mehrere Täter

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
A.Rhiannon
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Re: mehrere Täter

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

ich wünsche dir weiterhin viel Kraft für alles.

Für mich war die OP und Genesungszeit vor ein paar Jahren auch sehr kräftezehrend und triggernd. Du bist nicht allein mit deinen Gefühlen.

Oft ist es nicht nur der Körper, der Heilung und Fürsorge benötigt. Gut, dass du dich um die 17-Jährige kümmern kannst.
Vielleicht gibt es auch etwas, was der Erwachsenen gut tun würde?
Vielleicht können zusätzlich auch Helferwesen unterstützen?

Alles Liebe für dich,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Coralina
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Coralina »

Liebe Aufatmende,

ich lese in deinem Thread regelmäßig mit und habe großen Respekt vor deinem Weg!
Das wollte ich nur mal hier lassen.

Alles liebe,
Coralina
Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Ich habe mir einen Schrittzähler runtergeladen und bin in den letzten Tagen schon 6000 - 7000 Schritte gelaufen plus Therapie. Das Knie ist besser als die Psyche. Irgend etwas haut mich jeden Tag mal kurz aus den Schuhen.Ein abgesagter Termin, wo ich blöd rumsitze, eine eigentlich hilfreiche Berührung eines Therapeuten, die mich plötzlich in die Dissoziation schießt und ich mich mühsam wieder sammeln muss. Wenigstens kann ich jetzt endlich ein Medikament weglassen und mein Puls ist immerhin schon auf 80 abgesunken. Das istfür mich immer noch viel. Da die Therapien echt viel bringen, habe ich verlängert bis zum 18.10.
Ich hoffe, ich kann mich am Wochenende wieder sortieren.
Die 17jährige, die damals so lange im Krankenhaus lag, kommt allmählich in der Gegenwart an. Vor allem, seit ich wieder raus in die Natur kann und fotografieren kann, wie schön es hier ist und wieder andere Menschen in den Blick bekomme.
Rückfälle sind Vorfälle!
~SteinHart~
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Re: mehrere Täter

Beitrag von ~SteinHart~ »

Es braucht seine Zeit bis sich alles wieder sortiert hat, auf allen Ebenen
Die Zeit bewegt sich in eine Richtung, die Erinnerung in eine andere.
(William Gibson)
Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Das Knie kann wieder laufen, heute sogar 10000 Schritte, aber noch nicht besonders gut beugen.
Der Blutdruck und der Puls sinken langsam ab.
Die 17jährige hat jetzt gefühlt, dass heute eine andere Zeit ist.
Ich bin heute bei apparativer Lymphdrainage, die zuerst stark getriggert hat, eingeschlafen.
Ich bin sehr froh, dass ich eine Woche Verlängerung habe, weil ich jetzt meine Energie wieder besser in Bewegung umsetzen kann und allein schon dadurch runterfahre. Ich bin dankbar für telefonische Hilfe und dass ich mich hier auf die Gespräche mit 2 verschiedenen Psychologinnen einlassen konnte, such wenn sie nicht sonderlich viel Ahnung von Trauma haben. Aber von Stress und Angst, das hat gereicht. Sie konnten Sicherheit herstellen.
Rückfälle sind Vorfälle!
lara64
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Re: mehrere Täter

Beitrag von lara64 »

Ja, ihr habt viel erreicht in den vergangenen Jahrzehnten. Eben auch, dass solche Krisen belasten und herausfordern. Ihr aber euch dem stellen könnt und somit gestärkt aus der Krise gehen könnt.

Shalom - lara64
Evenstar
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Evenstar »

Wow, was für einen Respekt vor deinem Mut!
Gut, es ansprechen zu können und Hilfe zu erhalten, was für eine positive Erfahrung!
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



Ich geh meinen Weg ans Ende
Sehnsucht nach der Zukunft
Heimweh nach der Fremde

(Max Herre-Fremde)
Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Was ging in der Reha?
Sage und schreibe 27 Therapeuten begegnen, mir ihre Namen merken.
Mich von 18 von Ihnen berühren lassen, davon 11 mit länger anhaltendem Körperkontakt.
Mich in 26 Therapieräumen oder Vortragsräumen zurecht finden, mich in 11 Wartebereichen aufhalten, Putzfrauen, Servicekräfte im Speisesaal, den anderen Rehapatienten, knapp 200, begegnen und mich mit wenigen anfreunden.
Mir die Häuser und Räume erlaufen, zum Schluss auch bergauf und bergab und den traumhaften Park.
Gefühlt 200 Mal nach Innen transportieren, dass es im Moment gerade sicher ist.
Wertschätzen, dass jemand in Panik gerät, weil ähnliche Situationen früher lebensbedrohlich waren.
Meinen Körper in den Symptomen, die er wiederholte, ernst nehmen.
Mich da mitteilen, mit zwei, drei Sätzen, wo ich anders nicht hätte bleiben können und Verständnis, manchmal auch Erschrecken erleben.
Mich schreibend ordnen.
Meinen sicheren inneren Ort wieder hell und freundlich werden lassen.
Was kaum ging waren Dialoge mit Innenpersonen. Dafür war der Stress hier einfach zu hoch.
Ich bin stolz auf mich!
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Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Doch noch ein Gespräch, das am Freitag ausgefallen war, mit einer Psychologin, das 5. in 4 Wochen. Ich habe darum gekämpft und ich habe mich mitgeteilt, auch in grober Kenntnis der Strukturen schriftlich und mit Erlaubnis, es in die Teamsitzungen weiterzugeben. Weil Zeit eben Geld ist und orthopädische Patienten nicht unbedingt überhaupt ein Gespräch wollen und bekommen.
Es war sehr hilfreich, auch ohne dass es traumaspezifisch war.
Mich gegen meinen lieben, aber technisch denkenden Mann abgrenzen, notfalls auch mit einem klaren STOPP!
Das tun, was mir gut tut, auch wenn Kontakte zu Corona Zeiten ein Risiko bergen.
Mir Zeit geben, zu Hause anzukommen, was bei "normalen" Menschen schon 14 Tage dauert.
Miteinkalkulieren, dass ich vielleicht sehr müde und antriebslos bin, weil 5 Wochen Dauerspannung unter Schmerzen abfallen.
Mein Schmerzlevel gut im Auge behalten, weil ich die so leicht dissoziieren kann.
Rückfälle sind Vorfälle!
lara64
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Re: mehrere Täter

Beitrag von lara64 »

Hallo Aufatmende,
klingt doch nach einem guten Plan fürs Ankommen zu hause. Nun gilt es, dieses dann auch so konkret wie möglich umzusetzen und notfalls in Richtung Mann auch ein klares und eindeutiges STOP oder NEIN zu kommunizieren.
Guten Heimfahrt und gutes Ankommen und Einfinden wieder zu Hause.

Shalom - lara64
Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Genauso schwierig wie in der Reha, zu Hause Übungen zu machen, die "Beine breit" bedeuten und alles, wo ich mich in den Schmerz dehnen muss.
Wie soll ich das üben, wenn mein Körper triggert?
Wie geht ihr mit Körpertriggern um?
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: mehrere Täter

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

mir würde spontan nur einfallen, Übungen zur Orientierung in der Gegenwart mit einzubeziehen. Und Pausen machen. Keine Schritte. Sich immer wieder erden, den Körper bewusst wahrnehmen und den Unterschied zu früher deutlich machen und auch diesen bewusst wahrnehmen. Nach Innen erklären wieso diese Übungen gemacht werden und wichtig sind. Nach Innen erklären, dass es triggern kann, aber dass du als Erwachsene aufpasst und diese Übungen als Erwachsene übernimmst und die Kleinen vorher (und auch immer wieder zwischendurch) in Sicherheit bringst.

Alles Liebe,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: mehrere Täter

Beitrag von Eli »

Laute Musik hilft auch.
Auf den Körper mit Kullis schreiben es ist 2022.
Vorher ausgiebig erklären.
Ein Stopp Signal vereinbaren.
Aufatmende
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Re: mehrere Täter

Beitrag von Aufatmende »

Danke euch. Das hilft alles für den Moment. Sinnvoll wäre auch noch, weiter zu atmen :? :roll:
Aber es hilft nicht, um die Folgen zu bremsen.
Gestern hatte ich Krankengymnastik. Es war an der Grenze der muskulären Belastung, aber nicht darüber hinaus. Isotonische Übungen auf einem Gymnastikball: Knie strecken, Knie bis zur Schmerzgrenze beugen, Gleichgewicht halten. Mehr nicht. Ohne Berührung der Therapeutin. Heute Nacht hatte ich Schmerzen, die durch den ganzen Körper vagabundierten.
TRIGGERT








Die Männer haben ihr die Augen verbunden, auch die Ohren verstopft? Alles dröhnt und ist irgendwie gedämpft. Sie haben sie nackt von einem zum anderen geworfen. An dem festgehalten, was sie eben erwischten. Sie auch an 2 Gliedmaßen gehalten, im Kreis gedreht und dann losgelassen. Sie "durfte" entscheiden, wann sie aufhörten. Je nachdem, ob sie auf dem Rücken oder auf dem Bauch aufkam, bei wem sie aufkam, ging das "Spiel" mit Vergewaltigung weiter. Sie wurde brutal bestraft, wenn sie kotzen musste.
Geruch von Alkohol, Schweiß in der Nase, sonst keine Sinneseindrücke, kein Kontext. Wimmern im Ohr. Von ihr selber? Von anderen Kindern?

Der ahnungslose Ehemann kuschelt. Einvernehmlicher Sex. Es den Männern von damals nicht gönnen, dass sie mir heute noch meine Entscheidungsfreiheit rauben. Rudern, schlingern um nicht zu dissoziieren. Die Tür, die Türklinke, der Schlüssel, das Schloss. Der Schrank, die Hemden...... Ich HASSE das!
Wie komme ich eigentlich rüber, dass der Mann an meiner Seite das nicht merkt??

TRIGGER ENDE








Ich kann nicht einmal jemanden anreden, weil das Alter springt. Elend weit auseinander springt.
Ihr Lieben in mir, die ihr das aushalten musstet. Immer wieder. Immer unberechenbar. Immer endlos.
Es HATTE ein Ende. Ich bin in Sicherheit. Ich bewege mich nur für mich. So viel ich kann. So gut ich kann. Weil ich wieder laufen möchte, ohne zu hinken. Es ist unvermeidlich, dass das weh tut. Dass ich Spannung in meinen Körper bringe, der früher eurer war. Ich kann die Intensität und die Dauer beeinflussen. Ich bin handlungsfähig. Es kostet so unglaublich viel zusätzliche Kraft, wenn ihr mur noch mehr von dem zeigt, was damals war. Es geht wohl nicht anders. Es ist in Ordnung! Ihr seid in Ordnung! Heute ist meine Physiotherapeutin sicher, die Räume dort sind sicher. Das Üben zu Hause ist sicher.
Rückfälle sind Vorfälle!
mariaS88
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Re: mehrere Täter

Beitrag von mariaS88 »

Aufatmende hat geschrieben: So Nov 14, 2021 11:52 am Fast alle sind wohl nicht mehr hier, die ich kannte. Meine eigenen Threads auch. Vielleicht hatte ich auch um Löschung gebeten. Ich würde ja jetzt gerne schreiben, dass es mir gut geht, ich keine Therapie mehr brauche....
Im "Außen" geht es mir, so weit Corona es zulässt, auch gut. Im "Innen" hat sich vieles verändert, das ich allein nicht unter die Füße bekommen hätte. Gott sei Dank ist meine Thera weiter bzw. wieder für mich da und sagt öfter, ich solle mir Zeit geben und ich würde immer mehr Lebendigkeit und Freiheit gewinnen. Es gibt jetzt mehrere Innenpersonen, die sich nicht ernst genommen fühlen, wenn ich sie "Anteile" nenne. Der sichere innere Ort funktioniert für sie fast gar nicht und ich kann absolut nichts mehr mit meinen Puppen ausdrücken, weil sie sich auch dadurch nicht wertgeschätzt fühlen. Die jetzige Innenperson kann noch nicht glauben, dass das Leben und Menschen gut zu einem sein können. Meine Thera, eine kostbare Telefonfreundin, eine Freundin, mein Mann sind vertrauenswürdig, wobei letzerer nicht einmal von ihr weiß. Jetzt schreibe ich hier, was sie erlebt hat und hoffe auf Antwort von den wenigen, die es hier aktuell überhaupt lesen und schreiben.









TRIGGER
Die Stimmung der Innenperson: “Es hat ja doch keinen Zweck. Es wird sich nie ändern.” breitet sich wie eine graue Decke über mich. 

Eine Kneipe, die schon geschlossen hatte? Mitten in der Nacht? Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater jemals in einer Kneipe war.
Sie haben ihr den Kopf an den Haaren nach hinten gezogen, Alkohol, Sperma, Alkohol in sie abgefüllt. Was für eine Wahl: Küsse von einem fetten, bärtigen Mann oder Schnaps. Sie haben ihre Hand- und Fußgelenke festgehalten.
Noch eine tolle Wahlmöglichkeit: Penis in der Scheide oder Bierflasche im After. Wie besoffen muss man sein, dass man aus einer Bierflasche, die dort in der Nähe war, weiter trinkt?
Ihr Vater hat sie IMMER gezwungen, auf diese Alternativen zu antworten. Die ganze Rückfahrt über hat er aufgezählt, was sie sich freiwillig ausgesucht hat. 

Ich kämpfe gegen einen Körper, einen Geist, der auf Standby geht. Darum, irgendwie wieder einzuatmen und die Lippen so weit zu öffnen, dass ich einen Schluck trinken kann. 
Möglicherweise ist der körperliche Inhalt gar nicht wichtig? Die Innenperson bekommt eine Ahnung, was unser Erzeuger ihr eingeredet hat? Dass sie sich alles selber gewählt hat? Als ob man gefesselt, alkoholisiert, unter Schmerzen, absolut angeekelt eine Wahl treffen könnte!
Es ändert NICHTS an dem Gefühl, dass sie selber schuld war! 
Die Zeit zerfällt. Mein Körper zerfällt in Husten und Ekel. Klingeln im Ohr. Rauschen. 
TRIGGER ENDE







Ich darf ihren Namen nicht schreiben, aber sie stört sich daran, dass ich die wörtliche Rede, den Dialog mit ihr, verändert habe. Es ist sehr schwer, eine Kommunikationsebene mit ihr zu finden. :?
Es ist so viel innerlich passiert in den letzten Monaten, dass ich mir seit August einen Infekt nach dem anderen mitgenommen habe und jetzt schon wieder krank geschrieben bin. Meine Antriebslosigkeit wandert allmählich in Richtung Depression und ich frage mich, wie ich durch den Winter kommen soll.
Die Arbeitssituation wäre durch Corona schon besch...., dazu kommt personelle Fluktuation und das Primat der Wirtschaftlichkeit, hinter dem der Mensch an letzter Stelle steht. Es gibt nur leider keine Alternative. Schon gar nicht mit der Minimalkraft, die ich gerade habe.

Antworten wären echt wichtig für mich, selbst, wenn es nur "Ich hab's gelesen", ist.
Ich habe dieser Person wahrgenommen.
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