Glauben und (An)teile

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Re: Glauben und (An)teile

von Roy27 » Di Sep 03, 2024 10:09 am

Ach, das Gefühl kenne ich. Irgendwie wie wenn man auf Twitter durch alte Tweets scrollt und plötzlich merkt, dass man früher selbst mal so gedacht hat... Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass das ganz normal ist, vor allem wenn man so lange in dem Glauben gelebt hat. Nostalgie kommt manchmal hoch, besonders wenn man in solchen Umgebungen groß geworden ist.
Aber hey, du musst dich nicht zwingen, das alles wieder so zu fühlen. Vielleicht bist du gerade einfach auf der Suche nach etwas, das besser zu dir passt, so wie du jetzt bist. Und das muss nicht unbedingt der christliche Glaube sein. Manchmal verändert man sich einfach.
Und was diese Treffen angeht... klar, da können nette Leute sein, aber wenn du dich dabei nicht wohlfühlst, bringt es auch nichts. Mach das, was sich für dich richtig anfühlt, ohne zu viel Druck. Am Ende des Tages geht's darum, was für dich passt, nicht für die "andere Seite" in dir. Bleib einfach offen und schau, wo es dich hinführt.

Re: Glauben und (An)teile

von Aufatmende » Fr Aug 30, 2024 9:29 pm

Vielleicht werden mit den Jahren die Unterschiede zwischen dem Innen und dem Außen kleiner?
Gott hat uns anscheinend so geschaffen, dass unsere Psyche sich mit Dissoziation schützt. Dann wird er auch aushalten, dass nur Teile von dir etwas mit ihm zu tun haben wollen.

Re: Glauben und (An)teile

von kieselstein » Fr Aug 30, 2024 5:37 pm

Danke euch sehr für eure Erfahrungen, die ihr hier geteilt habt.
Was wünscht dieser Anteil sich?
Für den Anteil ist Gott Liebe, die nicht verloren werden kann.
Und somit Gewissheit und Halt in einer unsicheren Welt.
Dass alles nur Materie sein soll findet er grauenvoll. Auch wenn sich darin so viele Wunder befinden.
Was wenn ich meine Lieben verliere oder sie nicht mehr erreichen kann?
Z.B. weil sie krank sind und nicht ansprechbar.
Was wenn ich selbst krank werde und sterbe?
Dann ist immer noch Gott da.
Gott kann auch die erreichen und halten, die ich selbst nicht erreichen und halten kann.
Gott kann auch mich noch erreichen und halten, wenn ich selbst der Welt verloren gehe.

Bei den konkreten Wünschen wird es schwierig. Dieser Teil hätte gerne, dass ich "als ganzer Mensch" gläubig würde. Aber das ist "leider" ausgeschlossen. Es werden aber immer wieder Pläne geschmiedet, wie es doch nich erreicht werden kann, und teilweise fieberhaft recherchiert. Es bringt mich eher in den Widerstand ehrlich gesagt. Und es macht mich wütend. Auch wenn ich sehe dass dieser Anteil das wirklich sehr sorgend und lieb meint. Da ist leider nicht mehr drin als ab und zu mal zu 'ner Messe oder 'nem religiösen Gesprächskreis zu gehen (wo ich mich dann seltsam und "in Stellvertretung sprechend" fühle). Das ist für viele Seiten total unbefriedigend. Aber vielleicht muss ich mit diesem Widerspruchswirrwarr einfach leben. So wie früher mit anderem anstrengenden Kram.

Zu einer Gruppe dazu zu gehören wünscht sich der Anteil schon auch. Aber ich hab' die Regel, dass Innenteile sich nicht mit Außenmenschen befreunden dürfen, weil ich da total schlechte Erfahrungen mit gemacht habe. Dadurch bleibt er immer unsichtbar und einsam darin. :? Auch wenn ich mal wo hin gehe.

Re: Glauben und (An)teile

von Leben? » Do Aug 22, 2024 8:20 am

Bei mir war es so, dass ich zwar auf eine Schule ging in der zum Teil Ordensschwestern unterrichteten, jedoch durfte ich von meinem Elternhaus weder am Religionsunterricht, noch an der wöchentlichen Messe teilnehmen.

In der Zeit hatte ich damals frei. Einen Ersatzunterricht gab es nicht.

Kirchen lernte ich nur als Gebäude kennen, in denen uns Vorträge über Künstler und Zeitepochen gehalten wurden.

Glaube war etwas für Menschen, welche sich Naturphänomene nicht erklären konnten und dafür ihre Götter erfanden.

Dennoch gab es Ostereier suchen, Weihnachtsbaum etc. Nur halt losgelöst vom Glauben.

Als ich meine Ausbildung im Internat machte, nachdem ich mich von meiner kranken Familie distanzierte, war ich gefühlt die einzige, die aktiv Fragen stellte im Unterricht.

Aus Interesse daran, was mir jahrelang vorenthalten wurde.

Letztens noch mit einem evangelischen Pfarrer aus der Nachbarschaft unterhalten. Gibt so vieles, was ich nicht weiß. Wofür stehen die Feiertage? Was ist der Unterschied zwischen Katholisch und Evangelisch?

Vielleicht schaust du, was für dich/ deinen Anteil dahinter steckt? Was diesen zeitweisen Wunsch nach Kirche/Glaube auslöst? Was wünscht dieser Anteil sich?

Steckt dahinter der Wunsch nach Glauben? Der Wunsch gehalten zu werden? Auch wenn es durch etwas Irrationales ist? Der Wunsch nach Kontakt zu anderen Menschen? Der Wunsch zu einer Gruppe dazu zu gehören?

Pada

Re: Glauben und (An)teile

von kieselstein » Sa Aug 17, 2024 10:25 pm

danke euch sehr für eure antworten!
wie es manchmal so ist wenn ein thema stark mit bestimmten (an)teilen assoziiert ist, war es mittwoch abend furchtbar dringend und jetzt kann ich keine verbindung mehr dazu aufbauen. deswegen kann ich gerade nicht so gut drauf antworten. aber ich hab alles was ihr mir geschrieben habt gelesen und werd bestimmt nochmal lesen, wenn es wieder dringend wird. ich trag es auf jeden fall mit mir rum. ich hoffe, ihr tragt es mir nicht nach. :)

Re: Glauben und (An)teile

von Wildi » Sa Aug 17, 2024 12:08 pm

Das hier ist auch interessant für mich.

Ich habe u. a. Mb durch einen katholischen Priester erlebt und danach Retraumatisierungen durch die Kirche. Deshalb bin ich auch ausgetreten.
Gerade heute habe ich mir aber gedacht, dass ich wieder in die Kirche gehen, einen Gottesdienst besuchen möchte. Obwohl ich das eigentlich gar nicht will. Da scheint auch etwas an etwas anknüpfen zu wollen, was mit "mir" gar nichts zu tun hat.

Re: Glauben und (An)teile

von Peach » Sa Aug 17, 2024 8:45 am

Hallo Kieselsteine,

ich bin fundamentalistisch-christlivh aufgewachsen und habe emotionalen und spirituellen MB erlebt und s MB an einem kleinen Jungen gesehen.
Mein Leben war geprägt von Angst vor Gott, sowie der Gegenseite. Ich habe dem allen den Rücken gekehrt, nach und nach Gkaubensbausteine und auch Hoffnungen aufgegeben und gemerkt, dass es mir dadurch besser geht. Ab und zu erfüllt mich eine Sehnsucht, aber nicht nach Gott. Neben dem Negativen habe ich in den fundamentalistisch-christlivh Kreisen auch viel Wertschätzung und ehrliches Interesse an mir und meinen Problemen erlebt. Ich denke, dass es das ist, wonach ich mich ab und zu sehne.

Weißt du, was du - bzw der Anteil in dir- sucht?
LG Peach

Re: Glauben und (An)teile

von lara64 » Fr Aug 16, 2024 11:42 pm

Hallo Kieselstein,

ich kenne manches was du beschreibst. Wir haben auch einen sehr langen, sehr eigenen Weg gesucht und gefunden, und sind und bleiben auch immer Suchende....
in einem engen kath. Setting groß geworden mit vielen Erfahrungen von RG und MC...bin ich irgendwann ausgetreten, habe mich mit anderen Religionen beschäftigt, und bin dann konvertiert und gehöre seither der evangelischen Kirche an...habe dort auch studiert und ein "Amt" innerhalb der Kirche....

mir haben unterschiedliche Ansätze geholfen mit meinen Erfahrungen umzugehen lernen...eine Gestalttherapuetin die evangelische Ordensfrau ist, eine super Traumatherapeutin, die sich kritisch mit ihrem Glauben auseinander gesetzt hat...wir aber dort in aller Freiheit manche Themen anbringen konnten....SeelsorgerInnen die eine therapeutishen Ausbildung haben...
Freundinnen die meine Zweifel im Glauben teilen, und mit denen ich offen darüber sprechen kann...
ABER eben auch Ort(e) bzw. eine Kirchengemeinde in der ich sein kann wie ich bin...wo einige auch wissen, dass wir DIS sind, dass wir RG erlebt haben...die uns immer wieder helfen, den Weg der uns gut tut zu gehen...

vielleicht ist es ein Anfang sich zu erlauben, dass es diese Sehnsucht gibt und dass es die Zweifel gibt- beides hat seine Berechtigung...es geht um ein "zugleich" der Gefühle....
und vielleicht gibt es die Möglichkeit mit den jeweiligen Anteilen zu klären, was bracht diejenige die die Sehnsucht hat, und wss ist für die Zweifler wichtig...
welches Angebot stimmt für die meisten Anteile???

Mehr dann auch per PN
Shalom - lara64

Re: Glauben und (An)teile

von Aufatmende » Do Aug 15, 2024 8:57 am

Bei mir ist es gerade umgekehrt. Ich bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen, habe die meisten Berufsjahre innerhalb der Kirche verbracht und beten ist wie atmen für mich.
Bis ich die Ebene des rituellen Missbrauch wieder erinnerte, die noch über meinen Threadnamen: "mehrere Täter" hinaus geht. Weit hinaus geht.
Ich weiß gerade nicht, wie ich in einen Gottesdienst gehen soll und die rituellen Teile ertragen soll. Ich kann nur eingeschränkt beten. Ich weiß auf der anderen Seite nicht, wie ich ohne Gemeinde meine Sozialkontakte aufrecht erhalten soll.

Wenn du Menschen suchst, die gut sind und an Gott glauben, kannst du vielleicht Kontakte mit ihnen haben, ohne dass Anteile Widerstand dagegen haben und nur die Veranstaltungen oder Treffen besuchen, mit denen alle einverstanden sind.
Oder herausfinden, was in die Vergangenheit und was in die Gegenwart gehört.
Ich erlebe zum Beispiel in unserer Gemeinde Eigenmächtigkeit und Manipulation, die ich nicht aushalten kann und für mich heißt das momentan, sie in aller Klarheit zu benennen zuerst mit demjenigen, der so handelt, ggf. auch in größeren Foren, wenn es um weit reichende Entscheidungen geht.
Dann könntest du dich fragen, was dich damals dazu gebracht hat, dem Glauben den Rücken zu kehren und abgleichen, was davon heute noch triggert oder nicht verzeihlich/ nicht lösbar ist.
Und du könntest beten und Gott/ Jesus/ den heiligen Geist darum bitten, dass er/ sie sich als die Lebendige für dich zeigt.
Ich kann zurzeit nur zu Jesus, dem Menschen, der Qualen am Kreuz erlitten hat, beten, weil die Täter Gott als strafende Instanz installiert haben und weil er all das zugelassen hat, was mir passiert ist.
Mehr gerne per PN, weil das Thema hier viele triggert.

Glauben und (An)teile

von kieselsteine » Mi Aug 14, 2024 9:07 pm

Vor einigen Monaten begann ich eine seltsame Sehnsucht nach dem christlichen Glauben zu haben, die überhaupt nicht zu mir passte. Ich bin sehr christlich aufgewachsen, aber das habe ich seit langem hinter mir gelassen.

Ich glaube, es ist ein teil von mir, der diese Sehnsucht hat und sie auch gerne ausleben möchte.
Andere Teile haben großen Widerstand dagegen und finden das sogar falsch.

Ich hab ein paar Messen besucht und andere veranstaltungen, auch interaktivere, weil da große Sehnsucht war, mit Menschen zu reden, die gut sind und an Gott glauben. Ich habe auch ziemlich tolle Menschen kennen gelernt. Aber es fühlte sich immer so an als würde ich das "für" den (anderen) Teil machen, der irgendwo hinten verschüchtert in der Ecke sitzt. Aber ich hatte selber gar keinen Draht dazu. Das war seltsam, vor allem wenn ich mit anderen darüber kommunizieren musste warum ich da bin und was ich so denke und fühle. :?

Kennt das jemand von euch? Wie geht ihr damit um?

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