von aoi » Mo Dez 09, 2019 5:18 pm
Liebe Uschi,
ich würde vorher mit der Thera besprechen, was passiert, wenn du dissoziierst. Ebenso würde ich besprechen, woran sie erkennen kann, ob du dissoziierst und was dir hilft, wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen.
Meine Thera sagte mir ebenfalls, dass sie bei mehrfach komplex Traumatisierten nicht mit EMDR beginnt. Dennoch arbeiten wir konfrontativ und ich habe ihr z.B. Flashbacks in allen Kleinigkeiten und Gefühlslagen in der Ich-Perspektive aufgeschrieben. Damit arbeiten wir im Moment. Wir sprechen darüber und arbeiten auch mit Imaginationsübungen und konfrontativen Formen nach Reddemann und Bohus. Somit hatten wir eine Stabilisierungsphase, dennoch im Vergleich zu anderen relativ kurz. Dies ist darauf begründet, dass Bohus erforscht hat, dass sich SVV oder Suizidgedanken nicht verschlimmern, wenn direkt mit der schlimmsten Erinnerung angefangen wird. Bohus begründet es damit, dass auch bei scheinbar leichten Traumata schwere Traumata mit aufploppen – und dann ungefiltert und nicht gelenkt - wodurch sie im Nachgang oft nicht von uns richtig verbalisiert werden können und die Theras auch nicht darauf eingehen können bzw. schlechter darauf eingehen können. Resultat könnte sein, dass man sich damit alleine fühlt und es den Gedanken auslöst, dass man noch nicht mal mit den kleineren Dingen klar kommt; wie sollte man dann mit den schweren Dingen eine Aufarbeitung schaffen? Das ist deswegen so, weil eben nur mit der tatsächlich bearbeiteten Erinnerung gearbeitet wird und eben nicht die Dinge, die auf der emotionalen und gefühls-Ebene mit aufgekommen sind. Ich bin direkt in das bis dahin „schlimmste“ eingestiegen, wodurch für mich nichts (komplett) unerwartetes mit aufploppte und ich mich von ihr in meinen Gedanken, Gefühle und dann doch noch aufkommende Erinnerungen und Details unterstützt gefühlt habe. Dies hatte ebenfalls Bohus in seiner Studie belegt. Wenn ich in dieser Arbeit dissoziiere, holt sie mich immer wieder zurück.
Ich weiß nicht, ob das der Grund dafür ist, dass sie zur Zeit noch keinen EMDR macht. Aber ich erlebe es auch so, dass ich gerne alles wissen möchte und wenn ich die jetzigen Dinge erstmal alle einigermaßen integriert habe, werde ich sie nochmal fragen, ob und unter welchen Bedingungen EMDR sinnvoll ist.
Aber auch das ist natürlich total individuell. Einige möchten vlt die Dinge bearbeiten, zu denen sie bereits Zugang haben und die Therapie damit abschließen; mir würde das nicht reichen, da die Symptome ja trotzdem da sind und diese möchte ich reduzieren. Das geht bei mir nur durch Aufarbeitung und Wissen. Andernfalls könnte ich es nicht komplett akzeptieren und loslassen.
Ich würde EMDR auch nur bei einer Thera machen, die ich für qualifiziert halte und jemand, der Erfahrung hat. Ich habe auch von den EMDR-Richtungen gehört, die Imagica beschrieben hat. Da dies meine bisher noch nicht erwähnt hat, kann ich hierzu aber nichts sagen.
Es scheint auch unterschiedliche Herangehensweisen bei EMDR zu geben. Einige schreiben ja, dass sie nicht (viel) reden mussten, andere meinten, sie mussten schon reden. Ich würde es glaube ich so machen, dass ich parallel noch eine Stunde zum Reden hätte, falls doch noch etwas zum Vorschein kommen sollte, mit dem ich vorher nicht gerechnet hätte. Die Frage, ob man dann reden kann??? Da gehe ich ehrlich gesagt ziemlich pragmatisch mit um. Denn das Ziel von EMDR ist ja, die Gehirnhälften bzw. die verschiedenen Abspaltungen in unterschiedlichen Arealen miteinander zu integrieren. Da ich hierin keine Erfahrung habe, sehe ich dies erstmal rational wissenschaftlich und gehe davon aus, dass – wenn auch nicht unbedingt beim ersten Mal – aber irgendwann die Areale, in denen das Sprechen abgespeichert wurde, auch integriert sein werden müsste. Daher würde ich davon ausgehen, dass ich vielleicht Zeit zum Reden brauchen könnte, aber dass es irgendwann sowieso gehen wird und sich die Sprache integriert.
Hier wurden gerade ziemlich viele unterschiedliche Aspekte aufgegriffen und ich werde nicht auf alle eingehen können. Ich hoffe, dass ich aber zumindest ein bißchen was aufgegriffen habe.
LG Aoi
Liebe Uschi,
ich würde vorher mit der Thera besprechen, was passiert, wenn du dissoziierst. Ebenso würde ich besprechen, woran sie erkennen kann, ob du dissoziierst und was dir hilft, wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen.
Meine Thera sagte mir ebenfalls, dass sie bei mehrfach komplex Traumatisierten nicht mit EMDR beginnt. Dennoch arbeiten wir konfrontativ und ich habe ihr z.B. Flashbacks in allen Kleinigkeiten und Gefühlslagen in der Ich-Perspektive aufgeschrieben. Damit arbeiten wir im Moment. Wir sprechen darüber und arbeiten auch mit Imaginationsübungen und konfrontativen Formen nach Reddemann und Bohus. Somit hatten wir eine Stabilisierungsphase, dennoch im Vergleich zu anderen relativ kurz. Dies ist darauf begründet, dass Bohus erforscht hat, dass sich SVV oder Suizidgedanken nicht verschlimmern, wenn direkt mit der schlimmsten Erinnerung angefangen wird. Bohus begründet es damit, dass auch bei scheinbar leichten Traumata schwere Traumata mit aufploppen – und dann ungefiltert und nicht gelenkt - wodurch sie im Nachgang oft nicht von uns richtig verbalisiert werden können und die Theras auch nicht darauf eingehen können bzw. schlechter darauf eingehen können. Resultat könnte sein, dass man sich damit alleine fühlt und es den Gedanken auslöst, dass man noch nicht mal mit den kleineren Dingen klar kommt; wie sollte man dann mit den schweren Dingen eine Aufarbeitung schaffen? Das ist deswegen so, weil eben nur mit der tatsächlich bearbeiteten Erinnerung gearbeitet wird und eben nicht die Dinge, die auf der emotionalen und gefühls-Ebene mit aufgekommen sind. Ich bin direkt in das bis dahin „schlimmste“ eingestiegen, wodurch für mich nichts (komplett) unerwartetes mit aufploppte und ich mich von ihr in meinen Gedanken, Gefühle und dann doch noch aufkommende Erinnerungen und Details unterstützt gefühlt habe. Dies hatte ebenfalls Bohus in seiner Studie belegt. Wenn ich in dieser Arbeit dissoziiere, holt sie mich immer wieder zurück.
Ich weiß nicht, ob das der Grund dafür ist, dass sie zur Zeit noch keinen EMDR macht. Aber ich erlebe es auch so, dass ich gerne alles wissen möchte und wenn ich die jetzigen Dinge erstmal alle einigermaßen integriert habe, werde ich sie nochmal fragen, ob und unter welchen Bedingungen EMDR sinnvoll ist.
Aber auch das ist natürlich total individuell. Einige möchten vlt die Dinge bearbeiten, zu denen sie bereits Zugang haben und die Therapie damit abschließen; mir würde das nicht reichen, da die Symptome ja trotzdem da sind und diese möchte ich reduzieren. Das geht bei mir nur durch Aufarbeitung und Wissen. Andernfalls könnte ich es nicht komplett akzeptieren und loslassen.
Ich würde EMDR auch nur bei einer Thera machen, die ich für qualifiziert halte und jemand, der Erfahrung hat. Ich habe auch von den EMDR-Richtungen gehört, die Imagica beschrieben hat. Da dies meine bisher noch nicht erwähnt hat, kann ich hierzu aber nichts sagen.
Es scheint auch unterschiedliche Herangehensweisen bei EMDR zu geben. Einige schreiben ja, dass sie nicht (viel) reden mussten, andere meinten, sie mussten schon reden. Ich würde es glaube ich so machen, dass ich parallel noch eine Stunde zum Reden hätte, falls doch noch etwas zum Vorschein kommen sollte, mit dem ich vorher nicht gerechnet hätte. Die Frage, ob man dann reden kann??? Da gehe ich ehrlich gesagt ziemlich pragmatisch mit um. Denn das Ziel von EMDR ist ja, die Gehirnhälften bzw. die verschiedenen Abspaltungen in unterschiedlichen Arealen miteinander zu integrieren. Da ich hierin keine Erfahrung habe, sehe ich dies erstmal rational wissenschaftlich und gehe davon aus, dass – wenn auch nicht unbedingt beim ersten Mal – aber irgendwann die Areale, in denen das Sprechen abgespeichert wurde, auch integriert sein werden müsste. Daher würde ich davon ausgehen, dass ich vielleicht Zeit zum Reden brauchen könnte, aber dass es irgendwann sowieso gehen wird und sich die Sprache integriert.
Hier wurden gerade ziemlich viele unterschiedliche Aspekte aufgegriffen und ich werde nicht auf alle eingehen können. Ich hoffe, dass ich aber zumindest ein bißchen was aufgegriffen habe.
LG Aoi