Gedankenraum - zu mir selbst finden

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Evenstar
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

Das könnte gut sein, mit dem Oktober.
Muss nicht aber kann.

Es wird früh dunkel, die Leute sind eher Zuhause, es ist vollkommen normal, wenn man jemanden mal nicht sieht. Fällt also auch nicht auf, wenn das Kind mal nicht draußen ist, hat es sich eben erkältet oder oder.
Herbstferien sind... Kann man gut auch wo anders hin fahren für eine Veranstaltung oder...ach.

Und das ganz unabhängig ob da ganz andere Feiertage sind oder nicht.
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,
vielen Dank für deine Worte. Das fühlt sich sehr tröstlich an. Alles Liebe auch für dich.

Liebe Even,
dir auch lieben Dank. Das klingt erschreckend. Aber ja, es bestätigt meine Wahrnehmung. Danke dafür.


Gestern habe ich es nach einer für mich sehr sehr triggernden Situation dann irgendwann nach vielen Tränen und Verzweiflung geschafft um mich selbst etwas zu kümmern. Das war dann auch nochmal ein wichtiger Unterschied zu früher.
So oft geht das zunächst in der Wahrnehmung unter und ist erstmal wie komplett verloren. Hatte dann gestern auch erstmal wieder Momente, in denen ich mich weder bewegen noch sprechen konnte.

Ich habe überlegt mir selbst so eine Art Selbsthilfe-Karten zu basteln. Habe gesehen, dass es so etwas teilweise auch zu kaufen gibt. Habe es allerdings nur auf Englisch gefunden und dachte mir, dass ich es dann auch für mich ganz personalisiert schreiben kann. Auf einer davon könnte zum Beispiel stehen:
Mir hilft ein Realitätsableich. Ich bin heute handlungsfähig. Ich kann heute mit Situationen und mit meinen Gefühlen umgehen. Ich habe eine Wahl.
Oder auch:
Ich bin erwachsen. Es ist das Jahr ______
Oder:
Mir hilft eine Orientierungsübung. (5-4-3-2-1)

Ich weiß nicht, ob das in solchen Situationen, in denen ich das wirklich bräuchte, auch wirklich hilft bzw. ich dann in der Lage bin darauf zuzugreifen. Aber schaden kann es ja zumindest nicht es zu versuchen.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Es kamen noch neue Details zurück... Manchmal frage ich mich wie es noch grausamer gehen kann... :cry: :cry:

In Gedanken konnte der Junge beerdigt werden.

Gleichzeitig glaube ich, dass immer noch nicht alles Wichtige gesehen wurde.

Mir war die letzten Tage einfach nur übel... Mein ganzer Körper tut weh und fühlt sich am Ende an.
Dennoch weiß ich, dass es gesehen werden will, damit es irgendwann besser wird...

Ich sage der Kleinen wie dankbar ich ihr bin, dass sie das für uns so lange getragen hat. Gleichzeitig tut es mir so unendlich leid, dass sie damit so lange allein war...
Eigentlich nicht vorstellbar so etwas zu überleben. Es musste abgespalten werden. Jetzt darf nach so langer Zeit hingesehen werden.

Puhh... alles andere als leicht...

Was es für abartige Menschen gibt... :cry: :cry:
Aber ja, die sind abartig, nicht wir. :cry:
Ich hoffe, das kommt im Innen auch noch an... Da ist immer noch das Gefühl selbst eklig zu sein...

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a Rhiannon.

Es tut mir leid wie schlecht es euch geht.
Kann mir kaum vorstellen wie schlimm das gewesen sein muss.
Wie schwer das ist zu tragen auch im heute. Auch weil es so weit weg ist von allem was normale Menschen kennen.
Wir hoffen ihr habt genug halt und Orientierung. Passt auf euch auf. Ich lese weiter mit.
Eli
Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Zu den Karten: ich könnte in solchen Zuständen nicht so lange Sätze lesen. Ich bräuchte nur ein Stichwort auf einem Mini-Zettel, z.B. in einer Sreichholzschachtel und auf der Rückseite ein Bild nur aus ein paar Strichen.

Es kann immer grausamer gehen. So, wie es in keinem Fernsehfilm zu sehen ist (wobei ich gewalttätige und Horrorfilme grundsätzlich meide, schon, damit ich sicher bin, dass die abartigen Bilder in meinem Kopf nicht Fiktion sind, sondern ich sie leidvoll erlebt habe)

Wer möchte denn mehr sehen? Die Erwachsene, damit sie sich selbst glaubt? Oder möchte das Kind von damals mehr gesehen werden?
Meine Thera gibt sich große Mühe, nur das Allernötigste mit mir anzusehen. Das ist schlimm genug!
Ich versuche, eher mehr zu trösten, in Sicherheit zu bringen, imaginären Körperkontakt zu bekommen oder mich selbst zu wiegen, zu umarmen. Manchmal kippt das auch in Dissoziation.

Wenn es denn anders nicht besser wird, kannst du, wenn du stabil genug bist, vom Symptom ausgehen: wem ist übel wovon? Was genau tut weh und wovon?
Und die Gegenrichtung, jetzt habe ich die Stimme meiner Therapeutin im Ohr: welcher Teil des Körpers fühlt sich normal oder gut an? Kann sich dieser Bereich ausdehnen?

Du bist nicht eklig. Du kannst die Kleine baden in einem Heilteich oder Blumenduft imaginieren oder eine ganze Wiese, sie (oder dich real) eincremen.

Sorry, ich kann nur sehr nüchtern schreiben, weil sich da Kleine in mir mit deiner solidarisieren. Da kommen mir schon bei diesem einen Satz die Tränen.
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Evenstar
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

Triggert?!


Liebe Kleine,

es tut mir so leid, dass du das mit dem Jungen erleben musstest. Dass diese Menschen so grausam waren!
Und ich kann mir vorstellen, dass ihr euch ekelt, manche Sachen und Dinge tun zu müssen. Dass das Trinken und so...

Aber ihr seid nicht eklig, keine von euch. Ich wünsche dir, dass du der Großen vertrauen kannst, sie wird gut für dich sorgen.

Und ich finde dich so mutig, euch so mutig, dass ihr das heute erzählen könnt. Und ihr müsst nicht damit alleine sein.

___

Hallo A. Rhiannon,
dir viel Kraft beim Versorgen und zuhören. Auch du machst das so gut. Sehr gut!


Grüße
Even
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli, liebe Aufatmende, liebe Even,

vielen Dank für eure Antworten. Das bedeutet mir sehr viel, auch wenn ich es bis jetzt nicht fertig gebracht habe darauf zu antworten oder jetzt genauer darauf einzugehen.
Vielleicht nur so viel, nicht ich als Erwachsene wollte mehr Details sehen, sondern das Mädchen wollte dringend, dass mehr gesehen wird.

Ich habe nun mehr gesehen. Ich bin einfach nur müde...
Es ist ein Bild des Grauens...





Trigger





Ich wurde mit aller Gewalt gezwungen schlimme Sachen mit dem Körper des Jungen zu machen nachdem...
:cry: :cry: :cry:
Also die Männer haben mich so festgehalten und alles gemacht, so dass ich keine Wahl hatte.

Und dadurch wurde noch deutlicher, dass er es zuvor schon nicht überlebt hatte.

Da war dann so viel Angst, dass ich so etwas anderen nochmal antun könnte. So viel Selbsthass.

Dann wurde etwas mehr verstanden, dass es die absolute Panik war, dass ich niemanden schützen konnte und dass ich dem komplett und hilflos ausgeliefert war und die Panik, dass so etwas mit anderen immer wieder passieren könnte und ich absolut nichts dagegen tun könnte.



Trigger Ende


Da kommt das Innenkind her, das die ganze Zeit verzweifelt weint und schluchzt und kaum noch Luft holen kann. Da ist einfach nur noch Angst und Verzweiflung und Ekel.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Liebes Innenkind
Es ist ganz furchtbar schlimm, was du erleben musstest.Ich verstehe, dass du das zeigen musstest. Aber das ist jetzt Vergangenheit. Du bist in Sicherheit!
Deine Große wird dich trösten und für dich tief atmen. Frische klare Luft.
Vielleicht gibt es einen Heilteich oder eine Zaubersalbe. Vielleicht gibt es etwas, einen Kakao? Was du trinken magst.
Du bist nicht eklig. Du konntest nichts tun.
Heute ist es sicher!
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Wildi
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Wildi »

Ich hatte beim Lesen ein Bild vor mir.

Das Mädchen darf in einem lichtdurchfluteten Wald ganz laut weinen und schreien und den ganzen Schmerz loswerden.
Dann bringt ein gutes Wesen ein riesiges Taschentuch, in das es sich schneuzt. Den ganzen Rotz rein da!
Dann kann sich das Mädchen schütteln und stampfen und schreien – es kann sich jetzt bewegen! Es ist frei und wehrhaft.

Und dann, wenn der Schmerz ein bisschen weniger ist, kann es vielleicht mit befreiter Nase die gute Waldluft riechen. Vielleicht mag es eine Decke. Vielleicht kommt auch ein Reh vorbei?

Das Mädchen hat es unglaublich tapfer gemeistert, am Leben zu bleiben.

Alles Liebe.
Atmen.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende, liebe Wildi,

habt ganz lieben Dank für eure Worte. Eure Antworten tun unglaublich gut. Schon alleine, da es sich dadurch nicht mehr so anfühlt damit komplett allein zu sein. Danke auch für eure guten heilenden Bilder. Das hilft.

Es konnten immerhin auch ein paar Tränen in echt geweint werden. Auch wenn es sich so anfühlt als müssten da noch viel mehr Tränen geweint werden. Es darf Zeit brauchen.
Gleichzeitig ist es wohl sehr wichtig dem immer wieder auch einen Raum zu geben.

Es ist alles wirklich nicht leicht... Es kostet Kraft, es tut weh, es fühlt sich schlimm an. Gleichzeitig ist da aber auch eine Art Erleichterung darüber, dass es endlich gesehen werden darf.

Es ist momentan wenig Zeit für Ruhe und Erholung da. Aber es gibt ein paar Momente, das ist gut und wichtig glaube ich.
Direkt nach der letzten EMDR-Sitzung war ich sooo müde. Das darf auch sein.

Und ja, die Übelkeit war auch wieder mehr da in den letzten Tagen. Ich weiß ja wo es herkommt.
Danke Aufatmende für die Übung, zu fühlen wo der Körper sich besser anfühlt.

Zu den Karten, da habe ich zu jeder Karte ein passendes Bild gesucht. Ich glaube so passt es für uns ganz gut. Ich habe auch noch verschiedene Gefühlskarten erstellt.

Even, das mit dem Trinken das kenne ich leider auch...

Tut mir leid, falls manches etwas aus dem Zusammenhang geschrieben ist. Ich habe versucht auch noch auf die letzten Nachrichten hier einzugehen.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Mir geht es genauso. Immer, wenn ich dich lese, geht in mir ein extremes Kopfkino los: da ist jemand ( bzw, da sind viele) die ähnliches erlebt haben, die schildert, wie ich mich fühle oder gefühlt habe. Das, was ich mir selbst kaum glauben kann. Und was inzwischen meist wirklich Vergangenheit ist oder wird, ohne dass ich jedes Mal eine Traumakonfrontation machen muss.
Das, was du schreibst, tut mir gut, auch wenn ich aufpassen muss, wann ich es lese.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

zuerst einmal tut es mir sehr leid, dass du meine Schilderungen und Gefühle auch selbst aus eigener Erfahrung kennst.
Gleichzeitig, ja, es hilft so sehr nicht völlig allein damit zu sein.

Alles Liebe und viel Kraft für dich,
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Naturliebe »

Liebe A.Rhiannon,

Auch wenn ich mir nicht im Entferntesten vorstellen kann, wie es euch geht, möchte ich einfach nur sagen, dass ich euch gelesen habe und viel Kraft wünsche.

Liebe Grüße, Naturliebe
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Naturliebe,

ganz lieben Dank für diese Worte und fürs Sehen und Wertschätzen. Das bedeutet viel im Innen.

Ganz liebe Wünsche zurück,
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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a. Rhiannon
Ich kann dich einfach gerade nicht gut lesen. Das tut mir echt leid
Ich denke aber an dich und all die gequälten Kinder innen und sende euch Kraft und Blumen und etwas gutes für eure ressource, etwas worüber die Ressource sich freut :wink: :mrgreen:

Alles gute
Eli
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