Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Eli,

das ist völlig in Ordnung. Ich hatte hier ja schon mal geschrieben, dass jeder bitte beim Lesen auf sich selbst aufpassen soll und bitte sowieso nur dann liest und so viel liest wie es im Moment für jeden passt.
Alles Liebe für dich.



Ich hatte diese Woche so viel Erwachsenensachen zu tun, die auch ziemlich wichtig und anstrengend waren, dass ich selbst keinen Zugang mehr zum Innen hatte. Ich habe nur immer mehr mitbekommen, dass es irgendwie immer lauter und schwieriger wurde und ich mich irgendwie immer angestrengter und schlechter fühlte.

Als ich dann gestern Abend mal zur Ruhe kam, habe ich dann wieder das unaufhörlich verzweifelt schluchzende Mädchen in mir gehört. Ich war ganz erschrocken wie ich das die Woche so vergessen und nicht fühlen konnte.

Dann später am Abend hatte ich durch irgendwelche Auslöser immer wieder den Satz in meinem Kopf "Ich will t*t sein." Ich glaube das war im Nachhinein vielleicht eher so wie ich will nicht mehr fühlen müssen. Gleichzeitig konnte ich mich nicht mehr bewegen und nicht mehr sprechen. War sehr schwierig...

Ich glaube heute muss ich mir nochmal die Zeit nehmen und zu dem kleinen Mädchen schauen.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Ich weiß nicht so recht wie ich das Mädchen trösten kann...

Es weint und schreit so verzweifelt und unerbittlich. Da ist so viel Überforderung, so viel Angst und Schmerz, so viel Einsamkeit.
Da ist der Wunsch nach Ruhe und Pause.

Ich versuche ihr zu sagen und zu zeigen, dass wir in Sicherheit sind. Ich versuche zu beruhigen und zu trösten und da zu sein. Ich versuche Lichtübungen und Imaginationen von Helferwesen und sicheren Orten. Ich versuche soweit es geht ruhige Momente im Außen zu schaffen. Ich versuche die Atmung zu beruhigen. Ich versuche mit Kinderbeschäftigung zu versorgen. Später gibt es noch einen Kakao.

Dennoch ist der Körper unter Strom, unter ständiger Anspannung. Die Atmung ist flach. Die Glieder schmerzen alle und ich verspüre eine unendliche Müdigkeit.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Sachen nicht so wirklich bei dem Mädchen ankommen.
Oder es braucht "einfach" Geduld und Zeit. Die Erlebnisse waren so schlimm, da darf es Zeit brauchen...

Immerhin heute keine sv und keine Su*z*dgedanken bisher.

Nächste Woche geht es aber weiter mich wieder sehr auf Alltag und Erwachsenensachen zu konzentrieren. Manchmal habe ich das Gefühl ich bräuchte viel mehr Zeit für all diese Leben...

A.Rhiannon
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Wildi
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Wildi »

Hallo,
ich habe das Gefühl, dass jetzt noch nicht die Zeit für Beruhigung ist. Nach einem solchen Schock, nach der maximalen inneren Auslöschung – was sollte man besseres tun als schreien und schreien? Ich empfinde das als adäquat.

Mögt ihr Wasser? Im Schwimmbad kann man super unter Wasser schreien, boxen und treten. Ich mache das gern.

Abgesehen davon ist viel Erdung und Reorientierung angesagt. Das machst du ja schon für die Kleine. Aber wenn so ein Kind erstmal im Schock ist, dauert es einfach, bis es durchdringt.

Vielleicht kannst du ihr bei den Erwachsenensachen ein Schnuffeltuch oder ein Kuscheltier reichen, vielleicht auch besonders mit dem Tier und Düften arbeiten? Das wird schon wieder anders – aber das Mädchen hat jetzt so lange gelitten und geschwiegen, da muss erstmal alles raus, glaube ich.

Alles Liebe!
Atmen.
Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Wenn ein reales Kind weint und schreit, wirst du zuerst nur mit Trösten weiterkommen. Das finde ich immer wieder neu ein Dilemma, ein inneres Kind auf den Schoß nehmen zu wollen, es sich aber nicht anfassen lässt. Wenn ich dafür jetzt "Rezepte " schreibe, heißt das noch lange nicht, dass sie auch immer funktionieren. Manchmal erst nach Wochen.
Früher konnte ich gerade junge Anteile in Form einer großen Anziehpuppe trösten. Das geht heute gar nicht mehr. Imaginativ setze ich mich oft zu dem Kind und warte, erzähle, was ich wahrnehme, was das für Gefühle bei mir auslöst, was ich gerne täte. Der Impuls, dann auch etwas zu tun, geht glaube ich, dann immer vom Kind aus. Ich habe auch vieles, simple Bewegungen aus Embodying and well beeing ausprobiert. Z.B. wiegen. Birgt immer die Gefahr, sich in die Dissoziation zu wiegen, deswegen stelle ich mir dann den Handywecker auf 5 Minuten.

Den Körperzustand, den du schilderst, hatte ich abgeschwächt fast durchgängig in der Reha. Ich bin jetzt schon 4 Wochen wieder zu Hause und bin heute den allerersten Tag wirklich "runtergefahren". Puls und Blutdruck haben sich aber nach wie vor nicht beruhigt.
Diese autark ablaufenden Körperprogramme, die unser Überleben ermöglicht haben und auch sehr stark von Angst gesteuert waren und sind, lassen sich nicht so schnell ändern, vor allem nicht kognitiv.

Ich finde, du bist auf einem guten Weg. Es dauert eben alles.
Wenn ich dich nerve, bitte rückmelden!
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lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A. Rhiannon,
bei uns ist das von kleinem Innenkind zu kleinem Innenkind völlig verschieden, was da hilft. Kommt auf das Alter an, darauf was erlebt wurde. Und wie Aufatmende schon schrieb, nicht jede "Methode" die Angeboten wird, hilft immer gleich.
Bei manchen helfen "Übungen" Dinge die erden z.B. sich in der Natur bewegen, Wald ist für manche hier klasse, manche mögen aber lieber draußen auf den Feldern bleiben..stampfen, laufen, laut schreien...alles so in Maßen und immer mit einem Blick der Erwachsenen..denn darüber kann auch der "Film" angetriggert werden...oder sehr achtsam in der Natur sein, hilft hier sehr häufig..den Baum berühren, riechen, schmecken..die Energie des Baumes tanken..oder eine Blume, einen Strauch ganz genau betrachten...die Kleinen berühren, riechen lassen...am Bachlauf das Wasser...
oder dann trösten, wie das Aufatmende schon geschrieben hat...leise Kinderlieder singen geht hier oft gut, wenn möglich mit Imaginationen das Kind wiegen, schaukeln, in eine Hängematte legen...sofern vorhanden sich selbst da rein legen...

uns hilft immer wieder sich in Geduld, Achtsamkeit und Wertschätzung für die Innenpersonen zu üben, bewusst sich zu machen, was gerade los ist..und versuchen nach innen zu kommunizieren, dass jede Reaktion in Ordnung ist, wie lange das auch anhält.

Shalom - lara64
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Wildi, liebe Aufatmende, liebe Lara64,

habt alle drei ganz lieben Dank für eure Worte und Unterstützung. Es bedeutet mir viel eure Antworten hier zu lesen.
ich habe das Gefühl, dass jetzt noch nicht die Zeit für Beruhigung ist. Nach einem solchen Schock, nach der maximalen inneren Auslöschung – was sollte man besseres tun als schreien und schreien? Ich empfinde das als adäquat.
Ja, das stimmt wohl. Tut gut das nochmal von jemandem zu hören.
Mögt ihr Wasser? Im Schwimmbad kann man super unter Wasser schreien, boxen und treten. Ich mache das gern.
Leider ist Wasser auch schwierig. In einem anderen Erlebnis in einem ähnlichen Alter damals hatten einige der T*ter mich fast ertr*nkt...

Ich versuche mir mitzunehmen, dass es adäquat ist, dass es raus muss und Zeit brauchen darf.
Imaginativ setze ich mich oft zu dem Kind und warte, erzähle, was ich wahrnehme, was das für Gefühle bei mir auslöst, was ich gerne täte. Der Impuls, dann auch etwas zu tun, geht glaube ich, dann immer vom Kind aus.
Das klingt für mich gut umsetzbar. So habe ich es manchmal schon ähnlich gemacht. Ich finde es eine gute Idee dem Mädchen zu beschreiben, dass ich sie z.B. gerne zum Trost in den Arm nehmen würde (ohne es direkt zu tun). Ich glaube das macht es eher möglich.
Auch das mit dem Timer stellen finde ich eine gute Idee.
Wenn ich dich nerve, bitte rückmelden!
Tust du nicht liebe Aufatmende. Ich finde deine Antwort hilfreich. Wenn mich mal etwas triggern sollte, sage ich Bescheid.
Bei manchen helfen "Übungen" Dinge die erden z.B. sich in der Natur bewegen, Wald ist für manche hier klasse, manche mögen aber lieber draußen auf den Feldern bleiben..stampfen, laufen, laut schreien...alles so in Maßen und immer mit einem Blick der Erwachsenen..
Die Natur finde ich tatsächlich auch immer wieder sehr hilfreich. In echt oder auch in der Vorstellung.
Eine Hängematte haben wir leider nicht. Das wäre sonst auch eine tolle Idee.
uns hilft immer wieder sich in Geduld, Achtsamkeit und Wertschätzung für die Innenpersonen zu üben, bewusst sich zu machen, was gerade los ist..und versuchen nach innen zu kommunizieren, dass jede Reaktion in Ordnung ist, wie lange das auch anhält.
Das finde ich auch nochmal einen wichtigen Grundgedanken. Bringt mich wieder darauf zurück, dass es Zeit brauchen darf.
Ist manchmal gar nicht so leicht.

Dann aber, wenn mal kurz dieses Gefühl des Grauens in die Gegenwart huscht, dann verstehe ich, dann fühle ich, dass es Zeit brauchen darf.
Das ist, das war einfach zu viel. Überhaupt. Und für ein Kind. Und dann noch damit allein gelassen und alle Gefühle abgesprochen. Es war viel zu viel zu viel... für ein ganzes Leben zu viel.
Deswegen haben wir verschiedene Leben geführt, um zu überleben.
Da kann ich jetzt als Erwachsene nicht verlangen es einfach wieder wegzupacken, so wie früher.

Gleichzeitig möchte ich natürlich nicht die ganze Zeit damit in Kontakt sein.
Vielleicht geht es darum einen Weg zu finden wo beides möglich ist. Hinfühlen und auch wieder gut wegpacken mit der Gewissheit, dass wieder hingesehen wird.
Ist wirklich nicht leicht. Hat ja aber auch keiner gesagt.

Danke euch nochmal.
A.Rhiannon
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Mir fällt immer wieder schwer, mit einer anderen Innenperson den gleichen Weg noch einmal zu gehen, wieder meine Lebensgeschichte zu erzählen, weil jemand Neues nicht mitbekommen hat, dass ich Kinder und Enkel habe, immer wieder einen neuen Zugang zu suchen, weil etwas alt Bewährtes plötzlich nicht oder noch nicht klappt, immer wieder von neuen Wellen überrollt zu werden und je älter ich werde von umso mehr Körpertrigger heimgesucht zu werden, weil die Muskeln und Gelenke nun mal altern.
Das ist ungerecht. Das ist viel zu viel. Das raubt jede Menge Energie. Aber wir haben keine Wahl, wenn wir uns entwickeln wollen, einigermaßen stabil im Alltag sein wollen und möglichst viel Lebensqualität haben wollen.
Und in allem persönlichen Elend leben wir in einem der reichsten und sichersten Länder der Welt und können uns den Luxus von Therapie und Beschäftigung mit uns selber leisten. Wir müssen nicht 2 Stunden aufwenden, um Wasser zu tragen und haben genug zu essen. Das macht es nicht besser, aber relativiert die Not.

Für meine Innenpersonen ist immens wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen und sie unbedingt einzuhalten, z.B.: ich muss jetzt arbeiten und kann mich heute nur 15 Minuten am Abend um dich kümmern. Am Wochenende habe ich länger Zeit, wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme. Das reduziert meistens plötzliche "Überflutung". Und hilft, das "sowohl als auch " hinzubekommen.
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Für meine Innenpersonen ist immens wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen und sie unbedingt einzuhalten, z.B.: ich muss jetzt arbeiten und kann mich heute nur 15 Minuten am Abend um dich kümmern. Am Wochenende habe ich länger Zeit, wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme. Das reduziert meistens plötzliche "Überflutung". Und hilft, das "sowohl als auch " hinzubekommen.
Ja, so nehme ich das bei uns auch wahr.

Liebe Kleine,

ich sehe deinen Schmerz und deine Verzweiflung. Ich möchte für dich da sein.
Gleichzeitig habe ich leider nicht die Kraft so viel für dich da zu sein wie du es eigentlich bräuchtest. Das bedeutet nicht, dass du zu viel bist. Das, was du erleben musstest, war unglaublich schlimm. Es war unaushaltbar, unvorstellbar.
Der Schmerz darüber darf da sein und gezeigt werden und gesehen werden. Ich möchte für dich da sein. Gleichzeitig gibt es zum Beispiel noch die Indianerfrau, die für uns da ist.
Du bist bei ihr in völliger Sicherheit. Du kannst dich dort ausruhen und Geborgenheit erfahren. Der Körper und die Seele dürfen Kraft tanken und heilen. Du darfst zur Ruhe kommen.
Die Indianerfrau hat ganz verschiedene Heilkräfte und ist selbst stark mit der Natur und der Erde verbunden. Das erdet auch dich.


Außerdem möchte ich in der realen Welt eine Art Gedenkort machen. Dort können wir gemeinsam trauern, um den Jungen, um andere Kinder und um uns. Dort dürfen die Gefühle einen Raum haben. Gleichzeitig dürfen wir auch wieder Abstand nehmen.

A.Rhiannon
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Wasser kenne ich auch TRIGGER
Mit dem Kopf unter Wasser gedrückt werden
Bei Bewusstlosigkeit mit eiskaltem Wasser übergossen werden
Mit nach hinten gezerrtem Kopf Flüssigkeit eingeflößt bekommen, bis man fast erstickt

Ich habe mir Schwimmen als Ressource erobert, obwohl es zwischendurch triggert.

Hattest du schon Muße, den Gedenkort zu gestalten?
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,
vor ein paar Wochen habe ich bereits meine Idee dafür zusammen mit meiner Therapeutin entwickelt. Seitdem habe ich noch nichts in die Tat umgesetzt, außer mir überlegt, wo ich den Gedenkort gestalten möchte.



Ich fühle mich extrem ausgelaugt und fertig. Irgendwie schaffe ich meine Erwachsenen-To-Dos trotzdem. Ich weiß gar nicht wie ich das mache. Ich weiß auch nicht zu welchem Preis...

Am Wochenende habe ich (im Nachhinein betrachtet) so deutlich gespürt, dass ich in einen kindlichen Anteil gerutscht bin. Ich wollte mich während eines Zusammenseins mit anderen plötzlich nur noch zusammen rollen und weinen. Das konnte ich immerhin umgehen, also auch das Weinen.
Dann habe ich aber nichts mehr verstanden. Ich war total überfordert und verwirrt. Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Ich konnte weder Spielregeln verstehen noch normalen Gesprächen wirklich folgen.
Ich weiß gar nicht mehr wie ich da eigentlich wieder raus gekommen bin... Aber irgendwann nach ein paar Stunden ging es wieder als wäre nichts gewesen.
Ich glaube ziemlich sicher, dass die anderen nichts mitbekommen haben... Irgendwie konnte ich es für die Außenwelt wohl gut genug überspielen.

Ich weiß nur, dass ich zusätzlich zu der Imagination mit der Indianerfrau und zum Vorlesen der Weihnachtsbücher für die Kleinen noch anderes im Alltag brauche, um diese starke Traumatisierung der Kleinen aufzufangen. Ich weiß aber auch nicht so richtig wie ich noch mehr Zeit und Kraft aufbringen kann. Keine Ahnung...
Vielleicht gibt es ja noch irgendwann den ein oder anderen Kraftmoment und vielleicht hilft das. Vielleicht brauche ich auch "einfach" "nur" noch mehr Geduld... Vielleicht ist es das.

Heute nur den ganzen Tag Sachen erledigt und ab-gearbeitet. Auch am Wochenende nur in der Erwachsenensachenwelt unterwegs gewesen.

Fühlt sich gerade irgendwie so viel an... :(

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
silan
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von silan »

Liebe A. Rhiannon,

habt ihr schon im Innen für die Kinder einen Platz, schön kuschelig und gemütlich, wo sich jemand von den Erwachsenen kümmern kann?
Ein Kind bei uns wollte z. B. gerne eine Tonne wie Huckleberry Finn mit Kuscheldecke nur für sich alleine. Andere sind mittlerweile bei uns in einem eigens für sie angelegten Kindergarten. Auch ein Kinderhaus für die älteren gibt es und einen Jugendtreff. Es sind immer ein paar ältere da, die sich um die jüngeren kümmern. Singen, spielen, Geschichten erzählen, trösten, Wunden versorgen... und wer möchte bekommt ein eigenes Bett oder eine Hängematte oder eben eineHuck Finn Tonne Es gibt sogar einen Erste-Hilfe-Pavilion und unsere Heilfrau, die sich richtig toll kümmert.
Dadurch können wir viele auch Innen versorgen, sie beschäftigen und so. Vielleicht schaut ihr mal mit eurer Thera, was möglich ist? und vielleicht gibts ja die eine oder den anderen Älreren bei euch, die sich kümmern können?
Schön fanden wir, dass beim Gestalten der Plätze in der Therappie jede(r) der oder die wolte mitmachen durfte. Auch bei unserer Thera war manches Mal ein buntes Treiben, wenn es darum ging, wie, wann , wo und was denn überhaupt... und es ist wirklich schön geworden, soweit es schon gewachsen ist .
Damit ist es im Aussen viel entspannter, wenn wir z. B. Termine haben oder mal was unzernehmen wollen, wo es nicht so gut ist, wenn kleine immer vorswitchen.

Yuna
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Ich schließe mich Yuna an: manches kann frau an Helfer*innen delegieren. Es heilt von selbst, wenn frau die Aufmerksamkeit nur kurz - bei mir oft abends vor dem Einschlafen - dorthin richtet.
Die Absicht zählt, nicht das Ergebnis.
Ich denke für mich, dass ich früher, als mir die unterschiedlichen Innenpersonen noch nicht bewusst waren, vermutlich noch öfter als heute in andere Personen geswitcht bin, es aber gar nicht gemerkt habe. So gesehen könntest du deine Abwesenheit als Fortschritt betrachten.
Geduld mit sich selbst bleibt eine Herausforderung.
Mir hilft manchmal, mich zu fragen, was ich einer Freundin sagen würde oder was ich für eine verstörtes Kind auf dem Spielplatz oder so tun würde.
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Vielen Dank für eure Antworten Yuna und Aufatmende,

es gibt im Inneren ein paar sichere Orte, an denen die Kleinen sein können. Ich habe diese Woche nochmal besonders darauf geachtet die Kleine dort hin zu bringen und zu zeigen, dass sie dort in Sicherheit ist und zur Ruhe kommen darf.
In der Imagination durfte sie sogar mit einer imaginären Helferin Plätzchen ausstechen und backen. Das war ihr plötzlich ganz wichtig.

Ich glaube, das hat insgesamt schon mal etwas geholfen. Zumindest bin ich so irgendwie über die Woche gekommen.

Heute Nacht hatte ich dann so schlimme Alpträume.


Trigger




Ich habe von brutalen M*rden, die von Vertrauenspersonen ausgeübt wurden geträumt. Ich hatte T*desangst. Überall war so viel Bl*t und ich habe die ganze Zeit "Nein, nein, nein!" geschrien. Ich wusste, ich war als nächste dran. Gleichzeitig fühlte es sich so an als sei ich plötzlich die M*rderin oder sollte jederzeit zu dieser werden und wieder schrie ich immer wieder voller Panik "Nein, nein, nein!".


Trigger Ende

Ich weiß ja wo es herkommt. Dennoch war es total schrecklich... Und natürlich ist die Kleine im Innen wieder mehr in Panik und Aufruhr, fühlt sich in Gefahr, schreit und kreischt und weint und kann nicht zur Ruhe kommen.
Ich versuche es weiterhin mit Imaginationen.

Immerhin gab es gestern in real auch ein Kinderessen und eine kleine Spielfigur. Das tut glaube ich auch insgesamt gut.

A.Rhiannon
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Es liest sich wie ein Weg, ein schwerer, aber einer, der in mehr Freiheit führt.
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lara64
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von lara64 »

Hallo A.Rhiannon,

wir kennen solche Phasen ja auch nur zu gut. Für uns war und ist es bis heute wichtig, dass vor allem die traumatisierten Kleinen jeweils eigene Helferpersönlichkeiten an die Seite gestellt bekommen (haben). Mit diesen positiv bestärkten Innenpersonen gelingt es oft schneller Kontakt herzustellen und diesen können dann verlässlich dafür sorgen, dass die getriggerten Innenkinder an ihre sicheren Orte etc. gebracht werden.
Dieses nutzen wir inzwischen auch im Allta präventiv,wenn wir ahnen/wissen das der Tag auf der Arbeit schwierig/triggernd sein kann, oder auch wenn wir wissen, dass die Außenpersönlichkeiten gerne etwas machen wollen z.B. bei uns in einem sehr sehr großen Chor singen, aber viele der Kleinen wären mit der Situation, so viele Menschen auf engem Raum total überfordert. Die Kleinen dürfen dann sich ihren sichern Ort aussuchen und werden dort gut versorgt..im Außen ist es dann stabilier und so können wir solche Situationen inzwischen ganz auch genießen und uns daran freuen..

Wünschen euch, dass ihr da euren Weg findet im Umgang mit euren Kleinen..und gute Wege um sicher, frei und handlungsfähig zu sein.

Shalom - lara64
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