Gedankenraum - zu mir selbst finden

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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Hallo liebe a Rhiannon

Vielleicht geht diese Übung wo die Sachen in eine box kommen und die dann zurück hüpft. Steht bei DIS minus sos.com
Die hilft mir besser.
Dann ist es nicht ganz weg. Haben nämlich auch oft das Problem dass es nicht wieder vergessen werden soll.

Vielleicht geht echt ein Helfer Wesen. Vielleicht eins für den Anteil ganz alleine. Ich kann sehr gut verstehen dass das total die überforderung ist das zu versorgen. Kenne ich gerade leider auch zu genüge. Oder zu Not eben dass sich wann anders gekümmert wird aber es heute anders ist. Auch wenn der Anteil das kaum spüren kann. Aber so nach innen geben dass es heute besser ist. Das beruhigt manchmal ein wenig. Auch wenn wenig bis keine Vorstellung vom heute da ist.

Alles Gute
Eli
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

hab ganz lieben Dank für deine Antwort und deine Unterstützung.
Die Übung werde ich mir mal genauer ansehen. Es klingt auf jeden Fall ganz gut. Auch Danke für die Seite. Ich glaube ich hatte schon mal irgendwo davon gehört, aber dann war es doch wieder weg...
Oder zu Not eben dass sich wann anders gekümmert wird aber es heute anders ist. Auch wenn der Anteil das kaum spüren kann. Aber so nach innen geben dass es heute besser ist. Das beruhigt manchmal ein wenig. Auch wenn wenig bis keine Vorstellung vom heute da ist.
Ja, das fühlt sich bei uns ähnlich an. Also, dass der Anteil gar keinen Zugriff auf das Heute hat, keine Vorstellung davon, dass es heute besser ist. So als wären es komplett unterschiedliche Leben und das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Das hatte ich auch versucht meiner Therapeutin so zu erklären.
Das macht es so schwer, dass die Vorstellung, die Wahrnehmung von heute fehlt. Dass es so unterschiedlich ist, dass es nicht zu einer Person gehören kann, dass es nicht dasselbe Leben sein kann. Völlig absurd...

Wahrscheinlich ist es gut es trotzdem oder gerade deswegen immer wieder nach Innen zu geben. Die Unterschiede zu damals. Das Gute.

Heute war es etwas besser. Ich war aber auch den ganzen Tag über sehr stark mit Erwachsenendingen beschäftigt. Es war auch sehr anstrengend. Meiner Erfahrung nach geht das nicht dauerhaft, dass ich mich nur mit Erwachsenendingen beschäftige und das Innen mehr oder weniger ignoriere. Meiner Erfahrung nach macht es das dann nur noch schlimmer, als würde irgendwann alles zusammenfallen und explodieren ohne jegliche Kontrolle. Von daher war es zwar heute soweit in Ordnung, ist aber keine Dauerlösung.

Eine Mischung aus Ablenkung und Hinsehen ist wahrscheinlich gut. Und Pausen gönnen. Pausen sind so schwer...

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

Sorry,
ich brauchte erstmal Ruhe um dir antworten zu können.

Trigger möglich!




Meine Thera damals meinte, dass vieles insziniert wird, vieles auch mit Drogen, Alkohol, Medikamenten noch unterstützt wird. So dass vielleicht leblose Kinder möglich sind, und ein anderes Kind kann dann nicht unterscheiden ob das Kind tatsächlich noch lebt oder nicht.

Aber das heißt nicht und wir können nicht bewerten, ob es real oder insziniert war.

Und, es gibt genug "unregestrierte Kinder". Im Ausland und Grenzgebiet zu Deutschland kann man wohl solche Kinder kaufen. Das ganz sachlich erwähnt.

Somit können nur die Täter:Innen sagen, was da damals passiert ist.

Es tut mir leid, da keine "bessere" Antwort zu geben.

Liebe Grüße

Even
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Vielen Dank für deine Antwort Even.
Meine Thera damals meinte, dass vieles insziniert wird, vieles auch mit Drogen, Alkohol, Medikamenten noch unterstützt wird. So dass vielleicht leblose Kinder möglich sind, und ein anderes Kind kann dann nicht unterscheiden ob das Kind tatsächlich noch lebt oder nicht.
Eventuell Trigger
Naja, es waren zumindest manchmal irgendwelche Substanzen im Spiel. Ich weiß nicht, was es war. Manchmal mussten wir Sachen trinken. Es war vom Gefühl her etwas, das mit Bl*t gemischt war. Aber ich weiß es nicht.
Und einmal wurde mir auch etwas ins Gesicht gehalten. Ich weiß nicht, ob es Chloroform war oder was auch immer.
Auf jeden Fall wurde ich manchmal auch betäubt und bin dann mit Kopfschmerzen und Übelkeit aufgewacht. Aber ich lag dann so an der Seite wo auch die anderen Kinder lagen. Gef*sselt.
Dort an bestimmten Plätzen lagen immer mal wieder bewegungslose Kinder. Aber von denen hatte ich immer das Gefühl, dass die "nur" betäubt oder aus anderen Gründen bewegungsunfähig waren. Auf jeden Fall aber noch am Leben.
Das sah bei einzelnen anderen Kindern, bei denen wir zusehen mussten wie es geschah, anders aus und hat sich komplett anders angefühlt. Aber ja... Wissen kann ich es nicht...



Eventuell starker Trigger






Was es so echt hat wirken lassen waren unter anderem diese Geräusche und die Augen und dann das viele Bl*t.

Mir kommen die Tränen und Übelkeit, wenn ich daran denke... Und dann entgleiten mir die Bilder wieder. Aber es kommt doch immer wieder zurück in mein Kopf. Dann ohne Tränen, als purer Horror.


Aber das heißt nicht und wir können nicht bewerten, ob es real oder insziniert war.
Danke für diesen Satz.

Und auch dafür:
Und, es gibt genug "unregestrierte Kinder". Im Ausland und Grenzgebiet zu Deutschland kann man wohl solche Kinder kaufen. Das ganz sachlich erwähnt.
Das wertet meine Wahrnehmung nicht ab, sondern lässt einfach beide Möglichkeiten offen. Das hilft. Beides wäre möglich gewesen. Das eine genauso wie das andere. Es nimmt mir nicht die Möglichkeit zu trauern.



Wenn ich fragen darf, wie hast du es geschafft mit vielleicht ähnlichen Erinnerungen umzugehen?


Alles Liebe,
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Weil mein Text, den ich für jemanden hier im Forum formuliert habe, irgendwie auch für mich selbst derzeit gut hier her passt und weil er eventuell auch anderen helfen könnte, möchte ich ihn nochmal hier stehen lassen.

Ich selbst hatte ja in meinem letzten Text hier gefragt:
Wenn ich fragen darf, wie hast du es geschafft mit vielleicht ähnlichen Erinnerungen umzugehen?
Vielleicht ist das auch ein bisschen meine eigene Antwort darauf, die auch für mich selbst passt.




Ich war eine ganze Zeit lang nicht dazu in der Lage etwas selbst für mich / uns zu tun bzw. war das mit Gefühlen verbunden dies nicht mehr zu können/ nicht mehr zu wollen / damit überfordert zu sein. Ich konnte mir auch nicht erklären wieso das plötzlich so war. Außer, dass ich dachte es war doch endlich mal genug und ich habe keine Kraft mehr.

Jetzt mit der Aufarbeitung erkenne ich auf uns bezogen immer mehr, dass es auch so ist, dass die Kleine von damals denkt, sie hätte keine Fürsorge etc. verdient. Sie hat die Schuld bei sich selbst gesehen.
Dann wiederum waren die Dinge, mit denen sie umgehen musste, viel zu groß. Damit kann kein Kind umgehen. Erst recht nicht alleine. Und sie musste es aber alleine schaffen. Auch wenn das unmöglich ist. Es hieß: Schaff es allein oder st*rb (auch). Es gab keine Wahl.
Und diese Gefühle waren plötzlich wieder da im Heute so präsent und nicht zu unterscheiden vom Damals.

Und gleichzeitig war/ ist da eine Kleine in mir, die das alles nie wieder fühlen wollte. Ich meine das, was hinter den gerade beschriebenen Gefühlen steht. Sie wollte es weder nochmal fühlen noch sich je wieder daran erinnern müssen. Bzw. wollte sie diese Erinnerungen nie teilen wollen, um damit nicht wieder so verdammt allein zu sein. Das hätte sie nicht nochmal ausgehalten.

Und dennoch waren all diese Gefühle und die Panik ständig unter der Oberfläche. Und mein kindlicher Beschützer aus der damaligen Zeit war ständig damit beschäftigt alles in Wut umzuwandeln, damit es ja nie dazu kommen wird jemals an die wahren Gefühle und Erinnerungen ranzukommen.
Die Wahrheit ist, das war auf seine eigene Weise noch schmerzhafter und mindestens genauso anstrengend.

Letztendlich war es eben doch ich als Erwachsene, die es geschafft hat den Kleinen im Innen klar zu machen, dass es heute anders ist. Dass ich als Erwachsene da bin, dass ich zuhöre, hinsehe und da bleibe. Das haben mir die Kleinen erstmal nicht zugetraut und ich als Erwachsene hatte auch Angst vor Überforderung, wollte es aber dennoch schaffen.
Dann kamen die Helferwesen zur Unterstützung dazu. Das war ein langer Prozess und ging auch nicht sofort.

Und es war auch nötig, dass ich zuerst in der Gegenwart mit EMDR einige Situationen so bearbeiten musste, dass ich mich in der Gegenwart wieder erwachsen fühlen und verhalten konnte. Das war nämlich abhanden gekommen und mehr oder weniger waren kindliche Teile aktiv und haben das Beschützen auch in der Gegenwart übernommen und dies geschah wie gesagt vor allem über Abblocken und Wut oder dann über ständige Überforderung und Weinen und sich allein fühlen.

Erst ganz ganz langsam in einem längeren Prozess ist mir bewusst geworden, dass ich in meinem Alltag erstmal wieder erwachsen werden muss. Und mich dann als Erwachsene diesen Emotionen der Kleinen zuwenden kann.

Das hat jetzt leider in etwa drei Jahre gedauert. Aber es war möglich. Ich bin immer noch nicht "fertig" damit, stecke noch in der Aufarbeitung von den ganz schlimmen Erinnerungen. Es gibt noch Phasen, die mich an meine Grenzen bringen. ABER für mich/ uns hat sich dieser Weg gelohnt. Neben all der Anstrengung, neben all dem Schmerz ist es jetzt so dennoch besser. Es hat sich die meiste Zeit über verändert. Ich kann jetzt neben dem Schrecken auch wieder Positives zulassen. Ich kann neben der gefühlten Ohnmacht in der Gegenwart auch wieder handlungsfähig sein. Ich kann neben der Angst und der Wut mich auch wieder erwachsen für meine Grenzen einsetzen.
Diese Veränderungen machen einen wesentlichen Unterschied für uns. Neben all dem Grauen wird das Leben gleichzeitig auch wieder lebenswert. Langsam, Schritt für Schritt.

Ohne Therapeutin hätte ich es nicht geschafft. Therapie empfinde ich als wichtig und gleichzeitig mit dieser Hilfe ins Erwachsene zurück zu finden, um sich auch selbst helfen zu können. So war es bei mir/ uns.





Wenn ich diese Arbeit der letzten Jahre, in denen es nochmal besonders intensiv war, in denen es Momente und Phasen gab, in denen ich dachte, ich würde es nicht schaffen... Wenn ich das hier nochmal lese, dann kann ich erstmal sehen und würdigen was das für ein Weg war...
Und gleichzeitig gibt es mir Mut es noch weiter zu schaffen. Auch mit diesen Erinnerungen umzugehen. Auch das wird seine Zeit dauern. Das darf es. Auch hier habe ich Rückschläge und schlechte Phasen. Es fällt mir schwer das anzunehmen. Aber es gehört wohl dazu.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

A.Rhiannon hat geschrieben: Fr Okt 07, 2022 3:54 pm Wenn ich fragen darf, wie hast du es geschafft mit vielleicht ähnlichen Erinnerungen umzugehen?
Fragen darfst du. Ich ringe um eine Antwort.

Manchmal ist es so nah und manchmal all das so fern. Wenn ich daran zurück denke oder daran denke, reißt es mir manchmal den Boden unter den Füßen weg und manchmal kann ich ganz sachlich auf all das schauen.

Vielleicht war es auch so wichtig, dass die Thera immer wieder mit mir Kinder gerettet hat. Wir haben so viele Kinder aus den Erinnerungen geholt, weg von diesen Orten, von diesen Menschen. Gesehen, angesprochen, versorgt. Und vor allem von der Schuld befreit. DIe Schuld denen gegeben, die sie eben haben.

Thera meinte sehr oft, dass die (triggert!)

Täter:innen ein Drehbuch haben. Die Fäden in der Hand haben, das Kind keine Wahl hatte, auch wenn es nach einer Wahlmöglichkeit aussah, es gab keine Wahlmöglichkeit. Das führte häufig zu Kopfschütteln, aber im Endeffekt kann sie das so gut benennen und erklären, dass sie Kinder wirklich "freisprechen" kann und es auch ankommt.

Es mindert nichts an dem, was da passiert ist, aber die Schuld liegt wo anders und gerade mit dem Drehbuch und der nicht vorhandenen Wahlmöglichkeit wird es "erträglicher".

Vielleicht könnt ihr gemeinsam (das Mädchen und du) den Jungen versorgen? Und das Mädchen versorgen? Also die Erwachsene versorgt den Jungen und das Mädchen und sorgt dafür, dass er da nicht mehr im Blut liegen muss? VIelleicht braucht es da Hilfe von Außen?

Hm, war es nun an der Frage vorbei? bitte ruhig weiterfragen, manchmal habe ich etwas Angst, mich im Schreiben zu verlieren.

Liebe Grüße

Even
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Even,

vielen Dank für deine Antwort und fürs Teilen deiner Erfahrungen. Es hilft auf jeden Fall davon zu lesen.
Vielleicht war es auch so wichtig, dass die Thera immer wieder mit mir Kinder gerettet hat. Wir haben so viele Kinder aus den Erinnerungen geholt, weg von diesen Orten, von diesen Menschen. Gesehen, angesprochen, versorgt. Und vor allem von der Schuld befreit. DIe Schuld denen gegeben, die sie eben haben.
Das haben die Therapeutin und ich tatsächlich schon gemacht. Der Gedanke bzw. der Wunsch war direkt in mir. Immer wenn neue Erinnerungen mit vielen Kindern kommen, kann mein kindlicher Teil den Ort des Grauens erst selbst verlassen, wenn sie weiß, dass auch die anderen Kinder in Sicherheit sind.
Bei der letzten Erinnerung wurden alle anwesenden Kinder (und das waren insgesamt sehr viele) in Schutzblasen gehüllt und an sichere Orte in der Gegenwart gebracht. Das war auf jeden Fall irgendwie hilfreich für meinen kindlichen Teil, um auch selbst an einen sicheren Ort in der Gegenwart zu dürfen.
Vielleicht könnt ihr gemeinsam (das Mädchen und du) den Jungen versorgen? Und das Mädchen versorgen? Also die Erwachsene versorgt den Jungen und das Mädchen und sorgt dafür, dass er da nicht mehr im Blut liegen muss? VIelleicht braucht es da Hilfe von Außen?
Das habe ich an sich auch schon versucht. Den Jungen habe ich an einen friedlichen Ort gebracht, an dem er mit einem Helferwesen leben kann, an dem er frei und glücklich sein kann, wo er über Wiesen rennen und lachen kann.
Und meinen kindlichen Teil habe ich an den sicheren Ort gebracht und mit Kakao und Decken versorgt.

Eventuell Trigger



Aber dennoch drängen sich die Bilder, dass da so viel Bl*t ist und der Junge dort liegt und ich so panische Angst habe und aber von mehreren Männern in dieses Bl*t und zu dem Jungen gezogen werde und dort nochmal verg*w*lt*gt werde, das alles drängt sich immer wieder auf.

Trigger Ende


Ich werde damit irgendwie immer wieder nicht fertig. In der Nacht von vorgestern auf gestern konnte ich kaum schlafen. Immer wieder diese Bilder. Es lässt mich nicht los.
Ich glaube die Erinnerung muss nochmal weiter mit EMDR bearbeitet werden. Oder irgendwie anders mit EMDR mit der Gegenwart oder so verbunden werden. Vielleicht will auch noch ein anderes Detail gesehen werden. Ich weiß es nicht. Es fühlt sich aber noch nicht "fertig" an. Das hatte ich der Therapeutin schon gesagt. Ist eben nur blöd, dass momentan Pause ist.

Dass ich keine Schuld habe, das ist seit der letzten EMDR Sitzung zum Glück klar geworden.

Trigger



Obwohl die Männer mir die Tatwaffe in die Hand drückten und sagten ich solle mir genau ansehen, was ich da angerichtet hatte. Dass alles allein meine Schuld sei.
Und dass es sowieso meine Schuld sei, ich hätte mich anstelle des Jungen *pfern sollen. Aber gleichzeitig wurde ich zu Boden gedrückt und mir wurde der Mund zugehalten als ich zusehen musste.

Jedenfalls ist mir bewusst geworden, dass ich keine Schuld hatte. Dass ich es nicht verdient hatte get*tet zu werden.
Jedoch macht diese Erkenntnis anderen Gefühlen Platz. Die Erkenntnis nie eine Wahl gehabt zu haben und dem ständig ausgeliefert gewesen zu sein, das macht eben den Wunsch so groß, dem selbst ein Ende zu setzen.
Bei der Kleinen in mir fühlt es sich eben komplett überfordert an und da ist kaum Lebenswillen da bzw. der Wunsch das zu beenden, um nicht mehr fühlen zu müssen.


Trigger Ende

Das weiß meine Therapeutin theoretisch auch. Ich hatte es mal so oder ähnlich gesagt. Ich denke nach der Pause arbeiten wir noch daran.
Es ist aber eben trotzdem so schwer auszuhalten. Also manchmal geht es. Aber dann plötzlich sind die Bilder da und Bruchstücke der Gefühle. Aber hauptsächlich sind die Gefühle so stark unterdrückt, dass es mich dann plötzlich einfach nur in die Tiefe zieht. Ich fühle mich dann plötzlich innerlich so schlecht, eine Mischung aus Gefühlslosigkeit und nicht aushalten können. Ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben kann.

Danke auf jeden Fall für deine Antwort Even und dafür, dass du dir die Zeit genommen hast. Es klingt ja dann so als wäre ich auf einem guten Weg...
Gleichzeitig ist da noch irgendwas... Ich weiß es nicht... Es ist noch nicht fertig...

Vielleicht fehlt der Umgang mit dem Gefühl nie eine Wahl gehabt zu haben, sondern immer und immer wieder dem Grauen und dem T*d ausgeliefert gewesen zu sein.

Vielleicht wollte meine Therapeutin deshalb innere Bilder von einem damals erfahrenen Danach, etwas Schönes wissen. Darauf gab es aber keinen Zugriff. Für das Mädchen damals gab es kein schönes Danach.
Wenn ich heute darauf schaue dann fühlt es sich so an als hätte ich damals sowieso verschiedene Leben geführt. Also gab es damals schon irgendwie ein Mädchen, das auch Schönes erlebt hat. Aber wie echt war das wirklich? Oder eben nur aufgesetzt. Und das andere Mädchen hatte ja doch keinen Zugriff darauf. Es ist verwirrend...

A.Rhiannon
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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a Rhiannon

Konnten nur überfliegen und würden euch so gern viel hilfreiches schreiben, leider geht das gerade nicht.
Ich wünsche euch aber von Herzen dass es gut mit der thera weiter geht, da emdr gut nochmal helfen kann. Kennen das von Göttingen dass dann Mitpatienten sagen da musste noch ein Detail angesehen werden oder ein Anteil war nicht dabei. Die thera sagt das auch alle beteiligten Anteile bei der emdr dabei sein müssen, sonst löst es sich nicht in Gänze.

Ich wünsche euch kurze Pausen von all dem Elend.
Eli
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

hab vielen Dank für's Lesen und deine lieben Worte.

Pass gut auf dich auf,
A.Rhiannon
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Wildi
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Wildi »

Ich habe mal beim EMDR, als es auch kein "schönes Danach" gab, etwas Wunderbares erlebt. Die Situation bezog sich auf mich im Kleinkindalter. Plötzlich wurde mir klar, dass ich da weg muss, dass es dort keine Lösung für mich geben würde.

Da kam dann der Monchichi-Heißluftballon (Kennt den noch jemand? Das war ein Spielzeug-Heißluftballon zum Aufblasen – ich habe den geliebt!) und hat mich abgeholt. Das war so eine Befreiung.

Weißt du, wie soll denn so ein schlimmes Erlebnis so schnell "weg" oder verarbeitet sein? Wichtig ist doch jetzt einfach, das kleine Mädchen in Sicherheit zu bringen und ihr irgendwie zu vermitteln, dass sie keine Schuld trägt – was auch immer passiert ist. Das darf doch dauern. Klar, es fühlt sich furchtbar an – aber manche Dinge müssen länger bleiben, um ausreichend gewürdigt werden zu können. Das ist zumindest meine Erfahrung.

Alles Liebe!
Atmen.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Vielen Dank für deine Antwort Wildi.

Ich glaube für mich bzw. für die Innen-Kinder passt auch am besten eine imaginative Rettung, ein imaginatives Danach. So wie du es mit den Monchichis beschreibst (den Ballon selbst kenne ich leider nicht, aber es klingt nach einer schönen Vorstellung). Vielleicht wäre für uns das Einhorn eine passende Vorstellung oder auch das Einhorn gemischt mit den Schutzblasen.

Danke auch hierfür:
Weißt du, wie soll denn so ein schlimmes Erlebnis so schnell "weg" oder verarbeitet sein? Wichtig ist doch jetzt einfach, das kleine Mädchen in Sicherheit zu bringen und ihr irgendwie zu vermitteln, dass sie keine Schuld trägt – was auch immer passiert ist. Das darf doch dauern. Klar, es fühlt sich furchtbar an – aber manche Dinge müssen länger bleiben, um ausreichend gewürdigt werden zu können. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Das kommt im Innen auf jeden Fall auch gut an, dass es Zeit braucht. Dass es in Ordnung ist, dass es lange bleiben darf.
Dass es ausreichend gewürdigt werden darf. Dass es immer wieder gewürdigt und versorgt wird. Ich glaube das fühlt sich Innen wirklich wichtig an.
Danke für den Hinweis.

Und zusätzlich glaube ich zu spüren, wenn ich nach Innen fühle, dass auch noch ein Detail oder etwas fehlt, was noch gesehen werden möchte.

Es ist wirklich nicht leicht einen Umgang mit so Schwerem zu finden.

Also auch zusätzlich zu einem Alltag... Da ist so eine riesige Diskrepanz. Keiner sieht und versteht diesen täglichen Kampf und die Kraft, die es kostet.

Wahrscheinlich darf ich nicht zu viel von mir/ uns auf einmal erwarten...

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Den täglichen Kampf. Den habe ich hier in der Reha erlebt. Dass alle anderen sich nur mit ihrem Körper plagen mussten und für mich das neue Kniegelenk definitiv das kleinere Problem war. Das größere, immer wieder nach innen zu transportieren, dass dieser Raum, dieser Therapeut, diese Berührung sicher sind.
Das macht alles anstrengend und zehrt an den Kräften.
Ich kann die Gefühle des Mädchens, das das Leiden der anderen Kinder mitansehen musste, sehr gut nachvollziehen. Habe es selber so ähnlich, verdammt ähnlich erlebt.
Das Internet ist hier nur sehr instabil und ich fliege immer wieder raus.
Für mich war es immer ein Dreischritt: in Sicherheit bringen, manchmal auch mehrmals das Gleiche, mit in die Gegenwart nehmen, körperlich trösten mit wiegen oder wachen oder besonderer Kleidung...
Und von diesem höheren Level aus konnte ich dann etwas einsammeln, was noch fehlte, manchmal auch Jahre später.
Rückfälle sind Vorfälle!
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

vielen Dank für deine Antwort. Es hilft schon allein zu lesen, dass du sehr sehr Ähnliches erhebt hast. Auch wenn mir das gleichzeitig sehr leid tut...

Also wenn ich es richtig verstanden habe, hilft es dir den kindlichen Teil in Sicherheit zu bringen, euch in der Gegenwart zu orientieren und das dann auf die Körperebene zu übertragen.



Heute war es irgendwie sehr schwierig... Immer wieder eine deutliche innere Belastung gespürt. Es hat mich sehr in die Tiefe heute gezogen. Gleichzeitig war ich heute auch sehr dünnhäutig und alles hat extrem viel Kraft gekostet.
Dann am Abend habe ich nochmal kurz in mich hinein gefühlt und das Mädchen wie am Spieß schreien und bitterlich schluchzen und weinen gehört. Da war so viel Angst. Einfach extrem...
Habe dann nochmal versucht zu zeigen, dass wir in der Gegenwart sind und in Sicherheit.

Es ließ sich vorerst ein ganz klein wenig beruhigen. Gleichzeitig merke ich wie es unter der Oberfläche schlummert, jederzeit bereit erneut auszubrechen. Ich spüre es ganz ganz deutlich.
Es fühlt sich einfach so extrem und tiefgreifend an, kaum zu beruhigen oder zu versorgen.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Der Oktober ist glaube ich generell ein schwieriger Monat für mich. Zumindest wenn ich an die letzten drei Jahre denke.

Vor drei Jahren habe ich mich im Oktober total verloren gefühlt und ständig weinen müssen und war ständig an meiner Belastungsgrenze.
Zu dieser Zeit kam zum ersten Mal eine ganz ganz wage Erinnerung an die Vorfälle, die ich derzeit verarbeite. Hauptsächlich waren es Gefühle und ein Alter, an das ich mich erinnerte.

Vor zwei Jahren habe ich mich im Oktober völlig neben mir stehend gefühlt. Ich habe entweder gar nichts gefühlt oder eine extreme Belastung, auf die ich gleichzeitig gar nicht zugreifen konnte. Ich war irgendwie total verwirrt und habe mich selbst nicht verstanden. Das hat mir total Angst gemacht. Ich habe gespürt, dass ich im Alltag irgendwie nicht mehr "richtig funktioniere". Das löste Überforderung und Panikgefühle und Su*z*dgedanken aus.

Letztes Jahr im Oktober war ich völlig am Ende. Ich konnte mich an einen Teil der Dinge, die ich derzeit verarbeite, erinnern. Aber lange lange nicht an diese Details... Ich war ständig getriggert und gefühlsmäßig in kindlichen Anteilen. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur dafür da wäre, um es anderen Recht zu machen. Gleichzeitig habe ich mich selbst gehasst und immer das Gefühl gehabt sowieso nie gut genug zu sein. Das wiederum hat das Gefühl ausgelöst für andere nicht gut genug zu sein und daher für deren Leid verantwortlich zu sein. Da war so viel Selbsthass. Und die Su*z*dalität war sehr stark...
Und dann hat eine Freundin Su*z*d begangen...

Auch dieses Jahr waren die letzten Tage sehr schwer. Viele schlimme Gefühle und teilweise Gedanken. Aber dieses Jahr kann ich es meist besser auffangen, besser einordnen, besser verstehen und dadurch doch auch irgendwie besser damit umgehen denke ich. Leicht ist es trotzdem nicht. Und manchmal macht es mir auch jetzt noch Angst.

Und dann frage ich mich seit ein paar Tagen immer wieder, ob das mit dem Jungen auch im Oktober passiert war? Und irgendwie fühlt es sich so an...

Noch etwa eine Woche und dann ist November. Keine Ahnung, ob das dann besser ist...

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Eli

Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Eli »

Liebe a. Rhiannon

Es darf schwer sein und Angst machen.
Und gleichzeitig darf es auch ein bisschen besser werden. Oder sagen wir Mal: es darf sich was verändern.
Das Wort besser ist irgendwie komisch angesichts der Belastung und der Erinnerungen...

Ich finde es aber schön wie Du dich erinnern und diese Veränderungen sehen kannst.
Ich hoffe du hast ein wenig halt und Unterstützung durch die thera.
Du bist nicht allein. Wenn du magst, reich ich dir virtuell eine Hand und wir schaffen die Woche noch ein wenig zusammen.

Alles liebe
Eli
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