Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Wenn ich nach innen fühle, sehe ich da ein kleines Mädchen, das mit aller Kraft ihre Zähne aufeinander presst, ihre Fäuste zusammen ballt, ihre Schultern verkrampft, vor Anstrengung das Gesicht verzerrt und alle Muskeln zittern vor Anspannung. Im Kopf sitzen irgendwo vergraben Tränen und Traurigkeit. Sie braucht alle Kraft, um es versteckt zu halten, um nicht fühlen zu müssen und um es niemandem zu zeigen.


Ich sehe dich und deinen Schmerz. Ich weiß, früher hat niemand deinen Schmerz gesehen. Du durftest früher nicht fühlen. Gefühle wurden bestraft. Ich weiß, du wolltest auch selbst nicht mehr fühlen, weil jedes Gefühl mit Schmerz verbunden war. Schmerz, den dir die Männer zugefügt haben. Schmerz, den die Mutter zugefügt hat. Schmerz, den du dir selbst zugefügt hast. Schmerz, den dir alle zugefügt haben, die wegsahen. Schmerz, den die Worte dir zufügten. Schmerz, den deine eigenen Gedanken dir zufügten. Deine Welt bestand fast ausschließlich aus Schmerzen. Und du warst ganz allein damit.
Heute ist es anders. Heute bin ich bei dir. Ich sehe dich. Ich sehe deinen Kampf. Ich möchte mit dir die Schmerzen tragen, Stück für Stück. Es ist in Ordnung, es ist erlaubt und ungefährlich sie heute zuzulassen, Stück für Stück. Es ist heute auszuhalten, die Schmerzen dürfen gesehen und gezeigt werden. Du musst es nicht mehr alleine tragen, ich bin bei dir. Du warst ein Kind, du hast nichts davon auch nur ansatzweise verdient.
Ich kann verstehen, dass du an der Schutzmauer festhältst. Auch das ist erlaubt. Ich bleibe an deiner Seite.
Nochmal möchte ich dir sagen, dass du es nicht mehr alleine tragen brauchst. Ich wünsche dir, dass du Ruhe, Liebe und Schutz empfindest. Denn das darfst du. Ruhe, Liebe und Schutz stehen dir zu, ohne verdient werden zu müssen. Ich wünsche dir, dass du es eines Tages so empfinden kannst.



A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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SMILE

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von SMILE »

Hi A.Rhiannon

ich finde es megarührend, das du deinem inneren Mädchen schreibst und was du ihr schreibst :D

Viell. kannst du deinem inneren Mädchen die schöne Welt nzw Natur zeigen z.b wie toll es ist Vögel beim zwitschern zuzuhören oder Barfuß auf Gras zu tanzen :D
Dein inneres Mädchen ist sehr mutig, das weiß ich und sie zeigt dir sicher, was sie draußen gerne entdecken möchte :D
Einfach in die Ferne der Natur schauen, von der Sonne gewärmt zu werden, Wildbienen, Schmetterlinge beim flattern zu schauen, so ist es wunderschön ins fühlen zukommen :D
Kann ich dir versprechen mutiges Mädchen und auch dir A.Rhiannon :D die Natur ist voller Überraschungen :D z.b das Gras an den freien Füßen ist was ganz besonderes :D
Ihr könnte viell. auf einer Wiese zusammem Tanzen und dabei lacht ihr bestimmt vor Freude und dieses Gefühl Freude ist auch was ganz besonderes :D


Ich wünsche dir einen schönen Wundertag mit vielen tollen Erlebnissen :D
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Hallo Smile,
hab vielen Dank für deine liebe Nachricht. Ich habe mir tatsächlich heute ein paar Stunden in der Natur gegönnt, war dabei ganz bei mir und es hat so gut getan.

Ich habe es im Nachhinein meinem inneren Mädchen gezeigt und dann konnten endlich ein paar Tränen fließen. Lange, lange nicht alle. Aber es ist ein Anfang.

A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Heute nochmal in mich hinein gefühlt, nach dem Mädchen gesehen.

Heute hat es wie ein Tier getobt. Wollte alles und jeden von sich weg beißen, am liebsten auch sich selbst zerstören.
Einerseits sieht sie sich selbst als Monster, das keine Zuneigung verdient hat. Andererseits ist sie der festen Überzeugung, dass Nähe und Zuneigung weitere Schmerzen verursachen und sie das auch nicht zulassen möchte. Noch mehr Schmerzen erträgt sie einfach nicht. Obwohl sie gleichzeitig glaubt diese verdient zu haben.


Ich sehe dein Toben, deine Wut und deine Angst. Ich kann verstehen, dass du keine Schmerzen mehr spüren möchtest.
Egal, was dir angetan wurde, egal was du gefühlt hast, egal was sie gesagt haben, du bist kein Monster. Du bist unschuldig, auch wenn es sich für dich noch anders anfühlt. Du hast die Schmerzen und dieses Leid NICHT verdient. Ich weiß, dass es gleichzeitig bedeutet, dass du keine Kontrolle darüber hattest und dass das neue Ängste auslöst.
Ich kann verstehen, dass dir Nähe und Zuneigung Angst machen. Das war früher real. Heute ist es anders. Die Schutzmauern waren früher überlebenswichtig. Heute brauchen wir sie nicht mehr auf diese Weise. Ich kann verstehen, dass du noch daran festhältst. Gleichzeitig möchte ich dir zeigen, dass es heute anders sein darf.
Ich bin bei dir. Ich bleibe bei dir. Ich halte so viel Abstand bzw. gebe dir so viel Nähe, wie du dich wohlfühlst und sicher fühlst. Ich weiß, es braucht Zeit. Das darf es.
Ich weiß, dass du dich momentan noch nicht wohlfühlst und nicht sicher fühlst. Ich wünsche es dir mit der Zeit. Und ich bleibe bei dir. Du bist nicht mehr allein. Ich halte deinen Schmerz, deine Gefühle aus. Ich bin da.


A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Das Mädchen traut Erwachsenen nicht. Es war immer auf sich allein gestellt. Erwachsene haben ihr immer nur weh getan.

Ich möchte versuchen ihr zu zeigen, dass sie heute nicht mehr auf sich allein gestellt ist.
Ich möchte regelmäßig nach ihr sehen und einfach bei ihr sein. Früher wurde ihr Leid nicht gesehen bzw. runter gespielt oder bestraft.
Ich möchte ihr Situationen aus der Gegenwart zeigen, in denen ich als Erwachsene Grenzen für uns gesetzt habe. Und auch Situationen aus der Gegenwart, in denen wir uns sicher und wertgeschätzt gefühlt haben.
Vielleicht hilft das ein bisschen. Und Geduld.

In der letzten Zeit habe ich immer wieder Flashbacks, in denen es dann dazu kommt, dass ich mich selbst beiße... Zumindest verstehe ich in etwa wieso das von dem Mädchen in mir so als notwendig empfunden wird...

A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Heute Morgen habe ich mich selbst verletzt. Habe ich lange nicht mehr. Es war schlimmer und tiefer als sonst. Hat mich erschreckt und zum Glück irgendwie zurück gebracht. Denn die Wut war noch viel größer, hat nach viel mehr Verletzung in mir geschrien.

Immerhin habe ich es geschafft mich für heute krank zu melden. Meine Therapeutin meinte gestern, dass es anstrengend gewesen sein muss mich mein Leben lang nur um die Bedürfnisse anderer gekümmert zu haben. Dass es heute wichtig ist, mich auch um mich selbst zu kümmern. Irgendetwas von der Botschaft ist tatsächlich hängen geblieben.

Ich habe eine Osho-Meditation (Kundalini) gemacht. Habe mich an meinen sicheren Ort gedacht und dort mit der Schamanin und meinen inneren Anteilen getanzt. Wunden konnten mit Heilkräutern versorgt werden. Bewegung konnte aus dem Körper raus und zwar in Sicherheit. Die Kleine hat Fürsorge und Sicherheit und Zugehörigkeit erfahren. Tränen konnten fließen. Zur Ruhe kommen.

Muttertag ist immer schwierig für mich. Doch dieses Jahr ist es besonders schlimm.

A.Rhiannon
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Bambus 1
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Bambus 1 »

Hallo A.Rhiannon,

hast du deine Wunde von sv selber versorgen können? oder wäre es besser zum Arzt zu gehen?
Hat die Wut mit Muttertag zu tun? Wenn ja, wäre es vielleicht hilfreich für den Tag vorzusorgen, nicht planlos in diesen Tag zu stürzen. Vieleicht eine kleine Wanderung planen in der Natur? Wenn es gut tut mit einer Freundin zusammen? Dir etwas Gutes tun, dich um deine eigenen Bedürfnisse kümmern.
Muttertag ist auch hier ein sehr sehr schwieriges Thema. Von 2 Seiten, eben weil ich selber auch Mutter bin und dabei gerade sehr unglücklich.

Das mit deiner Meditation hört sich schön an. Mit der Schamanin. Vielleicht kann sie dir auch am Sonntag eine gute Begleiterin und Stütze sein. Es soll warm werden am Sonntag. Vielleicht nimmst du dir eine Decke und suchst dir ein gemütliches Plätzchen in der Natur. Und geniesst eine gemeinsame Reise mit der Schamanin.

Alles Gute für dich!!
Liebe Grüße Bambus
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Bambus,

hab ganz lieben Dank für deine Nachricht. Ich musste zum Glück nicht zum Arzt. Erst dachte ich es, aber es ging zum Glück so.
Danke für die Tipps zum Gestalten des heutigen Tages. Es klappt wirklich besser als gedacht. Durch das schöne Wetter konnte ich fast den ganzen Tag draußen verbringen. Ich kümmerte mich um Pflanzen und Tiere und verbrachte so heute ganz bewusst die Zeit. Habe dafür gestern gut vorgeplant, dass es auch so klappen konnte.
Heute Morgen konnte ich nicht mehr schlafen und mein kompletter Körper tat weh. Habe nochmal eine Osho-Meditation gemacht. Das war ganz gut. Abends werde ich mir jetzt eine Pizza und einen Netflixabend gönnen.
Morgen ein Start in eine neue Woche. Das schaue ich dann alles... Heute den Tag auf jeden Fall geschafft. Mehr als das, ich hatte neben der Traurigkeit und Angst schöne und bewusste Momente.

Alles Liebe auch für dich. Hoffe, du konntest den Tag auch gut verbringen.

A.Rhiannon
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lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A. Rhiannon,

mich haben die letzten Thread von dir auch sehr berührt, gerade auch weil ich das mit Muttertag so gut kenne - oder mit manchen solcher Tage die belegt sind mit Ritualen und Erinnerungen..
es liest sich schön, dass mit den Pflanzen und den Tieren in der Natur und auch das kann ich sehr nachvollziehen, wir waren auch draußen in der Natur mit Hund und Freundin, und haben sehr bewusst geschaut, was geht und was ist zu viel..

Und genau heute ist der Tag gut gelungen - Morgen ist ein anderer, ein neuer Tag.

Wichtig vielleicht noch zu klären, ob die SSV wirklich "NUR" mit dem Muttertag zusammenhängt, oder ob da noch was dran hängt, dass Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht. Und bei der Wunde schauen, dass keine Infektion entsteht.

Shalom - lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe lara64,

vielen Dank auch für deine mitfühlenden Worte. Tut gut mit solchen Tagen bzw. mit den damit verknüpften Gefühlen nicht allein zu sein. Dein Umgang mit dem Tag gestern klingt auch gut und selbstfürsorglich.

Danke auch Hierfür:
Und genau heute ist der Tag gut gelungen - Morgen ist ein anderer, ein neuer Tag.

Wichtig vielleicht noch zu klären, ob die SSV wirklich "NUR" mit dem Muttertag zusammenhängt, oder ob da noch was dran hängt, dass Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht. Und bei der Wunde schauen, dass keine Infektion entsteht.
Ja, ich schau mal, dass es sich nicht entzündet. In mir drin fühlt es sich so an, als würde ein Teil von mir wollen, dass es sich entzündet, schlimmer wird. Dass der Schmerz und das Leid endlich mal gesehen werden.
Andererseits würde irgendwie keine Wunde diesen Schmerz jemals ausdrücken können...
Und Selbstfürsorge ist besser, vernünftiger und heilsamer.

Es ist nicht nur der Muttertag, sondern genau das, was du schreibst: Es möchte etwas gesehen werden.
Das unendliche Leid dieses kleinen Mädchens in mir möchte endlich richtig gesehen werden. Der Schmerz ist so unbändig groß und fühlt sich so unverstanden an...



Achtung Trigger






Die Männer haben gesagt, ich müsse es mir verdienen wieder nach Hause zu dürfen. Meine Mutter wäre froh mich los zu sein, so ein Kind wie mich. So ein Leid, was ich über sie bringen würde und ihr den Mann ausspanne und mich wild durch die Gegend ****** würde. Außerdem gäbe es ja jetzt auch noch xxx. Da bräuchte meine Familie mich sowieso nicht mehr. Ich wäre kein richtiges Kind, das man lieb haben könne. Ich könne also gleich bei den Männern bleiben.

Mein Geld wäre ich aber nicht Wert, ich müsse besser werden.
Eine Folter folgte der nächsten. Sie fügten mir so schlimme Schmerzen zu mit ihren Instrumenten und mit ihren Körpern. Gleichzeitig verließ mich mein eigener Körper, indem er aus manchen Dingen quasi positive Körpergefühle entstehen ließ, unter Schmerzen. Ich habe mich so sehr dafür gehasst.

Ich wollte doch nur einen Menschen, der mich ein kleines bisschen lieb hat. Ich hätte alles dafür getan. Ich wollte wirklich gut sein, aber doch nicht in diesen Dingen, die ich gehasst habe.

Ich wollte eine Mami, die mich auch mag, die für mich da ist, die mich beschützt oder die mich zumindest haben möchte.
Stattdessen schlug sie mich danach auch noch zusammen und beschimpfte mich. Ich hätte keinen Grund mich schlecht zu fühlen, ich könne für so vieles dankbar sein.

SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SEELE SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHMERZ SCHREI SCHMERZ





Trigger Ende

Und manchmal schaffe ich es bereits zu weinen so dass es mich schüttelt. Zu weinen nach einer Mutter, die nie wirklich da war, die ich jedoch abgöttisch geliebt habe.
Dann versuche ich meine Arme um mich zu schlingen und mir zu sagen, dass es nicht meine Schuld war. Ich umarme das kleine Mädchen in mir und versuche da zu sein, mir selbst eine Art Mutter zu sein.

Dann wiederum frage ich mich manchmal wie ich das alles noch schaffen soll, wie ich das alles (er)tragen kann...

A.Rhiannon
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Gast_Wolke

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Gast_Wolke »

liebe a. rhiannon

les dich schon lang..
mehr geht heute nicht mag dir aber sagen dass ich gerade sehr ähnlich denke und fühle
dass es nicht zu ertragen ist.
und dass ich auch sehr um eine Mutter weine...
bist nicht allein ja?

sende dir Kraft
wolke
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Wolke,

hab vielen Dank für deine Worte und fürs Dasein. Es berührt mich.
Dir auch alles Liebe und viel Kraft,
A.Rhiannon
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lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A. Rhiannnon,

ich wünsche dir erst einmal eine erträgliche und für dich gut machbare Woche.
Ja, ich schau mal, dass es sich nicht entzündet. In mir drin fühlt es sich so an, als würde ein Teil von mir wollen, dass es sich entzündet, schlimmer wird. Dass der Schmerz und das Leid endlich mal gesehen werden.
Andererseits würde irgendwie keine Wunde diesen Schmerz jemals ausdrücken können...
Und Selbstfürsorge ist besser, vernünftiger und heilsamer.
Genau deshalb habe ich darauf hingewiesen. Hier gibt es das Ergebnis einer Wundinfektion nach SSV, die zu einer Sepsis geführt hat, und mich beinahe das Leben gekostet hätte - was damals auch einkalkuliert war. Heute leide ich unter den Folgen der Sepsis, die auf den Herzmuskel ging.
Von daher ist Selbstfürsorge wirklich die heilsamere Variante und wünsche dir viele heilsame Erfahrungen mit der Selbstfürsorge.
Es ist nicht nur der Muttertag, sondern genau das, was du schreibst: Es möchte etwas gesehen werden.
Das unendliche Leid dieses kleinen Mädchens in mir möchte endlich richtig gesehen werden. Der Schmerz ist so unbändig groß und fühlt sich so unverstanden an...
Ja so Mädchen gibt es hier auch, die gesehen werden wollen, in ihren unterschiedlichen Leiderfahrungen.

Und es hat berührt, wie du das kleine Mädchen tröstest, wiegst und hältst. Damals war keine Mutter da die das gemacht hat, also müssen wir uns das heute eben selbst geben.

Und Schritt für Schritt schaffst du es..!

Shalom-lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Lara64,
vielen Dank für deine mitfühlenden Worte. Es tat sehr gut sie zu lesen. Das mit der Sepsis hat mich erschrocken und tut mir sehr leid für dich. An so etwas hätte ich wirklich nicht gedacht. Meine Wunde ist inzwischen recht gut verheilt. Es wird wohl nur eine Narbe daran erinnern.
Alles Liebe auch für dich


Was für ein Schmerz Vergleiche auslösen.
Man vergleicht sich selbst und man wird verglichen.
Schneide ich in einem Vergleich gut ab, so ist es mir peinlich. Es fühlt sich nicht verdient an und gleichzeitig zu schlimm für den anderen, der schlecht abschneidet. Ich möchte nicht, dass sich jemand durch mich schlecht fühlt, also mache ich mich selber klein.
Schneide ich in einem Vergleich schlecht ab, fühle ich mich von vornherein minderwertig, ungeliebt. Ich verstehe inzwischen besser wo diese Gefühle herkommen. Als Kind wurde ich ständig verglichen.

Ich war nie gut genug. Für meine Mutter war ich zu dick, zu hässlich, zu langsam, zu langweilig, zu faul, zu unordentlich, zu dreckig, zu ungehorsam, zu unhöflich, zu laut, zu leise etc. etc.
Diese Sachen und vieles mehr wurden mir immer wieder voller Hass entgegen geknallt.
Wenn jedoch jemand Außenstehendes in etwas nicht so gut oder so war, so bekam diese Person von meiner Mutter größtes Mitgefühl, da er oder sie ja nichts dafür konnte. Aber ich schien für sie oft genug der Teufel in Person zu sein.

Wenn die Männer dann also auch noch sagten, meine Mutter bräuchte mich sowieso nicht mehr und wäre froh mich los zu sein und all die anderen Sachen, die sie sagten und taten...
Ich hatte keine Chance, ich hatte keine Wahl.
Ein Teil von mir wollte trotz allem einfach irgendwie überleben.

Wenn ich heute verglichen werde, werde ich extrem wütend oder auch sehr traurig.
Was nehmen sich andere überhaupt heraus mich zu vergleichen?
Das einzige, was ich mir vielleicht sagen kann, ist dass sie es nicht besser wissen. Sie wissen und verstehen nicht mal annähernd... Von vielen ist es nicht böse gemeint. Es liegt in der Natur, vielleicht auch in der eigenen Unsicherheit, der eigenen Geschichte.
Ich weiß wie es sich für mich anfühlt. Ich weiß was ich erlebt habe - lange nicht alles, aber doch immer mehr.
Ich kann andere Menschen nicht ändern, jedoch meine Wahrnehmung. Ich kann immer wieder nach innen fühlen und dem kleinen Mädchen sagen, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Dass sie gut ist so wie sie ist, einfach dafür, dass sie da ist.
Ich kann mir selbst sagen, dass Vergleiche sinnlos sind, da jeder Mensch einzigartig und anders ist. Dass jeder Schwächen und Stärken in komplett anderen Bereichen hat. Dass jeder eine komplett andere Lebensgeschichte mit verschiedensten Erfahrungen und Gefühlen in sich trägt.
Ob ich es irgendwann so fühlen kann? Diese Stärke in mir selbst zu ruhen, sodass Vergleiche mich nicht aus der Bahn werfen?
Manchmal ist Überleben ein absolutes Meisterwerk.

Meine Gedanken soweit dazu für heute.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Wenn ich mich selbst vergleiche, dann vielleicht auch am besten mit mir selbst.

Wenn ich mich selbst dann doch mit anderen vergleiche, kann ich dabei vielleicht in mich hineinfühlen, was das für Gefühle auslöst und was da vielleicht für Wünsche und Bedürfnisse dahinter stehen.

Wenn andere mich vergleichen sagt das an sich nicht wirklich etwas über mich, sondern über die anderen aus.
Gleichzeitig kann ich dabei vielleicht doch etwas über mich lernen. Denn wenn der Vergleich des anderen etwas in mir auslöst, kann ich auch dann hineinfühlen, was das für Gefühle auslöst und was da vielleicht für Wünsche und Bedürfnisse dahinter stehen.

Noch ein anderer Gedanke:
Wenn ich mich durch andere nicht genügend gesehen fühle, sehe ich mich vielleicht selbst nicht genug.

Früher waren meine Eltern und allgemein Erwachsene dafür verantwortlich mich zu sehen, mich zu beschützen, mir eine vertrauensvolle Umgebung zu geben, sich um mich zu kümmern. Das habe ich damals nicht erhalten. Das ist schmerzhaft.
Dennoch bin ich heute selbst erwachsen. Und als Erwachsene ist es heute meine eigene Aufgabe mir diese Dinge zu geben. Ich bin dafür verantwortlich mich selbst zu beschützen, mir eine vertrauensvolle Umgebung zu geben, mich um mich und meine Bedürfnisse zu kümmern und auch dafür mich selbst zu sehen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen, anzuerkennen, sie zu erlauben. Ich bin dafür verantwortlich mich selbst wichtig zu nehmen.

Auch wenn andere nicht mehr für mich verantwortlich sind, darf ich gleichzeitig Positives von anderen Menschen zulassen und annehmen.

Einiges davon hatte ich schon mal geschrieben, aber ich vergesse es so schnell wieder. Es ist noch nicht verinnerlicht. Um mich selbst daran zu erinnern, möchte ich es einfach nochmal schreiben.

Das Gesehenwerden und Nicht-Gesehenwerden ist aufgrund meiner Vergangenheit seit einem Jahr etwa ein wichtiges Thema für mich.
Wut darüber nicht gesehen zu werden.
Schmerz darüber nicht gesehen zu werden.
Angst davor gesehen zu werden, Angst vor erneutem Schmerz und Enttäuschung.

Es hat mir in den letzten Tagen zumindest geholfen als Erwachsene immer wieder kurz nach meinem inneren Kind zu sehen.
Gleichzeitig ist da noch sooo viel unbeschreiblicher Schmerz in mir.
Manchmal zerreißt es mich fast.
Auch das darf heute gesehen werden denke ich.

Dann ist es gleichzeitig momentan so schwer für mich, mich anderen mitzuteilen. Irgendwie scheinen alle mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein. Ich weiß nicht.

A.Rhiannon
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