Notizen

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Cady

Re: Notizen

Beitrag von Cady »

Liebe Waldkatze,

dein Thema berührt mich, ich glaube, wir haben von der Struktur her ein ähnliches Mutter-Thema.

Bei mir kamen folgende Gedanken auf:
Wie vertraut ist deine Körpertherapeutin mit Trauma und Konfrontation? Wirkt sie, als ob sie viel auch fachlich dazu weiß?
Das ist bei Körpertherapeuten ja nicht immer so.
Wie begründet die Therapeutin, dass das für dich hilfreich wäre.
Siehst du das ebenso wie die Therapeutin oder denkst du - naja, sie ist Therapeutin, jetzt sollte ich das mal befolgen?
Was denkst du dazu?

Weil - mein Traumatherapeut zu Konfrontation gesagt hat:
nur dann, wenn die Dinge verarbeitet sind -
so wirkt es bei dir auf mich nicht beim Lesen.

Dann: neutraler Ort-

Plus: ganz wichtig:
wenn das Gegenüber verletzend reagiert, anfängt zu manipulieren, erneut Missbräuchliches stattfindet -
aufstehen und gehen. Das darf aufwühlen, aber einen nicht mehr völlig aus dem Takt bringen.
Wenn jemand einen nicht gut behandelt und es nicht klärbar ist, dann sollte man sich von der Person fernhalten, außer vielleicht man kann sich im Kontakt so schützen, dass man keinen Schaden nimmt.

Kontaktabbruch, vermutlich auch einfach aufstehen und gehen, kommt bei dir nicht in Frage sagst du. Angst hat ja auch Schutzfaktor und nicht nur Bremsendes - da würde ich versuchen hinzuschauen, ob die Angst, die du hast nicht sehr berechtigt ist und dich auf sinnvolle Art schützen will.

Wäre es dann nicht besser erstmal in einem geschützten Rahmen
Waldkatze hat geschrieben:Es steckt und stockt in mir, ich habe grosse Angst, eine Lawine loszutreten, wenn ich den Schmerz über das, was das Verhalten meiner Mutter mit mir und aus mir gemacht hat in Worte zu fassen versuche, wie die Thera mir dringend rät.
das in Worte fassen für dich, zu tun? Zu der Angst vor der Lawine zu schauen, usw. ganz in Ruhe, in deinem Tempo?

Wenn du das durch hast, verarbeitet und stabil damit einigermaßen -
dann erst Konfrontation?

Gruß, Cady
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Es ist raus. Ich war im Wald und habe ein Bild von ihr angeklagt, zuerst ganz leise und zögerlich, später laut und tränenreich. Ach du Schreck tut das immer noch weh, und Wut und Trauer über die Folgen heute noch, jeden Tag.
Bin drei Tage herumgelegen wie wenn mir einer mit der Keule eins übergebraten hätte. Jetzt geht es wieder, aber weh tut es noch.

Mutter selbst bin ich aus dem Weg gegangen und hatte mit dem Schmerz auch eine Art Handhabe, um ihrem emotionalen Druck nicht nach zu geben.
Vorläufig gehe ich höchstens in Begleitung dort hin.

Die Körperthera ist mit Trauma vertraut.
Wichtiger aber war mir, dass ich spürte dass es notwendig ist.
Ich stolpere im Alltag andauernd drüber und es lähmt mich im Umgang mit der Exchefin. Es ist wichtig, ihm den richtigen Platz - bei meiner Mutter eben - zuzuweisen. Und die richtige Zeit, denn ich bin nicht mehr klein, und diese Frau ist nicht meine Mutter, ich bin nicht von ihr abhängig, und ich will nicht mehr klein und wehrlos werden wenn die bloss piep macht.

Irgendwo ist da mittlerweile auch das Vertrauen in meine Instinkte. Wenn ich spüre, dass es not tut und die Kraft habe, es durchzuziehen - dann kann ich es auch ertragen und verarbeiten, zumindest so viel, wie freigegeben wird.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Ich mag träumen
Vom Sommer
Lauen Abenden
Warmem Wind

Vom Baden im Fluss
Nackten Füssen
Dem Duft nach Heu
Und offenen Fenstern

Ich mag träumen
Von Licht und Freude
Kirschen vom Baum
Und einfach leben
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Schwer zur Zeit.
Ich bin es so leid, gegen immer dieselben Mauern zu rennen. Fenster zum Bewusstsein öffnen sich, und was ich sehe macht mich traurig.

Soziale Ängste bestimmen mich noch wesentlich mehr, als ich sehen und mir eingestehen konnte.
Ich bin nicht zu müde, um Freunde einzuladen, ich habe Angst davor.
Mir fehlt nicht die Zeit um raus zu gehen, ich fürchte mich vor Begegnungen.
Es liegt nicht an meinem Mann, dass ich mich bei meiner Familie nicht mehr sicher fühlte, es liegt daran, dass sich kein Mensch in denselben vier Wänden über längere Zeit für mich sicher anfühlt - vielleicht nie mehr.

Und ich frage mich, ob es sich lohnt zu kämpfen.
Aber was gibt es für Alternativen?
Ich muss zu einem gewissen Mass an sozialer Interaktion fähig sein und werden, denn so, wie es ist bewältige ich meinen Job, obwohl er nur wenig Kontakte erfordert, schlecht.
So habe ich auch keine Chance, etwas anderes zu finden - wer stellt schon jemanden an, der im Bewerbungsgespräch (trotz guter Vorbereitung und vorgängiger psychologischer Begleitung) zittert und kaum ein Wort heraus bringt?

Und ich übe doch so intensiv und konfrontiere mich, aber es verändert sich nicht wirklich. Es gibt vereinzelt gute Momente, aber meistens - und wenn es darauf ankommt - bleibt es, wie es ist.

Es gab einfach kein "davor". Kein Angenommen oder geliebt sein, kein einfach sein und schon gar kein richtig sein. Ich war bereits überflüssig, falsch und an allem Schuld bevor ich geboren wurde.
Wie soll man da so etwas wie Selbstbewusstsein entwickeln können?
Oder Selbstvertrauen, wenn doch gerade das, was einem schadet so sehr verinnerlicht wurde, dass man sich selbst eben nicht vertrauen kann?

Ich bin so müde.
Es ist schwer, die tiefen Verletzungen, die meiner Psyche beigebracht wurden zu würdigen. Es war (und ist) einfacher, zu sagen ich bin faul und wenn ich nur wollte könnte ich.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
elefantenkind
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Re: Notizen

Beitrag von elefantenkind »

Das ist so traurig.
Es tut mir so leid. Gerade das Gefühl, dass es kein davor gab.

Ich wünsche dir Hoffnung für deine Heilung. Ich bin sicher, dass schon viel an Heilung passiert ist, was du gerade nicht spüren kannst. Und es wird weitergehen, du wirst weiter wachsen und immer, eben in kleinen Schritten, neues lernen entdecken aufnehmen ausprobieren...

Und auf der andren Seite steht das Annehmen. Sich selbst annehmen mit der Geschichte, die schon zur Geburt begonnen hatte. Mit den Einschränkungen. Mit der unendlich tiefen Verletzung.

Und das du jetzt siehst, dass du eben nicht zu müde oder zu faul für etwas bist, sondern eben einfach alles eine besondere Kraft kostet aufgrund deiner Geschichte, das ist ja auch ein großer Schritt im Annehmen.

Wünsche dir sanftheit mit dir selbst.
Alles Liebe
Elefantenmädchen
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Merci dir. Sorry, bin extrem kontaktscheu wenn es mir so geht wie oben. Jedes Wort scheint so falsch dass sich regelrechte Katastrophen dahinter aufbauen, und so "sage" ich am Ende nichts.

Etwas besser. Ein lieber Mensch war da, und ich gewann etwas Abstand.
Da sind keine grossen Dinge, die sich einfach so ändern lassen, aber doch einige kleine Dinge. Und ja, ich kämpfe immer noch mit denselben "Schwächen" und kann sie nicht abstreifen, aber immerhin verändert es sich, wenn auch im Schneckentempo.

Ich darf mir meine eigenen Masstäbe setzen und darf nach meinem eigenen Gefühl handeln, und dieses darf und soll ich wahrnehmen, nicht wegdrücken. Man kann nicht einfach beschliessen, was man zu fühlen hat und was nicht! Aber wenn ein Gefühl da ist und es mir gelingt, es anzunehmen, kann ich schauen, wie ich damit umgehen kann und will.

Ich darf mir Hilfe suchen - und ich darf meinem Gefühl vertrauen, welche art von Hilfe ich am ehesten benötige. Wichtig ist nicht, dass ich nach Lehrbuch oder nach Mutters, Arbeitgebers, Arztes Meinung vorgehe, sondern dass ich die Fäden in die Hand nehme und mir die Hilfe suche, die ich brauche.

Nach Gefühl am ehesten einen Coach einen Blick auf meine Lebensführung und Work-Life-Balance werfen lassen und mir da Anregung holen, wie ich aus dem gefühlten Hamsterrad herausfinden kann, bevor ich mir mit Therapie noch mehr aufhalse. Arbeitsfähig bin ich ja.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Waldkatze hat geschrieben:Es liegt nicht an meinem Mann, dass ich mich bei meiner Familie nicht mehr sicher fühlte, es liegt daran, dass sich kein Mensch in denselben vier Wänden über längere Zeit für mich sicher anfühlt - vielleicht nie mehr.
Das will noch betrauert werden. Denn auch wenn ich es war, die ging, und weiss, dass ich gehen musste, und auch wenn ich die positiven Auswirkungen sehe, so vermisse ich sie doch alle drei, den Alltag mit ihnen.
Ich hatte es mir anders vorgestellt und gewünscht, als wir zusammenkamen und eine Familie gründeten.

Und noch etwas. Es mag dauern, bis Menschen mein Vertrauen haben und mein enger Kreis ist klein. Aber wer einmal in meinem Herzen ist, der bleibt es, auch wenn sich die Wege trennen und sogar wenn mir weh getan wird.

Meine Familie ist und bleibt meine Familie, und ich bin stolz auf uns alle, dass wir das letzte Jahr mit der Trennung so gut, mit so wenig Narben wie möglich hingekriegt haben.

Es ist traurig, sie nicht mehr jeden Tag um mich zu haben, obschon mein jetziges Zuhause sich sicherer anfühlt als alles zuvor und obschon es wirklich viel einfacher ist, weil ich mich seither nicht mehr verliere und immer weiss, was meine Gefühle sind.
Das darf nebeneinander stehen, denn egal welchen Weg ich gegangen wäre (oder weiter gehe), es wird immer Gutes und weniger Gutes geben.

Mit jeder Entscheidung lässt man auch etwas hinter sich.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
elefantenkind
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Re: Notizen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Waldkatze,
ich habe da was ganz schönes gelesen. Wenn wir uns auf Beziehungen und Nähe einlassen, haben wir mehr zu verlieren, werden wir mehr verlieren, aber unser Leben wird auch reicher.
Ich such das später mal raus, ich kann es nicht so schön wiedergeben.

Auf jeden Fall hat jede Entscheidung diese zwei Seiten und du folgst deinem Herzen, um für dich zu sorgen und zu heilen.
Es ist traurig, wenn das mit Mann und Kindern nicht gemeinsam geht, aber es gibt dazu keine Alternative . Bleiben wäre dann selbstmissachtung.

Ich freu mich, dass du sagen kannst, dass ihr einen Weg gefunden habt, bei dem jeder wenigstmöglich verletzt wurde. Das ist so schön. Dein Weg ist nicht leicht, aber ich kann lesen, dass du ganz nah bei dir selbst bist.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

War zu viel, das letzte Jahr. Zunehmend in Richtung Depression steuernd und mehr und mehr am Verwahrlosen, über die Feiertage nicht erholt. Schaffe meine Arbeit kaum noch, Haushalt oder vernünftig Essen bleibt auf der Strecke, für regelmässige Bewegung viel zu müde. Müdigkeit macht Angst und bewirkt Rückzug.
Helfer haben Handbremse gezogen, kurze Zwangspause.
Antidepressivum mit Nebenwirkung Schlafstörungen, ich, die glücklicherweise sonst immer schlafen kann. Ausschlusskriterium, geht so nicht, auch keine zwei, drei Wochen. Hatte auch klares Denken vermisst. Nun halt mit dem gut vertragenen Pflanzlichen weiter.
Wieder Psychotherapie ab nächster Woche. Bin skeptisch, der Nutzen muss recht gross sein dass es sich lohnt dafür nochmal länger zu Arbeiten, resp. die versäumte Zeit aufzuholen. Weiss auch gar nicht, woher ich die Energie für Therapiearbeit nehmen soll, aber es war die letzte Möglichkeit auf der ärztlichen Liste.

Kann aber mit kleinen Dingen ein bisschen was bewirken, mehr Pausen, Lärmschutz, weniger Bildschirmzeit, dafür raus gehen - zumindest frische Luft, auch wenn ich nur rumsitze - und wenigstens ab und an mit dem Rad zur Arbeit fahren.

Man müsste es sich selbst wert sein, gut mit sich umzugehen.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Und schon wieder schieb ich auf Arbeit als einzige Extraschichten und betüdle nebenbei noch meine Mutter. Immerhin bin ich mir jetzt bewusst, dass 10-Stunden Tage müde machen und es sich nicht um mangelnde Belastbarkeit meinerseits handelt.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Zwei Tage lang hatte ich Boden, war das schön. Man vergisst, wie es ist, wenn es so lange nicht da ist. Man vergisst, wer man ist und was man eigentlich kann und will.
Es ist schön, handeln und sein zu können ohne Angst, es ist ganz anders und es gelingt einem auch alles besser, weil es so selbstverständlich ist, dass man diese alltäglichen Dinge kann, und weil nicht das ganze Leben davon abhängt, wie gut sie einem gelingen. Weil sich unterscheiden lässt zwischen dem reinen Lebensgefühl und der Daseinsberechtigung und den Dingen, die man tut oder nicht tut.
Ich bin, wer ich bin, unabhängig davon was ich leiste, und wenn mir etwas nicht gelingt, weiss ich doch das anderes gelingen kann. Und ich darf nicht nur müde sein, sondern es ist logische Folge der Belastungen des letzten Jahres.

Das, genau das hat mir die letzten Monate gefehlt. Ich fühlte mich unfähig und wertlos, konnte meine Fähigkeiten und meine Leistungen nicht (an)erkennen und sah in jedem noch so kleinen Missgeschick einen Beweis für die Unwürdigkeit meines Daseins.
Und ich kann dann nicht anders, als alles auf mich zu beziehen. Unmöglich, dass Freunde oder sonstwer einfach auch anderes um die Ohren haben, nein, ich muss abstossend sein und Fehler am laufenden Band machen.

Es ist eben das, was mir fehlt durch die emotionale Vernachlässigung und Gewalt. Mein Ich hat sich nie recht festigen können, und es braucht unglaublich viel Arbeit, das jetzt noch nachzuholen. Es wird immer eine Schwachstelle bleiben, so, wie ein Kind, das eingesperrt wurde und sich nicht bewegen konnte und durfte als Erwachsener eine eingeschränkte Motorik behält.
Ich kann es verändern, ich kann viel tun, damit es sich ändern kann, aber ich kann es nicht vollständig ausbügeln.

Und doch ist es noch gar nicht lange her, vielleicht wenn es hoch kommt fünf Jahre, dass ich dieses Gefühl, diesen Boden und die Sicherheit eines Erwachsenen zum allerersten mal fühlte. Was sind da schon ein paar wenige, erschöpft-depressive Monate ohne dieses Gefühl? Ich habe zuvor Jahrzehnte so gelebt!
Ich will das immer haben so. Ich will nicht mehr dieses hilflose-bedrohte-Kind-Gefühl.
Verständlich. Aber Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Ich sollte etwas geduldiger sein mit mir.
Aber was ich ehrlich fühle, ist tiefe Dankbarkeit für diese zwei Tage Erinnerung an dieses sichere Lebensgefühl.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Mich absondern, wie damals, nicht weil ich Angst vor Verletzungen hatte und niemandem mehr trauen konnte - wie ich bisher glaubte - sondern um die anderen vor mir zu schützen, mich niemandem zumuten zu müssen.

Wie umgehen mit dieser absoluten Wertlosigkeit?
Nicht wert, gut zu mir zu sein.
Nicht wert, etwas zu erreichen.
Nicht wert, Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen.
Nicht wert, mich jemandem zuzumuten, erst recht nicht wenn es mir nicht gut geht.

Selber schuld dass es mir nicht gut geht,
selber schuld dass/weil ich so schlecht und böse bin, so unfähig und überflüssig.

Selbsthass und -ablehnung, nicht ich sein wollen, mich selbst verachten, es unfair finden, dass jeder sich von mir distanzieren darf, mich ablehnen darf, mir aus dem Weg gehen darf, nur ich selbst nicht. Mich ekeln und es hassen, dass ich mich mit diesem Haufen Dreck befassen muss.

Die Trauer und das Entsetzen hinter dem Hass zulassen. Wissen dass es anders ist. Immer wieder versuchen gut zu mir zu sein. Mir erklären, woher es kommt. "Gegenbeweise" zeigen. Realitätschecks.
Immer wieder.
Hoffen, dss es irgendwann ankommt.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Waldkatze
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Re: Notizen

Beitrag von Waldkatze »

Besser. Traurig. Wo bleibt nur die Wut? Es wäre glaub einfacher.

Man hat mir das angetan.
Mutter hauptsächlich hat mir das angetan.

Ich sehe, dass sie wohl nicht anders handeln konnte an dem Punkt wo sie mit ihrer eigenen Last stand und ich will ihr nichts nachtragen.

Mutter gut, ich böse.
Ich verleugne mich ihretwegen, immer noch.

Nein - es gibt doch nicht nur gut und böse, schwarz und weiss, sondern alle Schattierungen von grau dazwischen. Keiner ist nur weiss oder nur schwarz.
Es geht doch auch nicht um Personen, sondern um Taten. Und auch nicht um eine in Stein gemeisselte Aufzählung von Tätlichkeiten, sondern um spürbare Folgen.

Gefangen zwischen kindlichem und erwachsenem Denken?

Hohl. Ich tue für sie, was sie nicht für mich tat. Vordergründig scheint sie mich zu versorgen, bleibt nichts schuldig, subtil tritt sie mich immer noch. Sie denkt, sie meint es gut, aber sie fühlt nicht ein.

So ist es.

Ich half, war da, weil eine anfallende Aufgabe mir liegt und mir gut tat.
Die Dankbarkeit und Anerkennung dafür tat mir wohl.
Weh tut mir aber, dass sich dadurch nichts geändert hat.

Sie wird mich niemals als gleichwertigen Menschen anerkennen und behandeln. Mag sein, dass sie dazu nicht fähig ist, das ändert aber nichts.

Warum renne ich dem nach?

Ich will Frieden.

Ich sehe, wer sie ist und habe mich damit abgefunden. Es ist meine "gute Tat" wenn ich etwas für sie tue, ich sehe ihre Dankbarkeit, aber ich weiss, dass mehr "Tritte" als Anerkennung zurückkommen.

Das hätte ich wohl eher gerne.

Ich gehe da hin und lasse mich treten, und damit ich es ertragen kann, schalte ich mich aus, und das soll Frieden sein?
Und dann frage ich mich noch, weshalb die tiefe Wertlosigkeit bleibt und der Drang, andere vor mir schützen zu müssen, mich niemandem zumuten zu dürfen?

So ist es doch?!

Wie komme ich an den Punkt, dass ich es mir wert bin, zu tun, was gut für mich ist?
Wie kriege ich es hin, zu stoppen, bevor ich mich allen anderen zuliebe verausgabe?

DAS ist meine Aufgabe gerade, sowohl beruflich wie privat.

Es ist nur so viel einfacher, für andere zu sorgen als für mich...

Ich sehe ein Kind, barfuss im Sonnenschein, weit weg vom Einfluss der Mutter. Es summt und pflückt sich Kirschen vom Baum, legt sich ins Gras und geniesst die Sonnenwärme. Das Kirschenaroma auf der Zunge, der Duft von frisch gemährem Gras, stachlig an den nackten Beinen und Armen, summen eines Flugzeugs in der Ferne. Sie öffnet ihre Augen und alles scheint ganz grün.

Dieses Kind braucht meine Sorge und Liebe.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Marnie

Re: Notizen

Beitrag von Marnie »

Ich frage mich auch, warum du es tust? Diese Frau, die sich Mutter nennt, tut dir nicht gut und wird dir auch in Zukunft nicht gut tun. Es gibt keine Pflicht deinerseits, dass du dich kümmern musst, das hätte sie in all den Jahren tun müssen, aber sie tat es nicht. Was hält dich fest an ihr? Kann es sein, dass es Abhängigkeit ist? Was denkst du, bist du ihr schuldig?
elefantenkind
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Re: Notizen

Beitrag von elefantenkind »

[quote=Waldkatze post_id=1508809 time=1591783678

Wie komme ich an den Punkt, dass ich es mir wert bin, zu tun, was gut für mich ist?
Wie kriege ich es hin, zu stoppen, bevor ich mich allen anderen zuliebe verausgabe?

DAS ist meine Aufgabe gerade, sowohl beruflich wie privat.

Es ist nur so viel einfacher, für andere zu sorgen als für mich...
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Liebe Waldkatze, genau das ist gerade auch mein Thema. Ich habe keine Lösung, keine Idee, aber in den letzten Tagen habe ich das gemerkt, dass es genau das ist, was mich alle Kraft kostet.

Es sitzt unendlich tief in mir drin: für die anderen sorgen. Und es ist unendlich weit von mir entfernt: für mich selbst gut sorgen.


Total schön, dass es dieses innere Kind im Sommer gibt.

Alles Liebe
Elefantenmädchen
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