Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Ich hatte nochmal recherchiert. Du bekommst den Anwaltsschein womit du kostenlos Beratung durch einen Anwalt bekommst beim Amtsgericht deiner Stadt.
Dafür musst du deine finanzielle Situation darlegen und 15 Euro zahlen. In Ausnahmen musst du die auch nicht zahlen.

Wenn das mit alg 1 nicht geht würde ich das echt überlegen.
Ich kann mir nicht vorstellen dass eine gute Anwältin da keine Lösung kennt. Die steht auch unter Schweigepflicht. Das mit der Gewalt wäre da ja nicht der Fokus aber du könntest es auch sagen ohne das was passiert und über deinen Kopf hinweg gehandelt werden würde.

Alles gute dir.
Ich sende dir nochmal ein Kraftpaket

Eli
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Danke euch. Tut mir leid, dass ich nicht wirklich auf eure Antworten eingehe. Dafür reicht meine Kraft gerade nicht aus. Aber es hilft mir auf jeden Fall sehr, dass ihr mitlest und schreibt. Ich hoffe, das ist okay.

Krankenversicherung habe ich hoffentlich geklärt. Habe eine Stunde pro Monat mehr auf Arbeit bekommen, womit ich sozialversicherungspflichtig beschäftigt bin und mich gesetzlich versichern darf. Erleichtert sehr gerade. Ich warte noch auf die Abwicklung. Ich war gestern bei der Krankenkasse, aber das dauert noch ein paar Tage alles. Ich weiß nur nicht, was ich mit den Rechnungen vom Oktober machen soll, die ja wahrscheinlich noch kommen werden. Ich lasse das jetzt einfach auf mich zukommen, denn ich kann es jetzt eh nicht mehr beeinflussen.

Mein Therapeut hat mir angeboten, dass er mir helfen kann, Ärzte zu finden, die mir eine Sterbehilfe bescheinigen oder wie man das nennt. Nicht in Deutschland, aber in den Niederlanden zum Beispiel wäre das möglich. Er hat gesagt, es kriegen Leute mit weniger als meinen Diagnosen Sterbehilfe bewilligt. Er will mir das bloß nicht bescheinigen, damit er keine rechtlichen Probleme bekommt, aber er hat mir angeboten, dass er mir Kontakt zu anderen Ärzten im Ausland herstellt, die mir die Bescheinigung ausstellen.

Ich habe lange mit meinem Freund geredet. Es war ein schweres, aber gutes und notwendiges Gespräch. Er hat geweint und er war sehr wütend. Er hat gesagt, er kann mir nicht helfen, solange ich es nicht will. Er kann die Schritte nicht für mich gehen. Ich muss die Entscheidung für mich ganz alleine treffen. Aber er wird mir niemals das Okay zum Sterben geben. Es macht ihn wütend, verzweifelt und ohnmächtig, so hilflos daneben zu stehen und mit ansehen zu müssen, wie ich mich selbst kaputt mache. Er hat gesagt, solange ich nicht aufhöre, mir selbst egal zu sein, wird sich nichts ändern. Aber er ist da, er lässt mich nicht alleine. Er will, dass ich lebe, dass ich da rauskomme und mein Leben auf die Reihe kriege.

Es waren klare Worte. Schmerzhaft, aber absolut notwendig. Er hat das auch nicht so hart formuliert, wie ich es hier geschrieben habe, sondern sehr empathisch. Er hat gesagt, er will mich nicht verletzen und er versteht, dass ich mich so verhalte, aber es macht ihn trotzdem unglaublich wütend, diese erlernte Hilflosigkeit.

Wir sind draußen in der Nacht spazieren gegangen während dieses Gesprächs. Haben uns zwischendurch hingesetzt. Und wir standen neben einem Baum. Mein Freund hat mich gefragt, was ich mache, wenn ich zu diesem Baum laufen will. Nämlich einfach machen, ohne es zu zerdenken. Und er ist mit mir zu diesem verdammten Baum gelaufen. Das ist irgendwie sehr berührend für mich. Und mich berührt fast nichts mehr, weil ich meine Gefühle töte, um zu überleben. Ich kann vieles rational analysieren, aber ich finde gefühlsmäßig keinen Zugang. Da ist bloß Leere und Kälte in mir. Mein Freund hat gesagt, ich bin unfassbar hart zu mir selbst.

Er ist ein verdammt guter Freund. Ich bin unendlich dankbar dafür, ihn zu haben. Und dass wir so offen über alles reden können. Vor allem auch über Gefühle. Und zwar nicht nur über meine, sondern auch über seine. Das hat mir in allen meinen bisherigen Therapien sehr gefehlt, dass mir halt nie widergespiegelt wurde, was beispielsweise mein Verhalten bei meinem Gegenüber auslöst.

Mein Freund hat gesagt, ich kann ihm alles erzählen. Es fällt ihm nicht leicht und ihn macht meine Geschichte zutiefst betroffen, aber er sagt, es ist seine Entscheidung, für mich da zu sein und somit auch seine Verantwortung. Und er lässt mich ausreden, hört mir zu und bleibt ruhig und empathisch. Er hat gesagt, ich darf wütend sein und ihn anschreien. Und ich darf weinen. Das ist okay. Er bleibt da. Nur für ihn ist meine Kälte mir selbst gegenüber sehr schwer auszuhalten, auch wenn er versteht, dass ich so werden musste, um zu überleben. Er hat auch gesagt, er will, dass ich mich für mich selbst aus dieser Situation befreie und nicht für irgendwen anders, auch nicht für ihn.

Es… es fühlt sich einfach richtig an für mich, mit ihm zu reden. Ich hatte sowas noch nie. Und gleichzeitig macht es mich wütend und es tut so weh, dass mein Freund so lieb zu mir ist, weil das nicht in mein Weltbild passt. Ich spüre, dass ich ihm nicht egal bin. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben.

Ich habe mit einer Frau vom Opferschutz geredet, die mich weiter verwiesen hat an andere Stellen. Und jetzt passiert genau das, was schon mein ganzes Leben lang so ist. Ich frage alle möglichen Leute um Hilfe und muss jedes Mal wieder extrem belastende Dinge erzählen, nur um dann doch wieder weitergeschickt zu werden. Ich habe mehrfach versucht, es auf ein Blatt Papier zu schreiben, halte dann aber nicht aus, dass es da steht und vernichte es sofort wieder.

Ich habe für nächste Woche einen Termin beim sozialpsychiatrischen Dienst bekommen. Von der Frauenberatungsstelle habe ich noch keinen erreicht. Und ich will das auch definitiv nicht am Telefon oder online machen, sondern persönlich.

Vorletzte Nacht wieder ein kompletter Nervenzusammenbruch inklusive Polizeieinsatz. Ist nichts Neues, bin ich gewohnt. Aber trotzdem ist es jedes Mal belastend. Es passiert halt quasi ständig, dass irgendjemand den Krankenwagen und/oder die Polizei ruft, weil ich anscheinend so verstört wirke. Ich fühle mich so schuldig, dass ich das System und die Gesellschaft und überhaupt jeden in meinem Umfeld belaste und nichts zurückgeben kann.

Es ist schwer. Sehr schwer. Und es ist noch schwerer, weil ich jetzt nicht mehr einfach aufgeben kann. Weil ich meinen Freund mit in den Abgrund reiße, wenn ich mich jetzt umbringe oder das Angebot von meinem Therapeuten mit der Sterbehilfe annehme. Ich schwanke hin und her.

Viele Grüße
Luisa
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Der Freund klingt echt toll. Er klingt sehr reif und reflektiert und würde sich sicher nicht kümmern wenn du ihm nicht wichtig warst. Ja das kennst du alles nicht und das ist neu. Versuch nicht so viel drüber nachzudenken sondern es einfach so zu nehmen wie es ist.

Weil du sagtest das gab es so selten für dich, also Rückmeldungen wie etwas wirkt:

Wenn ich dich lese fühle ich mich etwas hilflos und es ist auch für mich schwer auszuhalten, wie egal du dir bist und dass du ihn immer noch Therapeut nennst. Ich weiss rational dass es ein Mittel ist um zu überleben, habe mich selbst Jahrzehnte extrem gehasst, aber es führt eben auch in den Tod und es ist einfach nicht wahr. Wenn ich du wäre würdest du mich ja auch nicht so extrem hassen wie du dich hasst, nicht wahr?
Weißt du was ein Täter introjekt ist? Der Begriff erklärt ein wenig wieso du dich so hasst. Wieso sich fast alle traumatisierten Menschen hassen...bei Interesse googeln Mal.

Nochmal zurück zum sadistischen Arschloch: Wie schon gesagt: er hat die Therapie zerstört und wüsste das die Polizei etc hätte er ab morgen keine Approbation mehr. Sprich er wäre dann auch rechtlich kein therapeut mehr.
Er ist ein Vergewaltiger und Straftäter der dich seit Jahren ausnutzt und dich jetzt beim Suizid unterstützt. Das löst starke Angst um dich und extreme wut auf ihn in mir aus.

Das wollte ich einfach nochmal zur Erinnerung da lassen, dass er ein Verbrecher ist und kein therapeut. Ich sage es dir auch noch hundert Mal. Bis es ankommt. Ich weiss das braucht Zeit.

Meine Therapeutin hilft mir übrigens nicht beim suizid. Das ist im übrigen auch strafbar dass er dich dahingehend berät.
Sie kämpft um mich und mein Leben.
Dieser Mensch ist einfach nur ein Monster. Er gehört ins Gefängnis.

Bitte geb ihm nicht das macht Gefühl und den kick dich in den Tod getrieben zu haben.
Geh Schritt für Schritt weg von ihm.
Drück dir alle Daumen wegen der Beratung etc. Ja der weg ist hart mit immer wieder reden. Das mussten hier viele, die am Ende ein gutes leben bekommen haben. Es ist möglich, auch für dich. Wenn du stirbst, dann nimmst du dir für immer die Chance auf ein gutes leben. Es gibt gute Traumatherapie und du bist jung. In fünf oder zehn Jahren kannst du immer noch gehen. Aber mach bis dahin eine gute Traumatherapie und ich glaube dass du dann vielleicht gar nicht mehr sterben willst. Nicht weil dein Leben dann super ist, sondern weil es auch auch schöne Momente hat.

Das mit der Kasse freut mich sehr für dich.

Pass auf dich auf
Eli
Wildi
Beiträge: 503
Registriert: Fr Feb 09, 2018 4:32 pm

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Wildi »

Hallo Luisa,
Sterbehilfe brauchst du schon mal gar nicht. Du sollst und wirst jetzt erst mal leben!

Ich verspreche dir, dass alles besser wird.
Du kannst mir auch privat schreiben.

Wildi
Atmen.
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Hm… Mein Freund war auch völlig entsetzt, als ich ihm von dem Angebot mit der Sterbehilfe erzählt habe. Er hat erstmal gar nichts gesagt, sondern angefangen zu weinen. Und das hat mich sehr berührt, auch wenn ich es nicht zeigen kann. Es hat noch nie jemand um mich oder für mich geweint. Und dann hat mein Freund gesagt, dass mein Therapeut mir das nicht anbietet, um mir zu helfen, sondern um mich endgültig aus dem Weg zu räumen, weil er anscheinend merkt, dass ich ihm langsam gefährlich werden könnte, indem ich darüber rede. Mein Freund hat gesagt, man könnte das auch Vergewaltigung und Mord nennen. Keine Ahnung, ob das juristisch korrekt ist, aber auf jeden Fall hat mich das ein Stück weit wachgerüttelt. Hoffe ich.

Mein Freund hat mich auch gefragt, warum ich nicht wütend bin. Und ja, das ist eine gute Frage, die ich selbst nicht beantworten kann.

Mein Freund ist in der Tat unglaublich reif und reflektiert, obwohl er gerade mal ein paar Jahre älter ist als ich. Ich habe riesengroßes Glück, ihm begegnet zu sein. Er hat keinerlei Ausbildung in dem Bereich, aber er hilft mir in so kurzer Zeit mehr als die letzten zehn Jahre Therapie.

Wildi, ich überlege es mir, ob ich mich hier anmelde, um private Nachrichten schreiben zu können, okay? Das macht mir im Moment noch zu viel Angst, weil sich das für mich dann wieder so nach… belastenden Geheimnissen anfühlt. Und weil ich weiß, dass ich mich im Moment nicht dagegen wehren kann, wenn da irgendwas Ungutes passiert. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich das so sage. Das hat auch gar nichts mit einem von euch persönlich zu tun. Aber ich weiß einfach, dass ich mich im Moment nicht gut wehren kann und eine Freundin hat gesagt, dass ich mich dann nicht unnötig in potentielle Gefahr begeben soll.
Lesen die Moderatoren oder Forenbetreiber auch die privaten Nachrichten?

Eli, wie kann ich meinen Therapeuten denn sonst nennen? Tut mir leid für die Frage… Ich will seinen richtigen Namen nicht öffentlich hierhin schreiben, weil man mich dann möglicherweise identifizieren kann. Und ihn als Verbrecher zu bezeichnen, soweit bin ich noch nicht. Therapeut fühlt sich aber irgendwie auch nicht mehr richtig an. Gibt es irgendeinen Begriff dazwischen? Irgendwas Neutrales? Vielleicht kann ich mich so nach und nach lösen…

Danke auch für deine Rückmeldung, wie ich auf dich wirke, Eli. Das hilft mir tatsächlich weiter, weil es mir sonst nicht so wirklich bewusst ist, wie mich andere Menschen wahrnehmen. Also ich weiß aufgrund einiger Rückmeldungen, dass ich im echten Leben sehr unsicher wirke. Aber ansonsten gehe ich irgendwie automatisch davon aus, dass ich ein wertloses Nichts bin, das nicht wahrgenommen wird und worüber man sich keine Gedanken macht.

Ich weiß ungefähr, was ein Täterintrojekt ist. Muss das aber nachher nochmal genauer recherchieren. Ich dachte halt, dass diese Täterintrojekte von dem Missbrauch früher kommen und nicht von… von jetzt. Und dann kommt wieder der Gedanke, dass das ja früher eigentlich auch gar kein Missbrauch war, sondern ein sexuelles Verhältnis zu meinem Stiefvater und später zu meinem Trainer. Ich lerne ja offensichtlich nicht dazu, sonst würde ich mich nicht immer wieder in die gleichen Situationen manövrieren.
Da waren viele Menschen. Die haben Aufnahmen gemacht und so. Aber mein leiblicher Vater ist kein Täter, soweit ich weiß. Ich kann mich kaum an ihn erinnern. Ich wünschte nur manchmal, er würde noch leben, weil ich seine Unterstützung gut gebrauchen könnte, insofern er ein guter Mensch war. Ich will aber wenigstens an der Illusion festhalten, dass er mich (nicht sexuell) geliebt hat, auch wenn ich nicht weiß, ob das stimmt.

Wie kann das sein, dass ich immer wieder in ähnlichen unguten Situationen lande, ohne irgendetwas daraus zu lernen? Will ich das dann vielleicht in Wirklichkeit doch und will es mir nur selbst nicht eingestehen, dass ich eine dreckige notg**** H*** bin?

Danke für eure Geduld mit mir.

Viele Grüße
Luisa
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

guten morgen luisa,

schön dass du nochmal schreibst.
wollte dir das mit der pn auch vorschlagen aber habe mir schon gedacht dass du das gerade noch nicht möchtest. schau einfach ob und wenn wann du das willst. hier drängt oder zwingt dich niemand zu was. nein ich glaube nicht dass die mods private nachrichten lesen... aber du kannst jederzeit ihnen nachrichten schicken die du bekommen hast und sagen: hier das habe ich bekommen.... und das eben melden.

ja dein freund ist toll und du darfst da dankbar für sein aber du musst ihm jetzt auch nicht die füße kü*sen und übermässig dankbar sein. dazu tendierst du vielleicht weil du denkst du wärst ganz schrecklich und es sein unding sich mit dir abzugeben aber das ist nicht so..das wurde dir nur eingeimpft. ja du hast probleme, aber ansonsten bist du sicher ein normaler netter mensch, so dass menschen gerne mit dir zusammen sind.

zu der sterbehilfe: genau das was dein freund sagte, dachte ich auch. dass er dich in den suizid treiben will. so was ist mord.für so was ähnliches wurden mencshen schon verurteilt auch wenn nicht der täter selbst eine handlung gemacht hat sondern das opfer "selbst". ich jabe das nicht so deutlich geschrieben weil ich dachte das löst panik in dir aus, aber genauso denke ich das auch. also schluss mit sterbehilfe.
dein leben beginnt gerade erst! es gibt hilfe und vor allem gute traumatherapie. du hast ressourcen, du hast abi, du kannnst eine ausbildung oder ein studium machen was dir spaß macht wenn es ihr dir besser geht und das alles... was mit deinem leiblichen vater war, wirst du erfahren wenn du stabil genug bist und wenn du gute therapie machst. dann wird sich das evtl zeigen, ob und wenn ja was da war. aber ich verstehe den wunsch sehr gut dass er nicht übergriffig war... wenn er ein lieber mensch war schickt er dir sicher kraft und zuversicht aus dem himmel.. an so was glaube ich zumindest.

mmh für viele menschen die so viel gewalt erleben haben ist wut eine emotion, die absolut verboten ist. du durftest nie wütend sein vor deiner mutter, weil das fürchterlich bestraft worden ware auch nicht vor dem stiefvater... vor dem trainer.. jetzt auch nicht. wut ist sozusagen lebensgefährlich für dich gewesen. außerdem macht wut angst so a la dann bin ich wie täter.. weil die ja oft sehr aggressiv waren.. also hast du gut dran getan die ganze wut sehr sehr zu verdrängen.
es ist aber wichtig wieder zu lernen zugang zu deiner wut zu bekommen. denn wut ist eigentlich was gutes. wut ist ganz viel energie, die zeigt was man will und was man nicht will und wogegen man sich wehren soll. in einer guten therapie kannst du lernen die wieder zu spüren und zugang dazuzu finden.
das ist auch wichtig weil die wut nicht weg ist sondern in deinem körper sitzt und da tief unten brodelt... meine meinung ist dass man körperlich krank werden kann wenn man über jahrzehnte diese riesige wut nicht rauslässt.

vielleicht kannst du den therapeuten einfach den mann nennen? das ist ziemlich neutral.. und ja versteh dass du noch nicht verbrecher sagen kannst. aber mit dem wort therapeut ist für mich verbunden dass er eben macht und einfluss auf dich auf.. da finde ich mann besser...das muss dir dich doch nicht leid tun. und du musst auch nicht dich nicht bedanken dass wir geduld mit dir haben... das ist doch ganz normal dass das zeit braucht... stichwort wertloses nichts sein.. bist du nicht. du machst das alles sehr gut und kämpfst unglaublich.
du wirst hier wahrgenommen und wir machen uns gedanken und sorgen hier. und ich glaube im rl ist es auch mehr so als du denkst. aber versteh dass du auch nach der kacke mit der wohngruppe denkst, du interessierst niemanden...

darf ich was fragen.. musst du nicht drauf antworten. aber bist du schon vor der mutter und dem stiefvater geschützt?

stichwort nichts dazu lernen... das denkst du auch nur weil du denkst du seist eben unfähig. tatsächlich ist das eher die regel, als die ausnahme(!!!) dass mb frauen, besonders welche die früh mb wurden, in ihrem leben immer und immer in beziehungen geraten wo sie mb werden... das ist keine doofheit und hat mich nichts dazu lernen nichts zu tun... schon vor 120 jahren hat ein berühmter mann namens pierre janet das erklärt... solange ein trauma nicht verarbeitet ist sind wir gezwungen das trauma zu weiderholen.. und das passiert bei dir und bei millionen von anderen menschen.
das löst sich durch gute traumatherapie. aber du hast nie gelernt zu spüren wer es gut mit dir meint und das zu spüren so wie gesunde menschen und umgekehrt spüren das täter mit schlafwandlerischer sicherheit, wer mb wurde und daher ein "leichtes" opfer ist... wer nie gelernt hat sich zu schützen und es sich nicht wert ist stopp zu sagen oder das auch zu können, wer keine menschen hat die ihn schützen..

deshalb passiert dir das immer wieder...aber das kann sich eben verändern wenn man lernt sich zu schützen und vor allem auch auf seine eigenen geühle zu hören, sie ernst zu nehmen.. das hast du nie gelernt, das wurde dir ausgetrieben. weil das wäre gar nicht emotional zu überleben gewesen als kind zu fühlen, dass deine mutter eine kranke sadistin ist, die dich quält... das kann man als kind nicht fühlen oder denken...
also wenn du lernen willst dich ein bisschen zu schützen, dann achte auf deine gefühle und nimm sie ernst. wenn du angst hast vor dem mann, nimm das ernst. wenn du dich ekelst, nimm das ernst. wenn du verzweifelt bist, nimm das ersnt... aber auch hier gilt: das braucht jahre und jahrzehnte das immer besser zu lernen und das schafft man auch nicht gut allein..

also um nochmal auf deine frage zu kommen: nein du willst das nicht. du hast nur nie gelernt auf dich zu achten, dich zu schützen, dir hilfe zu holen etc etc. aber es kann eben besser werden. ganz sicher.

magst du bücher? hast du einen ausweis für eine bibliothek? dann könnte ich dir welche empfehlen.
was ich empfehlen kann ist ein film von gabor mate: the wisdom of trauma. man denkt erst man muss was für zahlen, du kannst aber auch null euro eingeben, dann kannst du ihn trotzdem sheen, glaube ich.
was ich dir auch empfehlen kann: youtube videos von el faro berlin. die ersten sind etwas komisch, aber die späteren erklären manche dinge wie dissoziation etc echt gut.

alles gute dir und ich lese weiter mit.
eli
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Ich habe für morgen einen Termin bei einer Beratungsstelle bekommen. Die Frau klang nett am Telefon. Sie hat gefragt, ob sie mir noch irgendwas sagen oder tun kann, dass ich mich sicherer fühle. Die Angst ist sehr groß vor dem Termin. Angst, dass mir nicht geglaubt wird. Und dass ich wieder weggeschickt werde, so wie schon mein ganzes Leben lang. Systemsprenger halt… Dabei sprenge ich das System gar nicht, sondern das System macht mich kaputt. Nicht umgekehrt.

Arbeit geschafft heute. War zum Glück nicht so lange. Bin sehr erschöpft. Und wahrscheinlich hat man mir das angemerkt, aber ich kann es jetzt nicht ändern. Bin froh, dass ich es überhaupt geschafft habe.

Schlafen geht halt auch kaum. Ich kenn die Regeln für gute Schlafhygiene. Hab das etwas vernachlässigt in letzter Zeit. Bringt ja eh nichts. Egal.

Angespannt, unruhig. Würd mich gerne verletzen. Mache ich eh ständig, will das aber eigentlich reduzieren. Hab kein Bock auf Komplikationen. Und will nicht zu Ärzten gehen.

Hm, Eli, ich idealisiere immer wieder Menschen, bloß weil sie ein kleines bisschen nett zu mir sind. Borderline halt. Ich find’s nur wichtig, dass ich mit meinem Freund offen drüber reden kann. Und das kann ich im Moment gut. Aber das rationale Verständnis der Idealisierung ändert halt trotzdem nichts an meinen Gefühlen. Weiß nicht, wie ich sonst damit umgehen soll, außer ehrlich sein. Funktioniert gut bislang mit meinem Freund. Denke ich. Und sagt er auch. Ich hoffe, das bleibt auch so. Will da echt nicht schon wieder in irgendwas Ungutes reinrutschen, aber dieses Gefühl habe ich bislang eigentlich nicht. Hatte ich aber in anderen Abhängigkeitsverhältnissen am Anfang auch nicht. Also ich kann meinen Gefühlen nicht wirklich trauen.

Ich bin mir sicher, dass meine körperlichen Symptome psychisch bedingt sind. Übelkeit, unabsichtliches Erbrechen, Zittern, Schwindelgefühl, Atemnot, krasse Schmerzen im Brustkorb,… Ist nichts Ernstes. Umso besser, weil dann muss ich nicht zum Arzt gehen.

Zu meinem damaligen Stiefvater besteht kein Kontakt mehr. Meine Mutter hat neu geheiratet, ihren nächsten Mann. Er ist okay, glaube ich. Er fasst mich nicht an oder so.
Ansonsten habe ich so wenig wie möglich Kontakt zu meiner Familie. Vor meiner Mutter bin ich nicht geschützt, sondern immer noch abhängig. Stichwort Kindergeld, bei dem mein Härtefallantrag abgelehnt wurde, angeblich mangels Beweisen. Meine Mutter muss den Antrag auf Kindergeld stellen. So sind die Gesetze. Abzweigungsantrag greift nur, wenn meine Mutter das Kindergeld für sich behalten würde. Aber sie weigert sich ja, den Antrag zu stellen. Und sie weiß ganz genau, was sie da macht. Sie ist nicht dumm und sie ist hohe Beamtin.

Die Krankenkasse läuft ja jetzt zum Glück nicht mehr über meine Mutter. Ich bin froh, wenn ich den Kontakt endlich komplett abbrechen kann. Damit ich endlich freier bin. Emotional abhängig bin ich nicht mehr, glaube ich. Es hat irgendwann Klick gemacht, als meine Familie (bzw. mein Halbbruder) mal wieder absichtlich einen Flashback bei mir ausgelöst hat, um sich darüber mit seinen Freunden lustig machen zu können, was für eine gestörte Schwester er doch hat. Er versteht zwar null von meinen Krankheiten, aber er weiß, welche Knöpfe er drücken muss, damit ich durchdrehe. Was auch immer er so amüsant daran findet, wenn ich Krampfanfälle, Panikattacken, etc. habe. Hatte ich ja früher auch schon, als ich noch zu Hause gewohnt habe. Nur nicht in dem extremen Ausmaß wie heutzutage. Aber ich bin hauptsächlich deswegen in die Wohngruppe gekommen, weil ich immer kränker wurde und meine Mutter zum Jugendamt gegangen ist und gesagt hat, dass sie mich nicht mehr zu Hause haben will. Und zwar nicht, um mich zu schützen, denn das war mehrere Jahre nach ihrer Scheidung von meinem damaligen Stiefvater. Ich wurde so krank, dass ich kaum noch die geforderten Leistungen erbringen konnte und meine Mutter ist der Meinung, wer nichts leistet, der bekommt auch nichts. Für sie bin ich ein - Zitat - „Sozialschmarotzer“. In ihren Augen bin ich nicht krank, sondern faul. Und ich simuliere, um Aufmerksamkeit und Geld vom Staat zu bekommen.

Mein Halbbruder ist volljährig, wohnt noch bei meinen Eltern und meine Mutter verhätschelt ihn total. Vor ein paar Monaten habe ich mitbekommen, wie meine Mutter immer noch kontrolliert hat, ob mein volljähriger Bruder sich ordentlich die Zähne geputzt hat und dann hat sie nachgeputzt wie bei einem Kleinkind. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es eigentlich echt lächerlich. Mein Bruder ist nicht krank oder behindert oder sonst irgendwas. Er ist nur nicht besonders intelligent und ich würde sagen, ziemlich asozial. Ich verurteile ihn nicht dafür, denn er hatte definitiv auch keine leichte Kindheit (wurde aber meines Wissens nach nicht sexuell missbraucht). Aber ich möchte definitiv keinen Kontakt zu meiner Familie haben. Und ich habe jetzt schon Angst vor Weihnachten, wenn ich wieder alleine bin.

Warum spüren „Täter“, mit wem sie das machen können??

Danke fürs Lesen.

Viele Grüße
Luisa
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Liebe Luisa

Deine Mutter klingt unglaublich kalt und lieblos. Echt ganz furchtbar. Ich kann das null nachvollziehen wie man so grausam sein kann. Du sicher auch nivht. Vermutlich macht sie das alles um nicht spüren zu müssen wie grausam sie ist. Vielleicht sieht sie in dir sich als Kind (weshalb der Umgang mit deinem Bruder auch anders ist weil er eben ein Junge bzw Mann ist...ujd sie sich da wieder drin sieht) und kann das nicht ertragen weil sie sie selbst als Kind sch behandelt wurde. Oder sie ist einfach gestört. Ist auch egal. Das entschuldigt nichts von den Grausamkeiten die sie getan hat. Und gleichzeitig auch total gestört in Bezug auf deinen Halbbruder.

Ich wünsche dir sehr, es wird gut bei der Beratung. Schreib Zettel wenn du nicht reden kannst. Das kennt sie sicher schon dass das welche machen. Und erzähl gern wie es war.

Versuch bitte das mit dem Schlaf zu verbessern. Das wird sonst gefährlich. Oft werden dann Leute suizidaler als sie eh sind.

Hast du Methoden gegen das svv? Ja Versuch das. Je gesünder du wirst, je weniger symptome du hast umso mehr Kraft hast du gegen den Mann

Mmh versteif dich vielleicht nicht so auf das borderline. Viele die die Diagnose bekommen haben eigentlich eine komplexe PTBS. Und man weiss auch dass viele auch ohne Therapie nach fünf Jahren die Diagnose nicht mehr erfüllen. Einiges wächst sich auch aus.
Idealisieren tun viele Menschen, aber finde gut wenn du darauf achtest. Am Anfang gab es vielleicht auch noch keine Alarm Signale. Ich glaube schon dass du spürst wann es schlecht wird.

Mmh dann hoffe ich für dich dass du echt schnell unabhängig werden kannst. Finde gut das Du so klar spürst dass du weg von denen willst.

Mmh wie Täter das spüren weiss ich auch nicht genau. Aber es gibt Forschung dazu dass Täter sagen sie merken das. Gibt ja auch winzige Dinge die man so sagt, ausstrahlt...wie anhänglich und bedürftig man ist, wie schnell man sagt ja mach ich für dich etc etc. Der Mann wusste ja wie bedürftig du warst, was du für sch erlebt hast...
Und dieses Phänomen gibt es wirklich millionenfach. Habe viel gelesen, da steht das auch und war in einigen Kliniken da erzählen das ständig Frauen...das die das so erlebt haben. Der nächste Mann gleich der nächste Täter...bis sie eben begonnen haben das aufzuarbeiten.

Alles gute für heute
Eli
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Nicht gut gerade. Gar… nicht gut. Es ist schlimmer als vorher jetzt. Ich fühle mich wie der letzte Dreck. Systemsprenger halt… Ich bin und bleibe ein Systemsprenger, der nirgendwo reinpasst. Scheißdrecksverficktes „Sozial“system! Mit“täter“ sind das, nichts anderes!

Ich war bei der Beratungsstelle.

Ich weiß nicht, ob ich das Recht dazu habe, aber mir geht es jetzt schlechter als vorher. Gleichzeitig fühle ich mich schuldig und hasse mich selbst dafür, dass ich undankbar bin und dass mir nicht das hilft, was wahrscheinlich normalerweise helfen sollte.

Ich schäme mich so sehr. Bin ja selbst schuld. Habe nicht das verdient, was ich mir wünsche. Ich fühle mich vollkommen wertlos und der Welt egal. Drehtürpatientin, Sozialschmarotzer, Systemsprenger,… Dabei sprenge ich das System gar nicht, sondern das System macht mich total kaputt und traumatisiert mich immer weiter. Es ist völlig egal, wie verzweifelt ich um Hilfe schreie und bettle. Es juckt niemanden in diesem System. Ich bin nur eine Nummer. Und zwar eine schwierige Nummer mit einer schlimmen Geschichte, die viele Probleme hat und der nicht einfach zu helfen ist. Jedenfalls nicht durch ein kurzes Gespräch und dann ist plötzlich alles gut und fertig. Und ich glaube, dass ich als Mensch dahinter gar nicht gesehen werde. Vielleicht auch aus Selbstschutz der Personen. Aber es ist anscheinend egal, wohin ich mich wende. Ich werde immer wieder weggeschickt. Meine Probleme wären zu schlimm, meine Geschichte zu krass, ich wäre zu schwierig, dafür sind wir nicht zuständig, wir hatten noch nie so einen Fall, wir wissen auch nicht, was man jetzt am besten macht, geh bitte woanders hin. Das kriege ich mein ganzes beschissenes Leben lang gesagt! Und ja, ich bin schwierig und ich habe eine Menge Probleme. Und genau aus dem Grund brauche ich Hilfe! Es gibt so viele Stellen in Deutschland, aber keiner in unserem ach so tollen Sozialsystem ist bereit, mir zu helfen. Warum? Warum, verdammt nochmal? Wenn ich sterbe, will ich kein einziges Wort des Bedauerns von irgendeiner offiziellen Stelle hören, denn das System ist mitschuldig an meiner Situation! Ich habe gesagt, mehrfach und immer wieder verschiedenen Menschen in meinem Leben gesagt, was schiefläuft, dass ich Hilfe brauche etc. Aber es passiert nichts! Ich werde immer weiter kaputt gemacht. Ich liege schon am Boden, was wollt ihr denn noch? Lasst mich doch wenigstens sterben, wenn ihr mir schon nicht helfen wollt! Aber quält mich doch nicht noch immer weiter! Nur weil ich mich nicht so anpassen kann, wie ihr es gerne hättet! Ich HASSE dieses System abgrundtief. Ich hasse hasse hasse es.

Das Gespräch mit der Beraterin hat mir null gebracht. Ich habe ihr ungefähr das von meinem Therapeuten erzählt, was ich hier geschrieben habe, nur halt nicht ganz so detailliert, weil die Beraterin nicht bereit war, sich länger als eine Stunde mit mir abzugeben. Ist ja nicht so, als hätte ich seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr darüber geredet und als hätte ich mein ganzes Leben lang nicht schon genug schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Aber wir sind ja hier in Deutschland und Zeit ist Geld, also bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke.

Ich sollte dankbar dafür sein, dass sie überhaupt mit mir geredet hat. Aber ehrlich gesagt, mir geht es nach dem Gespräch noch schlechter als vorher. Meine Hoffnung auf Hilfe wurde wieder einmal enttäuscht. Und mein Weltbild wurde wieder einmal bestätigt. Ich bin wertlos.

Ich habe mich nicht mal wirklich ernst genommen gefühlt. Ich hatte den Eindruck, sie sieht die Situation nicht als sexuellen Missbrauch, sondern als unglückliche Beziehung. Vielleicht hat sie mir auch gar nicht geglaubt, auch wenn sie das nicht so gesagt hat. Sie hat gesagt, sie hat keine Erfahrung mit einer ähnlichen Situation und sie kann mir auch keinen Ratschlag geben, was ich jetzt machen soll, um da rauszukommen. Sie hat gesagt, sie weiß auch nicht, wie ich jetzt am besten mit meinem Therapeuten umgehen soll. Sie konnte mir noch nicht einmal weitere Anlaufstellen empfehlen, die mir vielleicht besser helfen könnten. Sie fand auch die Sterbehilfe oder einen Suizid eine akzeptable Möglichkeit. Also sie hat jetzt nicht wie meine Mutter gesagt, dass ich mich umbringen soll, aber sie hat gesagt, sie findet das jetzt gar nicht so eine abwegige Idee und ich kann es mir ja nochmal überlegen. Sie wollte mir auch keine regelmäßigen Gespräche anbieten, obwohl ich darum gebeten habe. Aber sie hat gesagt, dass sie mir das nicht anbietet, weil sie nicht der richtige Ansprechpartner dafür ist. Ich kann mich wieder melden, falls ich ein anderes Anliegen habe. Ich habe ihr gesagt, dass ich aber jetzt Hilfe brauche. Und sie hat gesagt, sie weiß auch nicht, was ich jetzt am besten machen soll. Ich hatte den Eindruck, es interessiert sie noch nicht mal. Vielleicht sind meine Probleme doch nicht schlimm genug. Vielleicht muss ich tatsächlich erst sterben, bevor sich jemand dafür interessiert. Wobei wahrscheinlich selbst mein Tod nichts daran ändert, dass ich dem System egal bin. Einer weniger, wen interessiert‘s. Bin nur ich gewesen, passt schon so.

Die Beraterin hat gesagt, ich soll erstmal mein Leben auf die Reihe kriegen und mich dann um die Beziehung zu meinem Therapeuten kümmern. Und ich habe ihr gesagt, dass das so herum aber offensichtlich nicht funktioniert, weil ich nie stabil werde, wenn ich andauernd weiter traumatisiert werde. Und dass ich zuerst von meinem Therapeuten loskommen muss und dann den Rest auf die Reihe kriegen kann. Und außerdem habe ich doch sogar einen Job und eine Wohnung, und das habe ich beides ganz alleine geschafft, weil mir nämlich niemand bereit ist zu helfen! Dann hat sie gesagt, ich soll mir halt einfach einen neuen Therapeuten suchen. Das ist genauso eine dämliche Aussage wie die Aussage von der Frau bei der Arbeitsagentur, dass ich mir halt einfach „irgendeinen neuen Teilzeitjob suchen“ soll. Wow, danke für diesen überaus klugen und hilfreichen Ratschlag, darauf wäre ich ja nie gekommen! Scheißdreckssystem!

Ich habe ihr gesagt, dass ich aber jetzt einen regelmäßigen professionellen Ansprechpartner brauche und dass ich nicht anderthalb Jahre auf einen freien Therapieplatz warten kann, weil ich dann vermutlich tot bin. Ich habe innerhalb des letzten Jahres durchschnittlich alle drei Monate versucht, mich umzubringen. Ich lag im Koma, musste künstlich beatmet werden und wäre jetzt tatsächlich tot, wenn meine Patientenverfügung nicht ignoriert worden wäre. Und ich wünschte auch, ich wäre tot. Ich wünschte, ich wäre schon bei meinem ersten Suizidversuch mit 13 Jahren gestorben. Denn das Weiterleben hat sich definitiv nicht gelohnt, im Gegenteil. Ein früher Tod hätte mir viel Leid erspart. Und allen anderen Menschen eine Menge Belastungen.

Und außerdem löst die Suche nach einer neuen Therapeutin nicht das Problem mit der emotionalen Abhängigkeit von meinem Therapeuten, genauso wenig wie das Problem, dass ich seine Atteste und Rezepte etc. brauche, weil ich sonst gar keine staatliche finanzielle Unterstützung mehr kriege. Ich kann nicht zwei Therapeuten gleichzeitig haben. Wer soll das bitte bezahlen?
Dann hat sie gesagt, sie kennt sich nicht damit aus. Sie konnte mir auch keine guten Therapeutinnen oder irgendetwas empfehlen.

Ich frage mich echt, was eigentlich ihr Job ist? Rumsitzen, Kaffee trinken und ab und zu bestätigend nicken oder was? Oh und mir die Hände desinfizieren, nicht zu vergessen. Ich weiß, dass ich dreckig bin, das macht mein Therapeut nämlich auch immer, also danke für die Bestätigung. Komm mir bloß nicht zu nahe, ich könnte ja verseucht sein.

Ich fühle mich ausgenutzt, weil ich mich jetzt schon wieder so verletzlich und angreifbar gemacht habe, indem ich extrem belastende Dinge erzählt habe, in der Hoffnung, dass ich dann endlich die Hilfe kriege, die ich brauche. Aber nein, natürlich nicht. Warum auch, ich bin es doch nicht wert. „Hör auf zu hoffen. Niemand wird dir helfen. Ich allein habe die Macht über dein Leben! Schau, ich kann einfach so jederzeit meine Hände um deinen Hals legen und solange zudrücken, bis du stirbst. Das dauert höchstens ein paar Minuten. Und niemand wird dich vermissen. Jeder ist froh, wenn du weg bist. Und du solltest dankbar dafür sein, dass ich mich überhaupt um dich kümmere.“ Ungefähres Zitat meines Trainers. Und das System beweist mir immer wieder aufs Neue, dass er Recht hatte. Und dass mein Stiefvater Recht hatte und meine Mutter und mein Therapeut und überhaupt alle Menschen außer ich haben Recht, Hauptsache nicht ich. Mein Therapeut hat gesagt, dass mir sowieso keiner glaubt, wenn ich von ihm erzähle. Danke an die Beraterin für diese Bestätigung, dass mir eh keiner hilft!

Ich habe der Beraterin gesagt, dass ich morgen einen Termin beim sozialpsychiatrischen Dienst habe. Sie hat gesagt, dass ich denen nichts von dem sexuellen Verhältnis zu meinem Therapeuten erzählen soll, weil das sonst einen riesigen Skandal gibt. Und das war der Punkt, wo ich endgültig erkannt habe, dass mir dieses Gespräch gerade mehr schadet als hilft.
Warum soll ich lügen? Warum soll ich das jetzt wieder totschweigen, wie schon mehr oder weniger mein ganzes Leben lang sowas von allen Seiten totgeschwiegen wird? Warum habe ich nicht das Recht, wenigstens die Wahrheit zu sagen, was ich erlebt habe? Warum geht es immer nur um den Schutz der „Täter“, aber mich schützt keiner? Das ist doch nicht fair! Und das macht mich wütend und vor allem verzweifelt.

Ich habe die Wahrheit gesagt und mich an die Beratungsstelle gewandt, was mir beides unglaublich schwer gefallen ist, aber es hat mir rein gar nichts gebracht, außer dass es mir jetzt noch schlechter geht und ich mich am liebsten umbringen würde. Ich hasse es, immer nur die Unterlegene zu sein, die andere um Hilfe bittet. Und meistens trotzdem keine bekommt. Irgendwas stimmt wohl wirklich grundsätzlich nicht mit mir.

Ich würde gerne mit der Polizistin reden, mit der ich letztens in der Nacht nach dem Nervenzusammenbruch geredet habe. Sie hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Aber wenn ich mit ihr rede, besteht Ermittlungszwang… Und ich kann nichts mehr dagegen tun. Ich kann es nicht mehr beeinflussen, nicht mehr eingreifen, nicht mehr die Entscheidungen treffen und nicht mehr die Kontrolle behalten.

Ich bin traurig, verzweifelt, wütend, fühle mich ohnmächtig und unglaublich erschöpft und müde von allem. Ich hasse das System und ich hasse alles und ich habe keinen Bock mehr auf den ganzen Scheiß!

Luisa
Wildi
Beiträge: 503
Registriert: Fr Feb 09, 2018 4:32 pm

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Wildi »

Hallo Luisa,

erst mal Respekt vor deinem Mut, dass du es versucht hast.

Welche Beratungsstelle war das, wenn du das schreiben magst? Die Frau war offensichtlich inkompetent und überfordert.
Obwohl dich das jetzt massiv triggert, hat ihr Verhalten nichts mit dir zu tun.

Du bist ein wertvoller Mensch und hast jetzt leider wieder Pech gehabt. Bitte versuche, dich so gut wie möglich zu beruhigen und zu versorgen. Du hast nichts falsch gemacht!

Ich würde dir so gern helfen, weiß aber nicht, wie. Hast du schon einmal mit dem Hilfetelefon Kontakt aufgenommen oder eine Ausstiegsberatung konsultiert?
Atmen.
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Ich hab dich gelesen und es tut mir Sau leid. Ohne Worte.
Natürlich darfst du so fühlen. Finde du fühlst sehr gesund und sehr stark wie klar du ihr alles geschildert hast. Umso beschissener wie sie damit umgegangen ist.

Schäm dich nicht. Du hast Hilfe verdient!! Du hast ein Recht drauf. Die Täter haben nicht Recht...echt nicht. Auch wenn die Erfahrung dagegen spricht. Die sagt was über die tusse aus aber nichts über dich. Verstehst du was ich meine?

Gebe dir Recht. Das System kann einen kaputt machen.
Finde ganz schlimm was sie zur Sterbehilfe gesagt hat und nicht Mal rafft was für eine krasse Gewalt das ist.

Ich weiss es ist nur Internet aber da hinter stehen reale Menschen...du bist wichtig. Und es tut mir sehr leid
Ich kann gerade nicht mehr schreiben aber melde mich nochmal.

Den Tipp von Wildi finde ich gut. Ich kann dir auch El Faro empfehlen. Zum anrufen. Zum ernst genommen werden.
Und wie gesagt: schreib Traumatherapeutinnen an. Ich kann mir gut vorstellen dass die dich früher nehmen...es gibt einzelne die sich sehr für die krassen "Fälle" einsetzen. Und die muss man finden. Du kannst auch mal Michaela Huber anschreiben ob sie jemanden in deiner Nähe kennt und empfiehlt.

Vergess die dumme sch Kuh. Auch wenn es schwer fällt. Du hast ganz anderes geschafft und überlebt.
Du bist viel stärker als die.

Pass auf dich auf und ich sende dir Kraft. Richte die Wut auf die. Schrei Rum. Stampf. Geh rennen. Aber richte sie nicht gegen dich.

Eli
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Ich wollte mich ja nochmal melden

Ich verstehe selbst nicht wie sich so jemand Beraterin schimpfen kann. Ich habe leider auch schon sch Erfahrungen mit Beratungen gesammelt.
Als bei mir vor drei, vier Jahren zum ersten Mal so org Zeug hoch kam oder so Ahnungen und ich echt suizidal wurde wurde auch nur gesagt damit würden sie sich nicht auskennen und das war's. Man fühlt sich wieder wie der letzte Dreck behandelt ..wieder zuviel ..wieder sch und eklig.
Eine andere Beraterin war lieb aber echt auch nicht hilfreich wenn man schon einige Jahre Therapie Erfahrung hat.

Nun gibt es zwei Optionen:
Du sagst die tusse hat Recht, die Täter haben Recht etc...und verzweifelst, hasst dich, begehst evtl Suizid...das hieße den Tätern und diesen Menschen macht zu geben und am Ende gegen sie zu verlieren.

Die zweite Option ist: Kraft zusammen suchen und weiter suchen nach einer Therapeutin die sich auskennt auf Zack ist und alles aushält dich empathisch und abgegrenzt begleitet. Ich und andere hier haben so Therapeuten gefunden als es gibt sie.

Nur das blöde ist dass man sie suchen muss. Es gibt nicht viele von aber es ist möglich sie zu finden. Deshalb: schreib alle an die du auf der Seite der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie in deiner Nähe findest, erzähl vom dis Verdacht und dem MB vom Psychotherapeuten.
Vielleicht hat die tusse am Ende Recht mit der Einschätzung sie könne dir nicht Helfen. Nicht weil du sch bist sondern weil sie zu wenig ausgebildet ist.

Du bist kein sozial Schmarotzer etc und ich glaube am Ende weißt du das auch sehr klar.
Viele sind nicht gut ausgebildet weil Trauma verdrängt werden müssen. Besonders die krassen komplexen die mehr sind als ein Unfall. Das liegt aber nicht an uns opfern sondern in der Natur der Sache.
Vielleicht hilft es zu sagen: nicht ich bin egal sondern die Menschen halten meine Traumata nicht aus weil sie nicht so stark sind wie ich. Ja am Ende bist du gleich allein mit der sch und doch ist es eine andere Aussage.

Geb bitte nicht auf bis du so jemanden findest. Ich habe auch zehn Jahre gesucht...was nicht heißt dass du so lange suchen musst denn heutzutage sind Dis komplex Trauma etc schon mehr im Bewusstsein von Therapeuten. Leider kennen sich viele auch Traumatherapeuten nicht damit aus. Deshalb frage per Mail ob sie sich auskennen und sich vorstellen können mit dir zu arbeiten. Kannst ja auch sagen bitte sagen sie lieber direkt nein wenn sie es nicht können..bevor wir beginnen zu arbeiten und dann können sie es nicht. Das hatte ich auch. Zwei Jahre und 4000 euro in den Sand gesetzt für eine thera die sich völlig überschätzte und am Ende nichts brachte...

Und ich sehe es wie du. Du hast ja Wohnung und Job. Jetzt musst du den Mann loswerden...
Ich denke dass sie leider Recht hat in Bezug auf Therapie suchen.weil sie eben oft bessere und längere Fortbildungen haben. Das muss nicht 1,5 Jahre dauern bis du eine gute hast. Vielleicht bekommst du schon in sechs oder acht Wochen ein erst Gespräch und dann unregelmäßig Therapie...kannst du dir vorstellen traumatherapeutinnen anzuschreiben?

Wenn du dich umbringen willst kann dich niemand abhalten. Das ist hart aber so ist es. Es wäre aber sehr schade weil ich glaube dass es dir echt besser gehen kann kurzfristig wenn du von dem Arsch weg bist und langfristig durch ne gute Traumatherapie. Und das muss nicht noch ewig dauern bis du von dem weg kommst.
Ich denke wie du mit dem frühen Suizid. Aber jetzt lebst du nunmal. Du hast den Freund etc. Geb dem leben vielleicht noch eine Chance. Mach zumindest Mal ein Jahr gute Therapie.

Das mit der emotionalen Abhängigkeit versteh ich aber das kann und sollte ja in einer Therapie als erstes angeschaut werden. Du bist so knapp davor zu gehen du brauchst jetzt nur Unterstützung für den Absprung
Das mit den attesten etc brauchst du doch nun auch nicht von ihm jetzt wo du krankenversichert bist oder? Das könnte ja auch eine neue TherapeutIn machen.

Doch erzähl dem sozialpsychiatrischen Dienst davon. Vielleicht können die nochmal helfen.
Bitte geb nicht auf. Verstehe deine Verzweiflung aber viele hier kenenn diesen Weg und am Ende haben sie doch eine gute Therapeutin gefunden..und das gilt auch für dich!

Und vielleicht wäre die Polizistin keine schlechte Idee. Ich glaube dass es so ist wie bei Natascha Kampusch gerade: er oder du. Du kannst doch ewig viel aussagen.
Dann bist du frei. Sch auf ihn. Sch auf seine Familie.
Du fühlst doch alles ganz klar. Mit ihm wirst du sterben. Er muss weg. Er ist ein Verbrecher. Er hat dich lange genug zerstört. Ich glaube dass du gute Chancen hättest. Vielleicht doch Mal einen Anwaltsschein holen...? Aber für eine Anwältin mit Schwerpunkt Sexualstraftrecht?

Ich sende dir Kraft.
Eli
Peters876
Beiträge: 5
Registriert: Do Nov 24, 2022 2:03 pm

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Peters876 »

Aufatmende hat geschrieben: Di Nov 15, 2022 7:09 pm Danke Eli, für das, was du hier geschrieben hast.
Mich macht das Geschehene einfach nur schrecklich wütend und sprachlos.
Luisa, toll, dass du dein Schweigen brechen konntest!
Wow ich lese hier mal mit, das ist sehr viel und schön, dass ihr euch hier so austauschen könnt. DAS ist so wichtig.
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Danke euch.

Wildi, ich war beim Frauennotruf. Das ist (abgesehen vom weißen Ring) die einzige Beratungsstelle in meiner Stadt. Und da ich noch nicht mal Geld für ein Zugticket habe, kann ich nicht einfach in die nächste Stadt fahren… Ich will sowas halt auch echt nicht am Telefon klären. Da kriege ich erst recht kein Wort raus. Ja, bin selbst schuld.

Mit dem Hilfetelefon habe ich vor ein paar Wochen telefoniert. Hat mir nicht wirklich irgendwas gebracht. Die Frau hat mich an den Frauennotruf hier im Ort verwiesen.

Was meinst du mit Ausstiegsberatung? Ich bin nicht in organisierter Gewalt gefangen. Ich bin einfach nur… ich habe noch nicht mal das richtige Wort dafür. Ich bin zu dämlich, um mit meinem Leben klarzukommen.

War beim sozialpsychiatrischen Dienst. Hab mich aber nach dem Gespräch mit der Beraterin nicht mehr getraut, die Wahrheit über meinen Therapeuten zu erzählen. Die Beraterin hat gesagt, dass ich den Therapeutenwechsel mit der langen Zugfahrt begründen soll. Ich sollte da jetzt „kein großes Fass aufmachen“, weil das „einen riesigen Skandal geben“ würde. Und den ist anscheinend keiner bereit, mitzutragen. Scheinheilige Menschen sind das alles.

Ich habe auf ihren beschissenen Rat gehört und der Sozialarbeiterin vom sozialpsychiatrischen Dienst nur gesagt, dass ich dringend einen neuen Therapeuten und mehr professionelle Unterstützung brauche. Die Sozialarbeiterin hat mit dem Amtsarzt gesprochen, der ein gemeinsames Gespräch nicht für notwendig hielt. Trotz starker Suizidalität. Trotz Sterbehilfe. Fand die Sozialarbeiterin eine gute Lösung. Sie meinte, dass sie mir nicht hinter dem Rücken meines Therapeuten hilft, sondern nur ggf. nach einem Gespräch mit ihm. Habe ich abgelehnt und gesagt, dass ich mich dann lieber um Sterbehilfe kümmere. Dann hat sie gesagt: „Dann machen Sie das.“

Notartermin fürs Testament ist am Montag. Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet das überhaupt noch wichtig ist. Ich will nicht, dass meine Mutter etwas von mir erbt. Und ich befürchte, dass sie meine Testierfähigkeit später anzweifeln wird, deswegen will ich ein rechtssicheres Testament haben.

Mein Therapeut war vorletzte Nacht wieder da. Ich habe mich nicht mehr bei ihm gemeldet, weil ich völlig überfordert damit bin, wie ich jetzt mit ihm umgehen soll. Er verstärkt den Druck, weil er anscheinend merkt, dass ich mich von ihm löse. Er hat mich angerufen und ist anschließend nachts vorbeigekommen. Ich habe mich nicht getraut, was dagegen zu machen, weil ich weiß, dass er dann den Notarzt ruft und ich wieder in die Klinik komme und dann ist mein mühsam erkämpfter Job schon wieder weg. Wobei ich den gerade eh kaum noch schaffe.

Ich bin selbst schuld. Schuld Schuld Schuld. So viel Selbsthass. Und so viel Scham.

Er hat wieder eklige Sachen mit mir gemacht. Er hat mir verboten, mit meinem Freund zu reden, obwohl ich meinem Therapeuten nicht davon erzählt habe, dass ich über das Verhältnis zu ihm mit meinem Freund geredet habe. Mein Therapeut spürt das auch ohne Worte. Und ich spüre den Druck dahinter. Wie ein eiserner Griff um meinen Hals.

Er hat mir Medikamente gegeben. Die größte erhältliche Packung eines starken Schlafmittels, die aus eigener Erfahrung zu 100% tödlich wäre. Ich habe ihn nicht darum gebeten. Ich musste auch keinen Deal aushandeln so wie sonst üblicherweise. Er hat mir die Packung auch direkt gegeben, nicht auf Rezept. Mir ist nicht klar, was seine Intention ist. Er hat nicht gesagt, dass ich mich umbringen soll. Er hat sogar gesagt, dass er mir jetzt doch nicht hilft mit der Sterbehilfe, weil ihm das rechtlich zu riskant ist und er keinen Bock hätte, wegen mir in den Knast zu gehen. Und angeblich hätte er mir das nie angeboten, dabei hat er das meiner Erinnerung nach sehr wohl!
Er hat gesagt, er gibt mir die Packung direkt, weil es mir erstens nicht gut geht und zweitens ich immer noch keine Krankenkassenkarte etc. habe und deswegen keine Rezepte einlösen kann. Beides ist korrekt und insofern kann ich jetzt wieder nichts dagegen sagen.

Ich habe Schmerzen und große Angst und noch größere Verzweiflung.

Langes Gespräch mit meinem Freund letzte Nacht. Wir sind beide ziemlich mit den Nerven am Ende und überfordert mit der Situation. Er hat gesagt, die Beraterin hätte nicht alle Tassen im Schrank, so wie sie sich verhalten hat. Er hat mir zugehört und irgendwann selbst angefangen zu weinen, als ich ihm (mit seiner Erlaubnis) von einer spezifischen Situation erzählt habe. Er hat gesagt, ich muss mich nicht schämen. Und er hat gesagt, er verliert den Glauben an das Gute im Menschen, wenn er meine Geschichte hört. Er hätte sowas nicht für möglich gehalten, weil er das höchstens aus irgendwelchen dämlichen True Crimes kennt. Das wäre Jenseits von Gut und Böse. Aber er hat auch gesagt, dass er dableibt. Weil er für sich spürt, dass es nicht richtig wäre, mich jetzt alleine zu lassen. Er hat gesagt, ich darf ihm weiterhin alles erzählen, wenn es mir hilft. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar, für dieses „Aushalten“. Es tut so gut, dass er einfach da ist und zuhört. Und vor allem, dass er mir glaubt. Er hat gesagt, er hat schon Zweifel an bestimmten Sachen, aber er spürt, dass er mir glauben sollte. Und so verhält er sich auch.

Mein Freund hat letzte Nacht gesagt, wir gehen jetzt raus und schreien. Aber ich habe noch nicht mal das geschafft, obwohl ich es versucht habe, aber mir fehlt die Kraft. Ich bin bloß in Tränen ausgebrochen. Und konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Am Ende hat er mich einfach nur lange, vorsichtig und schweigend in den Arm genommen. Mit meinem Einverständnis und das konnte ich sogar annehmen und es tat auch so gut. Umarmungen sind sonst nicht Teil meines Lebens.

Ich habe nicht mehr die Kraft, solange Therapeuten und Beratungsstellen und was weiß ich abzuklappern und überall dieselben belastenden Dinge von mir preisgeben zu müssen, bis ich vielleicht irgendwann mal irgendwo die passende Hilfe für mich finde. Das fühlt sich auch nicht richtig an. Und ehrlich gesagt, ich mag auch nicht mehr wirklich reden, weil es mir sinnlos erscheint. Ich bettle mein ganzes Leben lang um Hilfe, die ich nicht bekomme. Ich mag das nicht mehr. Ich bin müde, so müde.

Ich habe keine Kraft mehr. Ich habe Angst und ich habe Schmerzen. Ich kann nicht richtig atmen (mein Freund hat sogar Atemübungen mit mir gemacht letzte Nacht, aber natürlich bringt das auch nicht viel). Ich kann kaum schlafen und kaum essen und sogar trinken ist schwer, weil ich nichts schl*cken mag. Mein Freund hat mir im Laufe der Nacht mehrere Tassen heißen Tee gemacht, weil ich so krass am Zittern bin und mir außerdem eiskalt ist. Das konnte ich auch trinken irgendwie, aber es quält mich und die Hälfte habe ich (unabsichtlich) wieder erbrochen. Ich wünsche mir gerade meine Magensonde zurück, um das Schl*cken zu umgehen.

Es ist mir völlig egal, dass die „Täter“ „gewonnen“ haben, wenn ich sterbe. Darum geht es mir überhaupt nicht. Das ist schon wieder so orientiert an den Tätern. Es geht mir hier gerade nur noch ums blanke Überleben. Da ist mir alles andere mehr oder weniger scheißegal. Es geht mir nicht um Gerechtigkeit, sondern darum, mein Leid zu beenden, egal wie. Was nützt es mir, wenn die unguten Menschen im Gefängnis sitzen? Das macht mich auch nicht heil oder sonst irgendwas. Und ich will auch nicht die Verantwortung für potentielle weitere „Opfer“ haben. Das ist nicht meine Verantwortung, hat die Frau vom Opferschutz auch gesagt. Aber ich kann ja sowieso noch nicht mal mehr professionellen Menschen vertrauen. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll.

Aber nach dem Gespräch mit meinem Freund ist mir immerhin klar geworden, dass ich meinem Therapeuten nicht vertrauen kann und sollte, weil er nicht ehrlich ist. Er kann sich selbst nicht reflektieren. Und Supervision hält er als ehemaliger Chefarzt sowieso nicht für nötig (ich habe ihn das vor Jahren mal gefragt). Andere supervisieren gerne, aber er selbst braucht das als großer Chefarzt natürlich nicht, weil er immun ist gegen die Gegenübertragung oder was?
Aber das ist mir erst jetzt klar geworden. Weil ich bei meinem Freund zum ersten Mal erlebt habe, wie es sich anfühlt, wenn jemand zu 100% ehrlich zu mir ist. Und das fällt meinem Freund sichtlich schwer, weil er mich nicht verletzen will. Aber auch darüber können wir offen reden.

Ich bin nach dem Gespräch mit meinem Freund am Überlegen, ob ich eine Anzeige bei der Polizei erstatten soll. Er hat von Anfang an gesagt, dass er das definitiv befürworten würde, aber nicht um jeden Preis. Nicht um den Preis meiner Gesundheit und meines Lebens.
Ich würde um ein Gespräch mit der netten Polizistin bitten. Sie hat auch früher mal beim Opferschutz gearbeitet und sie hat mir wenigstens ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe keine Kraft mehr, mir eine gute Anwältin zu suchen. Aber vielleicht kann ich es auch einfach so versuchen. Wenigstens ein einziges Mal in meinem Leben für mich selbst einstehen und sagen: Das war Unrecht. Letztendlich meinem Freund zuliebe, aber trotzdem. Vielleicht hört die Polizei mir zu. Und wenn nicht, dann halt nicht. Aber vielleicht braucht es jetzt (auch für mich selbst) diesen „riesigen Skandal“, mit dem die Beraterin ja nichts zu tun haben wollte. Vielleicht braucht es jetzt diesen großen Knall und entweder es geht mir dadurch besser oder ich gehe dabei drauf. Das ist mir tatsächlich egal. Ich will nur, dass das Leid aufhört.

Viele Grüße
Luisa
Wildi
Beiträge: 503
Registriert: Fr Feb 09, 2018 4:32 pm

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Wildi »

Hallo Luisa,

ich dachte an eine Sektenausstiegsberatung, weil der Mann dich ja einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen hat und dich jetzt massiv bedroht.

Die Tabletten hat er dir gegeben, damit du dir selbst das Leben nimmst.

Geh zur Polizei und erstatte Anzeige wegen Stalkings, Bedrohung und sexuellen Übergriffen sowie Missachtung des ärztlichen/therapeutischen Abstinenzgebots.

Tu es, bitte. was hast du zu verlieren?
Atmen.
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