Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Ich schließe mich an..mach die Anzeige. Und Spüle die Tabletten im Klo runter.

OK schritt für schritt. Erstmal den Typ los werden...dann irgendwann neue Therapie...alles auf einmal geht eh nicht
Das mit dem Übergriff tut mir sehr leid.
Aber ich glaube auch hier und lese dich.

Frauennotruf ähm ja...sehr unterschiedlich je nach Stadt. Meiner Erfahrung nach kennen die sich oft eher mit Partner schaffst Gewalt und einmaliger VG aus.

Du bist nicht zu dämlich. Du bist stark!

Die spinnen alle mit der Sterbehilfe. Geht's noch. Ich würde ausrasten wenn du mir das als junge Frau sagen würdest. Würde alles stehen und liegen lassen und um dich kämpfen! Herrgott. Was sind das bloß für Idioten.

Kein Grund für schäm und Selbsthass. Gar nicht. Du bist das Opfer. Er der Täter. Du machst das toll.
Er ist so ein perfides Schwein. Bitte schmeiß die Pillen weg. Kannst du mir bescheid sagen wenn sie weg sind? Natürlich kannst du was gegen sage . Denn es ist ganz klar dass er lügt und du dich umbringen sollst.

Dein Freund hat Recht
Gut dass er da ist.

Versteh das. Du hast keine Verantwortung für weitere Opfer. Aber das mit dem Knast würde schon helfen glaube ich. Weil da die Gesellschaft klar sagt das war unrecht. Das hilft.
Aber ja heil wirst du nicht von. Nur hat man am Ende eher das Gefühl dass man das böse beendet hat. Auch wenn es in Herz und Hirn erstmal weiter geht. Dass du dein leid beenden willst ist gut. Nur gibt es da eben andere Wege als Suizid.

Wünsche dir viel Kraft für die Anzeige.
Pass auf dich auf. Sende dir Kraft
Eli
Gast

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Gast »

Hallo Luisa,

ich habe dich gelesen und ich finde es wirklich schlimm, in welcher Lage du bist.
Ich würde dir so sehr wünschen, dass du es schaffst trotz all der schlechten Erfahrungen dir Unterstützung zu holen, um von dem Täter wegzukommen.
Es braucht dafür wahrscheinlich wirklich eine spezialisierte Stelle und nicht so eine Beraterin ohne Ahnung und Empathie.
Vielleicht hat dein Freund ein Auto und könnte dich auch zu einer passenden Beratungsstelle bringen.
Mir würde als Anlaufstelle noch Vielfalt e.V. einfallen, die haben eine Liste, auf der wahrscheinlich eher passende Beratungsstellen angeboten werden.
Es ist toll, dass dein Freund so für dich da ist, aber vielleicht wäre es auch für ihn gut, sich bei so einer wirklich guten passenden Stelle beraten zu lassen. Denn deine Situation ist sicher für ihn auch sehe belastend. Eventuell könnte er dadurch auch vorher dorthingehen und für dich abchecken, ob es eine passende Stelle ist, damit du nicht noch so eine schlimme Erfahrung machen musst.
Ganz viel Kraft und Mut!
Peach
Beiträge: 209
Registriert: Di Sep 27, 2016 12:55 pm

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Peach »

Hallo Luisa,

ich habe das hier jetzt gelesen und finde ganz furchtbar, was dieser Typ mit dir macht!
Eli hat dir geraten, die Tabletten im Klo runter zu spülen, wahrscheinlich damit du sie nicht in einem verzweifelten Moment nimmst. Ich bin mir sicher, dass er sie dir aus genau dem Grund gegeben hat. Dennoch würde ich die nicht im Klo runter spülen, sondern verwahren. Vllt kann dein Freund sie aufheben. Denn wenn du mit der Polizistin sprichst solltest du ihr diese Packung zeigen können.
Weißt du noch, wann dieser Typ vorletzte Nacht kam und ging? Dann schreib das am besten auch auf - Datum, wann er kam, wann er ging. Dass er Tabletten brachte. Mehr Details was er gemacht hat, schaffst du wahrscheinlich nicht aufzuschreiben, falls doch, dann auch das protokollieren. Und verstecken, falls er wieder kommt.
Wenn du dich noch erinnern kannst, wann er die letzten Male zu dir nach Hause kam, dann schreibe auch das auf. Datum und Uhrzeiten.

Das Problem ist nur, wenn du anzeigst, dann musst du alles erzählen können. "Eklige Sachen" reicht da nicht. Da musst du dann alles aussprechen. Wahrscheinlich weißt du das aber auch selbst.
Und bitte, bitte, achte genau auf deine Worte. Sag nicht, dass du ein s*x*elles Verhältnis zu dem Thera hast. Das hört sich an als wäre es einvernehmlich. Und das ist es nicht. Nie gewesen. Er MB dich seit du 15 (?) bist. Kannst du dich noch daran erinnern, wie es angefangen hat? Was er verlangt hat usw? Dann solltest du das erzählen.

Ich wünsche dir viel Kraft! Ein bisschen vermute ich, dass er in dieser Klinik seine Familie arbeiten hat als Schutz für sich selbst. Denn wie soll man sich bei der Oberärztin über den Chefarzt beschweren, wenn die verheiratet sind? Ich glaube dieser Mistkerl weiß sehr genau was er da tut.

Liebe Grüße
Aufatmende
Beiträge: 1847
Registriert: Mi Jul 17, 2013 10:26 pm
Wohnort: hinter den Bergen bei den sieben Zwergen

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Aufatmende »

Zeig ihn an!
Noch ein Skandal!
Noch mehr Presse, wo überall sexualisierte Gewalt passiert.
Das kannst du ins Rollen bringen.
DU hast Macht über IHN und das weiß er. Er hat Angst vor dir!
Rückfälle sind Vorfälle!
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Danke euch. Mehr geht gerade nicht.

Ich habe keine Kraft mehr. Und ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehmen soll.

Ich wünschte, irgendjemand wäre bei mir und würde mich lieb haben. Ich weiß nicht mal, wie sich das anfühlt. Ich wünschte, jemand wäre hier und würde bei mir bleiben und sich um mich kümmern, so wie sich die Eltern aus der Werbung um ihre Kinder kümmern.

Mein Freund sagt, er kann und will diese Rolle nicht einnehmen. Er ist ehrlich und er hat Recht. Ich muss mich selbst um mich kümmern. Versuche ich auch, aber es kommt emotional nicht an und außerdem habe ich keine Kraft mehr.

Mein Freund sagt, er begleitet mich nicht zu Beratungsstellen oder zur Polizei, weil er will, dass ich das alleine schaffe und nicht von ihm abhängig werde. Ich verstehe das rational, aber es fühlt sich beschissen an. Ich bin mein ganzes Leben lang im Prinzip auf mich alleine angewiesen, nur um zu überleben. Und ich habe keine Kraft mehr. Ich schaffe das nicht alleine. Es interessiert aber niemanden, wenn ich das sage.

Mein Freund kann das nicht leisten, verständlicherweise. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung, ihn da mit reinzuziehen. Ich reiße ihn mit in den Abgrund.
Er hat Therapie auf jeden Fall. Wusste ich auch nicht, hat er mir vor Kurzem erst gesagt. Er hat die Therapie auch noch nicht lange. Aber er hat auf jeden Fall eine gute Anlaufstelle und er bespricht das auch mit seinem Therapeuten. Was ich auch befürworte für seine eigene Psychohygiene.

Er hat leider auch mit einem gemeinsamen Freund darüber gesprochen und das gefällt mir nicht, auch wenn ich es nachvollziehen kann. Wenigstens hat er es mir hinterher ehrlich gesagt.

Ich habe keine Kraft mehr. Noch nicht mal für die nötigsten Dinge. Und gleichzeitig weiß ich, ich muss mich darum kümmern, dass mein Leben weiterläuft, weil es sonst immer schlimmer wird. Ich habe keinen, der mich auffängt. Keine Familie, kein Helfernetzwerk.

Ich muss zum Beispiel arbeiten gehen, sonst verliere ich den Job und das Geld reicht ja eh schon vorne und hinten nicht.
Ich schaffe es auch nicht mehr, mich angemessen um meine geliebten Haustiere zu kümmern, die mir sonst ein bisschen mehr Stabilität geben. Niemand kann oder will sie nehmen und für eine Pension fehlt mir das Geld. Ich werde sie am Montag ins Tierheim bringen. Nur dann habe ich noch weniger positive Dinge in meinem Leben. Aber meine Haustiere können nichts dafür und sie sollen nicht darunter leiden.

Es ist so anstrengend alles. Ich habe keine Kraft mehr. Und ich mag nicht mehr kämpfen. Habe auch kein klares Ziel mehr und keinen starken Willen. Hatte ich mal alles, aber das ist lange her und ich bin längst völlig gebrochen.

Warum ausgerechnet ich?

Viele Grüße
Luisa
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Hab zum zweiten Mal beim Hilfetelefon für Gewalt gegen Frauen angerufen. Die Frau hat gesagt, sie weiß auch nicht, was man jetzt machen kann oder an wen ich mich am besten wenden soll, wenn der Frauennotruf mir nicht hilft. Sie hat mir noch zwei andere Telefonnummern gegeben, was auch immer mir das jetzt bringen soll, weil ich brauche einen festen Ansprechpartner vor Ort und nicht jedes Mal eine andere Person, der ich dann wieder alles von Vorne erzählen muss, nur damit ich am Ende wieder keine Hilfe bekomme.

Die eine Nummer ist vom Hilfetelefon für sexuellen Missbrauch, die andere vom Beratungstelefon für organisierte/rituelle sexuelle Gewalt. Was ich persönlich beides für meine aktuelle Situation so nicht zutreffend finde, aber ich werde da vielleicht trotzdem anrufen, falls ich die Kraft dafür noch aufbringen kann. El Faro werde ich bei vorhandener Kraft auch versuchen, aber ich wohne nicht mal ansatzweise in deren Nähe und ich darf kein Auto fahren. Es gibt hier nur noch den weißen Ring. Aber ich bin mir jetzt nicht mal mehr sicher, ob das überhaupt ein Verbrechen ist, was mein „Therapeut“ macht.

Die Frau hat gesagt, durch die Kombination aus sexuellem Missbrauch in der Kindheit, daraus resultierenden schweren psychischen Erkrankungen und der Involvierung der Klinik in die aktuelle Situation gibt es keine wirkliche Anlaufstelle für mich, weil die Leute immer sagen können, dass ich mich woanders hinwenden soll, weil die Situation so komplex ist. Sie meinte auch, dass man halt nicht ausschließen kann, ob ich das aufgrund meiner psychischen Erkrankungen erfinde.

Ich hatte Mühe, nicht auszurasten. Ich habe immer noch Mühe, nicht auszurasten. Und jedes Mal verletze ich mich wieder. Ich wünschte, die Leute würden das sehen. Aber das darf ich ja auch nicht zeigen, wie verletzt ich bin. Ich trage seit meiner Kindheit keine kurzen Klamotten und keine offenen Schuhe mehr, noch nicht mal bei über dreißig Grad im Hochsommer. Sogar fingerlose Handschuhe muss ich mittlerweile seit ein paar Jahren tragen, um die Hände zu verdecken. Und eigentlich auch spezielle Kompressionen an Armen und Beinen, die eh nichts helfen und deswegen trage ich sie nicht mehr.

Ich soll am besten überhaupt gar nichts machen. Nichts sagen. Bedingungslos gehorchen. Und immer schön lieb und brav und freundlich bleiben. Lächeln nicht vergessen, wenn die Kamera läuft.

Puh… Ich sag dazu jetzt nichts mehr, aber ich könnte schreien, wenn ich nicht so kraftlos wäre. So viel Hass und Verzweiflung gerade. Ich HASSE. Ich weiß nicht genau, was ich hasse, auf jeden Fall nicht die „Täter“menschen, aber ich hasse. Ich hasse die Situation, ich hasse mich und meine Schwachheit und Unentschlossenheit und Passivität und Abhängigkeit und mein Leben und ich hasse es, dass mir niemand Professionelles bereit ist zu helfen. Was stimmt bloß nicht mit mir? Mein Gott, was ist bloß falsch mit mir? Kannst du nicht bitte einfach machen, dass ich normal funktioniere?

Irgendjemand in dieser beschissenen ungerechten kalten und ekelhaften Gesellschaft muss mir doch glauben, verdammt nochmal! Mein „Therapeut“ hat Recht, dass mir niemand glaubt, weil ich krank bin. Ich kann die Geschichte aber auch nicht erzählen, ohne zu erwähnen, dass ich krank bin, denn sonst wäre ich ja schließlich nicht in „Therapie“.
Ich hasse. Ich hasse so sehr.

Die Frau am Telefon hat mir von einer Anzeige abgeraten, weil ich wenig glaubwürdig wirken würde. Und ehrlich gesagt, ich habe keine Lust, dass ich dann am Ende noch eine Anzeige wegen Falschaussage oder so kriege, nur weil ich die Wahrheit erzählt habe. Ich kenn mich nicht aus mit sowas. Ich habe auch immer noch kein Wort dafür, wie ich dieses „sexuelle Verhältnis“ eigentlich nennen soll. Ich habe es bei diesem Telefonat als sexuellen Missbrauch beziehungsweise Vergewaltigung bezeichnet, aber das fühlt sich irgendwie auch nicht richtig an, sondern sehr bedrohlich… ich weiß nicht. Die Frau hat gesagt, es wäre die Ausnutzung einer Abhängigkeit und das klingt für mich nicht wie ein Verbrechen, wegen dem man sich an die Polizei wendet.

Ich hasse. Und ich frage mich, warum es die Leute so dermaßen kalt lässt, wenn ich sage, dass ich suizidal bin. Es ist wie schon mein ganzes Leben lang: Es interessiert niemanden. Bin ja nur ich, also passt schon so. Ich bin nicht nur wertlos, sondern ein negativer Ballast. Ich hasse. Aber ich bin froh, dass ich wenigstens hier schreiben darf und gelesen werde und Antworten bekomme.

Ich kann nicht schlafen und ich muss morgen zwei Schichten arbeiten und davor habe ich Angst, weil ich die Arbeit gestern schon kaum noch geschafft habe, obwohl ich den Job eigentlich mag.

So sinnlos alles. Ich weiß nicht, wofür ich kämpfen soll.

Viele Grüße
Luisa
Mell

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Mell »

Liebe Luisa,

was mir spontan durch den Kopf geht...

1) 'Objektiv' betrachtet, bist Du nicht alleine!
Du hast reale Kontakte, wie zB Deinen Freund, nen gemeinsamen Freund und auch 'gefühlt' GUTE BINDUNG... wie zB bzgl der von Dir erwähnten Polizistin.

2) Subjektiv....
ist das in dieser Lage, wo Du völlig entkräftet bist...
(Schlafdefizit, erneuter körperlicher Übergriff, fortbestehende TOXISCHE BINDUNG zu DEM MANN, Erwerbsarbeit)...
aktuell nicht ausreichend.

3) Es muss hier jetzt quasi von aussen eingegriffen werden:
Was spricht dagegen, dass Du Deine Postings hier ausdruckst bzw vorzeigst?
Und zusammen mit der von ihm überreichten Großpackung dieser Tabletten....
zu der Polizistin hin gehst?
Dein Freund darum bittest, dass er Dich hinfährt bzw die Hälfte der Wegstrecke mit Dir mitgeht?
Er zB 1km vor der Wache wartet?
Dann hast Du 'gefühlte' und 'praktische' Starthilfe sowie den erforderlichen 'Beistand'.
Plus... Du handelst 'eigenverantwortlich', was Dich wiederum langfristig stärkt.

4) Und dann... Lass die Dinge 'laufen'. Und zwar konsequent in diese Richtung, wo Du seelisch und körperlich wieder zu Kräften kommst. Bitte!!
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Das System wird mir nicht helfen. Es hat mir in meinem ganzen Leben noch nie geholfen und es wird mir auch jetzt nicht helfen. Ich habe null Vertrauen mehr in dieses ganze System, in dem jeder mit mir machen darf, was immer er will, aber wehe dem, ich übertrete eine kleinste Regel, dann werde ich sofort bestraft. Denen ist offenbar nicht klar, was im Leben wirklich zählt!

Ich bin dahin gegangen und habe bei verschiedenen wildfremden Menschen die Wahrheit gesagt, was mir beides unglaublich schwer gefallen ist. Nur damit mir wieder einmal bestätigt wird, dass ich nichts wert bin. Ich mache das nicht noch einmal! Das bringt absolut gar nichts.

Scheiß auf das System. Ich versuche, mir jetzt alleine zu helfen. Scheiß auf Polizei, auf Beratungsstellen, auf das ganze verfickte Scheißdreckssystem. Es wird sowieso nie Gerechtigkeit geben! Ich mache diesen Bullshit nicht mehr länger mit. Und ich spiele auch nicht länger nach deren Regeln, die jedem nützen außer mir selbst. Systemsprenger halt… Könnt ihr jetzt von halten, was immer ihr wollt. Ich würde das alles am liebsten in die Luft sprengen.

Mein „Therapeut“ hat mich gestern Abend angerufen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm nicht mehr vertraue, weil ich das Gefühl habe, dass er sich selbst nicht ehrlich reflektiert. Er labert nur Müll und versucht, mich weiterhin zu manipulieren. Wenigstens merke ich das jetzt endlich mal. Und er erhöht den Druck, weil er offenbar merkt, dass ich mich von ihm löse.

Er wollte letzte Nacht wieder vorbeikommen. Ich bin abgehauen und habe die Nacht draußen verbracht. Es war kalt und nass und jetzt bin ich krank. Ich war schon einmal mehrere Monate lang obdachlos, also was soll’s. Was soll mich in diesem Leben in dieser Welt überhaupt noch schocken? Es berührt mich alles sowieso nicht mehr, das ganze Leid. Ist halt so, na und? Juckt doch eh keinen.

Wenigstens hat er mich letzte Nacht nicht angefasst. Ein klitzekleiner Triumph immerhin. Aber seine Atteste benötige ich dennoch. Ich bin am Überlegen, ob ich mir überhaupt noch eine neue Therapeutin suchen soll. Hab ich eigentlich keinen Bock drauf, aber ich brauche die Atteste.

Bin müde, frustriert und voller Hass auf das System, das „Täter“ aktiv unterstützt und „Opfern“ jede Hilfe verwehrt. Die können ihren Bullshit alleine weitermachen, ohne mich! Ich werde auch nicht zur Polizei gehen, weil wozu? Damit ich dann jedes kleinste Detail erzählen muss, was mich enorm quälen würde, nur damit dann am Ende wieder nichts passiert? Danke, aber nein danke! Selbst wenn die Leute am Ende im Gefängnis landen, was nützt mir das? Gar nichts, ich werde weder heiler noch kriege ich mehr Unterstützung noch sonst irgendwas. Es nützt noch nicht mal den „Tätern“ irgendwas, weil man sie therapieren und rehabilitieren müsste, anstatt sie einfach nur wegzusperren. Es nützt niemandem irgendetwas, außer vielleicht der Gesellschaft, aber ich hasse die Gesellschaft, weil sie mich scheiße behandelt.

Und dass es Unrecht ist, weiß ich inzwischen so oder so, sonst würde ich ja nicht darüber nachdenken, zur Polizei zu gehen. Dafür brauche ich nicht die beschissene Meinung des ekelhaften Systems. Das ist mir völlig scheißegal. Es interessiert das System ohnehin nicht. Und ich werde auch keine potentiellen anderen „Opfer“ retten. Das sehe ich gar nicht ein, mich dafür aufzuopfern. Sorry, aber mich rettet auch keiner.

Bin so wütend, aber nicht auf die Täter, sondern auf das System. Wahrscheinlich ist das ziemlich unreflektiert, aber das ist mir im Moment egal.

Viele Grüße
Luisa
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Ich kann dich sehr sehr gut verstehen.
Mir geht's es gerade ähnlich.
Man bekommt vom System immer nur in die Fresse
Verlogene sch ist das alles. Als Opfer bekommt man immer nur einen Arschtritt. Also bist mit den Erfahrungen nicht allein.

Finde es auch super dass du wütend wirst und dich irgendwie versuchst zu schützen vor diesem sch Kerl. Und dass du ihn das gesagt hast. Tschakka. Da kannst du stolz auf dich sein echt. Der sch Kerl wird dich nicht brechen.
Neue thera finde ich wichtig. Eine richtige thera. Ich glaube ohne geht es nicht.
Adresse wo zu suchen hast du ja.

Pass auf dich auf. Und gute Besserung
Eli
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Ich weiß, dass die Situation auf Dauer unaushaltbar ist. Mein Leben ist grundsätzlich unaushaltbar, das bin ich gewohnt. Ich bin aber dennoch nicht mehr bereit, irgendetwas daran zu ändern. Keine Ahnung, was mit mir nicht stimmt.

Ich sehne mich danach, schlecht behandelt zu werden. Das erschreckt mich selbst. Meiner Erinnerung nach war das selten so extrem wie jetzt. Vielleicht weil ich den Typen eine Weile nicht gesehen habe, weil er im Krankenhaus lag.
Ich dachte, das würde mir gut tun, aber stattdessen sehne ich mich danach, verletzt zu werden und das macht mich noch verzweifelter als vorher, weil noch nicht mal ich selbst mir einen Ausweg zulasse. Warum sehne ich mich danach, schlecht behandelt zu werden, obwohl es mir dadurch logischerweise schlecht geht? Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Es bestätigt bloß meine Meinung, dass ich schuld bin.
Ich verstehe das gerade selbst überhaupt nicht. Es schockiert mich. Und ich schäme mich entsetzlich dafür.
Ich wäre dankbar, falls jemand was dazu sagen könnte.

Sehr destruktiv gerade. Enorm viel Selbstverletzen, mehrfach täglich bzw. nächtlich. Auch die Bulimie ist schlimm. Suizidgedanken sowieso. Angstzustände gehen momentan. Ich bin zu fragmentiert, um Angst wahrzunehmen. Finde ich gerade gar nicht so schlecht, muss ich sagen.

Ich weiß meinen echten Namen. Endlich. Keine Ahnung, woher ich das jetzt auf einmal weiß. Ich kenne niemanden, der so heißt und der Name war plötzlich einfach da, obwohl ich nicht danach gesucht habe oder so.
Ich kann das nicht erklären, aber den Namen in meinem Ausweis nehme ich nicht als zu mir gehörig wahr. Ich wusste aber nie, was denn sonst mein Name sein soll. Das hat für viel Verzweiflung gesorgt, aber jetzt weiß ich meinen Namen und das ist soo unglaublich wertvoll für mich, den Namen zu wissen, den ich als zu mir gehörig wahrnehme. Mein Name. Ein Name bedeutet, dass ich jemand bin und dass mir sogar etwas gehört, nämlich mein Name. Und das wiederum bedeutet Halt. Ein kleines Stückchen Halt, zu wissen, wie ich heiße. Das macht mich unglaublich glücklich.
Gleichzeitig fühle ich mich, als wäre ich vollkommen gestört. Deswegen traue ich mich auch nicht, irgendjemandem davon zu erzählen, geschweige denn zu verlangen, mit meinem echten Namen angesprochen zu werden. Und außerdem ist das mein Name, der von niemandem beschmutzt werden darf. Ich habe Angst, dass mir mein Name „weggenommen“ wird, wenn ich ihn preisgebe. Deswegen behalte ich meinen Namen wohl bis auf Weiteres für mich. Trotzdem erleichtert es mich soo sehr, dass ich endlich meinen Namen kenne. Und selbst wenn ich völlig verrückt bin, na und?
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Das mit dem Namen freut mich...finde ich gar nicht so verrückt. Vielleicht ist das ein Anteil in dir dem der Name besser passt.. vielleicht hast du dich als Kind selbst anders genannt als Schutz. Gründe gibt es viele ..
Und ja schütze ihn gut.

Zu dem anderen: es gibt eben einen Anteil oder mehrere der extrem selbst destruktiv ist und der vermutlich sterben will.
Der kennt nur Schmerz. Menschen suchen immer das gewohnte...und wenn es sonst nicht gibt, keine Hilfe, keinen Kontakt dann ist Schmerz auch immer noch besser als ein leeres nichts...von daher ist es logisch.

manche Anteile denken vielleicht auch Schmerz ist liebe...
Du musst dich nicht schämen. Das kennen viele hier. Wenn auch vielleicht nicht in dem Ausmaß aber du bist auch in einer extremen Situation.
Deshalb ist das für mich verständlich wenn auch schwer auszuhalten.
Du hast was anderes verdient und du machst dich damit kaputt. Letzteres weißt du.

Andererseits schreibst du hier...dh es gibt auch etwas anderes als nur selbst destruktiv sein...sonst wärst du glaube ich auch schon längst weg, tot...
Was ich nochmal schreiben will auch wenn es nervt:
es gibt das Hilfetelefon, es gibt Frauenhäuser weit weg...es gibt gute Traumatherapeuten traumakliniken.
Das gibt es. Auch für dich. Auch wenn die suche sehr lang und quälend ist.

So hart das ist und so gern ich dich retten würde: am Ende musst du dich selbst retten. Irgendwie. Auch wenn du schon 100 sch Erfahrungen gemacht hast...ich glaube dass du viele Kompetenzen hast. Das spürt man in deinen Texten. Du bist jung. Dein Leben kann in ein paar Jahren ganz anderes aussehen. Davon bin ich überzeugt und ich würde es dir nicht schreiben wenn ich das nicht glauben würde. Ja man selbst in der depressiven Bubble in der man mit dem Täter ist kann es sich nicht vorstellen. Kein Wunder.
Aber es ist möglich.ich hoffe das klingt nicht zynisch.
Überleg nochmal ob du dich nicht anmelden möchtest...

Ah ganz wichtig. Kennst du el Faro Berlin??? Die sind super. Eine Beratungsstelle in Berlin die Frauen beim Ausstieg jeglicher (sexueller)!Gewalt helfen. Sehr kompetent. Sehr nette Frauen. Die machen ausstiegsbegleitung.haben YouTube Videos. Schreiben man soll sich melden. Habe mit einer telefoniert ziemlich lange. Die war sehr nett und hilfreich. Es gibt auch eine Doku über die eine Gründerin und die beiden Mitarbeiterinnen in der ARD...leider den Titel vergessen. So was wie Geschichte eines Missbrauchs..

Jedenfalls: die könnten dir vielleicht wirklich helfen. Und sei es erstmal nur durch Telefonate. Bitte denk drüber nach. Die Homepage wirkt etwas altmodisch aber die Frau aus den Videos ist wirklich nett und kompetent. Der kannst du auch sagen wer der Täter ist. Und dass dir niemand glaubt etc etc was du für Mist Erfahrungen hast.
Die ist sehr furchtlos und glaubt einem...

Ich sende dir Warme Gedanken, ein bisschen Ruhe, etwas weniger svv und die Kraft dort anzurufen!

Eli
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Hallo Eli,

danke für deine Antwort. Das ist lieb von dir.

Ich stelle mir die Frage… warum du mir helfen möchtest. Also darauf bezogen, dass es dir selbst nicht gut geht und ich mich frage, ob es für dich gerade nicht vielleicht besser wäre, wenn du dich in allererster Linie um dich selbst kümmerst… Und das klingt so hart und undankbar und anmaßend, obwohl es gar nicht so gemeint ist…

Ich würde dir nur so sehr wünschen, dass du mit dir selbst so gut umgehst wie du mit anderen Menschen umgehst, denen du hier schreibst.

Und ich habe Schuldgefühle, weil ich dafür sorge, dass du deine Zeit und Energie etc. für mich investierst, obwohl du beides wahrscheinlich für dich selbst brauchst. Und ich kann dir noch nicht mal irgendwas zurückgeben außer Dankbarkeit.

Also weiß nicht, ich kenne das halt von mir selbst, dass ich ständig versuche, mich um andere Menschen zu kümmern und anderen zu helfen, obwohl ich eigentlich erstmal mir selbst helfen müsste und mich zuallererst mal um mich selbst kümmern sollte. Aber das kriege ich aus unerfindlichen Gründen kaum hin. Und dann versuche ich (logischerweise vergeblich), stattdessen andere Menschen zu „retten“, obwohl ich mittlerweile zumindest rational weiß, dass das so nicht funktioniert.

Ich weiß auch eigentlich rational, dass mich letztendlich keiner retten kann außer ich selbst. Emotional kommt das bei mir trotzdem nicht an und ich glaube, deswegen besteht bei mir auch immer noch irgendwo die Erwartung, dass mich jemand rettet. Ich weiß nicht, wie ich aus dieser erlernten Hilflosigkeit rauskommen und mir selbst begreiflich machen soll, dass ich mich selbst retten muss und kann. Ich verzweifle regelrecht daran und dann werde ich unfassbar wütend und verletzt, weil meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Das bringt mich aber keinen Schritt weiter und das frustriert mich extrem. Gerade weil es immer dasselbe Muster ist, insbesondere eben in zwischenmenschlichen Beziehungen (die unter anderem deswegen ständig in die Brüche gehen).

Ich weiß nicht, ob das bei dir ähnlich ist und das musst du auch nicht beantworten, aber der Gedanke kam mir gerade. Verbunden mit Schuldgefühlen (keine Ahnung ob zu Recht oder Unrecht). Und deswegen wollte ich… dich eigentlich nur bitten, dass du auf dich achtest und deine Ressourcen in erster Linie in dich selbst investierst, wenn es gerade nötig und möglich ist.

Ich hoffe, es ist okay, dass ich das schreibe. Ich habe immense Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen, also das ist nicht böse gemeint und liegt auch nicht an dir persönlich. Ich will dir nicht zu nahe treten oder dich verletzen und es tut mir wirklich leid, wenn ich das tue. Ist gerade schwer für mich, das einzuschätzen, also du darfst mir gerne eine ehrliche Rückmeldung geben, wie das bei dir ankommt, falls du das möchtest.

Auf den Rest versuche ich, später noch einzugehen, wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind (die sind bei mir grundsätzlich Mangelware). Ist momentan echt schwierig, wegen mangelnder Konzentration, hoher Anspannung und vor allem viel zu viel Gedankenkreisen. Ich zerdenke buchstäblich meine eigenen Gedanken und bin dadurch kaum noch in der Lage, adäquat mit Menschen zu kommunizieren oder überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Ist echt schwierig gerade und insbesondere das Gedankenkreisen bringt mich zur Verzweiflung. Ablenkung bringt da höchstens kurzfristig was, aber das löst halt meine ursächlichen Probleme nicht.

Auf jeden Fall wünsche ich dir, dass du das bekommst, was du gerade brauchst und was dir gut tun würde (ich weiß nicht genau, was das ist, deswegen so vage).


Viele Grüße
Luisa
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

War wieder in der Klinik, das zweite Mal innerhalb von wenigen Wochen. Müsste insgesamt bald über vierzig Mal in der Klinik gewesen sein. Erbärmlich.

Volles Programm mal wieder. Dissoziation, Krankenwagen, Durchdrehen und Selbstverletzen, Fixierung, Medikamente, richterlicher Beschluss wegen Eigengefährdung,…
Scheiße alles. Macht mich nur noch kaputter.
Und Kontakt zu unguten Menschen wieder. Also in der Klinik, weil ich verlegt wurde wegen Streik. Seitdem Inkontinenz und entsprechende Verletzungen, aber ich gehe ganz sicher nicht zum Arzt deswegen. Mir doch egal, ist ja sowieso nicht mein Körper.

Job ist noch da, aber äußerst schwierig. Plus eine Abmahnung wegen zu spät eingereichter Krankmeldung. Die wollen die bereits am ersten Krankheitstag haben und ich hab den Scheiß erst später eingereicht, weil ich fixiert und vollgepumpt mit Medikamenten in der Klinik lag. Seh ich aber null ein, das zu erklären. Da kassiere ich lieber eine Abmahnung. Bei der dritten fliegt man raus, wie in der Schule. Lächerlich.

Ich stehe vor sehr schweren Entscheidungen gerade.

Ich bin seit ein paar Monaten im Gespräch mit einem Freund. Ich kann auch erstaunlich offen mit ihm reden.
Er hat mich gefragt, was ich mir wünsche und ob ich Träume habe. Das hat mich noch nie jemand wirklich gefragt. Ich konnte das nicht beantworten, deswegen hat er gesagt, ich soll mir eine dritte Person mit meinen Problemen und in meiner Lage vorstellen. Das ging tatsächlich, weil es dann weniger „gefährlich“ und weniger unerträglich für mich war. Und er hat mich gefragt, was ich dieser Person raten würde. Da konnte ich zum ersten Mal tatsächlich eine Menge auflisten.

Ich würde der Person raten, dass sie raus aus allem geht. Raus aus ihrem jetzigen Umfeld. Sie braucht Ruhe und der Druck von außen muss weg, damit sie innerlich möglichst zur Ruhe kommen kann.
Sie hat solche Angst und sie leidet, sie ist so verletzlich und verzweifelt und es geht ihr überhaupt nicht gut.
Sie sollte den Kontakt zu Menschen abbrechen, die ihr nicht gut tun. Sie sollte stattdessen liebe Menschen um sich haben, mit denen sie gut reden kann und die ihr helfen, wenn sie Hilfe braucht.
Sie sollte die Dinge tun können, die ihr gut tun. Fahrrad fahren, kreative Dinge, sie braucht die Natur unbedingt in der unmittelbaren Nähe. Sie braucht Freiheit. Und gleichzeitig Sicherheit. Im Moment hat sie keins von beiden.
Sie sollte jetzt nicht zur Polizei gehen und keine Anzeige stellen, weil das jetzt gerade für sie nicht dran ist. Sie würde das nur machen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden, aber das sollte sie nicht tun, weil das macht sie krank und kaputt. Letztendlich geht es um sie, nicht um andere.
Sie sollte jetzt auch nichts Großartiges leisten müssen. Sie muss jetzt keine Ausbildung oder ein Studium und einen Führerschein schaffen und was weiß ich. Das ist jetzt gerade nicht dran für sie. Sie sollte sich selbst die Zeit geben, die sie braucht, weil sie kann jetzt nicht einfach ihr Leben fortführen, als wäre sie gesund und hätte das alles nicht erlebt. Sie braucht Zeit und das Gute ist, sie hat auch Zeit, weil sie ist noch jung.
Sie sollte die Möglichkeit haben, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Sie braucht Zeit, um zu sich selbst finden zu können. Alles andere wird sich später irgendwie entwickeln.

Mein Freund hat mir angeboten, dass er mir helfen könnte, eine sichere Bleibe zu finden und was ich halt sonst noch so brauche und aufgelistet habe. Er kennt ein paar Leute persönlich/privat, die sich im System auskennen und die würde er mit ins Boot holen, wenn ich es ihm erlaube. Also er geht nicht über meine Grenzen und lässt mir die Entscheidungen. Ich muss im Prinzip nur ja oder nein sagen. Und ich kann zu jedem einzelnen Angebot ja oder nein sagen. Ich muss (und soll) die Kontrolle nicht abgeben, hat er gesagt. Es wird nicht so wie im Heim oder in der Klinik, dass alles über meinen Kopf hinweg entschieden wird als wäre ich ein Haustier oder so.

Es macht Angst. Veränderungen machen mir Angst und vor allem Vertrauen macht mir Angst. Kann ich ihm vertrauen, dass er mich nicht mitten in diesem Prozess sitzen lässt? Fangen diese Menschen mich wirklich auf, wenn ich falle? Oder lande ich dann vielleicht wieder ohne Wohnung, ohne Arbeit und ohne alles auf der Straße, wenn ich das alleine nicht schaffe? Geht es mir dann am Ende besser oder schlechter als jetzt?

Ich meine, alle meine zwischenmenschlichen Beziehungen sind bislang früher oder später zerbrochen (eher früher als später). Und ist das überhaupt schlau und richtig, wenn ich meine Wohnung aufgebe und ggf. meinen Job kündige und den Kontakt zu Menschen abbreche? Also mein Freund zwingt mich nicht dazu, sondern das wäre ja meine eigene Entscheidung, weil ich eigentlich weiß, dass diese Menschen mir nicht gut tun, aber gleichzeitig sind es doch paradoxerweise die einzigen Menschen, die irgendwie immer da sind und das gibt mir Vertrautheit und das wiederum auf eine ganz perverse Art Sicherheit… Und jetzt soll ich die einzigen Sicherheiten aufgeben, die ich habe, und mehr oder weniger ins Nichts springen und hoffen, dass ich nicht am Boden der Tatsachen zerschmettert werde? Es macht Angst, so große Angst und gleichzeitig Druck, weil ich diese Chance vielleicht nur dieses eine Mal kriege und wenn ich jetzt die falsche Entscheidung treffe, werde ich es vielleicht ewig bereuen…

Will ich da raus oder nicht und ist das der richtige Weg oder nicht?

Wie soll ich Entscheidungen treffen, wenn jeder Teil in mir irgendwas anderes sagt??
Luisa

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Luisa »

Mich beschäftigt das Thema „Perspektive finden“ in den letzten Monaten sehr. Ich finde keine Zukunftsperspektive und das macht mir wirklich Sorgen, um nicht zu sagen Angst.

Ich möchte den Mb gerne beenden. Ich habe auch Unterstützung von Freunden, die zumindest ansatzweise Bescheid wissen. Professionelle Hilfe suchen wir seit einer gefühlten Ewigkeit, haben aber nach wie vor keine gefunden, weil meine Situation anscheinend so komplex (oder das Hilfesystem so „suboptimal“) ist. Zur Not muss ich das halt ohne professionelle Hilfe durchziehen, darauf ist es bei mir letzten Endes sowieso immer hinausgelaufen. Egal, darum soll es jetzt eigentlich auch gar nicht gehen, sonst rege ich mich eh nur wieder auf.

Auf jeden Fall stehe ich zunehmend vor der Frage: Was kommt „danach“? Und es erschreckt mich wirklich sehr, weil ich weiß es nicht. Ich schaffe es nicht, eine realistische und für mich lebenswerte Zukunftsperspektive zu entwickeln. Meine Lebensrealität war im Grunde genommen noch nie wirklich „normal“. Ich komme auch in der „normalen“ Welt da draußen nicht gut zurecht.

Ich habe bis vor einigen Monaten nicht über meine Zukunft nachgedacht, weil es außerhalb meiner Vorstellungskraft lag, dass ich überhaupt eine Zukunft haben könnte, die etwas anderes als Mb etc. beinhaltet. Und jetzt sehe ich diese Möglichkeit zwar als durchaus realistisch, aber mir fehlt völlig der Plan, was ich dann mit meinem Leben anfangen soll? Wenn plötzlich das Vertraute wegbricht, das mich mehr oder weniger mein ganzes Leben lang begleitet hat und dann stehe ich plötzlich vor dem Nichts. Inmitten eines riesengroßen Scherbenhaufens. Und was mache ich dann? Was fange ich mit meinem Leben an?

Ich fühle mich nirgendwo zu Hause. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre und wo mein Platz ist, falls es überhaupt einen für mich gibt.
Ich weiß nicht, was ich mir wirklich wünsche. Meine Bedürfnisse und so weiter haben mein ganzes Leben lang keine Rolle gespielt und dementsprechend habe ich da selbst nie drüber nachgedacht. Ich habe mir sogar selbst verboten zu träumen. Ich fange jetzt erst ganz langsam wieder damit an, aber es sind keine realistischen Träume, sondern Wunschfantasien von einer heilen, liebevollen Familie und so.

Ich habe auch von den äußeren Umständen her nicht viele Möglichkeiten. Ich bin psychisch krank, kann deswegen kaum arbeiten und habe dementsprechend kaum Geld. Und natürlich schränken mich auch meine psychischen Erkrankungen an sich erheblich ein.

Ich will auf jeden Fall weg von hier, aber ich will schon seit meiner Kindheit immer weg von überall. Ich weiß nur nie, wohin. Ich laufe immerzu weg (wortwörtlich), aber ich habe keinerlei Ziel, wo ich hinlaufe.

Es führt zu viel Suizidalität, dass ich keine Perspektive für mich finde. Weil ich mich dann natürlich frage, wozu ich überhaupt noch weiterleben soll.

Falls das jemand teilen möchte: Was habt ihr in der Zeit direkt nach dem Ende des Mb gemacht? Wie konntet ihr eine realistische und für euch lebenswerte Perspektive entwickeln, wie ihr euer Leben gestalten wollt?

Ich wäre dankbar für Ideen, Gedankenanstöße, etc.

Viele Grüße
Luisa
Eli

Re: Weiß ich nicht, aber *TRIGGER!*

Beitrag von Eli »

Hallo Luisa

Nur kurz...denn ja ich achte auf mich und du musst nicht auf mich aufpassen. :wink: Aber danke.
Habe das vor vielen Jahren gelernt mich nicht in den Problemen der anderen zu verlieren.
Ich habe gelernt andere nicht zu retten und schreibe nur noch sehr ausgewählt hier, hauptsächlich kümmere ich mich um mich selbst. Und ich gehe auch gut mit mir um. Wenn ich zb Alkohol trinke ist es weil ich die Flashbacks nicht anders aushalte nicht weil ich mich hasse... Das mal dazu. :mrgreen:

Ansonsten: ich finde es toll dass du redest und der Freund sich kümmert und Kontakte hat. Das klingt echt gut
Das ist ja ein anderes weglaufen als sonst..es wäre ein gutes und richtiges weglaufen was dringend angesagt ist wenn ich das so lese mit den Verletzungen...

Du schreibst du musst kein Studium machen.
Stimmt.
Aber du musst auch nicht wissen was dann ist. Das kannst und musst du nicht wissen.
Es ist gut eine Idee zu haben wie evtl ein Ehrenamt mit Kinder oder Natur etc etc und eben etwas zu haben was motiviert.
Aber die Motivation kann auch einfach nur sein MB stoppen und zur Ruhe kommen.
Erst wenn du weg von der Gewalt bist wirst du spüren was du willst. In ein paar Monaten oder Jahren. Das ist okay.
Du wirst auch lernen besser zurecht zu kommen und auch die Symptome werden besser werden...

Dann erst wird etwas kommen. Etwas neues was dir gehört.
Es ist normal wenn du noch nicht weißt es ist. Was für Träume du hast.
Ich hatte das auch erst lange nicht und als ich einen Traum hatte kam alles ganz anders. Ich werde ihn nie leben können den Traum. Deshalb muss ein neuer her. So ist das glaub ich oft im Leben.

Pass auf dich auf und ich sende dir mut. Hör auf den Kopf denn der weiss was richtig ist. Und sag ein bisschen Stopp zum ewigen grübeln..ist schwer ich weiss.

Alles Liebe
Eli
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