"Glücklich ohne Erinnerung"

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Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Hallo Wasserblume
Hoffe ist OK kurz Frieda was zu schreiben.

@Frieda: es tut mir sehr leid für dich und ich finde mich in vielen wieder, in der Einsamkeit und der Unfähigkeit neue Beziehungen einzugehen und dass die Erinnerungen nicht aufhören. Und vor allem die Frage wie man mit all dem wissen ein gutes leben führen soll.
Anderseits glaube ich einhundert prozentig, dass die amnesie auch (körperlich) sehr krank machen kann, weil es dann eben unbewusst brodelt. Andere Menschen mit Amnesien bekommen dann evtl. Krebs weil der Körper leidet, hohe Entzündungswerte hat etc. Das alles weiss man ja heute aus der traumaforschung
Ich wünsche dir viel Kraft und gute Traumatherapie und vor allem neue gute Beziehungen.

(Ich denke schon dass es kommt wenn das Umfeld stimmt oder eben auch gar nicht. Wenn ein neues Trauma passiert oder ein starker Trigger oder es eben einfach nicht mehr geht, wenn die Kraft es wegzudrücken nachlässt. Das kann es auch auslösen.
Besonders eine gute Therapie kann da viel ausmachen denke ich. Die Psyche weiss wann es passt im guten wie im schlechten. Das kann man rational null beeinflussen.)

Dir wünsche ich da natürlich auch liebe Wasserblume. Ich freu mich von dir zu lesen.
Eli
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo,

Danke euch für die Antworten. Hat ein bisschen gedauert, sorry. Wenn ich das so lese denke ich, dass es genauso wenig wie es _den_ MB gibt auch nicht _die_ Amnesie gibt. Für mich war das jedenfalls nicht grade ein friedlicher Dornröschenschlaf aus dem ich dann mit Trauma Inhalten aufgewacht bin, ich hatte eine starke Essstörung, selbstverletztendes Verhalten, massive Traumasymptome etc und das alles scheinbar grundlos, was für mich am schlimmsten war ... habe mich wie eine Simulantin gefühlt(und es wurde mir auch so gespiegelt). Und ja, einige Aspekte davon (insb. die
Essstörung / Suchttendenzen) sind absolut besser geworden durch die Integretion. Wobei das wie leider so schlecht gelaufen ist, dass ich auch verschlimmerungsphasen hatte wo es schien als würde es eher bergab gehen. (Ich beziehe mich auf die Erfahrungen dich ich erinnert habe und integrieren konnte).
@ Frieda, tut mir wirklich leid, das klingt schlimm und so zweifelt man sicher an den eingeschlagenen Weg. Wie lange machst du schon Therapie? Sind die Erinnerungen während der Therapie "einfach" zurück gekommen, oder durch Emdr, wenn ich fragen darf ?
@eli, ja so empfinde ich das für mich persönlich auch. Also für die Amnesie zahlt man ebenso einen Preis. Ich hab zB alle meine Ziele verloren und fühle mich oft wie die Leute in der Stadt der alten Kaiser aus der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende, falls jemand das kennt. Eine Stadt voller wirrer Leute die sich selbst auf ihrem Weg verloren haben und einfach nur noch so von Tag zu Tag leben. Hat corona sicherlich auch nochmal verschlimmert...
@Bugs ja wahrscheinlich hast du recht, also ich hatte auch Vorteile von der Amnesie. Allerdings frage ich mich immer ob es wirklich Leute gibt die sich damit als geheilt betrachten, während ich Leute kenne die sich nach der Integration ihrer Traumata als geheilt erleben (großes Wort, ich weiß, und es hängt immer auch von den konkreten Erfahrungen ab und wie viele andere Ressourcen einem noch zur Verfügung stehen etc). Danke auf jeden Fall für die Antwort.

Bei mir fehlen zB nicht nur Erinnerungen an möglichen MB sondern insgesamt viele Jahre, Erinnerungen an eine konkrete Person komplett, sowie Erinnerungrn an "mich selbsr" Gedsnken, Erkentnisse etc. Auch auf der Amnesie Ebene erlebe ich es nicht so, dass man nur das unangenehme verliert, sondern auch ganz viel Identitätsstiftendes und Wurzeln, auch wenn diese mit Schmerz versetzt sind. Das ist für mich ein sehr hoher Preis.
Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Hallo Wasserblume

Ich finde das so krass bei dir dass Dinge zurück kamen und integriert wurden und gleichzeitig aber noch so viel komplett weg ist. Ganze Jahre... Puuh was sagt denn deine thera dazu? Finde das ungewöhnlich.
Ich habe nie ganze Jahre vergessen. Ich hab mich immer an Zeug aus der Schule erinnert. Das war der Bereich der nie weg war. Mittlerweile merke ich dass ich von zu Hause viel nur noch weiss von Fotos oder was mit Mal erzählt wurde aber einige Dinge weiss ich auch noch.

Nee ich glaube amnesie ist selten so dass da dann keine Symptome sind. So einhundert Prozent ist die amnesie dann eben doch nicht... Etwas im Gehirn ist geschädigt. Wird beeinflusst vom Trauma etc. Wie auch immer.

Das klingt sehr schade mit dem auf dem Weg verloren. Und mit dem eben weniger Identität. Ich habe mich oft lebendig und in Kontakt gefühlt und wusste was ich will... Das war hilfreich auf jeden fall. Ab Mitte 20 wurde das aber immer weniger.
Irgendwann wird das eben immer weniger.

Ich weiss ehrlich gesagt nicht was ich dir wünschen soll. Gerade kämpfe ich so sehr dass ich mir wünsche diese Dinge nie mehr gewusst zu haben. Aber ich weiss auch dass ich das in der amnesie mir nicht vorstellen konnte. ich hatte keine Vorstellung was alles weg sein kann. Und ich weiss dass ich die amnesie auch nicht länger ertragen hätte. Weil es raus musste.

Alles gute für die nächsten Tage. Ich lese dich weiter
Eli
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo Eli,
Danke dir für die Antwort....hatte auch schon mal eine geschrieben und dann war sie wieder plötzlich weg, danach war ich so entmutigt, aber jetzt ein neuer Anlauf.
Ich glaube mir kommt es gar nicht so krass vor wenn ich die Umstände nochmal genau bedenke.
Also dass ich damals vor 10 Jahren dachte dass es nur eine "böse" Person in der Familie gäbe und diese nun fort wäre und "alles gut wird", und dieses Gefühl hat mir eben so eine Sicherheit und Halt gegeben für eine kurze Zeit. Außerdem ( lese dazu nicht oft was und spreche auch nicht so oft drüber, weil es mir manchmal wie Hokuspokus vorkommt ) habe ich damals wirklich exzessiv meditiert und auch gezielt daraufhin tief in der Seele den inneren Knoten zu finden, "warum ich so bin" . Ich glaube wirklich dass diese Sachen zusammen da eben so Widerstände aufgelöst haben. Aber was dann kam war eben so schlimm und irgendwie auch eine Reinszenierung der Ursprungssituation, dass da erstmal alles doppelt und dreifach dicht gemacht wurde. Auch dass ich dann zB selbst versucht habe die Anteile/Erinnerung wieder wegzupacken kam nicht gut an innen. Und ja momentan bin ich leider leider (Studium, Corona- ist jetzt ja vorbei , aber kam wirklich ungünstig für Studijob Suche) von der/einer Verdachtsperson abhängig finanziell. Kommunikation ist auf ein Minimum beschränkt und läuft über eine Freundin, aber trotzdem. Du hast das ja nochmal geschrieben mit Null Kontakt und ich denke auch, ich muss alles daran setzen das dieses Jahr zu ändern.
Ich merke jetzt gerade durch die neue Thera auch an wie vielen Stellen ich mich selbst sabotiere. Also es sind nicht nur blöde äußere Umstände (auch) , aber halt auch Sachen die ich bzw täterloyale Anteile gezielt machen.
Achso und zu der Art der Amnesien... hm also vllt fallen mir auch noch vereinzelt Momente ein aus einem bestimmten Alter... aber ich merke halt, an der Art der Erinnerung stimmt was nicht... also die sind wie aus ner Zeitschrift ausgeschnitten und der Rest fehlt... und fast alles mit dem vat** fehlt . Also jahrelang war die ganze Person komplett weg , hätte nicht mal mehr sagen können wie die aussieht. Das ist jetzt schon anders. Aber da weigert sich was innen total.
Es tut mir so leid, dass dein weg mit den Erinnerungen und allem so grausam ist. Ich wünsche dir ein paar Lichtblicke und andere Eindrücke, dass das Leben aus so vielen anderen besteht,bestehen kann, Kraft und im Außen mehr Halt.
Evtl **trigger, geht um täterloyale anteile**)

Mit meiner neuen Thera geht es jetzt schon öfter um so täterloyale Anteile bzw eben diese Selbstsabotage und ich merke auch, dass "ich" (kommt ja eigentlich von außen...) es mir eigentlich gar nicht gönnen kann ein schönes leben zu führen, mal nicht gestraft zu sein. Die letzten Tage musste ich ziemlich viel weinen über diese Einsichten die ich immer noch erst langsam verarbeite. Es ist auch so ein Gefühl von, wenn ich das jetzt loslasse (ich bin schlecht, schuldig, bö**..) dann löse ich mich ganz auf und nichts bleibt von mir. Kennt das jemand? Dass man das Gefühl hst man ist dahinter gar nichts anderes mehr? Ich weiß dass die neue Thera so was mal meinte, ds ging es darum warum die alte Therapie irgendwann nicht weiter geholfen hat. Dass die Täterinrojekte oft gerade dann aktiviert werden, wenn es eigentlich besser wird, weil es genau darum geht, dass es nicht besser werden darf. Aber da war ich noch nicht so weit dass mit irgendwas in mir in Verbindung zu bringen.
Naja, auf die Ausgangsfrage des Threads zurückkommend.... ich Frage nich wirklich ob es Leute gibt die ihren Frieden damit finden können, dass sie wissen, dass da was war, aber nicht was. Das man nie alles weiß ist klar. Aber irgendwie ist das bei mir so, als ob ich das spüre, dass teile von mir einfach fehlen, und dieses unvollständig sein... ständig nur halb da sein... kann mir persönlich kein erfülltes Leben damit vorstellen. Aber es würde mich wirklich interessieren .
Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Hallo liebe Wasserblume,

entschuldige, ich habe so lange nicht geantwortet.

Ich denke schon dass es helfen kann zu wissen die böse Person ist weg und eben zu denken es sei damit alles ok. Ging mir ähnlich. Man weiss ja echt nicht mehr. Plus eben Meditation etc. Ich denke das kann schon stabilisieren.

Darf ich fragen was dann kam? Erinnerungen an andere taterInnen? An den v?
Ja null Kontakt ist echt wichtig. Also wenn man therapeutisch arbeiten will an den Sachen...

Das habe ich auch mit dem Gefühl die Erinnerungen sind wie von Fotos oder auswendig gelernt.

Danke für deine lieben Wünsche. Das wünsche ich dir auch .

Kennst du alten Begriff der negativen therapeutischen Reaktion. Erinnert mich an das was du schreibst..dass es nicht besser werden darf...
Mmh ich kenne das... Da war nur ich der K*tzbrocken..und ich wusste gar nicht wer ich sonst bin.. aber ich denke das wird und entwickelt sich wenn du es los lässt. Schritt für Schritt. Mit der Zeit. So war es bei mir.
(Und ja heute Werte ich mich immer noch ab das ist aber anders...im Grunde weiss ich dass ich nicht schlecht bin. Das ist nicht mehr so ich syston eher ich dyston um andere Menschen auszuhalten...)
Du darfst ein gutes leben haben auf jeden Fall. Es braucht aber Zeit dass zu lernen und eben auch zu betrauern wie man sich vorher auch selbst sabotiert hat. Vielleicht hilft der Gedanke dass es anders werden darf. Nicht besser aber anders. Vielleicht nimmt das Druck.

Ich wünsche dir eine gute Woche mit ein paar inneren und äußeren Sonnenstrahlen. Erzähl gern wie es dir geht. Ich lese weiter mit.

Eli
herzkrank
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Registriert: Mi Aug 05, 2020 9:34 am

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von herzkrank »

Wasserblume hat geschrieben: Di Nov 08, 2022 4:46 pm Hallo Herzkrank,
Danke für die Nachricht, bin auch nicht so oft hier aber zufällig grad mal vorbei geschaut. Das mit der Traumaambulanz klingt für mich sehr ungewöhnlich. Ich freue mich für dich, aber ich bin auch ehrenamtlich mittlerweile in dem Bereich "Traumagesundheitsversorgung" vernetzt und hatte auch mal selbst bei der lokalen Traumaambulanz angerufen und meine Info ist,dass die rechtlich ausschließlich behandeln dürfen bei Personen die über das OEG abrechnen wollen/können. Vllt ist es bei dir wg dem Unianschluss ja anders. Klingt gut. Ich bin jetzt mit meiner "klassischen" thera sehr zufrieden momentan und mehr geht immer, aber hilft auch nicht unbedingt alles auf einmal, da ich auch noch neurofeedback mache :) danke für das teilen deiner Erfahrung, hoffe du kommst gut voran weiterhin. Trauer und Schmerz gehören zu einem volle(re)n Leben dazu, ich knabbere auch grade daran rum. Nicht immer einfach dafür Raum zu finden, ist ja auch nicht grade willkommen in unserer Kultur.

ach schade. ich wär davon ausgegangen, dass es auch in anderen städten an die uni angebunden ist und so funktioniert. vorrangig behandeln sie dort auch über das oeg, die haben auch keine wartezeiten. da sie aber allen helfen wollen, nehmen sie mit langer wartezeit dann aber jede auf. ich bin da sehr froh drum.

freut mich, dass es bei dir auch mit einer normalen therapie gut funktioniert.

mir geht es gerade schlechter. an manchen punkten besser, aber bei krisen kommt immer wieder der gedanke, es nicht aushalten zu können. vielleicht ist das auch der boykotteur, der es mich nicht gutgehen lassen will. weil eigentlich kann ich es inzwischen aushalten. immerhin führte es dazu, dass ich mich jetzt nochmal in einer psychosomatischen klinik angemeldet habe. das hatte mir letztes jahr sehr gut getan
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