EMDR - Erfahrungen/Fragen/Austausch

[Ahkira8]

Gestern war ich wieder bei meiner Thera, wir haben EMDR von der letzten Woche vorgesetzt, war wieder anstrengend, aber die beiden letzten Sequenzen führten zu einem positiven Abschluss. Und heute habe ich das Baden ausgetestet
und ich musste für mich feststellen dass ich zum ersten mal nach Jahren das Baden genießen konnte, es war richtig schön und entspannend, konnte an meine Arme schnuppern und meinen Körper anfassen,
sogar unbefangen in der Badewanne liegen und fröhlich sein. Meine Thera hat echt gute Arbeit geleistet…und ich bin stolz auf mich.
Die Anstrengung hat sich gelohnt, aber ich muss für mich feststellen dass ich immer wieder mit Angst daran gehe. Aber ich werde diesen Weg weitergehen...

[Taramller]

Hallo Zusammen,

jetzt lese ich schon seit langem mit und möchte jetzt auch meine Erfahrungen mit euch teilen. Ich mache seit einiger Zeit Therapie, ca. 1 Jahr, und manchmal machen wir auch eine EMDR Stunde daraus.
Heute habe ich meine EMDR Stunde hinter mir und fühle mich jetzt ziemlich müde. Ich bin gut aus der Praxis raus, aber merke gerade, dass ich abbaue. Meine Frage an euch: Wie lange dauert es denn bei euch so, bis ihr euer Tiefpunkt überwunden habt? Bei mir dauert es zwei bis sieben Tage, dann geht es wieder einigermaßen gut.
Gibt es hier auch noch jemanden, der seine EMDR Therapie beendet hat? Mich würde interessieren, wie es sich danach lebt? Wenn man das überhaupt beschreiben kann.

Liebe Grüße an alle Forumsteilnehmer

[Fee16]

Hallo Taramller,

es freut mich, dass du EMDR ausprobieren konntest Hoffe du machst noch viele weitere gute Erfahrungen damit.

Um deine Frage zu beantworten: Ich habe meine Traumatherapie beendet, da ich keine Symptome mehr habe. Inhalt der Traumatherapie war u.a. EMDR.

Vorher:
Bei mir gab es früher keinen Tag ohne Flashbacks und die Flashbacks zogen sich über Stunden hin, kein Tag an dem ich unter zwei, drei Stunden einschlafen konnte und keinen Tag an dem ich mich nicht zwingen musste am Leben zu bleiben und mir alles unerträglich erschien.

Heute:
Ich habe oft das Gefühl WIRKLICH hier zu sein. Dass das mein Leben ist, das ich leben werde und so gestalten wie ich es möchte.Flashbacks habe ich gar keine mehr, höchstens mal Erinnerungsfetzen, aber auch diese halten sich stark in Grenzen.
Ich bin viel weniger verletzlich und kann auch über meine Erfahrungen sprechen. Natürlich belastet es mich darüber zu reden und es ist jetzt nicht, als ob die Erfahrung positiv gewesen wäre... aber es ist eine ganz normale negative Erinnerung, es ist nichts lebensbestimmendes mehr. Nichts was mich beinahe umbringt und ich empfinde kaum noch Schmerz darüber, dass mir das passiert ist, sondern bin tiefdankbar, dass ich noch lebe.
Jetzt erscheint es mir oft so, dass ich -dadurch, dass ich DAS überlebt habe, so unglaublich viel stärker geworden bin, dass mich fastnichts mehr umhauen kann

Viel Erfolg dir

[Taramller]

Hallo Fee16,

danke für dein Erfahrungsbericht. Ich freue mich mich für dich, das du alles hinter dir gelassen hast. Es ist doch für mich sehr motivierend, mal so ein Erfahrungsbericht zu lesen. Darf ich dich fragen wie lange du in Therapie warst?

[Fee16]

Hallo Taramller,

danke für deine netten Worte

Ich war insgesamt ca. drei Jahre in Therapie.

Liebe Grüße
Fee

[taramller]

Hallo Fee16,

drei Jahre. Wenn ich mir vorstelle, dass ich noch zwei Jahre durch die Hölle gehe, dann wird mir einfach nur schlecht. Aber besser als Lebenslang traumatisiert zu bleiben und ich will mich auf keinen Fall beschweren, weil es eben noch sehr viele Menschen gibt, die auf Therapieplätze warten, leider!!! Ja das Gefühl nicht wirklich zu sein und kein "Selbst" zu haben ist mir sehr bekannt. Aber wie es ist, "wirklich" zu sein und ein "Selbst" zu haben ist mir völlig fremd. Jeder nicht traumatisierte kann das wahrscheinlich nicht nachvollziehen. Manchmal wünsche ich mir ein Leben mit einer eigenen Familie und die Überwindung der Angst vor Nähe, damit ich eine gesunde Bindung aufbauen kann, allerdings kann ich mir das gar nicht vorstellen. Ganz normale wünsche mit einem ganz normalen Alltag eben. Aber meine Kraft reicht nur um den Arbeitsalltag zu überstehen und zu mehr reicht es einfach nicht. Wenn ich meine chronische Müdigkeit überwinde und bin ich schon dankbar.

[Fee16]

Hallo Taramller,

naja drei Jahre kommen einem erstmal lange vor... aber es war bei mir nun auch nicht so, dass es drei Jahre lang miserabel war und danach schlagartig gut Das war mehr so ein Prozess in Laufe dessen es mir immer und immer besser ging

JA, es ist ganz interessant, dann mal das Gefühl zu haben, wirklich zu sein. Mich hat es am Anfang sogar erschreckt. Alles war so nah und so real, damit muss man auch erstmal umgehen, wenn einem vorher alles immer wie hinter einem Schleier erscheint .

Ich kann deine Wünsche gut nachvollziehen, aber auch da kannst du an dir arbeiten. Jeden Tag einen Minischritt. Etwas mehr Nähe zulassen, vllt mal mit einer Freundin reden, dann vllt mal umarmen irgendwann etc. Vielleicht geht es manchmal auch Schritte zurück, aber auch das ist ganz normal.

Wenn du schreibst, du hast jetzt noch zwei Jahre vor dir, entnehme ich, dass du bisher ein Jahr Therapie gemacht hast? Was konntest du bisher erreichen?

Liebe Grüße
Fee

[Taramller]

Danke für deine aufmunternden Worte.

Also in dem einen Jahr ist so viel passiert. Mehr Selbstbewusstsein , Burnout fast aufgelöst. Lebensfreude wieder ein wenig da. Das möchte ich nie missen. Also es hat sich sehr viel getan.
Ein recht gutes Freundeskreis habe ich auch, allerdings wissen die nichts über meine PTBS, dies habe ich auch dieses Jahr erfahren. Meine Erinnerungen zeigen sich noch nicht vollständig. Mein Problem ist eher die Nähe zu Männern. Irgendwie wünsche ich mir ein Freund, aber auf der anderen Seite kann ich es nicht zulassen. Auch habe ich innerlich so ein Schmerzgefühl, den ich nicht zuordnen kann.
Auf die Wirklichkeitsgefühle bin ich auch ziemlich neugierig. Ja, das dir die Situation am Anfang komisch vorkam, kann ich nachvollziehen, weil ich manchmal eine Ahnung von dieser Wirklichkeit bekomme. Fühlt sich an wie geputzte Fenster.)

[Fee16]

Hallo Taramller,

es freut mich sehr, dass sich in diesem Jahr so viel bei dir getan hat!

Hattest du schonmal einen Freund? Wie war das damals?

Das mit dem innerlichen Schmerzgefühl kann ich gut verstehen, vielleicht könnt ihr das in der Therapie auch mal ansprechen und bearbeiten?

Das mit dem Fensterputzen ist ein guter Vergleich

Liebe Grüße
Fee

[traumtänzerin91]

guten morgen an alle,

ich bin jetzt gerade in der Stabilisierungsphase und das klappt mittlerweile echt gut.
jetzt hab ich irgendwie "Angst" vor dem nächsten Schritt. das dauert noch, aber trotzdem

*was ist wenn ich mich in den Bildern verliere?
*wenn danach wieder die flashbacks auftreten?
*wenn ich dann wieder von ganz vorn anfangen muss?

bin für jede Antwort dankbar <3

[ray of hope]

Hallo traumtänzerin91,
meinst du mit dem nächsten Schritt EMDR?
Erst wenn du stabil genug bist wird mit EMDR angefangen. Dein/e Therapeut/in wird sich und dich ausreichend vorbereiten.
Eine Sitzung wird auch nicht negativ beendet. Es kann natürlich während und nach EMDR sehr emotional werden. Normalerweise wird man gut begleitet und auch aufgefangen. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Wenn du noch Fragen hast kannst du sie auch gerne per PN stellen, ganz wie du magst.

[traumtänzerin91]

guten morgen, Dankeschön ray of hope!

wieso muss sich mein Therapeut denn auch vorbereiten?
ihn betrifft das doch nicht und er sieht ja die Bilder auch nicht.
also wieso muss er sich dann vorbereiten?

ich hatte gestern wieder eine Stunde (habe sie momentan einmal die Woche - also jeden Dienstag) und wir sprachen u.a. über EMDR
er hat gesagt, dass ich viel sicherer bin und mich immer mehr auf mein Gefühl verlasse(n kann). ich war total happy!

er zeigt mir in der nächsten stunde wie so eine EMDR Sitzung bei ihm abläuft und dann, die Woche drauf, werden wir so eine stunde machen.
er hat mich zuerst gefragt, ob / wann ich so eine Stunde machen möchte. und ich hab gesagt, dass ich mich sicher fühle und wir jetzt damit anfangen können.

[ray of hope]

Hallo traumtänzerin91,
da dein Therapeut dich ja durch die EMDR Sitzung führt muss er sich auch vorbereiten. Inzwischen dürfte er dich lange genug kennen um einigermaßen zu wissen, was und wie dich etwas belastet. Er wird dir während der Sitzun immer wieder Fragen stellen und auch darauf muss er sich vorbereiten.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner ersten EMDR Sitzung

[traumtänzerin91]

morgen hab ich das Vorgespräch für nächste Woche dann zur 1. Stunde
ich bin aufgeregt. und freu mich. und

[Fee16]

=) Viel Erfolg dir!