Zusammenwachsen

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elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Was sind Gefühle? Was ist körperlich? Ich kann manchmal nicht.. selten....gar nicht unterscheiden zwischen Müdigkeit, Traurigkeit, Krankheit. Und verwechsel es immer wieder.
Ey, ich habe echt die einfachsten Sachen nicht lernen können
Waldkatze
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Waldkatze »

So ähnlich geht es mir auch ganz oft. Krass, was "Erziehung" für Spuren hinterlässt.
Lg Waldkatze
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
Gastacht

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Gastacht »

Das tut mir echt leid.
Ein baby fühlt ja so. Dass alles eins ist. Hunger gleich Verzweiflung z.b. das heisst ja das war sehr früh...
Es tut mir sehr leid.
Es klingt als würdest du aber darauf achten dir und dem kleinen verletzten liebevoll zu begegnen. Das finde ich toll.
Das heisst ja ihre macht ist zumindest was den umgang mit sich angeht gebrochen.
Hoff du findest ruhe
Gastacht
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe waldkatze, liebe gastacht,
Danke für eure Antworten.
Es berührt mich, das zu lesen.

Oft denke ich noch, ach Quatsch, bei mir war es doch nicht so schlimm... Aber auch wenn dieser Gedanke mich meistens begleitet, öffnet sich doch manchmal ein kleiner Blick auf das Ausmaß meiner ... Beschädigung. Das richtige Wort fehlt noch. Und ja, ich versuche wirklich mit all meinen Kräften dem Kind/ den Kindern Aufmerksamkeit und Fürsorge zu geben. Dazu muss ich aber die Hürde nehmen, dass ich überhaupt wahrnehme, was los ist, dass was los ist...
Es sind schon so viele und oft auch vollständige Abspaltungen...

Waldkatze, ist es Erziehung, die gefehlt hat? Es stimmt, ich denke dies sind Folgen von dem Bindungstrauma und nicht von dem Missbrauch. Das meinst du, oder?
Ich habe immer noch keine Worte gefunden, mit denen ich fassen könnte, was damals war. Ich hab was so wichtiges nicht bekommen. :shock:
Waldkatze
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Waldkatze »

Waldkatze, ist es Erziehung, die gefehlt hat? Es stimmt, ich denke dies sind Folgen von dem Bindungstrauma und nicht von dem Missbrauch. Das meinst du, oder?
Ich habe immer noch keine Worte gefunden, mit denen ich fassen könnte, was damals war. Ich hab was so wichtiges nicht bekommen. :shock:
Ja, ich meinte so Dinge wie als Kleinkind allein gelassen worden zu sein (physisch oder psychisch), die Gefühle nicht gespiegelt bekommen zu haben, oder das Fehlen von angenommen sein so wie man ist und fühlt. Und das Fehlen von Vertrauen. Bindungstraumadinge eben.

Es tut einfach - weh, kann es auch schlecht in Worte fassen, weil das zu früh angefangen hat, oder besser gesagt von Beginn meiner Existenz an da war. Wie ein dunkles Loch, da wo eigentlich etwas warmes, helles sein sollte.
Ich bin, wer ich bin, und das alles bin ich. Punkt.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Gestern hatte ich einen Unfall (Verbrühung an beiden Füßen) und wurde mit dem Rettungswagen und Notarzt in eine Klinik gefahren. Gegen die Schmerzen bekam ich auf der Fahrt wohl ein Narkosemittel. Das war der absolute Trigger für mich. In der rettungsstelle war ich desorientiert, ich habe meinen Körper nicht mehr gespürt, ich wusste nicht, wo ich bin, nicht wo ich anfange oder aufhöre. Ich hatte panische Angst, mein ganzer Körper zitterte und habe die ganze Zeit geweint. Ich hatte große Schmerzen und hing wohl an einem Tropf mit Schmerzmittel, die aber sehr sehr lange nicht gewirkt haben, ich würde in Nachhinein sagen, so 45-60 Minuten mindestens nicht .
Ich bin von dem Personal aufgefordert worden, mit harschen Worten, mich endlich zu beruhigen. Ich habe gesagt, geweint gewimmert, kann jemand meine Hand halten? Ich hatte das Gefühl, mich nicht mehr verankert zu fühlen und brauchte dringend eine Hand, um in meinen Körper zurück zu kommen. Nein, dafür hätten sie keine Zeit, es gäbe noch andere Patienten. Ich wurde allein gelassen, obwohl ich immer noch die Schmerzen nicht aushielt, total in einer Panikattacke war und unablässig weinte. Dabei hatte ich es sogar geschafft, zu sagen, dass ich an einer schweren Ptbs leide. Es war unglaublich, eigentlich retraumatisierend. Zumal ich unter Verwendungvon Medikamenten mb erlebt habe.

Als ich mich dann alleine einigermaßen beruhigt hatte, ganz alleine, um mich zu orientieren, habe ich nach der Ärztin verlangt. Ich wollte wissen wie schlimm die Verbrennungen sind und warum das Schmerzmittel nicht hilft. Sie sagte nur: Verbrennungen tun halt weh. Es wäre nicht schlimm und ging wieder. Obwohl ich sagte, die Schmerzen wären so schlimm, dass ich es nicht aushalten kann.

Mit etwas Zeit (ich war mehr als 2h dort und sollte stationär aufgenommen werden) habe ich es dann geschafft, zu sagen, dass ich in ein anderes Krankenhaus möchte. Meine Frau war inzwischen da und hat versucht, der Ärztin freundlich und ruhig zu erklären, dass ich leider noch starke Schmerzen hätte, und etwas beruhigt werden müsste auch wegen dem Schock, den ich durch den Unfall und die Schmerzen erlitten habe.
Sie meckerte daraufhin erst mich und dann noch meine Frau an. Es war soo krass.

Als ich sagte, ich will hier nicht bleiben, sondern in ein anderes Krankenhaus, machte sie den Tropf ab und gab mir auch keine weiteren Flaschen mit steriler Flüssigkeit zum spülen und nass halten der Brandwunden.
Eine Schwester tat das dann heimlich hinter ihrem
Rücken. Im entlassungsbericht stand: Patientin hysterisch. Sie hatten mich übrigens als erstes gefragt, ob ich auf der Privatstation ein Einzelzimmer möchte (bin privat versichert), da war ich noch völlig unter der Transportnarkose gestanden und war noch nicht mal am Tropf. Ist das nicht alles total krass?

Wir sind dann in das 20km entfernte Unfallkrankenhaus gefahren, dort wurde ich mit allem versorgt, was ich brauchte, also Schmerztropf, Flaschen, Liege etc und anschließend von einem superkompetenten Arzt, der Spezialist für Verbrennungen ist. Er hat den Verband der anderen Klinik, der nur aus nassen Auflagen bestand (sollte ja am nächsten Tag wieder begutachtet werden, nach der Nacht dort) entfernt. Dann alle brandblasen geöffnet, mit einem speziellen Gel und einer speziellen Auflage für Brandwunden versorgt und einen festen Verband darum angelegt. Erklärt, dass man Brandwunden auf keinen Fall am nächsten Tag wieder begutachtet, das würde die Haut noch mehr verletzen.
Und stationär nehmen müsste man mich nicht, es wären zum Glück nur Verbrennungen 2. Grades, ich dürfte nach Hause. Für die weitere Behandlung bei der hausärztin bekam ich alles, was an speziellem Gel und Auflagen nötig ist, mit, das hätten Hausärzte oft nicht. Ich war dort übrigens nach 10min schmerzfrei durch den Tropf.

Ich musste das alles mal aufschreiben.
Zum einen war es grauenhaft, mit solchen Schmerzen und so einer Angst so schlecht behandelt zu werden.

Und ich bin so stolz auf mich, dass ich mich in dieser enormen Krise, beruhigen konnte um für mich zu sorgen. Mir war klar, das macht hier niemand für mich. Und am stolzesten bin ich, dass ich meiner Intuition getraut habe und das mit dem Unfallkrankenhaus durchgesetzt habe, obwohl mir da zugleich ganz große Angst gemacht hat. Meine Frau hätte sich das auch nicht getraut . Es war aber die absolut richtige Entscheidung. Ich bin kein unmündiges Opfer mehr!!!!!!
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Gestern habe ich nur geweint .

Ich kämpfe mit dem alten Gefühl: da passieren schreckliche Dinge und niemand hilft mir.

Ich versuche mir zu sagen, dass ich.ir erst selbst geholfen habe und dann auch Hilfe von außen bekommen habe. Das ist gut und wichtig.

Aber das alte Gefühl, das Kind mit dem alten Gefühl, das Kind für das es ein aktuelles Gefühl ist, weil es genau das erlebt hat, das ist da und ich weiß nicht wirklich, wie ich es versorgen soll...

Hat jemand Tipps?
~SteinHart~
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von ~SteinHart~ »

Worum geht es denn? um etwas altes, oder das Erlebnis GESTERN?

Der Horrortrip war klar belastend und das kann heute noch garnicht verdaut sein.


Ich finde es sehr stark was du da gestern geleistet hast. Erkannt dass etwas nicht gut tut, richtig läuft, das geäussert und dich durchgesetzt. Es freut mich sehr, dass du dann eine gute Behandlung erfahren hast.

Und ja, Verbrennungen tun weh. Da helfen nur sehr starke Schmerzmittel. Das ist aber ein gutes Zeichen, denn Verbrennungen die nicht wehtun sind die richtig schlimmen :(

Ich würde bei dem Erlebnis GESTERN bleiben und dem auch noch eine Weile Zeit geben. Das war schlimm und tut wahrscheinlich noch immer sehr weh :(

Bei einem echten Kind würde ich ablenken, schönes machen. Kakao, Bücher, Fernsehen... was auch immer gern gemacht wird. Wenn das Thema Schmerzen, oder Erlebnis im KH etc. hochkommt, erzählen lassen. Bestätgen dass es schlimm war, aber auch immer wieder die Aufmerksamkeit auf das Positive lenken. Hilfe gesucht und gefunden, gute Medikamente bekommen. Den Verband zeigen... erklären dass es wieder heilt... versprechen jetzt gut aufzupassen und nur die gute Salbe zu benutzten und nur noch zu guten Ärzten gehen....

Sowas in der Art.

Und ruhig immer wieder auch ablenken, finde ich. Sagen dass es schlimm war, jetzt aber vergangen ist... fragen was jetzt schön wäre.... kuscheln, Fernseh, Kakao, Spielzeug... und wenn es weinen ist, darf auch das sein...

SH
Die Zeit bewegt sich in eine Richtung, die Erinnerung in eine andere.
(William Gibson)
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Vielen Dank, liebe SH.
Manchmal fallen mir die einfachsten Sachen nicht ein. Zum Beispiel auch, dass ich einfach noch wegen Sonntag fertig sein darf. Und der Rest für die kleine auch.
~SteinHart~
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von ~SteinHart~ »

Hatte ganz vergessen zu sagen:

Gute Besserung wünsche ich dir. Verbrennungen sind übel, ich wünsche dir gute Schmerzmittel und dass es gut verheilt.

Ich denke es wird noch eine ganze Weile Thema sein :( Aber das ist normal. Nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene ist sowas wirklich schlimm und braucht Zeit zum heilen und eben auch verarbeiten.


SH
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(William Gibson)
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

SH, vielen Dank auch für deine guten Wünsche. Es macht schon was aus, wenn man gelesen wird, danke.

Ich hab echt viele Schmerzen, die immer schlimmer geworden sind. Das hat mich dann nachts noch mal in die Rettungsstelle geführt, was letztendlich überflüssig war (aber ich hab vorher den Bereitschaftsdienst angerufen und die wollten meinen Fall nicht annehmen und haben mich an die Rettungsstelle verwiesen).

Mich triggern diese gleichgültigen Ärzte auch so sehr. Das geht ja hier einigen so. Es ist wirklich das Kind, das zu viel an Gleichgültigkeit und Bedeutungslosigkeit von deinem Eltern erfahren hat.
Mein Vater war nicht da, meine Mutter hat mich...ignoriert? Nicht gesehen? Manipuliert?
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

So, Thema Weihnachten taucht wieder auf. Ich bin echt angefressen und das wird mir helfen, gut auf meine Grenzen zu achten.
Ich habe gestern mal versucht, mir anzugucken, wie wir mit der Ursprungsfamilie an Weihnachten oder Silvester Kontakt hatten, seitdem mein Vater gestorben ist. Es waren sechs Jahre. Ich habe so gut wie keine Erinnerungen daran, völliges Nichts. Und das von den Jahren 2013-2018!!!!

Der Kontakt zur Familie meiner Schwester war so schmerzhaft, dass ich das irgendwie völlig ausgeblendet habe :shock: das finde ich dann doch erschreckend und krass.
Gastacht

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Gastacht »

Hallo liebes Elefantenkind,
Sorry hatte das total überlesen.
Ich finde das total stark von dir mit dem kh und ich kann verstehen wie schlimm dss gewesen sein muss.
Echt ganz schlimm.
Ich hatte auch mal total schmerzen durch meine eigene emdr aber egal. Jedenfalls sah der arzt meine narben und danach war ich nur noch der letzte psycho.
Ja bin ich meinetwegen aber das heisst nicht dass man abwertend behandelt werden darf.
Wir sind wirklich verletzt genug.
Ich wünsche dir gutes beruhigen, viel stolz auf dich und schnelle Besserung!
Gastacht
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

So, Weihnachten ist besprochen. Erst mit der Schwester und dann zwei mal mit der Mutter telefoniert.
Sachlich gesehen bin ich zufrieden, ich habe meine Grenzen gewahrt, ich habe den Besuch meiner Schwester abgelehnt und ich habe meiner Mutter gesagt, wie das alles für mich ist.

Emotional von ich jetzt so erledigt, wie ich mich fühle wenn ich mehrere Wochen total viel Arbeit und Termine hatte und völlig über meine Grenzen gegangen bin. Ausgelaugt und etwas innerlich tot.
Ich hoffe, dass es mir morgen besser geht und dass ich dann etwas stolz auf mich sein kann. Das Problem ist, dass jedes Gefühl seine Kehrseite hat. Ja, ich habe mich abgegrenzt. Aber die verborgene Kleine ist jetzt erschüttert davon.
Ich muss sie finden und beruhigen. Wird schwer. Ziemlich viel Panik innen.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Heute alles schlimm
Gestern alles schlimm
Wenn ich wenigstens weinen könnte
Oder schlafen.
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