Hallo Eli,
Danke, dass du dich bedankst
Und ich antworte dir gerne, weil ich finde, dass du es mir wert bist.
Natürlich „darf“ es dir trotz Notfallplan schlecht gehen! Ich meine, genau dafür ist ein Notfallplan ja da, eben gerade wenn es einem schlecht geht. Und auch, wenn man mit einem Notfallplan arbeitet, wird ja trotzdem nicht alles auf einmal gut.
Außerdem ersetzt ein Notfallplan nicht die positive Zuwendung anderer Menschen. Und gerade das kann ja manchmal enorm hilfreich sein. Dass einem jemand zuhört und man nicht alleine damit ist und diese ganzen Belastungen nicht alleine mit sich herumtragen muss, wenn man anderen davon erzählen kann. Ich finde, es kann leichter werden, wenn andere die Belastungen sozusagen mittragen, allein schon, indem sie davon wissen.
Du (beziehungsweise jeder Mensch) hast das Recht auf deine eigene Wahrnehmung und das darf dir niemand nehmen. Und ich persönlich finde es total gut, dass du deine Gedanken mitteilst!
Wenn ich aufhöre zu kommunizieren, stürze ich noch tiefer in dieses schwarze Loch. Wenn ich aufhöre, mit anderen zu kommunizieren, höre ich irgendwann auch auf, mit mir selbst zu kommunizieren und dann bin ich innerlich quasi komplett leblos und dann fehlt eigentlich nichts mehr, um den Rest auch noch zu beenden. Ist aber nur meine persönliche Erfahrung, das muss bei dir nicht genauso sein.
Deswegen schreib dir ruhig alles von der Seele, was du hier gerne schreiben möchtest. Nur wenn du magst/kannst und es dir gut tut. Ich werde versuchen, es zu lesen und dir zu antworten, wenn du das möchtest. Es ist wirklich nur ein Angebot, okay? Ich bin dir keinesfalls böse, wenn du es nicht annimmst.
Falls dir das zu persönlich ist, öffentlich zu schreiben (was ich total verstehen kann), könntest du auch versuchen, es für dich aufzuschreiben und zum Beispiel mit in die Therapie zu nehmen (falls du das nicht ohnehin schon machst).
Ja, chronische Suizidgedanken kenne ich sehr gut. Und auch das Gefühl, dass einfach alles zu viel ist und ich das alles nicht ertrage und ich einfach nur Ruhe vor allem haben möchte.
Mir hilft es in solchen Momenten manchmal, wenn ich erstmal für mich alles aufschreibe, was gerade an Gedanken und Gefühlen und sonst alles so da ist bzw. hochkommt. Einfach aufschreiben, so wie es gerade da ist, möglichst ohne darüber nachzudenken, wie es wirkt (und wenn ich doch darüber nachdenke, schreibe ich auch das auf). Und danach versuche ich, erstmal zur Ruhe zu kommen und zu akzeptieren, dass ich diese ganzen Dinge nicht auf einmal und nicht jetzt sofort lösen kann, insbesondere nicht, wenn ich gerade sowieso mit allem überfordert bin.
Und dann versuche ich (eventuell mit Unterstützung von anderen Menschen), mich in einem ruhigeren Moment nach und nach mit dem auseinanderzusetzen, was ich aufgeschrieben habe und das ganze Chaos irgendwie sortiert und die Probleme gelöst zu kriegen. Also dieses „Es ist alles so viel“ in kleinere Stücke zu teilen, die ich in kleineren Schritten angehen kann, damit mich das Ganze nicht so erschlägt. Weil man kann es vielleicht eher überleben, wenn man von vielen kleinen Steinchen getroffen wird als von einem riesigen Felsbrocken, obwohl es im Endeffekt das gleiche Gewicht ist. Denke ich.
Es kommt aber wirklich auf den Moment an, weil manchmal kann diese Methode auch die „Büchse der Pandora“ öffnen und es dadurch noch schlimmer machen, wenn ich alles aufschreibe.
Ich weiß jetzt nicht, wie es bei dir ist. Vielleicht ist das auch totaler Schwachsinn. Jeder Mensch ist da ja anders und darf auch anders sein.
Darf ich fragen, was aktuell bei dir „einfach so viel“ ist? Also ich meine, eher Altes oder eher Dinge in der Gegenwart oder eher Sachen in der Zukunft oder alles zusammen? Da es chronisch und aktuell nicht akut ist, so wie ich dich verstanden habe, gab es keine konkreten Auslöser oder? Korrigiere mich gerne, wenn ich falsch liege.
Ich kenne es auch, dass es mich beruhigt, einen letzten Ausweg zu haben, wenn die Verzweiflung zu groß wird.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so korrekt verstanden habe, aber deine Verzweiflung kommt gerade vor allem wegen dieser Erinnerungen und eventuell kommt noch Stress im Außen in der Gegenwart hinzu oder?
Trigger:
Es tut mir so leid, dass du sowas erlebt hast. Es tut mir wirklich einfach nur aus tiefstem Herzen leid. Ich würde es so gerne ungeschehen machen und dir diese Belastung nehmen. Es irgendwie wieder gut machen.
Ich kenne diese furchtbare innere Zerrissenheit, wenn es an Tätermenschen auch gute Dinge gab. Und diese unerträgliche Situation in der Familie.
Trigger Ende.
Wie geht es dir jetzt? Konntest du ein bisschen zur Ruhe kommen heute?
Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft und Geduld und liebe Menschen um dich herum, die es gut mit dir meinen (falls du das ertragen kannst, wenn nicht, wünsche ich dir, dass du es bald ertragen kannst).
Ich würde mich freuen, wenn du dir aus meinen Beiträgen einfach das raussuchst, was für dich passt und wenn für dich gar nichts passt, ist das auch vollkommen okay und das darfst du mir auch gerne mitteilen, wenn du das möchtest.
Viele Grüße
Adina