von Lorelei » Sa Feb 18, 2017 8:55 pm
Meditation, The Work und andere Gedankentechniken (Anfänger - Profis)
Vor einigen Wochen bin ich wieder darauf gekommen, wie sehr wir mit unseren Gedanken unsere Sicht der Welt formen. Ich hatte bei einem Bekannten das Gefühl, dass er mir nicht zuhören will - er saß ganz abgewandt von mir da, sehr in sich eingeigelt, obwohl ich extra für ihn vorbei gekommen war. Ich war ziemlich irritiert. Was ich erst später verstand: Er hatte mir sein Ohr hingehalten, um besser zuhören zu können. Ich hätte gar nicht so irritiert sein müssen. Ich hatte ihn vollkommen falsch verstanden und demzufolge auch falsch reagiert.
Ausgehend von dieser Erkenntnis habe ich wieder angefangen, mich mit unserer Wahrnehmung der Welt zu beschäftigen. Unsere Gedanken und Bewertungen der Dinge, die passieren oder auch nicht passieren, sind extrem kraftvoll. Das gilt gerade dort, wo wir mit eingefahrenen Glaubensmustern zu tun haben. "Weil A passiert ist, muss auch B passieren" oder "Weil C passiert ist, bin ich D", und so weiter. Das kann bis zu immer wieder kehrenden Gedankenkreiseln führen, die sich immer weiter steigern und aus denen wir (scheinbar!) keinen Ausweg mehr finden.
Meditation kann helfen, sich der Gedanken, die man so mit sich herum trägt, bewusst zu werden. Man muss kein buddhistischer Mönch werden, um das zu lernen, nur ein wenig Neugierde mitbringen. Eine der am weitesten bekannten Schulen für westliche Interessierte ist die Mindfulness-Based Stress Reduction Meditation (MBSR), zu deutsch Achtsamkeitsmeditation, von Jon Kabat-Zinn. Dabei lernt man ganz allmählich, sich von seinen eigenen bewertenden Gedanken zu distanzieren. Auf eine ruhige, freundliche Art schaut man sich dann einmal an, was man denn da so denkt. Und dann lässt man diesen Gedanken wieder gehen. Man hält ihn nicht fest. Man füttert ihn nicht weiter. Man macht ihn nicht groß und weltfüllend. Man lässt ihn einfach gehen.
Es gibt viele Arten und Wege, sich der Meditation zu nähern. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch einen Kurs suchen, der auf eure persönlichen Gegebenheiten Rücksicht nimmt, oder euch andere stabilisierende Komponenten dazu aussuchen, mit denen ihr euch sicher und geborgen fühlt (schöne Düfte, ein Talisman, ein Krafttier...). Das geht bis hin zur traumasensiblen Anpassung der Meditationsvorschläge. Wenn ihr z.B. in der Meditation eingeladen werdet, die Augen zu schließen, und das für euch absolut gar nicht funktioniert, dann lasst sie offen. Wenn ihr nicht tief atmen möchtet, dann atmet eben so, wie es für euch geht. Und so weiter. Wenn ihr euch in der Umgebung oder der Übung nicht entspannen könnt, dann hilft sie euch nicht. Stellt das einfach in Ruhe fest und geht weiter.
Ich habe für mich früher festgestellt, dass es auch möglich ist, dass da gewisse emotionale Themen wieder hoch kommen, und habe deshalb von der Meditation erst einmal Abstand genommen, weil es mir zu viel wurde. Das kann passieren. Es ist immerhin ein gewisses In-sich-hinein-Lauschen. Deshalb nicht von Anfang an die große Erleuchtung erwarten oder bahnbrechende Erkenntnisse, lasst euren Gedanken Zeit, still zu werden, und überfordert euch nicht.
Wem das zu esoterisch klingt, und wer mit Körperarbeit gar nichts anfangen kann im Moment, der kann sich nach
Byron Katies "The Work" umschauen. Hier werden alle möglichen destruktiven Glaubenssätze mit vier einfachen Fragen hinterfragt und ausgehebelt. Ich habe viele Parallelen zur Meditation und der ihr innewohnenden Haltung darin gefunden.
Ich entdeckte, dass ich litt, wenn ich meinen Gedanken glaubte, aber dass ich nicht litt, wenn ich ihnen nicht glaubte und dass dies für jedes menschliche Wesen wahr ist. So einfach ist Freiheit. Ich habe entdeckt, dass Leiden freiwillig ist. Ich habe eine Freude in mir gefunden, die nie mehr verschwunden ist, nicht für einen einzigen Moment. Diese Freude ist in uns allen, immer. - Byron Katie
Und hier spricht sie nicht über das Leiden, das unvermeidlich oder bereits vorbei ist, sondern über das Leiden, das wir uns selbst zufügen, wenn wir ständig in demselben Zustand verbleiben, ihn uns immer wieder vor Augen holen, mit unseren Gedanken darum kreisen, und filmreife Dramen darum inszenieren, die wir, wenn wir es recht bedenken, eigentlich so gar nicht wollen und von ihnen lieber loskommen würden. Alles, was in Richtung Selbstsabotage geht, Bewertungen, verfestigte Glaubenssätze, unsere Ansichten von der Welt.
Falls du diesen Absatz gelesen haben solltest, dir einen Satz heraus gepickt hast und gedacht hattest: "Ich hab's ja doch gewollt, und dann sagt sie auch noch, dass das stimmt!", lies ihn noch einmal. Nun stelle ich dir Katies vier Fragen dazu. Frage dich selbst:
1. Ist das wahr?
2. Kann ich absolut sicher sein, dass das wahr ist?
3. Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?
4. Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?
Viel mehr möchte ich hier gar nicht verraten. Wer suchet, der findet...
liebe Grüße und gute Gedanken,
Lo
[size=150][u]Meditation, The Work und andere Gedankentechniken (Anfänger - Profis)[/u][/size]
Vor einigen Wochen bin ich wieder darauf gekommen, wie sehr wir mit unseren Gedanken unsere Sicht der Welt formen. Ich hatte bei einem Bekannten das Gefühl, dass er mir nicht zuhören will - er saß ganz abgewandt von mir da, sehr in sich eingeigelt, obwohl ich extra für ihn vorbei gekommen war. Ich war ziemlich irritiert. Was ich erst später verstand: Er hatte mir sein Ohr hingehalten, um besser zuhören zu können. Ich hätte gar nicht so irritiert sein müssen. Ich hatte ihn vollkommen falsch verstanden und demzufolge auch falsch reagiert.
Ausgehend von dieser Erkenntnis habe ich wieder angefangen, mich mit unserer Wahrnehmung der Welt zu beschäftigen. Unsere Gedanken und Bewertungen der Dinge, die passieren oder auch nicht passieren, sind extrem kraftvoll. Das gilt gerade dort, wo wir mit eingefahrenen Glaubensmustern zu tun haben. "Weil A passiert ist, muss auch B passieren" oder "Weil C passiert ist, bin ich D", und so weiter. Das kann bis zu immer wieder kehrenden Gedankenkreiseln führen, die sich immer weiter steigern und aus denen wir (scheinbar!) keinen Ausweg mehr finden.
[b]Meditation[/b] kann helfen, sich der Gedanken, die man so mit sich herum trägt, bewusst zu werden. Man muss kein buddhistischer Mönch werden, um das zu lernen, nur ein wenig Neugierde mitbringen. Eine der am weitesten bekannten Schulen für westliche Interessierte ist die Mindfulness-Based Stress Reduction Meditation (MBSR), zu deutsch Achtsamkeitsmeditation, von Jon Kabat-Zinn. Dabei lernt man ganz allmählich, sich von seinen eigenen bewertenden Gedanken zu distanzieren. Auf eine ruhige, freundliche Art schaut man sich dann einmal an, was man denn da so denkt. Und dann lässt man diesen Gedanken wieder gehen. Man hält ihn nicht fest. Man füttert ihn nicht weiter. Man macht ihn nicht groß und weltfüllend. Man lässt ihn einfach gehen.
Es gibt viele Arten und Wege, sich der Meditation zu nähern. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch einen Kurs suchen, der auf eure persönlichen Gegebenheiten Rücksicht nimmt, oder euch andere stabilisierende Komponenten dazu aussuchen, mit denen ihr euch sicher und geborgen fühlt (schöne Düfte, ein Talisman, ein Krafttier...). Das geht bis hin zur traumasensiblen Anpassung der Meditationsvorschläge. Wenn ihr z.B. in der Meditation eingeladen werdet, die Augen zu schließen, und das für euch absolut gar nicht funktioniert, dann lasst sie offen. Wenn ihr nicht tief atmen möchtet, dann atmet eben so, wie es für euch geht. Und so weiter. Wenn ihr euch in der Umgebung oder der Übung nicht entspannen könnt, dann hilft sie euch nicht. Stellt das einfach in Ruhe fest und geht weiter.
Ich habe für mich früher festgestellt, dass es auch möglich ist, dass da gewisse emotionale Themen wieder hoch kommen, und habe deshalb von der Meditation erst einmal Abstand genommen, weil es mir zu viel wurde. Das kann passieren. Es ist immerhin ein gewisses In-sich-hinein-Lauschen. Deshalb nicht von Anfang an die große Erleuchtung erwarten oder bahnbrechende Erkenntnisse, lasst euren Gedanken Zeit, still zu werden, und überfordert euch nicht.
Wem das zu esoterisch klingt, und wer mit Körperarbeit gar nichts anfangen kann im Moment, der kann sich nach [b]Byron Katies "The Work"[/b] umschauen. Hier werden alle möglichen destruktiven Glaubenssätze mit vier einfachen Fragen hinterfragt und ausgehebelt. Ich habe viele Parallelen zur Meditation und der ihr innewohnenden Haltung darin gefunden.
[i][quote]Ich entdeckte, dass ich litt, wenn ich meinen Gedanken glaubte, aber dass ich nicht litt, wenn ich ihnen nicht glaubte und dass dies für jedes menschliche Wesen wahr ist. So einfach ist Freiheit. Ich habe entdeckt, dass Leiden freiwillig ist. Ich habe eine Freude in mir gefunden, die nie mehr verschwunden ist, nicht für einen einzigen Moment. Diese Freude ist in uns allen, immer. - Byron Katie[/quote][/i]
Und hier spricht sie nicht über das Leiden, das unvermeidlich oder bereits vorbei ist, sondern über das Leiden, das wir uns selbst zufügen, wenn wir ständig in demselben Zustand verbleiben, ihn uns immer wieder vor Augen holen, mit unseren Gedanken darum kreisen, und filmreife Dramen darum inszenieren, die wir, wenn wir es recht bedenken, eigentlich so gar nicht wollen und von ihnen lieber loskommen würden. Alles, was in Richtung Selbstsabotage geht, Bewertungen, verfestigte Glaubenssätze, unsere Ansichten von der Welt.
Falls du diesen Absatz gelesen haben solltest, dir einen Satz heraus gepickt hast und gedacht hattest: "Ich hab's ja doch gewollt, und dann sagt sie auch noch, dass das stimmt!", lies ihn noch einmal. Nun stelle ich dir Katies vier Fragen dazu. Frage dich selbst:
[quote]1. Ist das wahr?
2. Kann ich absolut sicher sein, dass das wahr ist?
3. Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?
4. Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?[/quote]
Viel mehr möchte ich hier gar nicht verraten. Wer suchet, der findet... ;)
liebe Grüße und gute Gedanken,
Lo