Körper... Scham... (und Ekel)

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Die.Wolfsfrauen.
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Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Puh... Heftiges Thema für uns.
Sehr Angstbesetzt auch...
und dementsprechend verletzbar sind wir diesbezüglich :oops: :roll: :|
Was uns nicht hilft... sind z.B. Tipps a la "Dusch mal schön und spür dich" und Co... :oops:

Zunächst würde uns vielleicht helfen... habt ihr auch so Körper(ekel)probleme?
Und: Wir haben ja auch Essstörungen jeder Art :oops: :oops: :oops: :oops:
Und demzufolge auch große Gewichtsbreiten... also von Unter- zu Über- und "Normal"- Gewicht... wir ham alles schon erlebt mit uns und dem Körper...
Aber der Ekel... :oops: und das unwohl- und nicht-fühlen.wollen... blieb immer... egal wie "dick" oder "dünn" wir warn...
Und schlimm war auch der Kampf mit Theras oft darum... :roll: puh.. jetzt ham wir schon wieder Kopfchaos...
Eli

Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Eli »

Hallo Wolfs Frauen.

Danke für den tread.

Oh nein so Tipps in Anführungszeichen würde ich nie geben. Das Thema ist viel zu komplex.

Bei uns ist es so, dass das Thema seit vielen jahren komplett dissoziiert ist. Sprich wir spüren den Körper null auch sehr wenig bei anstrengenden Sport etc und er ist uns auch sehr gleichgültig. Wir behandeln ihn eher wie einen Gegenstand und ich hab da auch keine Meinung zu. Oberflächlich kann ich sogar sagen dass der Körper OK oder an manchen Tagen gar ganz hübsch (gesellschaftliche Konstruktion :roll: ) ist also ich jetzt nicht denke oh Gott der ist hässlich und muss weg aber im Grunde ist das auch nur eine Meinung um nicht spüren zu müssen, dass wir keinerlei Meinung haben oder was wir für eine Meinung haben..

Und ja was unter dem ganzen liegt an Gefühlen will ich gerade gar nicht wissen. Manchmal blitzt es durch innen Personen auf und dann geht es sehr in die Ekel Scham Selbsthass Ecke
Von daher danke nochmal für den tread.

Was helfen kann war bei mir... Sport tatsächlich weil mir das geholfen hat, Spass gemacht hat und so war es etwas positives mit dem Körper und das andere war tatsächlich unsere Beziehung...würde ich heute nicht mehr hin kriegen aber der Mann war extrem sensibel und vorsichtig bei Nähe (ungleich s*xual..) und das tat dem Körper sehr sehr gut. Ginge heute nicht mehr leider, aber damals haben wir diese Nähe aufgesogen wie einen schwamm.
Früher tat auch mal eine Umarmung einer Freundin gut. Das ist mittlerweile leider aber auch nur noch ein einziger Trigger meistens.

Was überhaupt nicht geht sind Dinge Richtung Körper thera. Wenig Erfahrung aber die die ich habe waren total übel.

Hoffe das war ok für euch.
Eli
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Liebe Eli...
danke schon mal *jetzt und hier*...
Wir brauchen noch "etwas" :roll: Zeit... um dann hoffentlich in der Lage zu sein.... antworten zu können :oops:
Eli

Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Eli »

Hi wolfsfrauen

Müsst nicht antworten. Habe geantwortet um euch zu antworten. Das schließt nicht ein dass ihr antworten müsst wenn gerade zu viel.
Nur als Erinnerung.
Und zu dem in eurem tread: es ist echt so viel für euch und wir drücken euch alle Daumen. Finde es sehr bewundernswert wie ihr kämpft.
Liebe Grüße auch von dem kleinen "Wolf" der neben mir liegt...

Eli
lara64
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von lara64 »

Hallo Wolfsfrauen.

Hut ab! Was für einen Mut ihr immer wieder beweist. Diesen Thread so zu eröffnen.

Ja wir haben auch Körperekelprobleme - auch wenn man das Frau vielleicht im ersten Moment nicht ansieht.
Für manches hilft ja Dissoziation, nicht immer gut aber manchmal eben hilfreich.

Und das mit der Essstörung - puhh war jahrelang ein Thema. Erst als in der Thera mal der Knoten "geplatz" ist..konnte sich ein wenig verändern..mühevoller langer Weg..

Und so Sprüche, eh echt wer die hier bringt hat NULL Ahnung!

Auch so ein toller Satz.."nimm doch mal ein entspannendes Wannenbad.." äh puh..ja heute ist das für uns möglich..aber halt heute. Für andere kann das derzeit oder nie eine Option sein.

und zu dem was im anderen Thread steht..geht mir wie Eli, wünsche euch, dass es so gelingt wie es für euch gut ist..
ich lass mal das mit D***en drücken..

Und auch wir denken oft, oh man wie oft müsst ihr kämpfen, wie oft müsst ihr wieder aufstehen..
und ihr macht es aber doch immer wieder. Und dafür gebürt euch echt ein großer Orden..uhnd wie auch immer.

Shalom für euch - lara64
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Hatten diesen Thread völlig "vergessen" :oops: :oops: :oops: :roll:
Danken Dir Eli und ganz, ganz dolle auch Lara... für eure Worte...
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Und immer noch hochaktuell...
auch bzgl. aller "Hilfe"gestaltung....
Weil..wie reden??? über sowas???
Noch schwerer... oder am schwersten.. die Antworten und ungebetenen Ratschläge von sog. "Profis".... :oops: :|

Momentane Frage: Wie reden über Essssverstörungen????
Wie darüber, dass manfrau als u.a. auch (ehemals oft) untergewichtige Menschin wieder abnehmnen möchte????
Weil es eben Stufen gibt im Körperhass... die "gerade wieder extrem überschritten sind an der sog. "Leidensfähigkeit"...

Ach je.. wir befürchten gerade wieder: DAS... versteht keine(r)... :roll: :oops: :|
silan
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von silan »

Liebe Wolfsfrauen,
wir verstehen daas sehr gut. Auch wir haben auf ganzer Linie damit zu tun.

Trigger!!!!!





Der Körper... ungeahnte Dimensionen... ich habe vor ein paar Monaten mit totalem Entsetzen in der Therapie überhaupt erst verstanden, dass wir sowas im Außen auch haben. Und seitdem sind mir viele Erinnerungsfunktionen im Handy erst klar, was die bezwecken...
Dusche tun wir 2x die Woche, weil unser Terminplaner sagt, dass das jetzt dran ist, genau so wie Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Ohne Erinnerung würde das nicht, bzw unkoordiniert stattfinden. Haare tragen wir superkurz, weil sich keiner Gedanken drüber macht, ob jemand die heute schon gekämmt hat... Kleidung, es ist schon ein Fortschritt, dass die meisten mittlerweile zumindest am Körper runtersehen, ob wir adäquat gekleidet sind... wir haben auch schon in der Schlafanzughose im Aldi gestanden... wurde uns dann abends von unserer Frau erzählt weil eine Nachbarin sie angesprochen hatte.
Wir haben zwar zwei Spiegel in der Wohnung, aber wir sehen den Körper darin nicht.Das war uns gar nicht so bewusst, doch unserer Thera ist irgendwann aufgefallen, dass wir den als ''unseren Körper'' überhaupt nicht wahrnehmen. Sie hat es dann mit einem Spiegel versucht... mittlerweile nimmt sie die Kamera von ihrem PC, auch wenn sie da oft erst Vorarbeit leisten muss, dass nix schlimmes passiert. Sie versucht jetzt so, ab und zu auch mal z.B.die Kids da hin zu führen, dass die das irgendwie lernen mit dem Außenkörper, aber ich glaube, die Erfolge sind eher gering.
Berührungen können wir nur manchmal spüren, wenn z.B. unsere Thera oder unsere Frau sagen, ich berühre dich jetzt da und da, z.B. an der Hand oder am Arm. Aber das braucht viel konzentration.
Was wir körperlich wahrnehmen sind Schmerzen, aber auch da können wir oft nicht unterscheiden wo die genau sind. Diese Nichtwahrnehmung des Körpers (und auch des Untergrunds auf dem wir laufen) plus hochgradige Arthrose in fast allen Gelenken sorgen dafür, dass wir fast komplett auf E-Rolli oder Scooter angewiesen sind, in der Wohnung geht auch Rollator. Wir wurden mal von unserer Frau ins Krankenhaus gekarrt, weil wir wegen nicht spüren gestürzt waren und unser Bein wohl stark anschwoll. Als wir nach großem Chaos dann endluch vom Röntgen ins Besprechungszimmer gingen (am Rollator) kuckte der uns völlig entsetzt an und fragte ob wir etwa auf dem Knie noch laufen würden, dass er da als Blid hängen hatte...
Wir hatten fast 30 Jahre keine weiteren körperlichen Untersuchungen, weil uns das weghaut. Im Notfall ging das fast nur mit Vollnarkose. Aber welcher Arzt sagt schon, ich mach das mal für ne 0/8/15- Untersuchung...Nun ja, dementsprechend ist unser körperlicher Zustand auch.
So hatten wir eben auch 2016 eine OP ohne großartige Voruntersuchung, die erst verschoben wurde als wir schon in Vollnarkose lagen... eben wegen diverser Sachen die uns gar nicht bewusst waren... und die im Vorfeld der OP abgeklärt gehörten um kein weiteres Fass auf zu machen...
Auch fallen uns reihenweise die Zähne aus. Zur Fußball WM in Deutschland hat ein Zahnarzt mal gesagt, ich mach das in Vollnarkose... und hat uns tatsächlich für den Oberkiefer ne Prothese gebastelt... das war glaube ich 2006? Na ja, seitdem tragen wir die, sie hat schon diverse Schäden, aber wir schaffen es nicht einmal, das Teil abzugeben und zu sagen der soll die wieder heil machen. Und es fehlen ja auch weitere Zähne mittlerweile...
Auf die gleiche Art sind wir die Gebährmutter los geworden.
Mit unserer jetztigen Thera haben wir es geschafft, eine Hausärztin zu finden. Mit der haben wir einen Vertrag, dass wir alle 3 Monate bei ihr einen Termin haben. Körperliche Untersuchung ging noch nicht, außer zumindest schon mal Blut abnehmen und die Coronaimpfungen. Aber sie bleibt hartnäckig an uns dran... taucht niemand zum Termin auf, informiert sie unsere Thera und wir können uns darauf verlassen, dass der nächste Therapietermin in der Hausarztpraxis stattfindet... bislang haben wir alle Termine wahrnehmen können, das möchte glaube ich keiner unserer Thera zumuten...
Zahnarzt, Frauenarzt, Augenarzt, Orthopäde, Lungenarzt etc.pp sind ferne ferne Fernziele... Alles Ärzte denen man noch mehr ausgeliefert ist als der Hausärztin... Glaubt uns da jemand, dass wir Ergotherapeutin von Beruf sind? Und wir sollen gut gewesen sein... bis es nicht mehr ging.
Und ja, wir ekeln uns vor diesem Körper, den wir da gerade als unseren wahrnehmen lernen... wir ekeln uns davor, den berühren zu müssen, säubern zu müssen, abtrocknen. Weitere Pflege wie z.B. mal eincremen oder sowas gibt es schlicht nicht. Wir haben ein Exem (auch Ekelbesetzt) welches eigentlich regelmäßig versorgt gehört. Aber das bekommen wir nicht hin, dafür ist wieder wahrnehmen und berühren nötig... Waschen? Zähne putzen? Hat bestimmt schon jemand erledigt... zu oft ist ja auch nicht gut... Haare kämmen? So what? Irgend jemand hat das bestimmt schon gemacht. Gut dass wir K. haben. Wir stehen morgens gemeinsam auf und sie achtet darauf, dass das gemacht wird. Aber ihr glaubt gar nicht wie kreativ wir sein können wenn es um Vermeidung diesbezüglich geht.
Und ja, wir schämen uns für den Körper. Wie der aussieht, wie der riecht, die ganzen Narben... die ganzen Hilfsmittel die wir benötigen...
Phileas
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Phileas »

ganz schlimm sind das Zähne putzen und Wasser, der eigene Anblick und die Nahrungsaufnahme, Lautstärke, der Anblick anderer Menschen, bei dem der Würgereiz zuschlägt und das berühren. Es erstarrt alles oder das zittern fängt an. Menschen sind so ekelhaft, ihr Geruch, wenn sie reden, wenn sie sich im Arm halten. Ein Menschenleerer Ort wäre schön.
Füge dich der Zeit, erfülle deinen Platz und räum ihn auch getrost: Es fehlt nicht an Ersatz!
-Friedrich Rückert-
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Danke ertseinmal an euch für euer Vertrauen, all das zu schildern...
Wir haben gemerkt, dass wir uns mit diesem Thread mal wieder "selbst" überfordert ham...
Deshalb gingen auch keine Antworten... weder hier... noch in anderen Threads...
Gerade jetzt ist auch uns aber wieder mal ein weiterer Zahn ausgefallen... und wir fütchten, wir ham ihn verschluckt...
:oops: :oops: :oops: :oops:
Wir ham große Angst mal wieder und keine Ahnung, was helfen könnte...
Ärztliche Behandlungen gehen schon seit Jahrzehnten nicht mehr, eben weil körperliche "Berührungen" überhaupt nicht zugelassen werden können...
Deshalb fliegen wir ja auch aus sämtlichen Kliniken raus... egal welcher "Kategorie"...
Gerade ham wir wieder mal *einfach nur*... A.n.g.s.t... :cry: :cry: :cry: :oops: :oops: :| :| :| :| :|
Gast

Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Gast »

Hi Wolfsfrauen,

ich glaube, ich kann ein bisschen helfen. Ich hoffe, die Mod stellt das hier online. ????

Wir haben das nämlich grade mit unserem Traumatherapeuten und verstehen endlich die Zusammenhänge. Das Meiste war mir ja klar, aber das in Bezug auf die Ekelgefühle und Schamgefühle nicht.

Es ist alles eigentlich ganz einfach und logisch. Ich weiß nicht, ob ich Euch helfen kann, aber ich versuche es. Vielleicht greift es bei Euch, damit es Euch besser geht. So ein Text in einem Forum kann keine Therapie ersetzen, aber vielleicht kann ich doch ein Wenig was beisteuern, damit Ihr Euch erholt.

Also....

Wenn Ihr sowas anliegen habt wie Körperpflege, Körperhygiene, dann triggert das natürlich das, was früher Euch angetan wurde. Und dann kommt eben beim Entkleiden Schamgefühle und bei Berührung Ekelgefühle und dann wird das alles furchtbar und Angst ist sicher auch dabei und andere Gefühle.

Der Hintergrund dafür ist eigentlich so banal und klar wie Kloßbrühe. Mich wundert, dass niemand früher drauf gekommen ist, wieso das alles so passiert.

Der Hintergrund ist Evolutionsbiologie. Gefühle sind früher in unserer Entwicklung überlebensnotwendig gewesen. Durch Gefühle konnte unsere Art, der Mensch, leichter und eher überleben. Wir bekommen Angst, wenn was gefährlich ist, und vermeiden es, bleiben weg. Das macht uns zwar Angst und Angst ist unangenehm, aber sie schützt uns vor schweren Verletzungen und Tod. So überlebte der ängstliche Mensch leichter und länger, bekam Kinder und unsere Art konnte so fortbestehen. PTBS, Trauma, das alles sind an sich sinnvolle Reaktionen, um den Körper davor zu schützen, was ihn vernichten könnte bzw. unsere Art.

Bei Schamgefühlen und Ekel ist es auch so. Sie schützen uns. Wir ekeln uns, damit wir reinlich sind. Das schützt uns vor Krankheiten. Deshalb haben wir Ekel- und Schuldgefühle durch alle Evolutionsstadien der Menschheitsgeschichte hindurch behalten. Wir haben unsere Urinstinkte. Wo wir auf die Toilette gehen, wollen wir nichts essen. Wenn alle an einem Tisch sitzen und einem wird davon schlecht, hört die ganze Gruppe instinktiv auf, zu essen, denn das Essen könnte verdorben sein und wir krank werden. So ist das. Es ergibt alles einen Sinn, wenn man weiß, was dahinter steht.

Wenn wir unsere Kleidung ablegen, legen wir eine Schutzschicht ab. Allein das Entkleiden kann schwierig sein, wenn wir uns wo nicht sicher fühlen und ausgeliefert sind.

Das Durchbrechen oder Überschreiten von Körpergrenzen setzt unseren Körper in absolute Alarmbereitschaft, erst recht, wenn es mit Schmerzen und weiterem Ausgeliefertsein und Kontrollverlust kombiniert ist. Alles, was unsere Körpergrenze überschreitet und von uns unerwünscht ist oder unkontrollierbar, das ist die absolute Bedrohung, weil es für unseren Körper Verletzungsgefahr/Todesgefahr/Verunreinigung mit Krankheiten oder krankmachenden Substanzen darstellt. Und die Gefühlsreaktion kommt unweigerlich als Antwort: Angst, Ekel, Scham, Schock usw.

Das alles ist auch Ergebnis von biologischen und chemischen Prozessen und Kettenreaktionen im Körper und der Körper wird mit Stresshormonen geflutet, die dann ins die Dissoziation treiben, ins Switchen.

Was kann man dagegen tun oder dafür tun, dass es besser wird?

Es geht darum, Eure Körpergrenzen und Eure Grenzen allgemein besser zu schützen und sich sicherer im eigenen Körper zu fühlen, sicherer zu fühlen, wo ihr lebt.

So ein Wohnheim ist nicht der geeignete Platz für Euch, denn da seid ihr sehr ausgeliefert. Aber das ist nun mal Fakt, dass ihr dort erst mal seid. Also ist es wichtig, mit denen dort zu reden und ihnen zu sagen, dass sie Eure Grenzen mehr beachten sollen. Dh, dass Ihr z.B. mit ihnen ausmachen könntet, dass Sie zu Euch nur nach telefonischer Voranmeldung kommen oder zu klar angesetzten Zeiten und nicht einfach so, wann es bei ihnen passt. Schnappt Euch dort den Zuständigen, meist ist das ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin und erklärt den Zusammenhang. Zur Not kopiert ihr hier die wichtigen Passagen und sagt, eine Freundin, die ebenfalls Traumapatientin ist, hätte Euch das geschickt. Je mehr ihr Euch dort ausgeliefert fühlt, je weniger eigene Kontrolle und Entscheidungsbefugnisse man Euch lässt und je weniger Ihr selbst bestimmt, desto mehr Stresshormone habt ihr im Blut und desto weniger könnt Ihr heilen.

Sicherheit und Selbstbestimmung ist das A und O. Wo könnt Ihr einen sicheren Platz finden, wo ihr denen sagt, dass sie Euch dort in Ruhe lassen sollen, dass das sozusagen Eurer absoluter Rückzugsort ist, der für die tabu ist? Das solltet ihr ganz selbstbewusst mit denen besprechen. Es geht nicht darum, dass man gesagt bekommt: "Hier sind Sie doch sicher!". Das wäre eine Kopfsache und bringt nix. Wo ist der Ort, wo sich der Körper sicher fühlt? Das ist das Entscheidende. Und wenn es keinen Ort gibt, wo sich der Körper ganz sicher fühlt, wo im Körper fühlt es sich noch am sichersten an? Es gibt sicher einen Bereich im Körper, der sich sicherer anfühlt als andere? Dann wäre es wichtig, dort hinzuspüren und dabei zu bleiben, vielleicht auch diesen Bereich im Körper bewegen und ihm Raum lassen, sich darin verankern.

Und vielleicht gibt es auch den Wunsch oder die Sehnsucht, eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen oder eine bestimmte Bewegung zu machen, auszuführen. Z.B. kann es sein, dass man in eine Schutzhaltung gehen will, sich zusammenrollt. Der Körper weiß normalerweise, was dran ist, wenn man auf ihn hört. Es könnte sein, dass er in eine Schutzhaltung gehen will und sich zusammenrollt. Das macht er, wenn er die Weichteile im Körper schützen will, er weiß, wo wir am verletzlichsten sind und schützt automatisch diese Bereiche, wenn wir ihn lassen.

Vielleicht ist es auch, dass man jemanden, der einem zu nahe gekommen ist, wegschieben will, wegstoßen will oder zuschlagen will, dann führt man diese Bewegung mit dem Körper aus, es reicht, sie symbolisch auszuführen, langsam, gezielt und das wahrnehmen. Dadurch kann sich was in einem ändern, es kann nach und nach besser werden.

Es kann auch sein, dass der Körper sich erholen will. Man kann sich bequem hinsetzen und vielleicht in einem Stuhl einfach mal nach hinten lehnen, sich entspannen, den Kopf nach hinten fallen lassen, die Muskeln locker lassen und das einfach spüren und verankern.
Wichtig sind sichere Beziehungen. Vielleicht gibt es bei Euch in dem Wohnheim einzelne Leute, die Euch sympathischer sind als andere, wo die Chemie stimmt? Mit einzelnen Personen kann man immer besser als mit anderen. Und mit diesen Leuten könntet ihr langsam solche Dinge angehen, immer wieder was besprechen und so langsam findet ihr dann vielleicht einen Weg, wo Euch die lassen, auch in Ruhe lassen und ihr mehr und mehr in die Eigenverantwortung gehen könnt, für Euch selbst sorgen könnt. Je mehr Sicherheit gefühlt und erlebt wird, garantiert wird, desto weniger wird die Dissoziation sein und desto eher gelingen wieder die Dinge, die man jeden Tag machen muss und will.

Es ist ein langer Prozess, wieder Sicherheit zu erleben. Und oft ist es erst mal wichtig, sich mit sich selbst zu befassen, als dass man im Außen Beziehungen hat. Das kommt später, wenn es einem besser geht. Jeden Tag einen kleinen Minischritt nach vorne. Und irgendwann geht vielleicht alles Mögliche wieder.

Ich sehe das alles nicht so rabenschwarz. Und in dieser verrückten Welt weiß momentan keiner, wie seine Zukunft aussieht. Alles wird sich ändern. Die Klimakrise kam so schnell und mit voller Wucht. Vor fünf Jahren wollten nur alle reich sein und große Autos fahren, Sozialstaat war out. Und jetzt kämpfen alle auf dem gleichen Planeten. Leute wie Bill Gates stiften ihr ganzes Vermögen, weil sie die Umwelt retten wollen, weil sie kapiert haben, dass all ihr Geld nichts nützt, wenn man nicht mehr atmen kann und kein Wasser mehr hat und 55 Grad Hitze Außentemperatur. Altersforscher sagen voraus, dass wir bis 80 - 90 Jahre berufstätig sein werden müssen und in der Ukraine tobt der Krieg. Ganz ehrlich: Im Moment kann man froh sein, wenn man nicht bald als radioaktiv verstrahlter Mensch abkratzen muss...

Martin Luther hat gesagt:

"Wenn ich wüßte, dass morgen die Welt untergeht,würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.".

Als Kind habe ich das nie verstanden. Aber inzwischen verstehe ich das schon.

Und es ist nun Zeit, dass wir nicht nur ein Apfelbäumchen pflanzen, sondern ganz viele!!!!

Was hat Luther uns als Botschaft mit diesem Bild gegegeben?

Er hat gesagt:

Egal, wie verzweifelt die Lage ist, man sollte immer aktiv bleiben und für die Zukunft etwas tun, handeln, aktiv bleiben, man soll versuchen, was zu tun, an die Zukunft glauben, die aktuell sehr gefährdet scheint und er hat damit ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass man im Angesicht der größten Not und Gefahr, der größten Verzweiflung sich Hoffnung geben soll, selbst wenn es keinen einzigen Grund gibt, Hoffnung zu haben. Hoffnung ist, wenn man dran glaubt, dass alles gut wird, selbst wenn alles dagegen spricht. Hoffnung muss man auch aus dem Nichts schöpfen. Das ist wahre menschliche Größe und Überlegenheit. Der Halt muss aus einem selbst kommen und auch angesichts der größten Angst und des größten Schreckens dürfen wir uns nicht in die Knie zwingen lassen und müssen schauen, wo wir weiter machen können, auch wenn es schwer ist und wir mutlos sind.

Ich weiß, dass es weiter geht und noch viel kommt. Ich würde derzeit keinen einzigen Traumapatienten abschreiben oder ihm sagen, dass er keine Zukunft hat. Wir haben alle eine Zukunft, egal, wie sehr wie lädiert und beschädigt sind. Auch wenn die finanzielle Situation für viele für uns nicht rosig ist... All das kann sich ändern. Medizin macht Fortschritte. Gesellschaft ist ein stares Wesen, aber trotzdem veränderungsfähig. Wer vor 30 Jahren schwul war, weiß, dass die Gesellschaft sich änderte und ändern kann. Das, was heute normal ist, war früher undenkbar und doch ist es so gekommen und geworden, was früher utopisch war.

Lasst Euch nicht mehr so Angst einjagen von alledem. Genießt Euer bisschen Leben ab und zu. Gegen die ganze Einsamkeit hilft oft, wenn man sich angewöhnt, regelmäßig Serien im TV zu schauen. Anfangs ist es schwer. Aber für das Gehirn ist es egal, ob es echte Menschen sind oder nicht, man gewöhnt sich an diese Menschen, an ihre Stimme usw.... Irgendwann hilft sowas beim Auftanken. Musik kann helfen. Tiergestützte Therapie kann helfen. Alles Mögliche kann helfen.

Es ist Zeit, zurückzufinden ins Leben und nicht in den Schmerz und den Tod und in die Angst.

So kleine geschundene Innenkinder sehnen sich oft nach einem guten sicheren Schlafplatz oder Fernsehplatz oder dass sie umsorgt werden. Das alles kann man sich auch vorstellen und langsam eine innere Welt erschaffen, wo sie aufgehoben sind. Die meisten Kinder entwickeln - um zu überleben - eine Phanatsiewelt. Auch die kann man wieder entdecken und dort eintauchen. Das kann sehr entspannen und beim Auftanken helfen. Viele Kinder entwickeln Gewaltphantasien, um mit dem, was sie quält, fertig zu werden. Auch das ist erlaubt, da wieder einzutauchen, solange es nicht realisiert und umgesetzt wird!!!!! Diese ganzen Traumabücher mit dem sicheren Ort sind einfach nur unrealistisch und Quark. Das, was sich im Gehirn als Kompensation abspielt, ist voller Gewalt. Nix mit Schaukeln und Burgen als sicherer Ort. Nee, wer wirklich gequält hat, hat ganz andere Sachen als Kompensation im Hirn. Das weiß man auch aus der Forschung. In Eurer Phanatsie seid ihr frei, ihr könnt Euch vorstellen, was auch immer Euch gut tut und sei es noch so krank, so irre, so kompliziert und nicht salonfähig.

Wenn es erst mal keine andere Möglichkeit gibt, mit der Gewalt, die Ihr erlebt habt, fertig zu werden, dann ist das auch ok.

Vieles, was in schlauen Büchern steht, was manche Therapeuten sagen, ist einfach nur völlig weit weg von dem, wie es in echt läuft und ist.

Und zum Glück gibt es auch echt gute Traumatherapeuten, die einem wirklich weiterhelfen können.

Und auch Ihr werdet über kurz oder lang überall was mitkriegen, jemanden finden, der nochmal ganz anders helfen kann, als ihr es bisher erlebt.

Da kommt so viel Neues. Die ganze Welt forscht und sie forscht immer besser. Ich kann heute nicht mal sagen, ob es nicht in ein paar Jahren Realität wird, dass die Leuten, die schwersttraumatisiert sind, nicht einfach in der Neurochirurgie am Gehirn operieren und der ganze Spuk ist vorbei. Das kann kommen. Das wird in der Neurochirurgie und biologischen Psychiatrie immer mehr diskutiert und ich halte es für ein wahrscheinliches Szenario, dass uns das - neben vielen anderen Behandlungsmöglichkeiten - irgendwann zur Verfügung gestellt wird.

Medizin entwickelt sich vorwärts und immer entlang der technischen Entwicklung. Wir sind hier alle nicht am Ende. Wir sind am Anfang!

Und bei manchen Leuten muss man einfach weghören, weil die erzählen manchmal Sachen, die sind einfach nicht richtig und diese Leute klingen halt nur sehr überzeugend, weil sie selbst dran glauben(wollen). Für Trauma wird das noch nicht so diskutiert, aber für Sucht und andere Störungen sind klar Überlegungen da, diese Patienten per Gehirn-Op zu behandeln und zu operieren. Es ist kein geringerer als unser Super-Neurochirurg Prof. Peter Vajcozy, der das schon in aller Öffentlichkeit thematisiert hat. Und ich kenne derartige Erwägungen in Bezug auf Trauma von anderen Fachärzten, die das als letztes Mittel neben EKT in Betracht ziehen. EKT wirkt bei Depressionen immer, auch wenn alles Andere nicht mehr hilft. ABER die Risiken bei EKT sind extrem hoch. Ich würde das nicht machen lassen. Aber daneben gibt es vielleicht andere Behandlungs-Optionen, die man verantworten kann, wenn ein Mensch andernfalls an Angst, Schock und Schmerzen zugrunde geht.

Ich weiß, es klingt so vieles davon abgefahren. Aber Ihr wisst auch nicht, was ich so alles weiß und wen ich so alles kenne.

Ich wünsche Euch nur das Beste, Ihr habt es verdient. Ihr seid wertvoll, so, wie ihr seid, mit allem, was zu Euch gehört.

PS

Mit diesen Bestätigungscodes werde ich noch verrückt!!
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Auch das ist wieder..
so so... schrecklich..
*Ohne Worte*...

Und... puh... ***triggert vielleicht***... :roll: :roll: :roll:
Nein: Triggert bestimmt :evil: :shock: :cry: :oops: :roll: :arrow:

Also weil... puh... wir wiegen ja wieder mehr...
Aber es geht nicht um irgendeine Zahl auf der Waage...
(die kennen wir gerade ar nicht)...

Sondern... puh.. darum, dass wir durch das "Mehr-Wiegen"... auch bestimmte Körperteile mehr wahrnehmen müssen.... :cry: :cry: :shock: :cry:
Was us sehr belastet...

Und iwr mussten gerade ebn den Po... :oops: :oops: :oops: :oops: also die "Backen" sehr spüren.... und ham dann denken müssen... :oops: :oops: :oops: ob uns das... also diese reien "reine" Körperwahrnehmung, dass wir so etwas wie Pobacken haben... so sehr triggert... weil es uns darna erinnert... :oops: :oops: :oops: dass so viele Männer....
*** Analsex*** wollen...

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaargh.... wir fluten...

*Ohne Worte*
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

*Eklig, eklig, eklig*.... puh... auch gerade wieder... sehr, sehr... dolle.... :oops: :cry: :|
Eli

Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Eli »

Ich sende euch ein wa*mes schönes L*cht oder klares Wa*ser aus den Bergen oder was anderes was euch nicht triggert um diese eklige Gefühle fort zu wa**hen.
Das Gefühl ist hier gerade auch sehr präsent.
Alles liebe. Ihr seid nicht allein.

Eli
Die.Wolfsfrauen.
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Re: Körper... Scham... (und Ekel)

Beitrag von Die.Wolfsfrauen. »

Danki Eli.... "wirklich"....
Gerade ist neben dem Ekel auch die Scham mal wieder extrem dabei... :oops: :|
Vielleicht können wir auch gerade "nur" körperlos schweben? In "unserer " blau-schwarzen Grotte am Meer?
Ja... körperlos schweben.... und dem Wassergeplätscher zuhören... sanftes Geplätscher... ist dort zu hören.... :cry: :oops:
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