EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

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Fee16

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Fee16 »

Hallo liebe Ivi,

gerne, freut mich, wenn du etwas von der Antwort für dich mitnehmen kannst!

Mir ging es eigentlich schon mit dem Entschluss eine Therapie zu machen spürbar besser ;). War vorher voller Selbsthass, dass ich mir solche Sachen ausdenke und wie ich nur so eine schlechte Tochter sein kann :roll: . mir zuzugestehen "ok, ich habe ein Trauma. Es kann sein, dass das so passiert ist." war schon eine Erleichterung. Und die Stabilisierungsübungen haben mir sehr viel gebracht, schon das nicht mehr ganz im Flashback sein war sehr erleichternd. Mein Therapeut hat mir auch die Übung "das innere Kind retten" von Frau Reddemann gezeigt. Diese Übung habe ich zuhause sehr oft angewendet und fand ich persönlich auch sehr hilfreich. Das EMDR war dann eher nochmal etwas antriggernd und hat die Situation dann mehr so linear verbessert als sprunghaft.
Mein Therapeut hatte mich am Anfang gefragt, was ich mir von der Therapie erhoffe und ich war da Recht bescheiden :lol: Also mein Ziel war so 3 Mal die Woche Flashbacks zu haben oder so :roll: :wink: Glaube es kann aber helfen sich Zwischenziele zu setzen, damit der Berg nicht mehr so groß aussieht. Wie müsste es sein, dass du einigermaßen leben kannst? Wie dass du einigermaßen gut leben kannst? Und erst dann wie wäre es optimal?

Das mit dem 14tätigen EMDR hört sich gut an. Hast du Angst vor den EMDR-Stunden? Vielleicht kannst du das irgendwie in deinem Kopf ein bisschen umstrukturieren als "da geh ich durch und dann ists auch irgendwann mal vorbei".

Wegen dem Termin drücke ich dir die Daumen, dass jemand vielleicht doch noch tauschen mag.

Wie machst du das mit dem getriggert werden auf Arbeit? Hast da da eine Technik um dich da wieder rauszuholen?
Kannst du die Tresortechnik? Würde es dir helfen diese Erinnerungen dann erstmal bis zur nächsten Therapiestunde darin einzuschließen?
Sonst finde ich, dass es hilft, wenn man sich ein Zeitfenster setzt in dem man auch mal ausflippen und heulen darf. Vielleicht so 3 Stunden am Samstag, das ganze ausführlich betrauern, Briefe schreiben, traurige Musik hören etc. Dann kann man diese Gedanken auf dieses Zeitfenster verschieben. Man muss eben schauen, dass man danach da wieder rauskommt, vllt mit einem festen Termin oder etwas was einen danach wieder ablenkt.

Zu den Freundschaften: Wie machen das die Menschen denn in deinem Umfeld, wenn sie um Hilfe bitten oder sich trösten lassen? Ich finde es kann helfen, wenn man sich einfach mal ein paar gute Verhaltensweisen abkupfert ;).
Bei mir war das so, dass ich in einem Internetforum sehr aktiv war und da wussten die Leute auch was los war, das war ein SVV-Forum, also von der Thematik nicht so weit weg ;). In meinem persönlichen Umfeld habe ich es nach und nach erzählt, dabei hab ich die Erfahrung gemacht, dass man die Menschen aktiv darauf hinweisen sollte, dass sie nachfragen dürfen und das sogar durchaus erwünscht ist. Sonst denken sie scheinbar, dass man eh nicht darüber reden will und sie einen nicht daran erinnern sollen o.ä. oder fühlen sich eben unsicher, aber da kann man sagen, dass das ok ist.
Ich hatte das mit dem Reden hauptsächlich über Beschwerden aufgezogen. Also einer Freundin habe ich zuerst von dem SVV erzählt und viel später den genauen Grund. Die Menschen in meinem Umfeld hatten damals mitbekommen, dass ich massive Schlafprobleme hatte - habe das aber immer eher ins lächerliche gezogen und ins "gewollte". Also weniger "ich kann nicht schlafen" als "ich will nicht schlafen." Das habe ich dann später revidiert und nach Tipps gefragt und irgendwann gesagt, dass ich einfach immer so unter Strom und Stress stehe und nochmal später, dass ich auch belastende Erinnerungen habe. Neuen Freunden erzähle ich es inzwischen, wenn es sich ergibt. Ich sage häufig, dass ich keine so schöne Kindheit hatte oder dass das Verhältnis zu meinen Eltern schwierig ist. Manche fragen dann nach, andere nicht ;).
Man kann aber durchaus auch direkt sagen, dass man gerade in einer schwierigen Situation ist und gerne darüber reden würde, dass es eher eine krasse Geschichte ist und man sich freuen würde, wenn man sich mal bei einem Kaffee o.ä. zusammensetzen kann...
Die Leute haben durchweg positiv oder neutral reagiert. Das hatte mich echt total überrascht! Ich hatte eher damit gerechnet gehabt, dass mir deswegen Inkompetenz unterstellt wird, ich verurteilt werde oder die Menschen mich dann total anders behandeln etc. Das war aber nicht der Fall. Manches ist dann doch mehr im eigenen Kopf ;)

Ich habe zu der Zeit studiert und hatte vor allem Schwierigkeiten in der Uni wach zu bleiben wegen den Schlafstörungen. Eigentlich hab ich in der Uni mehr geschlafen als zuhause. :roll: :wink:
Daran hat sich aber irgendwie nie jemand ernsthaft gestört. Und bei mir war es früher immer so, dass wenn ich besonders schlechte Laune hatte ich das so massiv überspielt habe, dass wenn ich gute Laune hatte die Leute mich gefragt haben warum ich schlecht drauf bin. Hab da eigentlich mir fast immer irgendwas ausgedacht oder das offen gelassen, weil zu sagen "nö. heute hab ich mal ausnahmsweise gute Laune" wäre dann vllt doch zuviel gewesen.
Wegen deinen Kollegen kannst du dir überlegen wieviel du da von dir zeigen möchtest.

Nochmal zu den Schlafstörungen - gibt es Situationen am Tag indenen du einschläfst? Wenn ja, wann ist das und was macht diese Situationen aus?
Das zu analysieren hatte mir damals geholfen - wie gesagt ich bin immer in der Uni eingeschlafen, das hat mich echt geärgert und habe mich oft gefragt warum. Die Antwort für mich war dann, dass ich mich dort sicher fühle weil ich 1) unter Menschen bin 2) erwachsen bin. Ich habe dann versucht möglichst als erwachsenes Ich ins Bett zu gehen und nicht in ein Kind-ich zu switchen. Bei mir ging das dann mit Hörbüchern für Erwachsene ganz gut, die einigermaßen spannend sind, damit man auch dabei bleibt und nicht mit den Gedanken in unglückliche Sphären abschweift. Hört sich erstmal ziemlich kontraproduktiv an, aber das Schlaf ist eine individuelle Sache :D
Hoffe, dass du für das Wochenende dann ein gutes Medikament bekommst!

Die Selbsthilfegruppe für den Sommer hört sich gut an, das ist jetzt natürlich nicht sofort, aber der Sommer ist ja trotzdem noch relativ nah und du kannst davon dann auch noch länger profitieren.

Also die Traurigkeit ist weg ja. Wobei das mehr so ein schwankendes Konzept bei mir war. Mal war ich traurig, mal voller Wut auf die Täter, mal gleichgültig. Und das ganze hat sich mehr in so ein Hochgefühl umgewandelt. Also im Sinne von, dass es mich immernoch wundert wie ich da heil rauskommen konnte, dass ich das tatsächlich überlebt habe und es mir jetzt gut geht, obwohl das alles tatsächlich passiert ist.

Habe die Therapie relativ lange ausgeschlichen. Die letzte Sitzung war bei mir vor ca. 2 Jahren. EMDR ist aber schon länger her, vllt 3. Hatte noch Stunden übrig, hab versucht alles zu bearbeiten was mich irgendwie nerven könnte und wollte dem Frieden erstmal nicht so glauben :roll:

Viele liebe Grüße
Fee
Ivi

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ivi »

Hallo liebe Fee,

danke für Deine Offenheit.

Dass mit EMDR die Verbesserung eher sprunghaft als linear war, beruhigt irgendwie ein wenig, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte paar Tage nach der ersten Stunde irgendwann die totale Krise bekommen, habe mich reingesteigert, dass ich bestimmt alles falsch gemacht habe, irgendwie komisch ticke, zu oft aufgestanden bin zwischendurch, um nicht zu dissoziieren... weil ich irgendwie dachte, es müsste doch gleich eine Erleichterung spürbar sein (und viele beschreiben das ja auch so). Meine Therapeutin hat mich da wieder gut rausgeholt, mir erklärt, dass ich nichts falsch machen kann... und dass man manche Situationen auch mehrfach durchgehen muss, bis spürbare Erleichterung da ist... Es ist eben auch eher ein wenig antriggernd, wie Du es bezeichnest. Ich hoffe, das wird bald besser (und vor allem, dass nicht ständig neues hochkommt, das ist das, was am schwierigsten ist, es kommt mir manchmal vor wie ein Fass ohne Boden...)

Dein Tipp mit den Zwischenzielen ist sehr gut, ich denke, das könnte hilfreich sein. Ich habe recht viele Ziele- zu Beginn der Therapie hatte ich mir da viele Gedanken gemacht und bin die auch mit meiner Therapeutin durchgegangen... ich muss den Zettel nochmal raussuchen... ein paar Sachen kamen und kommen mir immer noch utopisch vor... so absolute Fernziele, die mir wie ein Phantasiewelt vorkommen, dabei sind es ganz "normale alltägliche" Dinge.
Aber ich denke es macht Sinn, es wirklich mal in drei Zeitspannen einzuteilen, so wie Du es vorgeschlagen hast. Ich muss mir einfach jetzt erstmal überlegen, was ich brauche, um einigermaßen leben zu können. Das "gut" erstmal weglassen... quasi erstmal zusehen, was ich tun kann, um jetzt nicht zu ertrinken, wenn ich schon nicht schwimmen kann.

Ein wenig Angst vor den EMDR Stunden habe ich schon, aber das hält sich in Grenzen. Es hat, auch wenn es sich total merkwürdig anhört, ja auch etwas tröstendes, weil ich nicht alleine bin- und das ist in all dem Schmerz was Schönes. Die Angst habe ich eher vor dem "danach"... den Tagen danach... Ich muss wohl aber auch bedenken, dass ich erst zwei mal EMDR hatte, ich weiß noch gar nicht so genau, wie ich ticke und wie ich darauf reagiere, ich schätze auch da wird man mit der Erfahrung schlauer und lernt sich besser kennen- und kann dann hoffentlich gute Strategien entwickeln. Mometan ist es eben eher wie so ein dunkles Loch... :roll:
Die Idee mit dem Zeitfenster zum Ausflippen finde ich auch ganz gut... ab nächster Woche arbeite ich wieder- vielleicht sollte ich mir dann wirklich mal am WE ein paar Stunden Zeit dafür nehmen- begrenzt, mit einem festen Termin hinten raus. Ob ich das hinbekomme, weiß ich, um ehrlich zu sein, nicht so recht. Aber ich werde das mal versuchen, danke :)

Die Tresortechnik kenne ich, ja. Meine Therapeutin hat die mir sogar mal auf mein Handy gesprochen mit dem Diktiergerät- wenns ganz schlimm ist, dann hör ich mir das an. Die Übung ist sehr gut und in Kombi mit ihrer Stimme beruhigt es mich manchmal. (echt, wie ein kleines Kind komm ich mir vor, wenn ich das so schreibe...)

Bei der Arbeit hab ich mein "Notfalltäschchen"- das läuft dann i.d.R. über starke Sinnesanreize, im Notfall, wenn ich in nen Flashback gleite oder anfange zu dissoziieren hol ich die Ammoniakampullen. Kommt immer darauf an, wo ich grade bin, mit wem, oder alleine usw. Imaginative Übungen bekomm ich während der Arbei nicht gut hin.

Deine Erfahrungen bei Freundschaften sind ermutigend. Ich denke, ich werde noch eine Weile brauchen- theoretisch weiß ich das alles, nur an der Umsetzung hapert es gewaltig... Aber gut, dass Du sagst, dass man den Leuten sagen soll, dass sie auch fragen dürfen- wahrscheinlich überfordern solche Themen die meisten und sie trauen sich einfach nicht und dann wird die Situation noch merkwürdiger und steifer... Also, wenn ich es mal schaffe, in die Richtung zu gehen, werde ich das bedenken :)

Ich schlafe tagsüber eigentlich nicht ein- bei der Arbeit oder so. Ich hab eh meist nen recht engen Terminplan, und während ich in einem Gespräch bin, passiert mir das dann doch nicht... Ich merke es aber jetzt, wo ich daheim bin. Wenn ich mich auf die Couch lege, irgend ne DVD schaue oder so, da kann es noch am ehesten passieren, dass ich mal ne viertel oder halbe Stunde einschlafe. Unter anderen Leuten passiert mir das nieeeeeee. Ich kann nicht schlafen, sobald jemand um mich ist- ein anderer Mensch in meiner Wohnung, in dem gleichen Zimmer, im Bett... dann schlafe ich gar nicht. Ich fühl mich eigenlich am sichersten, wenn ich allein bin.

Dass sich das ganze mal positiv wandelt, kann ich mir für den Moment noch gar nicht vorstellen. Ich hab noch nicht mal Wut- dabei hätte ich die oft lieber, als Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit. Meine Therapeutin fragte mich letzt auch, ob ich nicht mal Rachegedanken oder so gehabt hätte, Wut... Nein... irgendwie fehlt das noch- am ehesten die Richtung ist noch der Selbsthass, den ich habe.

Glaubst Du dem Frieden denn jetzt? :)

Liebe Grüße
Ivi
Fee16

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Fee16 »

Hallo liebe Ivi,

glaube das mit dem EMDR ist einfach unterschiedlich von Person zu Person. :wink:
Finde das gut, dass du auf dich achtgibst und versuchst nicht zu dissoziieren. Es soll ja nicht der Sinn sein, dich zu retraumatisieren ;).
ivi hat geschrieben:und dass man manche Situationen auch mehrfach durchgehen muss, bis spürbare Erleichterung da ist...
Das kenne ich auch so. Also manche Erinnerungen sind halt einfach ziemlich krass und brauchen auch nochmal nen Durchgang mehr :roll:
ivi hat geschrieben:(und vor allem, dass nicht ständig neues hochkommt, das ist das, was am schwierigsten ist, es kommt mir manchmal vor wie ein Fass ohne Boden...)
Vielleicht kannst du auch bei dem EMDR versuchen erstmal bei einer Erinnerung zu bleiben und nicht so zu "springen." weiß nicht wie gut das bei dir möglich ist.
ivi hat geschrieben: Ein wenig Angst vor den EMDR Stunden habe ich schon, aber das hält sich in Grenzen. Es hat, auch wenn es sich total merkwürdig anhört, ja auch etwas tröstendes, weil ich nicht alleine bin- und das ist in all dem Schmerz was Schönes.
Doch kann ich verstehen.
Vonwegen neue Strategien mit der Zeit entwickeln hört sich gut an. Dass du mit der Zeit besser weißt was dir gut tut und auch wie du das dann umsetzen kannst. Bildlich gesprochen - Vielleicht kannst du im dunklen Loch ja eine Minikerze anzünden. :roll: (Oder warum eigentlich nicht real ;))
ivi hat geschrieben:Die Tresortechnik kenne ich, ja. Meine Therapeutin hat die mir sogar mal auf mein Handy gesprochen mit dem Diktiergerät- wenns ganz schlimm ist, dann hör ich mir das an. Die Übung ist sehr gut und in Kombi mit ihrer Stimme beruhigt es mich manchmal. (echt, wie ein kleines Kind komm ich mir vor, wenn ich das so schreibe...)
Naja du kannst das ja auch so sehen, dass du das Innere Kind in dir damit auch beruhigst. Jeder hat ja kindliche Anteile die auch mal getröstet werden möchten.

Ok, freut mich, dass das auf der Arbeit gut mit dem Notfalltäschchen klappt!

Ja, wegen den Freundschaften muss man so ein bisschen ins kalte Wasser springen ;).
Und schauen obs wirklich so kalt ist :wink:

Hmm, gibts DVDs bei denen du besonders oft einschläfst?
Bei zwei Stunden Nachtschlaf ist eine halbe Stunde ja schon 25% Plus :)

Naja das mit der Wut kann auch dauern :D Ist man ja auch nicht so gewöhnt mal auf andere Menschen wütend zu sein, das ist sozial ja unerwünscht. -Also zumindest ich hab immer eingebläut bekommen, dass Wut nichts für gute Menschen ist und man lieber die Fehler bei sich selbst suchen soll. Und dann auch noch auf die Menschen wütend zu sein, von denen man früher abhängig war... da war es ja besonders wichtig, dass diese Menschen einem gut gestellt sind - sonst verletzten sie einen evtl. noch mehr und diese Abhängigkeit kann echt so ein schlechtes Muster geben (bzw. hat das bei mir getan) vonwegen "es gibt niemand anderen in meinem Umfeld der 'gut' zu mir ist. Also muss diese Person gut sein. Wenn diese Person gut ist, muss ich schlecht sein - sonst würde sie mir das nicht antun." .. Naja heute weiß ich es besser. :wink:

Ja, jetzt glaube ich dem Frieden :D
Nachdem ich die Therapie beendet hatte, hatte ich nochmal so ein Angstgefühl vonwegen "oh gott! Was ist wenn es wiederkommt - VERDAMMT!" aber nachdem es dann doch nicht wiederkam.... ;)

Viele liebe Grüße
Fee
Ivi

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ivi »

Hallo liebe Fee,

wir gehen das EMDR ziemlich "strukturiert" an- ich arbeite momentan eine bestimmte Situation auf- aber allein da kommen immer mehr Details ans Licht... das, was am grauenhaftesten war, hatte ich wohl eine Weile erfolgreich verdrängt und jetzt ist es wieder da... aber das gehört eben dazu... anders, mit dem Verdrängen und nichts-tun, hat es ja auch nicht gut funktioniert :roll:
Am liebsten würde ich einfach "durchmarschieren", Augen zu und durch, um es möglichst schnell hinter mich zu bringen... aber meine Therapeutin sagte, dass EMDR nicht funktioniert, sobald man in dissoziative Zustände gerät- also muss ich achtsam sein, langsam vorgehen, immer wieder Pausen einlegen und mich reorientieren. Puh... bin froh, erstmal Pause zu haben...

Mit der Wut hast Du recht... so ähnlich wurde mir das auch beigebracht. Und was man erlernt und ein Leben lang umgesetzt hat ist schwer wieder zu verlernen, umzudenken...

Ich hätte heute meinen Termin so dringend gebraucht... aber meine Therapeutin ist krank und hat abgesagt :cry: Ich bin ihr nicht böse oder so, sie ist ein Mensch und darf auch mal krank sein- normalerweise versuche ich das auch eher positiv zu sehen, "Lernen am Modell", was Selbstfürsorge und so angeht.
Aber heute... ich habe die letzten Tage irgendwie auf diesen Termin hingelebt- da lag Trost und Hoffnung und was weiß ich noch drin. Und gleichzeitig ist extrem große Scham vorhanden... das, was wir das letztes mal durchgearbeitet haben... ist mir soooo peinlich. Mein Gefühl sagt mir ständig, dass sie mich jetzt abstoßend finden muss. Ich weiß, dass sie das nicht tut, aber das Gefühl und diese Gedanken kommen ständig wieder... und ich dachte, dass es bestimmt besser wird, wenn ich sie wieder sehe und bemerke und spüre, dass sie ganz normal ist und sich nichts verändert hat... Mein Kopf weiß ja, wie es eigentlich ist... aber Gefühle lassen sich leider ja nicht mit dem Verstand so gut steuern.
Also muss ich jetzt irgendwie zusehen, wie ich die nächsten Tage weiter überstehe... dabei fühle ich mich momentan immer wieder so lebensmüde... als wäre einfach alles zu viel und ich sehne mich so nach Ruhe und Frieden- was auch immer genau das sein mag.

Deinen Mut und Deine Stärke, das alles durchgezogen zu haben, bewundere ich wirklich Fee!

Liebe Grüße
Ivi
Fee16

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Fee16 »

Hallo liebe Ivi,

das mit deiner Therapeutin ist natürlich ärgerlich.
Wenn dein Kopf dir das nicht glaubt, kannst du ihr vielleicht auch eine E-mail schreiben und nachfragen?

Du schreibst, dass du dich nach Ruhe und Frieden sehnst - wie könntest du das konstruktiv bekommen? (Also so, dass es dir danach auch besser geht als vorher ;)). vielleicht ja auch mal eine viertel- oder halbe Stunde Ruhe und Frieden - hast du dafür Ideen?

Vonwegen sich lebensmüde fühlen - meinst du Suizidgedanken und hast du einen Plan was du machst, wenn diese Gedanken zu stark werden?
ivi hat geschrieben:wir gehen das EMDR ziemlich "strukturiert" an- ich arbeite momentan eine bestimmte Situation auf- aber allein da kommen immer mehr Details ans Licht... das, was am grauenhaftesten war, hatte ich wohl eine Weile erfolgreich verdrängt und jetzt ist es wieder da... aber das gehört eben dazu... anders, mit dem Verdrängen und nichts-tun, hat es ja auch nicht gut funktioniert :roll:
Ja, man wünscht sich manchmal, dass das einfach nicht passiert wäre und weg. Naja geht leider nicht und man kann auch daran wachsen. Das hört sich erstmal ziemlich beknackt an, weil hallo?! Missbrauch ist ja nichts Gutes. Aber wenn man es schafft mit dem Scheiß fertig zu werden, hat man immerhin gelernt mit starken Schwierigkeiten umzugehen und umhauen kann einen eigentlich auch nichts mehr ;) :P.
ivi hat geschrieben:Deinen Mut und Deine Stärke, das alles durchgezogen zu haben, bewundere ich wirklich Fee!
Danke dir! =) Du wirst das auch schaffen - einfach am Ball bleiben.

Viele liebe Grüße
Fee
Ivi

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ivi »

Hallo liebe Fee,

eine Email möche ich meiner Therapeutin jetzt eigentlich nicht schreiben, sie ist ja krank... und dann will ich sie nicht belästigen. Zudem würde es mich nervös machen, nicht zu wissen, wann sie wieder fit ist und die Mail liest. Das muss ich jetzt wohl einfach mal aushalten.
Außerdem hatte sie mir ja bereits direkt im Anschluss gesagt, dass es nicht so ist- und dass nicht ich, sondern der Täter abstoßend ist. Aber so ganz ist das nicht angekommen, ich denke dann immer irgendwie, naja, das war direkt im Anschluss, vielleicht hat das aber doch in ihr "nachgearbeitet" und sie findet es total eklig... blöde Gedanken, eigentlich weiß ich, dass sie hoch professionell ist und sich außerdem wahrscheinlich schon so einiges anhören musste in ihrer beruflichen Laufbahn. Aber trotzdem...

Wie ich zu Ruhe und Frieden komme? Keine Ahnung, ehrlich! Ich überlebe einfach nur, das ist für mich schon der Erfolg momentan. Hört sich melodramatisch an, aber eigentlich trifft es das ganz gut. Den einzelnen Tag, die einzelne Stunde irgendwie überstehen und weiter machen, weiter atmen, irgendwie weiter funktionieren...
Es ist nicht so, dass ich nichts tue- ich tue Sachen, die "gut" sind- zumindest bemühe ich mich. Ich mach mir eine Wärmflasche und kuschel mich unter die Decke, ich gehe Joggen, ich versuche mich abzulenken. Für Freitag habe ich mich verabredet ,für Samstag auch (auch wenn mir überhaupt nicht danach zumute ist) Das mach ich schon noch, weil ich weiß, dass es wichtig ist. Gerade weil ich mit der Lebensmüdigkeit auch Suizidgedanken meine, ja. Ich bin nicht ernsthaft suizidgefährdet oder so, aber ich denke über die Möglichkeit nach... und das hab ich sonst eher selten. Vielleicht ist es eine gewisse Todessehnsucht? Ruhe und Frieden? Tot = weg = keine Gefühle?
Aber ich bin immer sehr hart mir selbst gegenüber gewesen und kann, auch wenn solche Gedanken da sind, sie gut unter Kontrolle halten.

Tja ja, was einen nicht umhaut... macht einen stärker. Hoffe, ich kann das irgendwann auch so sehen und fühlen.
Ich danke Dir Fee.

Liebe Grüße
Ivi
Fee16

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Fee16 »

Hallo liebe Ivi,

geht es dir heute ein bisschen besser?
Ivi hat geschrieben: eigentlich weiß ich, dass sie hoch professionell ist und sich außerdem wahrscheinlich schon so einiges anhören musste in ihrer beruflichen Laufbahn. Aber trotzdem...
Naja, ich glaube ehrlich gesagt, dass die aller, allermeisten Menschen den Täter abstoßend finden. Egal ob die nun professionell sind oder nicht.
Dieses "man wird durch den Täter beschmutzt und ist selbst schuld und eklig" ist, denke ich, mehr eingeredet vom Täter oder ein Schutzmechanismus von einem selbst (wie das mit der Wut gegen sich selbst statt gegen den Täter.)

Naja überleben ist ja auch schonmal was ;). Aber das mit der Wärmflasche etc hört sich doch ganz gut an.
Ja, ich denke bei Suizidgedanken ist ja oft ein anderer Wunsch dahinter, z.b. "die Gedanken sollen aufhören" "ich will der Situation entkommen." oder eben "ich will Ruhe." Dann ist eben die Frage die man sonst dahinkommen kann - also z.b. Ruhe bekommen.
Auch wenn du die Gedanken ganz gut im Griff hast, kannst du dir einen Notfallplan zurechtlegen, z.b. die Telefonseelsorge notfalls anrufen oder eben zur Psychiatrie gehen. Ist zwar vielleicht nicht schön, aber besser als gar keine Chance mehr zu haben, dass es auch wieder gut werden kann.

Viele liebe Grüße
Fee
Ivi

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ivi »

Hallo liebe Fee,

ja, damit magst Du recht haben, dass wohl die meisten den Täter abstoßend finden... aber ich denke dann, dass sie jetzt bestimmt Bilder in ihrem Kopf hat, wenn sie mich sieht... von dem, was ich erzählt habe. Und die Bilder sind abstoßend... aber das ist eben Teil des Problems... dass man alles auf sich selbst projeziert, statt es dorthin zu richten, wo es hingehört: zum Täter. Wie gesagt, selbst die Wut auf ihn fehlt.

Meine Therapeutin hat mir übrigens gestern noch selbst eine Mail geschickt- es ging noch um eine Info bzgl. der Medis... das hat mich etwas beruhigt irgendwie.
Heute geht es mir auch etwas besser, der Tag war nicht ganz so übel wie die vorherigen.
Danke fürs Zuhören... und für die Zeit, die Du Dir zum ausführlichen Antworten genommen hast, obwohl Du mich gar nicht kennst :roll:

Liebe Grüße
Ivi
Fee16

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Fee16 »

Hallo liebe Ivi,

klar, habe dir gerne zugehört! :)

Freut mich, dass es heute etwas besser geht und das mit der Therapeutin sich noch etwas gelöst hat!

Viele liebe Grüße
Fee
Evalotta

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Evalotta »

Hallo Wölfin,

Ich kann gut verstehen, dass es nervig ist, eine EMDR-Sitzung im Vorfeld so organisieren zu müssen.
Ich kann aber deine Thera gut verstehen.
Ich habe in einer EMDR-Sitzung massiv körperlich reagiert. Mir wurde schwindlig und speiübel. Mein Kreislauf ging total in den Keller.
Nachdem die Therapiestunde fast am Ende war, hat mich meine Thera trotzdem alleine heim gehen lassen. Ich hatte eine einstündige Heimfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln vor mir und habe es irgendwie geschafft, ohne umzukippen, heim zu kommen.

Gruß
Evalotta
rosa eiffel

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von rosa eiffel »

hallo
entschuldigt wenn ich etwas ähnliches schreibe wie schon einmal, ich finde gerade meinen post nicht...

es geht mir soweit gut, aber ich habe so gut wie keine erinnerungen (bilder) sondern nur körperflashs, die auch nach sehr viel therapie nie weg gehen. auch wenn was schlimmes passiert oder ich einen freund habe und dann eben auch s+xualität, habe ich vermehrt flahsbacks.
nun überlege ich in eine klinik zu gehen, die intervall thera machen: 6 wochen immer und darin 4 emdr sitzungen. anhand von einer trauma landkarte.klinik ist gut, frauenstation, nur trauma, ich war da schonmal kurz zur vorabklärung.
ich hab gerad keine ambulante thera, soll das aber mit der besprechen ob ich kommen will oder nicht. geht halt leider nicht.
wie ist eure einschätzung...meine sorge ist, was auch eine traumatisierte freundin meinte, es kann sein, dass ich eine kleinigkeit bearbeite und dann kommt was schlimmes hoch und dann das nächste schlimme und immer so weiter... und die schicken einen knallhart nach 6 wochen heim egal wie man drauf ist und egal ob man ne thera hat oder nicht.
wär toll wenn ihr mir eure gedanken und ideen sagen würdet...
schönen abend
rosa
Ivi

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ivi »

Hallo rosa,

vorab, ich bin wahrlich keine Expertin für EMDR, ich selbst hab damit grade erst angefangen und bin teilweise ganz schön gefordert...

Konntest Du Deine Bedenken, Sorgen und Befürchtungen bzgl. EMDR denn in dem Vorgespräch in der Klinik besprechen? Ich denke, das wäre wichtig... die Befürchtungen und Ängste, die Du hast, sind berechtigt und nachvollziehbar.
An sich denke ich, können solche Intervalltherapien sehr hilfreich sein (viele meiner Klientinnen haben das gamacht, ich arbeite selbst in dem Bereich) und denen hat es meist sehr gut geholfen. Aber natürlich muss gewährleistet sein, dass man in einigermaßen stabilem Zustand entlassen wird.
Wie lang sind denn in etwa die Abständen zwischen den stationären Intervallen?

Dass im EMDR Prozess verdrängte Erinnerungen wieder hochkommen können, das kann schon passieren. Das war ja auch mein Thema in meinen Beiträgen hier in dem Thread.
Ich denke, da wäre es wichtig, könntest Du in der Klinik nochmal nachfragen, wie der Umgang damit ist.

Hast Du denn für Dich Stabilisierungsübungen, die funktionieren? Ich merke bei mir, dass es total wichtig ist, z.B. an den sicheren inneren Ort zu gehen oder auch die Tresortechnik anwenden zu können. Bei diesen "neuen Erinnerungen", die da hochkommen, hilft das nicht immer so gut- deshalb umso wichtiger, die Techniken zu kennen und regelmäßig zu üben.

Liebe Grüße
Ivi
in-between

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von in-between »

Ich las nur sehr wenig, weil ich mich schon vor Monaten im net informierte hierrüber...
Mein Substiarzt schlug mir das vor - und beim nächsten Gespräch musste *ich * _ihm_ erklären, was das ist..
Soviel dazu.
Muss ich selber darum sorgen ... gehört das mit in eine Traumatherapie?
Verzeihung, sollte das auf den vielen Seiten schon beantwortet worden sein.
Der doc wusste nichtmal mehr, dass ich mehrere Glatzen ( janz kurz! ) hatte ... aber nun - ich kann wieder einen Zopf machen! :) .
Aber anderes Thema. Ich denke, nach allem, was ich las, könnte mir das helfen.
Nun noch ... erstmal Engiftung ...
Gast1983

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Gast1983 »

Hey...

Mein Thera und ich wollen nun auch bald mit EMDR beginnen. Nächste Woche gehts los mit Sicherem Ort EMDR

Irgendwie hab ich viel gelesen über EMDR...

Ich hab keine Angst alles nochmal zu durchleben. Ich hab eher Angst davor das gegenüber einem anderen Menschen zu tun.
Ich wüsste gerne, wie eure Theras während des EMDR sind... Nur sachlich nüchtern, odern auch empathisch?
Ich hab irgendwie Angst vor reiner sachlicher Nüchternheit.... Weiß so absolut gar nicht was mich erwartet...
Ich bin auch eher so, dass ich mich nach außen immer fest im Griff haben will. Bloß keine Schwächen zeigen oder gar weinen.
Wollte nur wissen wie ihr diese Stunden mit den Theras erlebt... Trösten die auch mal oder eher weniger. Mir ist einfach mulmig dabei jemanden so nah an mich ran zu lassen, auch wenn ich nicht viel erzählen muss.
Ich fände es auch schlimm, wenn mein Gegenüber nur das EMDR abspult ohne Empathie

Oh Mann, ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie das abläuft, auch wenn im Netz und hier im Thread so viel steht.

LG Gast1983
Ahkira8
Beiträge: 3342
Registriert: Mo Jul 02, 2012 6:45 pm
Wohnort: Norddeutschland

Re: EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

Beitrag von Ahkira8 »

EMDR ist nicht einfach, das merke ich an mir selbst wenn meine Thera mit mir EMDR macht.
Die beiden letzten Wochen haben wir auch EMDR gemacht und da konnte ich nur schwer loslassen, zum Schluss musste ich weinen,
was ich zuvor nicht konnte, ich war emotional sehr aufgewühlt, hatte das Gefühl einfach nicht weiter zu kommen.
Meine Thera sagte mir dass das Weinen wichtig ist, um auch loslassen zu können und um den MB besser zu verarbeiten.
Heute hat meine Thera wieder EMDR mit mir gemacht, heute bin ich einen Schritt weiter gekommen, heute war ich wesentlich entspannter,
kam schneller in das hier und jetzt und es war nicht mehr ganz so belastend für mich, ich spüre auch etwas Ruhe in mir, bin grad auch nicht mehr
so aufgewühlt oder innerlich kribbelig, das Entspannte hatte ich schon lange nicht mehr, OK es ist noch lange nicht alles bearbeitet, aber ich sehe
einen kleinen Fortschritt.

Ich darf immer entscheiden ob ich EMDR machen möchte oder auch nicht und wenn meine Thera der Meinung ist dass ich stabil genug bin willigt sie auch ein.
Sie wart immer meine Grenzen fragt auch nach jeder Sequenz ob ich noch weiter machen kann, ich habe mein Glas Wasser und den Igelball, meine Thera achtet darauf
dass ich dieses auch benutze, zwischendurch machen wir immer ein Pause, sie geht sehr behutsam mit mir um. Im Anschluss sprechen wir noch einmal darüber und
machen noch einen Stabilisierungsübung.

LG
Ahkira
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