Gedankenraum - zu mir selbst finden

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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

danke für deine Rückmeldung.
Bei mir gibt es auch ein Einhorn. Das habe ich mir sogar als Schleich-Figur gekauft.
Ich habe mir auch ein Einhorn als Figur gekauft. Hatte auch erst bei Schleich gesucht, jedoch kein passendes gefunden. Dann ist es eine Art Barbie Einhorn geworden. Nur eben nicht von Barbie. Es fühlt sich sehr passend an und ich bin sehr froh es zu haben.
Ich meinte das Schlimmste auf den jeweiligen Kontext bezogen. Ich dachte schon vor Jahren, jetzt hätte ich das insgesamt Schlimmste gefunden, aber leider kam immer noch Schlimmeres....
Ach so... Ja... Das geht mir leider ähnlich.


Gestern der Tag war sehr durchwachsen. Ich merke, wenn ich gut abgelenkt und beschäftigt bin, dann geht es mir oberflächlich ok. Komme ich jedoch zur Ruhe oder auch so zwischendurch merke ich tiefe schlimme Gefühle, die mich extrem in die Tiefe ziehen.
Ich versuche gleichzeitig täglich für einige Minuten hinzufühlen, um dem Raum zu geben. Da ich weiß, ansonsten überrollt es mich sowieso nur umso schlimmer. Aber dennoch komme ich wieder kaum oder gar nicht an diese Gefühle ran. Ich merke nur wie anstrengend und belastend das alles ist. Und gleichzeitig möchte ich nicht die Kontrolle verlieren und mich z.B. wieder sv.

A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Ich kann mir das Einhorn vorstellen :wink:
Ich zitiere mal wieder meine Therapeutin: der Versuch zählt, nicht das Ergebnis.
Mit der Zeit ändert sich etwas, auch wenn es sich anfühlt, wie immer an der gleichen Stelle zu sein.
Mir hat gut ein Raum geholfen, da konnte ich die Tür auf- aber auch wieder zu machen.
Und ein Thermostatknopf für Gefühle, mit denen ich sie "runterdrehen" konnte.
Inzwischen, obwohl ich gerade mitten im Trauern bin, brauche ich das nicht mehr, weil ich den Abstand meist regulieren kann.
Rückfälle sind Vorfälle!
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende,

hab ganz lieben Dank dafür:
Mit der Zeit ändert sich etwas, auch wenn es sich anfühlt, wie immer an der gleichen Stelle zu sein.
Mir hat gut ein Raum geholfen, da konnte ich die Tür auf- aber auch wieder zu machen.
Und ein Thermostatknopf für Gefühle, mit denen ich sie "runterdrehen" konnte.
Inzwischen, obwohl ich gerade mitten im Trauern bin, brauche ich das nicht mehr, weil ich den Abstand meist regulieren kann.
Das klingt hilfreich und spendet gleichzeitig auch Trost.

Gestern Abend ist es mir nochmal ganz kurz mit Hilfe des Einhorns gelungen etwas auf meine Gefühle zuzugreifen. Das Einhorn konnte der Kleinen sagen, dass sie kein Monster ist. Wenn das Einhorn diese Botschaften gibt, kommt das nochmal ganz anders an als wenn ich das als Erwachsene mache.
Es hat ganz kurz die Schleuse zum damals erfahrenen Kontrollverlust geöffnet. Aber nur ganz kurz und gleichzeitig fühlt es sich so an als könnte das Einhorn all dies mit einer ganz tiefen Ruhe, Sicherheit und einer Art Urvertrauen und tiefen Verbundenheit tragen. Als könnte es uns tragen und (aus)halten. Das fühlt sich heilsam an. Ohne diese Vorstellung von dem Einhorn würde ich es glaube ich nicht schaffen.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Es ist DEINE Vorstellung!
Du hast es imaginativ erschaffen!
In dir selber liegt die Kraft, etwas zu verändern.
Sei stolz auf sich!
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A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Danke liebe Aufatmende,
im Grunde ist mir das irgendwie auch bewusst. So rein theoretisch. Aber manchmal verschiebt es sich. Manchmal fühlt es sich auch einfach so unterschiedlich an...

Naja, es gab in der letzten Zeit gute und schlechte Tage. Ich kämpfe für die guten würde ich sagen.

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

So ein neuer Versuch...

Ich hatte vor ein paar Tagen hier geschrieben und dann den Beitrag wieder gelöscht. Aus zwei Gründen. Einmal hatte ich Angst, dass es zu überfordernd ist, wenn das hier steht. Dann versuche ich mir aber zu sagen, dass jeder selbst verantwortlich ist, ob er/sie hier liest oder auch antwortet oder eben nicht.
Damit verbunden war die Angst und das Gefühl damit weiterhin allein bleiben zu müssen. So wie früher. Jedoch ist ein wichtiger Unterschied, dass zumindest die Therapeutin zuhört und aushält. Und ein Unterschied könnte sein dass Redeverbot zu brechen, indem das Schlimme eben auch hier stehen darf.
Das jedoch macht gleichzeitig so viel Angst. Und das ist Grund zwei weshalb ich meinen Beitrag wieder gelöscht hatte. Angst vor Bestrafung. Schlimmer Bestrafung...
Und dann sind da auch Stimmen in mir, die sagen 'du willst dich doch bloß wichtig tun' und 'du hast es nicht verdient hier irgendwas zu schreiben oder irgendwem was zu erzählen' und 'du hast kein Mitgefühl, keine Reaktionen verdient'. Und ein Teil von mir glaubt das...

Dennoch möchte ich, dass es anders ist als früher. Ich möchte nochmal versuchen mich mitzuteilen. Ich weiß nicht, ob und wie lange ich noch traue das hier stehen zu lassen. Ich weiß nur, dass als ich den Beitrag das letzte Mal gelöscht hatte, ein Teil von mir sehr sehr traurig und verzweifelt und unglaublich einsam deswegen war. Daher ein neuer Versuch.

Hier die Kopie meines letzten Betrages:


Ich hatte letzte Woche eine Doppelsitzung, um all dem, vor allem auch meinen Gefühlen richtig Raum geben zu können. Wir haben dann fast die komplette Doppelsitzung EMDR gemacht. Es war extrem... Es war schockierend, aber es war auch irgendwie befreiend... Wenn wir keine Doppelsitzung gehabt hätten, hätte es bestimmt noch eeewig gedauert bis diese Erinnerungen nach und nach an die Oberfläche gekommen wären.

Es war auch sehr anstrengend. Ich merke, dass mein Körper auch Zeit zum Auftanken und Ruhe braucht. Aber das fällt mir wirklich noch schwer...
Das Positive ist, dass ich dieses Wochenende ganz viele schöne Kindersachen gemacht habe. Das hat immerhin gut getan. 


Achtung extreme TRIGGER!!!!








Ich liege auf dem Boden und spüre die Männer auf mir. Ich kann mich nicht bewegen. Der Junge neben mir wird auch von Männern festgehalten. Wir beide weinen. Ein weiterer Mann läuft vor uns auf und ab und beschimpft uns. Dann packt er plötzlich den Jungen neben mir und zieht ihn zusammen mit einigen der anderen Männern, die ihn zuvor festgehalten hatten ein Stück nach vorn. Der Junge schreit schrecklich. Ich bekomme Panik. Ich habe Angst um den Jungen, ich will nicht, dass ihm etwas passiert. Er tut mir so leid, er bl*tet doch schon und leidet sowieso schon so sehr. Ich versuche mich zu wehren, um mich zu treten, meine Arme zu bewegen, um den Jungen festzuhalten, oder sie wenigstens nach ihm auszustrecken. Doch das Gewicht der Männer auf mir ist zu schwer. Ich kann mich nicht bewegen. Ich möchte etwas schreien, dem Jungen hinterherrufen. Doch die Männer halten mir den Mund zu. Ich kann nicht schreien, nur machtlos zusehen. Meine Panik wird größer. Einer der Männer sagt, was ich für ne Memme sei und dass alles was nun geschehen würde meine Schuld sei. Ich hätte mich ja mal melden und freiwillig dran sein können. Ich solle genau hinsehen, was nun mit dem Jungen passiert und was nun meine Schuld sei.

Das, was dann passierte, möchte ich hier nicht schreiben... Aber es sah für mich damals sehr danach aus als sei der Junge damals get*tet worden.

Ich war wie betäubt. Ich weiß nicht mehr, ob ich noch festgehalten wurde. Es wäre eh nicht nötig gewesen, denn ich konnte mich keinen Millimeter rühren. Ich hörte in meinem Kopf immer wieder nur denselben Satz „Du bist schuld“. Immer und immer wieder. Dann zogen mich plötzlich einige Männer in die Richtung des Jungen. Sie sagten ich solle mir genau ansehen was ich getan hatte. Ich schrie und trat um mich. Ich wollte das Bl*t auf keinen Fall berühren oder dem Jungen zu nahe kommen. Die Männer sagten, dass das Bl*t des Jungen nun an meinen Händen klebe und das ich schuld sei. Sie sagten, dass ich jetzt eine von ihnen sei. Ich fühlte mich wie ein Monster. Ich sagte mir, dass ich schuld daran sei, dass der Junge t*t war, dass ich ihn get*tet hatte. Ich war ein Monster. Ich wusste, dass ich dem Jungen nichts zugefügt hatte. Sie wollten es mich glauben lassen. Dennoch glaubte ich, dass es meine schuld sei.

Die Männer drückten mich in der Bl*tlache zu Boden. Einer der Männer nahm das M*sser und berührte mich damit. Es tat nicht weh, aber es machte unglaublich viel Angst. Er sagte, dass er mir hübsche Narben machen könnte, dass er, wenn ich nicht alles mache was sie von mir wollen, das gleiche mit mir machen würde. Er sagte, dass er mich im Int*mbereich aufschn**den könnte, dass er mich ausw**den könnte. Dann wurde ich im Bl*t liegend vergewaltigt.

Dann wurde ich an meiner Kette, die an meinem Handgelenk befestigt war, zur Seite gezogen und an einem Platz angekettet. Das Kind neben mir versuchte leise flüsternd Kontakt zu mir aufzunehmen, aber ich hatte so Angst, dass ich es ignorierte. Gleichzeitig tat es mir leid. Doch die Angst war größer. Ich hatte Angst, dass sie mir etwas antun könnten. Ich hatte fast noch mehr Angst davor, dass sie dann dem anderen Kind etwas antun könnten. Dass es dann wieder meine Schuld sei, wenn sie das Kind umbr*chten. Also verkroch ich mich in mir selbst und sagte nichts mehr. Ich sprach zu niemandem, ich nahm auch keinen Blickkontakt mehr auf. Ich war zerbrochen.

Der Gedanke zu den Tätern dazuzugehören gab mir die Illusion etwas beeinflussen zu können. Das Gefühl schuld zu sein, ein Monster zu sein, war schrecklich. Aber es gab mir auch das Gefühl nicht ausgeliefert gewesen zu sein. Es war der Gedanke, dass es den anderen viel schlimmer ging als mir. Was mir passiert war, war nicht schlimm, ich hatte keine Narben, ich war noch am Leben. Ich musste nur zusehen. Die Vorstellung und Erkenntnis nie eine Wahl gehabt zu haben, war noch viel schlimmer. Die Erkenntnis nur zusehen zu können, nicht helfen zu können, ausgeliefert zu sein, das war schlimmer. Ich hatte keine Schuld. Ich hatte keine Wahl. Ich konnte niemanden retten. Ich konnte nicht für den Jungen da sein. Doch das zu fühlen war nicht auszuhalten. Ich war im Grundschulalter.





Trigger Ende


Nachtrag: Ich möchte nochmal betonen, dass ich nicht weiß inwieweit meine Erinnerungen 'echt' sind. Es geht mir nicht darum die Vergangenheit eins zu eins nachzuerzählen, sondern mit den zugehörigen Gefühlen umzugehen. Damals als Kind habe ich die Dinge so wahrgenommen und gefühlsmäßig so abgespeichert. Nicht mehr und nicht weniger.

Falls es jemand bis hierher geschafft hat, danke fürs Lesen. Ich denke das allein hat mich/ uns ein Stück begleitet und ein Stück der Einsamkeit genommen.

A.Rhiannon
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Wildi
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Wildi »

Ich habe dich gelesen und schicke ganz viel Trost und Wärme.

Gut, dass du überlebt hast.
Atmen.
A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Danke Wildi.
Diese Worte bedeuten mir mehr als ich dachte, da kommt innen ganz viel Überraschung und Rührung und Trost und ein gutes/angemessenes/heilsames Gefühl der Traurigkeit an.
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Aufatmende
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Aufatmende »

Ich habe dich gelesen.
Ich wage zu behaupten, dass ich die Gefühle, die du hattest, sehr genau kenne: Schuld am Tod eines unschuldigen Kindes zu sein, daran mitgewirkt zu haben. Jemanden, insbesondere meine Achwester, nicht helfen zu können und mich ganz in mich zurück zu ziehen bzw. aus mir raus zu treten.
Meine Therapeutin sagte, in einem Zustand von Todesangst ist man extrem suggestibel .
Ich fühle mit dir.
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von Evenstar »

Auch ich habe dich gelesen.

Und ob real oder von den Männern gewollt, das es real wirkt. Es war schrecklich dass zu erleben. Und es trifft dich keine Schuld. Das war gezielt inszeniert von diesen Männern.

Liebe Grüße
Even
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die
Vergangenheit so lange Gegenwart ist,
bis alle Wunden verheilt sind.



Ich geh meinen Weg ans Ende
Sehnsucht nach der Zukunft
Heimweh nach der Fremde

(Max Herre-Fremde)
silan
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von silan »

Wir habe dich nach mehreren Anläufen ebenfalls gelesen und wissen aus eigener Erfahrung wie echt das ist, auch wenn wir heute ebenfalls überlegen ob wir wirklich uns das glauben können was passiert ist.
Wir geben Even recht. Dich ( und uns) trifft keine Schuld. Egal was sie getan haben. Die Schuld liegt ganz alleine bei den Tätern und nicht bei denen die ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Das muss ''nur'' noch in unseren Gehirnen ankommen.
Nora
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Aufatmende, liebe Even, liebe Nora,

habt ganz lieben Dank für eure Rückmeldungen und lieben Worte. Es tut gut sie hier zu lesen. Es tut gut gelesen worden zu sein. Das positive Gefühl ist größer als die Angst darüber. Es ist ein großer und wichtiger Unterschied zu früher. Ich bin damit nicht mehr allein. Danke.

Ich habe zu den Schreckensbildern ganz bewusst andere Bilder entstehen lassen. Der Junge wie er zusammen mit dem Einhorn über eine grüne sonnige Wiese rennt, wie er lacht, endlich frei, unbeschwert und glücklich ist.

Mit der Zeit möchte ich beide Bilder, die Erinnerung und die positive Imagination nebeneinander sehen können. Ich möchte die Erinnerungen als zu mir gehörig tragen können.
Das kleine Mädchen in mir muss das nicht (mehr) alleine tragen, sondern ich als Erwachsene bin jetzt für sie da. Und ich kann eine Art Verbundenheit und Mitgefühl hier erfahren. Und ich kann mit der Therapeutin darüber sprechen. Ich bin damit nicht mehr allein damit. Das Mädchen ist nicht mehr allein damit.

A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
elefantenkind
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von elefantenkind »

Liebe A.Rhiannon, ich kenne das Gefühl der Einsamkeit so gut, was man hat, wenn man sich nicht mitteilt/ mitteilen kann/ mitteilen darf. Wie gut, dass du es so genau beobachten konntest und dann noch mal angehen konntest.

Ich hab nicht alles lesen können, aber den Anfang und das Ende und ich möchte dir sagen, dass ich dich lese, obwohl ich nicht alles lesen kann. Und was ich spüre beim lesen. Natürlich so viel Mitgefühl mit deinem Leid, aber auch so viel Hochachtung vor deiner Kraft und Stärke und Klarheit.
Alles Liebe
Elefantenkind
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,

ich freue mich sehr von dir zu lesen. Hab ganz lieben Dank für deine Rückmeldung und lieben Worte.


Werde wohl in der nächsten Zeit mit der Therapeutin an meinem Lebenswillen arbeiten.
Ich meine, ich als Erwachsene möchte leben. Aber das kleine Mädchen in mir denkt sie könne all den Schmerz nicht aushalten und es fällt ihr sehr schwer leben zu wollen.
Immerhin glaubt sie nicht mehr so sehr, dass sie verdient hätte g*t*t*t zu werden. Aber sie hat auch noch nicht so richtig mitbekommen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht mehr allein sein muss, dass ja ich noch für sie da bin. Ich glaube das ist eben ein Prozess und darf Zeit dauern.


Trigger


Da werden innerlich derzeit auch wieder ganz viel Bilder von S*iz*d geschickt. Also der Wunsch danach und wie man es machen könnte.
Ich weiß vor einem Jahr um die Zeit war es besonders schlimm. Oder vor zwei oder drei Jahren fing es an, dass der Wunsch immer stärker wurde.
Jedoch habe ich nun den Vorteil, dass ich weiß was es auslöst, dass ich es besser einordnen kann. Ich hoffe und denke, dass ich damit dann auch besser damit umgehen kann.
Ich weiß, dass damals in meiner Kindheit auch der Wunsch danach bestand. Da war auch das Gefühl, dass es meinen Eltern völlig egal wäre. Da war der Wunsch es selbst zu beenden bevor andere es tun. Da war der Wunsch danach, dass dann auch alles endlich vorbei wäre, kein Schmerz mehr, keine Angst mehr und keinen anderen Kindern mehr weh tun müssen oder dabei zusehen müssen, immer und immer wieder.
Ich glaube damals hat mir nur die Abspaltung geholfen es nicht wirklich durchzuziehen. Im Winter wollte ich ganz oft einfach draußen erfrieren. Aber geklappt hatte es nie - zum Glück.
Heute kann ich versuchen den Teil zu versorgen. Mal schauen wie triggernd die Kälte dieses Jahr wird...


Trigger Ende

Im Heute hilft mir ein Tier sehr mich am Leben zu halten. Mir wurde schon ganz oft rückgemeldet, wie schön es ist, dass das Tier sich sehr verändert hätte, seinen Lebenswillen zurück gefunden hätte. Na damit wären wir dann ja schon zwei, denen es hilft. :)

A.Rhiannon
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Re: Gedankenraum - zu mir selbst finden

Beitrag von A.Rhiannon »

Das hier habe ich vor 2 1/2 Jahren geschrieben. Es war meine Innenwahrnehmung von 4 Teilen des Mädchens in dem Alter als das Beschriebene passiert war und vieles anderes.

1. Ein Kind, das durch unglaubliche Wut und Hass Mauern baut.
Sie möchte alle von sich fern halten, um nichts fühlen zu müssen, um die Fassade nach außen zu wahren, damit niemand sieht was für ein Monster sie ist.
Sie sieht sich selbst als Monster und sieht in meiner Vorstellung auch so aus. Sie schreit wie ein Dinosaurier oder Raubtier. Sie sieht sich als sehr gefährlich gegenüber allen anderen. Sie beißt und brüllt alle von sich weg.

2. Ein Kind, das sich selbst hasst. Da sind ganz viel Wut gegen sich selbst und Trauer.
Sie ist der Überzeugung verschwinden zu müssen, zu implodieren. Sie muss sich so gut verstecken können, unauffällig sein, unsichtbar sein, nicht vorhanden sein, keine Bedürfnisse haben.
Sie denkt sie habe Verletzungen und Strafe verdient, wenn sie nicht verschwinden kann. Also nur für ihre Existenz. 

3. Ein Kind, dass von allem völlig überfordert ist und einfach leblos ist und nichts mehr fühlt, eine leere Hülle, die sich auch nicht mehr bewegen kann und mit Schrammen und schmutzig auf dem Boden liegt.

4. Ein Kind, dass unglaubliche Panik und Todesangst hat und riesige Schmerzen und Einsamkeit und Trauer verspürt.
Zu diesem Kind kann ich kaum hinfühlen, weil das erste dazwischen springt, um mich quasi wegzubeißen.



Das war vor 2 1/2 Jahren. Seit drei Jahren nähere ich mich nun diesen extremen Schreckensbildern, die ich ein paar Beiträge zuvor beschrieben habe.
Ich finde es erstaunlich, dass ich schon damals ohne Zugang zu den Erinnerungen diese inneren Kinder so differenziert wahrnehmen konnte. Und dass aus heutiger Sicht betrachtet ihre Gefühle und ihr Verhalten so viel Sinn ergaben... Es ist traurig...
Aber gut, dass ich es inzwischen besser einordnen kann, besser damit umgehen kann. Ich möchte damit leben können, damit trotz allem leben wollen. Das ist mein Ziel. Leben wollen, ohne den Schmerz dauerhaft tief zu vergraben oder abzuspalten. Das habe ich jahrelang gemacht.
Ich möchte beides haben, den Schmerz als ein Teil von mir/ von uns tragen können und gleichzeitig leben wollen. Ich meine richtig leben, nicht überleben oder dahin vegitieren.

Meine Therapeutin hatte die Idee, einen Ort für die Trauer und für das Schlimme zu schaffen. Einen Ort, an den ich gehen kann und wo es seinen Platz hat. Aber so, dass ich nicht ständig damit in Kontakt sein muss. So wie eine Art Grab oder Symbol oder ein Baum oder ein Kreuz oder Stein oder irgendetwas, das eben passt. Ich finde die Idee gut, muss nur mal schauen was passt.

Ich fühle mich derzeit geschafft und ausgelaugt. Nach außen hin funktioniere ich. Aber es kostet enorm viel Kraft. Es ist nicht mehr ein so schlimmes Funktionieren wie noch in den letzten Jahren, wo ich eher t*t als ich lebendig war. Eine leere Hülle und trotzdem voller Schmerz und Einsamkeit und habe mich von niemandem geliebt oder auch nur annähernd verstanden gefühlt.
So schlimm ist es nicht mehr. Aber dennoch werden Bilder und Wünsche von Su*zid von Innen geschickt.
Kann darüber mit anderen nicht sprechen, da jeder in seinem eigenen Leben zu "stecken" scheint. Meine "Probleme" sind fernab von deren Realität.

Dennoch hilft es inzwischen immer besser, wenn ich mir selbst diesen Raum gebe. Selbst zu den verletzten Kindern in mir gehe und fühle, mich zu ihnen setze. Oder wenn ich mir und uns durch Imaginationen helfe. Die Imagination von einer liebevollen und mitfühlenden Familie adoptiert worden zu sein. Oder bei meinem Einhorn zu sein, das jedes noch so schlimme Gefühl oder Bild oder Gedanken aushalten kann.

Ich muss mal schauen, wie ich momentan mit den schweren Gefühlen umgehen kann. Ich glaube es wäre gut ein paar Kindersachen zu machen. Gleichzeitig steht so viel anderes gerade im Vordergrund, was zu erledigen ist und was Kraft braucht und was Energie zieht. Aber ich habe auch etwas, was Energie zurück gibt.
Ich schau mal, aber ich glaube die Kindersachen und das Zuhören und Hinfühlen nach Innen wären wichtig. Sonst kommt der nächste Zusammenbruch...

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