Zusammenwachsen

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A.Rhiannon
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,
Das Zusammenwachsen hat irgendwie zur Folge, dass das Kind mehr da ist. Es quasi "raus darf", aber ich habe damit eigentlich gar keine Erfahrung. Es musste sich immer verstecken, versteckt werden.  
Mit der Zeit bekommst du bestimmt mehr und mehr Gefühl dafür. Das mit dem Kuschelhund klingt z.B. richtig toll. :)
Es ist auch ein schönes Gefühl zu spüren, wie die Kleinen einem mehr und mehr vertrauen und sich sicher fühlen. Du kannst ab und zu auch einfach etwas Schönes mit ihnen machen. Lego spielen, Höhlen bauen, Vorlesen, Ausmalen.

Liebe Grüße,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
elefantenkind unl

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind unl »

Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich ein Kind adoptiere, einen kleinen Jungen (ca 6) aus einem Kriegsgebiet, den ich am Flughafen abholen werde. Dann habe ich erfahren, dass er noch eine kleine Schwester hat, erst drei Jahre alt.
Sie war verletzt worden im Krieg und musste noch medizinisch versorgt werden. Ich habe gesagt, sie muss auch zu mir kommen, ich möchte beide Kinder adoptieren. So kamen sie beide mit zu mir nach Hause.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Kleine,

da bist du wieder, mit all deinen vielfältigen traurigen Gefühlen und der inneren Stille. Kein Laut, nur große Augen. Kein Wort, nur Verstummen. Keine Handlung, nur Verkriechen. Kein Selbstbewusstsein, nur unsichtbarmachen. Keine Wut, nur dulden.
Heute finde ich es schwer mit dir.

Ehrlich, ich wäre lieber wütend. Ich wäre lieber wütend auf die Schwester, wütend auf die Mutter, wütend auf den Vater. Ich habe aber dein Gefühl,das sich fremd und verletzlich-machend und bedürftig anfühlt, das ist sehr schwer, das möchte ich am liebsten abschütteln. Aber abschütteln soll ja nicht sein, sondern zusammenwachsen. Puh. wer sich das ausgedacht hat, der gehört durchgeschüttelt... :evil:

Es ist sehr schwer für mich, traurig zu sein. Das ist die Seite Gefühle, die mit Abhängigkeit verbunden ist und wenn ich was hasse und vernichte, dann Abhängigkeiten!!!! Da werde ich direkt wieder zornig.
Tief durchatmen. Ich möchte aber dennoch versuchen, deinen Gefühlen Raum zu geben... den Gefühlen meiner Schwester gegenüber Raum zu geben.

Liebe Schwester.

nachdem nun zwei Wochen seit unserem Telefonat vergangen sind, möchte ich dir schreiben. Oft denke ich an dich und unsere Beziehung zueinander und werde sehr traurig. Heute ist es besonders dolle. Ich fühle mich verloren, einsam, traurig, still. Das ist ein ganz kindliches Gefühl.

Es beschäftigt mich sehr, welche Konsequenzen unser letztes telefongespräch hat. Ich finde nicht so recht eine Position, mit der ich mich anfreunden kann. Deswegen schreibe ich den Brief an dich hier und nicht in echt, denn ich denke, da ist ein Haufen Zeugs dabei, das nicht ungefiltert an dich darf, denn ich muss schließlich auf mich aufpassen und darf mich in echt nicht zu verletzlich machen.
Wie traurig das ist. Das sind wir nämlich schon beim Punkt: ich muss dir gegenüber sehr gut aufpassen, denn du verletzt mich oft und du verletzt mich gerne und das auch schon lange.

Schon als wir Kinder waren, waren wir uns nicht nah oder vertraut, wir waren immer fremd und schon damals hast du mich von dir ferngehalten. Du warst schon damals wütend auf mich. Ich kann es sogar verstehen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, welche Rollen wir in dieser Familie hatten?

Ich war das kleine niedliche Mädchen, das immer fröhlich war und habe auf alle Gesichter ein Lächeln gezaubert. Du warst die große und ruhige Schwester, die mit ihrem Verstand die anderen beeindruckte. Ich war Mamas kleines Mädchen, du warst Papas Tochter. Ich war diejenige, die eine gaaaanz enge besondere Beziehung zur Mutter hatte, du warst alleine und und musstest schon früh damit klarkommen, dass du nicht so wichtig bist.

Ich denke, dass du bis heute fühlst, oder glaubst, dass ich dir etwas weggenommen habe. Dass ich bevorzugt wurde. Dass ich es leichter hatte. Dafür hasst du mich. Ich wünsche mir aber so sehr, du könntest sehen, dass meine Rolle nicht die bessere war. Sie war nur anders. Ich war als Person für die Mutter überhaupt nicht existent, ich musste einfach nur sein, was sie wollte, und dafür sorgen, dass es ihr gut ging.

Deswegen kann ich das heute nicht mehr. Heute, wo sie alt wird und anfängt, ihre Kinder vielleicht mal wirklich zu brauchen, da kann und möchte ich nicht mehr die sein, die ihr zur verfügung steht. Deswegen rutschst du da jetzt rein. das macht dich noch wütender auf mich. Aber ich muss meine grenzen ziehen und du musst deine Grenzen ziehen.

Ich hab dich lieb.

deine Schwester Elefantenkind

Soviel für heute. Das ist anstrengend. Dahinter steckt die Sehnsucht, von ihr verstanden zu werden und mich mit ihr verbünden zu wollen. Die Sehnsucht, nicht mehr das einsame Kind sein zu müssen, sondern eine Schwester neben mir zu haben, mit der ich sprechen kann, mich austauschen kann, abgleichen kann. Die mich versteht, weil sie die Eltern kennt, die ich verstehe, weil ich dabei war. So eine große Sehnsucht. Ich weine.

Daneben steht die Vorsicht. Sie ist das nicht, die Schwester, sie ist gefährlich, denn sie kann so sehr verletzen, verurteilen, kränken, abwerten, hassen, unnachgiebig sein, unversöhnlich sein. Auch für sie bin ich das schwarze Schaf in der Familie. :cry:
A.Rhiannon
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,

mich rühren deine Zeilen sehr. Gut, dass sie hier stehen können. Manchmal hilft das Aufschreiben, auch oder gerade, wenn es nicht von dem Adressaten gelesen wird.
Auch wenn es gerade schwer ist, so ist es dennoch gut, dass Tränen und Gefühle fließen dürfen.

Ich sende dir liebe Grüße und wünsche dir, dass du etwas zur Ruhe kommen kannst.

Alles Liebe,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Izzy

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Izzy »

Liebe Elefantenkind,

das liest sich nach einem guten Weg, einerseits der Kleinen Raum für ihre Gefühle zu haben und andererseits all die Gefühle zu deiner Schwester rauszulassen und die Wut und Trauer auch da hin packen , wo sie hingehören.
Es ist sehr schwer für mich, traurig zu sein. Das ist die Seite Gefühle, die mit Abhängigkeit verbunden ist
Kannst du verorten woher diese Verknüpfung kommt? Und sehen, dass diese Verbindung heute nicht mehr besteht?

Die Worte an deine Schwester klingen auch sehr klar. Besteht die Chance, dass sie für ich sehen kann was von früher kommt? Verstanden zu werden ist ja gerade auch bei den Familienthemen total wichtig. Man kann als Kind Konflikte haben und eifersüchtig sein, dass bekommt man ja in dem Alter wenig gesteuert und man reagiert auf etwas mit den Strategien die man hat. Aber heute sieht die Situation ja anders aus. Und da gehört auch das Verständnis bzw. auch das Vertrauen hin, dass der andere einen Grund für sein Verhalten hat. Und dass man nicht erklären muss, warum man jetzt den Kontakt abbricht , warum es einen schlecht geht etc. Das Vertrauen, es wird einfach einen wichtigen Grund haben. Punkt.
Und du bist kein schwarzes Schaf, du bist mutig und bringst wichtige und gesunde Veränderung rein.

ich sende dir viel Kraft , alles Liebe, Isa
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Habe viel beobachtet in den letzten Wochen.
Das Zusammenwachsen ist ein gutes und ein großes Thema, ich habe aber oft das Gefühl von Schneckentempo...

Ich schreibe das jetzt mal hier, obwohl es auch als Abschluss in das Mutterthema gepasst hätte: nach mehr als zwei Jahren habe ich meine Mutter besucht und versucht, dabei nicht in Abhängigkeiten zu rutschen bzw alle Bedürftigkeit und Sehnsucht selbst zu versorgen.

Das ist gut gelungen. Ich denke vor allem mit Hilfe meiner Heilpraktikerin und Shiatsu-behandlerin. Ich hatte nämlich dort ein Mittel erhalten, das mir unter anderem helfen soll, besser meine eigenen Bedürfnisse zu spüren und bei mir zu bleiben. Es ist ein Mittel für Menschen, die sich überall anpassen und sich nicht abgrenzen können, bei fehlender Identität, für Kinder, die schon von Geburt an ihre eigene Identität nicht entwickeln durften, z.b durch Einflussnahme der Eltern. Daraus entsteht eine innere Haltung des Verzichts. Sie sind auf intensivste Harmonie angewiesen.
Es hat mich so tief berührt, über dieses Mittel zu lesen, ich habe mich so verstanden und gesehen gefühlt.
Eine Woche später habe ich während der Shiatsu-behandlung die verborgene Kleine getroffen, und sie sagte mir, sie will das rosa Kleid ausziehen. Sie hat jetzt neue Sachen: eine blaue Latzhose aus kord und einen grünen gestrickten Pullover. Sie hat mich total überrascht. Wir sind an den inneren Ort gegangen und dort ist sie auf dem trampolin gesprungen und hat dabei gesungen: ich mach, was ich wi-il. Sie hat es mir endlich geglaubt, dass dann nichts schlimmes passiert. Sie hat mir endlich geglaubt, dass sie nicht für Mutter sorgen muss. Dass ich dorthingehe und wieder weggehe, so wie ich es will. Dass ich sie dorthin auch nicht mitnehmen will, weil es meine Angelegenheit ist, und sie aus dem Kontakt rausgehalten werden soll.
Sie so zu sehen war toll. Es war eine unglaubliche Erleichterung und Freude und innere Kraft zu spüren. Boah, ich habe es soo genossen.

Das Treffen mit meiner Mutter lief dann so, wie ich es wollte. Ich habe gesagt, wann ich komme und wann ich wieder gehe und wer mitkommt. Dadurch, dass wir zu viert waren und die anderen das Gespräch übernommen haben, war ich tatsächlich entspannt und ich bin NICHT in alte Angst und Schuldgefühl gerutscht.
Ein unglaubliches Erlebnis. Und ich konnte endlich mal spüren, dass sich wohl doch etwas in den letzten Jahren verändert hat, fünf Jahre Therapie und harte Arbeit, fünf Jahre so viel Angst und Schmerz auch, fünf Jahre so viel getriggert sein, Erinnerungen, innere kämpfe... Darüber geredet, geweint, gemalt, geschrieben, reingerutscht, rausgekrochen, immer wieder...soviel Erschöpfung und Anstrengung auch.
Es war nicht umsonst, es hat sich WIRKLICH was verändert.

Natürlich war diese ganze Situation von einer Woche Schlaflosigkeit vorher und einer Woche Erholung hinterher begleitet, aber das war okay.

Ich glaube, dieses innere Kind ist jetzt angedockt an eine vertrauenswürdige innere Erwachsene. Und dort gut aufgehoben.

Soweit erstmal. Es gibt noch mehr zu erzählen, melde mich wieder.

Liebe Grüße an euch alle, die ihr hier lest und schreibt, eure Elefantenkind
Izzy

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Izzy »

Liebe Elefantenkind,

ich hab mich beim Lesen total gefreut, das klingt richtig schön. Und ich zieh echt meinen Hut, das ist so schwer in einer solchen Situation die Balance zu finden zwischen sich einlassen und genug gesunde Distanz finden. Und ich les bei dir raus, dass es dir viel Stärke gegeben hat, dass du in nichts altes reingerutscht bist.und gerade Kontrolle in solchen Situationen zu haben, kann ja sehr heilsam sein. Und schön, dass du noch jemanden als Unterstützung mit dabei hattest.
Und stell es mir heftig vor, sie nach 2 Jahren wiederzusehen.

Hast du für dich schon eine Entscheidung getroffen, wie es weitergeht? Wie oft du sie wieder sehen willst bzw. wieviel Distanz noch nötig ist?

Lass dir liebe Grüße hier! Isa
A.Rhiannon
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,

ich kann Isa nur zustimmen, es klingt wirklich richtig gut, was du schreibst, nach viel Selbstfürsorge und Selbstachtsamkeit. Das freut mich so für dich. Es freut mich so für dich, dass du eine so schwierige Situation so gut geschafft hast und so gut bei dir bleiben konntest und auch dass du Unterstützung dabei hattest.

Das, was du über die Kleine schreibst, freut mich auch sehr. Es klingt so geborgen und glücklich und frei. Es ist so schön, dass sie sich so fühlen und so sein kann. :) Es ist toll, wie du dich um sie kümmerst und auf sie aufpasst und aus schwierigen Situationen, die nichts für Kinder sind, raushältst.

Das mit dem Mittel, mit dem man seine eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen kann, klingt wirklich sehr spannend. Das würde mich ja auch manchmal interessieren, aber sicher braucht man da jemanden, der einen dabei genau anleitet oder?

Dir alles Liebe,
A.Rhiannon
"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein."

aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Izzy hat geschrieben: Hast du für dich schon eine Entscheidung getroffen, wie es weitergeht? Wie oft du sie wieder sehen willst bzw. wieviel Distanz noch nötig ist?

Lass dir liebe Grüße hier! Isa
Liebe Isa, leider weiß ich das noch nicht. Auf jeden Fall wird sie uns zu Weihnachten besuchen, da habe ich sie/ hat verborgenen Kleine sie einfach eingeladen, ohne im Blick zu haben, dass ich sowas vorher in Ruhe überlegen möchte. Es klappt also noch nicht problemlos, aber das war schon Anfang September oder sogar im August, ich nehme mir das jetzt nicht übel.
Da das Treffen gut lief, hoffe ich jetzt, dass ich es Weihnachten auch gut hinbekomme. Dazu gehört als erstes, dass ich dafür sorgen muss, dass sie spät anreist und früh abreist, also nicht eine ganze Woche hier bleiben wird.

Durch die Absage meiner Schwester, die nicht kommen wird, (=3 Personen weniger) habe ich auch das Gefühl, dass es gut werden kann.
Ich habe noch nicht herausgefunden, warum, aber meine Schwester scheint ein schlimmer trigger für mich zu sein. So denn ein Mensch ein Trigger sein kann?

Mit meiner Schwester bin ich auch emotional deutlich vorangekommen, das erleichtert mich auch sehr. Ich konnte auch diese Abhängigkeit ein wenig lösen /trösten und feststellen, wie unglaublich alt diese Gefühle sind. Einordnen quasi.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

A.Rhiannon hat geschrieben:Liebe Elefantenkind,

ich kann Isa nur zustimmen, es klingt wirklich richtig gut, was du schreibst, nach viel Selbstfürsorge und Selbstachtsamkeit. Das freut mich so für dich. Es freut mich so für dich, dass du eine so schwierige Situation so gut geschafft hast und so gut bei dir bleiben konntest und auch dass du Unterstützung dabei hattest.


Das mit dem Mittel, mit dem man seine eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen kann, klingt wirklich sehr spannend. Das würde mich ja auch manchmal interessieren, aber sicher braucht man da jemanden, der einen dabei genau anleitet oder?

Dir alles Liebe,
A.Rhiannon
Ja, liebe A.Rhiannon, ich war dadurch tatsächlich ein wenig innerlich gewachsen, weil ich das Gefühl hatte, eine so schwierige Situation selbst gestalten zu können. Das hat mich stolz gemacht :)

Zu der Homöopathie: ich glaube, dass man da wirklich eine behandelnde Homöopathin braucht, solche Mittel kann man sich nicht selbst verschreiben. Ich weiß ja nicht, ob wirklich die Homöopathie wirkt oder der innere Auftrag: jetzt werde ich etwas über meine Bedürfnisse und Gefühle lernen, jetzt heißt es genau beobachten und etwas verändern. Also sozusagen ein Placeboeffekt. Aber auf jeden Fall hat es gewirkt, bzw tut es das noch immer...
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Gestern ging es mir nicht gut, ich fühlte mich elend und traurig und habe mich innerlich sehr mit einem Beitrag beschäftigt, den wayward reale in seinem faden schon im Oktober geschrieben hat.
Weil ich nicht weiß, ob ich so quer zitieren darf, bzw wie das geht, versuche ich mal eine megakurz -Zusammenfassung (wie ich es verstanden habe, das ist ja schon sehr subjektiv): es ging um das Gefühl der verlorenen Identität, um das verlorene Identitätsgedächtnis. Das wie eine Art unsichtbares Zimmer um ihn herum ist. Wie schwer das ist, das aufrecht zu halten, dass das regelmäßig einstürzt, Amnesie. Von dem Ziel, die eigenen Erinnerungen tragen zu lernen.

Das hat mich so sehr berührt, es war ein so passendes Bild für das was ich immer wieder erlebe: dass meine Erfahrungen wie eine Art zweite Realität waren, schon als Kind
Die abgespalten wurden, und jetzt sich nur in kurzen Momenten zeigen. Dass es aber dadurch so eine Art parallelwelt in mir gibt. Die verletzte traumatisierte Elefantenkind, die verborgene Kleine, die Geschichte von emotionalem und sexuellen Missbrauch.

Ich habe dazu gemalt, um es auszudrücken, und danach ging es mir tatsächlich besser. Ich war dadurch mit mir und meinen Gefühlen verbunden.

Bild
A.Rhiannon
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von A.Rhiannon »

Liebe Elefantenkind,

dieses Abspalten und das Leben in mehreren Welten kenne ich auch. Das Bild ist sehr, ich nenne es mal schön geworden, es zeigt Gefühle und Verletzung... Ich weiß nicht, ob schön das richtige Wort ist. Es ist auf jeden Fall sehr passend und gut umgesetzt.
Mir hilft das Malen auch oft, um meine Gefühle auszudrücken. Gut, dass du das so für dich nutzen konntest.

Alles Liebe,
A.Rhiannon
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aus: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Izzy

Re: Zusammenwachsen

Beitrag von Izzy »

Liebe Elefantenkind,

Einladungen können ja auch wieder rückgängig gemacht werden, insbesondere wenn sie nicht von Allen getragen werden. Manchmal hilft ja auch der Gedanken, wenn man die Einladung doch aufrecht erhält: Ich habe die Freiheit gehabt abzusagen und hab es aus freien Stücken nicht getan.

Dein Bild berührt mich auch sehr, es ist sehr gefühlvoll und ich finde du kannst dich gut ausdrücken. Finde das auch eine tolle Ressource, wenn man sich übers Malen ausdrücken kann und es irgendwo festhalten kann.

Und zu deiner Schwester: Ja Personen können Trigger sein bzw. kommen ja soviele Trigger zusammen, dass es bestimmt schwer ist, sie einzelnd zu identifizieren. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Schwestern aber allein da merk ich trotzdem, sie sind immer eine Verknüpfung an früher und nicht nur an die guten Zeiten. Und deine Schwester hat sich dir gegenüber ja sehr unempathisch und verletzend verhalten ..das kennst du ja auch von früher und triggert ja eher Anteile von damals an. Genauso wie du bestimmt auch in ihr etwas antriggert und ihre Art damit umzugehen vielleicht auch nur Eigenschutz ist. Aber einen den du nicht ausbaden musst und da ist dann manchmal der Eigenschutz am wichtigsten.

Ich hoffe du bekommst die Kleine gut versorgt und hast auch genug Zeit für dich als Große, die das gut gemeistert hat.
Ganz liebe Grüße!
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Ich merke, dass ich mich verletzlich und zum weinen fühle. Heute lag ich im Yogakurs bei der Entspannung und in mir sind einfach die Tränen hochgestiegen und liefen. Keiner hat es gesehen, bemerkt, ich blieb völlig lautlos und völlig bewegungslos, total ruhiger und gleichmäßiger Atem. Das macht mich jetzt wütend, denn ist das uralte Muster: nichts zeigen. Einfach aushalten. Weiteratmen. Bis es vorbei ist. Das Gefühl. Der Missbrauch. Die Gleichgültigkeit. Egal was.
Ich bin auch so wütend darüber geworden, dass ich da lag, heute im Yogakurs, und mir im Leben nicht erlaubt hätte, aufzustehen und die Situation zu verlassen. Bloß niemanden stören. Oberstes Gebot.

Puh.

Ich möchte mich jetzt aber nicht selbst dafür verurteilen, so stark der Impuls auch ist. Ich möchte sanft sein und versuchen hinzusehen, dass da eine Kleine ist, der es nicht gut geht. Dass ich das bin, dass es mir nicht gut geht. Verbunden sein, bleiben mit diesem Gefühl.

Soviel Verluste.
Der Todestag eines sehr wichtigen Menschen naht. Wieder diese emotionale Inkompetenz. Ehrlich, ich kann nicht trauern. Manchmal schießen die Tränen hoch, aber dann wird dieses Gefühl abgeschaltet (h a l l o! Wer nimmt mir das weg? Ich will es behalten! Wohin verschwindet es????)
Aber die Verletzlichkeit bleibt irgendwie. Durchs Leben gehen ohne warme Kleidung und Schuhe.

Und dieser Mensch, er fehlt so unsagbar.
elefantenkind
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Re: Zusammenwachsen

Beitrag von elefantenkind »

Liebe Isa,
Dir noch ein danke für deine Worte. Es entlastet mich, dass du schreibst, dass Personen trigger sein können. Ich denke so schnell, wie bekloppt ich bin und kann mich da so schlecht ernst nehmen. Aber meine Schwester scheint es wirklich zu sein.

Liebe A.Rhiannon, auch dir ein danke, besonders für die wertschätzenden Worte zu meinem Bild. Echt, wenn hier niemand schreiben würde, ich würde es nicht aushalten. Es wäre so sehr fast Gefühl, unsichtbar zu sein.
Krasser trigger für mich.


Triggerwarnung!!!!









Es gibt eine direkte Verbindung zum Missbrauch. Weil ich unsichtbar war, konnte er es machen. Weil ich so unsichtbar war, bin ich quasi aus der Welt hinausgefallen und direkt in die Welt des Täters hineingefallen.

Ich hatte auch so krasse Erinnerungen neulich, als ich gemalt habe. Ich muss es hier mal hinschreiben, damit es wahr wird.

Er hat mir Medikamente gegeben, damit er mich benutzen kann, ohne dass ich mich wehre oder ein Geräusch mache. Ich weiß es schon länger. Ich schweige und schweige darüber, weil ich das niemandem sagen kann.
Mein Körper wurde so weich und schlapp Ich konnte mich nicht mehr wirklich bewegen. Während ich das aufschreibe, spüre ich meine Angst, die alte Angst als Krampf in der scheide.
Puh.
Aber daneben ist auch etwas Wut
Wut ist schwer, aber Hass ist leichter. Ich hasse ihn so sehr. Wenn ich könnte, würde ich ihn kastrieren.
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