Alles Gute,
Coralina

[Meereskind]

Hallo user234,
seit etwa einer Woche lese ich mich nun schon durch das Forum und bin hin und hergerissen zwischen dem Wunsch mich hier einzubringen und dem sehr starken Impuls versteckt zu bleiben.
Als ich vor ein paar Tagen deinen Beitrag gelesen habe,war der Wunsch dir zu antworten sehr groß.
Da ich an diesem Wochenende in einer Situation fest stecke,die für mich schwer aushaltbar ist,wird der Wunsch mich wenigstens hier mit zuteilen immer größer, da ich es dort wo ich gerade bin (noch) nicht kann.
Nun genug der Vorrede.
Das Gefühl Selbstbefriedigung als Selbstschädigung zu nutzen kenne ich leider sehr gut.
Früher gab es schon mal eine Phase,gefolgt von einer langen Phase in der das nicht so war. Im Moment ist es wieder sehr unangenehm.
Wenn ich es dann tue,schäme ich mich auch dafür,weil ich weiß dass ich damit ein sehr unangenehmes Gefühl hervor locke.

**Trigger**
Ich vermute,dass es bei mir etwas damit zu tun hat,dass ich vor der Selbstbefriedigung ein sehr unangenehmes Gefühl im Unterleib habe. Und um dem Impuls zu widerstehen mir in den Unterleib zu schlagen,greife ich zur Selbstbefriedigung. Was sich aber auch nicht gut an fühlt...ganz und gar nicht.

Ich habe auch eine Weile gebraucht um das in der Therapie anzusprechen...das mit dem Reden ist schon prinzipiell schwierig.
Irgendwann habe ich es dann geschafft. Allerdings auch nur ansatzweise.
Ich denke du kannst jederzeit den Schritt machen,wenn du dich dort sicher fühlst, und dort darüber sprechen.lass dir Zeit.

Als ich das mit den Pornos gelesen habe,hat mich das sehr betroffen gemacht. Es hat mich daran erinnert,dass meine ersten Erfahrungen mit Selbstbefriedigung im Zusammenhang mit dem schauen von irgendwelchen Mangas war,bei einer V...tigungsszene.
Ich habe mich so sehr dabei geschämt und tue es noch immer. Aber der Druck,dass damals zu machen war immens. Und es dauerte noch ein paar Jahre bis mich solche oder ähnliche Szenen in Filmen nicht mehr dazu "zwangen" mich selbst anzufassen...immer verbunden mit dem Gefühl,dass es ganz schlecht ist,was ich dort tat.
Jetzt ist es nicht mehr so, wobei das auch daran liegen könnte,dass ich so etwas nicht mehr schaue.
Ich hoffe du merkst,dass du damit nicht allein bist.ich war jedenfalls sehr erstaunt über deinen Mut das Thema aufzumachen. Und auch sehr dankbar dafür,weil es so schrecklich schambesetzt ist.

Meereskind