Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ein Alptraum und panische Angst. Bilder, die sich verändern. Schemen, die näher kommen. Immer wieder der Satz als mein panischer Ausruf "Ich will es nicht fühlen!" Und dann mein lauter schriller Schrei.

Aufgewacht.
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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GastM

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von GastM »

liebe a. rhiannon
hast du oft Alpträume und Strategien um die Träume zu verändern?
diese krasse Wut kenne ich auch. Boxsack klingt gut. oder schreien im Wald oder so. manchmal trau ich mich das.
sehr befreiend.
kann aber auch triggern.
ich denke das braucht alles ganz viel Zeit um das raus zu lassen und dass das Mädchen versht dass es allein ist.
du schreibst oft diese Situationen mit deiner Mutter. das finde ich ganz ganz schlimm. meine Mutter war zwar auch nicht erreichbar da depressiv und essgestört aber sie war nicht bösartig abwertend oder Täterin.
Das stelle ich mir zusätzlich ganz schlimm vor.
ich hab gespürt dass meine Mutter mich liebt und eben nicht anders kann. das ist was ganz anderes. trotzdem hast du überlebt.
musst du nicht beantworten aber kamen die Erinnerungen durch emdr oder "einfach so"? das impliziert keinen Zweifel an deinen Erinnerungen!
gastm
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ich fühle dein Heimweh und die Sehnsucht nach der Mutter. Eigentlich nach einer anderen Mutter, nach einer Mutter, die wirklich da ist und beschützt. Die dich in den Arm nimmt und hält und tröstende Worte sagt. Die dir das Gefühl gibt genau richtig zu sein so wie du bist. Die dir das Gefühl gibt geliebt zu werden einfach um deiner selbst Willen. Eine Mutter, die dir zuhört und die dich sieht.

Es tut mir unglaublich Leid, dass du nie eine solche Mutter hattest wie du sie gebraucht hättest. Wie sie jedes Kind gebraucht hätte. Es tut mir Leid, dass du immer schon ganz auf dich allein gestellt warst.

Ich sehe deinen Schmerz. Ich bin bei dir. Du bist nicht mehr allein. Deine Gefühle dürfen da sein. Es ist erlaubt und sicher sie heute zu fühlen.

A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Hallo GastM,
zuerst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich so lange nicht auf deine Nachricht geantwortet bzw. sie erst so spät wirklich registriert habe. Ich freue mich jedenfalls hier eine Rückmeldung von dir zu bekommen und nicht völlig allein damit zu sein.

Manchmal gelingt es mir tatsächlich meine Alpträume zu verändern, mich z.B. erwachsen werden zu lassen. Dann ändert sich das Gefühl dazu und auch die Situation.
Ich schreie manchmal in ein Kissen oder im Auto. Im Wald habe ich mir das noch nicht getraut. Dachte immer, dass da ja noch andere unterwegs sein könnten.
Hab vielen Dank für dein Mitgefühl wegen meiner Mutter. Das tut irgendwie gut zu lesen. Einfach, dass es jemand wahrnimmt.
Meine Erinnerung (auch die kürzlich) kamen zunächst von allein zurück. Also nur Bruchstücke und Gefühle und Körperreaktionen. Dann mit EMDR kamen/kommen mehr Details zurück.



Die letzten Wochen waren extrem anstrengend. Die Details werden immer schlimmer. Es ist einfach unglaublich. Ich kann noch nicht mal darüber reden. Dabei konnte ich inzwischen über viel Schlimmes reden.
Ich weiß nicht...

Ich fühle mich einfach so schlecht und so allein damit...

Ich fange an zu schreiben und dann lösche ich es wieder. Alles klingt irgendwie falsch. Es ist gar nicht möglich diesen Schmerz in Worte zu fassen... Vielleicht mit der Zeit.

A.Rhiannon
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GastM

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von GastM »

Liebe a.rhiannon,

kein Problem. manchmal braucht man auch Zeit oder so...

Gut dass du manchmal mit den Alpträumen umgehen kannst und auch schaffst zu schreien. Mir gelingt das auch nicht oft aber finde das manchmal gut. Da löst sich was...

Mmh.. hat die Thera auf dem Schirm wie anstrengend es ist. Vielleicht könnt ihr Pause machen? Oder eine Auszeit? Ist noch klar was das Ziel ist...? die Richtung? Fühlt es sich trotz allem Leid stimmig an, richtig? Oder bekommt es etwas von svv?
Nimmst du auch eine Erleichterung wahr, wenn auch immer nur kurz?

Du musst ja auch nicht reden. bzw schreiben. Du kannst auch nur einzelnen über pn erzählen oder in einem geschlossenen Forum oder doch nur der thera. Oder irgendwann mal einen Bericht an den beauftragten gegen Kindes missbrauch. Wenn sich das richtig anfühlt.

ja vielleicht mit der Zeit. Langsam.
Vielleicht tut schon ein Wort gut oder zwei Sätze.

Ich glaube dir.
gastm
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Hallo Gastm,

vielen Dank für deine liebe Nachricht.

Ja, scheinbar braucht es Zeit... Zeit, im hier zu antworten. Zeit, um immer wieder zu mir selbst zurück zu finden...

Danke für deine Fragen. Die sind wirklich gut.
Meine Therapeutin achtet auf Pausen bzw. auch darauf, ob ich mich bereit fühle und was ich selbst für passend halte. Sie betont auch immer wieder, dass nicht alles angesehen werden muss, sondern nur so wie es wichtig für die Verarbeitung und die Gegenwart ist. Sie macht das gut finde ich. Es ist phasenweise so, dass ich es bin, die sich von mir selbst abschottet und dann auch von anderen, auch von der Therapeutin. Aber ich versuche immer wieder zurück zu finden und kann mit ihr dann auch darüber reden.
Das Ziel ist insgesamt noch vor Augen.

Ich habe nun doch das Bedürfnis einen Teil hier zu schreiben. Damit es einen Raum dafür gibt. Und der Thread heißt ja sogar Gedankenraum.

Ich wünsche dir alles Liebe und auch für dich viel Kraft.
Alles Liebe,
A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

ACHTUNG TRIGGER!!!!





Er hat mich dorthin gebracht. Immer wieder an verschiedene Orte. Gruselige, gespenstische, kalte, dunkle leerstehende Orte, voll mit fremden Erwachsenen und manchmal mit anderen Kindern.

Er hat mich dorthin gebracht und allein gelassen.

Zur Folter. Zur Verg*waltig*ng. Für alle Spielchen, die sie wollten und bezahlten.
Bedingung war mich am Leben zu halten. Doch zu welchem Preis...

Er hat mir so oft so sehr weh getan und doch war er derjenige, dem ich vertraute, von dem ich abhängig war. Immer wieder hat er mich weg gebracht und mich einfach allein gelassen. Dagegen war seine Folter nichts.

Er hat mich ausgeliefert und allein gelassen. Ich war ihm egal. Meine Gefühle, mein Körper waren ihm egal.

Als ich ihr davon erzählte schlug sie mich zusammen und sagte ich hätte keinen Grund mich schlecht zu fühlen. Ich könne mich glücklich schätzen. Anderen würde es so viel schlechter gehen als mir. Sie glaubte mir nicht. Ich war ihr egal. Mein Schmerz war ihr egal.

Immer wieder diese Orte, diese Menschen.
SCHMERZ. Die Folter war unaushaltbar. Ich verschwand aus meinem Körper.
Dann waren da auch se*uelle Gefühle. VERWIRRUNG. Alles war verwirrend und falsch. Sie gaben mir das Gefühl ICH sei das MONSTER.


Ich war ein Kind.

Ich war so unglaublich allein.

Ich hatte so große Angst.

Überall Schmerz.

Ich wollte nicht mehr leben.

Ich wollte alles vergessen.


Ich habe vergessen und doch war es immer da, tief in meiner Seele vergraben.


Hass mich bitte nicht. Ich würde alles tun, um wenigstens ein ganz kleines bisschen lieb gehabt zu werden. Bitte, nur ein kleines bisschen.

Allein.



A.Rhiannon
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Bambus 1
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Bambus 1 »

Liebe A.Rhiannon

mir fehlen ein bisschen die Worte, weil es dafür doch irgendwie keine Worte gibt für das wozu diese Monster fähig sind. Nicht du warst das Monster sondern die! Du warst ein kleines Mädchen das keinerlei Chance hatte. Nicht verantwortlich. Für gar nichts.

Du machst doch auch viel mit Imagination, oder? Hat das kleine Mädchen schon einen sicheren Ort? Einen Ort, wo es geliebt wird, denn Hass hat es niemals verdient. Das Kind ist liebenswert. An diesem sicheren Ort wird es versorgt, es kann frei sein und braucht keine Angst zu haben. Es gibt tolle Wesen die auf dieses Kind aufpassen. Dort wird ihm nichts passieren. Und es ist nicht allein. Es darf fröhlich sein wann immer es möchte, es darf spielen, es darf einfach Spaß haben und glücklich sein.

Viele Grüße
Bambus
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Bambus,
auch wenn meine Antwort wieder sehr spät kommt, ich möchte mich für deine Worte bedanken. Sie haben mich sehr berührt. Schon beim ersten Lesen und gestern beim erneuten Lesen nochmal.

Achtung Trigger






Die Männer haben gesagt, dass es kein Wunder sei, dass meine Mutter ein Kind wie mich nicht wolle und mich verkaufen würde. So wie ich mich durch die Gegend v*geln würde und ihr den Mann ausspannen würde.
Sie würde sich sowieso nicht für mich interessieren. Es sei ihr egal was mit mir ist. Außerdem müsse ich mich deutlich mehr anstrengen, damit ich überhaupt wieder nach Hause dürfte. Ich sei nämlich mein Geld überhaupt nicht Wert. Und das würde Ärger geben.

Ich konnte dem selbst in meinen Gedanken nichts entgegen setzen. Wie sehr konnte meine Mutter mich schon wollen, wenn sie mich regelmäßig verprügelte, in den Keller sperrte, ignorierte, beschimpfte etc.?

Es war unaushaltbar...
:cry: :cry: :cry: :cry: :cry:


Trigger Ende



Ich weiß, dass ich heute erwachsen bin. Dennoch fällt es mir nun schon seit so langer Zeit schwer mich als liebenswert und wertvoll zu fühlen oder zu sehen. Ich habe so Angst vor Nähe, ob nun körperlich oder emotional. Ich lasse so lange niemanden mehr richtig an mich ran. Ich fühle mich damit noch mehr abgeschirmt und allein. Rede ich dann doch mal über meine Gefühle spüre ich, dass andere damit nicht umgehen können. Wie auch?
Aber es triggert wieder das Gefühl unnütz, eine Zumutung zu sein, keine Liebe und Zuneigung zu verdienen. Dann fühle ich mich darin bestärkt und verschließe mich wieder. Es ist wie eine Abwärtsspirale, die ich kaum durchbrechen kann.

Ich habe mir jetzt mal Zeit genommen und selbst nach dem kleinen Mädchen in mir geschaut, ihr gesagt, dass ich da bin und bleibe. Dass es nicht an ihr lag, dass die anderen schuld waren. Dass sie trotz aller Qualen, die sie durchleiden musste, liebenswert ist. Dass es nicht ihre Schuld war, dass da keine richtige Mutterliebe/ Elternliebe war. Ich sage ihr, dass ich hinsehen werde und sie nicht mehr allein mit ihrer Not und ihren Gefühlen ist, dass sie endlich jemand sieht und die Gefühle aushält.
Dann weine ich und irgendwie ist es gut, dass es ein bisschen raus kommt. Gleichzeitig spüre ich, dass es noch lange nicht ausreicht, dass da noch viel mehr Schmerz in mir ist.
Da ist in mir auch wie eine Art Blockade, ein riesiges Festhalten an der Mutter. Die Liebe zur Mutter ist so groß, so unanfechtbar, dass über sie kein schlechtes Wort oder Gefühl existieren darf. Daher ist auch die einzige Erklärung für das Mädchen in mir, dass allein sie selbst Schuld sei. Das ist für sie irgendwie weniger schmerzhaft als der Gedanke die Mutter sei mit verantwortlich gewesen.


A.Rhiannon
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Und selbst als Erwachsene hätte ich manchmal gerne eine Mutter, die für mich da ist. Oder einen Vater. Keine Ahnung. Ich weiß, viele Menschen haben Probleme mit ihren Eltern und hatten vielleicht nicht die beste Kindheit. Aber, wenn ich insgesamt glückliche Familien mit sich liebenden und unterstützenden Familienmitgliedern sehe, tut es einfach weh dies nicht zu haben, nie gehabt zu haben.

Es fühlt sich schwer an mir diese Liebe, dieses Urvertrauen selbst zu geben, ohne es von meinen Eltern erfahren zu haben. Ich meine, manchmal schaffe ich es. Aber seit langem ist es so unendlich schwer...

Und dann ist da noch eine andere Stimme in mir, die sagt, dass ich mich nur anstelle und gefälligst nicht so rumjammern soll.

A.Rhiannon
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GastM

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von GastM »

liebe a rhiannon

das kann ich sehr gut nachvollziehen. ich habe verstanden wieso ich wütend bin und dass das nur eine Projektion älter Gefühle ist. also die Wut auf Familien bzw all diejenigen die eine haben.
aber der Schmerz ist geblieben bzw ist ohne die Wut sogar mehr spürbar.
das ist schrecklich dass man dieses Schicksal hat. also für jeden wär es schrecklich
aber wir müssen nunmal damit leben.

ich denke auch da wird immer ein grosses Loch bleiben. heisst nicht dass das Leben sch... bleibt. aber ja das kann man nicht aufholen. nachholen. man kann ab und zu ein wenig bekommen bei lieben Menschen. aber das wird nie liebevolle eltern ersetzen.

und das mit der Anstell Stimme ist nachvollziehbar weil es den Schmerz ein bisschen reduziert.
jedenfalls kann ich das gut verstehen. hatte letzte Woche Suizidgedanken weil ich mich so verloren gefühlt habe ohne Familie. unaushaltbar irgendwie.
aber ja es ist vorbei. das ist ein Trost. ein kleiner.

ist off topic aber ich muss das kurz für mich schreiben. hoffe ist ok. Das was ich dir im August 2020 schrieb ist das teilweise nicht wahr.

ich lese dich weiter und sende dir Zuversicht und Wärme
gastm
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Hab ganz lieben Dank für deine Antwort Gastm.

Ich weiß gar nicht, ob ich wütend auf diejenigen bin, die eine "gute" Familie haben. Bei mir löst es einfach viel Schmerz aus diese nicht zu haben.
Wut habe ich dennoch sehr viel in mir und diese wird ganz viel getriggert seit einiger Zeit. Ich bin wütend, weil ich mich nicht gesehen fühle, nicht verstanden fühle. Auch das kommt aus der Vergangenheit. In meiner Kindheit hat niemand meine Not gesehen oder gar verstanden. Vor allem meine Mutter hat mich nicht gesehen oder verstanden. Da kommt Wut. Diese richtet sich dann ganz schnell gegen mich selbst. Und dabei spreche ich mir auch meine eigenen Gefühle, meine eigene Not ab. So wie meine Mutter es früher gemacht hat. Sie sagte ja es gäbe keinen Grund dafür mich schlecht zu fühlen.

Dadurch, dass mich ständig alles triggert und ich mich nicht gesehen fühle und dann mit Wut und Rückzug reagiere, macht es das irgendwie nicht besser. Es verstärkt die damaligen Gefühle. Ich muss irgendwie wieder ins erwachsene Handeln und Erleben kommen. Es kommt mir seit einiger Zeit jedoch so unglaublich schwer vor...

Da ist Angst vor Nähe. Wenn ich jedoch als Erwachsene emotionale Nähe zulasse und enttäuscht werde, heißt das ja nicht, dass es der gleiche Schmerz wie damals als Kind ist. Heute als Erwachsene kann ich unabhängig sein, mir Selbstfürsorge geben, Grenzen setzen, auf mich achten, mich sehen, mir zuhören, mich selbst lieben. (So der Idealfall, was ich anstrebe.)
Als Kind jedoch war ich meinen Eltern und erwachsenen Bezugspersonen gnadenlos ausgeliefert. Ich war abhängig von Fürsorge etc.
Heute bin ich für meine Fürsorge selbst verantwortlich.

Vielleicht ist das tatsächlich ein wichtiger Unterschied, eine wichtige Erkenntnis.
Auch wenn ich mir Verständnis von anderen für meine Gefühle, meine empfundene Not, meine Stimmungsschwankungen, Flashbacks etc. etc. wünsche, heißt das noch nicht, dass ich heute davon abhängig bin.
Im Umkehrschluss heißt das, dass ich unabhängig von dem Verständnis anderer bin. Wichtiger ist, dass ich mir selbst dieses Verständnis geben kann.

Puhh... das ist noch nicht in meinem Gefühl, in meinem Erleben angekommen. Tut trotzdem gut, es in der Theorie hier mal stehen zu haben.
Passt auch wieder zum Thread-Thema "zu mir selbst finden", zu meiner Selbstbemächtigung.

Da liegt wohl noch einiges an Weg und Schleifendrehen vor mir...

Suizidgedanken kenne ich. Ich hatte sie auch letzte Woche, auch ausgelöst durch den damaligen Schmerz keine Familie zu haben, nicht gesehen zu werden, von der Familie verraten, verkauft und gequält zu werden. Das trug sich durch einige Trigger letzte Woche besonders stark in die Gegenwart.
Ich versuche dann an den positiven Dingen festzuhalten. Diese sind zwar in den Momenten kaum bis gar nicht wahrnehmbar und doch hat es irgendwie geholfen.
Wie gehst du damit um, wenn ich fragen darf?
Alles Liebe auf jeden Fall auch für dich.


A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Es tut im Übrigen gut, das hier mal stehen lassen zu können. Gerade über Suizidgedanken spricht man in der Regel ja nicht... Und trotzdem finde ich es wichtig diese Not äußern zu dürfen. Auch damit gesehen werden zu dürfen.

A.Rhiannon
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GastM

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von GastM »

hi liebe a.rhiannon

du hast eine pn. hoff ist ok.
gastm
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Vielen Dank für deine Rückmeldung Gastm.

Ich habe noch den Denkanstoß bekommen, dass auch Erwachsene von Fürsorge anderer Personen angewiesen sind, nur eben ganz anders als als Kind früher. Dem stimme ich zu.
Gleichzeitig verursacht der Gedanke Angst. Angst vor Schmerzen, Angst vor Enttäuschung, Angst vor Alleinsein. Da ist der Gedanke, wenn ich von Anfang an jeden Annäherungsversuch einer lieben Person, eine nette Frage, Geste, Lächeln etc. abblocke und ich darüber entscheide, dass ich es nicht brauche, nicht will, dann tut es weniger weh. Aber in mir drin tut es ja doch weh. Ob ich nun selbst über meine Einsamkeit entscheide oder jemand anders.

Vielleicht geht es darum, zu lernen nette Gesten etc. annehmen zu können, sich das positive Gefühl erlauben zu können, ohne davon abhängig zu sein. Irgendwie so...

Ansonsten hat meine Therapeutin mir die Aufgabe gegeben, auf Momente zu achten, in denen ich mich wertvoll fühle. Egal in welcher Hinsicht. Egal, ob ich es als Selbstverständlichkeit/ Kleinigkeit abtue. Dabei geht es ja irgendwie darum, mir selbst das positive Gefühl über mich zu erlauben. Ich glaube ein kleines bisschen beginnt sich dadurch auch meine Wahrnehmung zu ändern.

A.Rhiannon
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