Zusammenwachsen

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
Laraaa

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Laraaa »

Liebes elefantenkind,

das funktionieren ist ein harter Brocken.. weil es ja zweierlei bringt: einmal sich gut zu fühlen, weil man Dinge erledigt und weiter bringt, selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind. Es ist gut für die Selbstwirksamkeit. Und auf der anderen Seite ist es ein Mittel um die Gefühle wegzudrücken oder wenigstens sehr klein zu halten. Beides gleichzeitig, also etwas funktionieren und etwas Gefühle zulassen empfinde ich als sehr schwierig, aber langfristig der beste Weg. Ich denke das verläuft aber in Phasen. Bei dir sind wohl gerade die Gefühle dran, und das ist ok! Da darfst du auch mal nicht funktionieren und etwas durchhägen. Manchmal wird das im Innen auch einfach gebraucht, damit es den nötigen Raum für Verarbeitung gibt.

Kannst du im Innen einen Helfer darum bitten, besonders gut auf die betroffenen Anteile zu gucken? Für sie da zu sein, vielleicht die Hand zu halten?
Es sind so oft innere Kinder, die so hoch emotional reagieren. Und ich möchte sie annehmen und beruhigen. Und ich möchte ihnen klar machen, liebevoll vermitteln, dass wir 2019 haben. Sie wissen das tatsächlich nicht. Sie wissen nicht, dass diese frühere Freundin heute schon lange keine Freundin mehr ist, weil wir uns auseinander gelebt haben. Dass es für mich als Große zwar traurig ist, dass diese Freundschaft zerbrochen ist, aber das ist schon vor längerer Zeit passiert und in Ordnung für mich.
Das finde ich klingt so verständnisvoll und lieb und wertschätzend. Finde ich toll! Auch das Fotobuch finde ich eine prima Idee, aber kannst du das evtl mit jemandem gemeinsam machen? Ich denke da wäre Unterstützung im rl gut..

Mach dich nicht fertig, ich wünsche dir eine gute Nacht und dass du morgen etwas gutes für dich tun kannst!

Lieben Gruß
Laraaa
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Vielen Dank für eure Antworten.
Sehr schwere Kost das Thema. Sehr schwer, zu fühlen, dass ich es verdiene, gut zu mir zu sein - ausgerechnet dann, wenn ich nicht funktioniere.
Und ja, es tut auch weh, das aufzugeben, weil es mir viel bringt. Das hat mir die Augen geöffnet, was du geschrieben hast, laraa.

Heute Nacht habe ich richtig lange geschlafen und bin jetzt wieder etwas stabiler.
Mal sehen, ob ich das hinbekomme mit dem Fotoalbum. Es wäre echt schön. Ich dachte, ich kann es ja ganz klein anlegen, also zum Beispiel für jedes Jahr nur ein oder zwei Fotos.

Das Problem ist, dass ich zu wahnsinnig viel Projekten und Vorhaben neige und mich damit gerne mal selbst überfordere. Und dass es wie ein Zwang ist, das alles zu tun. Immer wieder mit dem inneren Argument, dass ich darauf nicht verzichten will. Hört sich jetzt komisch an. Aber es ist so ein Kampf, dass ich in meinem Leben auch Energie und Zeit für schöne Sachen und soziale Kontakte habe. Das kommt irgendwo tief aus mir heraus. Es war mir sicher immer sehr dienlich, aber es hat viel auch mit dem funktionieren zu tun, weil diese Impulse keine Rücksicht nehmen darauf, wie es mir geht, was ich brauche, was ich eigentlich für Bedürfnisse habe.

Mir wird gerade etwas anders. Puh. Zu spüren, dass das so ein tief in mir verankerter Impuls ist. Den ich schlecht bremsen kann und der nicht immer gut für mich ist, oder sogar oft nicht für mich ist, sondern nur scheinbar gut. Denn wirklich gut ist es nur, wenn ich gleichzeitig darauf achte, wie es mir geht. Und das ist grundsätzlich sehr schwer, und bei diesem Impuls doppelt schwer.
Laraaa

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Laraaa »

Hallo elefantenkind,

schön dass es dir ein klein wenig besser geht!
Das Problem ist, dass ich zu wahnsinnig viel Projekten und Vorhaben neige und mich damit gerne mal selbst überfordere. Und dass es wie ein Zwang ist, das alles zu tun. Immer wieder mit dem inneren Argument, dass ich darauf nicht verzichten will. Hört sich jetzt komisch an.
Ach ja das kenne ich auch gut.. ich glaube bei mir hat es etwas mit "mir selbst beweisen, dass ich es kann" zu tun.. ich nehme mir so viele Sachen vor, das jeder im Umfeld sagt: "das ist gar nicht zu schaffen". Und dann sitze ich ständig bis tief in die Nacht dran und schaffe es und denke mir, ha nun hab ichs allen gezeigt. Obwohl ist es niemandem "zeigen" müsste???! Total blöd eigentlich. Nach 2 anstrengenden Wochen bin ich dann 2 Wochen lang total ausgeknockt und kann nur noch schlafen und auf der Couch liegen.. also insgesamt schaffe ich dadurch auch nicht mehr als andere, eigentlich ist es nur ungesund.. leider habe ich keine Tipps für dich, wie man das durchbrechen kann?

Eine schöne Restwoche!
Laraaa
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Besuch bei meiner Mutter ist geplant. Unser Verhältnis scheint sich zu verbessern. Ich komme wieder immer mehr in die Rolle der erwachsenen Person , die Kinder sind innen versorgt und außen versorgt und ihre Bedürftigkeit trenne ich von meiner Mutter.

Jetzt sollen wir ja alle Reisen unterlassen...
Und ich merke, das es mich traurig macht. Verrückt!!!!
A.Rhiannon
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,

ich freue mich so, dass du noch hier bist. :)

Ich war ja selbst lange weg und habe jetzt einen neuen Thread gestartet.

Ich lasse dir ganz liebe Grüße hier.

Ja, das kenne ich auch, dass da ganz widersprüchliche Gefühle in einem sind. In Bezug auf die Mutter. Das darf da sein. Ist aber manchmal auch schwer auszuhalten.

Alles Liebe für dich,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe A.Rhiannon,
Ich bin noch hier, mich scheint dieses Thema wirklich immer zu begleiten. Aber auch immer mal in den Hintergrund zu treten...
Schön von dir zu lesen!

Ich war im April bei meiner Mutter und habe es tatsächlich geschafft, während des Besuches inkl Übernachtung in der Rolle der Erwachsenen zu bleiben. Darauf bin ich so stolz!
Ich wünsche mir sehr, dass das so bleiben kann.
Laraaa
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Laraaa »

Hallo elefantenkind,

habe mich gefreut von dir zu lesen, und dass der Besuch bei deiner Mutter gut geklappt hat! Das ist ja wirklich eine große Leistung, freut mich und ich wünsche dir alles Gute bei dem weiteren Weg.

Lieben Gruß
Laraaa
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Danke für deine Rückmeldung und deine lieben Wünsche, Laara!
Ja, es kommt mir wir ein kleiner Schritt vor, a er es ist in Wahrheit ein sehr sehr großer!!!
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Mich gibt's noch und auch mein Thema ist noch wichtig. Muss es mal kurz gegens Vergessen hochholen...
Gast_Wolke

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Gast_Wolke »

hallo elefantenkind

ich wollte mal hören wie es dir geht...
Liebe Grüße
wolke
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Es haben sich zwei Jugendliche umgebracht. Sie haben sich vor einen Zug gestellt.

Ich kenne die Geschichte des einen. Wie seine Mutter versucht hat, ihrem Kind zu helfen. Wie das Kind später der Jugendliche durch alle Raster gefallen. Niemand hat ihm geholfen. Die Schule nicht. Das Jugendamt nicht. Das Gericht nicht. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht.

Es macht mich so unendlich traurig. Ich kann es kaum aushalten. Ich weine den ganzen Tag. Diese Einsamkeit. Diese verlassenen Seelen.
In mir ... Wer ist da? Mein suizidaler Anteil? Ich versuche Kontakt aufzunehmen. So schwer.

Ich höre, dass der suizid der Schritt in die Freiheit ist. Ob ich wirklich denke, dass es sich lohnt am Leben zu sein?

Ich bin so sehr getriggert und weiß nicht, mit wem ich darüber reden kann.
Gast_Wolke

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Gast_Wolke »

hallo elefantenkind

das tut mir sehr leid. setz mich mal zu dir wenn ich darf.
ich denke dass es für manche Menschen eine Befreiung sein kann. ja. aber wer weiss schon was dann kommt? sicher ob es da nicht auch ähnlich schlimm ist kann niemand sein.

evtl trigger


die thera sagte wenn man ganz sicher ist dass es auch die nächsten ganzen Jahre nicht besser wird sei es okay. eine Freundin hat sich umgebracht die ewig mb wurde, schlechte Thera UND dazu extreme chronische körperliche schmerzen hatte die die MB Sachen triggerten. wo klar war die werden nicht besser. das wäre für mich ein Mensch wo ich es verstehen kann. und denke es wäre nicht besser geworden vermutlich. oder es gab eben einfach keine Kraft mehr.
aber ja sonst... ich denke nicht dass man das sagen kann.


trigger Ende


was triggert dich genau? sorry merk gerad dass ich gar nicht weiss ob dir das hilft oder was dich besonders quält.

es ist schrecklich wenn so was passiert. gerade wenn sie so jung sind denk ich oft es hätte sicher nach der Pubertät ruhiger in ihren Leben werden können. und auch schwer auszuhalten dass eben keine Hilfe gefruchtet hat. bemühen war ja sicher da. traurig wenn Hilfe nicht die ist, die der Mensch braucht. :cry:

noch zu deinem einen Satz... wenn ich da mal von mir sprechen darf... ich denke nicht dass es sich lohnt am leben zu sein. Gerade! so Phasen dürfen sein. es geht eben drum dass Phasen sind dass es auch andere Phasen gibt und dass sie weniger werden bzw man lernt damit zu leben als Teil der eigenen Erfahrungen. früher da war der Gedanke dass man sich umbringen kann ja oft der letzte Anker und ich finde auch wenn das hart ist sollte man das würdigen als Ausweg für einen selbst. daraus spricht ja viel Not.
das klang jetzt so negativ aber die thera sagt der Mensch habe einen riesigen überlebenswillen. und das glaube ich auch. schwer wird es bei so Zeug wie jemand drängt einen dazu...oder man hat ewig nicht geschlafen...ist alkoholisiert...dann aber natürlich nicht nur dann wird es glaub richtig gefährlich weil man sich selbst noch weniger steuern kann als eh schon.

ich wünsche dir Trost Zeit zum weinen und gute Gründe um am Leben zu bleiben.
pass auf dich auf.
gast wolke
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Gast Wolke
Danke dass du mir so ausführlich geantwortet hast. Es berührt mich immer wieder wenn fremde Menschen, die noch nicht kennen und nicht sehen, sich nur zuwenden.

War lange nicht hier. Hat gepasst so. Wechselt aber jetzt wieder. Hab Kontakt zur inneren Einsamkeit bekommen und bin dann doch wieder erschrocken , wie ich monatelang einfach nicht mehr mitbekomme, was da noch für Gefühle in mir sind. Starke, tiefe traurige einsame Gefühle, die so abgespalten sind.
Wann endet endlich der überlebensmodus? Nie?
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Heute einfach in einen Abgrund gestürzt.

Nach so vielen Monaten von null auf hundert mit extremen Gefühlen konfrontiert. Ich kenne mich selbst nicht. Ich spüre mich so wenig. Ich kann nicht sagen, wer ich bin. Was ich möchte. Was mir gefällt. Was mir nicht gefällt. Wie ich mein gegenüber finde. Ich habe keine Verbindung zu meinem inneren. Keine Verbindung zu meiner Intuition.
Dazu untröstliche Einsamkeit.

Funktionieren ist schädlich. Denn es macht wieder alles weg. Hab mich jetzt für morgen krankgemeldet. weiß nicht ob es einen Unterschied machen wird…
Aufatmende
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Wohnort: hinter den Bergen bei den sieben Zwergen

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Aufatmende »

Ich schicke dir eine Elefantenmama und einen Elefantenpapa gegen die Einsamkeit und eine Leiter, um aus dem Abgrund wieder hinaus zu klettern. Stufe für Stufe.
Rückfälle sind Vorfälle!
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