Hi Whisper,
Schreiben ist doch super. Schreib ihr doch fürs Erste einen zettel, dass du reden willst, aber reden schwer ist und dass du lieber schreiben willst. Jede von euch könnte sich ein körbchen hinstellen, wie einen briefkasten und da könntet ihr euch immer schreiben.
es reicht ja gerade, wo es so schwer ist, zu schreiben, dass du schreiben willst, aber es gerad schwer ist und du einfach ein wenig ermutigung brauchst. was würde es dir denn leichter machen deiner ma zu schreiben?
du könntest deiner ma schreiben oder einer beraterin. die kann ja auch von einer anderen beratungsstelle sein, die etwas weiter weg ist. es gibt sicher eine, die sich darauf ein lässt, wenn du schreibst das ist gerade das einzige, was geht. ich hab auch mal an eine online beratung in der schweiz geschrieben, das ging, obwohl ich in deutschland lebe. einfach mal googeln. oder ich schreib dir den namen per pn.
ich verstehe das sehr gut mit dem allein sein. das geht mir manchmal noch heute so. du hast freunde, deine ma etc. aber niemand kann deine gefühle und dein erleben nachfühlen, weil es niemand erlebt hat. ich weiß ich nerve, aber dafür sind kliniken auch super. ich habe dort zwei, drei sehr enge freundinnen gefunden, die mb wurden oder andere schlimme dinge erlebt haben. wir reden längst nicht nur über den kram, sogar selten, weil es ja auch triggert, aber zu wissen, man muss nicht viel erklären, wenn es einem schlecht geht, ist enorm hilfreich. zu wissen: die kämpfen auch, halten durch, fallen, kämpfen weiter. falls du adressen von kliniken haben möchtest, schreib mir per pn. das ist gerad wirklich wichtiger als schule finde ich. ich war auch mal drei monate in der schulzeit in der klinik und das war gar nicht schlimm, weil es ja auch klinikschulen gibt etc.
du könntest deiner ma sagen/schreiben, dass sie nichts machen darf was du nicht willst, wenn sie will dass es dir ok geht. das bekommen angehörige auch meist bei jeder beratung gesagt. anzeige geht eh nicht ohen deine aussage etc.
aha, da kommen wir der sache schon näher... oder?
glaubst du vielleicht du hast kein recht einen platz wegzunehmen, zu reden, therapie zu machen, klinik etc...? weil ja alles ok ist, du in sicherheit...
das klingt ertsmal logisch, dass du denkst es müsste alles ok sein, weil der mb hat ja auch aufgehört. aber wenn das so funktionieren würde, liebe whisper, wären wir alle nicht hier und ganz viele menschen würden nicht jahrelang therapie machen, wenn der mb längst vorbei ist..
so sch.. es klingt wenn der mb vorbei ist, kann eine therapie ja erst los gehen... dann werden die probleme oft erst richtig gross (mein svv verstärkte sich zb sehr nach dem mb), weil es einem stärker bewusst werden darf, wie schreckich alles war. das durfte man vorher ja gar nicht fühlen, sonst wäre man verrückt geworden.
du bist mehr als berechtigt jetzt therapie zu machen und du nimmst auch keinen platz weg. ich habe zehn jahre therapie gemacht und selbst ich hatte noch nach 8 jahren das recht dazu, eben weil es mir sehr schlecht ging.
du hast wirklich alles recht der welt.
und weißt du warum du dich jetzt so schlecht fühlst, so angst hast... ich versuchs dir zu erklären aber es ist nicht so einfach und wenn du es nicht verstehst, liegt es an meinen mangelnden erklärungskünsten.
also es gibt zwei arten von gehirn... eines für normale dinge und eines für trauma.
das für normal dinge funktioniert so wie du es beschreibst: mathe arbeit ist vorbei, keine angst mehr. soweit so gut.
das trauma gehirn funktioniert leider nicht so. das ist auch viel schlechter zu erreichen durch dinge wie wenn jemand dir sagt: er ist weg, du musst jetzt keine angst mehr haben. da denkt sich das traumagehirn: du kannst mir viel erzählen, ich bleibe lieber in der absoluten angst- und notfalleinstellung... das braucht eben oft jahre um langsam zu verstehen (besonders auf emotionaler ebene) dass die gefahr vorbei ist.
ohne therapie kann es ja auch sein, dass man noch 30 jahre nach ende des mb in dieser einstellung ist. ein böser blick, ein anmotzen, jemand, der einen fest anpackt, ein mann, der sich in einen verliebt und das trauma gehirn signalsisiert: hilfe, gefahr, wieder mb.. und geht eben in todesangst, flashbacks etc. das ist ein schutz und ganz "normal".
deshalb: du musst dich nicht falsch fühlen. es wäre komisch wenn du dich gerad sicher fühlen würdest. ohne therapie glaube ich, ohne dir angst machen zu wollen, dass es sein kann dass du noch jahrelang angst hast, gerad weil dein vater so nah wohnt etc. im grunde wäre es gut wenn ihr weg ziehen würdet oder zumindest du. ich weiß das ist gerad alles was viel und steht nicht an (oder doch? wohngruppe etc.) aber selbst mein vater wohnt 600km weg und ich hab viel therapie hinter mir und selbst ich habe manchmal noch angst. ich kann dann das trauma gehirn beruhigen, aber das brauchte jahrelange therapie.
ich hoffe ich hab dich nicht überrumpelt. ich will nur nicht dass du denkst du seist falsch. du reagierst wirklich vollkommen normal. und eine therapie bzw. erstmal vorsichtig anfangen zu schreiben wäre sehr gut. ich wüsste fast niemanden der mehr ein recht darauf hätte als du.
einen schönen tag
rosa