Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

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stillewaesser
Beiträge: 5
Registriert: Di Sep 06, 2022 8:51 am

Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von stillewaesser »

Hallo zusammen,

ich bin Betroffener und kann mich nur an Einzelheiten erinnern.

Mich interessiert, wie das bei euch ist mit Narkose und Inturbation.
Ich habe außerdem vor dem Zahnarzt extreme Angst und seit meiner Kindheit große Schwierigkeiten mit Mundhygiene.
Paradoxerweise kaue ich auch noch Fingernägel.

Eigentlich müsste ich eine Sanierung beim Zahnchirurgen durchführen lassen, seit Jahren schon und es gibt Entzündungen die ich manchmal merke.
Aber ich habe extreme Angst davor einzuschlafen und seit meiner Kindheit nicht eine Nacht vernünftig geschlafen.
Wie soll ich nur eine Narkose schaffen? Dann die Inturbation...

Nun... das kann halt nicht für immer so weiter gehen.
Ich möchte wissen, ob es Wege gibt.

Außerdem muss ich mich fast übergeben, wenn ich an die Inturbation denke und vielleicht gibt es auch hier Wege?
Das Übergeben war halt damals die Lösung, wenn sie mich... und ich bin extrem empfindlich/ fange sofort an zu würgen.
Hinzu kommt, dass ich egal welchen Reiz im Mund als extrem wahrnehme.
Ich kriege Herzrasen und teilweise Panik :-(

Außerdem habe ich mein ganzes Leben eine große Angst vor Krankenhäusern und Ärzten.
Ich vermeide alles um nicht in die Situation einer Operation zu kommen und gehe auch nicht zum Zahnarzt, weil ich dort den Mund öffnen muss.

Vielleicht kann mir jemand helfen?
Ich möchte einfach nur drüber reden... mich macht das so fertig :-(

Ganz liebe Grüße

Männlich, 34 Jahre alt.
Wildi
Beiträge: 504
Registriert: Fr Feb 09, 2018 4:32 pm

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von Wildi »

Hallo!

Ich habe zwei Zahnsanierungen unter Vollnarkose machen lassen. Es war völlig unproblematisch.

Zuerst habe ich eine "Sch*iß-egal"-Pille bekommen, die mich total entspannt hat. Dann wurde ich kuschelig in den Sessel gesetzt, ich habe eine Decke über den Schoß bekommen und die Narkose wurde gelegt. Ich bin mit einem guten Gefühl eingeschlafen – und wieder aufgewacht. Dann durfte ich mich in der Praxis noch ein bisschen ausschlafen.

Die Intubation bekommt man ja nicht mit, weil man da schon schläft. Nichts von dem, was ich Mund passiert, habe ich damals mitbekommen.

Google doch mal nach Zahnärzten in deiner Gegend, die auf Angstpatienten spezialisiert sind. Das ist alles wirklich halb so wild.

Herzlich
Wildi
Atmen.
Leben?
Beiträge: 228
Registriert: Mi Okt 02, 2019 1:53 pm

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von Leben? »

Hallo Stille Wasser

Bei mir ging es zwar bis heute nicht um Zähne, aber um ein paar andere Eingriffe unter Narkose.

Wie Wildi bereits schrieb, wenn du es vorher beim Arzt und in der Vorbesprechung ansprichst, bekommst du vorher eine Tablette die dich bereits vor der eigentlichen Narkose betäubt.

Kann dich eine Person deines Vertrauens begleiten? Auch das ist nicht ungewöhnlich. Und jetzt wo Corona vorbei ist sollte es keine Schwierigkeit sein.

Was brauchst du für dich, um solche Situationen besser zu überstehen?

Bei mir ist es keine zu ausführliche Aufklärung vorher. Und klare Anweisungen während der Behandlung.

Wenn ich doch noch was genauer wissen möchte frage ich später nach oder lese im Internet.

Im Wartezimmer lenke ich mich mit Rätseln oder schönen Fotos ab.

Was ich wichtig finde das im Aufwachraum möglichst keine Trigger sind. Zb Bilder an der Wand.

Gibt es ein Thema über das du dich während des Einschlafens und Aufwachens unterhalten kannst? Ein Haustier oder Hobby?

Vielleicht hilft es dir, dass du nicht der einzige Patient mit Angst und Panik bist.

Gute Ärzte können damit umgehen. Das lässt sich zum Teil auch telefonisch vorab klären.

Alles Gute für deine OP und viel Mut und Kraft.

Eine Technik mich im Raum zu orientieren und Farben suchen. Alles grüne, rote, gelbe, blaue etc.
Leben?
Beiträge: 228
Registriert: Mi Okt 02, 2019 1:53 pm

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von Leben? »

Zum Zähne putzen. An manchen Tagen ist es mir auch nicht möglich. Übergebe mich dann beim Zähne putzen.

Mein Zahnarzt riet mir zum gurgeln mit Wasserstoffperoxid.

Die Verwendung einer 3%-igen Wasserstoffperoxid-Lösung mit Wasser (wie sie in den meisten Apotheken erhältlich ist) kann dazu beitragen, Plaque von der Oberfläche der Zähne zu entfernen und die frühesten Anzeichen einer Zahnfleischerkrankung zu behandeln.

Vielleicht geht das bei dir?

Womit ich keine Erfahrung habe ist Nägel kauen. Hörte schon öfter davon, dass es dafür klaren Nagellack gibt, der nicht schmeckt und dabei helfen soll es sich abzugewöhnen.

Eine Alternative könnte die Schlange von cubidi sein. Damit kann man gut die Finger beschäftigen. Eine Kunststoff Schlange aus der man verschiedene Formen bilden kann. Passt auch in die Hosentasche.

Oder Pop Spielzeug zum drücken von Kugeln.

Beides lässt sich zur Reduzierung von Stress nutzen. Oder gegen Langeweile.

Eine weitere Idee. Schlangen aus Büroklammern basteln.

Weiß nicht wieviel Therapie Erfahrung du besitzt. Oder ob du in Therapie bist.

Frag dort mal nach Skills, Notfallkoffer und Imagination. Zb der sichere innere Ort. der innere Garten. Tresortechnik.

Je nach Situation können diese Dinge hilfreich sein.

Was hältst du von Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder PMR ( progressive Muskel Relaxion)?
silan
Beiträge: 202
Registriert: Do Jul 18, 2019 9:17 am

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von silan »

Hallo stillewasser,
bei uns gehts auch nicht ohne Vollnarkose... :? Sind auch gerade dran an diesem Thema. schon allein die annäherung daran ist schlimm. Arbeiten in der Therapie daran. Obwohl wir nichts negatives berichten können über die Behandlung in Vollnarkose.
stillewaesser
Beiträge: 5
Registriert: Di Sep 06, 2022 8:51 am

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von stillewaesser »

Hey danke für eure Antworten die mich etwas beruhigt haben.

Werde wohl alles in extrem kleine Pakete zerlegen und schauen, welcher Arzt das mitmacht.
Damit könnte ich die Narkose umgehen und ggf. über Röntgenbilder vorab schauen, ob ein Zahn ziehbar wäre oder nicht.
Nicht ziehbar würde für mich heißen, es gibt Entzündungen und die lokale Betäubung könnte dadurch ausfallen.
Kennt ihr ja bestimmt die Thematik mit den Betäubungen im Kiefer.
Wenn es dort ein entzündetes Gewebe gibt, nimmt es kein Wirkstoff auf oder ich glaube er wird extrem schnell verstoffwechselt?

Ansonsten sagte mir bisher jeder, diese Pillen die man vor der Narkose bekommt sind der absolute Wahnsinn.
Eine Freundin hätte pausenlos den Pfleger angegraben, weil sie auf Wolke 7 war.
Ein Kollege von mir sagte er hätte noch nie so schön in Watte und Glückshormone gebadet.
Wir sollen uns also absolut keine Gedanken machen...
Auch wegen Inturbation fragte ich?
Sie sagten beide: "Welche Inturbation? Hab ich nix von gemerkt"

Das macht mir erstmal sehr viel Mut und ich gehe davon aus, dass ich mit einem weiblichen Chirurgen/ Team in besseren Händen wäre.
Sorry, dass ich da so diskriminierend bin (also mit dem Geschlecht), aber ich glaube das ist bei mir so eine Sache.
Ich kann Frauen extrem leicht vertrauen, aber bei Männern habe ich auf Grund meiner Kindheit eine Blockade.
Es ist auch egal also da reicht einfach nur ein männliches Geschlechtsteil...

Habt ihr ähnliche Gedanken?
stillewaesser
Beiträge: 5
Registriert: Di Sep 06, 2022 8:51 am

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von stillewaesser »

Entspannungstechniken wirken irgendwie nicht.
Habe ich oft probiert und dann konnte ich mich absolut nicht drauf einlassen.

Was mir beim Entspannen sehr hilft ist Cannabis.
Bekomme es aber auch auf Rezept verschrieben und bin da mit einem Psychater in Kontakt (machen eine alternative Therapie).

Andere Medikamente würde ich nicht mehr nehmen und ich nehme Cannabis auch nur nach Bedarf.
Zb. wenn ich Abends beim Einschlafen eine Panikattacke bekomme und morgens früh um 6 Uhr der Wecker geht.
Oder falls ich anfange in die Isolation zu gehen (Cannabis beendet Zwangsgedanken/ Zwänge).
Es ist leider nicht ideal, aber besser als alles was ich vorher in 34 Jahren versucht habe.
herzkrank
Beiträge: 205
Registriert: Mi Aug 05, 2020 9:34 am

Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von herzkrank »

mir hat nach einer längeren zahnarzt abwesenheit auch geholfen, im privaten umfeld auf einen zu treffen, der darauf spezialisiert ist. eine schwester streichelt mir die schultern, ich bringe meine musik mit, ich bin sicher, dass sie nichts überflüssiges machen. und wenn es nicht mehr geht, gehe ich nach hause und komme an einem anderen tag wieder. damit fühl ich mich jetzt ok. narkose war bei mir kein problem.

beim frauenarzt habe ich zum glück auch eine sehr verständnisvolle, dass ich kommen kann um einmal nur zu reden, einmal brust untersuchen, einmal abstrich und falls nichts geht, geh ich auch wieder.

schön, dass doch viele verständnisvoll sind.

beim zähneputzen zerleg ich es auch in einzelne teile und fang mit dem an, was am schwersten ist (bei mir innen hinten), weil es eine kurze zeit immer funktioniert.
Evenstar
Moderator
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Re: Frage zu Narkose/ Inturbation und Zahnarzt

Beitrag von Evenstar »

stillewaesser hat geschrieben: Mi Aug 09, 2023 2:52 pm Hey danke für eure Antworten die mich etwas beruhigt haben.

Werde wohl alles in extrem kleine Pakete zerlegen und schauen, welcher Arzt das mitmacht.
Damit könnte ich die Narkose umgehen und ggf. über Röntgenbilder vorab schauen, ob ein Zahn ziehbar wäre oder nicht.
Nicht ziehbar würde für mich heißen, es gibt Entzündungen und die lokale Betäubung könnte dadurch ausfallen.
Kennt ihr ja bestimmt die Thematik mit den Betäubungen im Kiefer.
Wenn es dort ein entzündetes Gewebe gibt, nimmt es kein Wirkstoff auf oder ich glaube er wird extrem schnell verstoffwechselt?

Ansonsten sagte mir bisher jeder, diese Pillen die man vor der Narkose bekommt sind der absolute Wahnsinn.
Eine Freundin hätte pausenlos den Pfleger angegraben, weil sie auf Wolke 7 war.
Ein Kollege von mir sagte er hätte noch nie so schön in Watte und Glückshormone gebadet.
Wir sollen uns also absolut keine Gedanken machen...
Auch wegen Inturbation fragte ich?
Sie sagten beide: "Welche Inturbation? Hab ich nix von gemerkt"

Das macht mir erstmal sehr viel Mut und ich gehe davon aus, dass ich mit einem weiblichen Chirurgen/ Team in besseren Händen wäre.
Sorry, dass ich da so diskriminierend bin (also mit dem Geschlecht), aber ich glaube das ist bei mir so eine Sache.
Ich kann Frauen extrem leicht vertrauen, aber bei Männern habe ich auf Grund meiner Kindheit eine Blockade.
Es ist auch egal also da reicht einfach nur ein männliches Geschlechtsteil...

Habt ihr ähnliche Gedanken?
Hallo stillewaesser,

aus meiner Erfahrung (nicht Patientin, aber die Gegenseite) würde niemand intubiert, der/die nicht schon so tief weg war in Narkose. Davon sollte niemand was mitbekommen. Im Normalfall war der Tubus auch gezogen, wenn die Leute aufwachen.

Berichte doch beim Vorgespräch, dass du darum bittest, dass eine Frau mit anwesend ist.

Und zu der Tablette, überwiegend war es Tavor, was da gegeben wurde, kannst du aber auch erfragen.

Und wir haben die Leute immer gut in den Schlaf begleitet, gute ruhige Gespräche dabei.

Dir alles Gute
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



Ich geh meinen Weg ans Ende
Sehnsucht nach der Zukunft
Heimweh nach der Fremde

(Max Herre-Fremde)
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