"Glücklich ohne Erinnerung"

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herzkrank
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von herzkrank »

ich kann für mich sagen, dass die erinnerung zu dem zeitpunkt kam, wo ich offensichtlich aufgrund äußerer umstände (mir ging es gut und ich hatte jemand, die mich für ein jahr aufgefangen hat) dazu in der lage war, die zu verarbeiten. ich habe es bedauert, dass sie kamen, weil sie mir so viel angst machten und ich so viele schöne sachen vorhatte, die ich dann nicht mehr tun konnte.
aber aus der rückschau sehe ich, dass ich in den jahren davor nur vor mich hinvegetiert hatte oft, funktioniert. und ich durch die therapien der letzten jahre nochmal zu einer anderen art der lebendigkeit komme.

dann war ich froh, dass ich ewig keine flashbacks hatte. vor einer weile kamen noch mal ein paar, die ich nicht wollte. aber immerhin jetzt aushalten kann. daher meine erfahrung ist, es hat einen sinn, wenn wir keine erinnerungen haben. aber wenn wir uns dazu in der lage sehen, sie zu überleben, kommen sie und nach harten zeiten damit geht es dann bergauf
Cora
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Cora »

Hallo herzkrank,
ich bin dir sehr dankbar für deinen Beitrag. Du machst mir Hoffnung.
Mir geht es ähnlich wie dir damals. Ich hatte einen Partner gefunden, von dem ich mich geliebt fühlte, das erste Mal in meinem Leben. Ich war sehr misstrauisch, habe mich langsam rangetastet. Doch er ist immer noch da und gibt mir emotionalen Halt. Ich glaube, es brauchte diese emotionale Sicherheit, um mich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen. Hinweise gab es schon früher. Aber ich hatte viel zu viel Angst. Und ein Umfeld, dass mir keine emotionale Sicherheit gab.

Ich möchte dich noch etwas fragen. Du hast mal Qigong erwähnt. Ich mache auch schon viele Jahre Qigong. Doch oft ist es so, dass ich dann so traurig werde dabei. Dann muss ich mich erst mal um das traurige kümmern. Bevor ich weiter machen kann. Oft vermeide ich es auch, weil ich den Schmerz nicht schon wieder will. Also wenn ich gerade Abstand habe und was unterschwellig arbeitet, will ich den Schmerz nicht. Wenn es mir sehr schlecht geht, hilft es wiederum. Wenn ich mich dazu motivieren kann.
Du hast, glaube ich, auch mal Meditaion erwähnt. Das ging früher gut. Seit einiger Zeit gar nicht mehr.
Wenn du magst, schreibe mir bitte, ob du das vom Qigong auch kennst. Gerne auch als persönliche N.
Wenn nicht ist das auch okay.

Liebe Grüße Cora
Cora
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Cora »

Hallo Wasserblume,
es tut mir sehr leid, dass ich gestern an dir vorbeigeschrieben habe. Das hier ist ja dein Thread. Ich hatte gestern einen sehr schlechten Tag.

Ich habe auch sehr wenig Erinnerungen. Und eine Therapeutin sagte mal zu mir, dass man mit Ressourcen Trauma wegschwemmen kann. Das mag auf ein einzelnes Erlebnis vielleicht zutreffen, ich finde nicht auf jahrelangen Missbrauch, der so in die Persönlichkeitsstruktur eingreift.
Ich bin einerseits froh, dass ich mich jetzt viel besser verstehe, da ich weiß, was mir passiert ist. Dabei habe ich konkrete Erinnerungen an das 3., 6., 8. Lebensjahr. Es ist noch vieles im Dunkeln. Andererseits sehe ich, wie schief vieles in mir ist. Das ist ja gut, man kann nur verändern, was man sieht. Aber ich habe mich auch manchmal gefragt, ob es mir ohne Erinnering lieber gewesen wäre. Weil die Intrusionen und die innere Arbeit so anstrengend sind. So schwer das auch alles ist, beantworte ich das mit nein.
Ich bin definitiv eine bessere Mutter, was mir sehr wichtig ist und habe trotz der Einschränkungen mehr vom Leben. Es ist mehr mein Leben. Früher hatte ich auch Einschränkungen, habe sie aber ignoriert und auch viel Lehrgeld bezahlt.

Ich wünsche dir eine gute Balance zwischen dem Zugang zu Altem und Leben in der Gegenwart.
Ich war am Anfang der Therapie sehr ungeduldig. Wir haben früh EMDR gemacht, auch zur Diagnostik und es hatte mich ganz schön umgewedelt. Das würde ich niemandem empfehlen. Jetzt vermeide ich EMDR aus Angst vor Überforderung. Wir arbeiten jetzt viel mit Anteilen und Körperpsychotherapie. Das tut mir gut.
Also bitte habe Geduld. Häppchenweise ist es besser zu verdauen. Und du brauchst den Halt einer sicheren therapeutischen Beziehung. Ich mochte meinen Therapeuten von Anfang an. Aber Vertrauen entwickelt sich nur schrittweise mit Erfahrungen in der Stunde. Und er musste, glaube ich, auch erst lernen, wieviel ich mit mir ausmache und ihm nicht zeige. Also er konnte nicht immer gesehen, wie belastet ich eigentlich war.

Und Widerstand ist Schutz, der wird schon bröseln, wenn er merkt, er darf. Und lieber langsam als zu schnell.

Also alles Gute für dich. Und liebe Grüße
Cora
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo cora, Ist nicht so schlimm, war für mich hier auch nicht nur ein thread ausschließlich für mich.
Geduld hab ich schon seit 10 Jahren, Häppchen kommen absolut gar keine, auch kein Mini Häppchen. Ja, wahrscheinlich grade zu wenig halt überall . Also "grade" seit 10 Jahren. Sorry, grad nicht so viel Kraft für komplexe Sätze. Dir alles gute und viel Kraft für den Weg .

Herzkrank, ja, so fühle ich mich auch oft. Irgendwie wie in einer großen wartehalle. Ach, schon wieder ein Jahr um. Einfach Zeit tot schlagen und man weiß nicht mal worauf man wartet. (Und nein, das ist nicht einfach das Leben, falls das jemand kommentieren möchte...). Es klingt schön mit deiner Therapienentwicklung. Ich hoffe, es geht für dich weiter in diese richtung, mit mehr Lebendigkeit.

Eli , danke dir . Ich check grad irgendwie nicht, was die Thera pberhaupt für Anträge stellt, irgendwie hat sie jetzt zwei mal einen für ne kurzzeit Therapie hintereinander gestellt . Ja gut, da kann man natürlich innerlich auch nicht richtig einsteigen in das Vertrauen/die Arbeit, wenn man dann immer so 10 Stunden hat... keine ahnung, bin grad zu kraftlos, bin mir auch mit ihr irgendwie nicht ganz sicher . Hihi ja geld zurück bei schlechter Therapie, das wäre mal was :P alles liebe.
Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Hallo wasserblume

Schön dich Mal wieder zu lesen.
Ich glaube das sind neue Vorgaben dass die zwei Mal die zehn Stunden stellen müssen. Ansonsten frag sie doch Mal danach. Kann verstehen dass dich das verunsichert.

Das mit der Wartehalle klingt schrecklich. Sehr resigniert und vielleicht auch enttäuscht und wütend wie das Leben an einem vorbei zieht und man nichts dagegen tun kann.

Wieso bist du dir nicht sicher? Wenn du magst erzähl gern.
Ich wünsche dir sehr dass es dir bald ein bisschen besser geht dass du merkst es entwickelt sich was...
Alles liebe
Eli
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo Eli,
Danke für deinen Beitrag. Bei der Thera war/bin ich unsicher, weil wir zum einen jetzt mehrere Stunden wieder "nur" so alltägliches durchgesprochen haben, die Freundin hat das gesagt, das Problem mit Arbeit etc... das hatte ich ja jetzt grade 7 Jahre und ehrlich gesagt bringt mich das nicht mehr weiter. Allerdings hat sie das in der letzten Stunde dann von sich aus angesprochen und das fand ich sehr sehr gut. Sie hat vorgeschlagen, dass wir anfangen einen Plan für Trauma Konfrontation mit Emdr zu entwickeln damit wir nicht in so Plauder Fahrwasser abdriften und das ist genau das, was ich das Gefühl habe zu brauchen. Das andere ist, dass sie eine Art hat, die mich teilweise an meine Mutter erinnert, das ist bei mir eben sehr schwierig mit der Trigger/Thera Dynamik. Also so etwas komplett zurückgenommenes, diese typische Haltung sie in der klassischen Psychoanalyse Kerngeschäft ist. Allerdings kann ich damit denke ich umgehen, es ist bei ihr auch nicht so stark, also sie sagt dann schon mal ihre Meinung oder ähnliches.
Ansonsten bin ich leider momentan immer noch oft sehr erschöpft und viel innere Trauer und Entscheidungen, deswegen komme ich selten im Forum vorbei. Ich wünsche dir viel kraft liebe Eli und ein paar herbstliche Sonnenstrahlen.
Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Hallo Wasserblume

Mmh gut dass sie es angesprochen hat.
Aber irgendwie klingt das von aussen mit dem emdr Plan wie drei Schritte vor dem ersten...oder? Wie denn einen Plan machen wenn es kaum Erinnerungen gibt? Gibt es einen Überblick über Anteile? Hast du genug Übungen, einen sicheren Ort, Helfer, skills etc?

Ja das mit der zurückhaltung versteh ich. Diese theras sind echt selbst so krank nicht zu verstehen dass wir nicht mehr 1900 haben. Zum Glück. Und dass das schwer gestörten Menschen null bringt, sie nur noch mehr zerstört.

Ich sende dir Trost in deiner Trauer.
Eli
fischunterwasser
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von fischunterwasser »

Liebe Wasserblume,
das finde ich ein sehr spannendes Thema, an dem ich auch seit einiger Zeit dran bin. Nämlich die Arbeit mit dem inneren Kind.
Dazu ist nach mittlerweile 10 Jahren VT meine Meinung, dass mir gerade diese verborgenen verdrängten Gefühle, die ja zu mir gehören und integriert werden wollen sehr sehr wichtig sind. Und ich stelle das auch gegenüber meinem Therapeuten in Frage. Andererseits, hätte ich diese stabilisierende VT nicht gehabt, wäre ich wohl kaum in der Lage diese Gefühle mittlerweile zuzulassen. Ich fühle die Erwachsene sehr deutlich und kann mich daher den Gefühlen auch jetzt stellen.
Ich habe keine Traumatherapie gehabt und daher keinen Vergleich.
Aber nach einiger Unterstützung mit Coaching und der Arbeit mit dem inneren Kind mache ich gerade einfach nur gute Erfahrungen.
Und nicht nur das, aufgrund dessen das ich mich der Vergangenheit stelle und sie zu verstehen versuche, fühle ich mich einfach wieder mehr. Ich spüre das bin ich und vorallem zeigt es mir ganz deutlich was ich NICHT MEHR will. Was ja früher auch nicht sein konnte.
Also einfach so weiter machen Ohne Teile von sich zu integrieren, kann ich pauschal auch nicht als richtig empfinden.
Aber nach meiner persönlichen Erfahrung, es kommt auf die jeweilige Situation und die Stabilität an. Wenn der Mensch bereit dazu ist und Fragen stellt, dann ist er auch bereit für Antworten... Es geht ja nicht darum jeden einzelnen Stein umzudrehen, sondern das grundlegende, dass was mich jetzt noch in der Gegenwart beeinflusst zu lösen.
herzkrank
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von herzkrank »

Cora hat geschrieben: Sa Jul 16, 2022 6:56 pm Hallo herzkrank,
ich bin dir sehr dankbar für deinen Beitrag.
das finde ich schön zu lesen. das gibt mir ein stück sinn, zu lesen, dass meine erfahrungen noch jemand anderem weiterhelfen können
Cora hat geschrieben: Sa Jul 16, 2022 6:56 pm Ich möchte dich noch etwas fragen. Du hast mal Qigong erwähnt. Ich mache auch schon viele Jahre Qigong. Doch oft ist es so, dass ich dann so traurig werde dabei. Dann muss ich mich erst mal um das traurige kümmern. Bevor ich weiter machen kann. Oft vermeide ich es auch, weil ich den Schmerz nicht schon wieder will. Also wenn ich gerade Abstand habe und was unterschwellig arbeitet, will ich den Schmerz nicht. Wenn es mir sehr schlecht geht, hilft es wiederum. Wenn ich mich dazu motivieren kann.
Du hast, glaube ich, auch mal Meditaion erwähnt. Das ging früher gut. Seit einiger Zeit gar nicht mehr.
Wenn du magst, schreibe mir bitte, ob du das vom Qigong auch kennst. Gerne auch als persönliche N.
erstmal auch entschuldige, dass ich nicht eher geantwortet habe. ich bin nicht so oft im forum.

ich glaube, ich kenne das von qi gong nicht. das hat bei mir beim ersten mal eine unglaubliche energie ausgelöst, dass ich die ganze nacht nicht schlafen konnte. und irgendwann später nochmal wut und kraft. ansonsten aber eigentlich nur entspannung. ich praktiziere das aber auch nicht häufig.

was ich häufig mache, sind meditationen. und das löst bei mir schmerz und verzweiflung aus. ich finde es damit auch wahnsinnig schwer mich einzulassen. auf der anderen seite bin ich immer unter hochspannung, weil mein kopf die ganze zeit so beschäftigt ist und dramen produziert. ich hatte schon seit langem die vermutung, dass er das aus schutz tut, weil er denkt, dass ich die gefühle, die kommen würden, wenn ich mich in ruhe spüre, nicht aushalten kann. und damit ist meditation so schwer für mich. wenn ich zu einem retreat bin, schaffe ich es vielleicht nach einer woche, mich für ein paar sekunden am stück zu spüren. ich bleibe aber dran, weil ich es als so hilfreich erlebe. und z.b. gestern hab ich was sehr trauriges gehört und würde sagen, zum ersten mal danach keine selbstmordgedanken gehabt. also ganz ganz langsam kann mein system offensichtlich mit emotionen ein wenig besser umgehen und damit kehrt hoffentlich auch in mir ruhe ein.
die missbrauchserinnerungen habe ich auch erst in einer meditation bekommen.
ich glaube, um zu leben, kommen wir halt nicht um den schmerz drumrum. und daher versuche ich immer ein bisschen den deckel zu lüften
herzkrank
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von herzkrank »

Wasserblume hat geschrieben: Mi Aug 31, 2022 12:02 am

Herzkrank, ja, so fühle ich mich auch oft. Irgendwie wie in einer großen wartehalle. Ach, schon wieder ein Jahr um. Einfach Zeit tot schlagen und man weiß nicht mal worauf man wartet. (Und nein, das ist nicht einfach das Leben, falls das jemand kommentieren möchte...). Es klingt schön mit deiner Therapienentwicklung. Ich hoffe, es geht für dich weiter in diese richtung, mit mehr Lebendigkeit.
ja, es geht weiter. immer mal auch zwei schritte zurück. aber im ganzen doch vorwärts. grad wieder mit sehr viel trauer und schmerz. aber das ist eben auch leben. seufz. da müssen wir wohl durch
Wasserblume hat geschrieben: Mi Aug 31, 2022 12:02 am Eli , danke dir . Ich check grad irgendwie nicht, was die Thera pberhaupt für Anträge stellt, irgendwie hat sie jetzt zwei mal einen für ne kurzzeit Therapie hintereinander gestellt . Ja gut, da kann man natürlich innerlich auch nicht richtig einsteigen in das Vertrauen/die Arbeit, wenn man dann immer so 10 Stunden hat...
ich bin jetzt nach vielen jahren in einer traumaambulanz angekommen. das gehört zur uni, behandelt vorrangig akute fälle nach opferschutzgesetz, hat aber mit langer wartezeit auch plätze für vor langer zeit traumatisierte. ich brauche einmal im vierteljahr eine überweisung von der hausärztin. das tolle ist, dass es nicht zeitlich begrenzt ist. (hab ich mich am anfang gar nicht getraut zu fragen, weil ich eben nicht wissen wollte, dass es nur soundsoviel stunden sind, weil mich das demotiviert hätte) manche gehen schon seit jahren hin. und es ist auch zeitlich nicht im moment beschränkt. also, meine therapeutin setzt auch mal 1,5h an (und macht dann gar 2), wenn sie es für sinnvoll findet. ich habe eine tolle einzeltherapie und eine tolle kunsttherapie. es gibt auch noch gruppentherapie (fand ich aber doof) und imaginationsgruppen (wär mir jetzt zu viel). aber auf jeden fall bin ich froh um diese intensive therapiemöglichkeit außerhalb des normalen kassenbezahlten rahmens. ich vermute, dass es sowas in jeder größeren stadt gibt, vielleicht willst du mal bei dir schauen
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo Herzkrank,
Danke für die Nachricht, bin auch nicht so oft hier aber zufällig grad mal vorbei geschaut. Das mit der Traumaambulanz klingt für mich sehr ungewöhnlich. Ich freue mich für dich, aber ich bin auch ehrenamtlich mittlerweile in dem Bereich "Traumagesundheitsversorgung" vernetzt und hatte auch mal selbst bei der lokalen Traumaambulanz angerufen und meine Info ist,dass die rechtlich ausschließlich behandeln dürfen bei Personen die über das OEG abrechnen wollen/können. Vllt ist es bei dir wg dem Unianschluss ja anders. Klingt gut. Ich bin jetzt mit meiner "klassischen" thera sehr zufrieden momentan und mehr geht immer, aber hilft auch nicht unbedingt alles auf einmal, da ich auch noch neurofeedback mache :) danke für das teilen deiner Erfahrung, hoffe du kommst gut voran weiterhin. Trauer und Schmerz gehören zu einem volle(re)n Leben dazu, ich knabbere auch grade daran rum. Nicht immer einfach dafür Raum zu finden, ist ja auch nicht grade willkommen in unserer Kultur.

Liebe Eli, danke dir. Nein, eigentlich sehe ich das nicht so, da ich ja grade 7 Jahre ausschließlich Stabilisierung bei der anderen Thera gemacht habe, wo dann halt nichts weiter kam. :/ also die ganze vorarbeitung ist geleistet ... ja, alles was du aufzählst hab ich bei der alten Thera gemacht. Imaginationsübungen sind bei mir schwierig, weil meine mutter/täterassoziierte Personen das mit mir geübt haben. Ist leider so, gibt keine gute Lösung. Hab aber extrem viele andere skills und ein sehr gutes soziales Netzwerk wo schon angeboten wurde mich aufzufangen nach den Sitzungen. (War viel Arbeit das aufzubauen, aber grade ist es gut)

Bin jetzt auch etwas sicherer mit der neuen thera, wie lernen uns besser kennen und sie arbeitet sehr sorgfältig, ich bin grade sehr froh auf mein Gefühl gehört zu haben und sie nochmal gefunden zu haben. Sie hat das auch mit der letzten therapeutin ganz gut erfasst, meinte, dass es so klingt als habe sich da so eine laissez-faire dynamik eingeschlichen wo ich selbst alles alleine gestalten musste, und das trifft das problem wirklich sehr.

Jetzt habe ich Angst vor den emdr sitzungen; Angst vor den Gefühlen, aber auch noch mehr Angst davor, gar keine Gefühle zu haben und damit endgültig bewiesen zu haben, dass doch alles gar nicht schlimm war. Kennt jemand das ? Schon heute als wir angefangen haben mit einer übersichtskarte der Erinnerungen ging es in mir los, so richtig schlimm wäre ja eigentlich keine Erinnerung.
Man, wie kann ein Kopf so viele Knoten haben :| :roll:

Hallo fischunterwasser, ich glaube ich kann deinen Beitrag grade nicht so richtig greifen. Es ging ja nicht um "das" innere Kind (in einer Traumatherapie lernt man auch, dass man davon mehrere /viele hat), auch wenn es natürlich Verbindungen zu dem thema bzw der Perspektive gibt.
Also ich habe zB einige kindliche Anteile mit Traumamaterial super gut integriert, da ist toll, aber hat bisher leider keinen Einfluss auf die anderen Erinnerungen. Wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft.
Eli

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Eli »

Liebe wasserblume,

ich freu mich dich zu lesen und das klingt echt sehr gut. ich freu mich für dich und drücke die daumen dass die sitzungen gut werden und du dich sicher fühlst.
ich bin mir sicher dass das nicht passiert,dass du nicht fühlst, weil du hast ja erinnerungen. du bist traumatisiert. (und wenn sprciht das für eine innere blockade/angst und nicht dafür dass da nichts war.) niemand schreibt jahre in einem mb forum weil er sonst kein hobby hat. :mrgreen: sorry aber denke ein anteil will das nicht wahr haben bzw. ist so von tätern konditioniert dass das alles nicht schlimm war, nichts passiert ist etc. auf einer ebene weißt du das ja auch alles, wollte es nur nochmal gesagt haben. :wink: :roll:
aus eigener erfahrung weiß ich, dass es sein kann, dass aber nicht mehr kommt als die fetzen, die du schon hast. auch das ist ok und kann sich ändern. muss auch nicht so sein. ich hatte damals ja auch keine ambulante therapie, die seele ist da ja schlau und weiß dass es keinen halt im alltag gibt. und das ist bei dir ja jetzt anders.

wenn du magst erzähl gern wie es war, gern auch per pn.
und sei nicht zu enttäuscht wenn es am anfang nicht alles "fluppt", wie du dir das vorstellst. du bist keine maschine und das macht doch im inneren große angst.. kann sein dass es da widerstand gibt. aber dann funktioniert es beim nächsten Mal besser.

alles gute und viel kraft
eli
ps noch einen tipp: achte auf dein gefühl, auf dein innen... was ist dran, was nicht.. was ist noch zu viel, was ist gerade wichtig. klingt banal, aber für mich ist das mittlerweile sehr wichtig. man kann am ende der seele sehr vertrauen. viel mehr als jedem rationalen anteil der irgendwelche erwartungen, perfektionismus etc. hat
Wasserblume

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Wasserblume »

Hallo Eli,
Haha ich musste lachen, du hast recht , das wäre ein schräges Hobby mit dem MB forum. Irgrndwie weiß ich es, aber irgendwie auch nicht, du weißt ja vllt wie das ist, deswegen danke, manche sachen muss man einfach x mal sagen/hören bis sie in allen hirnwindungen angekommen sind. Momentan notieren wir erstmal Momente die belastend waren auf der trauma karte und das ist auch schon nicht ohne, aber mein vertrauen in die thera wächst immer mehr, sie nimmt auch häufiger jetzt Position oder benennt Grenzüberschreitungen (i.d. Familie) als solche und gibt mir dann aber auch Raum wieder langsamer zu machen, wenn ich mal ne stunde nur über die Gegenwart reden muss.
Danke auch für die Tipps...
Wobei ich da etwas ratlos bin, hab das gefühl, meistens nichts zu fühlen :shock: :roll: bzw das alles was da ist irgendwie mittlerweile (mehr schlecht als recht) verwertet wurde und nicht mehr diese überflutende Qualität hat oder ich dann auch immer noch gleichzeitig in meinem Erwachsenen Anteil bin und das nicht mehr komplett switched, so wie bei den ersten Erinnerungen. Die thera2 meinte auch, dass man die 7 Jahre stabilisierungsarbeit ja enorm merken würde und es ihrer Meinung nach jetzt an der Zeit wäre einige sachen zu integrieren, und ich bin wirklich nach jeder stunde etwas selig, weil sich ihre Einschätzung komplett mit meiner deckt und ich nicht das Gefühl habe wie bei der letzten Therapie in so einem kompletten Dissens auseinanderzugehen.

Außerdem , was ganz triviales, aber ich hab es endlich geschafft bei der lokalen musikschule anzurufen und werde vllt bald (theorie)unterricht nehmen, zu bezahlbaren preis weil vhs :) aaah ich kann es kaum glauben. Es gibt extra Kurse für Erwachsene, also keine unangenehme soziale konstellation mit teenies. (Ich hatte 11 Jahre ein Instrument gelernt , aber die wesentlichen Theorie Anteile in der zeit in der ich ganz große erinnerungslücken habe und ziemliche trauma Symptome, deswegen bin ich quasi analphabetin, obwohl ich das instrument ziemlich gut beherrsche fehlt mir das Lesen um wirklich frei mit anderen Musik machen zu können in dem bereich). Wenn ich das mal hinkriege wäre das soo ein großer reclaiming Schritt, weil ich mir das als Kind ausgesucht habe , abee dann leider extrem überschattet wurde vom erzeuger (war zuständig für das hinfahren und ordentlich druck machen).
Ah ja und mit der PN musst du mir mal erklären :( aber habe jetzt auch einen richtigen account hier neuerdings.
Bugs
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Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Bugs »

Ich komme eigentlich mit beiden einigermaßen klar.
Die Zeit der Amnesie hatte Vor- und Nachteile und so ist es jetzt auch.
Still unsigned
Frieda

Re: "Glücklich ohne Erinnerung"

Beitrag von Frieda »

Hallo Wasserblume,

ich möchte auch ein paar Gedanken dazu da lassen: Ich bereue es immer wieder mal, die Traumatherapie begonnen zu haben bzw. zweifel, ob sie gut für mich ist. Ich stelle mir schon die Frage, warum ich mir das eigentlich angetan habe... ich wusste nicht, was da alles kommt. Ich dachte, es ginge "nur" um einen Missbrauch... letztlich ist meine ganze Familie involviert inkl. Sadis***. Ich kannte vor Therapiebeginn also wirklich bloß die Spitze vom Eisberg der Gewalt. Und ich stehe immer wieder vor der Frage, wie ich mit all dem leben soll... also ein gutes Leben führen soll. So und wie war es vorher bevor ich die ganzen Erinnerungen hatte - glücklich war ich damals auch nicht. Deshalb habe ich ja die Therapie begonnen. Allerdings - irgendwie war ich glücklichER. Also ich hatte ein stabileres Umfeld - seit Therapiebeginn sind bei mir etliche Bindungen weggebrochen... ich weiß allerding snicht ,ob durch die Therapie oder Corona oder meinen letzten Job (der sehr belastend war) oder eben alles zusammen...??

Was ich sagen kann: Es fiel mir vor der Therapie viel leichter auf andere zuzugehen. Ich war offen und viel unbeschwerter. Die Unbeschwertheit ist komplett weg. Ich bin so misstrauisch (geworden). Wobei das Misstrauen ja immer schon in mir war durch die Gewalt, aber eben gedeckelt... Und auch vor der THerapie habe ich immer wieder Beziehungen abgebrochen... nur jetzt kann ich eben keine neune mehr eingehen und bin deswegen so alleine. Ich bin seit Therapiebeginn oft extrem autonom und zum TEil habe ich mich auch ans Alleinsein gewöhnt. Alleine das zu schreiben, ist so traurig. Denn natürlich brauche ich Bindungen wie jeder andere Mensch auch... Es ist sehr schwer. Und an dem Punkt stelle ich mir auch immer die Frage, ob ich ohne die Erinnerungen an die Übergriffe die ich vor der Therapie nicht hatte - nicht glücklicher war. Ja, war ich. Definitiv. Ich habe vertraut (allerdings auch Leuten, die nicht gut zu mir waren...). Jetzt muss ich damit klar kommen, dass ich so viel weiß und auch so viele GEfühle von früher kenne. Mir wird immer bewusster, wie extrem ich kaputt gemacht wurde... Es ist massiv. Wie ich mit (!) dem Wissen Bindugnen eingehen soll, ist mir ein Rätsel. Bei mir ist von so vielen Menschen so viel Sch*** gemacht wurden... wie soll ich vertrauen??? Also ich beneide oft die MEnschen, die scheinbar alles "vergessen" haben. Manchmal ist Amnesie eine Gnade.

Und wenn manche dann sagen, dass die Erinnerungen kommen, wenn die Zeit bzw. das Umfeld stimmt - ich weiß nicht... ich habe nicht um diese Erinnerungen gebeten. Und ich finde auch nicht, dass ich das passende Umfeld dafür habe (bin komplett alleine, immer wieder befristete Jobs oder arbeitslos). ABer ich weiß auch nicht, warum bei anderen keine bzw. zu wenig Erinnerungen kommen, die sie doch eigentlich unbedingt haben wollen... Mittlerweile finde ich, dass bei mir die Erinnerungen wirklich mal aufhören können - machen sie aber nicht mehr. Ich hätte gerne einen Knopf, um die Erinnerungen zu stoppen. Ich finde, ich habe genug von der Sch*** gesehen. Mehr als genug. Tja, also ich beneide die, die keine Erinnerungen haben oft- aber auf der anderen Seite ist das Gras ja immer grüner.
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