Stabilisierendes Essen (Anfänger-Profis)
Über Nahrungsmittel, die einen aus Angst- und Panikzuständen wieder heraus holen können, hatte ich bereits vor ein paar Seiten geschrieben. Jetzt geht es um Nahrungsmittel, die einen generell wieder runterkommen lassen und den nährenden, geborgenen Charakter besser betonen. Geschmäcker sind natürlich verschieden; und ihr könnt selbst einmal schauen, welches Essen ihr am ehesten mit Geborgenheit und Wärme, Ruhe und Zufriedenheit assoziiert - vielleicht sogar verknüpft an Personen oder Ereignisse, die euch gut getan haben? (Ist bei mir z. B. italienischer gezuckerter Instant-Kamillentee.)
Klinisch belegt ist die Stabilisierung durch Nahrungsmittel nicht. Aber es gibt viele, die einfach gut tun. Mein Lehrer empfahl mir, alles zu essen, was meine Erdmitte, mein
Hara, stärkt - in der kalten Jahreszeit also vor allem Wurzelgemüse. Wer Fleisch isst, isst Fleisch, wer Fisch isst, isst Fisch, bei Vegetariern sind das mehr Pilze, Kartoffeln, Kürbis, Wurzelgemüse, Käse und Milchprodukte, und wer vegan lebt, greift zu Nüssen, Soja, Seitan und Tofu. Besonders stark in diesen Eigenschaften, die eher schweren Nahrungsmitteln den Vorzug geben, ist die russische Küche. Klar: Wer so viel anstrengendes Winterwetter hat, braucht öfter etwas Wärmendes. Und kochen mit Wurzelgemüse hat in Russland Tradition. Das Gegenteil der eher schweren, erdenden Kost ist die leichte vegane und leichte französische Küche, mit viel Salat, Obst und wenig Fett. Das ist gut, um Gewicht zu verlieren, macht auch empfänglicher für feinstoffliche Energien, aber bringt weniger gut auf den Fußboden zurück.
Natürlich ist kochen ein wenig Aufwand, aber es kann auch sehr viel Spaß machen, neue Rezepte auszuprobieren. Ich versuche wieder zu staffeln, weil jeder mit Nahrungsmitteln etwas anderes verbinden kann. Ihr pickt euch wie immer das heraus, was euch gut erscheint.
Aprikosensuppe mit Schlagsahne (Anfänger, vegetarisch)
4 Personen
600g getrocknete Aprikosen
200g Reis
200g Zucker, 200-400g Schlagsahne
Aprikosen mit dem Zucker in Wasser weich kochen und im Sud abkühlen lassen. Abtropfen, große Früchte mit dem Mixer pürieren, kleine ganz lassen. Reis im Wasser garen und heiß auf Teller verteilen. Aprikosen auf den Reis füllen und alles mit flüssiger oder leicht geschlagener Sahne übergießen.
Das Ganze lässt sich natürlich auch nach Belieben würzen, z. B. mit Zimt, Honig, Vanille, Minze... bin das nur ich, oder erinnert sich dabei noch jemand an Grießbrei und Milchreis?
Borschtsch auf Kiewer Art mit Pilzen (Mittelstufe, vegetarisch)
4 Personen
60 g getrocknete Steinpilze
1-1 1/2 l Wasser
300 g Kartoffeln, 300g Weißkraut, 100g geschälte rote Bete
je 1 Petersilienwurzel, Karotte, Zwiebel
1/4 l Rote-Bete-Saft (Bioladen, dm)
1 EL Tomatenmark
50g Butter, 1 EL Mehl, 1/8 l saure Sahne
2 Eigelb, 1 Bd. Petersilie
Salz, Pfeffer, Essig, Lorbeerblatt, Zucker
Getrocknete Pilze in warmem Wasser einweichen und gut abspülen. Im Wasser mit Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt weich kochen und abseihen. Pilze abtropfen lassen und klein schneiden. Geschälte rote Bete in Streifen schneiden und in etwas Pilzbrühe weich dünsten. Karotte, Petersilienwurzel und Zwiebel grob hacken, in Butter anrösten und mit Tomatenmark verrühren. Pilze ebenfalls anbraten. Kartoffeln und Kraut in abgeseihter Pilzbrühe 15 min. kochen. Rote Bete, Wurzelwerk, Pilze, Rote-Bete-Saft zufügen und gut durchkochen. Mehl mit etwas Pilzbrühe glatt rühren und die Suppe damit binden. Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken und so lange kochen, bis alle Zutaten gar sind. Saure Sahne mit Eigelb verquirlen und auf die mit Borschtsch gefüllten Teller verteilen. Mit gehackter Petersilie bestreuen.
War mir so zu aufwändig, ich hab alles in einen Topf geworfen und war trotzdem zufrieden...
wer dieses Rezept vegan genießen möchte, ersetzt Butter durch Alsan, saure Sahne durch Sojasahne und lässt das Eigelb weg. Glutenallergiker können statt des Mehls auch Speisestärke verwenden. Fortgeschrittene und Profis loggen sich bei Chefkoch.de ein oder suchen z. B. nach traditionellen russischen Rezepten von Alla Sacharow. Oder gehen zurück zu solchen Klassikern wie Bratkartoffeln mit Spiegelei.
Für alle lieben anonymen Messies unter uns: Vergesst nicht, eure Küche nach dem Kochen wieder aufzuräumen. Schimmelpilze & Co. steigern das Risiko für Erkrankungen der Atemwege und der Haut, und in einer aufgeräumten Küche ist es leichter, für sich selbst zu sorgen. Wem das alles zu aufwändig ist: Vielleicht lasst ihr euch mal wieder bekochen? Entweder durch einen lieben Menschen oder durch ein Restaurant, mit dem ihr euch selbst wieder etwas Gutes tun könnt.
Zum Nachtisch Mousse au chocolat?