Zusammenwachsen

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Aufatmende
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Aufatmende »

Wer kann dir das verbieten? Heute niemand mehr!

Kannst du einen Lichtkreis/ Mauer/ Hecke oder sonst irgend etwas um dich herum oder um das Fahrzeug imaginieren?
Dir eine imaginative Waffe oder Schutzkleidung/ Mantel....zulegen?

Hat das Kind jemanden, der in der Trauer dableibt? Bei mir ist das ein Hund, der heult, lange statt mir, inzwischen habe ich meine Tränen wiedergefunden. Der war in einem Trauerraum, da konnte ich die Tür nämlich auf und wieder zu machen und die damals uferlose Traurigkeit begrenzen.
Was würdest du heute mit einem "echten" einsamen, traurigen Kind tun, das dir vielleicht nicht vertraut?
Rückfälle sind Vorfälle!
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Aufatmende,
danke für deine Worte.
Inzwischen habe ich es geschafft, mit jemandem zu reden.

Das mit dem Trauerraum ist eine sehr gute Idee, da werde ich drüber nachdenken und versuchen, so etwas in meinen inneren Ort zu integrieren.

Ich habe noch keine Idee, was ich mit einem echten Kind tun würde, das mir nicht vertraut und fühle mich auch gerade total blockiert durch dieses wahnsinnig hohe Stresslevel.
Ich denke, ich würde das Kind irgendwo an einen ruhigen Ort bringen und es gut versorgen, also Kakao, Kekse, Decke, Gemütlichkeit? Und es nicht allein lassen? Irgendwo diskret in der Nähe bleiben, ohne zu nah zu kommen?
Aufatmende
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Aufatmende »

Hört sich gut an. Ist hoffentlich bei deinem inneren Kind als Möglichkeit angekommem :)
Rückfälle sind Vorfälle!
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Habe jetzt eine Übung zur Wut gemacht, das war gut. Denn es gibt sehr viel Wut auf den Täter (zu der es extremst schwer ist, Zugang zu finden) und Wut auf eine Kollegin, mit der es im Juni zu einem Konflikt kam. Habe jetzt einen Dialog mit der Kollegin aufgeschrieben, in dem ich meine Wut ausgedrückt habe und fühle mich tatsächlich erleichtert :D

Eigentlich wäre es auch schön, im Kontakt zu ihr authentischer zu sein und weniger so zu tun, als wäre alles in Ordnung.

Das ist eigentlich auch so eine Folge des mb, dass Konflikte vermieden werden und immer ein Lächeln im Gesicht klebt. Ich möchte es loswerden, dieses Lächeln.
Denn inzwischen bin ich eine wehrhafte und standhafte Frau und das darf man auch sehen.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Wieder Zuhause.

Rückblickend war ich sowas von abgeschaltet
...
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Es erschreckt mich, wenn ich in so einem Zustand gerate. Ich konnte kaum schlafen. Ich habe mich gefühllos gefühlt
Komischer Satz. Naja, ich habe mich wie tot gefühlt. Ich wollte nicht mit meiner Familie reden. Ich konnte nicht entspannen. Ich war nur angespannt.
Das war eine lange Woche :shock:

Da habe ich das Gefühl, dass das Zusammenwachsen so gar nicht funktioniert, sondern immer noch nur die alten Strategien angewendet werden, egal was ich möchte.
Abspalten, dissoziieren. Luft anhalten. Essen zur Beruhigung. Abspalten. Luft anhalten.
Irgendwie drehe ich mich total im Kreis.

Der Versuch, in die innere Landschaft zu kommen, total gescheitert. Der Versuch, mir einen Trauerraum vorzustellen, unmöglich. Der Versuch, einen Wutplatz zu finden? Da war dann ein Blackout
Keine Ahnung, was damit passiert ist.

Okay. Aufstehen, Krönchen richten und weitermachen. Erholen und weiter nach innen gucken und versuchen zu versorgen. Versuchen, wieder Kontakt zur Wut zu bekommen.

Ich glaube, die Wut spielt eine wichtige Rolle.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

:( Heute Nacht konnte ich immer noch nicht schlafen, obwohl ich so müde und Zuhause war.
Bin dann endlich nach einer doch recht langen Sommerpause joggen gegangen und hoffe, dass es heute abend hilft.
Für das überforderte Gehirn war es auf jeden Fall eine Entlastung.

Und die Wut habe ich gezeichnet. Als Person ging es nicht, aber als ein gefährlicher, schwarzer Drache. Das tat gut. Ich versuche jetzt im Alltag zu beobachten, wann ich denn wütend sein könnte, oder genervt oder so.

Und dann steht schon wieder das Thema Weihnachten vor der Tür
Letztes Jahr war die Mutter hier und es ist ganz gut gelaufen. Dieses Jahr wird sie erwarten, dass wir sie zu Silvester einladen und ich versuche mich jetzt schon darauf vorzubereiten, das NICHT zu tun. Ich denke, es ist ihr zuzumuten, Silvester alleine oder mit Freunden zu verbringen. Sie wird auch von verschiedenen Seiten eingeladen, das ist es nicht. Sie möchte nur lieber zu mir kommen und mir meine Party verbieten, weil sie die Gäste anstrengend findet. Schließlich ist sie hier. Es soll keine anderen Gäste neben ihr geben! :evil:

Und ich bekomme Schnappatmung beim Grenzen setzen. Boah, das nervt mich! (Bloß ist es irgendwie dumm, jetzt auf mich wütend zu sein. Darin bin ich echt ganz gut)
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Holz hacken
Mich machtvoll fühlen.

Großartig.
Aufatmende
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Aufatmende »

Möglicherweise könntest du auf deine Mutter wütend sein. Ihr jetzt schon sagen, dass du Weihnachten und Silvester nicht in ihrer Gesellschaft verbringen möchtest. Und dem Täter imaginativ den Kopf abhacken. :mrgreen: :twisted:
Rückfälle sind Vorfälle!
Waldkatze
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Waldkatze »

Du darfst Grenzen setzen und für dich einstehen.
Du bist zuallererst für dich selbst verantwortlich.
Du bist nicht und warst nie für deine Mutter verantwortlich.
Du bist nicht für ihre Erwartungen verantwortlich und es ist nicht deine Sache oder Schuld, wenn diese nicht erfüllt werden. Es sind ihre Erwartungen, nicht deine.
Du stehst nicht "in ihrer Schuld", eher andersrum, du hast von ihr nicht bekommen, was du gebraucht hättest als Kind, sondern musstest für sie da sein. Das ist verdreht, Eltern sollten für Kinder sorgen, nicht Kinder für die Eltern. Materiell wie auch emotional.
Du darfst gut zu dir sein und deine Bedürfnisse berücksichtigen. Das ist den Job als Erwachsene.

Ich weiss, dass du das alles weisst, hoffe aber trotzdem, dass es ein wenig hilft, es nochmal geschrieben zu sehen.

Liebe Grüsse
Waldkatze
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Waldkatze,

Danke, dass du das noch mal so deutlich geschrieben hast. Das hat echt was gutes ausgelöst. Ich weiß es nicht wirklich, denn all diese Gedanken eliminiert mein Gehirn irgendwie immer noch.

Habe gestern meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass Silvester bei uns nicht passen wird. Die Idee meiner Schwester, dass wir alle (zwei Familien, Horrorvorstellung) Weihnachten bei meiner Mutter verbringen, habe ich spontan, deutlich und klar abgelehnt. Ich war sehr stolz auf mich.
Ich habe sie für ein Adventswochenende eingeladen, das wollte ich aber tatsächlich gerne und es ist in diesem Jahr ihr einziger Besuch in unserem Haus.

Es fühlt sich gut an, das selbst zu bestimmen und inzwischen auch zu merken, dass meine Mutter das so akzeptiert. Das ist was neues.
Außerdem hat sie mich eingeladen, sie wird im nächsten Jahr einen runden Geburtstag feiern und ich habe spontan gesagt, dass sie auch für uns ein Hotelzimmer reservieren soll, mir wäre das zu eng mit der Familie meiner Schwester im Haus. Hat sie auch akzeptiert.
Das überhaupt auszusprechen war so lange undenkbar. Ich bin da gerade sehr stolz auf mich.

Gute Nacht
Euer Elefantenmädchen
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Eine von euch hier hat etwas geschrieben, dass mich total bewegt, seit Tagen schon. Es ging um das fühlen von Kindern, evu50 hat das geschrieben. "Dass es ein rückwärtsgerichtetes Sehnen gibt, wo das Kind im Schmerz stecken bleibt, weil diese Sehnsucht niemals erfüllt werden kann (weil etwas für immer verloren ist)"

Das macht so viel mit mir. Mir wird klar, dass das eigentlich 95% meiner Gefühlswelt beschreibt :oops:.
Und dass ich meinen Fokus auch auf das andere richten kann, was es in meinem Leben gibt. Es ist nicht so, als wolle ich das Kind nicht trösten, es ist so, als würde das Kind selbst hoch schauen und sehen, dass dieses Sehnen nicht alles ist und dass es auch eine andere Richtung gibt.
Izzy

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Izzy »

Liebe Elefantenmädchen,

ich wollte einen ganz lieben Gruß dalassen und Riesenrespekt an dich, wie du das mit deiner Mutter nun gehandhabt hast. Das klingt nach sehr viel Achtsamkeit innen und klarer Grenzsetzung. Da hat sich das "Üben" Letztes Jahr, ja gelohnt :) . Freut mich sehr und du kannst sehr zu Recht stolz auf dich sein. Und auch wenn Zweifel komme oder sich etwas nicht gut anfühlt , ist es immer auch erlaubt wieder abzusagen.

Alles Liebe, Isa
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Isa, ja, tatsächlich fühlt es sich gut an, es hat sich gelohnt, tatsächlich habe ich ja mehrere Jahre hintereinander geübt :oops:

Vor allem habe ich es auch verhindert, mit meiner Schwester in so eine "Familiensituation" zu kommen, sowohl an Weihnachten als auch am runden Geburtstag meiner Mutter, der nächstes Jahr ansteht.

Liebe alle, die hier vielleicht mitlesen,
im Moment bin ich ganz schön fertig.
Ich versuche zu begründen, was da los ist und merke immer wieder, dass ich so krass abgespalten bin. Das ist für mich echt beängstigend.
Ich gehe wieder zur Beratung und das tut mir eigentlich gut. Es ist das, was ich will, denn ich brauche diesen Raum zum Zusammenwachsen.

Ich bin so müde und verwirrt. Sätze fallen mir schwer. Dunkel draußen. Noch nicht Zuhause. Sehnsucht nach meinem Bett. Erschöpfung. Wie lange kann ich noch so angespannt bleiben und über meine Grenzen gehen ohne einen Zusammenbruch?

Heute darüber gesprochen, ins Innerste vorzudringen. Blöde Wortwahl, aber dennoch stimmig. Denn da ist alles abgeriegelt. Das kotzt mich so an. Da stehen Schilder. Betreten verboten.
Wie soll ich denn zusammenwachsen, wenn alles voller Tabus und Tretminen ist? Gefahr
Worin liegt die Gefahr? Ausgelöscht zu werden.

Wer wie wo was kann mich auslöschen?



Und was könnte schlimmstenfalls passieren? Dass ich meine Fähigkeiten verliere, die mir das Überleben sichern. Unabhängig sein. Mein eigenes Geld verdienen. Meine Berufsfähigkeit. Mein Zuhause. Dass Menschen wieder über mich bestimmen dürfen, denen ich das nie erlauben würde. Dass ich Ohnmacht erfahre. Dass ich Hilflosigkeit empfinde. Dass ich mir selbst nicht mehr helfen kann.

Könnte das wirklich passieren, wenn ich mich weiter auf meine Reise in mein Inneres begebe und nicht am Stoppschild halt mache?

Ich habe diese Grenze doch schon mal übertreten. Ich habe da doch schon Erinnerungen herausgeholt und mir zu eigen gemacht. Aber nur sehr wenige.

Es ist wirklich richtig schlimm, was mir passiert ist. Das kann ich einfach nicht begreifen. Als wären meine Erfahrungen zwar ein bißchen schlimm, aber doch irgendwie harmlos

Es war nicht harmlos. Es hat mich zutiefst verletzt und traumatisiert. Es war lebensbedrohlich. Ich wäre fast gestorben.

Das ist das, was mich in meinem Inneren erwartet. Die, die fast gestorben sind.
Aufatmende
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Aufatmende »

Aber sie haben überlebt. Für dich. Vielleicht dauert es 20 Jahre. In deinem Tempo. Mit Stabilität im außen. Und jeder Schritt lohnt sich.
Rückfälle sind Vorfälle!
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