tabuthema suizid

Hier können Betroffene über ihre Erlebnisse diskutieren.
luz
Beiträge: 1507
Registriert: Di Feb 01, 2011 4:12 pm

Re: tabuthema suizid

Beitrag von luz »

Hallo,

wenn man die Freunde vielleicht nicht direkt wegen akuter Suizid-Pläne ansprechen mag, manchmal
reicht schon, daß man ihnen einfach sagt man braucht sie. Wenn es wirklich gute Freunde sind, sind
keine langen Erklärungen notwendig.

Aber ich kann auch verstehen, wenn einige Freunde nicht damit "belastet" werden möchten.

Ich habe einmal die Polizei bei einer Azubi von mir abgelöst, die in einer schweren Krise steckte. Sie wollte
keines Falls in eine Klinik. Sie hat am Morgen die Ausbildung ganz spontan geschmissen und ich war den ganzen
Vormittag voller Unruhe und bin dann gleich zu ihr gefahren, als ich ankam stand ein Polizeiwagen vor der Wohnunung
mir wurde ganz flau. Aber es war ok, ein anderer Freund hat die Polizei informiert. Sie haben dann meine Telefon Nr+
aufgenmmen und mich gebeten, wenn ich sie irgendwann Nachts alleine lassen muß und niemand anderes da ist wieder
im Rever anzurufen, sie wollen dannzwischendurch mal kontrollieren.

Ein paar Wochen später hat sie mich dann noch einmal angerufen und bat mich sie dann nun doch in eine Klinik zu bringen.
es war eine schwere Zeit udn hat unendlich viel Kraft gekostet. Deshalb war ich meinen Freunden auch sooo dankbar, daß
sie mich ohne viele Worte zu machen aufgenommen haben.

Lieb Grüße, Luz
never know better than the natives (Kofi Annan)
Auf dem Weg

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Auf dem Weg »

Jetzt muss ich echt überlegen gästefrau - den Wortlaut damals weiß ich nämlich nicht mehr. So was in der Richtung nur noch Ruhe wollen, und wenn es ewige ist, keine Kraft mehr zu haben weiter zu machen. Der Deal war, dass sie vor allem zu mir kommen, wenns richtig eng wird - und dann im zweifel in die nächst gelegene Klinik mit Suizidambulanz bringen.
Es ist mir unheimlich schwer gefallen damals - und auch bei späteren Gelegenheiten, wo es nicht ganz so akut, aber schwer genug war. Der Knackpunkt war ja meine Schwäche zuzugeben und um Hilfe zu bitten - und genau damit habe ich ja 40 Jahre lang die übelsten Erfahrungen gemacht. Meine Erfahrung war und ist immer wieder, wie es deine Thera sagt , wie wichtig es ist ins außen zu gehen, sich auszutauschen, statt immer nur zu sagen, mir geht es gut. Viele Leute kriegen das natürlich immer ncoh zu hören, aber das sind die unwichtigen, Ich habe gelernt zu denen, die wichtig sind ehrlich zu sein - und das erleichtert ungemein.
gästefrau

Re: tabuthema suizid

Beitrag von gästefrau »

@ska.: hm, ich weiß nicht, was dir ein krisentelefon oder sowas helfen würde.....gibt es denn überhaupt niemanden, dem du auch nur annähernd vertrauen kannst? ist da wirklich niemand??? ....naja, in diesem fall hast du wenigstens noch die möglichkeit, dich hier auszutauschen, auch wenn das in gewissen situationen nicht unbedingt hilfreich sein muss....aber ich glaub du musst für dich einen weg finden, einen plan entwickeln, was du tun wirst, wenn es wieder mal so weit ist....genau das versuch ich nämlich mit hilfe dieses threads zu erreichen....ich möchte für mich einen notfallplan antwickeln, der mir die sicherheit gibt, dass ich hilfe bekommen kann.....der mir die sicherheit gibt, dass ich es nicht so weit kommen lasse....einen plan, der mich leben lässt.....weil ich im grunde glaub ich leben will (es sind nur momente, in denen alles, aber wirklich alles sinnlos und beschissen erscheint, aber im grunde muss es doch weitergehen?!).....

der täter ist mir übrigens auch egal. für mich ist es vorbei. das zählt. ich will nicht mehr an ihn denken müssen.....

ja, freunde sind sehr wichtig, luz. nur wenn es so eng wird, wenn die situation dermassen dramatisch ist und man sagt dann den freunden, man braucht sie....ich glaub dann fühlen sie sich verantwortlich....und damit nehmen sie dir auch deine eigenverantwortung (was nicht schlecht sein muss, aber vom gefühl her beschissen ist)...und wenn sie dies nicht tun, also nicht in die situation eingreifen, sind sie belastet!....und das ist für viele glaub ich das problem...deswegen überleg ich auch, was man alles mit freunden besprechen sollte (zb klinikeinweisung im notfall....)

@ auf dem weg: und genau das ist es bei mir auch.... schwäche zugeben und um hilfe bitten....wieso ist das so verdammt schwer?? ich möchte ja ehrlich sein, aber oft geht das nicht....ausserdem hab ich ein riesen problem mit vertrauen fassen und kann daher sowieso nur mit wenigen leuten reden.....
es ist echt zum verzweifeln, ich bin schon wieder krank.....und das ist für mich gift! ich fühl mich ganz nutzlos, eklig und alles erscheint sinnlos. es ist jetzt grad nicht so schlimm, ich bin auch im kontakt mit mindestens einer freundin. sie möchte mich morgen eventuell besuchen....das annehmen zu können, fällt mir unheimlich schwer. andererseits wär es die gelegenheit, DARÜBER zu reden und endlich mal um hilfe zu bitten....ich war gestern noch bei meiner thera....sie empfiehlt mir dringend, zu einem psychiatrischen arzt zu gehen...hast du damit auch erfahrungen??? ich hab wieder mal angst....und bin sehr unsicher....weiß momentan nicht wirklich, was ich tun soll....

lg, gästefrau
monalisa

Re: tabuthema suizid

Beitrag von monalisa »

der psychiater ist wohl wegen medikamenten, oder?
da brauchst du keine Angst zu haben
gästefrau

Re: tabuthema suizid

Beitrag von gästefrau »

ja monalisa, wegen med. sollte mich vor den extremen tiefpunkten bewahren.....hab aber angst!....weil ich nicht weiß, was mich da erwartet....wie sowas abläuft.....und was ich alles erzählen muss.....vor allem kenn ich die person absolut gar nicht, weiß nicht mal, wie er aussieht.....verunsichert mich und ich frag mich zugleich, wie kann ich mich einer so fremden person anvertrauen??
Ira

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Ira »

Jetzt trau ich mich auch mal, hier zu schreiben.

Hab gestern meinem Psychiater erzählt, daß ich jeden Tag an Selbstmord denke, es nicht mache wegen Angehörigen, besonders meiner besten Freundin. Daß es aber schwer ist, weil ich diesen Wunsch habe, damit es endlich aufhört, daß alles aufhört. Er hat aber gemeint, daß es mir zur Zeit sehr gut geht, weil ich über alles reden kann und daß alles ok ist.
Das war sehr frustrierend.

Ich hab zwei Versuche hinter mir, das ist schon lange her, 14 Jahre. Eine Woche nach meinem zweiten Versuch hat meine damalige Psychologin mich auch in eine Klinik gezerrt, aber dort hab ich Angst gekriegt vor den anderen Patienten und dem eingesperrt sein und hab bei der Aufnahme gezeigt, daß es mir gut geht und alles in Ordnung ist. War nicht schwer, ich hab sehr gesunde und kompetente Anteile, die im Notfall alles wieder hinbiegen können.

Momentan wünsch ich mir endlich Frieden und Erlösung. Es lockt mich schon sehr. Aber ich bin noch stark und halte durch. Manchmal kommt es mir vor wie Zeit absitzen.
monalisa

Re: tabuthema suizid

Beitrag von monalisa »

@ Ira
wenn ich sowas lese erschrecke ich
du tust mir leid

im Moment bin ich auch wieder in einer Phase wo ich am liebsten nicht mehr aufwachen möchte
weil einfach alles schief läuft
gästefrau

Re: tabuthema suizid

Beitrag von gästefrau »

hallo ira,
danke für deinen beitrag. ira, meine psychotherapeutin hat mir das auch gesagt....wenn man drüber reden kann, ist es scheinbar ein zeichen, dass man nicht akut gefährdet ist. auch wenn man sich beschissen fühlt.....ja, du hast recht, das frustriert schon, wenn man gesagt bekommt, es sei alles ok und in einem schreit alles nach einem ende....aber andererseits....ich hab nach der therapiestunde nochmal drüber nachgedacht und es stimmt im grunde, es geht mir ein ganz kleines bischen besser. ich weiß auch von meiner thera, dass es einem selbst oft gar nicht so auffällt, wenns aus einer akutsituation wieder langsam bergauf geht...sie meinte, meist merkt es zuerst das umfeld (so ist es bei depressionen anscheinend). ....bei mir ist das, wie bei dir, auch ich kann wunderbar diejenige spielen, der es gut geht...man merkt mir nichts an. das tut aber andererseits auch sehr weh und ich versuche diese seite immer mehr ein wenig wegzublenden.....aber es gibt erst sehr wenige menschen, denen ich (zumindest immer öfter) ehrlich zeige und sage, wie es mir geht....ganz wenige.....ich weiß nicht ob das gut ist oder schlecht, aber ich kann nicht anders.....
aber wenigstens sind es...naja, incl. thera drei personen, denen ich immer wieder mal zeigen kann, dass es mir nicht gut geht...

das mit der klinik...naja....was hat dir da in bezug auf die anderen patienten so große angst gemacht?
monalisa

Re: tabuthema suizid

Beitrag von monalisa »

ich tue mich schwer zu zeigen, daß es mir nicht gut tut
habe zwar Freundinnen, aber die grenzen sich auch ab
habe immer das Gefühl sie verstehen es nicht, weil sie es nicht kennen
kommen dann Fragen, die mich stören
oder ich bin einfach zu eremitisch in der Hinsicht
ich bin als Kind schwer enttäuscht worden, das steckt tief in mir
ich traue einem Bekannten, der dann auch weiß, wenn es kritisch wird, aber eher nur so mit Andeutungen
ich will dann auch keine überflüssigen Fragen
kann wohl schwer Gefühle zeigen, wenn es um mich geht
spiele immer die starke nach außen hin
Ira

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Ira »

@Gästefrau: Ich tu mir auch wahnsinnig schwer, zu zeigen, daß es mir nicht gut geht. Erst wenn gar nichts mehr geht, dann kann ich es sagen. Ich hab gestern sehr mit mir gerungen, es zu sagen, weil ich große Angst gehabt habe, eingesperrt zu werden, hab es aber doch geschafft zu sagen, daß es mir schlecht geht und ich jeden Tag an Selbstmord denke, wenn es dann nicht ernst genommen wird, frustriert das.
Ich hab mir halt Hilfe erhofft, andere Tabletten, war aber nichts. Man nimmt es nicht ernst, weil ich drüber reden kann.

Eigentlich verrückt, andere werden wieder eingesperrt, weil sie drüber reden und nicht mal suizidal sind. :lol:

Das mit der Klinik, das war eine normale Psychiatrie, da waren dort am Gang zwei Männer, da hab ich Angst gekriegt. Damals war ich erst 19, hab einfach zu viel Angst gehabt vor gefährlichen Verrückten, daß die mir was tun.


@Monalisa: Ja, irgendwie ist es schwer, wenn man zeigt, daß es einem nicht gut geht, dann zeigt man Schwäche, da ist man besonders verwundbar, wenn dann was blödes kommt, trifft es umso härter. :roll:
Da ist auch die Angst dabei, daß die Leute einen nachher anders sehen. Grad wenn man immer die starke war, die allen geholfen hat, das gibt einem auch ein bißchen Selbstvertrauen.
gästefrau

Re: tabuthema suizid

Beitrag von gästefrau »

@ira: vielleicht solltest du das, was du hier geschrieben hast, deinem pcychiater nochmal deutlich sagen. ich glaube, es ist oft schwer uns zu verstehen, gerade wenn man es uns nicht aus dem gesicht ablesen kann, weil gewisse anteile in uns alles verbergen (wollen)....kann es sein, dass du nicht deutlich genug warst? ...
Ich tu mir auch wahnsinnig schwer, zu zeigen, daß es mir nicht gut geht.
Ich hab gestern sehr mit mir gerungen, es zu sagen, weil ich große Angst gehabt habe, eingesperrt zu werden....
kann es sein, dass die angst so groß war, dass du einfach nicht deutlich genug warst??? ...bitte versteh mich nicht falsch, ich weiß es nicht....

ich wünsche dir viel kraft, ira!
Vampire

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Vampire »

Ira hat geschrieben:Eigentlich verrückt, andere werden wieder eingesperrt, weil sie drüber reden und nicht mal suizidal sind. :lol:
ich hoffe jetzt einfach mal das ist ein äußerst ironisches lachen, oder?
ich finde das nämlich gar nicht witzig.
monalisa

Re: tabuthema suizid

Beitrag von monalisa »

ich denke, das war ironisch gemeint

manche machen auf sich aufmerksam durch viel getue
ich persönlich hasse es wie die Pest, weil dann wirklich andere untergehen, die leiser sind
bei dir, ira, habe ich das gefühl du bist zu leise
du hast ja geschrieben, daß du leben mußt für deine angehörigen
du fühlst dich gebraucht, ok
aber du bist nicht deren betreuung
achte bitte mehr auf dich
daß deine freundin dir sehr wichtig ist finde ich allerdings gut
sie scheint dir auch gut zu tun
Ira

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Ira »

Vampire hat geschrieben:
Ira hat geschrieben:Eigentlich verrückt, andere werden wieder eingesperrt, weil sie drüber reden und nicht mal suizidal sind. :lol:
ich hoffe jetzt einfach mal das ist ein äußerst ironisches lachen, oder?
ich finde das nämlich gar nicht witzig.

Das war sogar ein super sarkastisches und verzweifeltes Lachen. Ein Lachen gegen den Irrsinn, was bleibt sonst noch übrig?
Völlige Verzweiflung? Noch hat sie mich nicht!


@Gästefrau: Ich trau meinem Psychiater nicht, hab Angst vor ihm. Er hat mich mehrfach enttäuscht, ist nicht imstande mir die Diagnose PTBS zu geben weil sie nicht im DSM steht, verschreibt mir nur Tabletten die ich nicht will und lässt kein Wort mit sich reden. Bin schon so wütend auf ihn, besonders seit er mir letztes Jahr gedroht hat, daß er mich rausschmeisst, wenn ich mit den Tabletten aufhöre. Das hat mich total an meine Täter erinnert, weil die mir auch immer mit rausschmeissen gedroht haben.
Dem gegenüber Gefühle zu zeigen ist fast unmöglich. Ich sag halt was ist, mehr geht nicht.
Ich versuch aber zu wechseln, irgendwie.


@Monalisa: Ich bin leise, klar. Damit man mich nicht erwischt.
Meine beste Freundin ist eine große Hilfe, allein daß sie da ist. Sie hat mich auch vor zwei Jahren fast gerettet, weil es mir wegen der Therapeutin so schlecht gegangen ist, da war es zweimal knapp. Sie hat mir gesagt, am liebsten hätte sie mich da geschnappt und in eine Klinik gesteckt. Für sie halte ich gerne durch, würde alles für sie tun. Sie hat mich zum reden gebracht, das konnte ich vorher überhaupt nicht.
Leider wohnt sie so weit weg.
Vampire

Re: tabuthema suizid

Beitrag von Vampire »

@ Ira
ok. danke für die erklärung.
ich habe gehofft das es so ist.
nichstdestotrotz hat es mich erstmal eiskalt erwischt und ließ mich verweifeln, da es bei mir als auslachen oder darüber lustig machen ankam.

lg, vampire
Antworten