Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

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LunaSue
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von LunaSue »

cheshire_cat hat geschrieben: So Sep 18, 2022 3:07 pm Liebes Forum,

an mir wird gerade (wieder einmal) herumgezerrt, dass ich doch gefälligst an mir arbeiten soll. Es ist gerade nicht wichtig, warum.

Ich würde gerne mal lesen, von euch, was euch eure Therapie gebracht hat - also schonungslos, meine ich. Wirkungen und Nebenwirkungen. Was hattet ihr wirklich davon,in eine Therapie zu gehen? Was bringt sie euch?

Lg Katze
Hallo Katze,

Was hat mir die Therapie gebracht:

Arbeitsfähigkeit
Rückkehr in meine Ehe
Teilhabe an Reisen und Freizeitaktivitäten
Meine Selbstständigkeit Dinge des täglichen Lebens wie Einkäufe erledigen
Sie hat mir geholfen mich selber zu erkennen und selber Probleme zu erkennen, anzunehmen, anzugehen.
Flashbacks habe ich eigentlich gar nicht mehr, Panikattacken seltenst. Ich schlafe ein, ich schlafe durch, ich schlafe gut.
Ich habe Normalgewicht und esse regelmäßig.

Dazu muss ich sagen: 2006 ging nichts mehr. Im Prinzip war ich quasi ein Pflegefall für einige Wochen.

Heute lebe ich zufrieden und glücklich.

Es hat gut 2 Jahre intensive Arbeit gedauert.
Und seither achte ich ganz gut auf mich.

2 Sterbefälle haben mich nochmal ordentlich "durchgerüttelt"

Aber dieses Leben, das ich jetzt führen kann, hatte ich vor meinem Zusammenbruch und der Therapie nicht.

Viele Grüße
LunaSue
Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt.
Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte,
der dem Leben zu antworten - das Leben zu ver-antworten hat.

Viktor Frankl
Simone
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Simone »

Hallo Katze,
Was mir Therapie gebracht hat: ich habe die Traumata verarbeiten können, so dass ich heute sagen kann: "Ja, mir wurde xy angetan, aber es und seine Folgen bestimmen nicht mehr mein Leben". Ich habe es geschafft, eine gyn. Untersuchung mit allem drum und dran durchführen zu lassen, was vorher mehrfach gescheitert ist. Ich bin selbstbewusster geworden und kann - auch beruflich, das fiel mir vorher schwer - besser für mich und meine Bedürfnisse einstehen und lasse mir nicht mehr alles gefallen. Ich verletze mich nicht mehr selbst.
Ich bin mit dem Resultat der Therapie absolut zufrieden.
Simone
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
(Goethe)
silan
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von silan »

Was hat uns Therapie gebracht?
Ne Menge, auch wenn wir von 9 Therapeuten in 30 Jahren nur bei 3 wirklich Fortschritte erzielt haben. Zwei weitere Therapeuten haben zu Rückschritten geführt, die restlichen einen akzeptablen aber nicht ausreichenden Stillstand bewirkt, quasi ein Halten des Zustands, den wir hatten.
Zudem kamen drei Klinikaufenthalte dazu, die lebensrettend waren, einer der bewirkt hat, nicht nur zu überleben sondern leben, zu lernen, zu arbeiten, ein gutes Leben zu führen. Dann kamen nach einem totalen Systemcrash durch Täterkontakt drei weitere Klinikaufenthalte, welche uns am Leben hielten ohne großartige Veränderung. Das war auch die Zeit unserer letzten Therapeutin. Wir waren dann zwar 9 Jahre in keiner Klinik mehr, aber unsere Leben war auf Überlebenslevel runtergefahren. Doch die Energie das zu verändern hatten wir nicht mehr. Unsere letzte Therapeutin sorgte dann zum Schluss dafür, dass wir unsere jetztige Therapeutin bekamen. Sie hat sie uns quasi aufs Auge gedrückt... Sie ist die dritte unserer Therapeutinnen, die wirklich gut ist. Die in zweieinhalb jahren so viel mit uns erreicht hat, dass wir anfangen zu spüren, dass Leben lebenswert sein kann, obwohl wir zu Anfang noch einmal in der Klinik waren, wo wir dann durch Täterkontakt einen weiteren großen Chrash hatten. Doch sie bemerkte das was nicht stimmte und deckte das mit uns auf. Es ist schwer das Lebenswerte zu spüren und dann auch festzuhalten, da wir sehr viele Baustellen haben, doch es fühlt sich gut und richtig an, wenn wir dran sind.
Trotz unserer vielfältigen Erfahrungen mit Therapie und mit deren Wirkung und Auswirkung in den letzten 30 Jahren können wir heute klar sagen, jede Therapie die wir gemacht haben hat uns weiter überleben lassen und es wäre die Krönung für uns, sollte unsere jetztige Therapeutin uns wirklich soweit helfen können, dass das Leben für uns lebenswert wird. Da arbeiten wir hart dran und der Glaube daran sowie die Art unserer heutigen Therapeutin nähren uns diesbezüglich.
cheshire_cat
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von cheshire_cat »

eli hat geschrieben: So Sep 18, 2022 4:18 pm hallo katze

wenn du nicht willst hat es keinen zweck. punkt.
zerrt denn ein therapeut oder ein partner etc.?
wenn du jemanden gutes hast und wirklich selbst willst, kann therapie sehr viel positiv verändern. aber dafür muss man wollen und auch klare ziele haben und zweitens muss die person eben empathisch sein, für dich persönlich passend und vor allem fachlich kompetent in bezug auf trauma etc.
wenn man nicht will, würde ich mich fragen wieso nicht: angst? einfach um gegen die andere person zu sein? (das als grund wenn man eigentlich will fände ich schade aber auch verständlich.
manche menschen brauchen viele jahre um bereit für therapie zu sein. manche machen sie nie. alles ok nur muss man dann eben mit den konsequenzen leben (symptome, dass beziehungen scheitern, dass körper krank wird etc.)

eli
Profis zerren an mir, tatsächlich: Zwei Kollegen, die der Meinung sind, ich sei eigentlich zu "beschädigt" für meinen Beruf (ich bin mir nicht sicher, ob das ein Zitat sein soll - Goffman beschreibt als "Stigma" die "beschädigte Identität") . Allerdings habe ich eine gute Stelle gefunden, die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, ich bin ihr auch mehr als gewachsen. Meine Kollegen haben jetzt die Chefin so lange bequatscht, dass sie mich zum Betriebsarzt schickt, damit ich mit jemand über meine Weiblichkeit reden kann (was ich ja heimlich unbedingt möchte. Nicht.).

Im Moment habe ich den EIndruck, meine Kollegen gefallen sich im Selbstverständnis eines strengen Mathelehrers, der einem hilft, Probleme [mit der eigenen Weiblichkeit] zu lösen [in einer Therapie], die man ohne ihn nicht hätte. Aber eben das ist der Punkt: incentive event ist dieses Selbstverständnis, streng sein zu müssen in der Bewertung von Kollegen (sorry, mir fehlt da gerade das deutsche Wort).
Also um deine Frage zu beantworten: Ich wehre mich dagegen, weil meine Perspektive gut ist, mein Leben gefällt mir, und erst die Konsequenzen aus der Zuschreibung machen es anstrengend.
Manche Menschen sind eine Prüfung, manche eine Strafe und ein paar wenige ein Geschenk - aber wer du für mich bist, das entscheide hier immer noch ich.
Eli

Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Eli »

Also dann lass es.
Wenn du keinen Leidensdruck hast..
Andererseits lese ich auch Interesse an dem Thema.. sonst hättest du ja nicht den tread aufgemacht.. vielleicht irgendwann Mal wenn du offen dafür bist.

Finde das ein merkwürdiges Verständnis von "Professionalität". So professionell klingt das auf mich nicht.
Ist doch klar dass so was reaktanz auslöst und vor allem: der Betriebsarzt für Weiblichkeit? Ernsthaft? Das ist doch die total falsche Adresse. Würde offen sagen dass du geschickt wurdest und selbst kein Problem siehst. Meiner Erfahrung nach macht der Arzt dann auch nichts. Kennt sich viel zu wenig aus.

Und schönen Gruß: sehr viele im sozialen Bereich sind beschädigt. Wenn man die alle aussortieren würde hätte Deutschland echt ein Problem.
Klar vielleicht hast du blinde Flecken Würde mir das auf jeden Fall mal anhören und reflektieren. Aber zur Therapie zwingen kann dich echt niemand.
Genauso gut kann deren Verhalten für eigene Neurosen sprechen. Das kann hier niemand beurteilen. Vielleicht liegt die Wahrheit am Ende auch in der Mitte.

Alles gute dir
Eli
silan
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von silan »

Ich kann da nur von uns sprechen, aber ich finde es ist eine Frage der complience.
Wir haben uns in der Ausbildung zur Ergotherapeutin auf Herz und Nieren geprüft, ob wir das leisten können. Am Patienten arbeiten und auch in schwierigen Situationen am Patienten bleiben zu können, ohne das die Qualität unserer Arbeit abnimmt.

Vorsicht, Trigger!
*

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*

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*

So haben wir unser erstes Praktikum mit einem 26 Jahre jungen Mann gemacht, schwerst mehrfache Behinderung, mit Essen anreichen und windeln. Er spuckte beim Essen uns regelmäßig ins gesicht und bekan beim windeln regelmäßic eine * r* kt**n.
Das zweite Praktikum haben wir ebenfalls mit schwerst mehrfach Behinderten Menschen in einer Klinik gemacht. Hier mussten wir täglich mehrere Patienten zur Toilette begleeiten und auch dauber machen. Mann wie Frau.
Das dritte Praktikum war in einem Autistenwohnheim mit einer Kräftigen Frau die jede(n) den oder die sie in ihre Umarmung bringen konnte mit ihrem ganzen Gewicht zu Boden drückte, mit einem jungen Mann der zwangs*rn*n**rt* (der ärmste hat darunter wahnsinnig gelitten, mit an vollurinierten Gegenständen riechen müssen oder jemanden aus der Toilette rausholen der seine Zunge für ein Bodenwischtuch hielt... das volle Programm
Und zu guter letzt im 4. Praktikum eine Traumastation...

Wir konnten in jedem Praktikum die jeweiligen Störungen gut bei den Patienten und Klienten lassen.Klar wars manchmal ekelig, aber ehrlich? Wir haben im Autistenwohnheim unsere Prüfung mit dem Zwangs *rn*n**r*r gemacht und das war unser bestes Praktikum und unsere beste Prüfung. Weil wir wussten und umsetzen konnten dass das Ausdruck seiner Zwänge ist und nicht auf uns bezogen. So wie in allen anderen Praktika auch, aber eines muss nunmal das Beste gewesen sein... Und das wir das konnten wir, WEIL wir Therapie gemacht haben. Und... wir hätten uns niemals in diesem Beruf ausbilden lassen, wenn die Möglichkeit dieser Prüfungen im Vorfeld nicht schon klar gewesen wären.
Wir haben jahrelang in unserem Beruf gearbeitet. Bis uns die Täter wiederfanden. Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine eigene Praxis, uns eine gute Existenz aufgebaut. Und von jetzt auf gleich war das weg. Wir waren nicht mehr in der Lage am Patienten zu bleiben, haben dann schweren Herzens für unsere Patienten neue Praxen gesucht und sind weit weggezogen, weil wir hofften, dass wir das noch irgendwie retten können. Wir wollten nicht aufgeben. Doch irgendwann mussten wir akzeptieren, dass es nicht mehr geht. Aus die Maus. Und was wir auf gar keinen Fall wollten, das einer unserer Patienten und Klienten durch uns Schaden nimmt. Das hätten wir uns nie verziehen.

Darum rate ich dir, schau genau hin, was deine Kollegen sehen und sei dir selbst gegenüber objektiv. Wenn du auch nur den geringsten Anlass spürst. sie könnten vielleicht ein ganz kleines bisscher Recht haben mit ihrer Einschätzung, dann lass es überprüfen. Wenn du dir absolut sicher bist du kannst das leisten ohne anderen zu schaden, dann kämpfe für dich. Aber bleibe ehrlich und objektiv dir gegenüber.
Liebe Grüße
Mondenkind

Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Mondenkind »

cheshire_cat hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 1:08 pm [...] damit ich mit jemand über meine Weiblichkeit reden kann (was ich ja heimlich unbedingt möchte. Nicht.)
Hallo - was soll denn mit deiner Weiblichkeit sein? (Falls du es schreiben magst.)
Zu Goffman / Stigma mag ich schauen, danke fuers darauf aufmerksam machen!
Mondenkind

Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Mondenkind »

Therapeutin Nr. 1 -
wildwasser "one and only" Nahelegung, ohne Kassenzulassung, traumatherapeutisch weitergebildet, "Ich kann keinen sicheren Ort imaginieren" wurde bei ihr zu - sie geben sich nur nicht genug Mühe sie würde es ja so und so machen und es wäre sehr einfach.
=> gebracht hat es nichts, lief über eine Illusion / alte Musterauslebung, eine Art Dressur und gab einen höheren finanziellen Schaden - meine Kündigung bei ihr, wo ich auch erwähnte, dass mir langsam das Geld ausginge, versuchte sie mit: können sie nicht ihre Eltern wegen dem Geld fragen zu verhindern

Therapeut Nr. 2 -
Verhaltenstherapeut, traumatherapeutische Fortbildungen, Kassenzulassung
Verstand, dass Konfrontationsübungen / sozialphobisch keinen Sinn machen, weil ich direkt dissoziiere.
=> geholfen zu überleben? Glaube ich.
Schaden möglicherweise: die innere Spaltung wurde maximiert

Nr. 3
Tiefenpsychologe mit Weiterbildungen bei Nijenhuis, viele hoch dissoziative Klientinnen, auch Kassenzulassung, Mediziner von der Grundausbildung, mit Möglichkeit Stunden anders, als über Therapiebewilligung abzurechnen
=> Hat soweit geholfen, prinzipiell bindungsfähig zu werden.
Lief vorwiegend übers Schreiben. Gingen oft täglich 10 DIN4 Seiten über den Tisch. Wenn ich weiter dahin schaue, wird es noch verknäult und lang.

Ich glaube, ich schaue immer noch mit zu positivem Blick drauf, es war sonst unerträglich. Langsam kommt ein wenig mehr Realismus hinein.
cheshire_cat
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von cheshire_cat »

Mondenkind hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 2:33 pm
cheshire_cat hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 1:08 pm [...] damit ich mit jemand über meine Weiblichkeit reden kann (was ich ja heimlich unbedingt möchte. Nicht.)
Hallo - was soll denn mit deiner Weiblichkeit sein? (Falls du es schreiben magst.)
Zu Goffman / Stigma mag ich schauen, danke fuers darauf aufmerksam machen!
Ich bin wohl etwas zu burschikos unterwegs. Wenn die die langen, deutlichen Blicke auf das Hemd bei der Abschiedsfeier richtig gedeutet habe. Zynischer Hintergrund: Hatte am Tag vorher 6-10 Teile in der Damenabteilung tatsächlich anprobiert, und fand, das sah alles mehr oder weniger ungünstig aus. Hemd steht mir halt.
Manche Menschen sind eine Prüfung, manche eine Strafe und ein paar wenige ein Geschenk - aber wer du für mich bist, das entscheide hier immer noch ich.
cheshire_cat
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von cheshire_cat »

silan hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 2:08 pm Ich kann da nur von uns sprechen, aber ich finde es ist eine Frage der complience.
Wir haben uns in der Ausbildung zur Ergotherapeutin auf Herz und Nieren geprüft, ob wir das leisten können. Am Patienten arbeiten und auch in schwierigen Situationen am Patienten bleiben zu können, ohne das die Qualität unserer Arbeit abnimmt.

(...)

Darum rate ich dir, schau genau hin, was deine Kollegen sehen und sei dir selbst gegenüber objektiv. Wenn du auch nur den geringsten Anlass spürst. sie könnten vielleicht ein ganz kleines bisscher Recht haben mit ihrer Einschätzung, dann lass es überprüfen. Wenn du dir absolut sicher bist du kannst das leisten ohne anderen zu schaden, dann kämpfe für dich. Aber bleibe ehrlich und objektiv dir gegenüber.
Liebe Grüße
Ich verstehe den Anspruch, wirklich. Aber mir wurde im letzten Jahr ins Gesicht getreten, ich wurde unter der dusche von jemandem blutig geprügelt, und ich bin immer wieder zurückgekommen (ok, als ich keine Kopfschmerzen mehr hatte, so viel Zeit muss sein). Ich hab den Praxistest mehr als bestanden. Ich bin nicht bereit, noch mehr zu investieren, als ich schon gezeigt habe.

zu "in schwierigen Situationen am Patienten bleiben" habe ich eine Szene in Erinnerung, bei der jemand heftig agiert hat - ich war mit jemand im Zimmer, der sich mit 20 Jahren Erfahrung auf Intensivstation aus der Situation zurückgezogen hat. Später hatte ich dann einen Zugang. Aber es gibt Situationen, in denen ist weniger einfach mehr - da kann man die Umgebung so gestalten, dass sich jemand nicht verletzt, aber wer ausflippen will oder muss, der flippt eben aus. Und vor so jemand darf und muss ich mich selbst schützen, auch wenn der Patient dann "hinten runterfällt".
wie gesagt, ich kann das. aber ich werde nichts mehr beweisen.
Zuletzt geändert von cheshire_cat am Mo Sep 19, 2022 4:45 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Manche Menschen sind eine Prüfung, manche eine Strafe und ein paar wenige ein Geschenk - aber wer du für mich bist, das entscheide hier immer noch ich.
cheshire_cat
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von cheshire_cat »

Eli hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 1:34 pm Also dann lass es.
Wenn du keinen Leidensdruck hast..
Andererseits lese ich auch Interesse an dem Thema.. sonst hättest du ja nicht den tread aufgemacht.. vielleicht irgendwann Mal wenn du offen dafür bist.
Interesse habe ich an grundsätzlich vielen Themen, aber ich denke halt, echte Persönlichkeitsentwicklung muss nicht in institutionalisierten Settings stattfinden - und wirklich viele zentrale Momente lassen sich auch gar nicht planen. Genauso lassen sich manche wirksamen, wichtige Impulse zur Entwicklung nicht nachstellen/ durch einen Profi initiieren, manchmal aus ethischen Gründen nicht. (Ich kenne jemand, die hat ihre eigene Aggressivität erst richtig wahrgenommen, als sie sich in einer Schlägerei selbst die Knochen der Mittelhand gebrochen hat. Hatte ihre Gegnerin falsch eingeschätzt.) Psychotherapie sehe ich eher als ein strukturiertes, manchmal mit Theorie angereichertes, "dichtes" Angebot an Entwicklungsimpulsen. Und entsprechend kann's nicht funktionieren, wenn man dieses Angebot jemandem aufdrückt.
Zuletzt geändert von cheshire_cat am Mo Sep 19, 2022 4:49 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Manche Menschen sind eine Prüfung, manche eine Strafe und ein paar wenige ein Geschenk - aber wer du für mich bist, das entscheide hier immer noch ich.
cheshire_cat
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von cheshire_cat »

Gast hat geschrieben: So Sep 18, 2022 6:47 pm Ja, bei mir hat es auch alles kaputt gemacht. Hätte ich nochmal die Wahl von damals würde ich die Finger davon lassen.
Je kränker und vorgeschädigger man ist, je weniger Ressourcen da sind, desto shlechter funktioniert Therapie.
Therapie war früher total fehlerbehaftet. Und heute sind ein paaf gute Verfahren auf dem Markt und viel Schrotg auch.
Therapien haben viele Risiken und Nebenwirkungen. Man muss sich gut auskennen, um was Gutes zu finden.
Das Loblied, das viele auf Tverapien sincen, singe ich garantiert nicht mit.
Auch die so beliebte Anteilsafbeit hat mich ins Nicht-mehr-funktionieren- können getrieben. Das ist natürlich bescheiden.
Ich mache jetzt andere Traumatherapie und habe davor auch andere Verfahren phasenweise gemacht und damit mache ich besere Erfahrungen. Mein Therapeut ist EMDR-Therapeut und bei kann Anteilsarbeit. Aber er setzt es fast gar nicht ein. Ich glaube, die meisten Therapien machen einen erst richtig verrückt und fertig. Uny das Schlimme ist, das Tverapeuten das nicht wissen und auch nicht merken.
Das tut mir Leid. Ich hoffe, du hast inzwischen wieder Ressourcen und kannst gut auf sie aufpassen.
Manche Menschen sind eine Prüfung, manche eine Strafe und ein paar wenige ein Geschenk - aber wer du für mich bist, das entscheide hier immer noch ich.
silan
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von silan »

@chesshire_cat:

Wenn es tatsächlich nur um deine Kleidung geht, solltest du nichts zu befürchten haben. Selbst wenn du mit Zöpfen und Mickey Mouse T-Shirt auf der Arbeit aufkreuzt ist das Dein Ding. Mir wollte man mal eine Jeans mit Blumendruck verbieten. Aber das ist persönliche Freiheit. Bei manchen Sachen gibts zwar eine Art von Hausrecht des Chefs, wenn die Kleidung für die Arbeit nachteilig sein könnte, aber bei einer Abschiedsfeier? Wo es nicht um Arbeitssicherheit im weitläufigsten Sinne geht... was soll die Betriebsärztin da machen? Dir vorschreiben dass du 'ne Hormontherapie brauchst?
Aber ansonsten, wenn es tiefer geht als das Hend auf der Abschiedsfeier:
Ich verstehe den Anspruch, wirklich.
...
wie gesagt, ich kann das. aber ich werde nichts mehr beweisen.
Es geht nicht ums beweisen sondern darum immer wieder selbst NEU zu prüfen und zu beurteilen. Denn bestimmte Ereignisse wie du sie beschreibst können durchaus auch die größte psychische Stabilität ins wanken bringen. Vor allem, wenn eine Mißbrauchsproblematik dahinter steckt, wie ich hier im Forum pauschal mal annehme. Wenn du das nicht willst, läuten bei mir die Alarmglocken. Aber letztendlich hast du dich den Menschen mit denen du arbeitest, deinem Arbeitgeber und dir selbst gegenüber zu verantworten. Allerdings macht sich bei mir das Gefühl breit, dass du nicht wirklich an positiven Antworten Therapie gegenüber interessiert bist, sondern eher auf ''Lass es'' Antworten. Vielleicht kommt es auch nur so bei mir an, das würde mich freuen.
Liebe Grüße
Gast

Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Gast »

cheshire_cat hat geschrieben: Mo Sep 19, 2022 4:47 pm
Gast hat geschrieben: So Sep 18, 2022 6:47 pm Ja, bei mir hat es auch alles kaputt gemacht. Hätte ich nochmal die Wahl von damals würde ich die Finger davon lassen.
Je kränker und vorgeschädigger man ist, je weniger Ressourcen da sind, desto shlechter funktioniert Therapie.
Therapie war früher total fehlerbehaftet. Und heute sind ein paaf gute Verfahren auf dem Markt und viel Schrotg auch.
Therapien haben viele Risiken und Nebenwirkungen. Man muss sich gut auskennen, um was Gutes zu finden.
Das Loblied, das viele auf Tverapien sincen, singe ich garantiert nicht mit.
Auch die so beliebte Anteilsafbeit hat mich ins Nicht-mehr-funktionieren- können getrieben. Das ist natürlich bescheiden.
Ich mache jetzt andere Traumatherapie und habe davor auch andere Verfahren phasenweise gemacht und damit mache ich besere Erfahrungen. Mein Therapeut ist EMDR-Therapeut und bei kann Anteilsarbeit. Aber er setzt es fast gar nicht ein. Ich glaube, die meisten Therapien machen einen erst richtig verrückt und fertig. Uny das Schlimme ist, das Tverapeuten das nicht wissen und auch nicht merken.
Das tut mir Leid. Ich hoffe, du hast inzwischen wieder Ressourcen und kannst gut auf sie aufpassen.
Ich kämpfe darum, aber solche Schäden kann man nicht mehr reinholen. Wenn ich nur den Verdienstausfall allein berechne, wird es mir schlecht... Das könnte gut 1 Mio Euro sein. Und das ist noch knapp kalkuliert.

Braucht man sowas, will man sowas?

Kann man sowas noch als Hilfe bezeichnen?

Ich glaube, man muss gut aufpassen, was man da mit sich machen lässt und wo es hinführt. Wenn man das nicht möchte oder einem eine laufende Therapie nicht wirklich hilft, sollte man das lassen.

Die User hier meinen es alle gut. Aber die meisten sind wenig informiert. Es gibt einige Ansatzmöglichkeiten, über die bei Wiwa nie jemand berichtet hat. Das zeigt mir deutlich, wie gering der Erfahrungsschatz hier ist.

Wenn man schon was macht, sollte man sich eine wirklich qualifizierte Beratung vorher holen.

Ich habe einen sehr guten Traumatherapeuten gefunden. Mein früherer Traumatherapeut ist top. Und trotzdem habe ich ihnen Behandlungsverfahren und Zugangswege dahin aufzeigen können, die auch für sie völlig Unbekannte waren. Da wird auch in den nächsten Jahren noch viel Neues kommen. Ich würde mich also da nicht einfach in was reindrängen lassen, weil andere meinen, dass ich das bräuchte.

Ich rate nicht grundsätzlich davon ab. Aber ich rate davon ab, dass man an das Thema naiv rangeht. Therapeuten verkaufen das, was sie gelernt haben. Und das ist selten das Beste, was es gibt. Und Psychotherapie allein ist oft auch zu wenig, sondern bräuchte weitere Bausteine dazu.
Evenstar
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Re: Mal ehrlich: was hat Therapie euch gebracht?

Beitrag von Evenstar »

Was mir Therapie gebracht hat?

Dass ich mich selbst besser verstehen kann,
Viele Ängste sind weg, guter Umgang mit Panikattacken
Der suizidale Anteil hat uns nicht umgebracht
Die Schuld genommen
Ich mich vieles getraut habe zu tun und reflektieren kann
Ich die Zeit überleben könnte, bis mein Mann wieder da war


Das mal auf die Schnelle
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



Ich geh meinen Weg ans Ende
Sehnsucht nach der Zukunft
Heimweh nach der Fremde

(Max Herre-Fremde)
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